Gesamt_2017-02_IBF
Heft 2_17
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FOTO: DPA<br />
rererzwungener Marktaustritt der<br />
Kleinen. Nichtgeradeein Beitragzur<br />
Systemstabilität!<br />
Können Sie die Konsequenzen<br />
beziffern?<br />
Man sprichtdavon, dass allein im<br />
kommenden Jahr sich dieZahl<br />
der Volks- und Raiffeisenbanken in<br />
Deutschland um biszu10Prozent verringern<br />
könnte.<br />
Die gehen aber nicht zwangsläufig<br />
pleite.<br />
Nein, keineswegs. Dies wirdüberFusionen<br />
geschehen. Aber auch das ist ja<br />
einVerlust an Kundennähe und unabhängigem<br />
Unternehmertum.<br />
Es heißtdoch aber immer,Deutschland<br />
sei „overbanked“.<br />
Das ist auch so einMythos derer,die<br />
einfach mehr Gewinn machen wollen,<br />
indem sieden Wettbewerb am Markt<br />
verringern. Wemkeine Bank gehört,<br />
der kann das getrost ignorieren. Bankenwerden<br />
nichtallein durchGröße<br />
effizienter, wohl aber zu einem systemischeren<br />
Risiko. Will man Effizienz<br />
und Stabilität im deutschen Bankensystem,<br />
sprichtalso einiges dafür,<br />
an der aktuellen Größenstruktur im<br />
Wesentlichen festzuhalten. Eine Infragestellung<br />
kann sich allerdings aus<br />
dem Technologiewandel im Rahmen<br />
der Digitalisierung ergeben.<br />
Wasist Ihre Lösung?<br />
Generell brauchen wir eine Bankenaufsicht,<br />
diesichstark aufdie wirklich<br />
systemischen Institutekonzentriert.<br />
Viel der darüberhinausgehenden<br />
Regulierung ist schlichtüberzogen<br />
und gefährdetdurch dieimmer stärkere<br />
Einengung des unternehmerischen<br />
Spielraums und diegänzlich<br />
ausdem Rudergelaufenen Regulierungskosten<br />
langfristig sogardie Stabilität<br />
des Finanzsystems. Wir müssen<br />
das regulatorische Agenda-Setting<br />
in Frankfurtund Brüssel möglichst<br />
rasch stoppen. Da kommen dieneuen<br />
Vorgaben so schnell hintereinanderweg,dass<br />
noch nichteinmal Zeit für<br />
eine Wirkungsanalyse bleibt. Wir<br />
haben keine Chance herauszufinden,<br />
ob eine Regelnotwendig ist und welche<br />
Wirkung sietatsächlich entfaltet.<br />
Ein gutesBeispieldafür sind dieMifid-<br />
Regeln. Siesollten mehr Anlegerschutzbringen,<br />
haben aber oft einen<br />
genaugegenteiligen Effekt:Die Kunden<br />
nehmen dievielen Informationen,<br />
diesie nunerhalten, garnicht mehr<br />
wahr,und dieBeratung wirdvielzu<br />
teuer.<br />
Wasbedeutetdas für die Aufsicht?<br />
Wir brauchen eine sehr starkdifferenzierende<br />
Bankenaufsicht. Und<br />
einHerauslösen der Aufsichtaus der<br />
EuropäischenZentralbank wäre dringend<br />
erforderlich. Es darf auch nicht<br />
sein, dass dieEZB immer selbst definiert,<br />
wofür siezuständig ist.Das hat<br />
sieinder Geldpolitik so gemacht, und<br />
nungeschiehtdiesauchbei der Bankenaufsicht.<br />
Außerdem hatBankenaufsichtunter<br />
dem Dach der EZB eine<br />
starkvereinheitlichende Wirkung<br />
aufdie europäischen Bankensysteme.<br />
Wasaus Sichtder Systemsicherheit<br />
das Letzte ist, waswir anstreben sollten,<br />
