Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im Ersten ...

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kreuzhelfer in russische Gewalt geriet, hervor. Anregend ist auch die Lektüre des Tagebuchs
des Arztes Burghard Breitner 1 und der Romane des Schriftstellers Heimito von
Doderer 2 .
Die genannten Beispiele einer kritischen Reflexion der Erfahrungen in Rußland durch
einige Betroffene sollen aber nicht über das Niveau der über 100 anderen Werke ehemaliger
Gefangener hinwegtäuschen.
Mit nur wenigen Ausnahmen geben alle Autoren das Erlebnis von Krieg und Gefangenschaft
chronologisch wieder. Die Memoiren enden meist mit der Rückkehr des Betroffe-
nen in die Heimat. Nur in wenigen Fällen wird das Schicksal nach der Heimkehr noch
thematisiert. 3
Die Intention des Autors läßt sich in der Regel bereits am Vorwort des Buches ablesen.
Nach Kriegsende erschienene Bücher rühmen immer wieder das Beispiel der Kamerad-
schaft, das Gemeinschaftserlebnis der Gefangenschaft als Vorbild für die nationale Wiedergesundung
des deutschen Volkes. Während des Krieges veröffentlichte Werke sind
hingegen von Durchhalteparolen geprägt – das deutsche Wesen soll einem Heer von
Feinden trotzen. In mehreren Büchern, die in der Zeit des Dritten Reiches publiziert
wurden, wird die Leistung Hitlers, die Heimat, also Deutschland, vor dem Grauen der
Sowjetherrschaft gerettet zu haben, hervorgehoben. 4 Als das hervorstechendste und auf
seine Art gelungenste Beispiel für die Erlebnisberichte kann das schriftstellerische Werk
Edwin Erich Dwingers gelten.
In beinahe allen Büchern werden die russische Landschaft und die angeblichen und
wirklichen russischen Sitten und Gebräuche geschildert. Oft lassen sich die Autoren zu
generalisierenden Aussagen über die ‚russische Volksseele‘ hinreißen, die stereotyp
wiederkehren und überwiegend negativ gefärbt sind.
Den Erlebnisberichten eng verwandt sind die autobiographischen Romane, die von ehe-
maligen Gefangenen verfaßt wurden. Unter dem zeitgenössischen Publikum fanden die
1
Siehe Burghard Breitner, Unverwundet gefangen. Aus meinem sibirischen Tagebuch, Wien; Berlin;
Leipzig; München 1921.
2
Siehe Heimito von Doderer, Das Geheimnis des Reichs, Wien 1930; Ders., Der Grenzwald, 2.
Ausgabe, München 1995 (Original: Roman No. 7. Zweiter Teil. Der Grenzwald. Fragment, München
1967); Ders., Die Sibirische Klarheit. Texte aus der Gefangenschaft. Hg. von Wendelin Schmidt-Dengler
und Martin Loew-Cadonna, München 1991; Ders., Die Wiederkehr der Drachen.
Aufsätze/Traktate/Reden. Hg. von Wendelin Schmidt-Dengler, München 1970.
3
Siehe beispielsweise Fritz von Forell, Wir vom verlorenen Haufen. Ein Schicksalsbuch aus Kriegs- und
Nachkriegszeit, Minden [1936].
4
Siehe beispielsweise A[lexander] G[ustav] Martin, Mother Country, Fatherland. The Story of a British-
Born German Soldier, London 1936, S. 389.