Gesamt_2017-02_IBF

FINANZMARKT
Briefing
Folgen der US-Wahl
Da kommt was auf uns zu. DerUS-
Präsident Donald Trump arbeitet an der
Deregulierung der Finanzmärkte. Ein
Gespräch mit Prof. Hans-Peter Burghof.
INTERVIEW INKEN SCHÖNAUER
Brexit, Trump, wie bedrohlich sind die
Zeiten für die Finanzindustrie?
Unsicherheit ist für Banken eigentlich
höchst unerfreulich, weil niemand so
richtig weiß, wasdie Zukunft bringt,
und gerade dieBanken sehr starkan
dieser Unsicherheit partizipieren. Im
Falle der amerikanischen Banken muss
man allerdings sagen, dass sieesmal
wieder geschafft haben, den Staat zu
übernehmen. Das ließ sich ja auch gut
an den Aktienkursen ablesen. DieErklärung
dafür ist einfach. Siehaben ihre
VertreterinRegierungsfunktionen
gebracht.
Ist dasverwerflich, wenn eine Branche
ihre Interessen wahrnimmt?
Nein, nichtunbedingt. Aber es gibt
einen Unterschied zwischen dem, was
einBanker,und dem, wasein Politiker
können muss. Diese beiden Aufgaben
sind nichtdeckungsgleich. Kurzfristig
werden dabeivielleicht Vorteile für die
Banken herauskommen, dieaber langfristig
weder für diegesamte Gesellschaft
noch für dieBanken vorteilhaft
sein können.
Die Regulierung für Banken in den USA
soll wieder gelockertwerden. Waserwarten
Sie konkret?
Es passiertdas, wasinsolchen Situationen
immer passiert. Es gibteine
offene und eine versteckteAgenda. Die
offene Agenda wirddie berechtigteKritik
an der Regulierung aufgreifenund
versuchen, in manchen Dingen umzusteuern.
Dazugehörtbeispielsweise die
Regulierung beikleinen Banken, die
FINANZEXPERTE Prof.Hans-Peter Burghof hatander UniversitätHohenheim den
Lehrstuhl fürBankwirtschaft und Finanzdienstleistungen inne.
nunwirklich nichtsystemrelevant sind,
aber sehr unterder Regulierung ächzen.
DieversteckteAgenda der Großbanken
wirdesnatürlich sein,auf diesen
Zugaufzuspringen. Dafür haben
sieihreVertreter ja auch direkt in der
Regierung.
Wir werden uns also auf ein Deregulierungswettrennen
einstellen müssen.
Ja.Die Übertreibung in der Regulierung
wirdvon der Übertreibung in der Deregulierung
abgelöst. Ein solches System
übertreibt immer mehr und findetoft
nichtmehr zu einem gesunden mittlerenWeg
zurück.
Wann erwarten Sie das?
Sehr schnell. Da stehtein massiveswirtschaftliches
Interesse dahinter.
Damit ist dassogenannte Level Playing
Field zwischen den USA und Europa
hinfällig.
Das hatesnie gegeben. Das LevelPlaying
Field ist immer eine Illusion der
Politik gewesen. Diegleiche Regulierung
aufsounterschiedliche Artenvon
Instituten anzuwenden, behandelt sie
eben nichtgleich, sondern unterschiedlich,
eben weil dieInstitutesounterschiedlich
sind. Das ist in sich falsch.
Unddann ist da auch noch der Brexit.
Das schließtsichnahtlos an. DieBriten
werden deregulieren, wasimmer geht.
Vorallem auch, wasden Finanzplatz
London angeht. Das ist ausihrer Sicht
auch richtig so.Nur so können sieihre
Bedeutung sichern. Siewerden ihren
Platz als wichtigster Finanzplatz Europasnicht
aufgeben wollen.
Sind Sie ein Befürworter der
Deregulierung?
AufEbene der Europäischen Union
haben viele nichterkannt, dass überreguliertwurde.Die
Idee voneinem gleichen
Geschäft,das dieselbe Regulierung
hat, ist schlichtweg falsch. Es ist
einUnterschied, ob man einGeschäft
mit einer lokalen Genossenschaftsbank
oder einer international agierenden
Großbank abwickelt. Da wirken
Fixkosteneffekteder Regulierung, die
diekleineren Banken überproportional
belasten. GroßeBanken können diese
Fixkosteneffekteauf mehr Geschäft verteilen.
Damit drohtein vomRegulie-
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International Bankers Forum Ausgabe 02.2017