Gesamt_2017-02_IBF
Heft 2_17
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DIGITALE PIONIERE –BLOCKCHAIN<br />
»Sowie wir heute einen globalen Standard für das<br />
Internet haben, brauchen wir einen Standard für<br />
die Blockchain.« MICHAEL SPIEGEL, DEUTSCHE BANK<br />
v darf welche Daten einer Transaktion<br />
sehen? Wer wird über die Transaktion<br />
und den Status der Transaktion informiert?<br />
Es ist eine Gratwanderung, beider<br />
Banken zwischen Geschwindigkeit des<br />
Systems und Vertraulichkeit ihrer Daten<br />
abwägenmüssen. Das Konzeptvon Corda<br />
erlaubt,dass nurein begrenzter Kreisvon<br />
Beteiligten vollen Dateneinblick erhält,<br />
dass Transaktionen indessen auch vonBeteiligten<br />
der Blockchain abgesegnet werden,<br />
dienur diedafür notwendigen Teile<br />
der Transaktionsdatenerkennen können.<br />
„DieTechnologieder Blockchain ist da“,<br />
sagt Michael Spiegel, Deutschlandchef der<br />
Transaktionsbank der Deutschen Bank.<br />
„Der Knackpunkt ist: Sowie wir heute<br />
einen globalen Standard für das Internet<br />
haben, brauchen wir einen globalen<br />
Standard für Blockchain, um das Potenzial<br />
voll ausschöpfen zu können.“ Eine<br />
Blockchain funktioniertinder Praxis nur,<br />
wenn alle Beteiligten, in der Handelsfinanzierung<br />
also die Exporteure, Importeure,<br />
Frachtunternehmen, Transportunternehmen,<br />
der Zoll und Versicherungen,<br />
dieBlockchain nutzen. „Deshalb bringt es<br />
auch nichts, wenn wir als Bank allein eine<br />
Blockchain für Handelsfinanzierung entwickeln“,<br />
sagt Ramachandran von HSBC.<br />
„Das Ganzebringt nurVorteile,wenn alle<br />
auf dem gleichen Netzwerk präsent sind.<br />
Das bedeutet noch viel Aufklärung.“ Zunächst<br />
einmal muss zumindest innerhalb<br />
einer Branche ein gleicher Standard gelten.<br />
„Blockchain ist eine große Chance<br />
für den Finanzsektor.Wir sind schon sehr<br />
weit in der Forschung und Entwicklung“,<br />
sagt Spiegel. „Aber es braucht Zeit.“ Er<br />
will deshalb auch nicht zuhohe Erwartungen<br />
wecken.<br />
Noch läuft vieles wie eine Art Forschungsprojekt.<br />
So hat die Deutsche<br />
Börse Ende vergangenen Jahres mit der<br />
Deutschen Bundesbank einen Prototyp<br />
für die Wertpapierabwicklung auf Basis<br />
der Blockchain-Technologie vorgestellt.<br />
Mit ihm soll dieZug-um-Zug-Abwicklung<br />
von digitalen Bonds gegen digitale Werteinheiten<br />
ermöglichtwerden und im Rahmen<br />
von sogenannten Smart Contracts<br />
die Kupon-Zahlung und Tilgung automatisch<br />
erfolgen. Bis zurRealisierung ist es<br />
ein weiter Weg: Beispielsweise werden<br />
über den Zentralverwalter Wertpapiertransaktionen<br />
von rund 2500 Instituten<br />
in 110 Ländern und Wertpapiere aus 56<br />
Märkten abgewickelt. „Es wird bei den<br />
Prognosen oft davon ausgegangen, dass<br />
sich das bestehende Geschäft schnell auf<br />
eine Blockchain-basierte Infrastruktur<br />
übertragen lässt. Aber das geht nichtüber<br />
Nacht unddefinitivnur mit Zustimmung<br />
der Aufsichtsbehörden“, sagt Stefan Teis,<br />
verantwortlich für die Blockchain-Initiativen<br />
der Deutschen Börse. „Noch sind<br />
eine Vielzahl von regulatorischen, technischen<br />
und operativenFragenzuklären.<br />
Das wird oftvergessen, wenn es um die<br />
vermeintliche Effizienz der Blockchain-<br />
Technologie geht.“ Die breitere kommerzielle<br />
Nutzung werde daher mindestens<br />
zwei bisfünf Jahreauf sich warten lassen,<br />
vermutet Teis.<br />
In einem weiteren Projekt testet die<br />
Deutsche Börse mit Clearstream in Luxemburggemeinsam<br />
mit der kanadischen<br />
Depository for Securities Ltd (CDS), der<br />
südafrikanischen Strate und der norwegischen<br />
VPS, wieWertpapiersicherheiten<br />
zwischen Marktteilnehmern grenzüberschreitend<br />
effizienterübertragen werden<br />
können.<br />
Auf der anderen Seite des Kanals arbeitet<br />
die Londoner Börse derweil mit<br />
LCH.Clearnet, der UBS, der CME Group,<br />
der Société Générale und Euroclear daran,<br />
Blockchain für den Wertpapierhandel<br />
auszuprobieren. Mehrere Notenbanken,<br />
Börsen und Banken testen zudem,<br />
wie der Geldtransfer mithilfe des Blockchain-Konzeptes<br />
funktionieren kann. So<br />
kann die Infrastruktur von Eurex Clearing<br />
genutzt werden, umGeschäftsbankengeld<br />
mithilfe von Blockchain zu übertragen,<br />
was die Kreditrisiken anderer Intermediäre<br />
ausschaltet. Knifflige Fragen,<br />
die sich jetzt stellen, wo an den Prototypen<br />
gearbeitet wird.<br />
Vorallem: Wie sicher sind die auf einer<br />
Blockchain verbuchten Daten, selbst<br />
wenn sie verschlüsselt sind? Die Technologieund<br />
das Konzeptvon Blockchain setzenvoraus,<br />
dass dieanTransaktionen beteiligten<br />
Banken dieDaten speichern. Das<br />
Konzept von Bitcoin impliziert gar, dass<br />
alle Beteiligten alle Transaktionen verarbeiten,<br />
absegnen und speichern. „Im<br />
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International Bankers Forum Ausgabe <strong>02</strong>.<strong>2017</strong>