11.12.2012 Aufrufe

Medien im Systemvergleich - Eine ordnungsökonomische Analyse ...

Medien im Systemvergleich - Eine ordnungsökonomische Analyse ...

Medien im Systemvergleich - Eine ordnungsökonomische Analyse ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ähnlichkeit der Rundfunkordnungen weltweit zu erwarten, weil die Auswahl und<br />

Gestaltung einer solchen Ordnung in diesem Verständnis vorwiegend aus rationalen und<br />

ökonomischen Motiven vollzogen würde.<br />

Aus diesem Sachverhalt resultiert ein fünftes Ordnungsproblem, bei dem es um die<br />

Wirkungspotentiale von Ordnungspolitik in modernen Gesellschaften <strong>im</strong> allgemeinen<br />

und <strong>im</strong> Bereich der elektronischen <strong>Medien</strong> <strong>im</strong> besonderen geht. Das fünfte<br />

Ordnungsproblem bezieht sich auf zwei unterschiedliche D<strong>im</strong>ensionen, nämlich erstens<br />

auf das Erkenntnisproblem und zweitens auf das Umsetzungsproblem. Mit dem<br />

Erkenntnisproblem ist die grundsätzliche Schwierigkeit von Theoriebildung in der<br />

<strong>ordnungsökonomische</strong>n Forschung angedeutet. Wie ist der Gehalt medienökonomischer<br />

Standardmodelle zur Erklärung realer Rundfunkordnungen einzuschätzen? Wie weit<br />

sind die bestehenden Theorien um außerökonomische Faktoren zu ergänzen? Wenn<br />

etwa Weltanschauungen, Ideologien, Menschenbilder und Staatsverständnisse,<br />

Traditionen oder auch religiöse Prägungen eine „ordnende Potenz“ (Eucken 1952/90)<br />

und prägende Bedeutung für die Entwicklung einer Wirtschaftsordnung haben, dann<br />

sind diese in einer systemvergleichenden <strong>Analyse</strong> herauszuarbeiten. Bei diesem<br />

erweiterten Erklärungsversuch besteht jedoch die Gefahr, daß die kulturellen<br />

Einflußfaktoren als Elemente des „Datenkranzes“, wie Eucken sie bezeichnet, als ad<br />

hoc-Erklärungen verwendet werden. Um dies zu vermeiden, ist eine systematische und<br />

nachvollziehbare <strong>ordnungsökonomische</strong> Vorgehensweise zu entwickeln. Es geht also<br />

um die Erkenntnis der entscheidenden Faktoren für die Entstehung und den Wandel<br />

von Ordnungen, und zwar ganz speziell mit Bezug auf die Rundfunkordnung.<br />

Die zweite D<strong>im</strong>ension des Ordnungsproblems ist die Umsetzung. Welche<br />

ordnungspolitischen Handlungspotentiale existieren in einer offenen <strong>Medien</strong>ordnung,<br />

die zunehmend international verflochten ist, und zwar sowohl auf der Anbieterseite als<br />

auch bezüglich des Nachfrageverhaltens der Rezipienten? Offensichtlich besteht be<strong>im</strong><br />

Umsetzungsproblem ein unmittelbarer Anknüpfungspunkt an das Erkenntnisproblem,<br />

denn <strong>im</strong>merhin ist eine ordnungspolitische Handlungsempfehlung und Reformoption<br />

für bestehende Rundfunkordnungen zwingend an eine theoretische Orientierung<br />

geknüpft, also an eine Erkenntnis der Anreiz- und Kontrollmechanismen alternativer<br />

Rahmenbedingungen. In dem Maße, wie außerökonomische Einflußfaktoren Relevanz<br />

besitzen oder an Geltung gewinnen, müssen sie bei einer ordnungspolitischen<br />

Handlungsempfehlung an die politischen Entscheidungsträger berücksichtigt werden.<br />

Zudem ist festzustellen, daß sich die normativen Grundlagen der <strong>Medien</strong>politik, wie<br />

Jarren (1999, S. 51) betont, vollständig gewandelt haben. <strong>Medien</strong>politik war vormals<br />

aufs engste mit kultur- und integrationspolitischen Zielen eines Landes verknüpft und<br />

unmittelbar Gegenstandsbereich nationalstaatlicher Handlungskompetenz. Durch die<br />

fortschreitende Internationalisierung des Handels und der Dienstleistungen, den<br />

gleichzeitigen Abbau von Zoll- und Handelsschranken <strong>im</strong> Rahmen der WTO-<br />

Verhandlungen sowie durch die technischen Entwicklungen haben sich diese<br />

Zuordnungen jedoch nachhaltig verändert. <strong>Medien</strong>ordnungspolitik verlagert sich in<br />

zunehmender Weise in übernationale Entscheidungszirkel und entzieht sich<br />

einzelstaatlicher Regelungskompetenz. Selbst autoritären Staaten gelingt es <strong>im</strong>mer<br />

12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!