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Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im Ersten ...

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33<br />

Grodno, Kiew und Warschau üblich, die Gefangenen durch die Straßen zu führen und<br />

auf öffentlichen Plätzen warten zu lassen, um sie dem Volk zu präsentieren und dessen<br />

Besch<strong>im</strong>pfungen auszusetzen. 1<br />

3.1.3 Der Eisenbahntransport <strong>in</strong>s Innere <strong>Rußland</strong>s<br />

Wenn die Gefangenen an den Eisenbahnstationen, wo sie verladen werden sollten, angekommen<br />

waren, mußten sie nach den Schil<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den Memoiren oft lange auf<br />

die Abfahrt warten, wie<strong>der</strong> bei schlechter o<strong>der</strong> fehlen<strong>der</strong> Unterbr<strong>in</strong>gung und Verpflegung.<br />

<strong>Die</strong> Mannschaftsangehörigen kamen <strong>in</strong> Güter- und Viehwaggons, die Tepluški. In <strong>der</strong>en<br />

Mitte stand e<strong>in</strong> Ofen, an den Seiten waren zweistöckige Holzpritschen angebracht, auf<br />

denen die Gefangenen schlafen sollten. Kle<strong>in</strong>e Fenster unter dem Dach gaben e<strong>in</strong> spärliches<br />

Licht. 2 <strong>Die</strong> Wachen, meist 4 Mann, waren ebenfalls <strong>in</strong> den Tepluški unterge-<br />

bracht. Vorgesehen waren diese für max<strong>im</strong>al 40 Mann, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Erlebnisberichten<br />

wird aber von <strong>der</strong> Unterbr<strong>in</strong>gung von 50 bis 60 Mann geschrieben, was dazu geführt<br />

habe, daß die Gefangenen teilweise auf dem Boden schlafen mußten. 3<br />

Der amerikanische Historiker Davis bemerkt hierzu: „Mit dünnen Holzwänden und nur<br />

vier kle<strong>in</strong>en Luftlöchern über den Pritschen waren diese Wagen <strong>im</strong> Sommer unerträglich<br />

heiß und <strong>im</strong> W<strong>in</strong>ter bitterkalt.“ 4<br />

In den Waggons seien ke<strong>in</strong>e Toilettenanlagen e<strong>in</strong>gerichtet gewesen, so daß die Notdurft<br />

durch die geöffnete Wagentür des fahrenden Zuges verrichtet werden mußte. 5<br />

Oft beschweren sich die Autoren über mangelnde Sauberkeit, Ungeziefer und unzureichende<br />

Lüftung <strong>in</strong> den Waggons. Zurückgeführt wird dies auf die Tatsache, daß dort<br />

vorher russische Truppen gefahren seien.<br />

1 Siehe Benedix, S. 26, 28/9; Breitner, Unverwundet, S. 77/8, E<strong>in</strong>trag vom 10. 9. 1914; Hittmair, S. 3;<br />

Köstenberger, Sechs Jahre, S. 5; Müller, S. 17/8, 22/3. Müller beschreibt den Marsch se<strong>in</strong>er Gruppe<br />

durch Grodno folgen<strong>der</strong>maßen: „E<strong>in</strong> riesiger Pöbelhaufen lief vor und neben uns her. Man besch<strong>im</strong>pfte<br />

uns, spie vor uns aus und hätte uns mit Ste<strong>in</strong>en beworfen, wenn die Polizei es nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t hätte.“<br />

Müller, S. 23<br />

2 Siehe Brändström, S. 43.<br />

3 Siehe Leopold Ehrenste<strong>in</strong>, Der Fall <strong>der</strong> Festung Przemysl. Der sibirische Engel Elsa Brandström.<br />

Bearbeitet von Emil Portisch, Bratislava 1937, S. 35.<br />

4 Davis, Deutsche Kriegsgefangene, S. 38.<br />

5 Siehe Siutz, S. 20/1

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