Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im Ersten ...

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In der Zwischenkriegszeit erschienen drei wissenschaftliche Arbeiten zu Spezialaspekten
der Gefangenschaft. 1 Diesen Arbeiten liegt jeweils eine breite Quellenbasis zugrunde,
auf die heute leider nicht mehr zurückgegriffen werden kann. Abgesehen von
Pörzgen ist ihre Sichtweise aber von der aktuellen politischen Situation bestimmt, da sie
nach 1933 erschienen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden lange Zeit keine Untersuchungen zu den Kriegsgefangenen
des Ersten Weltkriegs in Rußland veröffentlicht. In den sechziger Jahren
wurden in Österreich zwei maschinenschriftliche Dissertationen zu Einzelfragen verfaßt.
2 Sie scheinen aber kein starkes Echo in der Forschung gefunden zu haben.
Als erster westlicher Forscher trat der amerikanische Historiker Gerald H. Davis ab
Anfang der achtziger Jahre mit einigen Aufsätzen zu diesem Thema hervor. 3 Diese
basieren zwar auf einem breiten Spektrum von Quellen, größtenteils auf Erlebnisberichten,
bleiben aber meist bei sehr allgemeinen Aussagen stehen, die zudem durch die
antirussische Tendenz der Quellen beeinflußt sind. Das Buch von Richard B. Speed 4
stützt sich ausschließlich auf amerikanisches Material und fügt den Veröffentlichungen
von Davis nur wenig Neues hinzu. Interessanterweise erschienen in den letzten Jahren
vier historische Diplomarbeiten von österreichischen Forscherinnen und Forschern, die,
1 Siehe Hans Bayer, Presse- und Nachrichtenwesen der im Weltkrieg kriegsgefangenen Deutschen, Berlin
1939; Hermann Pörzgen, Theater ohne Frau. Das Bühnenleben der kriegsgefangenen Deutschen 1914-
1920, Königsberg; Berlin 1933 (Dokumente zur Geschichte der Kriegsgefangenen des Weltkrieges.
Herausgegeben im Auftrage der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener e.V. von Joachim
Givens und Hans Jonas, Bd. 2); Karl Scharping, In russischer Gefangenschaft. Die kulturellen und wirtschaftlichen
Leistungen der deutschen Kriegsgefangenen in Rußland, Berlin 1939.
2 Siehe Inge Przybilovszki, Die Rückführung der österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen aus dem
Osten in den letzten Monaten der k.u.k. Monarchie. Diss. Wien 1965 [Masch.]; Otto Wassermair, Die
Meutereien der Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft bei den Ersatzkörpern der k.u.k. Armee
im Jahre 1918, Diss. Wien 1968 [Masch.], 2 Bände.
3 Siehe Gerald H. Davis, „Deutsche Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg in Rußland“ in Militärgeschichtliche
Mitteilungen (Freiburg), 31(1982), S. 37-49; Ders., „The Life of Prisoners of War in Russia
1914-1921“ in Samuel R. Williamson Jr.; Peter Pastor (ed.): Essays on World War I: Origins and Prisoners
of War, New York 1983, S. 163-197 (Atlantic Studies. Brooklyn College Studies on Society in
Change, No. 14. War and Society in East Central Europe, Vol. 5); Ders., „National Red Cross Societies
and Prisoners of War in Russia 1914-18“ in Journal of Contemporary History (London), 28(1993), S. 31-
52; Ders., „Prisoners of War in Twentieth-Century War Economies“ in Journal of Contemporary History
(London), 12(1977), S. 623-634; Ders., „Prisoner of War Camps as Social Communities in Russia:
Krasnoyarsk 1914-1921“ in East European Quarterly (Boulder/Colorado), 21(1987), S. 147-163; Ders.,
„Resort to Eloquence: Amateur Writers of German in Russian Prisoner of War Camps 1914-1921“ in
Germano-Slavica (Waterloo/Ontario), 5(1986), Nr. 3, S. 89-105; Ders., „Sport in Siberia 1917: A Rare
Document“ in Journal of Sport History, 8(1981), S. 111-114.
4 Siehe Richard B. Speed III, Prisoners, Diplomats and the Great War. A Study in the Diplomacy of
Captivity, New York; Westport/Connecticut; London 1990 (Contributions in Military Studies 97). Das
Kapitel über Rußland befindet sich auf S. 107-122