11.12.2012 Aufrufe

Medien im Systemvergleich - Eine ordnungsökonomische Analyse ...

Medien im Systemvergleich - Eine ordnungsökonomische Analyse ...

Medien im Systemvergleich - Eine ordnungsökonomische Analyse ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

trotz seiner inhaltlichen Unschärfe wichtig, wenngleich er auch Gefahren in sich birgt.<br />

Denn die Unmöglichkeit einer exakten Begriffsdeutung kann dazu führen, daß <strong>im</strong><br />

politischen Prozeß eine persönliche Interpretation und Neigung mit dem Mantel der<br />

wissenschaftlichen Objektivität umhüllt wird.<br />

Gleichwohl ist es bei der Verwendung des Gemeinwohlbegriffs zweckmäßig, auf<br />

kollektivistische Gemeinwohlvorstellungen zu verzichten. Dies hat mehrere Gründe<br />

(ausführlich Wentzel und Wentzel 1998, S. 55-61). Erstens ist darauf hinzuweisen, daß<br />

es rein logisch nicht möglich ist, eine exakte Deutung des Gemeinwohls vorzunehmen<br />

und hieraus eine soziale Wohlfahrtsfunktion zu entwickeln, die dann durch die<br />

Regierung gleichsam als ausführendes Organ max<strong>im</strong>iert werden könnte. Vor allem die<br />

Ausführungen und Diskussionen <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem sog.<br />

„Unmöglichkeitstheorem“ (Arrow-Paradoxon) zeigen, daß eine solche<br />

Wohlfahrtsfunktion nicht existiert. Zweitens ist daran zu erinnern, daß kollektivistische<br />

Gemeinwohlvorstellungen <strong>im</strong>mer mit dem Konstrukt des „wohlmeinenden Diktators“<br />

arbeiten müssen. Dieser wohlmeinende Diktator handelt uneigennützig und kann die<br />

übergeordneten Interessen aller Bürger problemlos durchsetzen. <strong>Eine</strong> solche<br />

Vorstellung negiert aber vollständig die Schwierigkeiten der realen Umsetzung von<br />

ordnungspolitischen Reformen ebenso wie die Eigeninteressen des wohlmeinenden<br />

Diktators. Brennan und Buchanan (1993, S. 48 f.) kritisieren eine solche<br />

Vorgehensweise als völlig untauglich für eine theoretische Sozialwissenschaft und sie<br />

bezweifeln nachdrücklich den Nutzen von Politikempfehlungen, die mittels dieser<br />

Methode hergeleitet worden sind. Drittens ist gegen eine kollektivistische Deutung des<br />

Gemeinwohls kritisch einzuwenden, daß gerade Interessengruppen und Verbände<br />

diesen Begriff <strong>im</strong>mer wieder verwenden, um <strong>im</strong> politischen Prozeß spezifische<br />

Partikularinteressen zulasten schlechter organisierbarer Gruppen durchzusetzen (rent<br />

seeking). Der Begriff des Gemeinwohls steht dann in der Gefahr, instrumentalisiert zu<br />

werden und damit zu einem „Wiesel-Wort“ (von Hayek) zu degenerieren, daß letztlich<br />

vollkommen inhaltsleer ist.<br />

Gerade auch <strong>im</strong> Rundfunk sind kollektivistische Deutungen des Gemeinwohls in<br />

allen europäischen Staaten anzutreffen. Dies ist erstens der Fall, wenn der öffentlichrechtliche<br />

Rundfunk a priori zum Hüter des Gemeinwohls ernannt wird und hieraus<br />

weitreichende Beschäftigungsgarantien und Finanzierungszusagen abgeleitet werden.<br />

Mit einer solchen Gemeinwohldeutung verbunden sind regelmäßig<br />

Marktzutrittsschranken für private Wettbewerber. Dies ist zweitens der Fall, wenn<br />

best<strong>im</strong>mte Inhalte a priori als normativ wünschenswerte Programme definiert werden<br />

und der Wettbewerb als Such- und Entdeckungsverfahren eingeschränkt wird. <strong>Eine</strong><br />

solche Gemeinwohldeutung über best<strong>im</strong>mte Programminhalte kann leicht in die Nähe<br />

der Zensur gelangen.<br />

Wesentlich zweckmäßiger erscheint es sowohl für allgemeine <strong>ordnungsökonomische</strong><br />

Fragen als auch für die medienökonomische Fragestellung von einem<br />

individualistischen Gemeinwohlverständnis auszugehen. Dies ist <strong>im</strong> Grundsatz die<br />

Vorgehensweise, wie sie ebenfalls in der klassischen Nationalökonomie von Adam<br />

Smith (1776/1990) angelegt ist. In einer solchen Vorgehensweise geht es darum,<br />

28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!