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NACHRICHTEN<br />
an, seit April 2005 hat er die Professur für<br />
<strong>Mobile</strong> Arbeitsmaschinen am Karlsruher<br />
Institut für Technologie KIT inne.<br />
Im Vorfeld des Jubiläums führte die<br />
Redaktion <strong>Mobile</strong> <strong>Maschinen</strong> mit Professor<br />
Dr.-Ing. Marcus Geimer das folgende Exklusiv-Interview:<br />
„Zehn Jahre Mobima“ bietet die Gelegenheit<br />
zu einem Blick zurück; was war in<br />
dieser Zeit für Sie das technische<br />
Highlight, die Top-Innovation Ihres<br />
Instituts?<br />
01 Professor Dr.-Ing. Marcus Geimer (links) im Gespräch mit Michael Pfister<br />
(rechts), Chefredakteur der Fachzeitschrift <strong>Mobile</strong> <strong>Maschinen</strong><br />
gramme für Mehrkörpersimulationen<br />
(MKS), Hydraulik (konzentrierte Parameter),<br />
Elektrik (Zustandsform) und steuerungstechnische<br />
Fragen.<br />
Der Allrad-Akustik-Rollenprüfstand stellt<br />
eine wirtschaftlich effiziente Möglichkeit<br />
dar, Gesamtfahrzeuge unter ungestörten,<br />
vergleichbaren, reproduzierbaren und<br />
gleichzeitig sicheren Bedingungen zu betreiben<br />
und zu untersuchen. Folgende<br />
Prüfszenarien sind möglich:<br />
n Fahrwiderstands-Simulation/<br />
Fahr- Massensimulation;<br />
n Prüfablauf von Arbeitsspielen zur<br />
Temperatur-, Wirkungsgrad- und Kraftstoffverbrauchs-Messung;<br />
n Geräuschmessung unter Freifeldbedingung<br />
oder beschleunigte Vorbeifahrt;<br />
n Verhalten des Antriebsstranges beim<br />
Schalten und Reversieren, einschließlich<br />
NVH-Untersuchungen (Noise, Vibration,<br />
Harshness);<br />
n Antriebsstrangverspannungen bei Kurven-<br />
und Hügelfahrt mit 4-Rad-Antrieb;<br />
n Prüfung von Fahrerassistenzsystemen<br />
durch freie Vorgabe von Drehrichtung,<br />
Drehzahl oder Drehmoment pro Rad<br />
über externe Simulatoren bzw. Regler.<br />
Der Prüfstand ermöglicht Untersuchungen<br />
mit Fahrzeug-Antriebsleistungen bis<br />
4 x 300 kW (dauernd) und einer Zugkraft des<br />
Gesamtfahrzeugs bis 240 kN (dauernd)<br />
bzw. bis 440 kN (kurzzeitig). Die Fahrzeugmasse<br />
kann bis 56 t (beim Auffahren 40 t)<br />
betragen. Prüffahrzeuge mit 1 bis 4 angetriebenen<br />
Fahrzeugachsen (Tandemachsen)<br />
können untersucht werden. Die<br />
maximalen Prüflingsabmessungen betragen<br />
18 m Länge, 4 m Breite und 4,5 m Höhe.<br />
Radstände von 2050 bis 8000 mm und Fahrspurbreiten<br />
von 850 mm Innenkante bis<br />
3550 mm Außenkante sind möglich. Der<br />
Prüfstand verfügt über vier Laufrollen mit<br />
Synchron-Direktantrieben, die bis 450 kW<br />
Antriebs-/Bremsleistung pro Rad bzw. bis<br />
110 kN Zugkraft pro Rad (jeweils instationär<br />
30 s in 5 min) erzeugen. Eine Niederzug-<br />
Vorrichtung (2 x 10 t) ist vorhanden. Prüfgeschwindigkeiten<br />
bis 160 km/h sind möglich.<br />
Der Prüfstand gestattet eine temperierte<br />
Anströmung des Prüffahrzeugs mit<br />
maximal 180 000 m³/h auf einer Fläche von<br />
maximal 3 x 3 m. Die Akustikauskleidung<br />
entspricht Güteklasse 1, die untere Grenzfrequenz<br />
beträgt 50 Hz.<br />
Der Lehrstuhl für <strong>Mobile</strong> Arbeitsmaschinen<br />
ist in die fahrzeugtechnischen Aktivitäten<br />
des KIT eingebunden. Das KIT ist der im<br />
Rahmen der Exzellenzinitiative durchgeführte<br />
Zusammenschluss von Forschungszentrum<br />
Karlsruhe und Universität Karlsruhe<br />
