Medien im Systemvergleich - Eine ordnungsökonomische Analyse ...
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die Ansammlung von entscheidungsrelevantem Wissen und damit für die<br />
wirtschaftliche Entwicklung <strong>im</strong> Zeitablauf.<br />
Im Verlauf der historischen Entwicklung passen sich die Menschen an bestehende<br />
Institutionen an, bilden neue Strategien <strong>im</strong> Umgang mit den institutionellen<br />
Gegebenheiten und passen diese <strong>im</strong>mer wieder an neue Entwicklungen an. Nur selten<br />
kommt es dabei zu fundamentalen Umwälzungen und zur Neuentwicklung der<br />
verfassungsrechtlichen Grundlagen – Buchanan spricht dann von „konstitutionellen<br />
Momenten“. Wesentlich häufiger sind kleine „Stückwerksänderungen“ (Popper), die<br />
zum langsamen Wandel von Institutionen beitragen. Dabei ist mit Eucken (1952/90) zu<br />
betonen, daß diese Entwicklungen keineswegs linear verlaufen müssen. In demokratisch<br />
verfaßten Gesellschaften ist die Entwicklung der Ordnung prinzipiell ergebnisoffen und<br />
nicht durch „historizistische Gesetzmäßigkeiten“ (Popper 1965/87) determiniert.<br />
Für die vorliegende systemvergleichende <strong>Analyse</strong> des Rundfunks in der<br />
Bundesrepublik Deutschland und in den Vereinigten Staaten ist der Hayeksche<br />
Ordnungsbegriff und der Institutionenbegriff nach North von zentraler Bedeutung.<br />
Denn ginge man von einer typischen neoklassischen <strong>Analyse</strong> mit<br />
nutzenmax<strong>im</strong>ierenden, rationalen Individuen aus, die unter vollkommener Voraussicht<br />
und Information handeln, sich mit unendlicher Geschwindigkeit an Datenänderungen<br />
anpassen, konstante Präferenzen aufweisen und zudem auch keine Transaktionskosten<br />
verursachen, so wäre davon auszugehen, daß sämtliche Rundfunkordnungen der Welt<br />
ausschließlich nach ökonomischen Gesichtspunkten konstruiert wären und damit mehr<br />
oder minder gleich aussehen müßten. Die Wahl einer Rundfunkordnung wäre ebenso<br />
wie die Wahl jeder anderen wirtschaftlichen Teilordnung letztlich nur ein<br />
entscheidungslogisches Max<strong>im</strong>ierungsproblem oder, bei gegebenen inhaltlichen<br />
Vorstellungen über gewünschte Rundfunkprogramme, ein<br />
Kostenmin<strong>im</strong>ierungsproblem. De facto sind jedoch die realen Wirtschafts- und auch die<br />
<strong>Medien</strong>ordnungen in dieser Welt in höchstem Maße heterogen 20<br />
, so daß zweifelsohne<br />
eine Vielzahl von weiteren nicht-ökonomischen Einflußfaktoren für die Entstehung und<br />
den Ordnungswandel mitentscheidend sind.<br />
Wenn verschiedene Wirtschaftsordnungen oder Teilelemente hiervon einer<br />
systemvergleichenden <strong>Analyse</strong> unterzogen werden sollen, so sind zunächst einmal die<br />
Kriterien zu benennen, die für die weitere Vorgehensweise erkenntnisleitend sein<br />
sollen. Gutmann (1983, S. 276) zeigt hierzu in einem grundlegenden Beitrag zur<br />
20<br />
zukünftigen Institutionen präjudizieren. Der Stabilitätswille der Deutschen Bundesbank<br />
und deren großer Rückhalt in der Bevölkerung sind sicherlich zu einem großen Teil auch<br />
auf die deutschen Erfahrungen mit zwei Hyperinflationen innerhalb von dreißig Jahren<br />
zurückzuführen. Auch in der Diskussion über die Ordnung des Rundfunks in Deutschland<br />
wirkt die Erfahrung mit dem Rundfunk in der NS-Diktatur nach, weil es das gemeinsame<br />
Interesse aller Beteiligten ist, eine ähnliche Vereinnahmung für alle Zeit zu verhindern.<br />
Zur Heterogenität der Rundfunkordnungen sei auf das von Hans-Bredow-Institut<br />
herausgegebene “Internationale Handbuch Hörfunk und Fernsehen” (1996) verwiesen.<br />
Einschlägig ist auch die Untersuchung von Mattern und Künstner (1998) über<br />
Fernsehsysteme <strong>im</strong> internationalen Vergleich.<br />
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