DER KONSTRUKTEUR 1-2/2017
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KLARTEXT<br />
ERGONOMIE IN <strong>DER</strong><br />
KONSTRUKTION –<br />
WAS BEDEUTET DAS FÜR SIE?<br />
DR.-ING. CHRISTOPH MÜLLER<br />
Geschäftsführer CADFEM GmbH, Grafing bei München<br />
Die „nutzerzentrierte virtuelle Produktentwicklung“ rückt mehr und mehr in<br />
den Fokus der Konstrukteure. Denn in Zeiten steigender Diversifizierung der<br />
Nachfrage bezüglich der Produktanforderungen genügen schon feine<br />
Nuancen bei der Produktgestaltung, um beispielsweise das Komfortempfinden<br />
positiv zu beeinflussen. Mit einem digitalen Menschmodell sind wir in<br />
der Lage, virtuell in den menschlichen Körper hineinzublicken und anhand<br />
von Muskelaktivitäten und Gelenkkräften abzuschätzen, welche Produktauslegung<br />
optimal wäre. Mit der Simulation lassen sich Vorhersagen über<br />
die zu erwartenden Muskel- bzw. Gelenkbelastungen bei der Nutzung eines<br />
Produkts treffen. Diese Vorhersagen können bei der Festlegung von generellen<br />
Konzepten berücksichtigt werden, z. B. bei der Fahrzeugraumgestaltung.<br />
Der große Vorteil liegt darin, dass die Vorhersagen auf digitalen Menschmodellen<br />
beruhen und schon in frühen Phasen der virtuellen Produktentwicklung<br />
zur Verfügung stehen, also vor dem Bau erster Prototypen.<br />
Musste sich früher der<br />
Mensch an die Maschine<br />
anpassen, verlangt heute<br />
schon die Maschinenrichtlinie<br />
das Gegenteil:<br />
Maschinen müssen<br />
demnach so konstruiert<br />
sein, dass die Personen<br />
ergonomisch gut daran<br />
arbeiten können. Doch<br />
Ergonomie in der<br />
Konstruktion ist ein<br />
weites Feld. Was sagen<br />
Komponenten-Hersteller,<br />
Softwareanbieter und die<br />
Berufsgenossenschaft<br />
dazu? Wir haben<br />
nachgefragt.<br />
DIGITALE MENSCH-<br />
MODELLE SIND GUTE<br />
HILFSMITTEL<br />
FEEDBACK ALLER<br />
NUTZERGRUPPEN<br />
BERÜCKSICHTIGEN<br />
SPECIAL<br />
JOCHEN ECKARDT<br />
Mitarbeiter in der Abteilung Gesundheitsschutz der Berufsgenossenschaft Holz und Metall, BGHM, Mainz<br />
Das Thema Ergonomie ist im Hinblick auf Anforderungen des Arbeitsschutzgesetzes und<br />
zugeordneter Verordnungen wie auch der Ökonomie zunehmend zu berücksichtigen.<br />
Ergonomische Arbeitsmittel tragen zu optimierter physischer und psychischer Belastung und<br />
Leistungsfähigkeit der Beschäftigten bei. Für Betreiber ist die ergonomische (Um-)Gestaltung<br />
von Arbeitssystemen in der Nutzungsphase wesentlich teurer, als bei einer entsprechenden<br />
Berücksichtigung bspw. während der Konzeption/-Planungsphase. Die bedienungs-,<br />
montage- und instandhaltungsgerechte Gestaltung sind bei der Konstruktion ergonomischer<br />
Arbeitsmittel und Maschinen wesentliche Ziele und bei steigendem Altersdurchschnitt der<br />
Belegschaft auch die alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung. Diese Prinzipien müssen<br />
auch bei der Industrie 4.0 umgesetzt werden. Konstrukteure benötigen neben technischer<br />
Expertise auch Wissen über menschengerechte Gestaltung von Arbeitsmitteln und -systemen.<br />
Dabei sollte auch das Feedback aller Nutzergruppen Berücksichtigung finden. Die<br />
gesetzlichen Unfallversicherungsträger beraten Konstrukteure zu Fragen der Sicherheit und<br />
Gesundheit bei der Arbeit. Praxisnahe Fachinformationen und Lehrunterlagen bietet z. B.<br />
„KAN-Praxis-Module: Ergonomie lernen“ (https://ergonomie.kan-praxis.de/das-projekt/).<br />
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