Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im Ersten ...

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2.1 Zum Zeitpunkt der Gefangennahme
Bei der Betrachtung des Zeitpunktes der Gefangennahme fallen einige Ereignisse ins
Auge.
Während die deutsche Armee in den Schlachten von Tannenberg vom 26.-30. August
1914 und an den Masurischen Seen vom 6.–15. September 1914 die russische Bedrohung
Ostpreußens abwehren konnte, 1 scheiterte die Angriffsbewegung der Österreicher
nach Norden. Die Russen konnten ihnen bereits Ende August und Anfang September
eine Reihe von Niederlagen zufügen, unter anderem die zweite Schlacht von Lemberg,
in der 100 000 Angehörige der k.u.k. Armee gefangengenommen worden sein sollen. 2
Danach fiel ganz Galizien mit Lemberg und Krakau in die Hände der Russen. 3 Schließ-
lich stockte der russische Vormarsch in den Karpatenpässen, von denen in erster Linie
der Duklapaß Berühmtheit erlangte.
Ab dem 28. 9. begann die neugebildete 9. deutsche Armee mit ihrer Offensive auf russisch-polnisches
Territorium. Ihr XVII. Armeekorps stand am 12. 10. in der Nähe von
Warschau, während das XX. Armeekorps in Richtung der Festung Ivangorod vorrückte.
Das russische Oberkommando konzentrierte starke Truppen bei Warschau, die sich
erfolgreich dem deutschen Vordringen widersetzten.
Am 11. 11. erneuerte die 9. Armee ihren Angriff, woraufhin vom 22.–24. 11. starke
Kräfte, ihr XXV. Reservekorps, bei Lodz eingeschlossen wurden. Mangelnde Koordination
bei den russischen Streitkräften hatte zur Folge, daß die Eingeschlossenen sich
zum Gros der 9. Armee durchschlagen konnten. Erstmals geriet aber eine große Zahl
von reichsdeutschen Soldaten in russische Gefangenschaft. 4 Die sowjetischen Militärhi-
k.u.k. Armee in Rußland 1, 4 mio. Slawen, 500 000 Magyaren und 200 000 Deutschösterreicher, siehe
Hans Hautmann, Geschichte der Rätebewegung in Österreich 1918-1924, Wien; Zürich 1987, S. 177. Der
amerikanische Historiker Davis nennt eine Zahl von 450 000 Österreichern, die Deutsch als ihre erste
Sprache redeten, siehe Davis, Amateur Writers, S. 91, siehe mit derselben Zahl auch Willy von Lersner,
„Die Sammlung der Kriegsgefangenen“ in Deutsche Kriegsopferversorgung, 7. Jg. Dezember 1938,
Folge 4, S. 14/5, S. 14.
1
Siehe Rudolf Frantz, „Der Sommerfeldzug in Ostpreußen 1914“ in M[ax] Schwarte: Der große Krieg
1914-1918 in zehn Bänden, Bd. 1, Der deutsche Landkrieg. Erster Teil, Leipzig 1921, S. 277-388, S.
298-318, 320-333.
2
Siehe Helmut Otto; Karl Schmiedel, Der erste Weltkrieg. Militärhistorischer Abriß, vierte, berichtigte
Auflage, Berlin [Ost] 1983, S. 90.
3
Siehe Josef Metzger, „Der Krieg 1914 gegen Rußland“ in Schwarte, Bd. 5, Der österreich-ungarische
Krieg, Leipzig 1922, S. 22-53, S. 32-8; Norman Stone, The Eastern Front 1914-1917, London 1975, S.
81-91, Ward Rutherford, The Tsar`s War. The Story of the Imperial Russian Army in the First World
War, Cambridge 1992, S. 59-69.
4
Siehe Jean-Pierre Cartier, Der erste Weltkrieg 1914-1918, München 1984, S. 207-10; Friedrich Imanuel,
„Der Krieg im Herbst und Winter im Osten“ in Schwarte, Bd. 1, S. 452-535, S. 462-507; Rutherford, S.
76-79, 83-87.