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FINANZMARKT<br />

Briefing<br />

House of Nordbank<br />

DieLänder pleite, die Spekulanten reich: Das<br />

Drama um die HSH Nordbank hat so viele<br />

Wendungen genommen, dass nur noch ein<br />

entsprechendes Finale fehlt.<br />

TEXT HEINZ ROGER DOHMS<br />

Wäredas Drama um dieHSH Nordbank<br />

eine Netflix-Serie–die Autorenmüsstensichvorwerfen<br />

lassen, den Spannungsbogenirgendwann<br />

einbisschen überreizt<br />

zu haben. Ging es in den ersten Staffeln noch<br />

Schlag aufSchlag (Fusion, Subprime,Rettung,<br />

Omega,Schnüffeleien),gab das Skriptzuletzt<br />

nichtmehr viel Originelles her.Außerimmer<br />

noch mehr faule Schiffskredite. Immer noch<br />

mehr Verluste.Und der immer gleiche Subtext:<br />

„Überforderte Politiker +GierigeBanker =Großes<br />

Desaster“.Irgendwie ermüdend.<br />

Nunallerdings ist dieletzteStaffel angebrochen.<br />

Undeiniges deutet daraufhin, dass<br />

dem Publikum doch noch einpackendes Finale<br />

bevorsteht. Wasjedochnicht daran liegt, dass<br />

dieAutoren den früheren Vorstandschef Dirk<br />

Jens Nonnenmacher wieder ins Drehbuchhineingeschrieben<br />

haben. StichwortNeuauflage<br />

des Untreue-Prozesses. Viel spannender dürfte<br />

werden, worum es in der finalen Folgewirklich<br />

geht.Wer kauft dieHSH Nordbank?Und was<br />

wirddanach passieren?<br />

Wasbislang geschah: In der ersten Staffel<br />

schließen sich dieHamburgische Landesbank<br />

und dieLandesbank Schleswig-Holstein2003<br />

zurHSH Nordbank zusammen. Weil zwei Jahre<br />

später diestaatliche Gewährträgerhaftung ausläuft,saugt<br />

sich das gerade fusionierte Instituterst<br />

einmal mit frischem Kapitalvoll.Eigner<br />

und Banker verfolgen ehrgeizigePläne.Die<br />

HSH soll an dieBörse.<br />

DiezweiteStaffel stehtimZeichen des Subprime-Schocks.<br />

DieHSH Nordbank, so stellt<br />

sich heraus, hatdas scheinbar kostenlose Geld<br />

genutzt, um am US-Häusermarkt zu zocken.<br />

DieEigner müssen das Geldhaus mit 3Mrd.<br />

Euro Eigenkapitalstützen, später kommtnoch<br />

eine Garantieüber 10 Mrd. Euro hinzu. Der<br />

Übergang zurdritten Staffel ist fließend, die<br />

Drehbuchschreiber kommen in Form. Der<br />

„Omega-Affäre“ folgt die„Spitzel-Affäre“,schillernde<br />

Figuren wieder frühereDeutsche-Bank-<br />

Chef Hilmar Kopper tretenauf den Plan.<br />

Doch dann –siehe oben –verheddern<br />

sich dieAutoren im eigenen Plot. Dank einer<br />

geschickten Wendung (nichtSubprime ist<br />

das eigentlicheProblem, sondern dieSchiffe)<br />

kommtdie Erzählung zwar nochmal in<br />

Gang, verläuft sich dann aber im narrativen<br />

Nirgendwo.<br />

Erst zumEnde der viertenStaffel darf der<br />

schleswig-holsteinische Ministerpräsident<br />

Torsten Albig endlich wieder einen raushauen:<br />

Aufbis zu 16 Mrd. Euro, so teilt er Anfang dieses<br />

Jahres mit, werdesichdie Schlussrechnung<br />

für den Steuerzahler belaufen. Ein Knaller,den<br />

aber viele Zuschauergar nichtmehr mitbekommen.<br />

Siehaben längst abgeschaltet.<br />

Vielleicht wardas einFehler.Denn im Zuge<br />

des EU-Verdikts, dieBank bisFebruar 2018<br />

zu verkaufen, ergibtsichfür dieSchlussstaffelplötzlich<br />

eine Konstellation, an der jeder<br />

gute Dramaturg seine Freudehaben dürfte.<br />

Ende Januar begann der Verkaufsprozess, seit<br />

April sollen dieBieterZugang zumDatenraum<br />

bekommen. Offiziell wirddie HSH Nordbank<br />

zwar am Stückverkauft,defacto dürftesich<br />

der InteressentenkreisjedochinzweiGruppen<br />

unterteilen. DieStrategen werden die„Due<br />

Diligence“nutzen, um zu überprüfen, ob der<br />

gesunde Teil des Institutstatsächlich so viel<br />

Potenzial verspricht, wieder Vorstand behauptet.Die<br />

Spekulantenhingegen konzentrieren<br />

sich aufdie „BadBank“und dieFrage:Ist die<br />

wirklich so schlecht?<br />

VonHSH-Chef Stefan Ermisch heißt es, er<br />

seizuletztzweiWochen in China gewesen –<br />

einIndiz, woher diestrategischen Interessentenamehesten<br />

kommen dürften. DieKern-<br />

16,0<br />

Mrd. Euro Verlust<br />

möglich<br />

7,1<br />

Mrd. Euro<br />

in Schiffen<br />

Quick Facts<br />

zur Bank im<br />

hohen Norden<br />

Die HSH Nordbank<br />

AG entstand am 2.<br />

Juni 2003 durch die<br />

Fusion von Hamburgischer<br />

Landesbank<br />

und der Landesbank<br />

Schleswig-Holstein.<br />

Sie ist eine norddeutsche<br />

Regionalbank<br />

mit Hauptsitzen in<br />

Hamburg und Kiel.<br />

Ende 2015 wurde<br />

bekannt, dass sich die<br />

Eignerländer mit der<br />

EU-Kommission auf<br />

den Umbau der HSH<br />

Nordbank geeinigt<br />

haben. Es wird ein<br />

Käufer gesucht.<br />

16<br />

International Bankers Forum Ausgabe <strong>02</strong>.<strong>2017</strong>

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