(TH). So profitiert der Lehrstuhl uneingeschränkt<br />
von den Kompetenzen aus sämtlichen<br />
angelagerten Bereichen, wie<br />
z. B. der Mensch-Maschine-Interaktion, des<br />
Leichtbaus, des Mobilitätsumfelds oder der<br />
Elektrotechnik. Insgesamt verfolgt der<br />
Lehrstuhl Mobima mit seiner Ausrichtung<br />
einen interdisziplinären und ganzheitlichen<br />
Lösungsansatz.<br />
Professor Dr.-Ing. Marcus Geimer studierte<br />
<strong>Maschinen</strong>bau und Elektrotechnik<br />
an der RWTH Aachen. Dort promovierte er<br />
1995 auch. Anschließend war er bis ins Jahr<br />
2000 als Entwicklungsleiter bei der Firma<br />
Krupp Berco Bautechnik GmbH in Essen<br />
tätig, ehe er vier Jahre die Konstruktion und<br />
Kundenentwicklung bei der Bucher<br />
Hydraulics GmbH im Klettgau leitete. In<br />
dieser Zeit absolvierte er zudem ein Studium<br />
der Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität<br />
Hagen. 2004 trat er eine Professur<br />
an der Fachhochschule Konstanz im<br />
Fachbereich <strong>Maschinen</strong>bau/Mechatronik<br />
Mein persönliches Highlight in den vergangenen<br />
zehn Jahren ist kein technisches:<br />
Stiftungsunternehmen und Stiftungslehrstuhl<br />
haben es geschafft, ein<br />
Vertrauen aufzubauen, in dem Probleme<br />
offen diskutiert sowie innovative Ideen<br />
generiert und erforscht werden können.<br />
Auf Basis neuer, grundlagenorientierter<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse können<br />
anwendungsorientiert neue Ideen erarbeitet<br />
und Innovationen erzielt werden.<br />
Eine solche Basis finde ich extrem wichtig<br />
und auf ihr können wir sehr viel erreichen.<br />
Meine „Top-Innovation“ ist in den Köpfen<br />
entstanden: Kollegen, Studierende und<br />
Nicht-Fachleute sehen die mobilen Arbeitsmaschinen,<br />
und beispielhaft nennen<br />
möchte ich hier die landtechnischen<br />
<strong>Maschinen</strong>, als hoch innovativ an. Wurde<br />
früher nur abfällig über einen Traktor als<br />
Fahrzeug mit viel Stahl und alter Technik<br />
gesprochen, so leuchten die Augen der<br />
Studierenden heute, wenn Sie einen<br />
Traktor oder eine Baumaschine selbst<br />
fahren dürfen. Diese Begeisterung sollten<br />
wir pflegen, dann springt sie auch auf<br />
andere über.<br />
Was bietet das Mobima, was andere<br />
Forschungsstellen nicht bieten können?<br />
Das Mobima bietet den Studierenden eine<br />
praxisnahe Ausbildung in den grundlegenden<br />
Methoden und der Anwendung mit<br />
einem Fokus auf den mobilen Arbeitsmaschinen.<br />
Die Basis wird dabei mit Vorlesungen<br />
wie z. B. der Fluidtechnik oder den<br />
CAN-Bus-Systemen gelegt. Spezifische<br />
Vorlesungen wie z. B. die <strong>Mobile</strong>n Arbeitsmaschinen<br />
oder die Antriebstechnik für<br />
mobile Arbeitsmaschinen sind mir so an<br />
anderen Hochschulen nicht bekannt. Unterstrichen<br />
wird die praxisnahe Ausbildung<br />
durch zwei Lehrbeauftragte aus der<br />
Industrie.<br />
Mit der Unterstützung des Landes Baden-<br />
Württemberg, des Bundes, des KITs und<br />
nicht zuletzt der Industrie konnte der Stiftungslehrstuhl<br />
zusammen mit den anderen<br />
Kollegen des Instituts für Fahrzeugsystemtechnik<br />
(FAST) Gelder zum Aufbau<br />
einer einzigartigen Forschungsinfrastruktur<br />
einwerben.<br />
<strong>Mobile</strong> <strong>Maschinen</strong> 2/<strong>2015</strong> 15