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Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im Ersten ...

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31<br />

Offiziere erwähnen regelmäßig die freundliche Behandlung durch russische Offiziere,<br />

oft Deutschbalten, bei diesen Frontstäben. <strong>Die</strong> Russen luden ihre fe<strong>in</strong>dlichen<br />

Ranggenossen zum Essen und Rauchen e<strong>in</strong> und versuchten, sie zu trösten. 1 Der <strong>in</strong><br />

Kurland <strong>im</strong> Mai 1915 gefangene Leutnant Müller wurde <strong>in</strong> Wexnie gar von e<strong>in</strong>em<br />

General, e<strong>in</strong>em Divisionskommandeur, bewirtet. 2<br />

Für die gefangenen Ärzte und als sonstiges Sanitätspersonal beschäftigten Personen<br />

galten nach den <strong>in</strong>ternationalen Konventionen beson<strong>der</strong>e Regeln. Sie dachten, sie<br />

würden nach <strong>der</strong> Gefangennahme wie<strong>der</strong> über die Front ausgetauscht. Erst <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Folgezeit erfuhren sie, daß sie mit e<strong>in</strong>em längeren Aufenthalt <strong>in</strong> <strong>Rußland</strong> rechnen<br />

müßten. 3 Hierauf wird unten näher e<strong>in</strong>gegangen.<br />

3.1.2 Marsch <strong>in</strong>s H<strong>in</strong>terland<br />

Bei den Stäben verblieben die Gefangenen nur kurze Zeit. In <strong>der</strong> Regel wurden hier<br />

größere Marschkolonnen mit e<strong>in</strong>er Stärke von 400 bis zu 2000 Mann formiert, die dann<br />

während des Marsches oft noch aufgestockt wurden. 4 Der Weg führte sie <strong>in</strong>s H<strong>in</strong>terland<br />

bis zu e<strong>in</strong>er Eisenbahnstation, von wo aus sie den Transport <strong>in</strong>s Innere <strong>Rußland</strong>s<br />

antraten. <strong>Die</strong>ser Marsch dauerte von e<strong>in</strong>igen Tagen bis zu mehreren Wochen. <strong>Die</strong> fol-<br />

gende Darstellung <strong>der</strong> schwedischen Rotkreuzschwester Brändström kann als Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> Beschreibungen <strong>der</strong> Märsche <strong>in</strong> den Erlebnisberichten gelten: „Unverwundete<br />

und Leichtverletzte, <strong>der</strong>en Wunden nicht am Marschieren h<strong>in</strong><strong>der</strong>ten, wurden<br />

gesammelt. Dann begann unter starker Bewachung <strong>der</strong> Fußmarsch nach <strong>Rußland</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>,<br />

und oft mußten täglich 20-30 km während mehrerer Wochen zurückgelegt werden,<br />

bevor e<strong>in</strong> Bahntransport möglich wurde.<br />

Je weiter ab von <strong>der</strong> Front die Gefangenen auf ihrem Marsche kamen, desto strenger<br />

und rücksichtsloser war die Behandlung. Wie Herdenvieh wurden sie vorwärtsgetrie-<br />

1<br />

Siehe beispielsweise Müller, S. 10-16; Brändström, S. 8.<br />

2<br />

Siehe Müller, S. 13/4.<br />

3<br />

Siehe Burghard Breitner, Unverwundet, S. 102, E<strong>in</strong>trag vom 17. 10. 1914; Waldemar Goldschmidt,<br />

„Plennyärzte“ <strong>in</strong> Breitner, Ärzte, S. 463-467, S. 463; Anton Hittmair, Dreie<strong>in</strong>halb Jahre <strong>in</strong> russischer<br />

Gefangenschaft, Innsbruck [1918], S. 3; Hermann Hornung, „Von den russischen Kollegen“ <strong>in</strong> Breitner,<br />

Ärzte, S. 414-418, 414/6; Fritz Hutter <strong>in</strong> Breitner, Ärzte, S. 443-452, S. 443; Meier-Gräfe, Tsche<strong>in</strong>ik, S.<br />

18/9, 29, 61, 117-119.<br />

4<br />

Siehe Rudolf Köstenberger, Sechs Jahre <strong>in</strong> Turkestan, Graz [1923], S. 4.

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