ist der überall gleiche Bankentyp.<br />
Auch in dieser Hinsichtwirddie<br />
Aufsichtder EZB selbst zumsystemischen<br />
Risiko. Deutschland hatsichja<br />
gerade wegen der Verschiedenheit der<br />
Institutionen im deutschen Bankensystem<br />
vonder globalen Finanzkrise<br />
so rasch erholt.<br />
Immerhin war dieses Konstruktstets<br />
als ein Provisorium gedacht.<br />
Ja,aber der Willen zurVeränderung<br />
istnicht starkgenug.ImÜbrigengehtesmir<br />
vorallem um dieGroßbanken.<br />
Unddie beginnen beimir in<br />
Deutschland nichtbei 30 Mrd. Euro<br />
Geschäftsvolumen, sondern beiungefähr<br />
100 Mrd.Euro. Mit Verlaub, eine<br />
HamburgerSparkasse ist groß,aber<br />
sieist nichtsystemisch. Fürdie kleineren<br />
Banken sollteweiterhin und<br />
ausschließlich der nationale Aufseher<br />
zuständig sein.<br />
Die unabhängige Aufsicht wird so<br />
schnell nicht kommen, waswürde europäischenBanken<br />
jetzt helfen?<br />
Ganz eindeutig eine möglichstsachte<br />
und doch nachhaltigeZinserhöhung.<br />
Zumindest diePerspektive darauf. Die<br />
Preise sind nach oben gegangen, woraufwartet<br />
Mario Draghi noch?<br />
M<br />
Beraterblog<br />
VorGericht<br />
NEUE<br />
STUDIEN<br />
Die Deutschen sind Aktienmuffel,<br />
an Investmentfonds aber<br />
finden sie Gefallen.<br />
Über 900 Mrd. Euro haben die<br />
Deutschen in Wertpapieren angelegt<br />
–das ist eine Steigerung von<br />
rund 20 Prozent in vier Jahren.<br />
Am beliebtesten sind Investmentfonds.<br />
So haben die privaten<br />
Haushalte inzwischen mehr als<br />
die Hälfte ihres Wertpapiervermögens<br />
in Fondsanteilen angelegt,<br />
heißt es in einer Studie des Bundesverbandes<br />
deutscher Banken.<br />
„America First“ soll sich auch<br />
in hohen Importsteuern niederschlagen.<br />
Protektionismus schafftnur Verlierer,sei<br />
es durch weniger Produktvielfalt,<br />
sei es durch schlechtere<br />
Produktqualität, sei es durch<br />
höhere Preise, heißt es in einer<br />
Analyse der DekaBank. Der Blick<br />
in die Geschichtsbücher zeige den<br />
erhobenen Zeigefinger.<br />
Die Verbriefungsmärkte sind wieder<br />
in den Blick der politischen<br />
Entscheidungsträger gerückt.<br />
Laut einer Studie der Deutschen<br />
Bank aber als erhofftes Allheilmittel<br />
für die schwache Kreditvergabe<br />
in Europa –statt als Schuldige<br />
der Finanzkrise. Der Fokus<br />
liege auf True-Sale-Verbriefungen.<br />
Der frühere spanische Notenbankchef<br />
Miguel Ángel Ordóñez wird bald vor Gericht<br />
aussagen müssen. Der Nationale<br />
Gerichtshof ermittelt gegen den 72-Jährigen,<br />
weil er entgegen den Empfehlungen<br />
der Prüfer der Zentralbank im Juli 2011<br />
den Börsengang des angeschlagenen<br />
spanischen Geldhauses Bankia genehmigt<br />
hatte. Ordóñez setzte sich dabei über die<br />
ausdrücklichen Warnungen der hauseigenen<br />
Experten hinweg. Ermittelt wird auch<br />
gegen Julio Segura, den ehemaligen Präsidenten<br />
der Börsenaufsicht CNMV,sowie<br />
weitere Führungskräfte der Zentralbank.<br />
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