VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2014
Wettbewerb - Sportverletzungen/Orthopädie / Zulassungsstopp / IFAS
Wettbewerb - Sportverletzungen/Orthopädie / Zulassungsstopp / IFAS
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
inhalt<br />
Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />
EDITORIAL<br />
5 Triebfeder Wettbewerb<br />
Politik<br />
6 Gesundheitspolitik:<br />
Zulassungsstopp – immer und ewig?<br />
8 Auf den Punkt gebracht:<br />
Selber schuld – selber zahlen?<br />
Weiterbildung /<br />
arbeitsbedingungen<br />
10 And the winner is …<br />
12 Lesen lernen: Die drei Typen<br />
14 «200 Prozent Kreativität»<br />
<strong>VSAO</strong><br />
16 Sektion Basel<br />
16 Sektion Bern<br />
17 Sektion Genf<br />
18 Sektion Neuenburg<br />
19 Sekton Zürich<br />
20 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />
21 <strong>VSAO</strong>-Inside<br />
Fokus ▶ Wettbewerb<br />
24 Wenn die Wunderwaffe versagt<br />
26 «Wettbewerb fördert Qualität»<br />
28 Anpassen statt kämpfen<br />
30 Alles DRG – doch was bedeutet das?<br />
32 Wettbewerb und Wettbewerbs politik<br />
34 Wettbewerb in der Wissenschaft –<br />
Segen oder Fluch?<br />
Sonderteil Ifas <strong>2014</strong><br />
36 IFAS <strong>2014</strong><br />
Perspektiven<br />
42 Fachserie – Aktuelles aus der Sportmedizin<br />
– Trampolinunfälle bei Kindern:<br />
Hohe Sprünge – schwere Stürze<br />
45 Aus der «Praxis»<br />
Lumbale Spinal stenose: Klinische<br />
Diagnose und konservative Therapie<br />
53 Das erlesene Objekt: Strahlende Zähne<br />
Mediservice <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
54 Briefkasten<br />
55 Heisse Tipps für kalte Tage<br />
57 Neuerungen beim Abzug für<br />
Aus- und Weiterbildungskosten<br />
58 Impressum<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
3
editorial<br />
Foto: Severin Novacki<br />
Catherine Aeschbacher<br />
Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Triebfeder Wettbewerb<br />
Das Leben beginnt mit einem Wettrennen, wie unser Titelbild<br />
eindrücklich zeigt. Wenn viele dasselbe Ziel erreichen wollen,<br />
entsteht Wettbewerb und damit einhergehend eine Dynamik.<br />
Fehlt Wettbewerb, entsteht Stagnation. So konnte man zu<br />
Sowjetzeiten in Moskau regelmässig leere Speiselokale antreffen.<br />
Die Kellner fläzten sich in Plüschsesseln, rauchten und<br />
spielten Karten. Hungrige Gäste wurden mit fadenscheinigen<br />
Ausreden abgewimmelt. Da die Angestellten ihren Lohn völlig<br />
unabhängig von den Einnahmen bekamen, konnte man auf<br />
störende Kundschaft bestens verzichten. Dass eine solche Wirtschaft<br />
zum Untergang verurteilt ist, erstaunt nicht weiter. Im<br />
Fokus legt Markus Saurer, Spezialist für Regulierungs- und<br />
Wettbewerbsökonomie, dar, welche Vorteile die freie Marktwirtschaft<br />
mit sich bringt. Allerdings muss Wettbewerb nicht in<br />
allen Bereichen zielführend sein, sondern kann sich auch<br />
kontraproduktiv auswirken. So äussert sich der Ökonom Mathias<br />
Binswanger kritisch zum Wettbewerb im Gesundheitswesen.<br />
Oftmals wird Wettbewerb als naturgegeben angesehen<br />
und automatisch mit Rivalität und Kampf konnotiert, ausgehend<br />
von Darwin und dessen Begriff vom «Kampf ums Dasein».<br />
Aber so einfach ist die Sache nicht, denn Darwin war erstens<br />
nicht der Schöpfer dieses Gedankens und hat zweitens in Anlehnung<br />
an seinen Vordenker eine sehr viel differenziertere<br />
Sicht vertreten. Ganz zu Recht, wie der Naturwissenschafter<br />
Christian Kropf aufzeigt. In andern Gebieten jedoch herrscht<br />
ein harter Verdrängungskampf, beispielweise unter Kulturschaffenden.<br />
Reta Guetg, Filmwissenschafterin und Mitbegründerin<br />
des internationalen Kurzfilmfestivals «shnit», spricht im<br />
Fokus über die Jurierung von Kunstwerken und Subventionsgelder.<br />
Wettbewerb soll zu besseren Produkten und Leistungen führen.<br />
Mit diesem Ziel vor Augen hat der <strong>VSAO</strong> einen Preis ins Leben<br />
gerufen. Erstmals konnte Ende September die «Spitalrose» verliehen<br />
werden. Die Auszeichnung steht für herausragende<br />
Leistungen in den Bereichen Weiterbildung oder Arbeitsbedingungen.<br />
Alles über den Preis, den Preisträger und die Feier ist<br />
in der Rubrik Weiterbildung/Arbeitsbedingungen nachzulesen.<br />
Nicht gerade preisverdächtig ist der jüngste Vorschlag des Bundesrats<br />
zum Zulassungsstopp. Anstelle der heute geltenden,<br />
gesamtschweizerisch einfach zu handhabenden Regelung soll<br />
ein komplexes Regelwerk mit allen möglichen Unwägbarkeiten<br />
und Fussangeln treten. Der <strong>VSAO</strong> hat den Entwurf unter die<br />
Lupe genommen. Über die Resultate dieses Unterfangens berichten<br />
wir im Politikteil.<br />
Wer Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern vor Ort<br />
erleben und Produktevergleiche anstellen möchte, dem sei ein<br />
Besuch an der IFAS empfohlen. Die Fachmesse für den Gesundheitsmarkt<br />
findet vom 21. bis am 24. <strong>Oktober</strong> in Zürich statt.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
5
Politik<br />
Gesundheitspolitik<br />
Zulassungsstopp –<br />
immer und ewig?<br />
Der Bundesrat verabschiedete sich mit einem grossen Paukenschlag in die Sommerferien, indem er<br />
seinen Vorschlag für einen neuen Zulassungsstopp präsentierte. Dieser soll ab Sommer 2016 gelten<br />
und unbefristet sein. Der neue, äusserst komplizierte Modus für die Zulassungssteuerung wird<br />
im Folgenden in seinen Grundzügen vorgestellt. Der <strong>VSAO</strong> lehnt den geplanten Zulassungsstopp<br />
vehement ab.<br />
Nico van der Heiden, stv. Geschäftsführer/Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />
Der aktuell und bis Ende Juni 2016 gültige<br />
Zulassungsstopp ist sehr einfach. Diejenigen<br />
Kantone, welche die Zulassung<br />
beschränken wollen, können denjenigen<br />
Ärztinnen und Ärzten eine Zulassung verweigern,<br />
welche nicht mindestens drei<br />
Jahre an einer Schweizer Weiterbildungsstätte<br />
gearbeitet haben. Aktuell machen<br />
18 (Halb-)Kantone von dieser Regelung<br />
Gebrauch, während 8 sogar ganz auf eine<br />
Steuerung verzichten (Details dazu auf<br />
der <strong>VSAO</strong>-Website). Aus Sicht des <strong>VSAO</strong> hat<br />
sich diese Form der Steuerung bewährt.<br />
Sie basiert auf einem einfachen, objektiven<br />
und national einheitlichen Qualitätsmerkmal.<br />
Kantonale<br />
Zulassungsstopps<br />
Nun hat der Bundesrat einen unbefristeten<br />
Zulassungsstopp vorgeschlagen, der<br />
ab Juli 2016 gelten soll. Im Gegensatz zur<br />
heutigen Regelung ist das neue Modell<br />
äusserst kompliziert. Es basiert auf einer<br />
kompletten «Kantonalisierung» der Zulassungssteuerung;<br />
eine Steuerung mit<br />
einem einheitlichen Kriterium für die<br />
gesamte Schweiz wird es folglich nicht<br />
mehr geben. Der Mechanismus, wie die<br />
Zulassung in Zukunft in einem Kanton<br />
ablaufen soll, ist vereinfacht in der Abbildung<br />
wiedergegeben.<br />
Als Erstes müssen die Kantone für ihr Gebiet<br />
festlegen, wie es um die medizinische<br />
Versorgung stehen soll. Sie können dabei<br />
zum Schluss kommen, dass für einzelne<br />
Gebiete eine Unterversorgung besteht (so<br />
wie dies heute beispielsweise bei den Hausärzten<br />
in gewissen Regionen diskutiert<br />
wird), dass die Versorgung dem Bedarf<br />
entspricht, oder dass eine Überversorgung<br />
besteht. Die Kantone sollen (müssen aber<br />
nicht) ihre Bedarfsplanung untereinander<br />
koordinieren.<br />
Stellt ein Kanton in einem Bereich eine<br />
Unterversorgung fest, so kann er Unterstützungsmassnahmen<br />
gewähren (z.B.<br />
zinslose Darlehen). Dies ist jedoch bereits<br />
heute möglich.<br />
Stellt ein Kanton eine optimale Versorgung<br />
fest, so wird er keine Zulassungsbeschränkung<br />
festlegen. Knacknuss hierbei<br />
ist jedoch, dass der Bund subsidiär bei<br />
jenen Kantonen, welche die Zulassung<br />
nicht beschränken, eine Überprüfung der<br />
gesamten Kosten des Gesundheitswesens<br />
vornehmen wird. Liegt dieser mehr als<br />
zwei Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt,<br />
so können die Tarmed-Tarife<br />
im entsprechenden Kanton vom Bund<br />
linear um bis zu zehn Prozent gekürzt<br />
werden.<br />
Überversorgung =<br />
Zulassungssteuerung<br />
Stellt ein Kanton in gewissen Bereichen<br />
eine Überversorgung fest, so kann er eine<br />
Zulassungssteuerung beschliessen. Die<br />
Steuerung kann an qualitative Kriterien<br />
wie die Teilnahme am Notfalldienst geknüpft<br />
werden. Die Beschränkung der<br />
Zulassung muss anschliessend von einer<br />
Kommission, bestehend aus «Versicherten,<br />
Leistungserbringern und Versicherern»<br />
besprochen werden. Die Kommission<br />
gibt danach eine nicht bindende Empfehlung<br />
zuhanden des Kantons ab, der<br />
abschliessend entscheidet. Gegen einen<br />
entsprechenden Entscheid des Kantons<br />
kann Beschwerde vor Bundesverwaltungsgericht<br />
erhoben oder geführt werden.<br />
Abbildung: Die Komplexität des vorgeschlagenen Zulassungsstopps<br />
Die Betroffenen<br />
Der Vorschlag für den neuen Zulassungsstopp<br />
betrifft keinesfalls nur die Ärzte-<br />
6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
Politik<br />
schaft. Zur allgemeinen Überraschung<br />
schlägt der Bundesrat vor, dass neu sämtliche<br />
Berufsgruppen, welche zulasten der<br />
obligatorischen Krankenversicherung<br />
Leistungen abrechnen, in der Zulassung<br />
beschränkt werden können. Betroffen sind<br />
somit auch Ergotherapeuten, Physiotherapeuten,<br />
allenfalls künftig sogar das Pflegepersonal<br />
usw. Es wird also, wenn sich der<br />
Bundesrat mit seinen Plänen durchsetzen<br />
sollte, nicht nur 26 unterschiedliche Zulassungsstopps<br />
geben, sondern 26 mal x verschiedene<br />
Zulassungsstopps. Zur Verdeutlichung:<br />
Der eine Kanton wird bspw. die<br />
Zulassung zur Physiotherapie und zur<br />
Hausarztmedizin begrenzen, ein anderer<br />
die Zulassung zur Ergotherapie und zu den<br />
Orthopäden usw. Und auch die Spitäler<br />
sind betroffen, denn gemäss dem Vorschlag<br />
müssen die Kantone die Tätigkeiten<br />
der Spitäler im ambulanten Bereich mittels<br />
Leistungsaufträgen regeln.<br />
Fazit/Kritik<br />
Der bundesrätliche Vorschlag für diesen<br />
neuen, unbefristeten Zulassungsstopp<br />
enthält mehrere, hochproblematische<br />
Aspekte:<br />
• Die Kantone sind nicht in der Lage, die<br />
«optimale Versorgung» festzulegen.<br />
Hierzu fehlen klare Indikatoren, und es<br />
dürfte politisch hochumstritten sein,<br />
was darunter zu verstehen ist. Zudem<br />
sind die Schweizer Kantone einzeln viel<br />
zu kleine Einheiten für die Festlegung<br />
einer optimalen medizinischen Versorgung<br />
und Patienten können nicht entlang<br />
von Kantonsgrenzen behandelt<br />
werden.<br />
• Die geplanten Kommissionen sind<br />
reine Anhörungsgremien ohne jegliche<br />
Entscheidungsbefugnis. Selbst<br />
wenn es dem <strong>VSAO</strong> gelingen sollte,<br />
Einsitz in die entsprechenden Kommissionen<br />
zu erlangen (was keinesfalls<br />
garantiert ist), so bleibt die Mitarbeit<br />
in den Kommissionen ohne<br />
konkrete Auswirkungen.<br />
• Die subsidiäre Kompetenz des Bundes<br />
zu Tarifsenkungen um bis zu zehn<br />
Prozent ist ein massiver Eingriff in<br />
bewährte Verfahren zur Tariffestsetzung.<br />
Die drohenden Tarifsenkungen<br />
setzen Kantone und etablierte Leistungserbringer<br />
unter massiven Druck,<br />
einer Zulassungsbeschränkung zuzustimmen.<br />
Der <strong>VSAO</strong> lehnt deshalb die geplante Einführung<br />
eines dauerhaften Zulassungsstopps<br />
vehement ab. Er versteht nicht, wieso<br />
die aktuell gültige, sinnvolle Dreijahresregelung<br />
nicht weitergeführt werden kann.<br />
Stattdessen droht unseren Mitgliedern ein<br />
unübersichtlicher Spiessrutenlauf zwischen<br />
unterschiedlichsten kantonalen Voraussetzungen<br />
für eine Zulassung. Ein<br />
Szenario ohne jegliche Planungssicherheit<br />
für die junge Ärztegeneration wollen wir<br />
unbedingt verhindern.<br />
Nächste Schritte<br />
Gegenwärtig läuft das Vernehmlassungsverfahren,<br />
in dem die beteiligten Akteure<br />
ihre Haltung darlegen können. Der <strong>VSAO</strong><br />
wird hier seine ablehnende Haltung äussern.<br />
Anschliessend kann der Bundesrat<br />
die Vorlage zurückziehen (was er kaum<br />
tun wird), überarbeiten oder unverändert<br />
dem Parlament vorlegen (voraussichtlich<br />
2015). Der <strong>VSAO</strong> wird dann politisch aktiv<br />
werden und sich je nach Vorlage überlegen,<br />
welche Massnahmen zu ergreifen<br />
sind. Der abschliessende Beschluss des<br />
Parlaments unterliegt schliesslich dem<br />
fakultativen Referendum. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
7
Politik<br />
Auf den PUNKT gebracht<br />
Selber schuld – selber zahlen?<br />
Das Schweizer Gesundheitswesen ist ordentlich<br />
komplex; ganze Lehrbücher werden<br />
gefüllt mit den entsprechenden Entscheidungsmechanismen<br />
und nur wenige<br />
Menschen haben wirklich den Überblick.<br />
Kompliziert sind auch die entsprechenden<br />
Finanzströme: Bund, Kantone, Gemeinden,<br />
Krankenkassen und Patienten finanzieren<br />
in unterschiedlichster Zusammensetzung<br />
die verschiedenen Leistungen des<br />
Gesundheitswesens.<br />
Als Patient habe ich definitiv keine Ahnung,<br />
wer jetzt genau was bezahlt. Das<br />
interessiert mich eigentlich auch herzlich<br />
wenig. Mich interessiert die monatliche<br />
Krankenkassenprämie. Trotzdem fehlt<br />
mir ehrlicherweise die Zeit, jedes Jahr die<br />
Krankenkassenprämien zu vergleichen<br />
und die Grundversicherung zu wechseln.<br />
Und wozu brauche ich eigentlich diese<br />
Versicherung, obwohl ich momentan ja<br />
gar keine Leistungen von ihr beziehe?<br />
Muss ich doch einmal pro Jahr zum Arzt,<br />
dann bezahle ich die Rechnung ja trotzdem<br />
selbst, weil ich als «gutes Risiko»<br />
eine hohe Franchise gewählt habe. Die<br />
Antwort ist einfach: Es ist eine Versicherung!<br />
Sollte ich einmal ein ernsthaftes<br />
gesundheitliches Problem haben, dann<br />
weiss ich, dass mir eine hervorragende<br />
medizinische Behandlung zu Gute kommen<br />
wird, die ich mir aus meinem Ersparten<br />
niemals leisten könnte. Für diese<br />
Sicherheit, im Falle eines Falles wohl<br />
versorgt zu sein, bezahle ich gerne!<br />
In diesem Zusammenhang macht mir ein<br />
Vorschlag der Kommission für soziale Sicherheit<br />
und Gesundheit des Nationalrates<br />
Bauchweh: Sie möchte, dass jugendliche<br />
Rauschtrinker künftig die Kosten ihres<br />
Spitalaufenthalts selber bezahlen<br />
müssten. Diese Idee erscheint auf den<br />
ersten Blick verlockend und entspricht<br />
einem verständlichen Wunsch der Bevölkerung,<br />
nämlich etwas gegen die Alkoholexzesse<br />
Jugendlicher zu unternehmen.<br />
Und natürlich drängt sich die Frage auf,<br />
weshalb die Allgemeinheit für jemanden<br />
bezahlen soll, der bewusst so viel trinkt,<br />
dass er anschliessend hospitalisiert werden<br />
muss.<br />
Auf den zweiten Blick jedoch entpuppt sich<br />
der nationalrätliche Vorschlag als radikale<br />
Abkehr vom Solidaritätsprinzip in der<br />
medizinischen Grundversorgung. Je nach<br />
Verschulden soll man neu nicht mehr<br />
versichert sein für die beanspruchten medizinischen<br />
Leistungen. Damit beschreitet<br />
man einen gefährlichen Weg: Der Schritt<br />
wäre klein, auch von Rauchern, Base-<br />
Jumpern, Übergewichtigen usw. die Übernahme<br />
der Behandlungskosten zu verlangen,<br />
denn irgendwie sind die ja auch selber<br />
schuld an ihren medizinischen Problemen.<br />
Man kann den Gedanken noch<br />
weiter spinnen und sich fragen, ob plötzlich<br />
auch Träger von gewissen Erbkrankheiten<br />
ins Visier geraten könnten oder<br />
Eltern, die sich entscheiden, ein behindertes<br />
Kind zur Welt zu bringen. Mit der Aufhebung<br />
des Solidaritätsprinzips auch nur<br />
in einem Fall würde eine Barriere angehoben,<br />
die bislang ein gefährliches Territorium<br />
abgrenzte. Deshalb bin ich sehr<br />
froh, dass der <strong>VSAO</strong> gemeinsam mit vielen<br />
Akteuren des Gesundheitswesens diesen<br />
unsinnigen Vorschlag ablehnt! ■<br />
Nico van der Heiden,<br />
stv. Geschäftsführer/Leiter Politik<br />
und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />
8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />
And the winner is …<br />
… das Kantonsspital St. Gallen (KSSG). Es erhielt zwar nicht den Oscar, aber die Spitalrose. Der Preis<br />
wurde vom <strong>VSAO</strong> ins Leben gerufen und dieses Jahr erstmals vergeben. Die Spitalrose zeichnet<br />
herausragende Leistungen in den Bereichen Weiterbildung oder Arbeitsbedingungen aus. Prämiert<br />
wurde das Projekt zur flächendeckenden Einführung der Arbeitsplatzbasierten Assessments (AbAs).<br />
Lisa Loretan Krummen, Projektassistentin Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong>. Bilder: Florian Brunner, Schalter & Walter.<br />
Erstmals konnte im vergangenen Frühling<br />
<strong>2014</strong> der Zentralvorstand des <strong>VSAO</strong><br />
Schweiz eine Spitalrose verleihen. Diese<br />
Auszeichnung vergibt der <strong>VSAO</strong> an ein<br />
Spital, eine Klinik oder eine Weiterbildungsstätte<br />
für herausragende Leistungen<br />
im Bereich Weiterbildung oder Arbeitsbedingungen.<br />
Am 23. September <strong>2014</strong> fand<br />
im Kantonsspital St. Gallen die offizielle<br />
Übergabe der Spitalrose 2013 statt.<br />
Das KSSG erhält die Spitalrose 2013 des<br />
<strong>VSAO</strong> für die flächendeckende Einführung<br />
der AbAs. Damit wird gewürdigt, dass<br />
im KSSG von guten Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />
nicht nur gesprochen,<br />
sondern diese auch gelebt werden.<br />
Das KSSG vertritt die Philosophie, dass<br />
alle im KSSG angestellten (Assistenz)ärztinnen<br />
und -ärzte über alle Kliniken und<br />
Zentren hinweg von den gleichen Bedingungen<br />
in der Weiterbildung profitieren<br />
sollen. Dass dieser Effort nun ausgezeichnet<br />
wurde, bestätigt die Spitalleitung in<br />
ihren Bestrebungen: «Wir haben uns gefreut<br />
und fühlen uns geehrt. Die Spitalrose<br />
2013 ist uns aber auch ein Ansporn und<br />
bestärkt uns in unseren Bemühungen mit<br />
allen Arbeiternehmervertretungen, nicht<br />
nur mit dem <strong>VSAO</strong>, partnerschaftliche<br />
Lösungen zu erarbeiten», betonte Daniel<br />
Germann, Direktor des KSSG, in seiner<br />
Ansprache anlässlich der Preisübergabe.<br />
Für alle ein Gewinn: Ralph Litschel, Präsident <strong>VSAO</strong> St. Gallen / Appenzell, Daniel Germann,<br />
Direktor und Vorsitzender der Geschäftsleitung KSSG, sowie Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />
<strong>VSAO</strong> CH, bei der Preisübergabe (v. l. n. r.)<br />
Projekt noch im Gang<br />
Das deutliche Bekenntnis in Sachen Weiterbildung<br />
war der Hauptgrund für die<br />
<strong>VSAO</strong>-Sektion St. Gallen/Appenzell, das<br />
KSSG für die Spitalrose zu nominieren.<br />
Ein weiterer, wichtiger Grund für die Nomination<br />
sei die hilfreiche und konstruktive<br />
Zusammenarbeit mit dem CEO, der<br />
Chefärztekonferenz und der Geschäftsleitung<br />
im Hinblick auf die Schulung und<br />
die Einführung der AbAs, wie der Präsident<br />
der Sektion St. Gallen/Appenzell,<br />
Ralph Litschel, erläuterte. Bei der Prämierung<br />
im Frühling <strong>2014</strong> wurde also ein<br />
Projekt ausgezeichnet, dessen Umsetzung<br />
aktuell noch im Gange ist. «Nach dem<br />
Entscheid zur flächendeckenden Einführung<br />
der AbAs haben wir für alle Kliniken,<br />
welche die AbAs noch nicht im Weiterbildungsprogramm<br />
integriert hatten, eine<br />
obligatorische Initialschulung durchgeführt.<br />
Seither gehören die AbAs in allen<br />
Kliniken zum fixen Bestandteil des Weiterbildungsprogrammes.<br />
Noch ist der<br />
Stand der Umsetzung auf Klinikstufe<br />
unterschiedlich weit. Wir sind mit dem<br />
10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
Ein Hoch auf die Rose. Im Kantonsspital St. Gallen feiert man den Preis.<br />
aktuellen Verlauf aber sehr zufrieden. Die<br />
bisherigen Rückmeldungen zeigen, dass<br />
richtig durchgeführte AbAs deutlich mehr<br />
