Gesamt_2017-02_IBF
Heft 2_17
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v auf 31Mio Euro runtergefahren worden.<br />
2015 hattesie 77 Mio. Euro betragen.<br />
BesondereRisiken scheintder ING-DiBa-<br />
Vorstand derzeit nichtzufürchten. Auch<br />
wenn dieDeutsche Bundesbank vorKurzem<br />
besonders die Immobilien in den<br />
Fokus nahm. Sie hatteinihrem Monatsbericht<br />
zwar nicht explizit vor einer Immobilienblase<br />
gewarnt, hatteaberformuliert,<br />
dass siedie Preise aufdem Häusermarkt<br />
„mit Sorge“betrachte.<br />
VonSchorlemer kann dieSorge bisher<br />
nicht teilen. Gerade was die deutschen<br />
Großstädte angehe, habe esimBereich<br />
der Immobilien im europäischen Vergleich<br />
„einen gewissen Nachholbedarf<br />
gegeben“.<br />
Risikopuffer sind aufgebaut<br />
Sonstige Bereiche, die ihm Sorge machen?„Nein“,<br />
sagt vonSchorlemer.Auch<br />
selten, so einBanker ohne Sorgen. Nicht<br />
einmal die EZB-Politik lockt den erfahrenen<br />
Banker aus der Reserve. Selbst<br />
für den Fall, dass dieEZB dieZinswende<br />
einläuten sollte, siehterauchkurzfristig<br />
keinen Druck auf der Bankenseite. „Die<br />
Risikopuffer sind über Jahre aufgebaut<br />
worden, wieesvom Regulierer gefordert<br />
ist.“ Allerdings stellt sich natürlich die<br />
Frage, wie lange man sich diese Zinspolitik<br />
generell noch leisten könne. „Vielleicht<br />
führtdiese Zinspolitik nach den Effekten,<br />
die wir gesehen haben, nicht unbedingt<br />
noch zu weiteren positiven“, so<br />
vonSchorlemer.<br />
Wasdas Thema Regulierung angeht,<br />
so will sich von Schorlemer gar nicht<br />
darüber auslassen, was somancher im<br />
Gespräch schärfer formuliert. Nämlich,<br />
dass viele Banker den Eindruck der Überregulierung<br />
haben. VonSchorlemer geht<br />
da diplomatisch vor, der Mann ist lange<br />
im Geschäft: „Dass das Pendel manchmal<br />
auch etwaszustark nach beiden Seiten<br />
ausschwingt, ist auch bekannt“,sagt<br />
er. Schwierig sei aber das Thema Unsicherheit.<br />
Man wisse nieganz genau, welche<br />
Vorgaben noch kommen. Das werde<br />
mit der neuen US-Regierung unter dem<br />
neuen Präsidenten Donald Trump auch<br />
nichtgeradebesser.Immerhin ist in den<br />
USA bereits angekündigt worden, dass<br />
der Finanzsektor dereguliertwerden soll.<br />
Viele Banker haben<br />
den Eindruck von<br />
Überregulierung. Von<br />
Schorlemer geht da<br />
diplomatisch vor,der<br />
Mann ist lange im<br />
Geschäft: „Dass das<br />
Pendel manchmal<br />
auch etwaszustark<br />
nach beiden Seiten<br />
ausschwingt, ist auch<br />
bekannt.“Schwierig<br />
sei aber das Thema<br />
Unsicherheit.<br />
STATIONEN<br />
Dr.Joachim von Schorlemer –eine<br />
Karriere im klassischen Bankgeschäft.<br />
VonSchorlemer,geboren 1957, hat<br />
in Hamburg BWL studiert. Seine<br />
Karriere startete er bei der amerikanischen<br />
Investmentbank JP<br />
Morgan. Zwischen 1994 und 1996<br />
war von Schorlemer für die Deutsche<br />
Bank tätig. Anschließend ging er als<br />
Managing Director zu Credit Suisse<br />
und fungierte vier Jahre lang als Co-<br />
Head Investment Banking Germany.<br />
2004 wechselte von Schorlemer<br />
zu BNP Paribas und wurde wenig<br />
später zum CountryHead Germany<br />
befördert. VomJahr 2013 bis 2015<br />
war er CountryExecutive bei der<br />
RBS RoyalBank of Scotland. Dort<br />
leitete er das Firmenkundengeschäft<br />
in Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz mit über 350 Mitarbeitern.<br />
Seit Januar 2016 ist von Schorlemer<br />
Vorstandsmitglied bei der ING-DiBa,<br />
wo er das Firmenkundengeschäft<br />
betreut.<br />
Das LevelPlaying Field zwischen den USA<br />
und Europa, falls man ihm denn jemals<br />
nah war, scheint wieder in sehr weite<br />
Ferne zu rücken.<br />
Die ING-DiBa hat den Privatkundenmarkt<br />
mithilfe der Digitalisierung<br />
gründlich aufgemischt. Im Firmenkundengeschäft<br />
spielt das Thema Fintech<br />
beim Endkunden noch eine eher untergeordnete<br />
Rolle. „Wir sind noch nicht<br />
dort, wo wir sein wollen.“ Derzeit gehe<br />
es vor allem darum, die Prozessketten<br />
mithilfe von Digitalisierung zu vereinfachen.<br />
„KYC ist dabei eines der Stichworte“,sagt<br />
vonSchorlemer,und irgendwiehörtsichdas<br />
aufEnglisch tatsächlich<br />
fast disruptiv an. Dabei war das Wissen<br />
um den Kunden und seine Bedürfnisse<br />
eigentlich schon seit jeher eine wichtige<br />
Voraussetzung für die Banken. Ein<br />
Punkt aber,den dieBanken vordem Platzen<br />
der Finanzkrise vernachlässigt haben.<br />
„DieLektionen ausder Finanzkrise<br />
sind aber gelernt“, gibt sich von Schorlemer<br />
überzeugt.<br />
Seit einem Jahr ist von Schorlemer<br />
jetztVorstand beider ING-DiBa. Fürihn<br />
wardas einZurücktretenins Glied, nachdem<br />
er nach all seinen Bankstationen<br />
einst Deutschland-Chef der Royal Bank<br />
of Scotland war. Wie sich das anfühlt?<br />
VonSchorlemer,der das ganzeGespräch<br />
über wild gestikuliert, sein Hände alle<br />
möglichen Höhen und Tiefen beschreiben<br />
lässt, seine Worte pointiert wählt<br />
und sehr genau weiß, was erwann sagt,<br />
lehntsichzurück, verschränkt dieArme<br />
und lächelt. „Sehr entspannt.“<br />
Munter Joachim von Schorlemer im<br />
Gespräch mit <strong>IBF</strong>-Chefredakteurin Inken<br />
Schönauer und Publisher Andreas Scholz in<br />
der ING-DiBa-Zentrale in Frankfurt.<br />
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