11.04.2017 Aufrufe

Gesamt_2017-02_IBF

Heft 2_17

Heft 2_17

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

INTERVIEW MIT ANDREA ENRIA<br />

»Ich stimme mit der Branche überein, dass<br />

wir den Regulierungsprozess zu einem Ende<br />

bringen müssen.« ANDREA ENRIA<br />

v noch nichtbeendetund nichtalle Banken<br />

haben das gleiche Tempo. Unter dem<br />

sogenannten „Säule 2“-Prozess begleiten<br />

wir dieEntwicklungen sehr eng.<br />

Würde Konsolidierung helfen?<br />

Enria: Wann immer es eine Krise gibt, hat<br />

es zuvor Überkapazitäten gegeben. Das<br />

ist auch in der Stahl- oder Automobilindustrie<br />

sogewesen. Das gilt auch für den<br />

Bankensektor.<br />

Seit dem Ausbruch der Finanzkrise gab es<br />

aber nicht sehr viel Konsolidierung.<br />

Enria: In den USA hat es viel mehr<br />

Marktaustritte gegeben. Andere Banken<br />

haben dabei gleichzeitig die Assets und<br />

Verbindlichkeiten übernommen. In der<br />

Europäischen Union haben wir das wenigergesehen<br />

und deswegen gabesauchweniger<br />

Konsolidierung. Wenn doch, dann<br />

eher auf nationaler Ebene. Aber um es<br />

auch ganz ehrlich zu sagen: Das ist auch<br />

das Ergebnis davon, wie wir die Krise gemanagt<br />

haben. Wir haben den nationalen<br />

Behörden auch dann noch die Verantwortung<br />

überlassen, als wir schon<br />

längst europäische Programme mit europäischenMitteln<br />

aufgelegt hatten. Wir haben<br />

die Gelegenheit verpasst, mehr europäische<br />

Konsolidierung und Integration<br />

zu erreichen.<br />

Ist diese Gelegenheit nun verpasst?<br />

Enria: Die Bankenunion bedeutet eine<br />

wichtige Weichenstellung. In einem einheitlichen<br />

Rahmenwerk wird es zunehmend<br />

einfacher, Kapital zu bewegen und<br />

mehr Liquidität im Markt zu haben. Das<br />

könnte dieKonsolidierungsabsichtenvon<br />

Banken deutlich begünstigen.<br />

Als Regulierer bekommen Sie viel Kritik ab.<br />

Zu viel Unsicherheit über weitere Regulierung<br />

würde die Konsolidierung behindern.<br />

Enria: Ich stimme mit der Branche überein,<br />

dass wir den Regulierungsprozess<br />

zu einem Ende bringen müssen, um den<br />

Banken mehr Planungssicherheit geben<br />

zu können. Wir sind nicht weit von der<br />

Ziellinie entfernt. Es sind viele Reformen<br />

implementiert. Wir arbeiten jetzt noch<br />

an den internen gewichteten Risikoaktiva,<br />

die im Basler Ausschuss derzeit finalisiert<br />

werden. Wir sind sehr nah an<br />

einem Ergebnis dran und ich hoffe, dass<br />

die endgültige Entscheidung in den kommenden<br />

Monaten kommt. Wenn das passiert<br />

ist, sind wir in der Position, das Regelbuchfertigzustellen.<br />

Dann können wir<br />

beobachten, wiedie Effekteaussehen,die<br />

die Reformen haben.<br />

Wir leben in turbulenten Zeiten. Der US-<br />

Präsident hat bereits deutlich gemacht,<br />

dass die Deregulierung des Finanzsektors<br />

ganz oben auf der Agenda steht. Wie wirkt<br />

sich dasauf die Arbeit der EBAaus?<br />

Enria: Es ist wahrscheinlich noch etwas<br />

zu früh, das bewerten zu können. Ich<br />

bin nicht überrascht, dass die amerikanischen<br />

Behörden angehalten sind, die Regeln<br />

zu überprüfen. Das passierte genauso<br />

auch in der Europäischen Kommission,<br />

als die Amtszeit der neuen Europäischen<br />

Kommission begann. Nacheiner Phase intensiver<br />

Reformen ist es völlig normal, einen<br />

Schritt zurückzutreten und zu überprüfen,<br />

ob die Reformen wirken wie beabsichtigt.<br />

Dabei ist es allerdings sehr<br />

wichtig, dass wir die Integrität des internationalen<br />

Standards bewahren. Im Basler<br />

Ausschuss haben wir sehr hart daran<br />

gearbeitet, dass wir grenzüberschreitendes<br />

Banking sicherer machen. Wir sollten<br />

unser Bestes tun, die Vereinbarungen,<br />

die wir am Tisch der G20 erzielt haben,<br />

zu sichern.<br />

Wie steht es mit dem Brexit? Wenn London<br />

22<br />

International Bankers Forum Ausgabe <strong>02</strong>.<strong>2017</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!