Gesamt_2017-02_IBF
Heft 2_17
Heft 2_17
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Bankingispeople –and we connect them<br />
Digitalisierung ist vor allem Prozessoptimierung<br />
JOCHEN<br />
THIEL<br />
Mitglied im<br />
International<br />
Bankers<br />
Forum<br />
DieGeschäftsmodelle<br />
vonBanken und Börsen<br />
stehen im Feuer: Strafund<br />
Niedrigzinsen,Fintechs,<br />
Digitalisierung,<br />
hohe Kosten für Personal<br />
und Geschäftsstellen.<br />
Gleichzeitigwerden<br />
enorme Ressourcen mit<br />
regulatorischen Anforderungen<br />
blockiert, diefür<br />
Innovationen und damit<br />
Investitionen in dieZukunft<br />
dringend benötigt<br />
werden.<br />
Die Schlagzahl neuer EU-Gesetzesvorgaben<br />
ist hoch, allein die<br />
Umsetzung von Mifid IIerfordert<br />
große Anstrengungen, um alle Regeln<br />
in den bestehenden, hochkomplexenIT-<br />
Systemen abzubilden. DieFinanzbranche<br />
in Europa ist derzeit so sehr mit<br />
Regulierungsvorschriften befasst, dass<br />
für Innovationen und Schaffen vonOpportunitäten<br />
durch die Digitalisierung<br />
kaum Kapazitäten frei sind. Doch die<br />
Geschichte der Marktwirtschaft zeigt,<br />
dass Industrien, die sich vor allem mit<br />
sich selbst beschäftigen, anfällig für Angriffe<br />
von Dritten sind. Eine Überlebensstrategie<br />
heißt Kooperation statt<br />
Konfrontation. Ein Beispiel ist das Zusammenspiel<br />
von Börsen mit Finanzund<br />
Abwicklungsinstituten, um im<br />
Wertpapierhandel Prozesse zu optimieren,<br />
um Kosten zu sparen, wasletztlich<br />
allen Marktteilnehmern zugutekommt.<br />
Wer hier die beste Lösung hat, kann<br />
langfristig Kunden binden und im Verdrängungswettbewerb<br />
in einem stagnierenden<br />
und übermäßig regulierten<br />
Marktumfeld bestehen.<br />
Lassen Sie mich Prozessoptimierung<br />
am Beispielvon gettex definieren.<br />
DieBayerische Börse hatgettex 2015 als<br />
Market-Maker-Modell mit der Baader<br />
Bank AG gestartet –neben dem bestehenden<br />
Spezialistenmodell Börse München/MAX-ONE.<br />
Handel ohne Maklercourtage<br />
und Börsenentgelt, schnelle<br />
Ausführung, faireKurse,Handelszeiten<br />
von8:00bis 22:00 Uhr bietenHandel zu<br />
außerbörslichen Konditionen, jedoch<br />
in einem rechtlich sicheren, weil öffentlich-rechtlichen<br />
Umfeld. Die wichtigsten<br />
Direktbanken und weitere Finanzinstitutesind<br />
inzwischen an gettex<br />
angeschlossen. Mitte 2016 erweiterten<br />
wir gettex um den Zertifikatehandel.<br />
Der Emittent HVB onemarkets ist hier<br />
gleichzeitig auch der Market Maker:<br />
das ist im deutschen börslichen Handel<br />
einzigartig, verkürzt die Prozesskette<br />
umden sonst üblichen Spezialistenund<br />
senkt erheblich dieKosten. Aktuell<br />
können über gettex fast 120000<br />
Werte –etwa 90000 Zertifikate sowie<br />
Aktien, Fonds, ETPsund Anleihen, insbesondereWährungsanleihen<br />
–gehandelt<br />
werden. Günstig für Anleger, aber<br />
welche zählbaren Vorteile bringt gettex<br />
für Finanzinstitute?<br />
Wir analysierten bei der Konzeption<br />
des Handelssystems die gesamte<br />
Wertschöpfungskette, um Synergien<br />
zu schaffen, Effizienzpotenziale zu heben<br />
und Kosten zu senken. Die Fix-Anbindung<br />
der Kreditinstitute angettex<br />
funktioniertwegen des hohen Standardisierungsgrades<br />
des Handelssystems<br />
einfach und kostengünstig. Mit einer<br />
Schnittstelle bzw. einer Leitung können<br />
verschiedene Handelsplätze angesteuert<br />
werden: unser zweiter Börsenplatz<br />
Börse München mit dem Handelssystem<br />
MAX-ONE 2.0und sogarandere<br />
Ausführungsplattformen. Das System<br />
entsprichtneuestem Industriestandard<br />
und ist extrem flexibel gestaltet, um<br />
Anbindungs- und Wartungskosten auf<br />
niedrigstem Stand zu halten.<br />
Ein Kostenvorteil entsteht den angeschlossenen<br />
Banken in der Abwicklung<br />
am Ende eines Handelstages. Hier können<br />
sienicht nuraus unterschiedlichen<br />
Modellen wählen, sieverringern vorallem<br />
durchAggregierung dieAnzahl der<br />
abzuwickelnden Geschäfte drastisch –<br />
hier ist eine Kostenersparnis von im<br />
Einzelfall biszu90Prozent möglich.<br />
Und zuletzt gewährt gettex auf der<br />
regulatorischen Seite den Banken Vorteile.<br />
Denn Mifid IIstellt den außerbörslichen<br />
Handel zunehmend infrage.<br />
BisherigeAnbieterimaußerbörslichen<br />
Handel und Zertifikate-Emittentenwerden<br />
künftig als systematische Internalisierer<br />
(SI) eingestuft –mit allen damit<br />
verbundenen Vorschriften beider Vorund<br />
Nachhandelstransparenz sowieder<br />
Konstituierung fester Regelwerke.Diese<br />
Institute können die Börse gettex nutzen,<br />
um ihre zukünftigen regulatorischen<br />
Pflichten abzudecken und ihren<br />
Kunden gleichzeitig alle Eigenschaften<br />
des außerbörslichen Handels –geringe<br />
Kosten und alle gewohnten Handelsfunktionalitäten<br />
–vollumfänglich anzubieten.<br />
gettex bietet Anlegern und Emittenten<br />
dieTransparenz, Fairness in der<br />
Ausführung, Preisqualität und Erfüllung<br />
aktueller und künftiger Regularien<br />
einer Börse.<br />
Ein letztes Kostenargument bildet<br />
die Marktsteuerung der Börse München:<br />
Sie entlastet die Banken durch<br />
einzentrales Kunden-und Beschwerdemanagement<br />
imRahmen des strengen<br />
börslichen Regelwerks, und die Handelsüberwachung<br />
übt ihre neutrale<br />
Überwachungsfunktion im Sinne des<br />
Anlegerschutzesaus.<br />
JOCHEN THIEL ist Vorstand der Bayerischen<br />
Börse AG und Mitglied im <strong>IBF</strong>-Vereinsvorstand.<br />
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