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BANKEN IM BLICK In Canary<br />

Wharfist dieEBA<br />

von Banken umgeben, aber<br />

auchauf dieLondoner City<br />

hatsie einen freien Blick.<br />

als Finanzplatz attraktiv bleiben will, wird<br />

es zu Deregulierung kommen müssen.<br />

Enria: Ich bin mir nicht sicher, dass weichere<br />

Regeln mehr Investoren anziehen<br />

werden. Wenn versucht wird, mit gelockerten<br />

Standards Geschäft anzuziehen,<br />

wird die Party vielleicht ein paar Jahre<br />

so gehen. Dann aber wird irgendwann<br />

der Moment kommen, an dem die Rechnung<br />

bezahlt werden muss. Das ist dann<br />

dieFinanzkrise.Ich glaubenicht,dass die<br />

Londoner City davon profitiert, wenn sie<br />

von den internationalen Standards abweicht.<br />

Ich glaube auch nicht, dass das<br />

der Plan ist.<br />

Der Brexit betrifftdie EBAunmittelbar.Die<br />

Behörde muss umziehen. Haben Sie schon<br />

eine Idee, wohin es gehen wird?<br />

Enria: Wir sind eine Behörde der Europäischen<br />

Union und müssen natürlich ineinem<br />

Mitgliedsland unseren Sitz haben.<br />

Ich hoffesehr,dass dieEntscheidung bald<br />

fällt. Die derzeitige unsichere Situation<br />

machtesuns schwerer, Mitarbeiter zu rekrutieren<br />

und auch zu halten. UnsereMitarbeiter<br />

sind unser wertvollstes Asset. Ich<br />

hoffe, dass eine Entscheidung im Verlauf<br />

des Jahres <strong>2017</strong> fällt.<br />

Frankfurt als Sitz der EZB wäre doch eine<br />

logische Entscheidung. Richtig?<br />

Enria: Ich habe fünf JahreinFrankfurtgelebt<br />

undgearbeitet,als ichbei der EZB beschäftigt<br />

war. Daran habe ichsehr gute Erinnerungen.<br />

Das ist aber eine persönliche<br />

Anmerkung. Ich bin mir sehr bewusst darüber,<br />

dass das eine politische Entscheidung<br />

ist, bei der verschiedene Dinge abzuwägensind.<br />

Haben Sie ein Mitspracherecht?<br />

Enria: Nichtsorichtig. Mein Wunsch wäre<br />

es allerdings, dass wir – sobald es eine<br />

Shortlist mit den möglichen Kandidaten<br />

gibt –eine Umfrage unter unseren Mitarbeitern<br />

machen können, um einschätzen<br />

zu können, wer alles nicht mit uns zu bestimmtenOrten<br />

umziehen würde.Das ist<br />

wichtig, um die Kontinuität unserer Arbeit<br />

sicherstellen zu können. In vergleichbarenFällen<br />

habenBehörden zwischen 20<br />

und 30 Prozentihrer Mitarbeiter verloren.<br />

Das ist eine signifikante Größe.<br />

Die EBA ist 2011 als Konsequenz der Finanzkrise<br />

entstanden. Muss sie verändert<br />

oder angepasst werden?<br />

Enria: Es gibt eine Menge Bereiche innerhalb<br />

unseres Mandats, diemit der vorhandenen<br />

Architektur sehr gut funktionieren.<br />

Regelsetzung ist einer dieser Bereiche.Wir<br />

haben beim sogenannten„Single<br />

Rulebook“ maßgeblich zur Harmonisierung<br />

der Regeln beigetragen. Die Industrie<br />

mag über die erarbeitete Regulierung<br />

nicht immer glücklich sein, aber der Banken-Binnenmarkt<br />

ist offener, transparenter<br />

und robuster geworden. In Sachen<br />

Aufsichthaben wir es geschafft,uns so zu<br />

koordinieren, dass die Widerstandskraft<br />

der europäischen Banken gestärkt ist und<br />

es eine Konvergenz gibt. Unser Mandat<br />

hierbei braucht allerdings eine Anpassung.<br />

Am Anfang hatten wir eine andere<br />

Präsenz. Seit der Einführung der Bankenunion<br />

werden Aufsichtsthemen im einheitlichen<br />

Aufsichtsmechanismus (SSM)<br />

behandelt und entschieden. Ich finde es<br />

merkwürdig, dass die EBA keinen Sitz<br />

im SSM hat. Ebenso merkwürdig ist es,<br />

dass der SSM, der größte Aufseher in Europa,<br />

keinen Sitz imEBA-Board hat. UnsereGovernance<br />

sollteüberprüft werden.<br />

Herr Enria, herzlichen Dank für dieses<br />

Interview.<br />

46. STOCK EBA-Chef Andrea Enria im<br />

Interview mit der <strong>IBF</strong>-Chefredakteurin Inken<br />

Schönauer im 46. Stock des OneCanada<br />

Square in CanaryWharf in London.<br />

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