Möglichkeiten zulassen, Assistenzärzte<br />
positiv zu fördern und Verbesserungspotenziale<br />
anzusprechen. Wir sind denn<br />
auch überzeugt, dass die Einführung der<br />
AbAs insbesondere für die Assistenzarzt-<br />
Weiterbildung aber auch für unsere Kaderärzte<br />
ein Gewinn ist», führte Daniel<br />
Germann in seiner Ansprache weiter aus.<br />
Wichtiges Element<br />
AbAs sind ein wichtiges Element einer<br />
strukturierten, guten Weiterbildung für<br />
(Assistenz)ärzte. Der Weiterbildungsstand<br />
wird dokumentiert, was das Festlegen<br />
der nächsten Lernziele erleichtert.<br />
Das Schweizerische Institut für ärztliche<br />
Weiter- und Fortbildung (SIWF) schreibt<br />
diese Assessments schon seit einiger Zeit<br />
vor. Sie werden von den Fachgesellschaften<br />
aber in unterschiedlichem Mass<br />
realisiert.<br />
Mit Unterstützung durch das Institut für<br />
medizinische Lehre in Bern wurden im<br />
KSSG die einzelnen Kliniken in Workshops<br />
in der Anwendung der AbAs (DOPS<br />
und Mini-CEX als Feedbackinstrumente)<br />
geschult. Die Teilnehmer sollen als Multiplikatoren<br />
diese Feedbackinstrumente in<br />
die Weiterbildung ihrer Kliniken integrieren.<br />
«Das Konzept für die Evaluation in<br />
Zusammenarbeit mit dem Institut für<br />
medizinische Lehre wird derzeit vom<br />
SIWF überprüft. Nach Freigabe wird die<br />
Evaluation im Auftrag des SIWF stattfinden»,<br />
skizzierte Ralph Litschel die nächsten<br />
Schritte, und wie er die Umsetzung des<br />
Projektes von Seiten der <strong>VSAO</strong>-Sektion<br />
St. Gallen/Appenzell begleitet wird. ■<br />
Nomination für die <strong>VSAO</strong> spitalrose<br />
Die Spitalrose wird vom <strong>VSAO</strong> in der Regel jährlich an ein Spital, eine Klinik oder eine<br />
Weiterbildungsstätte vergeben, welche mit einem Projekt oder besonderen Leistungen<br />
zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Ärzte oder der Weiterbildung beiträgt.<br />
Die <strong>VSAO</strong>-Sektionen sind laufend aufgefordert, ihnen bekannte und für würdig befundene<br />
Projekte oder Leistungen zu nominieren. Im Frühling entscheidet dann der<br />
Zentralvorstand über die Vergabe der Spitalrose.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
11
weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />
A B C D E F ...<br />
a b c d e f ...<br />
Die drei Typen<br />
Lukas Staub, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
LESEN LERNEN<br />
Es gibt drei grundlegende Typen von Daten,<br />
mit denen klinische Messungen beschrieben<br />
werden: nominale Daten, ordinale<br />
Daten und Intervalldaten.<br />
Nominale Daten stellen Kategorien<br />
dar, die nicht geordnet werden können.<br />
Mit diesen nominalen Daten werden Studienteilnehmer<br />
in gleichwertige (Namens-)Gruppen<br />
eingeteilt. Beispiele sind<br />
etwa das Geschlecht oder die ICD-Klassifizierung<br />
von Studienteilnehmern. Idealerweise<br />
sind die Kategorien gut zu unterscheiden,<br />
sodass Fehlklassifizierungen<br />
möglichst selten sind. Wenn nur zwei<br />
Kategorien vorhanden sind (ja/nein, lebend/tot),<br />
sprechen wir von dichotomen<br />
(oder binären) Daten.<br />
Ordinale Daten haben eine gewisse<br />
innere Ordnung; die Kategorien können<br />
also rangiert werden. Die Abstände zwischen<br />
den Kategorien sind qualitativer<br />
und nicht quantitativer Natur. Beispiele<br />
hierfür sind die Einstufung der Herzinsuffizienz<br />
in die NYHA-Stadien I (keine körperliche<br />
Limitation) bis IV (Beschwerden<br />
in Ruhe) oder die Beurteilung von Herzgeräuschen<br />
in den Stufen 1/6 (sehr leise)<br />
bis 6/6 (sehr laut).<br />
Intervalldaten sind geordnet, und der<br />
Abstand zwischen zwei Werten ist quantifizierbar.<br />
Sie werden weiter in kontinuierliche<br />
(stetige) oder diskrete Daten unterteilt.<br />
Stetige Daten können einen beliebigen<br />
Wert auf einem Kontinuum annehmen.<br />
Beispiele kontinuierlicher Daten<br />
sind Blutdruck, Gewicht oder Alter. Häufig<br />
wird aber nur eine begrenzte Zahl von<br />
Punkten auf dem Kontinuum verwendet.<br />
Auch wenn das exakte Gewicht eines Patienten<br />
83,192 Kilogramm ist, wird für die<br />
meisten Anwendungen eine Angabe auf<br />
ein Kilogramm genau ausreichen. Im<br />
Gegensatz zu stetigen Daten können diskrete<br />
Daten nur spezifische Werte annehmen,<br />
wie das Zählen von Ereignissen.<br />
Beispiele hier sind die Anzahl Schwangerschaften<br />
einer Frau oder die Anzahl epileptischer<br />
Anfälle, die ein Patient pro<br />
Monat erleidet.<br />
Bei Ordinal- und Intervalldaten stellt sich<br />
die Frage: Wo hört das Normale auf, und<br />
wo beginnt das Abnormale? Wann ist zum<br />
Beispiel eine in der Palpation grosse Leber<br />
zu gross, um noch als normal zu gelten?<br />
Oft muss der Kliniker diese Schwelle aufgrund<br />
der eigenen Erfahrung definieren.<br />
Manchmal kann die Epidemiologie Unterstützung<br />
bieten, wie wir im Beitrag zur<br />
Normalverteilung sehen werden. ■<br />
Feedback-Pool<br />
(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />
Beitrag für eine gute<br />
Weiter- und Fortbildung<br />
Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />
unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />
können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />
Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />
Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />
breiter abzustützen.<br />
Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />
an bertschi@vsao.ch.<br />
Deine Erfahrung zählt!<br />
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />
der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />
SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />
besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />
und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />
ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />
mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />
<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />
Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />
im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />
12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />
«200 Prozent Kreativität»<br />
Vera Stucki ist Leitende Ärztin am Spital Männedorf. Zusammen mit Anouk Chuffart ist sie<br />
in Co-Leitung verantwortlich für die interdisziplinäre Notfallstation. Familienfreundliche Arbeitsbedingungen<br />
traf sie bereits als Oberärztin an. Bis heute sind diese jedoch keine Selbstverständlichkeit,<br />
deshalb setzt sich Vera Stucki für ein Umdenken und Umstrukturieren ein.<br />
Mit Dr. med. Vera Stucki, Leitende Ärztin am Spital Männedorf, sprach Simone Burkhard Schneider, Stabsjuristin <strong>VSAO</strong>.<br />
Wieso setzen Sie sich für<br />
familienfreundliche Bedingungen<br />
in Ihrem Betrieb ein?<br />
Als ich als Oberärztin auf der Inneren<br />
Medizin angefangen habe, bestand bereits<br />
ein gut funktionierendes Team mit drei<br />
Oberärztinnen, die je zu 65 bis 70 Prozent<br />
gearbeitet haben. Zusätzlich waren in der<br />
Anästhesie, Gynäkologie und Chirurgie<br />
bei Oberärzten und Leitenden Ärzten<br />
ebenfalls Teilzeitpensen von 50 bis 80<br />
Prozent etabliert. Die erweiterten Arbeitszeitmodelle,<br />
welche übrigens nicht nur<br />
von Müttern, sondern auch von Familienvätern<br />
geschätzt werden, wurden also<br />
schon vor meiner Zeit geschaffen. Auch<br />
eine betriebseigene, sehr flexible Kita für<br />
Kinder bis zum Kindergartenalter war<br />
vorhanden.<br />
Mein Engagement für familienfreundliche<br />
Bedingungen betrifft folglich weniger<br />
unseren Betrieb, sondern Spitäler, welche<br />
diesen Schritt noch vor sich haben und<br />
politische Entscheidungsträger, die für die<br />
Schaffung familienfreundlicher Rahmenbedingungen<br />
verantwortlich sind.<br />
Persönlich befasse ich mich mit medizinethischen<br />
Themen, und diese beinhalten<br />
unter anderem die Auseinandersetzung<br />
mit Chancengleichheit und Care-Ethik.<br />
Nicht zuletzt ist es aus gesundheitspolitischer<br />
und volkswirtschaftlicher Perspektive<br />
wenig sinnvoll, motivierte, gut ausgebildete<br />
und aus öffentlichen Mitteln finanzierte<br />
Arbeitskräfte unbeschäftigt zu<br />
lassen.<br />
Welches ist die grösste<br />
Herausforderung bei der Einführung<br />
familienfreundlicher<br />
Strukturen?<br />
Häufig basieren Gegenargumente auf kulturell<br />
verankerten Vorurteilen. Die Feminisierung<br />
der Medizin wird aus dieser<br />
Perspektive daher öfters eher als Übel denn<br />
als Chance betrachtet. Mir geht es darum,<br />
aufzuzeigen, dass Gegenargumente nur<br />
dann gültig sind, wenn sie fundiert begründet<br />
und objektivierbar sind, reine<br />
Vermutungen dürfen nicht wegweisend<br />
sein. Oft existieren noch alte Zöpfe, wie<br />
«eine leitende Funktion kann nicht mit<br />
einem Teilzeitpensum vereinbart werden».<br />
Solche kategorischen Aussagen beinhalten<br />
unausgesprochene Bedenken und Ängste.<br />
Der eher trockene Markt an Fachkräften<br />
erleichtert jedoch den Einstieg in die Diskussion,<br />
so dass auch Teilzeitanstellungen<br />
erwogen werden und ein Dialog überhaupt<br />
stattfinden kann.<br />
Was würden Sie Kolleginnen<br />
und Kollegen in der gleichen<br />
Situation raten?<br />
Ein hohes Mass an Engagement ist wie<br />
überall im Arztberuf selbstverständlich.<br />
Zusätzlich müssen bei einem Teilzeitpensum<br />
die Schnittstellen besonders sorgfältig<br />
gepflegt werden, d.h. es braucht zusätzliche<br />
Energie für einen lückenlosen Informationsfluss.<br />
Was es nicht braucht, ist ein<br />
chronisch schlechtes Gewissen oder<br />
Dankbarkeit, dass man in einem Teilzeitpensum<br />
arbeiten darf. Mitarbeiter, die<br />
Teilzeit arbeiten, gelten als vollwertige<br />
Mitarbeiter mit den entsprechenden Rechten<br />
und Pflichten.<br />
Bei Schwierigkeiten ist es wichtig, nicht in<br />
der Opferrolle zu verharren, sondern die<br />
Diskussion zu suchen, am besten bereits<br />
mit einem Lösungsvorschlag. Dies braucht<br />
viel Kraft und oft auch eine Portion Mut.<br />
Ein Gespräch mit Kollegen in der gleichen<br />
Situation kann helfen, konkrete, praxiserprobte<br />
Lösungsvorschläge zu sammeln.<br />
Welches sind die drei wichtigsten<br />
Punkte, welche man bei<br />
der Einführung solcher Massnahmen<br />
beachten muss?<br />
Zur Person:<br />
Verheiratet, einen 6-jährigen Sohn. Kaufmännische Lehre bei der Swissair, danach<br />
Erfahrungen in Kundenbetreuung, Marketing und Projektleitung, parallel dazu<br />
berufsbegleitend Maturitätsschule und eidgenössische Matura. Medizinstudium,<br />
Staatsexamen und Promotion an der Medizinischen Fakultät Universität Zürich.<br />
Assistenzzeit in den Bereichen Anästhesie, Innere Medizin und als Flugärztin bei der<br />
Rega. Oberärztin Klinik Innere Medizin in Männedorf und Fachärztin für Allgemeine<br />
Innere Medizin. Nachdiplomstudium und Masterabschluss in Applied Ethics<br />
(MAE) Philosophische Fakultät Zürich. Seit Februar 2013 Leitende Ärztin, zusammen<br />
mit Dr. med. Anouk Chuffart in einer Co-Leitung verantwortlich für die interdisziplinäre<br />
Notfallstation des Spitals Männedorf. Zusätzlich Mitglied der Ethikkommission<br />
des Spitals Männedorf und Dozentenauftrag der Medizinischen Fakultät Zürich<br />
für Medizinethik.<br />
14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />
Konkret beim Modell Jobsharing müssen<br />
folgende Punkte beachtet werden, damit<br />
dieses auch in einer leitenden Funktion<br />
für die Patienten und das Team eine gute<br />
Lösung darstellt:<br />
––<br />
Es braucht zwischen den Jobsharingpartnern<br />
eine offene und aktive Kommunikation<br />
auch ausserhalb der Präsenzzeit,<br />
insbesondere die Schnittstellen<br />
müssen gepflegt werden.<br />
––<br />
Die Partner müssen über die gleichen<br />
Wertvorstellungen verfügen und sich<br />
einig sein, was eine gute Patientenbetreuung<br />
und Mitarbeiterführung beinhaltet.<br />
––<br />
Zusätzlich braucht es gegenseitiges Vertrauen,<br />
so dass jeder Partner für sich<br />
vollumfänglich und zeitnah entscheidungskompetent<br />
ist.<br />
Überwiegen aus Sicht des Betriebes<br />
nicht eher die Probleme<br />
eines Jobsharingmodelles?<br />
Werden obige Voraussetzungen erfüllt, ist<br />
ein Jobsharingmodell für alle Beteiligten<br />
ein Gewinn, weil konkrete Probleme mit<br />
doppelter Power bewältigt werden können.<br />
––<br />
Fachlich fliessen die Erfahrungen<br />
zweier Lebensläufe zusammen, so dass<br />
die Betreuung der Patienten und die<br />
Weiterbildung der Assistenzärzte direkt<br />
davon profitieren.<br />
––<br />
Für organisatorische Fragen, z.B. für<br />
die Optimierung von Prozessen auf der<br />
Notfallstation, stehen 200 Prozent Kreativität<br />
zur Verfügung.<br />
––<br />
Wenn die Ferienabwesenheit gestaffelt<br />
organisiert wird, entstehen nie zu lange<br />
Lücken, was wiederum ein Pluspunkt<br />
für die Kontinuität darstellt.<br />
––<br />
Emotionale Stresssituationen können<br />
gegenseitig abgefangen und besprochen<br />
werden, was sich positiv auf die<br />
Resilienz auswirkt.<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
15
<strong>VSAO</strong><br />
Sektion Basel<br />
Retraite<br />
Einmal im Jahr zieht sich der <strong>VSAO</strong> Basel<br />
einen Tag lang zurück und hält eine Retraite<br />
ab. Dieser Rahmen ausserhalb des<br />
arbeitsintensiven Alltags gibt uns den<br />
Raum, einen Jahresrückblick zu machen,<br />
die eigenen Strukturen zu überdenken<br />
und wenn nötig anzupassen sowie neue<br />
Strategien zu entwickeln und Ziele und<br />
Umsetzungspläne für das kommende Jahr<br />
festzulegen. Wir haben viele Projekte und<br />
Aufgabenbereiche, die wir vier Ressorts<br />
zugeteilt haben. Geleitet werden diese jeweils<br />
von einem der 12 Vorstandsmitglieder,<br />
wobei wir alle an mehreren Projekten<br />
mitwirken. Die folgende Auflistung soll<br />
einen Einblick in die aktuellen Schwerpunkte<br />
des <strong>VSAO</strong> Basel geben.<br />
Arbeitsbedingungen<br />
––<br />
Familie und Teilzeit<br />
––<br />
10-Punkte-Plan an die Spitalleitung<br />
––<br />
Arbeitsgesetz<br />
––<br />
Verhandlungen GAV (Gesamtarbeitsverträge<br />
BL und BS)<br />
––<br />
Weiterbildung<br />
Marketing und Öffentlichkeit<br />
––<br />
<strong>VSAO</strong>-Website<br />
––<br />
<strong>VSAO</strong> Leaks<br />
––<br />
Präsenz<br />
Networking<br />
––<br />
Netzwerk zum <strong>VSAO</strong>-Schweiz/<br />
kantonale <strong>VSAO</strong>/Ärztekammer<br />
––<br />
Klinikvertretertreffen<br />
Nachwuchsförderung<br />
––<br />
Sympraxa<br />
––<br />
Studentenanlässe<br />
<strong>VSAO</strong> Leaks<br />
Unser jüngstes Projekt heisst <strong>VSAO</strong><br />
Leaks und ist auf unserer Website<br />
www.vsao-basel.ch zu finden. Das Projekt<br />
kam dadurch zustande, dass verständlicherweise<br />
viele Ärztinnen und Ärzte aus<br />
Angst vor persönlichen Nachteilen davor<br />
zurückschrecken, Meldung beim <strong>VSAO</strong> zu<br />
erstatten. Wir haben deshalb eine Möglichkeit<br />
erarbeitet, wie wir dieses Dilemma<br />
lösen können: <strong>VSAO</strong> Leaks. Über ein anonymes<br />
Onlineformular können Assistenzund<br />
Oberärzte über Missstände an ihren<br />
Spitälern, ähnlich dem CIRS, berichten.<br />
Jeder entscheidet, wie viele Informationen<br />
er oder sie preisgibt. Es sollten jedoch nach<br />
Möglichkeit detaillierte Angaben über<br />
Teamgrösse und Position und darüber<br />
hinaus über Teamplayer gemacht werden,<br />
sofern diese keine direkten Rückschlüsse<br />
auf die Person zulässt, denn die Anonymität<br />
soll absolut gewährt werden. Anhand<br />
dieser Meldungen soll der <strong>VSAO</strong> gezielt bei<br />
den Verantwortlichen nachhaken und<br />
diese mit Nachdruck auffordern können,<br />
die Missstände zu beseitigen.<br />
Wir hoffen, euch mit <strong>VSAO</strong> Leaks noch<br />
besser vertreten zu können. ■<br />
Lucia Schönenberger,<br />
Vorstandsmitglied <strong>VSAO</strong> Basel<br />
Sektion Bern<br />
Arbeits- und<br />
Ruhezeitkontrollen<br />
des beco<br />
<strong>2014</strong> hat das beco in 38 definierten Spitälern<br />
und Kliniken im Kanton Bern Nachkontrollen<br />
durchgeführt. Das beco teilt<br />
mit, dass die Auswertungen in vielen Bereichen<br />
bedeutende Verbesserungen gegenüber<br />
den Resultaten der Erstkontrollen<br />
aufwiesen. 16 Spitäler und Kliniken hätten<br />
die geforderten Massnahmen umgesetzt.<br />
In 18 Kliniken seien keine systematischen,<br />
wiederkehrenden Verstösse festgestellt<br />
worden. Vier Betriebe hätten die geforderten<br />
Massnahmen nicht erfüllt.<br />
Anlässlich der Nachkontrollen hat das<br />
beco zudem festgestellt, dass die Software<br />
Polypoint immer noch Schwachstellen<br />
aufweist und einige Parameter nicht gesetzeskonform<br />
abgebildet werden können,<br />
was nun korrigiert werden soll. Weiter<br />
wurde festgestellt, dass die Arbeitszeiterfassung<br />
der einzelnen Ärzte und die Pikettregelungen<br />
noch nicht vollständig<br />
umgesetzt werden konnten.<br />
Bern ist der erste Kanton, der die Umsetzung<br />
der arbeitsrechtlichen Vorgaben in<br />
Spitälern und Kliniken umfassend überprüft<br />
hat. Dafür sind wir dankbar, und wir<br />
stellen auch fest, dass die Kontrollen in<br />
einigen Kliniken zu Verbesserungen geführt<br />
haben. Allerdings darf nicht vergessen<br />
werden,<br />
––<br />
dass sehr viele Kliniken nicht kontrolliert<br />
wurden,<br />
––<br />
dass der Personalmangel laufend zunimmt<br />
und die Bemühungen oft zunichte<br />
macht,<br />
––<br />
dass im ärztlichen Bereich wirksame<br />
Kontrollen einiges Wissen über den Alltag<br />
und die besonderen Abhängigkeitsverhältnisse<br />
bedingen. Der <strong>VSAO</strong> Bern<br />
hat aus diesem Grund einige Tipps<br />
zusammengestellt und dem beco zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Wir müssen also weiter dranbleiben. Wer<br />
mit seinen Arbeitsbedingungen nicht zufrieden<br />
ist, sollte dies der vorgesetzten<br />
Stelle oder dem <strong>VSAO</strong> Bern melden. Verstösse<br />
gegen das Arbeitsgesetz können<br />
aber nicht nur der vorgesetzten Stelle oder<br />
dem <strong>VSAO</strong> gemeldet werden, sondern auch<br />
direkt dem kantonalen Arbeitsinspektorat,<br />
das eine Meldestelle «Sicherheit und Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz» unterhält. Die<br />
Mailmeldungen an info.sga@vol.be.ch<br />
gehen direkt im zuständigen Fachbereich<br />
ein und werden selbstverständlich vertraulich<br />
behandelt.<br />
Bewährte Sozialpartnerschaft<br />
mit dem GAV<br />
Vor 15 Jahren, am 16. August 1999, unterzeichneten<br />
die ersten Berner Spitalgruppen<br />
(SZB, STS und fmi) und die Personalverbände<br />
SBK, VPOD und <strong>VSAO</strong> den Gesamtarbeitsvertrag<br />
für das Personal bernischer<br />
Spitäler. Der GAV war damals eine<br />
16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
Pioniertat und für die Deutschschweiz<br />
einzigartig in der Spitallandschaft. Das<br />
Vertragswerk wurde seit der Erstunterzeichnung<br />
laufend erneuert und gerade<br />
im ärztlichen Bereich massiv verbessert.<br />
Heute unterstehen die Beschäftigten von<br />
sieben Spitalgruppen (SZB Spitalzentrum<br />
Biel; STS Spitäler Thun und Zweisimmen;<br />
fmi Spitäler Interlaken und Frutigen, Gesundheitszentrum<br />
Meiringen; RSE Spitäler<br />
Burgdorf und Langnau; SRO Spital<br />
Langenthal und Gesundheitszentrum<br />
Niederbipp; SNB Spitäler Ziegler, Tiefenau,<br />
Aarberg, Belp, Münsingen und Riggisberg;<br />
HJB hôpitaux St. Imier et Moutier), ein<br />
Pflegezentrum (Wattenwil) und eine Spitex<br />
(Oberes Gürbetal) dem GAV.<br />
Für das Personal bedeutet der GAV nicht<br />
nur bessere Arbeitsbedingungen, sondern<br />
auch die Sicherheit, dass die Anstellungsbedingungen<br />
nicht einseitig vom Arbeitgeber<br />
abgeändert werden können. Änderungen<br />
müssen mit den Sozialpartnern<br />
verhandelt werden. Durch die Verankerung<br />
im Spitalversorgungsgesetz – das<br />
hat das Spitalpersonal mit seinen Verbänden<br />
mittels eines Volksvorschlags im Jahr<br />
2005 durchgesetzt – garantiert er auch,<br />
dass die Arbeitsbedingungen in allen Spitälern<br />
