Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im Ersten ...

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Inwieweit gibt diese Aussage die Realität in den Lagern treffend wieder? Das Schicksal
der Kriegsgefangenen nachzuzeichnen ist das Anliegen dieser Untersuchung. Ein
weißer Fleck in der Geschichtsschreibung wird dadurch gewissermaßen mit Leben
gefüllt.
Als eine der Hauptquellen dienen die Erlebnisberichte ehemaliger Kriegsgefangener.
Ferner werden zusätzliche Materialien, in erster Linie russische und deutschsprachige
Archivalien, herangezogen, anhand derer die Verläßlichkeit der Darstellung in den
Erlebnisberichten überprüft wird.
Als Maßstab für die Bewertung der Lebensbedingungen der Gefangenen in Rußland
werden zunächst die Bestimmungen des damals gültigen internationalen Rechts zur
Kriegsgefangenenbehandlung skizziert. Vor diesem Hintergrund werden dann die russischen
Vorschriften und deren reale Umsetzung in den Lazaretten, Lagern und an den
Arbeitsstellen der Gefangenen untersucht. Die Diskrepanz zwischen der Situation der
Mannschaften und der der Offiziere wird dabei herausgearbeitet. Bemerkenswerterweise
beklagten sich ausgerechnet die besser gestellten Offiziere besonders stark über
die Zustände.
Die äußere Situation der Gefangenen auf den Transporten, in den Lazaretten und den
Lagern wird nachgezeichnet. Bei der Beschreibung der Lager wird versucht, ein breites
Spektrum der äußeren Lebensbedingungen der Gefangenen zu erfassen. Es werden
zunächst grundlegende Punkte wie Unterbringung, Verpflegung, Krankheiten und
medizinische Versorgung und Behandlung durch Lagerkommandanten und Wachmann-
schaften betrachtet, daneben finden noch beispielsweise die Post, die Möglichkeiten des
religiösen Lebens in den Lagern und die Versorgung mit Nachrichten Aufmerksamkeit.
Besonderes Gewicht wird auf die unterschiedliche Behandlung der verschiedenen
Nationalitäten und von Offizieren und Mannschaften gelegt. Danach wird betrachtet,
wie sich im Rahmen dieser äußeren Bedingungen ihr Alltag gestaltete. Dazu gehören
die Tätigkeiten, mit denen sie ihre ‚Freizeit‘ ausfüllten (Sport, Chöre und Orchester,
Theater, Bildungskurse, Lagerzeitungen), und die Entwicklung der Beziehungen innerhalb
der Gefangenengemeinschaft, nämlich die Eigenorganisation, die Beziehungen
zwischen den Gefangenen allgemein sowie zwischen Offizieren und Mannschaften und
zwischen den Nationalitäten als Sonderfälle. An diesen Komplex schließt sich die Frage
nach der inneren Verarbeitung des Gefangenschaftserlebnisses an, wie es in den
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Gerald H. Davis, „Deutsche Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg in Rußland“ in Militärgeschichtliche
Mitteilungen, 31(1982), S. 37-49, S. 37.