Beelitzer Nachrichten - März 2017
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Seite 12<br />
W<br />
enn Heidrun Figas auf eine einsame<br />
Insel müsste, dann würde<br />
sie auf jeden Fall Nadel und Faden<br />
mitnehmen. Und Stoffe. Und vielleicht<br />
noch ein paar Muster. Weniger<br />
aus praktischen Erwägungen, sondern<br />
weil Nähen ihre große Leidenschaft ist.<br />
„Im Alter von 15 Jahren habe ich damit<br />
angefangen und bis heute nicht aufgehört“,<br />
erzählt die <strong>Beelitzer</strong>in. Als junge<br />
Frau konnte sie so immerhin regelmäßig<br />
modische Akzente setzen, später die<br />
Kinder mit Kleidung ausstatten, die<br />
auch wirklich passt, und Zerstreuung<br />
finden am Ende eines langen Arbeitstages<br />
im Büro.<br />
Heute möchte Frau Figas, die vor sieben<br />
Jahren mit ihrem Mann von Potsdam<br />
nach Rieben gezogen ist, auch andere<br />
für dieses Hobby begeistern: In ihrem<br />
neu eröffneten Geschäft in der Berliner<br />
Straße 1, direkt gegenüber dem <strong>Beelitzer</strong><br />
Rathaus, verkauft sie nicht nur die nötigen<br />
Stoffe, Kurzwaren und sogar Nähmaschinen,<br />
sondern gibt auch Kurse.<br />
Und wenn man beim eigenen Projekt<br />
mal nicht weiterkommt, dann leistet sie<br />
auch Schützenhilfe oder stellt einen Arbeitsplatz<br />
mit moderner Maschine zur<br />
Verfügung. „Nählitz“ steht auf der Eingangstür,<br />
eine Synthese aus „Nähen in<br />
Beelitz“. Und darum soll es hier gehen.<br />
Mit dem Geschäft hat sich Heidrun Figas,<br />
die hauptberuflich<br />
bei der Verkehrsgesellschaft<br />
Teltow-Fläming<br />
arbeitet und dort für den<br />
kaufmännischen Bereich<br />
zuständig ist, einen<br />
Traum erfüllt. „Eigentlich wollte ich<br />
damit bis zum Ruhestand warten, aber<br />
nun hat sich die Gelegenheit schon etwas<br />
früher ergeben“, erklärt sie. Denn<br />
der Laden in der Altstadt, in dem sich<br />
bis vor gut einem Jahr noch ein Café<br />
befand, hatte dringend einen neuen Mieter<br />
gesucht. Kurzum wurden die Räume<br />
renoviert und eingerichtet, mit Regalen<br />
für die Stoffballen, einem großen Tisch<br />
AUS STADT UND ORTSTEILEN<br />
Als junge Frau konnte<br />
Heidrun Figas immer<br />
modische Akzente setzen.<br />
zum Zuschneiden, einem weiteren Arbeitstisch<br />
mit sechs Maschinen und einer<br />
Sitzecke, an der man in der Pause einen<br />
Kaffee trinken kann. Auch das gehört<br />
dazu: In gemütlicher Atmosphäre Erfahrungen<br />
austauschen.<br />
Vorne im Schaufenster sorgt eine historische<br />
Nähmaschine mit Pedal und Riemenantrieb<br />
der Firma<br />
Fritz Lucke in Brück für<br />
das richtige Ambiente.<br />
„An so einer hat mir<br />
meine Oma damals das<br />
Nähen beigebracht“,<br />
erzählt Heidrun Figas. Die Faszination,<br />
etwas nach eigenen Ideen herzustellen,<br />
habe sie damals schnell gepackt, aber<br />
nicht etwa, weil es zu DDR-Zeiten<br />
nichts anzuziehen gegeben hätte.<br />
„Merkwürdigerweise gab es nur keine<br />
fertigen Sachen. Stoff und Nähzubehör<br />