des Kantons vergleichbar sein müssen.<br />
Der Kanton Bern wird dies allerdings<br />
<strong>2014</strong> erstmals kontrollieren. Erst danach<br />
wissen wir, was «vergleichbar» genau bedeutet.<br />
Leider hat das Inselspital den GAV bis heute<br />
nicht unterzeichnet, weshalb er dort<br />
nicht gilt. Dank guter Sozialpartnerschaft<br />
sind die Bedingungen aber grösstenteils<br />
vergleichbar. Die 46-Stunden-Woche für<br />
Oberärzte wird allerdings erst auf 2016<br />
eingeführt. Die Insel gewährt zudem einen<br />
Tag weniger Ferien und nur 30 Minuten<br />
bezahlte Pause bei einer Arbeitszeit<br />
von mehr als neun Stunden pro Tag. Gemäss<br />
GAV wird eine Stunde Pause bezahlt.<br />
Award:<br />
«Attraktivster<br />
Arbeitgeber<br />
der Schweiz»<br />
Das Inselspital hat die Auszeichnung als<br />
«attraktivster Arbeitgeber der Schweiz» im<br />
Medizinbereich gewonnen. Das Topranking<br />
des Inselspitals stützt sich auf breit<br />
angelegte Befragungen von Medizinstudierenden<br />
und Studierenden im Bereich<br />
Pflege und medizinisch-therapeutischen<br />
und medizinisch-technischen Berufe.<br />
Dabei waren den Studierenden folgende<br />
fünf Kriterien für die Attraktivität eines<br />
Arbeitgebers besonders wichtig:<br />
1. Respektvolle und wertschätzende Unternehmenskultur<br />
2. Interessante und abwechslungsreiche<br />
Arbeitsinhalte<br />
3. Angenehme Arbeitsumgebung<br />
4. Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
5. Vereinbarkeit von Arbeit und persönlichen<br />
Interessen<br />
Vergeben wurde der Arbeitgeber-Award<br />
von der Firma Universum, welche jährlich<br />
die Top 100 Schweizer Unternehmen aus<br />
verschiedenen Branchen listet. Die Kategorie<br />
Medizin/Gesundheit wurde dieses<br />
Jahr zum ersten Mal bewertet.<br />
Der <strong>VSAO</strong> Bern gratuliert zu dieser Auszeichnung<br />
und kann nur hoffen, dass bei<br />
einer Befragung der Mitarbeitenden ein<br />
ähnlich gutes Resultat erzielt würde. ■<br />
Neuer Filmclip<br />
Im September wird ein neuer Filmclip<br />
«Arbeitsplatz Spital» zum Thema Weiterbildung/Arbeitszeit<br />
veröffentlicht.<br />
Die Links zum neuen und den bisherigen<br />
Clips findet ihr auf unserer Website<br />
www.vsao-bern.ch<br />
Sektion Genf<br />
Neuer Vorstand<br />
Unser Vorstand umfasst derzeit folgende<br />
Mitglieder: Christophe Gallay (Kopräsident<br />
ad interim), Hervé Spechbach (Kopräsident<br />
ad interim), Thomas Agoritsas,<br />
Stéphanie Alzuphar, Yan Beauverd, Marie-José<br />
Daly, Sylvain De Lucia, Anne-<br />
Laure Germond-Goncerut, Jérôme Goncerut,<br />
Daminao Mugnai, Sandra Marras,<br />
Natacha Premand, Laetitia Ribordy, Tatiana<br />
Roiron. Sie sitzen in zahlreichen<br />
Kommissionen: in der HUG (paritätische<br />
Kommission HUG-AMIG Yan Beauverd),<br />
im medizinischen Beirat (Natacha Premand),<br />
in der Kommission für Gesundheit<br />
und Arbeitssicherheit (Natacha Premand),<br />
im Treffen Gewerkschaften-<br />
Direktion (Hervé Spechbach, Christophe<br />
Gallay), an der medizinischen Fakultät<br />
(Fakultätsbeirat, Christophe Gallay),<br />
Kommission für Lehre und Forschung<br />
(Christophe Gallay), Berufungskommission<br />
(Hervé Spechbach), im Genfer Ärzteverband<br />
(Yan Beau verd), bei der kantonalen<br />
Gesundheitsdirektion (quadripartite<br />
Kommis sion, Hervé Spechbach),<br />
im Departement für regionale Angelegenheiten,<br />
Wirtschaft und Gesundheit<br />
(DARES, Yan Beauverd, Hervé Spechbach)<br />
und auf Bundesebene in der Delegiertenversammlung<br />
der FMH (Christophe<br />
Gallay, Hervé Spechbach), im<br />
<strong>VSAO</strong>-Geschäftsausschuss (Christophe<br />
Gallay, Hervé Spechbach) und im <strong>VSAO</strong>-<br />
Zentralvorstand (Christophe Gallay, Hervé<br />
Spechbach). Natürlich könnten die<br />
Aktivitäten noch weiter ausgebaut werden.<br />
Wir sind daher immer auf der Suche<br />
nach neuen Mitgliedern!<br />
Neuer Auftritt<br />
Die AMIG war rasant ins neue Jahr gestartet.<br />
Im Fokus unserer Arbeit stand zunächst<br />
die Steigerung unseres Bekanntheitsgrades:<br />
mit einer neuen Website, einem<br />
neuen grafischen Auftritt und der<br />
verstärkten Präsenz in den sozialen Netzwerken.<br />
All dies geschah unter der Leitung<br />
unseres früheren Präsidenten, Alexis Zawodnik.<br />
Gerne laden wir Euch ein, unse-<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
17
<strong>VSAO</strong><br />
re neue Website zu besuchen (www.amig.<br />
ch). Die Jobplattform, die wir gemeinsam<br />
mit der Sektion Waadt betreiben, ist eine<br />
besonders häufig besuchte Rubrik. In dieser<br />
sind Stellenangebote, inklusive Teilzeitstellen,<br />
der Kantone Waadt und Genf<br />
aufgeführt.<br />
Rechtsberatung<br />
Seit Beginn des Jahres nimmt Fürsprecher<br />
Christian Bruchez an unseren Sitzungen<br />
teil. Er berät uns in wichtigen juristischen<br />
Angelegenheiten und hat bereits mehrere<br />
Fälle effizient und rasch bearbeitet. Alle<br />
unsere Mitglieder haben übrigens Anrecht<br />
auf eine kostenlose Erstberatung, und dies<br />
in der Regel innerhalb von 48 Stunden.<br />
Arbeitsbedingungen<br />
und Politik<br />
In den vergangenen Monaten haben wir<br />
zweimal die ärztliche Leitung der Hôpitaux<br />
Universitaires de Genève getroffen.<br />
Dabei haben wir sie insbesondere auf eine<br />
Reihe von Massnahmen hingewiesen, die<br />
wir demnächst umgesetzt sehen möchten.<br />
Die Mehrheit der Vorschläge sind nicht<br />
pekuniärer Art, sondern betreffen die Arbeitsbedingungen,<br />
die Einrichtung von<br />
Teilzeitangeboten, die strukturierte Weiterbildung,<br />
die Karriereplanung, die Anerkennung<br />
der Arbeit und die Ergonomie<br />
am Arbeitsplatz. Wir möchten, dass die<br />
Assistenz- und Oberärzte der HUG stolz<br />
darauf sind, beim grössten Arbeitgeber des<br />
Kantons arbeiten zu dürfen.<br />
Auf politischer Ebene, haben wir uns bei<br />
zwei Kampagnen engagiert. Im Februar<br />
hatte die AMIG offiziell gegen die Initiative<br />
«Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache»<br />
Stellung genommen. Sie tat dies mit einem<br />
Büchlein mit Empfehlungen sowie Plakaten.<br />
Im Juni hat der Vorstand der AMIG<br />
beschlossen, die Initiative für eine öffentliche<br />
Krankenkasse mithilfe von ähnlichen<br />
Massnahmen zu unterstützen. ■<br />
Sektion Neuenburg<br />
Erste Gespräche<br />
In La Chaux-de-Fonds sind die Ärzte mit<br />
einer Zunahme der Bettenzahl ohne entsprechende<br />
Stellenaufstockung bei den<br />
Assistenzärztinnen und -ärzten und einer<br />
wenig effizienten Digitalisierung des klinischen<br />
Prozesses konfrontiert. Auf ihre<br />
Initiative hin hat in Neuenburg ein erstes<br />
Treffen zwischen den Kollegen aus dem<br />
oberen und unteren Kantonsteil stattgefunden.<br />
In einem Kanton, in welchem die<br />
beiden Teile nur mit Mühe einen Dialog<br />
führen können, insbesondere im Gesundheitsbereich,<br />
ist ein solches Treffen ein<br />
bemerkenswertes Ereignis. Die Diskussion<br />
hat aufgezeigt, dass die Schwierigkeiten<br />
im oberen und unteren Kantonsteil Ähnlichkeiten<br />
und Unterschiede aufweisen.<br />
Beim Treffen wurde aber vor allem ein<br />
wichtiger Entscheid gefällt: Künftig sollen<br />
die effektiven Arbeitszeiten in sämtlichen<br />
öffentlichen Spitälern des Kantons erfasst<br />
werden. Damit wird man anhand konkreter<br />
Zahlen aufzeigen können, in welchem<br />
Ausmass die Arbeitsbelastung aufgrund<br />
des neuen Informatiksystems und der<br />
Zunahme der Bettenzahl gestiegen ist.<br />
Zudem werden wir auch die Einhaltung<br />
des Arbeitsgesetzes, der entsprechenden<br />
Verordnungen und des Gesamtarbeitsvertrages<br />
beurteilen können. Wir bitten all<br />
unsere Mitglieder, die zugestellten Formulare<br />
auszufüllen. Nur so können wir diese<br />
wichtigen Informationen sammeln. Falls<br />
Sie Fragen haben oder Formulare benötigen,<br />
zögern Sie nicht, mit uns Kontakt<br />
aufzunehmen.<br />
Inspektionen<br />
Diese Datensammlung steht in Zusammenhang<br />
mit den Inspektionen, die vom<br />
Kantonalen Arbeitsinspektorat und dem<br />
SECO im Hôpital Neuchâtelois durchgeführt<br />
wurden. Es fand ein Treffen mit den<br />
Arbeitgebern, aber nicht mit den Arbeitnehmern<br />
statt. Die AMINE hat deshalb<br />
mit den Inspektoren Kontakt aufgenommen.<br />
Sie wird sich darum bemühen, an<br />
den Gesprächen teilnehmen zu können.<br />
Die gesammelten Daten zu den Arbeitszeiten<br />
werden gezielte und unverfälschte<br />
Informationen liefern.<br />
Gesamtarbeitsvertrag<br />
Die Sommerferien haben die Arbeiten in<br />
Zusammenhang mit den Verhandlungen<br />
für den GAV etwas verzögert. Es bleiben<br />
jedoch nur noch wenige Punkte, die geregelt<br />
werden müssen. Wir sind also fast am<br />
Ziel. Schon bald wird ein neuer GAV die<br />
Arbeitsbedingungen aller Assistenz- und<br />
Oberärzte in den öffentlichen Spitälern im<br />
Kanton (Hôpital Neuchâtelois et Centre<br />
Neuchâtelois de Psychiatrie) regeln.<br />
Medienpräsenz<br />
In den vergangenen Monaten war die<br />
AMINE auch mehrmals in den Medien<br />
präsent. In der Tageszeitung «L’Express»<br />
ist ein Beitrag zur guten Qualität der Weiterbildung<br />
erschienen. Zudem hat das<br />
Radio RTS (Radio Télévision Suisse) eine<br />
Reportage vor Ort zu den Arbeitsbedingungen<br />
der Assistenzärzte des Hôpital<br />
Pourtalès realisiert. Dieses Medienecho ist<br />
wichtig, um die Aufmerksamkeit des breiten<br />
Publikums auf die momentane Situation<br />
unserer Mitglieder zu lenken und<br />
gewisse Vorurteile gegenüber den Ärzten<br />
aus dem Weg zu räumen.<br />
So sollte sich die Zukunft der Assistenzund<br />
Oberärztinnen und -ärzte des Kantons<br />
Neuenburg demnächst erhellen, trotz<br />
dem schlechten Wetter! ■<br />
Olivier Clerc, Präsident AMINE<br />
18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
Sektion Zürich<br />
Keine zeitgemässen<br />
Arbeitszeiten<br />
für Stadtzürcher Oberärzte am<br />
Triemli- und am Waidspital in Sicht<br />
An den meisten Spitälern der Schweiz gelten<br />
50 Stunden pro Woche auch für die<br />
Oberärzte und Oberärztinnen als Höchstarbeitszeit.<br />
Dieser Standard wird an den<br />
Zürcher Stadtspitälern Triemli und Waid<br />
deutlich verfehlt – dort gelten nach wie<br />
vor 65 Stunden pro Woche für Oberärzte<br />
mit Privathonoraren und 55 Stunden für<br />
jene ohne Privathonorare. Ohne Privathonorare<br />
sind die Löhne an den Zürcher<br />
Stadtspitälern allerdings nicht konkurrenzfähig.<br />
Vor mehr als zehn Jahren wurde im Zürcher<br />
Gemeinderat eine Motion eingereicht,<br />
welche dem gesamten städtischen<br />
Personal die Arbeits- und Ruhezeiten<br />
gemäss Arbeitsgesetz hätte bringen sollen.<br />
Der Stadtrat von Zürich hat sich stets<br />
dagegen gewehrt. Zwar hat der Gemeinderat<br />
die Motion im Jahre 2012 sinngemäss<br />
gutgeheissen. Doch schlägt der<br />
Stadtrat mit Weisung vom Mai <strong>2014</strong> bereits<br />
wiederum eine Abweisung vor, verbunden<br />
sogar noch mit einer zusätzlichen<br />
Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.<br />
Die bisherige Sollarbeitszeit<br />
der Oberärzte soll nämlich von 41 auf<br />
50 Stunden pro Woche angehoben werden<br />
... Mehrzeit über 55 oder 65 Stunden<br />
soll also künftig noch schlechter abgegolten<br />
werden, falls es überhaupt zu einer<br />
finanziellen Kompensation kommt.<br />
132 städtische Oberärztinnen und Oberärzte<br />
haben im Juli mit einer Petition<br />
beim Stadtrat von Zürich Verhandlungen<br />
mit dem <strong>VSAO</strong> ZH mit dem Ziel einer deutlichen<br />
Senkung der Arbeitszeiten verlangt.<br />
Der <strong>VSAO</strong> ZH ersucht seit Monaten um ein<br />
Sistieren des Geschäfts beim Gemeinderat<br />
und um die Aufnahme von Verhandlungen.<br />
Ob es dazu kommt, war bei Redaktionsschluss<br />
noch unklar. Immerhin ist<br />
dem <strong>VSAO</strong> ZH ein halbstündiges Gespräch<br />
mit der zuständigen Stadträtin eingeräumt<br />
worden.<br />
■<br />
Dr. iur. Rudolf M. Reck,<br />
Präsident und Geschäftsführer<br />
Verband Zürcher Spitalärzte und<br />
-ärztinnen <strong>VSAO</strong><br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
19
<strong>VSAO</strong><br />
§<br />
Rechtsberatung<br />
Das Arbeitszeugnis<br />
Ich arbeite seit zwei Jahren<br />
in einem Spital in der Südostschweiz.<br />
Ich habe nun<br />
gekündigt, um eine neue<br />
Stelle anzutreten. Der Arbeitgeber<br />
weigert sich, mir<br />
ein Arbeitszeugnis auszustellen,<br />
und verweist auf<br />
das FMH-Zeugnis. (Dieses<br />
wurde mir ausgestellt, damit<br />
ich meine Zeit als Assistenzarzt<br />
an meine Ausbildung<br />
zum Facharzt<br />
anrechnen lassen kann.) Ist<br />
das korrekt?<br />
Samuel Nadig, Sektionsjurist und Geschäftsführer<br />
<strong>VSAO</strong> Graubünden<br />
Das Verhalten des Arbeitgebers ist unzulässig.<br />
Das Arbeitszeugnis muss durch den<br />
Arbeitgeber ausgestellt werden. Es hat in<br />
erster Linie eine Auskunftsfunktion bei<br />
der Stellensuche und dient zukünftigen<br />
Arbeitgebern als Hilfsmittel zur Personalrekrutierung.<br />
Dies steht im Kontrast zu<br />
einer Mitarbeiterbeurteilung, welche nur<br />
intern verwendet wird und bei der Ziele<br />
wie Potentialnutzung, Verbesserung der<br />
Arbeitsqualität und des Arbeitserfolges im<br />
Vordergrund stehen.<br />
Damit der Zweck als Auskunftsmittel bei<br />
der Stellensuche erfüllt werden kann,<br />
müssen im Arbeitszeugnis bestimmte Informationen<br />
festgehalten werden: Zuerst<br />
sind dies die Personalien des Arbeitnehmers,<br />
die Dauer und die Art der Anstellung<br />
und selbstverständlich die Funktion und<br />
die wahrgenommenen Aufgaben des Arbeitnehmers.<br />
Allfällige Beförderungen<br />
müssen ebenfalls genannt werden. Wichtige<br />
Bestandteile des Zeugnisses sind die<br />
Leistungsbeurteilung in Bezug auf Qualität,<br />
Effizienz und Fachwissen sowie die<br />
Beurteilung des Verhaltens, sowohl gegenüber<br />
Kollegen als auch gegenüber Vorgesetzten.<br />
Darüber hinaus können besondere<br />
Kenntnisse, wie zum Beispiel der Umgang<br />
mit technischen Geräten, aufgelistet<br />
werden.<br />
Jeder Arbeitnehmer in der Schweiz hat<br />
Anspruch auf ein Arbeitszeugnis und<br />
kann ein solches jederzeit ohne Begründung<br />
von seinem Arbeitgeber verlangen.<br />
Dies hält Artikel 330a des Obligationenrechts<br />
(OR) ausdrücklich fest. Üblich sind<br />
Zeugnisse zum Zeitpunkt eines Stellenaustrittes,<br />
sogenannte Schlusszeugnisse,<br />
sowie Zeugnisse während einer Anstellung,<br />
die als Zwischenzeugnisse bezeichnet<br />
werden. Es wird angeraten, ein Zwischenzeugnis<br />
beim Arbeitgeber zu verlangen,<br />
wenn gewichtige Änderungen anstehen,<br />
wie eine Entwicklung der eigenen<br />
Anstellung (neue Funktion, Beförderung)<br />
oder wenn der Vorgesetzte wechselt. Es<br />
besteht auch die Möglichkeit, bloss eine<br />
Arbeitsbestätigung zu verlangen. Darin<br />
werden sämtliche Beurteilungen zur Leistung<br />
und zum Verhalten weggelassen. Die<br />
Entscheidung, welche Zeugnisart ausgestellt<br />
werden soll, liegt allein beim Arbeitnehmer.<br />
Wenn ein Vollzeugnis verlangt<br />
wird, muss ein solches vom Arbeitgeber<br />
auf alle Fälle ausgestellt werden.<br />
Für den Arbeitgeber bestehen bestimmte<br />
inhaltliche Anforderungen an das Arbeitszeugnis.<br />
Es muss vollständig sein, der<br />
Wahrheit entsprechen und wohlwollend<br />
sein. Das wirtschaftliche Fortkommen des<br />
Arbeitnehmers darf nicht unnötig erschwert<br />
werden. Das Wahrheitsgebot steht<br />
aber immer über dem Anspruch auf Wohlwollen.<br />
Ein FMH-Zeugnis kann ein Arbeitszeugnis<br />
nicht vollständig ersetzen. Das FMH-<br />
Zeugnis wird auf dem Weg zum Facharzt<br />
vom verantwortlichen Leiter der Weiterbildungsstätte<br />
ausgestellt. Es muss die gesetzlichen<br />
Regelungen zum Arbeitszeugnis<br />
nicht einhalten. Ziel ist einerseits ein<br />
Feedback an den Assistenzarzt, andererseits<br />
die Mitteilung an die FMH zur Anrechenbarkeit<br />
an die Weiterbildung. Damit<br />
ist zwar auch das FMH-Zeugnis eine Beurteilung<br />
der Arbeitsleistung, aber die<br />
unterschiedlichen Ziele und ein anderer<br />
beabsichtigter Adressat sind gewichtige<br />
Unterschiede.<br />
Deshalb denken Sie daran, ein Arbeitszeugnis<br />
von Ihrem Arbeitgeber zu verlangen,<br />
spätestens auf Ende Ihres Arbeitsverhältnisses.<br />
Es wird Ihnen auf dem Arbeitsmarkt<br />
sicher weiterhelfen. ■<br />
<strong>VSAO</strong> Spitalplattform<br />
– Suchen Sie nach einem Spital in der Schweiz?<br />
– Möchten Sie wissen, welche Spitäler eine Weiterbildungsstätte in Ihrer Fachrichtung<br />
haben?<br />
– Gibt es bei Ihrem zukünftigen Arbeitgeber eine hauseigene KiTa?<br />
Antworten auf Ihre Fragen finden Sie auf der <strong>VSAO</strong> Spitalplattform. Direkt unter<br />
http://spitalplattform.vsao.ch oder unter der Rubrik «Spitalplattform» auf der <strong>VSAO</strong><br />
Homepage!<br />
20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
-Inside<br />
Christophe Gallay<br />
Wohnort: Genf<br />
Im <strong>VSAO</strong> seit: 2010, im GA seit<br />
Februar <strong>2014</strong><br />
Arbeitsort: Assistenzarzt im<br />
Universitätsspital Genf<br />
Der <strong>VSAO</strong> für Dich in drei Worten:<br />
innovativ, dynamisch, engagiert<br />
Christophe Gallay ist zusammen mit Karin<br />
Etter das jüngste Mitglied des <strong>VSAO</strong>-<br />
Geschäftsausschusses. Bereits während<br />
seines Studiums engagierte sich Christophe<br />
Gallay mit viel Herzblut als Präsident<br />
der AEMG (association des étudiants<br />
en médecine de Genève). Er merkte somit<br />
schon früh, dass ihm Verbandsarbeit liegt.<br />
Die logische Konsequenz war, dass er nach<br />
Antritt seiner ersten Assistenzarztstelle die<br />
Funktion als Vizepräsident der <strong>VSAO</strong>-<br />
Sektion Genf übernahm. Zudem engagiert<br />
er sich in der paritätischen Kommission<br />
von Unispital Genf (HUG) und medizinischer<br />
Fakultät der Universität Genf zur<br />
ärztlichen Aus- und Weiterbildung. Er ist<br />
auch Mitglied der Delegiertenversammlung<br />
der FMH.<br />
Christophe Gallay erkannte, dass er als<br />
Mitglied des Geschäftsausschusses des<br />
<strong>VSAO</strong> Schweiz das Umfeld, in welchem er<br />
die nächsten paar Jahre arbeiten wird,<br />
mitgestalten kann. Entsprechend stellte er<br />
sich im April <strong>2014</strong> zur Wahl in den <strong>VSAO</strong>-<br />
Geschäftsausschuss. Er möchte das Arbeitsumfeld<br />
der Spitalärzte stärker auf<br />
deren Bedürfnisse (Stichwort: Work-Life-<br />
Balance) ausrichten.<br />
Die ärztliche Weiterbildung ist Christophe<br />
Gallay ein grosses Anliegen, er interessiert<br />
sich aber auch für das Management von<br />
Spitälern und für das Gesundheitssystem<br />
allgemein. Dies war auch der Grund, weshalb<br />
er in seinem letzten Jahr als Medizinstudent<br />
am HEC (Département des<br />
hautes études commerciales) eine Zusatzausbildung<br />
im Bereich des Managements<br />
von Gesundheitsinstitutionen machte. Für<br />
ihn ist klar, dass die täglichen Reibereien<br />
im Spitalalltag in direktem Zusammenhang<br />
mit Strukturproblemen stehen: Vorgesetzte<br />
verfügen zwar häufig über exzellentes<br />
medizinisches Wissen, haben aber<br />
oftmals leider keine oder nur wenig Ahnung<br />
von Organisation.<br />
Nach Abschluss der Assistenzzeit möchte<br />
er einen etwas weniger «klinischen» Weg<br />
einschlagen und eventuell einen MBA,<br />
MHA, MPH oder ein PhD absolvieren. Dies<br />
in der Hoffnung, dadurch auch mehr Zeit<br />
zu haben für sein Engagement beim<br />
<strong>VSAO</strong>, für ein feines Essen, das er notabene<br />
selber zubereitet, für eine gute Lektüre<br />
oder auch für einen Telemarkskitag. Und<br />
irgendwann, ja irgendwann wird Christophe<br />
Gallay ein Gasthaus eröffnen, wenn<br />
nicht jetzt, dann spätestens nach der Pensionierung.<br />
■<br />
Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />
Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />
Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />
erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />
der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />
auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
21
<strong>VSAO</strong><br />
Rolando «Andy» Robles<br />
Wohnort: Bern<br />
Im <strong>VSAO</strong> seit: Juni <strong>2014</strong><br />
Funktion im <strong>VSAO</strong>: Sachbearbeiter<br />
Service und Projekte, Bern<br />
Der <strong>VSAO</strong> für Dich in drei Worten:<br />
offen, hilfsbereit, familiär<br />
Seit Kindsbeinen trägt er sie, heute besitzt<br />
er 200 Paar davon und wird ganz leidenschaftlich,<br />
wenn er darüber spricht: Sneakers!<br />
Rolando Robles bezeichnet sich<br />
selbst als Sneaker-Fanatiker und erklärt<br />
noch so gerne alle Details zu Sohle,<br />
Schnürsenkel, Marken, Material etc. Und<br />
wussten Sie, dass es sogar eine Messe speziell<br />
für Sneakers gibt, wo sich die Szene<br />
trifft, um neue Sneakers zu kaufen, alte<br />
zu tauschen oder zu verkaufen und um<br />
sich über die aktuellsten Trends zu informieren?<br />
In seiner Freizeit muss er denn<br />
auch hin und wieder Ordnung und Übersicht<br />
in seine Schuhsammlung bringen.<br />
Trotzdem weiss Andy stets, welches Paar<br />
er besitzt und welches (noch) nicht. Es sei<br />
schon vorgekommen, dass er ein Paar<br />
gekauft habe, nur um es Jahre später wieder<br />
zu verkaufen – notabene ohne es auch<br />
nur einmal getragen zu haben. Er habe<br />
dabei noch einen stattlichen Gewinn einfahren<br />
können, erklärt er mit einem verschmitzten<br />
Ausdruck.<br />
Zum <strong>VSAO</strong> ist Rolando Robles durch einen<br />
glücklichen Zufall gestossen. Das Stelleninserat<br />
habe ihn auf Anhieb angesprochen.<br />
Zuvor war Andy lange Jahre in der<br />
Hotellerie tätig. Eine logische Konsequenz;<br />
schliesslich hatte er zuvor an der Feusi-<br />
Schule Bern die Ausbildung zum touristischen<br />
Kaufmann absolviert. Als einer der<br />
wenigen seiner Klasse hatte er sich nämlich<br />
entschieden, das Zusatzfach Tourismus<br />
zu besuchen, obwohl dies zusätzlichen<br />
Druck bedeutete. Damit legte er aber<br />
den Grundstein für seine abwechslungsreiche<br />
berufliche Laufbahn, welche als<br />
Erstes in keinem geringeren Lehrbetrieb<br />
als dem Mont Cervin Palace in Zermatt<br />
startete. Dass er anschliessend noch im<br />
Schweizerhof in Bern und im Grand Casino<br />
arbeitete, sei nur am Rande notiert.<br />
Angestellt sein in renommierten Betrieben<br />
hat jedoch auch seine Kehrseiten. Da seine<br />
ganze Familie im Gesundheitswesen tätig<br />
ist, war es für Andy ein Leichtes, sich für<br />
einen Branchenwechsel zu entscheiden.<br />
Diesbezüglich erste Erfahrungen hatte er<br />
bereits bei der Krankenversicherung Sanitas<br />
als Kundenberater gemacht, bevor er<br />
im Juni <strong>2014</strong> zum <strong>VSAO</strong> wechselte.<br />
Im Zentralsekretariat des <strong>VSAO</strong> verstärkt<br />
Rolando Robles die Abteilung Service und<br />
Projekte. Er wirkt im Mitgliedschaftswesen<br />
mit, entlastet die Leiterin der Abteilung<br />
bei Geschäften der Buchhaltung und<br />
ist zudem erste Ansprechperson bei Fragen<br />
rund um die Plattform Sharepoint. In der<br />
familiären Atmosphäre des Zentralsekretariats<br />
fühlt er sich sehr wohl. Sein Hauptanliegen<br />
ist, den Mitgliedern einen reibungslosen<br />
Service zu bieten – von Kopf<br />
bis Schuh.<br />
■<br />
COACHING<br />
Arztberuf & Familie / Privatleben<br />
Telefonische Beratung:<br />
044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />
Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />
meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />
bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />
durch die Fachstelle UND.<br />
Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />
Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />
22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
fokus ▶ Wettbewerb<br />
Wenn die Wunderwaffe versagt<br />
Patienten sind keine Kunden und Spitäler keine Schuhgeschäfte: Was andernorts spielt, ist<br />
im Gesundheitswesen fehl am Platz. Perverse Anreize durch künstliche Wettbewerbe sorgen<br />
nicht für eine Verbesserung der Leistung und Effizienz. Im Gegenteil: Sie führen zu höheren<br />
Kosten und schlimmstenfalls zu einer schlechteren Versorgung.<br />
Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
Wettbewerb wird heute allgemein als eine<br />
grossartige Sache betrachtet. Denn Wettbewerb,<br />
so meint man, bedeute, dass sich<br />
der Beste, die Beste oder das Beste durchsetzt<br />
und alle sich stets bemühen, immer<br />
noch besser zu werden. Folglich hat sich<br />
der Glaube verbreitet, dass die Inszenierung<br />
künstlicher Wettbewerbe auch in<br />
jenen Bereichen der Wirtschaft für immer<br />
mehr Leistung und Effizienz sorgen wird,<br />
wo es keine Märkte gibt. Das betrifft vor<br />
allem auch das Gesundheitswesen, wo<br />
künstliche Wettbewerbe um ein möglichst<br />
gutes Abschneiden bei bestimmten Kennzahlen<br />
gang und gäbe sind.<br />
Wettbewerb soll's richten<br />
Über lange Zeit wurden Ärzten einfach<br />
ihre Behandlungskosten von den Krankenkassen<br />
bezahlt, und Spitäler wurden<br />
nach den von ihnen erbrachten Leistungen<br />
entschädigt. Ein solches System setzt<br />
allerdings keinen Anreiz, effizient zu arbeiten<br />
oder besonders qualitativ hochstehende<br />
Leistungen zu erbringen, da man<br />
seine Kosten ja unbeschränkt abrechnen<br />
kann und die Qualität der Leistung nicht<br />
berücksichtigt wird. Seit geraumer Zeit<br />
glaubt man deshalb auch hier, die neue,<br />
angebliche Wunderwaffe der künstlich<br />
inszenierten Wettbewerbe einsetzen zu<br />
können, um mehr Effizienz und bessere<br />
Qualität zu erzielen. Ein erster Schritt in<br />
diese Richtung ist auch in der Schweiz<br />
bereits erfolgt: die Einführung von Fallpauschalen.<br />
Seit dem Jahr 2012 haben wir<br />
dieses System ebenfalls in der Schweiz<br />
(Swiss DRG). Stationäre Behandlungen in<br />
Spitälern werden pauschal mit einem<br />
fixen Betrag abgegolten, egal wo und wie<br />
die Behandlung erfolgt. Auf diese Weise<br />
sollte ein Kostenwettbewerb zwischen den<br />
Spitälern in Gang gesetzt werden. Wenn<br />
nämlich für einen bestimmten Fall, wie<br />
zum Beispiel eine Blinddarmentfernung,<br />
überall gleich viel Geld (die Fallpauschale)<br />
bezahlt wird, dann müsste ein Anreiz<br />
bestehen, diesen Fall zu möglichst geringen<br />
Kosten abzuwickeln bzw. diesen Fall<br />
dort nicht mehr zu behandeln, wo es sich<br />
wegen zu hoher Kosten nicht mehr lohnt.<br />
So zumindest argumentierten die Befürworter<br />
dieses Systems.<br />
In Wirklichkeit wusste man im Jahr 2012<br />
aber bereits etwas ganz anderes. Wie langjährige<br />
Erfahrungen im Ausland zeigen,<br />
führen Fallpauschalen nicht zu Kostensenkungen,<br />
sondern zu Kostenerhöhungen.<br />
Diese Erfahrungen wurden in der<br />
Schweiz jedoch geflissentlich ignoriert. So<br />
können wir die negativen Folgen bereits<br />
nach zwei Jahren spüren. Gemäss neuester<br />
Zahlen von santésuisse setzte sich das<br />
seit langem vorhandene Kostenwachstum<br />
bei stationären Behandlungen nach der<br />
Einführung der Fallpauschalen in verstärktem<br />
Ausmass fort. Und bei den stationären<br />
Rehabilitationszentren stiegen die<br />
Kosten allein von 2012 auf 2013 um zehn<br />
Prozent an. Eine Überraschung ist das<br />
keineswegs. In Wirklichkeit «sparen» die<br />
Spitäler nach der Einführung von Fallpauschalen<br />
vor allem dadurch, dass sie<br />
ihre Kosten zulasten von Rehabilitationszentren,<br />
Pflegeheimen und der ambulanten<br />
Versorgung reduzieren, wo die Kosten<br />
dann entsprechend ansteigen. Und zweitens<br />
versuchen Spitäler, möglichst viele<br />
und möglichst hohe Fallpauschalen herauszuholen.<br />
OP-Weltmeister<br />
Den zweiten Effekt kann man vor allem<br />
in Deutschland erkennen. Dort wurden<br />
die Fallpauschalen bereits im Jahr 2004<br />
eingeführt mit teils drastischen Folgen.<br />
Allein von 2005 bis 2011 hat die Zahl der<br />
Operationen in den Krankenhäusern von<br />
12,1 Millionen auf 15,4 Millionen zugenommen,<br />
was einer Zunahme um rund<br />
27 Prozent entspricht. Und das besonders<br />
bei den Operationen, für die es hohe Fallpauschalen<br />
gibt. Das ist etwa der Fall bei<br />
Herzoperationen und auch bei Kniegelenk-<br />
und Hüftgelenkoperationen. Die<br />
Zahl der Knieoperationen nahm von 2005<br />
auf 2011 um rund 75 Prozent zu. So ist<br />
Deutschland inzwischen zum OP-Weltmeister<br />
geworden, nachdem es die Rolle<br />
des Exportweltmeisters an China abtreten<br />
musste.<br />
Da diese Effekte dermassen offensichtlich<br />
sind, werden sie inzwischen auch von den<br />
Verfechtern der Fallpauschalen nicht<br />
mehr bestritten. Diese versuchen stattdessen,<br />
die Zunahme mit Sondereinflüssen<br />
zu erklären. Im Onlineportal des Deutschen<br />
Ärzteblattes behauptet etwa der<br />
Hauptgeschäftsführer der Deutschen<br />
Krankenhausgesellschaft (DKG) Georg<br />
Baum, dass die enorme Zunahme der<br />
Operationszahlen einerseits mit dem demographischen<br />
Wandel und andererseits<br />
durch den medizinischen Fortschritt und<br />
durch die Qualität und Leistungsfähigkeit<br />
des Gesundheitssystems erklärt werden<br />
könne. Doch warum dann der Anstieg<br />
gerade seit dem Jahr 2005? Gab es ab diesem<br />
Jahr mehr technischen Fortschritt in<br />
der Medizin und setzte da ein neuer Qualitätsschub<br />
ein? Wohl kaum.<br />
Verdienen statt heilen<br />
Auch in der Schweiz wird versucht, das<br />
neueste Wachstum der Gesundheitskosten<br />
unabhängig von den Fallpauschalen<br />
zu begründen. So erklärt Verena Nold, die<br />
Direktorin von santésuisse, in einem Interview<br />
mit der «Handelszeitung» vom 15.<br />
Mai, dass der Kostenschub darauf zurückzuführen<br />
sei, dass mit den Fallpauschalen<br />
neu auch Investitionen und die<br />
nicht universitäre Ausbildung des Personals<br />
in Spitälern finanziert werden muss.<br />
Doch das ist letztlich nur ein Nebenschauplatz.<br />
Der entscheidende Punkt ist der folgende:<br />
Mit den Fallpauschalen wird die Logik des<br />
ganzen Gesundheitswesens umgekehrt.<br />
Früher bestand das Hauptziel eines Spitals<br />
darin, kranke Menschen zu heilen. Und<br />
24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
fokus ▶ Wettbewerb<br />
als Nebenbedingung musste man schauen,<br />
dass die Kosten nicht aus dem Ruder<br />
liefen. Mit der Einführung der Fallpauschalen<br />
wird die Erwirtschaftung eines<br />
möglichst guten finanziellen Resultates<br />
de facto zum Hauptziel eines Spitals. Umgekehrt<br />
werden die Patienten zunehmend<br />
zu einem Portfolio, das es zu optimieren<br />
gilt. Es geht darum, möglichst lukrative<br />
Patienten zu akquirieren und ihnen möglichst<br />
lukrative Diagnosen zu stellen. Und<br />
nicht lukrative Patienten gilt es möglichst<br />
schnell loszuwerden, zum Beispiel in dem<br />
man sie an Rehabilitationszentren weiterreicht.<br />
Fallpauschalen sind ein Beispiel für einen<br />
künstlich inszenierten Wettbewerb in einem<br />
Bereich, wo der Markt nicht spielt. Die<br />
eigentlichen Nachfrager nach medizinischen<br />
Dienstleistungen, also die Patienten,<br />
treten gar nicht in Erscheinung, und<br />
ihre Bedürfnisse spielen demzufolge auch<br />
keine Rolle. Die Hauptakteure bei diesem<br />
Wettbewerb sind die Spitäler, deren Anreiz<br />
darin besteht, sich über möglichst viele<br />
und möglichst lukrative Fallpauschalen<br />
zu finanzieren. Dass dadurch die gesamten<br />
Gesundheitskosten weiter steigen, ist<br />
dann nur die logische Folge. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
25
fokus ▶ Wettbewerb<br />
«Wettbewerb fördert Qualität»<br />
Die Filmwissenschafterin Reta Guetg kennt den Wettbewerb im Kulturbetrieb bestens. Als<br />
künstlerische Leiterin des internationalen Kurzfilmfestivals shnit entschied sie jahrelang über<br />
die Auswahl der gezeigten Filme. Zugleich kämpfte sie im harten Verdrängungswettbewerb<br />
um die knappen Fördergelder.<br />
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Marco Zanoni.<br />
Sind Sie ein kompetitiver<br />
Mensch?<br />
Reta Guetg: Nein, ich denke nicht.<br />
Grundsätzlich bin ich ein kooperativer<br />
Mensch und arbeite gerne in Teams. Aber<br />
offenbar muss man etwas in sich haben,<br />
wenn man etwas Aussergewöhnliches machen<br />
will. Etwas, das einen antreibt, an<br />
die Grenzen zu gehen.<br />
Das Aussergewöhnliche war in<br />
Ihrem Fall das internationale<br />
Kurzfilmfestival shnit. Sie<br />
waren zehn Jahre lang künstlerische<br />
Leiterin von shnit und<br />
mussten aus Tausenden von<br />
Einsendungen eine Auswahl<br />
von knapp hundert Filmen<br />
treffen. Wie lange brauchten<br />
Sie für die Selektion?<br />
Das Auswahlverfahren ist ein äusserst<br />
aufwändiger Prozess, da jeweils mehr als<br />
6000 Filme angemeldet werden. Jeden<br />
Sommer sitzt man wochenlang in einem<br />
Raum und sichtet über Stunden die eingereichten<br />
Beiträge.<br />
Wie lange darf ein Film<br />
an einem Kurzfilmfestival<br />
eigentlich sein?<br />
Das ist höchst umstritten. Eigentlich läuft<br />
alles, was unter sechzig Minuten lang ist,<br />
unter dem Begriff Kurzfilm. Der klassische<br />
Kurzfilm dauert in der Regel jedoch<br />
zwischen fünf und zwanzig Minuten. Bei<br />
shnit ziehen wir die Grenze bei vierzig<br />
Minuten.<br />
Das ist ein erstes Kriterium.<br />
Welche weiteren Kriterien<br />
bestimmen Ihre Auswahl?<br />
Das ist eine spannende und zugleich<br />
knifflige Frage. Letztlich ist es beim Film<br />
wie immer in der Kunst: Ein Werk spricht<br />
uns an oder nicht. Ein Funke muss überspringen,<br />
eine Kommunikation muss<br />
stattfinden. Bei einem Werk kann dies<br />
mehr auf der technischen Ebene geschehen,<br />
bei einem andern ist es die interessante<br />
Geschichte, die den Ausschlag gibt.<br />
Über die Jahre hinweg steigen natürlich<br />
die Ansprüche der Auswählenden, hat<br />
man doch schon so viel gesehen und kann<br />
immer besser vergleichen. Wenn man<br />
beispielsweise zum Thema Trennung bereits<br />
tausend Filme gesehen hat, muss der<br />
tausendunderste wirklich originell sein,<br />
damit man ihn am Festival zeigt. Exakte<br />
Kriterien aber existieren nicht.<br />
Kunst ist demnach nicht<br />
messbar?<br />
Nein, das ist sie nicht. Letztlich ist das<br />
Programm auch eine Frage der Ausrichtung.<br />
Der Kurzfilm besetzt eine Nische.<br />
Wir wollten diese Filme aus der Nische<br />
hervorholen und dem Publikum zeigen,<br />
dass solche Filme wie das «grosse Kino»<br />
funktionieren, dass sie unterhaltsam und<br />
zugänglich sind und nicht ausschliesslich<br />
Freunde des Experimentalfilms ansprechen.<br />
Am Ende des Festivals werden<br />
von einer internationalen<br />
Fachjury drei Filme ausgezeichnet,<br />
zudem gibt es zwei<br />
Publikumspreise. Haben aus<br />
Ihrer Sicht immer die Besten<br />
gewonnen?<br />
Jeder Film, den wir ins Programm aufnehmen,<br />
ist für uns ein Gewinner. Trotzdem<br />
teilte ich nicht zwingend immer die<br />
Meinung der Jury. Interessant sind auch<br />
die Abweichungen zwischen den Fachleu<br />
Zur Person<br />
Reta Guetg (geb. 1983) hat das Studium der Filmwissenschaft, Publizistik und Linguistik<br />
in Zürich absolviert. Während mehr als zehn Jahren hat sie das Internationale<br />
Kurzfilmfestival shnit aufgebaut und als künstlerische Leiterin geführt. Daraus<br />
ist die Stiftung shnit FOUNDATION entstanden, welche den Kulturaustausch<br />
zwischen der Schweiz und anderen Ländern im Bereich der Filmkultur fördert. <strong>2014</strong><br />
erhält das Festival den renommierten Kulturpreis der Burgergemeinde Bern. Für die<br />
Anliegen der Filmschaffenden setzt sich Reta Guetg als Vorstandsmitglied des Branchenverbandes<br />
Bern für den Film ein. Ihre Leidenschaft für bewegte Bilder und<br />
Geschichten pflegt sie weiterhin als Freischaffende.<br />
26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
shnit: von Bern in die Welt<br />
2003 wurde in Bern erstmals das Kurzfilmfestival shnit durchgeführt.<br />
Es dauerte damals zwei Tage. Im Laufe der Zeit wuchs die<br />
Zahl der Austragungsorte sowie die Dauer des Festivals. Seit 2009<br />
wird das Festival international ausgerichtet. Heute werden an acht<br />
Spielorten in Europa, Asien, Afrika und Südamerika zeitgleich<br />
während zwölf Tagen die über hundert ausgewählten Filme gezeigt.<br />
Eine internationale Jury vergibt in drei Kategorien je einen<br />
«Flaming Faun»; der Preis ist mit 20 000 Franken dotiert. Daneben<br />
gibt es zwei Publikumspreise. Heute gehört shnit mit rund 40 000<br />
Besuchern zu den grössten Kurzfilmveranstaltungen weltweit.<br />
ten und dem Publikum. Die Experten<br />
sprechen oftmals Aspekten einen hohen<br />
Stellenwert zu, die das Publikum gar nicht<br />
interessieren. Dieses entscheidet zu Recht<br />
einfach, ob ihm ein Film gefällt oder<br />
nicht. Kommt hinzu, dass sich unter den<br />
Juroren eine Eigendynamik entwickelt. Je<br />
nach Zusammensetzung der Jury werden<br />
manchmal eher gefällige Filme ausgezeichnet,<br />
ein anderes Jahr liegen sperrige<br />
Werke vorn.<br />
Fördert Wettbewerb die<br />
Qualität?<br />
Ja, Wettbewerb fördert unabhängig vom<br />
jeweiligen Bereich die Entwicklung. Man<br />
sieht die Leistungen der Konkurrenten<br />
und kann evtl. von ihnen lernen. Dennoch<br />
ist es vor allem auch die eigene<br />
Triebkraft, die Qualität ermöglicht. In den<br />
kreativen Berufen ist dank des Internets<br />
eine riesige Palette von Werken aller Art<br />
zugänglich. Natürlich kann das auch<br />
hemmend wirken, sieht man doch, was<br />
alles bereits gemacht und unter Umständen<br />
besser gemacht worden ist, als man<br />
es selbst könnte. Gleichzeitig kann es aber<br />
auch ein Antrieb sein, die Herausforderung<br />
anzunehmen.<br />
Was bedeutet eine Auszeichnung<br />
an Ihrem Festival für die<br />
Gewinner?<br />
Kurzfilme sind oftmals ein Einstieg ins<br />
Filmschaffen, d.h., die meisten Kurzfilmer<br />
sind noch ziemlich jung und stehen am<br />
Beginn ihrer Karriere. Die Auszeichnungen<br />
sind mit je 20 000 Franken dotiert, das ermöglicht<br />
vielen, weiterzuarbeiten. Neben<br />
der Finanzspritze ist die Publizität wichtig.<br />
Die prämierten Filme werden an andern<br />
Festivals gezeigt und erreichen dadurch ein<br />
sehr grosses Publikum. Eine Auszeichnung<br />
am shnit wirkt wie eine Initialzündung:<br />
Viele der Ausgezeichneten fahren auf ihrem<br />
Weg weiter, kehren evtl. nach einigen Jahren<br />
wieder auf einem noch besseren Niveau<br />
ans Festival zurück oder können erstmals<br />
einen Kinofilm realisieren.<br />
Ihr Festival steht selbst in<br />
Konkurrenz zu andern<br />
Festivals. Wie erleben Sie<br />
diesen Wettbewerb?<br />
shnit entstand quasi am Küchentisch in<br />
Eigeninitiative. Im Freundeskreis wurden<br />
Filme gemacht, die wir einem etwas grösseren<br />
Publikum zeigen wollten. Von Beginn<br />
weg hatten wir viele Eingaben und ein interessiertes<br />
Publikum. In der ersten Zeit<br />
kümmerten wir uns wenig um Sponsoren<br />
oder Konkurrenten. Mit den Jahren nahm<br />
die Zahl der Besucher und der Filme enorm<br />
an und wir mussten versuchen, infrastrukturell<br />
mitzuhalten und die hierfür notwendigen<br />
Mittel aufzubringen.<br />
Im Kulturbetrieb herrscht ein harter Verdrängungskampf,<br />
vor allem ums Geld. Die<br />
Fördergelder sind begrenzt und es leuchtet<br />
ein, dass man nicht alles unterstützen<br />
kann und auch nicht muss. Uns wurde<br />
folglich schnell bewusst, dass niemand<br />
darauf gewartet hatte, ein Kurzfilmfestival<br />
zu finanzieren, zumal es in Winterthur<br />
bereits ein renommiertes Kurzfilmfestival<br />
gab. Wir mussten uns in den vergangenen<br />
Jahren wirklich die Sporen abverdienen<br />
und beweisen, dass shnit ein professionelles<br />
Festival ist. Letztes Jahr konnten wir<br />
nun erstmals eine Leistungsvereinbarung<br />
mit dem Bund für die kommenden Festivalausgaben<br />
eingehen. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
27
fokus ▶ Wettbewerb<br />
Anpassen statt kämpfen<br />
In der Natur gilt scheinbar das Gesetz des Stärkeren. Aber so banal ist die Sache nicht. Erfolgreich<br />
überlebt, wer am besten mit den jeweils herrschenden Bedingungen zurechtkommt. Und so wird<br />
