Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im Ersten ...

I. Gefangenenbehandlung vor der Oktoberrevolution
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1.0 Die internationalen Vereinbarungen zur Kriegsgefangenenbehandlung
und die russischen Vorschriften
Die Stellung der Kriegsgefangenen nach internationalem Recht wurde bereits in frühe-
ren Untersuchungen, teilweise schon während des Ersten Weltkriegs, gründlich
erforscht. 1 Die Ergebnisse dieser Forschungen sollen deshalb hier nur kurz referiert
werden. Zu Beginn des Krieges galt als internationales Recht die Haager Landkriegsordnung,
die 1907 auf der 2. Haager Friedenskonferenz von beinahe allen späteren
kriegführenden Staaten unterschrieben wurde. 2 Die grundlegenden Bestimmungen
enthält Artikel 7, wo es heißt: „In Ermangelung einer besonderen Verständigung
zwischen den Kriegführenden sind die Kriegsgefangenen in Beziehung auf Nahrung,
Unterkunft und Kleidung auf demselben Fuße zu behandeln wie die Truppen der
Regierung, die sie gefangen genommen hat.“ 3
Der Arbeit von Kriegsgefangenen wurden ebenfalls einige Artikel gewidmet. Weitere
Abschnitte regeln die Organisation und Arbeit von Hilfseinrichtungen für die Gefangenen
(Artikel 14-16).
1 Siehe beispielsweise: Fritz Jonas, Die rechtliche Stellung der Kriegsgefangenen, Diss. Greifswald 1918;
Albert Lemoine, Les conventions internationales sur le régime des prisonniers de guerre, Paris 1917;
Franz Scheidl, Die Kriegsgefangenschaft von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Eine völkerrechtliche
Monographie, Berlin 1943; Weißbuch, enthaltend eine Zusammenstellung der Vereinbarungen
zwischen Deutschland und den feindlichen Staaten über die beiderseitigen Kriegs- und Zivilgefangenen,
Berlin [1917].
Daneben erschienen noch während des Ersten Weltkriegs und in der Zwischenkriegszeit eine große Zahl
von Zeitschriftenaufsätzen zum Thema, beispielsweise: A. Ghiron, „Völkerrechtliche Grundlagen der
Staatsgewalt gegenüber Kriegsgefangenen“ in Blätter für vergleichende Rechtswissenschaft (Berlin),
11(1915), S. 29-33, 123-127; F. Kitzinger, „Flucht der Kriegsgefangenen in militärrechtlicher Beurteilung“
in Leipziger Zeitschrift für deutsches Recht, 9(1915), S. 1193-98; Wilhelm Knorr, „Entlassung
Kriegsgefangener gegen Ehrenwort in alter und neuer Zeit“ in Die Grenzboten, 75(1916), Viertes Vierteljahr,
Nr. 47, S. 233-44; Rissom, „Bestrafung Kriegsgefangener wegen völkerrechtswidriger Kriegshandlungen“
in Archiv für Strafrecht und Strafprozeß, 63(1916), S. 379-87; Stoike, „Die Behandlung der
Kriegsgefangenen nach internationalem Kriegsrecht“ in Zeitschrift für Heeresverwaltung, 2(1937), S.
203-34; Thomsen, „Völkerrechtliche Stellung der Kriegsgefangenen“ in Gesetz und Recht, 17(1916), S.
427; Julius von Wlassics, „Die Kriegsgefangenen und das internationale Recht“ in Zeitschrift für Völkerrecht,
9(1916), S. 275-80.
2 Die Kriegsgefangene betreffenden Artikel sind vollständig in Scheidl, S. 74-76 zu finden.
3 Scheidl, S. 75.