war dagegen immer da.“ Ihr Kleid für<br />
den Abiball hat sich Heidrun Figas damals<br />
selbst geschneidert, auch das<br />
Zum Artikel „Funkenregen über Klaistow“<br />
Aus dem<br />
Nähkästchen<br />
Mit ihrem Laden „Nählitz“ in der Berliner Straße will Heidrun<br />
Figas aus Rieben Menschen für Nadel und Faden begeistern<br />
Es war ein erfolgreiches Geschehen,<br />
dieser Funkenregen über Klaistow der<br />
Firma „Pyro-Passion“. Nicht nur unser<br />
Bürgermeister, auch die Gäste aus Potsdam,<br />
Berlin und dem gesamten Umland<br />
waren begeistert. So etwas sieht man ja<br />
meistens nur in der Stadt oder im Fernsehen.<br />
Allerdings war es für einen Teil der<br />
Fichtenwalder Einwohner ein etwas<br />
stressiges Vergnügen. Drei Tagen lang<br />
erlebten sie nicht nur das Feuerwerk, sie<br />
konnten auch die Werbung und den<br />
Sprecher mit seinem Mikrophon lautstark<br />
mithören. Der Vorteil: man musste<br />
nicht auf den Klaistower Spargelhof<br />
fahren, weil man alles vor der Haustür<br />
hatte. Wenn man sich dieses Spektakel<br />
als Gast ansieht, fährt man zufrieden<br />
wieder nach Hause, wenn man genug<br />
gesehen, gehört und gekauft hat.<br />
Auch <strong>2017</strong> soll das erfolgreiche Programm<br />
fortgesetzt werden.<br />
Aber immer wieder kommt auch der<br />
Vorwurf an die Veranstalter hoch, dass<br />
für die Tiere in Klaistow in ihren Gehegen<br />
Schaden entstehen könnte.<br />
Um allen gerecht zu werden, habe ich<br />
Hochzeitskleid, in den 1970ern einen<br />
Maxi-Trenchcoat, in den 1980ern voluminöse<br />
Blusen, wie sie damals im Trend<br />
lagen.<br />
Und auch heute, in Zeiten von H&M,<br />
KiK oder Karstadt, gibt es längst nicht<br />
immer alles zu kaufen. „Viele junge<br />
Leute entdecken deshalb wieder das<br />
Nähen für sich“, weiß Heidrun Figas.<br />
Das hänge auch damit zusammen, dass<br />
die Maschinen weitaus besser geworden<br />
sind. Sie selbst schwört auf die Schweizer<br />
Firma Elna, deren Geräte sie mit<br />
vertreibt und an denen sie auch ihre Kurse<br />
gibt. Die ersten Absolventen konnte<br />
sie bereits begrüßen, die Jüngste ist gerade<br />
mal neun Jahre alt. „Aber es sind<br />
auch Erwachsene dabei, einige haben<br />
mal genäht und möchten damit wieder<br />
anfangen, andere starten gänzlich neu.“<br />
Heidrun Figas freut sich jedes Mal,<br />
wenn sie ihnen dabei den Weg ebnen<br />
kann – und zeigen, was sich mit Nadel<br />
und Faden alles zaubern lässt. Red.<br />
folgenden Vorschlag: Diese Veranstaltung<br />
könnte man auf der Festwiese in<br />
Beelitz durchführen. Der Spargelhof<br />
müsste nicht extra wieder öffnen, für<br />
kulinarische Verkaufsstände und Werksverkauf<br />
wäre auf der Festwiese genügend<br />
Platz, die Wildtiere auf dem<br />
Klaistower Spargelhof bekämen keine<br />
Panik, und man könnte vielleicht diese<br />
Veranstaltung auch zeitlich erweitern.<br />
Allerdings hätten dann die Bewohner<br />
der <strong>Beelitzer</strong> Altstadt das dreitägige<br />
Vergnügen.<br />
Dieter Riese, Fichtenwalde