der Kampf ums Dasein vielmehr zu einem Bemühen, bestehende Ressourcen optimal zu nutzen, als<br />
zu einem Wettbewerb zwischen Starken und Schwachen. Als Preis winkt der Fortpflanzungsvorteil.<br />
Prof. Dr. Christian Kropf, Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern<br />
Wer hat noch nicht vom «Kampf ums Dasein»<br />
in der Natur gehört? Demnach sollen<br />
die lebenden Organismen in einem<br />
gnadenlosen Wettbewerb stehen. Die Starken<br />
und Besseren sollen die Schwachen<br />
und Schlechteren eliminieren, «höher»<br />
entwickelte Tiere sollen die «niederen»<br />
Tiere verdrängen und so weiter.<br />
Diese leider weit verbreiteten Vorstellungen<br />
sind grundfalsch. Zunächst ist festzuhalten,<br />
dass der Begriff im Deutschen missverständlich<br />
ist: Im Jahr 1798 formulierte<br />
der britische Pfarrer und politische Ökonom<br />
Thomas Malthus seine Vorstellungen<br />
vom «struggle for life», was unglücklicherweise<br />
mit «Kampf ums Dasein» ins<br />
Deutsche übersetzt wurde. Malthus meinte<br />
damit jedoch vor allem einen Wettbewerb<br />
zwischen den Individuen einer Generation<br />
um begrenzte Ressourcen. Man<br />
beachte, dass die englische Sprache hier<br />
in feiner Weise zwischen einem «struggle»<br />
und einem «fight» differenziert. Der<br />
«struggle for life» ist normalerweise kein<br />
Kampf zwischen Individuen, sondern ein<br />
«Sichabmühen» der individuellen Organismen<br />
mit den jeweils herrschenden<br />
Bedingungen. Die Lektüre von Malthus’<br />
Werk war von entscheidender Bedeutung<br />
für die Entwicklung der Selektionstheorie<br />
durch Charles Darwin. Er hat den Begriff<br />
«struggle for life» in seinem berühmten<br />
Buch «On the origin of species» (1859)<br />
auch folgerichtig von Malthus übernommen.<br />
Fähigkeiten, Nahrung zu finden und sie<br />
mehr oder minder effizient zu verdauen,<br />
Geschlechtspartner zu finden und sich mit<br />
ihnen erfolgreich zu verpaaren, Krankheiten<br />
und Parasiten zu bekämpfen, Hunger,<br />
Hitze und Kälte zu ertragen oder vor<br />
Feinden zu fliehen. Die entscheidende<br />
Bedeutung der Verschiedenheit von Individuen<br />
einer Art oder Population als «Ausgangsmaterial»<br />
für Selektionsprozesse<br />
hatte vor Charles Darwin niemand in<br />
ihrer Tragweite erkannt.<br />
Die unterschiedliche Eignung der Individuen<br />
einer Generation resultiert in ihrer<br />
unterschiedlichen Fortpflanzung – gut<br />
geeignete Individuen pflanzen sich im<br />
allgemeinen besser fort als weniger gut<br />
geeignete. Diese Gesetzmässigkeit gilt jedoch<br />
– wie fast alles in der Biologie –<br />
«nur» statistisch. Auch ein sehr gut geeignetes<br />
Individuum kann durch einen Zufall<br />
umkommen, bevor es sich fortgepflanzt<br />
hat, und auch ein schlechter<br />
geeignetes kann sich beispielsweise bei<br />
wenig Konkurrenz erfolgreich vermehren.<br />
Der evolutionäre Wettbewerb wird also<br />
über den unterschiedlichen Fortpflanzungserfolg<br />
der einzelnen Individuen<br />
ausgetragen.<br />
Je blauer, desto besser<br />
Der australische Seidenlaubenvogel (Ptilonorhynchus<br />
violaceus) lebt im Regenwald<br />
von Nordostaustralien. Die blauviolett<br />
bis violettschwarz schillernden Männchen<br />
bauen am Waldboden aufwändige<br />
Lauben aus Ästen und Zweigen, die sie mit<br />
blauen Gegenständen dekorieren und die<br />
sie sogar mit dem Saft blauer Beeren anfärben.<br />
Blau ist im natürlichen Lebensraum<br />
des Vogels die seltenste Farbe. Entsprechend<br />
verwendet das Männchen viel<br />
Zeit und Energie auf das Aufsammeln<br />
blauer Blüten, Früchte usw., um damit<br />
seine Laube zu schmücken. Unterernähr<br />
Umwelt entscheidet<br />
Da die Individuen einer Generation sich<br />
immer in verschiedenen Merkmalen unterscheiden,<br />
ist jedes Individuum auch<br />
unterschiedlich gut geeignet (englisch:<br />
fit), mit den jeweils herrschenden Bedingungen<br />
zurande zu kommen und im<br />
Wettbewerb um die gerade vorhandenen<br />
Ressourcen gut zu bestehen. So unterscheiden<br />
sich die verschiedenen Individuen<br />
einer Art beispielsweise in ihren<br />
28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
fokus ▶ Wettbewerb<br />
te oder kranke Männchen sind darin aus<br />
leicht einsehbaren Gründen weniger erfolgreich;<br />
entsprechend ist der Blauanteil<br />
ihrer Lauben geringer als bei gut genährten,<br />
gesunden Männchen. Auch ihr Gefieder<br />
schillert weniger blau, sondern schlägt<br />
in ein eher dumpfes Violettschwarz um.<br />
Die Weibchen dieses Vogels paaren sich<br />
normalerweise innerhalb einer Saison nur<br />
mit einem einzigen Männchen. Sie wählen<br />
ihren Partner sehr sorgfältig aus, und<br />
dabei spielen sowohl der Blauanteil an der<br />
Farbe der Laube als auch der des Gefieders<br />
des Männchens die entscheidenden Rollen.<br />
Männchen, die aufgrund ihrer individuellen<br />
Eigenschaften mit den herrschenden<br />
Bedingungen (Verfügbarkeit<br />
von Nahrung, Auftreten von Krankheitserregern<br />
und Parasiten) am besten zurande<br />
kommen, signalisieren dies dem Weibchen<br />
durch den Blauanteil ihrer Lauben<br />
und ihres Gefieders und erreichen damit<br />
einen höheren Fortpflanzungserfolg.<br />
Ausserdem bezieht sich die unterschiedliche<br />
Eignung der Individuen, wie schon<br />
gesagt, immer nur auf die jeweils herrschenden<br />
Bedingungen. Diese Bedingungen<br />
ändern nicht nur ständig, sondern sie<br />
können auch in verschiedenen Regionen<br />
sehr unterschiedlich sein. Daher gibt es in<br />
der Natur keine absolut «besseren» oder<br />
«höheren» Organismen, wie dies beispielsweise<br />
von rassistischen Ideologien<br />
stets behauptet wird. Ein und dasselbe<br />
Individuum kann also unter verschiedenen<br />
Bedingungen unterschiedlich gut<br />
geeignet sein und daher hängt auch sein<br />
Fortpflanzungserfolg von den gerade<br />
herrschenden Bedingungen ab.<br />
Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Sichelzellanämie,<br />
eine Erbkrankheit des Menschen,<br />
die ich hier nicht weiter erklären<br />
muss. Die mit der Sichelzellanämie verbundene<br />
Symptomatik lässt es schwer<br />
vorstellbar erscheinen, dass Träger des<br />
krankmachenden Gens im evolutionären<br />
Wettbewerb erfolgreicher sein könnten, als<br />
Gesunde. Und doch kann das zutreffen:<br />
In manchen Gebieten Afrikas, in denen<br />
die gefährlichste Form von Malaria (Malaria<br />
tropica) gehäuft auftritt, ist nämlich<br />
der Anteil Sichelzellanämischer an der<br />
Gesamtbevölkerung signifikant erhöht.<br />
«Gesunde», also Personen, die nicht Träger<br />
des Sichelzellanämiegens sind, haben<br />
in diesen Gebieten einen messbaren Selektionsnachteil.<br />
Der Grund dafür ist, dass<br />
die Sichelzellanämie Resistenz verleiht<br />
gegenüber der gefährlichen und oft tödlich<br />
endenden Malaria. In solchen Malariagebieten<br />
ist daher der Sichelzellanämische<br />
der «Bessere» im evolutionären<br />
Wettbewerb, derjenige, der sich mit höherer<br />
Wahrscheinlichkeit fortpflanzt!<br />
Partnerwahl via Nase<br />
Auch die Anteile genetisch verschiedener<br />
paarungsbereiter Weibchen gehören für<br />
die Männchen einer bestimmten Population<br />
zu diesen «unterschiedlichen Bedingungen».<br />
Der Schweizer Evolutionsbiologe<br />
Claus Wedekind hat herausgefunden, dass<br />
im individuellen menschlichen Körpergeruch<br />
Information über den zum Immunsystem<br />
gehörenden MHC-Genkomplex<br />
steckt. Dies ist insofern von Bedeutung, als<br />
schon lange bekannt ist, dass Nachkommen<br />
von Eltern mit ähnlichen Basensequenzen<br />
des MHC gesundheitlich benachteiligt<br />
sind. Wedekind konnte zeigen, dass<br />
Frauen den Körpergeruch von Männern<br />
mit ähnlichem MHC als unattraktiv empfinden,<br />
den von Männern mit einem von<br />
ihrem MHC stark verschiedenen MHC<br />
hingegen als sehr attraktiv. Dies bedeutet,<br />
dass ein und derselbe Mann für eine bestimmte<br />
Frau attraktiv sein kann, für eine<br />
andere hingegen nicht (was wir ja eigentlich<br />
schon immer dachten…). Dass Attraktivität<br />
in einer erhöhten Paarungswahrscheinlichkeit<br />
resultiert, liegt auf der<br />
Hand. Nicht einmal in der Liebe gibt es<br />
also absolut «bessere» oder «schlechtere»<br />
Individuen!<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
29
fokus ▶ Wettbewerb<br />
Alles DRG –<br />
doch was bedeutet das?<br />
Sie sind alltäglich und umstritten. Sie sollen für Transparenz, Vergleichbarkeit und Wettbewerb<br />
in der Schweizer Spitallandschaft sorgen und als Kostendämpfer wirken. Doch was steckt hinter<br />
den drei Buchstaben? Was sind DRG eigentlich, und wie funktioniert das Finanzierungssystem als<br />
Ganzes? Nachfolgend eine kleine Wegleitung durch den DRG-Dschungel.<br />
Lisa Loretan Krummen, Projektassistentin Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />
Bis 2011 war alles klar. Bis dahin wurden<br />
den Spitälern die Kosten mittels Tagespauschalen<br />
vergütet, und die Kantone deckten<br />
das Defizit der öffentlichen Spitäler. Seit<br />
dem 1. Januar 2012 jedoch werden in der<br />
Grundversicherung stationäre, akutsomatische<br />
Spitalleistungen nach Swiss-DRG-<br />
Fallpauschalen (Diagnosis Related<br />
Groups) abgerechnet. Das Tarifsystem gilt<br />
in der ganzen Schweiz, wodurch sich Spitalleistungen<br />
besser vergleichen lassen<br />
(sollen). Die Behandlungskosten sind direkt<br />
von den effektiven medizinischen<br />
Diagnosen abhängig und nicht wie bisher<br />
von der Verweildauer im Spital.<br />
Die Schweiz ist keine Pionierin in Sachen<br />
DRG. DRG werden seit Mitte der 1980er<br />
Jahre in verschiedenen Ländern zur Finanzierung<br />
verwendet. In den meisten<br />
Ländern werden die DRG spitalbezogen<br />
zur Verteilung von staatlichen Budgets<br />
bzw. Geldern von Versicherungen verwendet.<br />
Nicht so in Deutschland. Dort wurde<br />
das 2003 eingeführte G-DRG-System zu<br />
einem Fallpauschalensystem umgestaltet<br />
und wird seither zur Abrechnung von<br />
Preisen für die einzelnen Behandlungstypen<br />
der einzelnen Behandlungsfälle verwendet.<br />
Die Schweizer Version basiert auf<br />
dem System German DRG (G-DRG), es<br />
Wichtige Begriffe kurz erklärt<br />
DRG oder DRG-System<br />
Diagnosis Related Groups. DRG-Systeme sind Patientenklassifikationssysteme, welche die stationär<br />
akutsomatisch behandelten Patienten von Akutspitälern in medizinisch und ökonomisch homogene<br />
Fallgruppen einteilen. Weitere Klassifikationsmerkmale sind Nebendiagnosen, Prozeduren, Alter, Geschlecht,<br />
Art des Spitalaustritts, Schweregrad, bei Neugeborenen das Geburtsgewicht und weitere Faktoren.<br />
Die Höhe jeder Swiss-DRG-Fallpauschale wird anhand der tatsächlich anfallenden Kosten der<br />
Schweizer Spitäler berechnet.<br />
Grouper<br />
Die Zuweisung einer Hospitalisierung zu einer bestimmten DRG erfolgt über diese Gruppierungssoftware,<br />
den so genannten «Grouper». Der Klassifizierungsalgorithmus basiert auf den medizinischadministrativen<br />
Falldaten.<br />
Kostengewicht<br />
Jeder Fallgruppe (DRG) wird ein empirisch ermitteltes, relatives Kostengewicht zugeordnet, das den<br />
durchschnittlichen Behandlungsaufwand der betreffenden Fallgruppe beschreibt. Die Kostengewichte<br />
werden auf der Grundlage der Fallkostendaten ausgewählter Spitäler, den so genannten Netzwerkspitälern,<br />
ermittelt.<br />
Baserate/Basispreis<br />
Die Baserate ist der zwischen Versicherern und Spitälern ausgehandelte Tarif. Dieser Wert wird mit dem<br />
Kostengewicht der DRG multipliziert und ergibt so den Preis, der für einen bestimmten Fall vergütet<br />
wird.<br />
Netzwerkspital<br />
Als Netzwerkspital werden die Spitäler bezeichnet, die an der SwissDRG-Erhebung der Fallkosten und<br />
der medizinisch-administrativen Daten teilnehmen und sich zur Datenlieferung gegenüber der<br />
SwissDRG AG verpflichten.<br />
wurde jedoch den Besonderheiten des föderalistisch<br />
strukturierten Gesundheitssystems<br />
hierzulande angepasst.<br />
Wie funktioniert es?<br />
In einem DRG-System werden Behandlungsfälle<br />
zu Gruppen zusammengefasst,<br />
die hinsichtlich medizinischer und ökonomischer<br />
Kriterien möglichst homogen<br />
sind. Jede Hospitalisierung wird aufgrund<br />
der Diagnosen und der Prozeduren codiert<br />
und einer solchen Fallgruppe (DRG) zugeordnet.<br />
Diese Fallgruppen sind in der<br />
ganzen Schweiz identisch. Das wichtigste<br />
Kriterium für die Zuordnung eines Patienten<br />
zu einer Fallgruppe ist die Hauptdiagnose<br />
bei Spitalaustritt. Die Zuweisung einer<br />
Hospitalisierung zu einer bestimmten<br />
DRG erfolgt über eine Gruppierungssoftware<br />
(Grouper). Für jede Fallgruppe wird<br />
ein sogenanntes Kostengewicht errechnet.<br />
Multipliziert man das Kostengewicht mit<br />
dem Basispreis, ergibt sich daraus die leistungsbezogene<br />
Fallpauschale, die das<br />
Spital für die Behandlung dieses Patienten<br />
erhält. Der Basispreis ist ein Durchschnittswert<br />
für stationäre Behandlungen<br />
in einem bestimmten Spital; seine Höhe<br />
kann je nach Spital variieren. Der Basispreis<br />
wird durch die Tarifpartner (Versicherer<br />
und Leistungserbringer) verhandelt<br />
oder durch die Kantone festgelegt. Um<br />
dem wirtschaftlichen Anreiz einer verfrühten<br />
Entlassung zu begegnen, müssen<br />
Spitäler einen Abschlag auf ihre Fallpauschale<br />
in Kauf nehmen, falls der Patient<br />
kürzer als bei der vorliegenden Erkrankung<br />
üblich im Spital bleibt. Bestimmte<br />
Leistungen können aber nicht sachgerecht<br />
pauschal finanziert werden (z.B. teure<br />
Medikamente, Blutprodukte, Implantate<br />
und kostenintensive Behandlungsmethoden,<br />
die über mehrere Fallgruppen<br />
streuen), daher werden diese teilweise über<br />
sogenannte Zusatzentgelte vergütet.<br />
30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
fokus ▶ Wettbewerb<br />
Wer hat entschieden?<br />
National- und Ständerat haben das neue<br />
Tarifsystem mit Fallpauschalen in der<br />
Wintersession 2007 angenommen. Seither<br />
ist es im Artikel 49 des Krankenversicherungsgesetzes<br />
verankert. Die darauf aufbauende<br />
Tarifstruktur wurde von der<br />
SwissDRG AG erarbeitet. Die SwissDRG AG<br />
wurde am 18. Januar 2008 von den Kantonen,<br />
H+, FMH, MTK und den Krankenversicherungen<br />
in Bern gegründet. Die<br />
jährliche Weiterentwicklung der gesamtschweizerisch<br />
einheitlichen Tarifstruktur<br />
ist eine der zentralen Aufgaben der Swiss<br />
DRG AG.<br />
dieser Kriterien würde voraussichtlich<br />
vom Schweizerischen Institut für ärztliche<br />
Weiter- und Fortbildung (SIWF) überprüft.<br />
Das geplante Konkordat konnte<br />
bisher von der GDK noch nicht verabschiedet<br />
werden.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Der Bundesrat hat die Tarifpartner verpflichtet,<br />
die Auswirkungen von SwissDRG<br />
auf die Kosten- und Leistungsentwicklung<br />
in den Spitälern zu überwachen. Die FMH<br />
untersucht mit ihrer jährlich durchgeführten<br />
Begleitstudie kritisch die direkten und<br />
indirekten Auswirkungen des SwissDRG-<br />
Systems im Spitalalltag. Das Bundesamt<br />
für Gesundheit sowie der Nationale Verein<br />
für Qualitätsentwicklung in Spitälern und<br />
Kliniken (ANQ) überwachen die Entwicklung<br />
der Behandlungsqualität. Die GDK ist<br />
daran, eine interkantonale Lösung für die<br />
Umsetzung des Finanzierungsmodells<br />
«PEP» zu suchen.<br />
■<br />
Wer macht was?<br />
Die neue Spitalfinanzierung ist an das<br />
Fallpauschalen-System Swiss DRG geknüpft.<br />
Diese bürdet den Kantonen einige<br />
Aufgaben auf. Beispielsweise müssen sie<br />
neue Spitallisten führen, die sich primär<br />
an den Kriterien Qualität und Effizienz<br />
ausrichten sollen. Die Kantone sind mit<br />
der neuen Spitalfinanzierung verpflichtet,<br />
allen öffentlichen und privaten Spitälern<br />
auf der Spitalliste ihren kantonalen Anteil<br />
an den stationär medizinischen Behandlungen<br />
der Patienten zu bezahlen. Neu<br />
sind auch die Kosten für Operationstische,<br />
Geräte, Medikamente, Immobilien etc. in<br />
den Fallpauschalen eingerechnet. Mit den<br />
DRG-Pauschalen müssen die Spitäler in<br />
der neuen Spitalfinanzierung auch die<br />
berufliche Aus- und Weiterbildung der<br />
nicht universitären Berufe finanziell abdecken.<br />
Im Gegenzug sind Beiträge an die<br />
Forschung und universitäre Lehre nicht<br />
eingerechnet. Im Klartext: Die Spitäler<br />
erhalten aus den DRG keinen Beitrag an<br />
die Weiterbildungskosten von Assistenzärztinnen<br />
und -ärzten. Die Kantone unterstützen<br />
die Weiterbildung der Assistenzärzte<br />
teilweise mit einer Pauschalzahlung<br />
pro Kopf und Jahr. Die GDK (Schweizerische<br />
Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen<br />
und -direktoren) strebt<br />
aktuell ein einheitliches Finanzierungsmodell<br />
«PEP» (pragmatisch, einfach,<br />
pauschal) an. «PEP» soll im Grundsatz<br />
alle auf der Spitalliste aufgeführten Spitäler<br />
und Kliniken dazu verpflichten, die<br />
ihrem Potential entsprechende Anzahl<br />
Assistenzärzte weiterzubilden. Die Auszahlung<br />
des Unterstützungsbeitrages wäre<br />
abhängig von der Erfüllung bestimmter<br />
Qualitätskriterien (z.B. Vorliegen eines<br />
Weiterbildungskonzepts). Die Einhaltung<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
31
fokus ▶ Wettbewerb<br />
Wettbewerb und<br />
Wettbewerbspolitik<br />
Wirksamer Wettbewerb setzt die Anbieter einem ständigen Effizienz- und Innovationszwang aus,<br />
während er die Nachfrager in Form der freien Wahl aus immer besseren und günstigeren Produkten<br />
profitieren lässt. Wettbewerbspolitik hingegen ist eine höchst fehleranfällige Angelegenheit, die<br />
dem Wettbewerb oft mehr schadet als nützt.<br />
Markus Saurer, selbständiger Berater für Regulierungs- und Wettbewerbsökonomie, www.industrieoekonomie.ch, Steffisburg<br />
Wettbewerb ist ein dynamischer Prozess.<br />
Je nach Gut, um den er sich dreht, je nach<br />
Stand und Entwicklung der Produktionstechnologie<br />
und vielen weiteren technischen,<br />
ökonomischen und institutionellen<br />
Gegebenheiten kann er als «Such- und<br />
Entdeckungsverfahren» (F.A. Hayek) oder<br />
«schöpferische Zerstörung» (J.A. Schumpeter)<br />
viele unterschiedliche Formen annehmen.<br />
Doch in welchen Marktstrukturen<br />
und in welcher Form auch immer<br />
Wettbewerb herrscht – vom bestreitbaren<br />
natürlichen Monopol oder vom mehr oder<br />
weniger engen Oligopol bis hin zum Polypol<br />
mit vielen kleineren Anbietern –,<br />
zwingt er die Anbieter, immer bessere<br />
Verfahren und Produkte zu entdecken.<br />
Ineffiziente Lösungen oder Anbieter fallen<br />
aus dem Markt. Wettbewerb ist somit ein<br />
System des (Effizienz- und Innovations-)<br />
Zwangs der Anbieter und der (Wahl-)Freiheit<br />
der Nachfrager (C.C. von Weizsäcker).<br />
Wissen oder anmassen?<br />
In fast allen Staaten gibt es Gesetze gegen<br />
Wettbewerbsbeschränkungen sowie Behörden<br />
und Gerichte, die sie vollziehen. In<br />
der Schweiz haben wir das Kartellgesetz<br />
und die Wettbewerbskommission (Weko)<br />
32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
fokus ▶ Wettbewerb<br />
als Vollzugsinstanz. Die Weko soll unter<br />
anderem Unternehmen verurteilen, die<br />
durch den Missbrauch einer marktbeherrschenden<br />
Stellung oder durch Kartellabsprachen<br />
den Wettbewerb beeinträchtigen<br />
oder beseitigen. Die Verurteilten<br />
können das Urteil beim Bundesverwaltungsgericht<br />
und bei Bedarf beim Bundesgericht<br />
anfechten. Somit müsste man<br />
annehmen dürfen, dass die Weko und die<br />
beiden Rekursinstanzen ziemlich klare<br />
Vorstellungen davon haben, was Wettbewerb<br />
ist. Wie sollten sie sonst im konkreten<br />
Fall beurteilen können, ob eine bestimmte<br />
Verhaltensweise oder Abrede den Wettbewerb<br />
beeinträchtigt oder beseitigt?<br />
Die Behörden benötigen also eine adäquate<br />
kompetitive Referenz, d.h. wettbewerbsökonomisch<br />
fundiertes Wissen darüber,<br />
wie sich der Wettbewerb ohne einen fraglichen<br />
Tatbestand präsentieren würde. Ein<br />
Blick auf die Vollzugspraxis im In- und<br />
