Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im Ersten ...

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seien sie gerettet worden. 1 Wiederholt sollen Soldaten, die sich ergeben hatten, auch
tatsächlich von den Russen niedergemacht worden sein. 2 Auch der Verfasser des bei
Gratzer abgedruckten Kriegstagebuchs wurde nach Angaben eines später heimkehrenden
Kameraden "... von den Russen gefangen, erschossen und in eine Brunnenzisterne
geworfen ..." 3 Der aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Infanterist Ernst
Grimm begründete am 5. 5. 1920 seinen Entschädigungsantrag gegen die russische
Regierung folgendermaßen: "Bei meiner Gefangennahme am 21. 6. 16 bei Milzk am
Stochod wurde mir durch sibirische Infanterie (Truppenteil nicht bekannt) meine Uhr
im Werte von 37 M, meine Uhrkette im Werte von 7 M ohne jegliche Bescheinigung
abgenommen.“ 4
Demgegenüber gaben von den 45 nach ihrer Heimkehr befragten Angehörigen des
XIII., württembergischen Armeekorps, deren Vernehmungsbögen überliefert sind, nur 5
an, bei ihrer Gefangennahme gänzlich ausgeplündert worden zu sein. 5 Ganz offensichtlich
sind also einige Kriegsgefangene tatsächlich bei der Gefangennahme ausgeplündert
worden, wenn auch längst nicht in dem Ausmaß, wie man nach den Erlebnisberichten
meinen könnte.
Offiziere berichten seltener von einer Beraubung an der Front, aber ebenso häufig von
einem gewalttätigen Vorgehen russischer Soldaten gegen sie. 6
Eine korrekte Behandlung wird in den Heimkehrermemoiren nur in ganz seltenen Fällen
erwähnt. 7
1 Siehe Wilhelm Benedix, Kriegsgefangen in Rußland. Kämpfe, Gefangennahme, Erlebnisse in der Gefangenschaft
und glückliche Flucht des Unteroffiziers Kreutz. Nach seinen Tagebuchblättern bearbeitet
und herausgegeben von Wilhelm Benedix, Minden 1917, S. 21.
2 Siehe Gustav Jungbauer, Kriegsgefangen, 2. Auflage, Budweis 1934, S. 20.
3 Robert Gratzer, Heimat bist du großer Söhne, Klagenfurt 1979, S. 38; siehe auch Walther Schulte vom
Brühl (Hg.), Schwert und Kosakenpeitsche. Erinnerungen an die mehr als 5jährige Kriegsgefangenschaft
des Fabrikarbeiters Christian Schmitt in Rußland, Kaukasien und Sibirien, Eberbach am Neckar [1921],
S. 14/5.
4 Bayrisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV, Kriegsarchiv, MKr 12771. In den Akten MKr 12 694-
12 785 ist eine Vielzahl solcher Vorkommnisse dokumentiert. Die Anträge gegen die russische Regierung
wegen Ausplünderung bei der Gefangennahme verlieren sich aber in denen gegen die französische, englische
und amerikanische wegen ähnlicher Begebenheiten.
5 Siehe HstA Stuttgart, M 77/1, Büschel 930.
6 Siehe Rudolf Demel, "Die moralischen Pflichten des Arztes in der Kriegsgefangenschaft" in Burghard
Breitner (Hg.), Ärzte und ihre Helfer im Weltkriege 1914-1918 (Helden im weißen Kittel). Apotheker im
Weltkriege, Wien 1936, S. 391-403, S. 391; Wolfgang Müller, Aus Rußland entflohen, in Rumänien gefangen,
Bukarest; Leipzig 1918, S. 8; Herbert Volck, Die Wölfe. 33 000 Kilometer Kriegsabenteuer in
Asien, 2. Ausgabe Berlin 1936 (1. Ausgabe: Berlin 1918), S. 15.
7 Siehe Julius Meier-Gräfe, Der Tscheinik, Berlin 1918, S. 11-30; Benedikt Späth, Als Kosak und Matrose
unter Koltschaks Fahne in Sibirien. Eigenerlebtes und Erschautes von Benedikt Späth, ehemaliger
Sergeant der Koltschak-Marine in Sibirien, Konstanz 1925, S. 7-9; Stoß, S. 35; Sincerus Vernalis, Vier
Jahre in Ostasien. Erinnerungen eines Kriegsgefangenen, Borsdorf bei Leipzig 1921, S. 1.