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139-173_Orpund - DigiBern

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146 ORPUND/GOTTSTATT<br />

184 –187<br />

<strong>Orpund</strong>. Gottstatt. Siegelbeispiele (alle StAB): links ein Abtssiegel von 1306 (Vorder- und Rückseite); rechts wie häufig<br />

gebräuchlich Konvents- und Abtssiegel nebeneinander, 1370.<br />

WAPPEN, SIEGEL<br />

Abtei- und Landvogteiwappen war der Nidauerschild<br />

(S. 23). 42 – Siegel. 43 Gegen 50 Belege, meist StAB. Konvents-<br />

und Abtssiegel nebeneinander bereits 1279 (FRB III<br />

Nr. 287). Konventssiegel (14./15. Jh.): sitzende Madonna.<br />

Abtsstempel, in der Regel ohne Name («S. ABBATIS ECCLE-<br />

SIE LOCI DEI»), wiederholt ausgewechselt; Bild: stehender<br />

Abt mit dem Stab, seit etwa 1370 auf Damast-Hintergrund.<br />

Vereinzelt ist ein kleines rückseitiges Siegel erhalten<br />

(Kontrasigill, 1306). – Schaffner, Landvögte: die jeweiligen<br />

Privatsiegel.<br />

FUNKTIONEN<br />

Die Begräbniskirche der drei Rudolfe (Standort und<br />

Form der Grablege sind völlig offen) diente auch Bestattungen<br />

von Ministerialen und Stadtbürgern; Jahrzeiten<br />

waren anscheinend zahlreich, Rudolf IV. testierte eine tägliche<br />

Seelenmesse. 44 1300 wird ein Schüler erwähnt. 45<br />

Nach der Reformation wurde das Laienhaus zur Predigtkirche.<br />

Almosnerei und Spendausteilung, insbesondere von<br />

Brotmütschen aus der Pfisterei im Nordflügel, wurden<br />

von den Schaffnern und Landvögten fortgeführt (1806:<br />

«das Schloss mit beiden Flügeln und Bekerey» im Norden<br />

des Hofes). 46 Sie betrieben eine umfangreiche Mattland-,<br />

Heu-, Kornzehnt- und Naturalzinswirtschaft, im 18. Jh.<br />

auch eine Küherei. Ihnen verblieb das Stubenrecht des<br />

Klosters; die Pinte47 befand sich im 17. Jh. sehr wahrscheinlich<br />

über der Kirchenvorhalle, ab 1780 bis zur Aufhebung<br />

1809 im nördlichen Westflügel.<br />

Anfänglich im Pfarrhaus, ab 1801 mietweise im «Schloss»<br />

führten der landesökonomisch interessierte Pfarrer Gottlieb<br />

Samuel Zehender (1756–1840) und sein Sohn Friedrich<br />

Emanuel (1791–1870), hervorragender Obstbaumzüchter,<br />

bis 1833 ein angesehenes Erziehungsinstitut, das<br />

Berner, Waadtländer, Neuenburger Patriziersöhnen und<br />

auch Ausländern eine Alternative zum liberalen Hofwil<br />

bot. 48 Hier war der später berühmte Physiker Georg Simon<br />

Ohm von 1806 bis 1811 Lehrer.<br />

Weniger weiss man über die Heiminstitution des Arztes<br />

François Louis Bovet ab 1855 und die burgerlichen Anstalten<br />

der Stadt Biel von 1873 bis in die 1910er Jahre, 49 im<br />

Kloster das Pfründerhaus, im «neuen» Kornhaus das Waisenhaus;<br />

Letzteres löste die Armenerziehungsanstalt im<br />

Berghaus bei Leubringen ab, die auf das Legat von Schultheiss<br />

Charles Neuhaus zurückging. Nach 1920 kam es zu<br />

aufgeteilten Wohnnutzungen, im Erdgeschoss des Westflügels<br />

auch zu landwirtschaftlichen Schlachthauseinrichtungen.<br />

Der Ostflügel dient seit 1972 als Kirchgemeindehaus.<br />

KLOSTER- UND SCHLOSSDOMÄNEN 50<br />

Streubesitz und recht umfangreiche Zehntrechte verteilten<br />

sich im Raum der Zihl, sonst im unteren Seeland<br />

und in der solothurnischen Nachbarschaft. Dazu gehörten<br />

Mühlen in Brüttelen (1256), Safnern (1295, nebst dem<br />

späteren Hof), Gottstatt und Brügg (1333, nebst Stampfen),<br />

Mett (1351), Hauseigentum in Biel, Vingelz, Alfermee,<br />

Nidau, Sutz, Büren a.A., Kappelen, Bern. Reben, begünstigt<br />

durch den kurzen Wasserweg, lagen in Alfermee,<br />

Tüscherz, Vingelz (bis 1801), Biel, im 14. Jh. auch in<br />

Neuenstadt. 1450 wurden Güter in Klosternähe arrondiert,<br />

wohl das späterhin erwähnte Mattland von sechs Mähdern<br />

auf der Ostseite. Äbte und Landvögte wussten ihre<br />

Fischenzen in der Zihl samt der Insel gegen die Dorfleute<br />

zu verteidigen. Dem Vogt verblieben ausser den Nebengebäuden<br />

im Westen auch die Scheune in Scheuren und<br />

der Hof in Safnern. Auch nach den Umwälzungen blieben<br />

Konvent und mehrere Nebengebäude in ein und derselben<br />

Hand bis 1919; das Kornhaus veräusserte der Staat<br />

erst 1872/73.

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