Ausland legt freilich eher die Vermutung<br />
nahe, dass sich die Behörden in der Mehrzahl<br />
ihrer wettbewerbsrechtlichen Verfahren<br />
Wissen anmassen, über das sie in Tat<br />
und Wahrheit nicht verfügen. Oder wie<br />
könnte man sonst die durchwegs meistens<br />
um die 50 Prozent liegende Quote an Urteilen<br />
von Vorinstanzen erklären, die jeweils<br />
durch die Rekursinstanzen aufgehoben<br />
oder zur neuen – besseren! – Beurteilung<br />
an die Vorinstanzen zurückgewiesen<br />
werden? Was würden Sie, liebe<br />
Leserinnen und Leser, von einer Schulmedizin<br />
halten, bei der Erst- und Zweitmeinungen<br />
in der Diagnostik in vergleichbarem<br />
Umfang widersprüchlich wären?<br />
Es sind nicht die geringsten plausiblen<br />
Gründe dafür ersichtlich, weshalb Rekursinstanzen<br />
systematisch über adäquatere<br />
Referenzvorstellungen verfügen sollten als<br />
Vorinstanzen. Erstere scheinen einfach<br />
Wissensanmassung auf einer höheren<br />
rechtlichen Hierarchiestufe zu betreiben<br />
als Letztere. Die Wettbewerbsbehörden<br />
haben auf der ganzen Welt aus politischökonomischen<br />
Gründen eine hohe Interventionsneigung.<br />
Sie können ihre Nützlichkeit<br />
nur dadurch «dokumentieren»,<br />
dass sie möglichst viel intervenieren. Rekursinstanzen<br />
scheinen dagegen besonders<br />
nützlich zu sein, wenn sie «bissige»<br />
Wettbewerbshüter in nicht allzu wenig<br />
Fällen «zurückpfeifen». Die Rekursbehörden<br />
stellen dazu oft strengere Beweisanforderungen<br />
an die Wettbewerbsbehörden<br />
und halten so immerhin die negativen<br />
Folgen der Wissensanmassung in gewissen<br />
Grenzen. Einfacher ausgedrückt, neigen<br />
die Wettbewerbsbehörden im Zweifelsfall<br />
dazu, «gegen den Angeklagten» zu<br />
plädieren, während die Rekursgerichte<br />
eher die übliche Losung «für den Angeklagten»<br />
hochhalten.<br />
Nützlich oder schädlich?<br />
Dass die Wettbewerbsbehörden inadäquate<br />
Referenzvorstellungen haben können, hat<br />
der letztes Jahr 103-jährig verstorbene Wirtschaftsnobelpreisträger<br />
Ronald Coase auf<br />
den Punkt gebracht: «Coase said he had<br />
gotten tired of antitrust because when the<br />
prices went up the judges said it was monopoly,<br />
when the prices went down they said<br />
it was predatory pricing, and when they<br />
stayed the same they said it was tacit collusion.»<br />
1 Coase dachte offenbar an einen<br />
Markt mit einem marktführenden Unternehmen<br />
und einigen weiteren Konkurrenten<br />
(wie z.B. in der schweizerischen Mobilkommunikation).<br />
Erhöht die Marktführerin<br />
ihren Preis, riskiert sie Klagen wegen<br />
Preismissbrauchs. Senkt sie ihn, droht ihr<br />
der Vorwurf einer unzulässigen Verdrängungsstrategie.<br />
Bleiben die Preise im Markt<br />
über längere Zeit stabil, dann wird der<br />
Marktführerin und ihrer Konkurrenz stillschweigende<br />
Kooperation vorgeworfen.<br />
Es braucht keine industrieökonomische<br />
Analyse, um festzustellen, dass diese «interventionistische<br />
Bedrohungslage» nicht<br />
auf adäquaten Marktvorstellungen der<br />
Behörden beruhen kann. Nicht nur die<br />
Marktführerin, sondern auch die Behörde<br />
steckt im Dilemma: Steigen die Preise oder<br />
bleiben sie längere Zeit unverändert, dann<br />
fordern Konsumentenorganisationen eine<br />
Intervention (auch sie wollen ihre Nützlichkeit<br />
regelmässig unter Beweis stellen).<br />
Fallen die Preise, dann klagen weniger<br />
effiziente Konkurrenten. Die Marktführerin<br />
wird unter diesen Umständen auf<br />
grössere Preis- und Leistungsveränderungen<br />
verzichten und ab und zu nur kleine<br />
Veränderungen vornehmen. Das ist aber<br />
bei genauer Betrachtung nichts anderes<br />
als ein Verzicht auf harten Wettbewerb.<br />
Obwohl wir gar nicht wissen, welche Folgen<br />
wirksamer Wettbewerb in diesem<br />
Markt zeitigen würde, haben wir gute<br />
Gründe für die Annahme, dass ihn gerade<br />
die Wettbewerbspolitik beeinträchtigen<br />
oder sogar beseitigen könnte.<br />
Wettbewerbspolitik kann durchaus nötig<br />
und sinnvoll sein. Aber es ist wünschenswert,<br />
dass ihr künftig in Politik und Öffentlichkeit<br />
eine gesunde Portion Skepsis<br />
gegenübergebracht wird. Dies könnte ihre<br />
Fehleranfälligkeit ebenfalls reduzieren.<br />
<br />
■<br />
Kontakt: markus.saurer@<br />
industrieoekonomie.ch<br />
(Der Autor freut sich auf kritische Rückmeldungen.)<br />
1 Zitiert nach William Landes in «The Fire of<br />
Truth: A Remembrance of Law and Econ at<br />
Chicago», Journal of Law and Economics<br />
1981, S. 193.<br />
Partnervermittlung mit Charme<br />
persönlich∙seriös∙kompetent<br />
Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />
044 534 19 50 oder 079 774 00 84<br />
Ich freue mich auf Ihren Anruf.<br />
Kathrin Grüneis<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
33
fokus ▶ Wettbewerb<br />
Wettbewerb in der Wissenschaft –<br />
Segen oder Fluch?<br />
Zunehmend wird Kritik laut: Forschende sollen dem Wettbewerb entsagen und einhellig zum Wohle<br />
der Menschheit tätig sein. Sind solche Ideen bloss fromme Wünsche ohne jeden Realitätsgehalt? Ist<br />
Wettbewerb wirklich des Teufels, oder entspringt er der menschlichen Natur und sorgt für ein generelles<br />
Weiterkommen? Und wie viel Wettbewerb mag es leiden?<br />
Thomas F. Lüscher, Klinik für Kardiologie, Universitäres Herzzentrum, UniversitätsSpital und Center for Molecular Cardiology,<br />
Schlieren Campus, Universität Zürich<br />
Der Ausdruck Wettbewerb enthält zwei<br />
Aussagen: Zum einen bewirbt man sich<br />
um etwas, und zum anderen streitet man<br />
um die Wette. Es gibt also Mit-Bewerber,<br />
kurz Konkurrenten. Und wenn man sich<br />
bewirbt, betreibt man – so der Sinn des<br />
Begriffs – Werbung für sich selbst, man<br />
will seine Sache gut darstellen, will gewinnen.<br />
Im Sport ist das selbstverständlich: Was<br />
wäre die Fussballweltmeisterschaft, wenn<br />
es keine Gewinner gäbe? Die Einschaltquoten<br />
würden sich gegen null bewegen,<br />
denn erst das Fiebern für die eigene<br />
Mannschaft, macht das Ganze zum Ereignis.<br />
Mit Roger Federer und seinen Gegnern<br />
ist es nicht anders – kurz: Wettbewerb<br />
gehört seit je zur Natur des Menschen,<br />
man denke nur an die Gladiatorenkämpfe<br />
oder die Turniere der Ritter.<br />
Umso erstaunlicher ist, dass seit kurzem<br />
Wettbewerb in vielen Lebensbereichen<br />
negativ konnotiert ist. Dieser kulturelle<br />
Wandel betrifft unsere Gesellschaft allgemein,<br />
ganz besonders aber die Schweiz.<br />
Immer häufiger sind es die Verlierer, denen<br />
die medial vermittelte Sympathie<br />
gehört. Erfolgreiche Manager und Politiker<br />
werden nicht selten als machtbesessen,<br />
eigensüchtig und rücksichtslos dargestellt.<br />
Was ist los mit unserer Wahrnehmung<br />
des Wettbewerbs? Braucht es ihn<br />
nur noch im Sport, oder auch in der Politik,<br />
Wirtschaft und Gesellschaft? Diese<br />
Frage eröffnet ein (zu) weites Feld, wir<br />
wollen uns daher auf die Forschung konzentrieren.<br />
Forschung und<br />
Wettbewerb<br />
Forschung ist das Bemühen, die Welt zu<br />
verstehen. In der Medizin geht es um den<br />
menschlichen Körper, seine Krankheiten<br />
und deren Behandlung. Die Motivation<br />
sollte aus sich selbst entstehen. «Science<br />
must be fun!», wie der Mentor des Schreibenden<br />
es fasste. 1 Und gewiss, Medizin,<br />
klinische oder experimentelle Forschung<br />
am Menschen, gehört zum Faszinierendsten,<br />
was das Leben zu bieten hat. Braucht<br />
es mehr als das?<br />
Wettbewerb wurde von Bernard Manderville<br />
2 , Adam Smith 3 und ihren Nachfolgern<br />
zum Motor wirtschaftlicher Entwicklung<br />
erkoren. Eigeninteressen und Gewinnsucht,<br />
Laster also, werden danach im<br />
Wettbewerb zwischen Konkurrenten zu<br />
gesellschaftlichen Tugenden – zu einer<br />
«unsichtbaren Hand», die Konkurrenz in<br />
Wirtschaft und Gesellschaft zum Nutzen<br />
werden lässt. Wettbewerb ist aus dieser<br />
Sicht, was Mephisto von sich selber meinte:<br />
«Ich bin ein Teil von jener Kraft, die<br />
stets das Böse will und stets das Gute<br />
schafft.» 4 Karl Marx 5 versuchte, dies alles<br />
auf den Kopf zu stellen, scheiterte aber<br />
posthum an den Realitäten, wie uns die<br />
Geschichte lehrt. 6<br />
Wettbewerb in der<br />
forschung<br />
Gilt dieses Gesetz der «unsichtbaren<br />
Hand» auch für die Forschung? Auf den<br />
ersten Blick vielleicht nicht: Weder Kopernikus<br />
noch Newton oder Darwin starben<br />
als reiche Leute, ja einige der bedeutendsten<br />
Forscher wie Gregor Mendel erfuhren<br />
zu Lebzeiten weder Anerkennung noch<br />
Ruhm. Die wenigsten Zeitgenossen von<br />
Galilei und Kepler vernahmen von deren<br />
Erkenntnissen oder verstanden sie gar. 7<br />
Einzig die Kirche fürchtete sich vor den<br />
Folgen ihres Tuns. Einige dieser Helden der<br />
Forschung zahlten folglich mit ihrem Leben,<br />
so Giordano Bruno, der auf dem Campo<br />
Fiori auf dem Scheiterhaufen starb.<br />
Forschung entsteht aus Interesse: Interesse<br />
heisst inmitten von etwas sein, davon<br />
eingenommen sein – ohne Leidenschaft<br />
ist Forschung undenkbar. 8,9 Die intellektuelle<br />
Erfüllung, die Forschen bietet, ist<br />
aber nicht alles: Man will der Erste sein<br />
– kurz, man träumt von Anerkennung<br />
und Ruhm. Ja, die Begabtesten suchen der<br />
Vergänglichkeit zu entrinnen: «Tod, wo ist<br />
dein Stachel?», notierte Thomas Mann 10 ,<br />
als ein Bildhauer für eine Büste Mass an<br />
ihm genommen hatte. «Dauer in Sonne,<br />
Regen und Schnee. Eigentümlich beruhigend<br />
über den Tod und die Existenz festigend.»<br />
Ruhm als Ersatz für Unsterblichkeit.<br />
11 Nicht jeder erreicht diese Weihe,<br />
weder in der Kunst und Literatur noch in<br />
der Forschung. Doch auch die weniger<br />
Erfolgreichen wollen eine Kerbe hinterlassen,<br />
und dies gelingt nur dem Ersten. Die<br />
Bestätigung von Ergebnissen anderer ist<br />
zwar wichtig, ja ein zentrales Element der<br />
wissenschaftlichen Erkenntnis, 12 doch<br />
wollen die meisten die Ersten sein. Das zu<br />
erreichen, ist anspruchsvoller geworden<br />
als zu Kopernikus’ Zeiten. In der globalen<br />
Welt werden Neuigkeiten sekundenschnell<br />
verbreitet. Und nie zuvor in der Weltgeschichte<br />
waren so viele Forscher aktiv,<br />
kurz: Noch nie waren so viele Konkurrenten<br />
auf Entdeckungen aus wie gerade<br />
jetzt.<br />
Wert des Wettbewerbs<br />
Was soll dieses Gerangel? Hat Wettbewerb<br />
in der Forschung überhaupt einen Wert?<br />
Wird dadurch mehr entdeckt, oder treiben<br />
Forscher sich gegenseitig nur sinnlos an?<br />
Kürzlich wandte sich die Kritik auch gegen<br />
sinnlose Wettbewerbe in der Wissenschaft.<br />
13 Produzieren Forscher wirklich<br />
immer mehr Unsinn? Wer den beeindruckenden<br />
Fortschritt der Medizin verfolgt<br />
34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
fokus ▶ Wettbewerb<br />
oder im Berufsalltag erleben darf, kann<br />
solch überzeichneten Thesen nicht zustimmen.<br />
Gewiss gibt es Unsinn, wo gibt<br />
es den nicht? Ja, Sinn kann es nur durch<br />
Unsinn geben – Licht braucht Schatten.<br />
Ohne Zweifel treibt Wettbewerb nicht nur<br />
Unternehmer, sondern auch Entdecker<br />
an, beschleunigt den Erkenntnisprozess<br />
und schafft Mehrwert für Pa tien ten und<br />
Gesellschaft. Die meisten Forscher sind<br />
keine selbstlosen Wohltäter, sondern suchen<br />
Erfolg und Anerkennung und geben<br />
dafür ihr Bestes. Würde man Publikationen<br />
nur noch im Namen der Institution<br />
veröffentlichen, ohne diejenigen zu nennen,<br />
die die Entdeckung machten, würde<br />
die Kreativität versiegen.<br />
Dann gibt es auch finanzielle Interessen:<br />
Nur der Erste kann ein Patent anmelden.<br />
Nur wer ein Patent besitzt, kann es kommerziell<br />
verwerten. Ohne diese Regel wären<br />
jedoch wenig Medikamente und Devices<br />
entdeckt und entwickelt worden –<br />
auch hier überwiegt der gesellschaftliche<br />
Nutzen die egoistische Motivation der<br />
Beteiligten.<br />
Ist Wettbewerb also gut? Was Paracelsus<br />
über Heilmittel sagte, gilt auch hier: «Alle<br />
Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift,<br />
allein die Dosis macht, dass ein Ding kein<br />
Gift ist.» Zu viel Wettbewerb, zu viel Druck<br />
ist ungesund; nicht nur für Körper und<br />
Seele, auch für die Forschung selbst.<br />
Hängt zu viel am Ergebnis, aus finanziellen<br />
oder existentiellen Gründen, können<br />
Genauigkeit und Ehrlichkeit, 14 die Kerntugenden<br />
jeden Forschens, auf der Strecke<br />
bleiben. Ja, für viele Forscher sind Grants<br />
und Publikationen lebenswichtig. Dies<br />
mag erklären, weshalb in der heutigen<br />
Welt mit mehr Wettbewerb denn je, auch<br />
die Retractions wissenschaftlicher Publikationen<br />
gerade in High Impact Journals<br />
zugenommen haben. 15<br />
Fazit<br />
Wettbewerb ist ein wichtiger Antrieb von<br />
Erkenntnis und Erfolg. In Massen ist er<br />
unentbehrlich, ja seine Entsorgung würde<br />
Erkenntnis und Entwicklung zum Stillstand<br />
bringen. Im Übermass kann Wettbewerb<br />
aber auch die Qualität der Forschung<br />
gefährden – hängt zu viel am<br />
Erfolg, können die entscheidenden Tugenden<br />
jeden Forschens unter die Räder geraten:<br />
Genauigkeit, Ehrlichkeit und Augenmass.<br />
1 Paul M. Vanhoutte, Hongkong University,<br />
PRC.<br />
2 Bernard Manderville: The fables of the bees.<br />
3. Auflage 1724<br />
3 Adam Smith: Untersuchung über das Wesen<br />
und Ursachen des Reichtums der Völker.<br />
Band 1 und 2. Verlag Wirtschaft und Finanzen.<br />
Düsseldorf, 1999.<br />
4 J.W. von Goethe: Faust. Der Tragödie erster<br />
Teil. Reclam, Stutgart, 1971.<br />
5 Karl Marx: Das Kapital. Band I. Kritik der<br />
politischen Ökonomie. Karl Marx – Friedrich<br />
Engels. Werke, Band 23, Dietz-Verlag,<br />
Berlin 1962.<br />
6 F. Fukuyama: The end of history and the last<br />
man. Pinguin Books, London, 1992.<br />
7 T. de Padova: Das Weltgeheimnis. Kepler,<br />
Galilei und die Vermessung des Himmels.<br />
Piper, München 2009.<br />
8 T.F. Lüscher: «Conflict of Interest» oder Interesse<br />
am Konflikt? Vom Umgang mit Erkenntnis<br />
und Interesse in der Medizin. In:<br />
Gedankenmedizin, Springer 2011, S. 123.<br />
9 T.F. Lüscher. «Conflict of Interest» oder Interesse<br />
am Konflikt? Schweiz. Ärztezeitung.<br />
2001; 82: 2137.<br />
10 T. Mann: Tagebücher 1953–1955, S. Fischer,<br />
Frankfurt am Main 1995, S. 285.<br />
11 T.F. Lüscher: Annäherung an den Tod. In:<br />
Gedankenmedizin, Springer 2011, S. 123.<br />
12 K.R. Popper: Logik der Forschung. 5. Auflage.<br />
J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen<br />
1973.<br />
13 M. Binswanger: Sinnlose Wettbewerbe. Warum<br />
wir immer mehr Unsinn produzieren.<br />
Verlag Herder, Freiburg i. Brsg., 2010.<br />
14 T.F. Lüscher: The codex of science. Eur. Heart<br />
J. 2013; 34, 1018.<br />
15 B. Nallamothu, T.F. Lüscher: From impact to<br />
influence: Measurement and the changing<br />
role of medical journals. Eur. Heart J. 2012;<br />
33: 2892.<br />
Tempus fugit – stehlen wir Ihre Zeit?<br />
Zeit ist ein enorm kostbares Gut. Sie lässt sich nicht vermehren noch erwerben. Speziell umkämpft<br />
ist die sogenannt freie Zeit. Medien stehen dabei im Wettbewerb untereinander, aber<br />
auch mit allen andern möglichen Angeboten: Soll ich ein Buch lesen, ins Kino oder mit Freunden<br />
essen gehen?<br />
Auch das <strong>VSAO</strong>-Journal macht hier keine Ausnahme. Es buhlt um Ihre wertvolle Zeit und<br />
konkurriert dabei mit anderen Medien, die Ihnen ebenfalls wichtige oder spannende Informationen<br />
weitergeben wollen. Wie stehen wir in diesem Vergleich da? Wie zufrieden sind Sie?<br />
Antworten auf diese Fragen, können Sie uns geben, wenn wir Sie dafür begeistern können, an<br />
unserer Umfrage teilzunehmen. Denn die Lektüre soll eine Bereicherung und kein Stehlen<br />
Ihrer Zeit sein, so zumindest verstehen wir unseren Auftrag.<br />
Belohnt wird die uns geschenkte Zeit zwar nicht mit einem Wettbewerb, aber mit einer Verlosung,<br />
bei der Sie automatisch teilnehmen, wenn Sie sich an unserer Umfrage beteiligen. Der Preis ist<br />
attraktiv – wir schenken Ihnen ein iPad Air WiFi/Cellular 32 GB im Wert von CHF 789.–.<br />
Übrigens: Sie brauchen für die 11 Fragen maximal 10 Minuten – die Teilnahme lohnt sich: für<br />
Sie, für uns und natürlich für das <strong>VSAO</strong>-Journal.<br />
Hier geht es zur Onlineumfrage: www.mediservice-vsao.ch/journal-umfrage<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
35
ifas <strong>2014</strong><br />
Willkommen an der IFAS <strong>2014</strong><br />
Surfen zur Informationsbeschaffung gehört zu unserem Alltag. Apps downloaden auch und Onlineeinkäufe<br />
sowieso. Aber wer von Ihnen skypt? Wer twittert? Und wer von Ihnen ist in den sozialen<br />
Netzwerken präsent und kann mitreden? Wer von Ihnen verlinkt sich regelmässig oder nutzt täglich<br />
die Services der Clouds?<br />
Auch wenn wir keine Digital Natives sind,<br />
sind diese Begriffe für die meisten unter<br />
uns bestimmt kein Fachchinesisch. Und<br />
falls doch, ist es umso wichtiger, dies nicht<br />
als Bedrohung zu sehen, denn die Devise<br />
im Alltag heisst je länger je mehr: Schritt<br />
halten mit der technologischen Entwicklung.<br />
Umso wichtiger ist dies im beruflichen<br />
Umfeld, denn genau da kann ein<br />
Wissensrückstand im schlimmsten Fall<br />
einen Behandlungsfehler nach sich ziehen.<br />
Darum heisst es auch im Gesundheitswesen,<br />
sich einen Überblick zu verschaffen,<br />
was die aktuellsten technologischen<br />
Trends und Entwicklungen sind.<br />
Die IFAS <strong>2014</strong> bietet den perfekten Anlass<br />
dazu, denn hier wird unter anderem die<br />
wohl grösste IT-Plattform im Gesundheitswesen<br />
zu sehen sein, wo Hard- und<br />
Softwarelösungen für Arztpraxen, Spitäler,<br />
Kliniken und Heime präsentiert werden.<br />
Würden Sie sich zum Beispiel bei einer<br />
anstehenden Renovation, einem anstehenden<br />
Umbau oder beim Bezug einer<br />
neuen Wohnung ausschliesslich online<br />
informieren? Klar ist, dass uns das digitale<br />
Zeitalter vieles in Sachen Informationsbeschaffung<br />
erleichtert. Können wir damit<br />
doch ein erstes Mal sondieren. Wenn es<br />
aber um Details und Beratung geht, ist ein<br />
persönlicher Kontakt unumgänglich. Gerade<br />
für junge Ärztinnen und Ärzte ist es<br />
vor einer allfälligen Praxiseröffnung<br />
wichtig, sich einen umfassenden Branchenüberblick<br />
zu verschaffen. Denn es<br />
gibt ein riesiges Angebot an innovativen<br />
Produkten und Entwicklungen kennenzulernen,<br />
um die eigenen Bedürfnisse<br />
ideal abdecken zu können. Und wenn<br />
man gleich die ergänzende Beratung<br />
dazu erhält, lässt sich eine Entscheidung<br />
oft schneller und leichter fällen.<br />
An der IFAS <strong>2014</strong> lassen sich also so viele<br />
Informationen und Neuheiten finden, wie<br />
es online innert nützlicher Frist bestimmt<br />
nicht möglich wäre – und noch mehr. So<br />
kann man zum Beispiel weitere Highlights<br />
am Forum miterleben. Ein halber<br />
Tag wird vom FASMED 1 und fmCh 2 gestaltet,<br />
mit Themen wie «Neue Lösungen im<br />
Beschaffungswesen» oder die Sonderschau,<br />
welche gezielt «Hotellerie im Gesundheitswesen»<br />
beleuchtet. Seit Juli findet<br />
man auf der Messewebsite Detailinformationen<br />
zum Forum und zur Sonderschau,<br />
welche laufend aktualisiert werden.<br />
Um aber beim digitalen Zeitalter zu bleiben,<br />
hier noch ein letzter Tipp: Sichern Sie<br />
sich über www.ifas-messe.ch ein Gratisticket.<br />
Sie können sich Ihr Ticket online<br />
entweder direkt auf Ihr Handy laden oder<br />
als E-Mail ausdrucken lassen. Damit<br />
kommen Sie gratis zum umfassenden<br />
Branchenüberblick und den persönlichen<br />
Kontakten – verlinken ist garantiert!<br />
Ich freue mich auf Ihren Besuch an der<br />
IFAS <strong>2014</strong>.<br />
Ihr Heinz Salzgeber,<br />
Messeleiter IFAS<br />
1 Dachverband der schweizerischen Handelsund<br />
Industrievereinigung der Medizintechnik<br />
2 Verband chirurgisch und invasiv tätiger Fachgesellschaften<br />
Schweiz<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
