Gesamt_2017-02_IBF
Heft 2_17
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BANKEN IM BLICK In Canary<br />
Wharfist dieEBA<br />
von Banken umgeben, aber<br />
auchauf dieLondoner City<br />
hatsie einen freien Blick.<br />
als Finanzplatz attraktiv bleiben will, wird<br />
es zu Deregulierung kommen müssen.<br />
Enria: Ich bin mir nicht sicher, dass weichere<br />
Regeln mehr Investoren anziehen<br />
werden. Wenn versucht wird, mit gelockerten<br />
Standards Geschäft anzuziehen,<br />
wird die Party vielleicht ein paar Jahre<br />
so gehen. Dann aber wird irgendwann<br />
der Moment kommen, an dem die Rechnung<br />
bezahlt werden muss. Das ist dann<br />
dieFinanzkrise.Ich glaubenicht,dass die<br />
Londoner City davon profitiert, wenn sie<br />
von den internationalen Standards abweicht.<br />
Ich glaube auch nicht, dass das<br />
der Plan ist.<br />
Der Brexit betrifftdie EBAunmittelbar.Die<br />
Behörde muss umziehen. Haben Sie schon<br />
eine Idee, wohin es gehen wird?<br />
Enria: Wir sind eine Behörde der Europäischen<br />
Union und müssen natürlich ineinem<br />
Mitgliedsland unseren Sitz haben.<br />
Ich hoffesehr,dass dieEntscheidung bald<br />
fällt. Die derzeitige unsichere Situation<br />
machtesuns schwerer, Mitarbeiter zu rekrutieren<br />
und auch zu halten. UnsereMitarbeiter<br />
sind unser wertvollstes Asset. Ich<br />
hoffe, dass eine Entscheidung im Verlauf<br />
des Jahres <strong>2017</strong> fällt.<br />
Frankfurt als Sitz der EZB wäre doch eine<br />
logische Entscheidung. Richtig?<br />
Enria: Ich habe fünf JahreinFrankfurtgelebt<br />
undgearbeitet,als ichbei der EZB beschäftigt<br />
war. Daran habe ichsehr gute Erinnerungen.<br />
Das ist aber eine persönliche<br />
Anmerkung. Ich bin mir sehr bewusst darüber,<br />
dass das eine politische Entscheidung<br />
ist, bei der verschiedene Dinge abzuwägensind.<br />
Haben Sie ein Mitspracherecht?<br />
Enria: Nichtsorichtig. Mein Wunsch wäre<br />
es allerdings, dass wir – sobald es eine<br />
Shortlist mit den möglichen Kandidaten<br />
gibt –eine Umfrage unter unseren Mitarbeitern<br />
machen können, um einschätzen<br />
zu können, wer alles nicht mit uns zu bestimmtenOrten<br />
umziehen würde.Das ist<br />
wichtig, um die Kontinuität unserer Arbeit<br />
sicherstellen zu können. In vergleichbarenFällen<br />
habenBehörden zwischen 20<br />
und 30 Prozentihrer Mitarbeiter verloren.<br />
Das ist eine signifikante Größe.<br />
Die EBA ist 2011 als Konsequenz der Finanzkrise<br />
entstanden. Muss sie verändert<br />
oder angepasst werden?<br />
Enria: Es gibt eine Menge Bereiche innerhalb<br />
unseres Mandats, diemit der vorhandenen<br />
Architektur sehr gut funktionieren.<br />
Regelsetzung ist einer dieser Bereiche.Wir<br />
haben beim sogenannten„Single<br />
Rulebook“ maßgeblich zur Harmonisierung<br />
der Regeln beigetragen. Die Industrie<br />
mag über die erarbeitete Regulierung<br />
nicht immer glücklich sein, aber der Banken-Binnenmarkt<br />
ist offener, transparenter<br />
und robuster geworden. In Sachen<br />
Aufsichthaben wir es geschafft,uns so zu<br />
koordinieren, dass die Widerstandskraft<br />
der europäischen Banken gestärkt ist und<br />
es eine Konvergenz gibt. Unser Mandat<br />
hierbei braucht allerdings eine Anpassung.<br />
Am Anfang hatten wir eine andere<br />
Präsenz. Seit der Einführung der Bankenunion<br />
werden Aufsichtsthemen im einheitlichen<br />
Aufsichtsmechanismus (SSM)<br />
behandelt und entschieden. Ich finde es<br />
merkwürdig, dass die EBA keinen Sitz<br />
im SSM hat. Ebenso merkwürdig ist es,<br />
dass der SSM, der größte Aufseher in Europa,<br />
keinen Sitz imEBA-Board hat. UnsereGovernance<br />
sollteüberprüft werden.<br />
Herr Enria, herzlichen Dank für dieses<br />
Interview.<br />
46. STOCK EBA-Chef Andrea Enria im<br />
Interview mit der <strong>IBF</strong>-Chefredakteurin Inken<br />
Schönauer im 46. Stock des OneCanada<br />
Square in CanaryWharf in London.<br />
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