Gesamt_2017-02_IBF
Heft 2_17
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FINANZMARKT<br />
Briefing<br />
House of Nordbank<br />
DieLänder pleite, die Spekulanten reich: Das<br />
Drama um die HSH Nordbank hat so viele<br />
Wendungen genommen, dass nur noch ein<br />
entsprechendes Finale fehlt.<br />
TEXT HEINZ ROGER DOHMS<br />
Wäredas Drama um dieHSH Nordbank<br />
eine Netflix-Serie–die Autorenmüsstensichvorwerfen<br />
lassen, den Spannungsbogenirgendwann<br />
einbisschen überreizt<br />
zu haben. Ging es in den ersten Staffeln noch<br />
Schlag aufSchlag (Fusion, Subprime,Rettung,<br />
Omega,Schnüffeleien),gab das Skriptzuletzt<br />
nichtmehr viel Originelles her.Außerimmer<br />
noch mehr faule Schiffskredite. Immer noch<br />
mehr Verluste.Und der immer gleiche Subtext:<br />
„Überforderte Politiker +GierigeBanker =Großes<br />
Desaster“.Irgendwie ermüdend.<br />
Nunallerdings ist dieletzteStaffel angebrochen.<br />
Undeiniges deutet daraufhin, dass<br />
dem Publikum doch noch einpackendes Finale<br />
bevorsteht. Wasjedochnicht daran liegt, dass<br />
dieAutoren den früheren Vorstandschef Dirk<br />
Jens Nonnenmacher wieder ins Drehbuchhineingeschrieben<br />
haben. StichwortNeuauflage<br />
des Untreue-Prozesses. Viel spannender dürfte<br />
werden, worum es in der finalen Folgewirklich<br />
geht.Wer kauft dieHSH Nordbank?Und was<br />
wirddanach passieren?<br />
Wasbislang geschah: In der ersten Staffel<br />
schließen sich dieHamburgische Landesbank<br />
und dieLandesbank Schleswig-Holstein2003<br />
zurHSH Nordbank zusammen. Weil zwei Jahre<br />
später diestaatliche Gewährträgerhaftung ausläuft,saugt<br />
sich das gerade fusionierte Instituterst<br />
einmal mit frischem Kapitalvoll.Eigner<br />
und Banker verfolgen ehrgeizigePläne.Die<br />
HSH soll an dieBörse.<br />
DiezweiteStaffel stehtimZeichen des Subprime-Schocks.<br />
DieHSH Nordbank, so stellt<br />
sich heraus, hatdas scheinbar kostenlose Geld<br />
genutzt, um am US-Häusermarkt zu zocken.<br />
DieEigner müssen das Geldhaus mit 3Mrd.<br />
Euro Eigenkapitalstützen, später kommtnoch<br />
eine Garantieüber 10 Mrd. Euro hinzu. Der<br />
Übergang zurdritten Staffel ist fließend, die<br />
Drehbuchschreiber kommen in Form. Der<br />
„Omega-Affäre“ folgt die„Spitzel-Affäre“,schillernde<br />
Figuren wieder frühereDeutsche-Bank-<br />
Chef Hilmar Kopper tretenauf den Plan.<br />
Doch dann –siehe oben –verheddern<br />
sich dieAutoren im eigenen Plot. Dank einer<br />
geschickten Wendung (nichtSubprime ist<br />
das eigentlicheProblem, sondern dieSchiffe)<br />
kommtdie Erzählung zwar nochmal in<br />
Gang, verläuft sich dann aber im narrativen<br />
Nirgendwo.<br />
Erst zumEnde der viertenStaffel darf der<br />
schleswig-holsteinische Ministerpräsident<br />
Torsten Albig endlich wieder einen raushauen:<br />
Aufbis zu 16 Mrd. Euro, so teilt er Anfang dieses<br />
Jahres mit, werdesichdie Schlussrechnung<br />
für den Steuerzahler belaufen. Ein Knaller,den<br />
aber viele Zuschauergar nichtmehr mitbekommen.<br />
Siehaben längst abgeschaltet.<br />
Vielleicht wardas einFehler.Denn im Zuge<br />
des EU-Verdikts, dieBank bisFebruar 2018<br />
zu verkaufen, ergibtsichfür dieSchlussstaffelplötzlich<br />
eine Konstellation, an der jeder<br />
gute Dramaturg seine Freudehaben dürfte.<br />
Ende Januar begann der Verkaufsprozess, seit<br />
April sollen dieBieterZugang zumDatenraum<br />
bekommen. Offiziell wirddie HSH Nordbank<br />
zwar am Stückverkauft,defacto dürftesich<br />
der InteressentenkreisjedochinzweiGruppen<br />
unterteilen. DieStrategen werden die„Due<br />
Diligence“nutzen, um zu überprüfen, ob der<br />
gesunde Teil des Institutstatsächlich so viel<br />
Potenzial verspricht, wieder Vorstand behauptet.Die<br />
Spekulantenhingegen konzentrieren<br />
sich aufdie „BadBank“und dieFrage:Ist die<br />
wirklich so schlecht?<br />
VonHSH-Chef Stefan Ermisch heißt es, er<br />
seizuletztzweiWochen in China gewesen –<br />
einIndiz, woher diestrategischen Interessentenamehesten<br />
kommen dürften. DieKern-<br />
16,0<br />
Mrd. Euro Verlust<br />
möglich<br />
7,1<br />
Mrd. Euro<br />
in Schiffen<br />
Quick Facts<br />
zur Bank im<br />
hohen Norden<br />
Die HSH Nordbank<br />
AG entstand am 2.<br />
Juni 2003 durch die<br />
Fusion von Hamburgischer<br />
Landesbank<br />
und der Landesbank<br />
Schleswig-Holstein.<br />
Sie ist eine norddeutsche<br />
Regionalbank<br />
mit Hauptsitzen in<br />
Hamburg und Kiel.<br />
Ende 2015 wurde<br />
bekannt, dass sich die<br />
Eignerländer mit der<br />
EU-Kommission auf<br />
den Umbau der HSH<br />
Nordbank geeinigt<br />
haben. Es wird ein<br />
Käufer gesucht.<br />
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International Bankers Forum Ausgabe <strong>02</strong>.<strong>2017</strong>