37
Ifas <strong>2014</strong><br />
«Ich habe hart verhandelt»<br />
Hausarzt werden wollte Urs Sieber eigentlich immer. Doch während der Weiterbildung kamen ihm<br />
Zweifel, was die eigene Praxis betraf. Gemeinsam mit einem Kollegen wagte er den Schritt dennoch<br />
und betreibt heute eine prosperierende Grundversorgerpraxis in der Agglomeration von Bern.<br />
Das schriftliche Interview führte Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal.<br />
Wann hast Du Dich entschlossen,<br />
eine eigene Praxis zu eröffnen?<br />
Urs Sieber: Eigentlich wollte ich von<br />
Anfang an Hausarzt werden. Im Verlauf<br />
meiner Weiterbildung kamen mir allerdings<br />
Zweifel. Ich wusste nicht mehr so<br />
recht, ob dies wirklich eine gute Idee sei.<br />
So fragte ich mich beispielsweise, ob ich<br />
angesichts der Investitionen einen ausreichenden<br />
Verdienst erzielen würde. Folglich<br />
arbeitete ich nach Erlangen des Facharzttitels<br />
zuerst als angestellter Arzt in<br />
einer Praxis. Bald merkte ich, dass es<br />
Spass machte und ich gerne selbständig<br />
tätig sein würde. Ich entschloss mich also,<br />
gemeinsam mit einem Kollegen eine eigene<br />
Praxis zu eröffnen.<br />
Und wie lange hat es gedauert,<br />
bis aus der Planung Realität<br />
wurde?<br />
Es dauerte ca. eineinhalb Jahre bis zur<br />
Eröffnung. Diese Zeit brauchten wir, um<br />
Ideen zu sammeln und eine geeignete<br />
Lokalität an einem für uns passenden Ort<br />
zu finden.<br />
Welche drei Kriterien waren<br />
bei der Wahl der Praxis unverzichtbar?<br />
Für uns absolut entscheidend waren die<br />
Lage der Praxis, ihre Grösse und die Möglichkeit<br />
der Selbstdispensation.<br />
Wie bist Du konkret<br />
vorgegangen?<br />
Ich habe Inserate studiert und schliesslich<br />
in der Schweizerischen Ärztezeitung selbst<br />
ein Inserat geschaltet. Dieses Vorgehen hat<br />
schliesslich zum Ziel geführt. Wir haben<br />
eine bestehende Praxis samt Patientenstamm<br />
gekauft, aber dann neu gebaut.<br />
Welches waren die grössten<br />
Hindernisse auf dem Weg zur<br />
eigenen Praxis?<br />
Es war nicht einfach, einen geeigneten Ort<br />
und dort eine entsprechende Liegenschaft<br />
zu finden. Schwierig war nicht zuletzt die<br />
Finanzierung. Die Banken sind heute zurückhaltender<br />
als früher, wenn es um<br />
Kredite geht.<br />
Hast Du professionelle<br />
Beratung beigezogen?<br />
Nein. Ich habe zusammen mit meinem<br />
Kollegen alles alleine gemacht.<br />
Was hat Dich bei der Umsetzung<br />
am meisten überrascht (positiv<br />
und negativ)?<br />
Positiv überrascht war ich vom Tempo. Als<br />
die Sache ins Rollen kam, ging plötzlich<br />
alles sehr schnell. Negativ überrascht war<br />
ich vom grossen administrativen Aufwand<br />
(Bewilligungen etc.) und der mangelnden<br />
Unterstützung seitens der Gemeinde, in<br />
der die Praxis hinkommen sollte. Es wurden<br />
uns eher Hindernisse in den Weg gelegt<br />
als geholfen. Schwieriger als gedacht<br />
war wie erwähnt auch die Finanzierung<br />
durch die Banken.<br />
Was würdest Du anders<br />
machen?<br />
Ich weiss nicht, ob man bei der Planung<br />
etwas hätte anders machen sollen. Im<br />
Nachhinein denke ich eher nicht.<br />
Welches ist der wichtigste<br />
Ratschlag, den Du Kolleginnen<br />
und Kollegen in derselben<br />
Situation geben möchtest?<br />
Das wichtigste ist die Lage einer Praxis.<br />
Der Ort muss in verschiedener Hinsicht<br />
geeignet sein. Dann muss man sich darauf<br />
einstellen, gute, d.h. harte, Verhandlungen<br />
mit der Pharma und den Laboranbietern<br />
zu führen. Das ist mir Gott sei<br />
Dank gelungen, weil ich hart verhandelt<br />
habe.<br />
38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
ifas <strong>2014</strong><br />
Praxisübernahme – jetzt und richtig<br />
Sie wollen sich niederlassen und einen vernünftigen Preis für Ihre Praxis bezahlen? Dann freuen<br />
Sie sich, denn die Chancen stehen gerade jetzt gut. Aktuell ist der Praxenmarkt aufgrund der vielen<br />
abgabewilligen Inhaber und der zu geringen Zahl potenzieller Nachfolger ein Käufermarkt, der<br />
ihnen viele Trümpfe in die Hand gibt.<br />
Dr. Jakob Walbert, Partner ACADEMIX Consult AG & Leiter PRAXSUISSE<br />
Für viele angestellte Medizinerinnen und<br />
Mediziner ist sie ein wichtiges Ziel und ein<br />
grosser Wunsch: die eigene Praxis. Grundsätzlich<br />
können niederlassungswillige<br />
Ärzte wählen, ob sie in eine alteingesessene<br />
Praxis investieren oder ihre eigenen<br />
Ideen im Rahmen einer Praxisneugründung<br />
verwirklichen wollen. Daher sind<br />
folgende Überlegungen ein allererster<br />
Schritt in die richtige Richtung:<br />
• Wie hoch sind die realistisch erzielbaren<br />
Erträge im Vergleich zum Salär im<br />
Spital?<br />
• Welche Kosten und Gewinne fallen bei<br />
der Neugründung einer Praxis an?<br />
• Wie hoch sind die Kosten einer Neugründung<br />
im Vergleich zu den Kosten<br />
einer Übernahme?<br />
• Wie schnell sind die Kosten beider Varianten<br />
amortisiert?<br />
• Welchen Einfluss auf Umsätze und Gewinne<br />
haben Gesundheitspolitik, Krankenkassen<br />
und die Konkurrenzsituation?<br />
Fällt die Entscheidung für die Übernahme<br />
einer bestehenden Praxis, dann bieten<br />
sich zurzeit sehr attraktive Chancen.<br />
Der Praxenmarkt ist<br />
aktuell ein Käufermarkt<br />
Naturgemäss möchte ein Abgeber einen<br />
möglichst hohen Preis für seine Praxis<br />
erzielen. Die grundsätzlich zu geringe<br />
Nachfrage im Markt, die Bereitschaft<br />
vieler junger Mediziner zur Neugründung<br />
anstelle einer Praxisübernahme<br />
sowie der Trend zu Gruppenpraxen wandeln<br />
den Praxenmarkt aber zu einem<br />
Käufermarkt, in dem die wenigen verbleibenden<br />
Kaufinteressenten ihre Vorstellungen<br />
– auch hinsichtlich der Kaufpreise<br />
– besser durchsetzen können als<br />
die Praxisverkäufer.<br />
Mit Durchsetzung der Zulassungseinschränkungen<br />
verbleiben in einigen Kantonen<br />
zudem nur noch Ärzte für die Übernahme<br />
einer Praxis, die dem Zulassungsstopp<br />
durch die sog. Heimatschutzklausel<br />
nicht unterliegen. Sie erhalten eine kantonale<br />
Praxisbewilligung, die aber nicht<br />
gleichzusetzen ist mit der wirtschaftlich<br />
notwendigen Genehmigung, zu Lasten<br />
der OKP abrechnen zu dürfen. Ob die Praxis<br />
inkl. einer ZSR-Zulassung übernommen<br />
werden darf, bestimmt die Gesundheitsdirektion<br />
des jeweiligen Kantons.<br />
Wertgutachten müssen<br />
den Marktgegebenheiten<br />
Rechnung tragen<br />
Aufgrund der neuen rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
und der teils veränderten<br />
Nachfrage (Käufermarkt und Angebotsüberhang<br />
in einigen Fachrichtungen und<br />
Regionen) empfiehlt es sich für niederlassungswillige<br />
Ärzte auf jeden Fall, ein eigenes<br />
Wertgutachten zur Bestimmung des<br />
Praxiswertes erstellen zu lassen. Vorliegende<br />
Gutachten und somit die Preisvorstellungen<br />
der Praxisabgeber spiegeln nur<br />
selten die aktuelle Marktlage wider und<br />
sind häufig deutlich überhöht.<br />
Eine den Marktbedingungen angepasste,<br />
aktuelle Praxisbewertung sollte die Interessen<br />
beider Parteien angemessen berücksichtigen<br />
und als Entscheidungshilfe<br />
für einen potenziellen Praxiskäufer verständlich,<br />
umfassend, plausibel und<br />
nachvollziehbar sein.<br />
Der Wert einer Praxis setzt sich nicht nur<br />
aus der Summe aller zur Praxis gehörenden<br />
materiellen Vermögensgegenstände<br />
zusammen. Der Name, die Reputation<br />
und der Patientenstamm einer Praxis<br />
stellen einen echten Wert dar. Dieser sogenannte<br />
Goodwill kann einen wesentlichen<br />
Teil des zu veranschlagenden Verkehrswertes<br />
ausmachen.<br />
Mit Erfahrung richtig<br />
beraten<br />
Die Übernahme einer Praxis ist im Leben<br />
eines Arztes in der Regel ein einmaliges<br />
Unterfangen. Ein kompetenter Berater mit<br />
guten Marktkenntnissen verfügt hingegen<br />
über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz<br />
in der Branche. Anhand von Angebot<br />
und Nachfrage an Praxen einzelner<br />
Fachrichtungen sowie Berücksichtigung<br />
spezieller Besonderheiten der Regionen<br />
ermittelt er den Sättigungsgrad des Marktes.<br />
Ein seriöses Wertgutachten auf Basis<br />
dieser Analyse liefert eine objektive Verhandlungsbasis<br />
und verringert die Unsicherheit<br />
für beide Seiten. Das erleichtert<br />
die Entscheidung für den Käufer und liefert<br />
zudem einen wichtigen Input für die<br />
Finanzplanung inklusive der Praxisfinanzierung.<br />
Es gibt derzeit gute Gründe, die für eine<br />
Praxisübernahme sprechen. Und es<br />
spricht noch mehr dafür, die Praxisbewertung<br />
von Anfang an richtig zu planen und<br />
professionell zu gestalten. Die Investition<br />
in eine fundierte Bewertung durch einen<br />
erfahrenen, standesnahen Partner mit<br />
Gesamtmarktkenntnissen ist eine Entscheidung,<br />
die sich in der Regel schon<br />
über den realistischen Verkaufspreis deutlich<br />
auszahlt.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
39
Ifas <strong>2014</strong><br />
Ärztekasse an der IFAS<br />
Omniprax AG<br />
FEDERER & PARTNERS<br />
Ärztekasse Genossenschaft<br />
An der IFAS <strong>2014</strong> feiert die Ärztekasse<br />
Genossenschaft ihr 50-jähriges<br />
Bestehen und zeigt, warum sie in den<br />
vergangenen 50 Jahren zur Marktleaderin<br />
avanciert ist. Wie es sich für<br />
einen Geburtstag gehört, gibt es Kaffee<br />
und Kuchen für alle.<br />
Gleichzeitig präsentiert die Ärztekasse<br />
eine Premiere: «Rockethealth», die<br />
erste elektronische Krankengeschichte<br />
auf dem Tablet. Speziell<br />
entworfen für die Arztpraxen in der<br />
Schweiz. Rockethealth ist direkt mit<br />
der aktuellen Software der Ärztekasse<br />
MediWin CB8 verbunden. Damit<br />
können Ärztinnen und Ärzte aktuelle<br />
Patientendaten und komplette Krankengeschichten<br />
per Touchscreen auf<br />
ihrem Tablet abrufen und bearbeiten.<br />
Die Ärztekasse informiert an ihrem<br />
Stand auch über die «Xundheitszentren».<br />
Derzeit gibt es in der Schweiz<br />
sieben dieser Gemeinschaftspraxen,<br />
die von der Ärztekasse Genossenschaft<br />
betrieben werden. Weitere<br />
sind in Planung. Für die «Xundheitszentren»<br />
werden laufend Fachärztinnen<br />
und -ärzte für allgemeine<br />
innere Medizin und Hausarztmedizin<br />
gesucht. Die «Xundheitszentren» bieten<br />
fortschrittliche Anstellungsbedingungen,<br />
flexible Arbeitszeitmodelle<br />
und topmodern eingerichtete Arbeitsplätze.<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.xundheitszentrum.ch.<br />
Herzlich willkommen in der Halle 7 am<br />
Stand 128.<br />
Planen Sie Ihre eigene Praxis?<br />
Gut zu wissen, dass mit Omniprax ein<br />
verlässlicher Partner zur Seite steht.<br />
Omniprax ist eine von den Herstellern<br />
unabhängige Handelsfirma mit über<br />
30 Jahren Erfahrung im Gesundheitsmarkt<br />
und garantiert eine persönliche<br />
und fachlich kompetente Rundum-Betreuung.<br />
Vollservice für die Arztpraxis<br />
Omniprax bietet Praxis-, Laborbedarf,<br />
Medizintechnik sowie ein breites Sortiment<br />
von Medikamenten zu attraktiven<br />
Preisen aus einer Hand. Zum<br />
umfangreichen Service der Omniprax<br />
gehört auch ein Reparatur-Dienst,<br />
welcher Geräte und Instrumente abholt<br />
und einwandfrei zurückbringt.<br />
Bei Omniprax bestimmen Sie den<br />
Preis und optimieren die Kosten.<br />
Das lückenlose Sortiment von Omniprax<br />
umfasst über 50 000 Artikel.<br />
Der Preis wird individuell berechnet<br />
und hängt vom erreichten Umsatz<br />
des Kunden ab. Mit diesem System<br />
bestimmen Omniprax-KundInnen den<br />
Preis selber.<br />
Einfach bestellt und rasch geliefert<br />
Über 50 000 Artikel können rund um<br />
die Uhr im Omniprax Online-Shop bestellt<br />
werden. Der Lieferdienst von<br />
Omniprax liefert mehrmals wöchentlich<br />
oder auf Wunsch auch täglich.<br />
Kunden profitieren bei Omniprax von<br />
einem einfachen Bestelldienst über<br />
Telefon, Fax oder Strichcode-Lesestift.<br />
Gerne kommen wir bei Ihnen vorbei<br />
und informieren Sie über unsere detaillierten<br />
Verkaufskonditionen.<br />
Rufen Sie uns an unter Telefon 056<br />
675 56 56 oder fragen Sie nach unter<br />
info@omniprax.ch.<br />
Omniprax AG<br />
Seetalstrasse 5,<br />
5630 Muri<br />
Tel. 056 675 56 56,<br />
Fax 056 675 56 99<br />
www.omniprax.ch<br />
info@omniprax.ch<br />
«Der beste Weg, die Zukunft<br />
vorauszusagen, ist, sie zu gestalten!»<br />
(Willy Brandt)<br />
In diesem Sinn ist es unsere Aufgabe,<br />
unsere Mandanten bei allen wichtigen<br />
ökonomischen Entscheidungen<br />
kompetent und individuell zu beraten.<br />
Wir pflegen seit mehr als 15 Jahren<br />
einen persönlichen und zielsicheren<br />
Beratungsstil, bei welchem die spezifischen<br />
Bedürfnisse des Kunden im<br />
Zentrum stehen.<br />
Zu unseren Kunden zählen Arztpraxen,<br />
Spitäler, die Pharmaindustrie<br />
und andere Institutionen des Gesundheitswesens.<br />
Wir bieten eine kompetente und zielsichere<br />
Beratung in den folgenden<br />
Bereichen:<br />
– Eröffnung und Übernahme<br />
– Optimierung<br />
– Nachfolgeregelung<br />
– Konzepte und Projekte<br />
– Gründung medizinischer Zentren /<br />
Gruppenpraxen<br />
– Personal-/ Partnersuche<br />
– Bewertungen, Verträge<br />
– Standortanalyse<br />
– Businessplan<br />
– Sonstige Dienstleistungen<br />
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir<br />
auch Sie an unserem Stand <strong>Nr</strong>. 3.137<br />
persönlich begrüssen dürften.<br />
Unser umfassendes Leistungsangebot<br />
finden Sie auch auf unserer<br />
Homepage unter<br />
www.federer-partners.ch<br />
FEDERER & PARTNERS<br />
Unternehmensberatung im<br />
Gesundheitswesen AG<br />
Mitteldorfstrasse 3<br />
5605 Dottikon<br />
CH-5605 Dottikon<br />
Tel. +41 56 616 60 60<br />
Fax. +41 56 616 60 61<br />
www.federer-partners.ch<br />
40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
Perspektiven<br />
Fachserie: Aktuelles aus der Sportmedizin – Trampolinunfälle bei Kindern<br />
Hohe Sprünge – schwere Stürze<br />
Jeder von uns ist als Kind schon auf einer Bettmatratze herumgehüpft und hat dabei sehr viel Spass<br />
gehabt. Das Gefühl von Schwerelosigkeit, die Verstärkung der eigenen Kraft beim Absprung und<br />
die darauffolgende weiche Landung können ein grosses Glücksgefühl auslösen. Leider verführen<br />
solche Glücksmomente häufig zu immer mutigeren Sprüngen mit gelegentlich schweren Stürzen.<br />
Peter Klimek, Kinderchirurgie, Kantonsspital Aarau,<br />
Enno Stranzinger, Universitätsinstitut für Diagnostische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie, Inselspital Bern<br />
Die Idee zur Entwicklung eines Trampolins<br />
entstand aus den Auffangnetzen der<br />
Zirkusartisten. Das moderne Trampolin,<br />
wie wir es heute kennen, erfand der amerikanische<br />
Turner George Nissen (1914–<br />
2010). Nissen realisierte, dass eine ähnliche<br />
Einrichtung wie im Zirkus komplexere<br />
Kunststücke ermöglichen würde. Nissen<br />
überzeugte sogar das Militär, dass sein<br />
Gerät Fallschirmspringern, Piloten und<br />
Tauchern helfen kann, eine bessere Kontrolle<br />
über ihren Körper und ihre Lage im<br />
Raum zu erhalten. Durch Einführung des<br />
Trampolinturnens an den olympischen<br />
Sommerspielen 2000 in Sydney gewannen<br />
Trampoline weiter an Popularität.<br />
Nachdem Trampoline anfangs nur im<br />
professionellen Bereich eingesetzt wurden<br />
und für den privaten Gebrauch in den USA<br />
sogar verboten werden sollten (Eberl,<br />
2009; Smith, 1998; Chalmers, 1994), kamen<br />
vor 20 Jahren die Gartentrampoline<br />
auf den europäischen Markt. Durch die<br />
zunehmende Beliebtheit und sinkenden<br />
Preise steigt seither die Anzahl der privaten<br />
Gartentrampoline und somit auch der<br />
Trampolinunfälle aktuell massiv an.<br />
Zahlen sprechen für sich<br />
Wegen der zunehmenden Unfallzahlen<br />
auch in der Schweiz wurde im Inselspital<br />
Bern in Zusammenarbeit mit der BFU<br />
(Beratungsstelle für Unfallverhütung)<br />
eine retrospektive Arbeit zu Gartentrampolinunfällen<br />
bei Kindern durchgeführt<br />
(Klimek, 2013). Die Auswertung der Daten<br />
bestätigte eine starke Zunahme der Unfälle<br />
seit 2003 (Bild 1).<br />
In dieser Untersuchung wurden insgesamt<br />
286 Unfälle registriert. Der Altersmedian<br />
lag bei sieben Jahren.<br />
In 81 Prozent der Fälle stand das Trampolin<br />
auf Gras, in 11 Prozent auf Asphalt<br />
oder Steinboden und in 4 Prozent auf Kies<br />
(4 Prozent andere).<br />
26 Prozent der Verletzungen resultierten<br />
durch Sturz auf den Boden, 28 Prozent<br />
ereigneten sich auf der Sprungfläche und<br />
13 Prozent am Rahmen des Trampolins.<br />
In 20 Prozent gab es eine Kollision mit<br />
einer anderen Person, in 13 Prozent der<br />
Fälle war die Ursache unbekannt.<br />
Die meisten (mehr als 45 Prozent) der Unfälle<br />
passierten nach einer Spielzeit von 10<br />
bis 20 Minuten. Vier von fünf der verletzten<br />
Kinder hatten eine Erfahrung von mehr<br />
als sechs Tagen. Kinder mit einer Erfahrung<br />
von mehr als 100 Tagen hatten ein<br />
kleineres Risiko für schwere Verletzungen.<br />
In den meisten Fällen (44 Prozent) passierte<br />
ein Unfall auf einem Trampolin mit<br />
Sicherheitsnetz. In 69 Prozent der Fälle<br />
betrug der Trampolindurchmesser mehr<br />
als drei Meter.<br />
Bei genauerer Untersuchung der Patientendaten<br />
und des an die Eltern verschickten<br />
Fragebogens zeigte sich, dass 75 Prozent<br />
der Kinder während eines Unfalls<br />
und 90 Prozent der Kinder, welche sich<br />
beim Unfall eine Fraktur zugezogen haben,<br />
nicht alleine auf dem Trampolin<br />
gesprungen sind.<br />
Nur in 27 Prozent der Fälle waren die Eltern<br />
der Kinder beim Unfall anwesend.<br />
Die meisten Unfälle führten zu Verletzungen<br />
an der oberen Extremität, gefolgt von<br />
Verletzungen der unteren Extremität.<br />
Bild 1: Anzahl der Gartentrampolinunfälle im Inselspital Bern im Jahr 2003–2009,<br />
(n = 286).<br />
Spezialfall Tibiafraktur<br />
Interessanterweise wurde bei jüngeren Kindern<br />
zwischen zwei bis fünf Jahren in 13<br />
Prozent der Fälle eine proximale Tibiafraktur<br />
(«Trampolinfraktur») diagnostiziert.<br />
Diese Fraktur ist normalerweise eine<br />
sehr seltene Fraktur im Kindesalter (Bild 2).<br />
Diese Fraktur entsteht vor allem, wenn ein<br />
schwereres Kind gerade abspringt und das<br />
kleinere Kind nun auf dieser nach oben<br />
schnellenden Fläche landet. Hierbei wirkt<br />
ein massiver, nach oben gerichteter Druck<br />
auf die Beine des nach unten fallenden<br />
Kleinkindes, und es kommt zur Hypertension<br />
des Kniegelenkes und Kompression<br />
42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
Perspektiven<br />
<br />
Bild 2: Zweijähriges Kind mit proximaler Tibiafraktur rechts und zwei Monate später erneut<br />
mit proximaler Tibiafraktur links auf einem Gartentrampolin (Pfeil). Beachte den<br />
vorderen Neigungswinkel der Tibiaepiphyse im seitlichen Strahlengang beidseits.<br />
<br />
der proximalen ventralen Tibia (Boyer,<br />
1986).<br />
Diese Fraktur kann schwer zu diagnostizieren<br />
sein und wird häufig (in unserer<br />
Untersuchung bis zu 25 Prozent) übersehen.<br />
Sie kann sich zum Teil ausschliesslich<br />
durch eine erhöhte Sklerose im Röntgenbild<br />
manifestieren (Schwischuk,<br />
2009). Um die Diagnostik der proximalen<br />
Tibiafrakturen zu verbessern, wurde <strong>2014</strong><br />
eine Folgestudie in Bern und Aarau durchgeführt<br />
(Stranzinger, <strong>2014</strong>). Hierbei wurden<br />
die Winkel der Wachstumsfugen des<br />
Unterschenkels im seitlichen Strahlengang<br />
(vorderer Neigungswinkel, anterior<br />
tilt) bei Kindern ohne (Bild 3) und mit<br />
einer Trampolinfraktur gemessen und<br />
ausgewertet (Bild 4).<br />
Der vordere Neigungswinkel der Epiphysenfugen<br />
beträgt bei gesunden Kleinkindern<br />
(zwei bis fünf Jahre) etwa – 3,2° SD<br />
+/– 2,8° und ist somit physiologisch nach<br />
hinten geneigt. Bei Kindern mit einer<br />
Trampolinfraktur ist dieser mit etwa<br />
+ 4,4° SD +/– 2,9° nach vorne geneigt<br />
(Bild 3, 4, 5). Diese Differenz ist statistisch<br />
