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Medien im Systemvergleich - Eine ordnungsökonomische Analyse ...

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solchen Vorgehensweise in einigen Anwendungsgebieten „kühne Vermutungen“<br />

(Popper) und zugleich prüfbare Hypothesen formuliert werden, die ihre relative<br />

Leistungsfähigkeit auch <strong>im</strong> Wettstreit mit anderen Theorieentwürfen beweisen können.<br />

Bei der <strong>Analyse</strong> der <strong>Medien</strong>ordnung als komplexe wirtschaftliche Teilordnung ist<br />

die ökonomische Methode <strong>im</strong> Beckerschen Verständnis jedoch kaum nutzbringend zu<br />

verwenden. Es ist, wie weiter oben mit der sog. „Medium-Faktor-Hypothese” bereits<br />

angedeutet, geradezu das zentrale Kennzeichen des Forschungsgebietes, daß <strong>Medien</strong><br />

einen Einfluß auf die Menschen ausüben und deren Präferenzen ändern. Bei der<br />

Diskussion um vermeintlich negative Programminhalte, Selbstregulierung und<br />

staatliche Ordnungseingriffe steht sozusagen die These <strong>im</strong> Vordergrund, daß die<br />

Rezipienten durch die Präsentation best<strong>im</strong>mter Sachverhalte <strong>im</strong> Fernsehen in ihrem<br />

Handeln und Denken beeinflußt werden: Die Veränderung der Präferenzen <strong>im</strong><br />

Zeitablauf ist der Kernpunkt der gesamten <strong>Medien</strong>wirkungsforschung.<br />

Für die medienökonomische Diskussion ist auch die in der neoklassisch geprägten<br />

ökonomischen Theorie häufig verwendete Annahme vollständiger Information kaum<br />

sinnvoll zu verwenden. Ein stets vollständig informierter Mensch hat selbstverständlich<br />

keinen Bedarf an zusätzlichen Informationen. Ein solches Individuum wird auch nicht<br />

durch die <strong>Medien</strong> beeinflußt, denn es hat ja bereits sein opt<strong>im</strong>ales Portfolio an<br />

Informationen und Wissen erworben; es braucht keine <strong>Medien</strong> mehr, es sei denn, um<br />

sich zu unterhalten. Da aber die Annahme perfekter Information – vielleicht mit der<br />

Ausnahme einfacher mikroökonomischer Modelle, die zu didaktischen Zwecken<br />

verwendet werden – schon seit geraumer Zeit nicht mehr als zielführend angesehen<br />

wird, verwundert es umso mehr, daß der Weg der Informations- und<br />

Wissensübermittlung und dessen institutionelle Kanalisierung durch die Massenmedien<br />

in der ökonomischen Theoriebildung kaum berücksichtigt wird.<br />

Prinzipiell wäre es für sehr einfache und überschaubare Entscheidungssituationen<br />

möglich, <strong>Medien</strong>signale als Einflußgrößen für menschliches Verhalten bei der Bildung<br />

von Modellen konsequent mit zu berücksichtigen: Ein solcher Versuch einer<br />

systematischen mikroökonomischen Modellierung von <strong>Medien</strong>signalen wurde<br />

beispielsweise von Jenöffy-Lochau (1997) unternommen. <strong>Eine</strong> logische Anwendung der<br />

Beckerschen Methode würde aber erfordern, daß die <strong>Medien</strong>wirkungen nicht über eine<br />

Präferenzänderung modelliert werden, sondern anhand der Veränderung der<br />

Budgetrestriktion. Die Signale würden also bei einem solchen Theorieentwurf nicht die<br />

Präferenzen der Individuen verändern, sondern die erwarteten Kosten der<br />

entsprechenden Handlungsalternativen der Rezipienten ebenso wie der<br />

Programmanbieter. Diese Modellierung könnte zwar grundsätzlich methodisch<br />

interessant erscheinen, dürfte jedoch zur Beantwortung der medienökonomischen<br />

Fragestellung wenig hilfreich sein und sich zudem der empirischen Prüfung (Popper-<br />

Kriterium) entziehen. Offensichtlich würde die Formulierung von formalen<br />

Budgetrestriktionen in der <strong>Medien</strong>ökonomik bereits voraussetzen, daß die Ursache-<br />

Wirkungs-Zusammenhänge zumindest in den Grundzügen erkannt worden sind, um<br />

überhaupt den Kostenbegriff sinnvoll formulieren und anwenden zu können. Die<br />

Komplexität der <strong>Medien</strong>signale und <strong>Medien</strong>wirkungen läßt sich jedoch kaum in einer<br />

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