signifikant (p < 0,0001).<br />
Da beim aktuellen Wissensstand Spätfolgen<br />
im Sinne von Wachstumsstörungen<br />
nicht ausgeschlossen werden können, sind<br />
adäquate Erstversorgung und weitere Verlaufskontrollen<br />
notwendig.<br />
Wichtig ist, bei Schmerzen im Bereich der<br />
proximalen Tibia an eine «Trampolinfraktur»<br />
zu denken und diese auszuschliessen.<br />
Hierbei kann die Messung der<br />
Winkel der Epiphysenfugen als Hilfsmittel<br />
zur Diagnostik der proximalen Tibiafrakturen<br />
benutzt werden.<br />
Bild 3: Zweijähriges Kind mit normaler linker Tibia. Der vordere Neigungswinkel<br />
beträgt – 4,5° und ist physiologisch nach hinten geneigt. Die Linien<br />
zeigen die Messmethode des vorderen Neigungswinkels im seitlichen Bild<br />
der Tibia.<br />
Warnhinweise beachten<br />
Zusammenfassend sollten alle Eltern, die<br />
eine Gartentrampolin kaufen oder besitzen,<br />
als Erstes die Warnhinweise des Herstellers<br />
und der BFU befolgen.<br />
Die Eltern sollten darauf hingewiesen<br />
werden, dass das unbeobachtete Spielen<br />
vor allem von Kleinkindern auf den Gartentrampolinen<br />
nicht ungefährlich ist<br />
und zu schwereren Verletzungen führen<br />
kann. Mehrere Kinder auf der Sprungfläche<br />
erhöhen vor allem für das leichtere<br />
und jüngste Kind das Unfallrisiko. Somit<br />
sollten die Kinder immer alleine auf einem<br />
Trampolin spielen. Die Eltern sollten<br />
die Kinder beim Spielen beaufsichtigen<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
43
Perspektiven<br />
Bild 4: Fünfjähriges Kind mit einer Trampolinfraktur.<br />
Einknickung der vorderen Tibia (kleiner Pfeil)<br />
und Kerbe in der Tuberositas tibiae (grosser Pfeil).<br />
Der vordere Neigungswinkel beträgt +10°.<br />
und das Trampolin nicht als «Babysitter»<br />
missbrauchen. Das Seitennetz ist sehr<br />
wichtig, schützt jedoch nicht vor schweren<br />
Verletzungen, sondern verführt sogar<br />
manchmal zu mutigeren Sprüngen.<br />
Trotz den zunehmenden Unfälle auf den<br />
Gartentrampolinen ist es jedoch nicht das<br />
Ziel dieser Untersuchungen, das Spielen<br />
auf dem Trampolin zu verbieten, sondern<br />
die Eltern vor den möglichen Gefahren zu<br />
warnen und Tipps zu geben, wie Verletzungen<br />
minimiert werden können. Wir<br />
dürfen nicht vergessen, dass vor allem in<br />
der heutigen Zeit, in der Übergewicht ein<br />
zunehmendes Problem bei Kindern darstellt,<br />
das Spielen an der frischen Luft und<br />
auf dem Trampolin auch positive Effekte<br />
wie Kraftentwicklung, Verbesserung der<br />
Koordination, des Lage- und Raumsinns<br />
und des körperlichen Wohlbefindens hat.<br />
Zu guter Letzt macht es Spass, auf einem<br />
Trampolin zu hüpfen, und es gibt den<br />
Kindern ein gutes Selbstgefühl! ■<br />
Literaturangaben:<br />
Eberl R, Schalamon J, Singer G, Huber SS, Spitzer<br />
P, Höllwarth ME. Trampoline-related injuries in<br />
childhood. Eur J Pediatr 2009; 168:1171–1174.<br />
Smith GA, Shields BJ. Trampoline-Related Injuries<br />
to Children. Arch Pediatr Adolesc Med<br />
1998; 152:694–699.<br />
Chalmers DJ, Hume PA, Wilson BD. Trampolines<br />
in New Zealand: a decade of injuries. Br J<br />
Sports Med 1994; 28:234–238.<br />
Klimek PM, Juen D, Stranzinger E, Wolf R,<br />
Slongo T. Trampoline related injuries in children:<br />
risk factors and radiographic findings.<br />
World J Pediatr. 2013 May; 9(2):169–74.<br />
Boyer RS, Jaffe RB, Nixon GW, Condon VR.<br />
Trampoline Fracture of the Proximal Tibia<br />
in Children. AJR 1986; 146:83–85.<br />
Swischuk LE: Jumped off the trampoline: fell on<br />
knee: pain. Pediatr Emerg Care 25:366–7, 2009.<br />
Stranzinger E, Leidolt L, Eich G, Klimek PM. The<br />
anterior tilt angle of the proximal tibia epiphyseal<br />
plate: A significant radiological finding in<br />
young children with trampoline fractures.<br />
Eur J Radiol. <strong>2014</strong> Aug;83(8):1433–6. doi:<br />
10.1016/j.ejrad.<strong>2014</strong>.05.013. Epub <strong>2014</strong> May 17.<br />
Bild 5: Box plot des Neigungswinkels der Tibia<br />
bei Kindern mit Trampolinfraktur (1) und ohne<br />
Fraktur (0), (n = 62, p < 0,0001).<br />
44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
Perspektiven<br />
Aus der «Praxis» *<br />
Lumbale Spinalstenose:<br />
Klinische Diagnose und konservative<br />
therapie<br />
Lumbar Spinal Stenosis: Diagnosis and Conservative Treatment<br />
Alexander Nydegger 1,2 , Pius Brühlmann 1 , Johann Steurer 2<br />
Bedeutung und Klinik<br />
der lumbalen Spinalkanalstenose<br />
Bedeutung<br />
In die Beine ausstrahlende Schmerzen<br />
sind häufig geklagte Beschwerden vor allem<br />
bei älteren Personen und die lumbale<br />
Spinalkanalstenose (LSS) ist eine der<br />
möglichen Ursachen. Sie äussert sich als<br />
Schmerz im Gesäss oder in den unteren<br />
Extremitäten mit oder ohne lumbale Rückenschmerzen,<br />
der durch eine Verminderung<br />
des verfügbaren Raums für neurale<br />
und vaskuläre Strukturen der Lendenwirbelsäule<br />
(LWS) verursacht wird [1].<br />
Die Verengungen können dabei im zentralen<br />
Spinalkanal, im lateralen Rezessus<br />
oder in den Neuroforamina liegen. Die<br />
LSS tritt typischerweise ab 50 Jahren auf<br />
mit einem medianen Erkrankungsbeginn<br />
von 55 Jahren und zunehmender Häufigkeit<br />
mit fortschreitendem Alter [2]. Bei<br />
unter 50-jährigen Personen ist dieses<br />
Krankheitsbild selten und kommt nur bei<br />
entsprechender Prädisposition vor (angeboren<br />
enger Spinalkanal, Spondylolisthesis,<br />
ausgeprägte Skoliose, nach Wirbelsäulentrauma<br />
oder Operationen an der Lendenwirbelsäule).<br />
Inzidenz und Prävalenz<br />
dieser Erkrankung sind nicht bekannt.<br />
Aus amerikanischen Daten kann aber<br />
geschlossen werden, dass sich jedes Jahr<br />
90 von 100 000 Personen über 60 Jahren<br />
einer Operation der LWS unterziehen und<br />
dass dabei lumbale Spinalstenosen die<br />
häufigste Indikation darstellen. Auf den<br />
Kanton Zürich (1,3 Millionen Einwohner)<br />
umgerechnet bedeutet dies, dass jährlich<br />
über 300 Operationen wegen einer LSS<br />
durchgeführt werden dürften [3]. Aus verschiedenen<br />
Bildgebungsstudien weiss<br />
man, dass die Prävalenz der erworbenen<br />
Spinalstenose mit dem Alter zunimmt<br />
und ein substanzieller Anteil asymptomatischer<br />
Personen über 60 Jahre eine erhebliche<br />
Einengung des Spinalkanals aufweist.<br />
Nur eine absolute Stenose (meist<br />
definiert als antero-posteriorer Spinalkanaldurchmesser<br />
L5/<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />
«Praxis» (2013; 102 (7): 391-398). <strong>VSAO</strong>-<br />
Mitglieder können die «Praxis» zu äusserst<br />
günstigen Konditionen abonnieren. Details s.<br />
unter www.verlag-hanshuber.com/vsao.<br />
1 Rheumaklinik und Institut für Physikalische<br />
Medizin, Universitätsspital Zürich;<br />
2 Horten-Zentrum für praxisorientierte Forschung<br />
und Wissenstransfer, Universität Zürich<br />
Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />
ASR Achillessehnenreflex<br />
BWS Brustwirbelsäule<br />
CT Computertomographie<br />
DISH Diffuse idiopathische skelettale<br />
Hyperostose<br />
LWS Lendenwirbelsäule<br />
LSS Lumbale Spinalkanalstenose<br />
MRT Magnetresonanztomographie<br />
NSAR Nicht-steroidale Antirheumatika<br />
PAVK Peripher arterielle<br />
Verschlusskrankheit<br />
PSR Patellarsehnenreflex<br />
SIG Sakroiliakalgelenk<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
45
Perspektiven<br />
Abb. 2: Degenerative Spinalstenose, MRT axial T2,<br />
Verengung des Spinalkanals durch Bandscheibenvorfall<br />
und hyper trophe ligamenta flava.<br />
Abb. 3: Spinalstenose bei diffuser idiopathischer<br />
skelettaler Hyperostose (DISH).<br />
S1>L3/4). Seltenere Ursachen sind Raumforderungen<br />
(Lipome, Zysten und Neoplasien),<br />
andere Traumafolgen, postoperative<br />
Fibrosen oder Skeletterkrankungen wie<br />
Morbus Paget, Spondylitis ankylosans,<br />
Rheumatoide Arthritis und die diffuse<br />
Idiopathische Skelettale Hyperostose<br />
(DISH, Abb. 3) [7]. Die anatomische Einteilung<br />
nach Lokalisation der Spinalkanalstenose<br />
unterscheidet zwischen zentralen<br />
(Verengung im zentralen Spinalkanal)<br />
und lateralen Formen (Stenose im<br />
lateralen Rezessus oder in den Neuroforamina)<br />
[9]. Die pathophysiologische Ursache<br />
der symptomatischen Spinalstenose<br />
ist noch ungeklärt. Diskutiert werden<br />
entzündliche Reizungen der Nervenwurzel<br />
und/oder eine mechanische Kompression<br />
und Ischämie der Nervenwurzeln<br />
analog zu den radikulären Syndromen.<br />
Im Gegensatz zum lumboradikulären<br />
Syndrom sind bei einer symptomatischen<br />
Spinalkanalstenose aber in der Regel<br />
mehrsegmentale Stenosierungen notwendig<br />
[7,10].<br />
Symptomatik der<br />
Claudicatio spinalis<br />
Das Leitsymptom der LSS ist die Claudicatio<br />
spinalis oder neurogene Claudicatio. Die<br />
Patienten beklagen Schmerzen im Gesäss<br />
und den unteren Extremitäten mit oder<br />
ohne Rückenschmerzen, die durch Gehen<br />
oder Stehen mit Aufrichtung der LWS provoziert<br />
werden und sich durch eine Gehpause,<br />
Absitzen oder Vorbeugung der LWS<br />
bessern. Ein- oder beidseitige Beinschmerzen<br />
treten dabei bei fast allen Betroffenen<br />
(93%) auf, bei zwei Dritteln (68%) sind<br />
beide Beine betroffen. Meist sind mehrere<br />
Dermatome betroffen, was den Eindruck<br />
erweckt, das ganze Bein schmerze und oft<br />
ist die Ausprägung asymmetrisch, das<br />
heisst ein Bein ist stärker betroffen als das<br />
andere. Die Mehrzahl der Betroffenen<br />
(63%) leidet an Parästhesien und Dysästhesien<br />
und knapp die Hälfte (43%) beklagen<br />
Gangunsicherheit und ein Schwächegefühl<br />
in den Beinen. Kreuzschmerzen treten<br />
zwar bei zwei Dritteln (65%) der Betroffenen<br />
auf, sind aber meist gering [11]. Oft<br />
treten die Beschwerden auch nur bei körperlicher<br />
Aktivität auf [12]. Bei einer fortgeschrittenen<br />
LSS kann es auch zu einer<br />
autonomen Blasenfunktionsstörung kommen<br />
– die sich mit rezidivierenden Harnwegsinfekten,<br />
Inkontinenz und selten episodischem<br />
Harnverhalt manifestiert [6].<br />
Nur ganz selten treten ein Cauda equinaauf<br />
oder ein Conus medullaris-Syndrom<br />
(bei Läsion auf Höhe Th 11/12). Dies stellt<br />
dann aber eine Notfallsituation dar und<br />
erfordert die sofortige Zuweisung in ein<br />
wirbelsäulenorthopädisches/neurochirurgisches<br />
Zentrum. Neben der klassischen<br />
Claudicatio spinalis bei zentraler Stenose<br />
gibt es auch eine laterale Spinalstenosesymptomatik,<br />
die sich durch eine neurogene<br />
Claudicatio einer oder mehrerer Nervenwurzeln<br />
mit intermittierenden radikulären<br />
Zeichen äussert. Selten tritt die Stenosesymptomatik<br />
isoliert lumbal auf mit dann<br />
gehstrecken- und positionsabhängigen<br />
lumbalen Rückenschmerzen.<br />
Diagnose und Differen zialdiagnose<br />
der<br />
lumbalen Spinalstenose<br />
Diagnostik<br />
Wegweisend für die Diagnose ist die typische<br />
Anamnese von in Gesäss und Beine<br />
ausstrahlenden Schmerzen, die nach einer<br />
gewissen Gehstrecke oder beim sich<br />
Aufrichten (mit Extension der LWS) auftreten<br />
und beim Stehenbleiben sowie bei<br />
Flexion der LWS (Velo fahren, Einkaufswagen<br />
schieben) verschwindet. Diese Symptome<br />
lassen sich in der klinischen Untersuchung<br />
durch körperliche Belastung<br />
oder durch Einnehmen der Auslöseposition<br />
in typischen Fällen dann auch reproduzieren.<br />
Ein weiterer typischer Untersuchungsbefund<br />
mit einer Sensitivität von<br />
90% ist ein breitbasiger Gang und/oder ein<br />
positiver Rhombergtest bei lumbalen Rückenschmerzen<br />
[13]. Zusammen mit der<br />
typischen Anamnese lässt sich so die Diagnose<br />
stellen. Die neurologische Untersuchung<br />
ist dagegen oft unauffällig: Nur<br />
10% aller Patienten haben einen pathologischen<br />
Lasègue, manchmal treten aber<br />
Zeichen einer mehrsegmentalen Wurzelreizung<br />
auf und gelegentlich fehlen die<br />
Muskeleigenreflexe (ASR bei 43%, PSR bei<br />
18%), was aber nicht spezifisch ist [11].<br />
Durch Multimorbidität und Äusserungsschwierigkeiten<br />
im Alter kann es in der<br />
Praxis allerdings schwierig sein, die Diagnose<br />
zu stellen, da die Anamnese praktisch<br />
das erste und einzige diagnostische<br />
Indiz darstellt. Die Diagnose lässt sich am<br />
zuverlässigsten mit der Magnetresonanztomographie<br />
(MRT) bestätigen. Gelegentlich<br />
(besonders bei Diabetes mellitus) ist<br />
die Klinik allerdings viel eindrücklicher<br />
als die geringen Veränderungen in<br />
Schichtbildverfahren vermuten lassen.<br />
Die Computertomographie (CT) mit<br />
Myelo graphie kommt als Alternative in<br />
Betracht, falls Kontraindikationen für<br />
eine MRT vorliegen, die Befunde der MRT<br />
unklar sind oder eine schlechte Korrelation<br />
zwischen MRT-Befunden und Klinik<br />
vorliegt [1]. Angesichts der grossen Zahl<br />
klinisch asymptomatischer Personen mit<br />
Spinalkanalstenose ist es aber nicht angezeigt,<br />
eine solche bildgebende Untersuchung<br />
ohne entsprechende Anamnese<br />
und dazu passende klinische Befunde zu<br />
veranlassen.<br />
Differenzialdiagnose der<br />
lumbalen Spinalkanalstenose<br />
Aufgrund der Klinik sind andere Ursachen,<br />
die einen in die Beine ausstrahlenden<br />
Schmerz auslösen, in die Differenzialdiagnose<br />
einzubeziehen (Tab. 1). Am<br />
wichtigsten ist dabei die periphere<br />
arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), die<br />
mit dem klinischen Bild einer Claudicatio<br />
46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
Perspektiven<br />
intermittens oder vaskulären Claudicatio<br />
einhergeht (Tab. 2). Wichtigstes Unterscheidungskriterium<br />
ist dabei die Art der<br />
Schmerzen: Bei der Spinalkanalstenose<br />
haben sie neuropathischen Charakter<br />
(Dys- und Parästhesien, schneidender<br />
Schmerz), sind oft dermatombezogen,<br />
werden im Stehen in aufrechter Position<br />
(Extension der LWS) und beim Abwärtsgehen<br />
ausgelöst und bessern sich durch<br />
Sitzen und eine vorgebeugte Haltung (Flexion<br />
der LWS) innert einiger Minuten.<br />
Man spricht deshalb auch von einer neurogenen<br />
Claudicatio. Die Claudicatio intermittens<br />
ist dagegen vaskulärer Genese<br />
und die Schmerzen treten bei intensiver<br />
Betätigung der Beinmuskulatur vorwiegend<br />
in den Waden auf (z. B. beim Bergaufgehen<br />
oder Velofahren), sind krampfartig<br />
und bessern rasch nach Stehenbleiben.<br />
Eine motorische Schwäche tritt bei<br />
vaskulärer Claudicatio nicht auf, ist aber<br />
bei der neurogenen Claudicatio im Gehen<br />
möglich. Die Patienten berichten dann<br />
über Gangunsicherheit und Schwäche in<br />
den Beinen. Fehlende oder reduzierte<br />
Fusspulse sind typisch für die PAVK. Allerdings<br />
kommt es nicht selten vor, dass bei<br />
älteren Personen mit einer Claudicatio<br />
spinalis ebenfalls die Fusspulse abgeschwächt<br />
sind oder fehlen, da auch das<br />
gemeinsame Auftreten von PAVK und<br />
Claudicatio spinalis besonders im fortgeschrittenen<br />
Alter möglich ist [7]. Weitere<br />
häufige Differenzialdiagnosen sind Lumbospondylogene<br />
Beschwerden oder eine<br />
Meralgia parästhetica nocturna. Nicht<br />
vergessen darf man auch andere Ursachen<br />
für Schmerzausstrahlung in die<br />
Beine (sogenannter «referred pain») wie<br />
z. B. bei retroperitonealen Prozessen oder<br />
bei einer Arthrose in Hüft- und Kniegelenken,<br />
wobei die Beidseitigkeit der Beschwerden<br />
und der neuropathische Charakter<br />
der Schmerzen differenzialdiagnostisch<br />
oft weiterhilft. Schliesslich sind Veränderungen<br />
des Rückenmarks (z. B. bei neurogenen<br />
Leiden wie Multiple Sklerose,<br />
Syringomyelie usw.) und Entzündungen<br />
der Nervenwurzeln (Polyradikulitiden)<br />
als mögliche Ursachen für neuropathische<br />
respektive polyradikuläre Schmerzen<br />
mit Ausstrahlung in beide Beine zu erwähnen.<br />
Seltene aber potenziell gefährliche<br />
Ursachen für lumbale Rückenschmerzen<br />
können ebenfalls zu ähnlichen<br />
Ausstrahlungen führen (Tab. 3).<br />
Therapie der Spinalstenose<br />
Wie behandeln – konservativ<br />
oder operativ?<br />
Der Entscheid über das therapeutische<br />
Vorgehen sollte berücksichtigen, dass die<br />
Prognose bei degenerativer Ursache der<br />
Spinalkanalstenose meistens günstig ist:<br />
In 70% der Fälle ändern sich die Beschwerden<br />
über Jahre auch ohne Operation<br />
nicht, bei 15% bessert sich die Symptomatik<br />
und nur 15% wei sen eine zunehmende<br />
Verschlechterung auf [14]. Amerikanische<br />
Empfehlungen kommen zum
Perspektiven<br />
Ursache (geordnet nach<br />
Bedeutung bei DD LSS)<br />
Sehr wichtig<br />
Claudicatio intermittens (PAVK)<br />
Wichtig respektive häufig<br />
Lumboradikuläres Syndrom<br />
Lumbospondylogenes Syndrom<br />
Wirbelkörperkompressionsfraktur<br />
Hüftgelenkspathologie<br />
Periphere Neuropathie<br />
Bursitis Trochanterica<br />
Meralgia paraesthetica nocturna<br />
Viszerale Schmerzprojektion<br />
Weniger wichtig/häufig<br />
SIG-Pathologie<br />
Kompartementsyndrom<br />
Piriformissyndrom<br />
Muskelzerrungen oder -risse<br />
Myofasziale Schmerz ausstrahlung<br />
Typische Klinik<br />
Muskelkrämpfe und -verhärtung (va. Waden), ausgelöst durch<br />
körperliche Belastung (typisch nach bestimmter Gehstrecke), in<br />
Ruhe rasch besser, nicht beeinflusst durch LWS-Position<br />
Fehlende/stark abgeschwächte Fusspulse<br />
Neuropathischer Schmerz im betroffenen Dermatom (meist einseitig,<br />
ein Dermatom)<br />
Positive Nervendehntests (Lasègue, Femoralisdehntest), nicht intermittierend<br />
Schmerz in LWS mit pseudoradikulärer Ausstrahlung (ohne Dermatombezug),<br />
meist nur bis zum Knie<br />
Schmerz in LWS oder BWS bei älterer Person<br />
Akuter Beginn ohne Unfallanamnese<br />
Leisten- und Gesässschmerz mit/ohne LWS Schmerz, Ausstrahlung<br />
bis distal Knie<br />
Schmerzen bei Belastung (Gehen, Stehen)<br />
Evtl. reduzierte Innenrotation der Hüfte<br />
Schmerz, Taubheitsgefühl und Kribbeln distal der Knie, meist<br />
beidseitig, durch Position oder Belastung nicht beeinflussbar<br />
Seitliche Hüft- und Leistenschmerzen<br />
Druckschmerz über Trochanter maior<br />
Neuropathische Schmerzen bei längerem Stehen<br />
oder gestrecktem Bein (nachts!) Sensibilitätsstörung am lateralen<br />
Oberschenkel<br />
Pathologie im Becken oder Bauchraum mit entsprechender Symptomatik<br />
LWS- und Kreuzschmerz mit Ausstrahlung ins Gesäss und ins<br />
Bein<br />
Schmerz bei SIG-Belastung verstärkt (Menell)<br />
Evtl. pathologische SIG-Beweglichkeit (Vorlaufphänomen)<br />
Wadenschmerzen nach starker Anstrengung,<br />
bei Hochlagern des Beins langsam gebessert<br />
Schmerz im Bereich des M. piriformis<br />
evtl. mit Ausstrahlung ins Gesäss und ins Bein<br />
Hüftaussenrotation evtl. eingeschränkt<br />
Lokalisierter Schmerz der Hüftadduktoren, der Hüft abduktoren<br />
(Glutaei) oder Hüftflexoren mit evtl. Ausstrahlung ins Bein oder<br />
die LWS<br />
Schmerz kann durch Druck auf Triggerpunkt in betroffenen<br />
Muskeln ausgelöst werden.<br />
Tab. 1: Differenzialdiagnose für Beinschmerzen mit/ohne lumbalen Schmerz<br />
Schluss, dass bei milder bis mässiger<br />
Ausprägung der Spinalstenose der natürliche<br />
Verlauf bei einem Drittel bis zu der<br />
Hälfte der Betroffenen günstig ist und dass<br />
progrediente neurologische Verschlimmerungen<br />
bei diesen Patienten selten sind<br />
[1]. Allerdings wird bei etwa 20–40% der<br />
anfangs konservativ oder interventionell<br />
behandelten Patienten im Langzeitverlauf<br />
(innert 2–10 Jahren) eine Operation nötig.<br />
Bei den nicht-operierten Patienten<br />
bessern sich die Schmerzen aber bei etwa<br />
50–70% [1]. Ein primär konservatives<br />
Vorgehen ist deshalb gerechtfertigt. Der<br />
Entscheid über die Art der Therapie sollte<br />
sich dabei auf das Ausmass der Behinderung<br />
und Aktivitätseinbusse für den einzelnen<br />
Patienten abstützen (Tab. 4) [15].<br />
Konservative Therapieoptionen<br />
Im Vordergrund stehen hier die medikamentöse<br />
Analgesie und physikalische<br />
Therapie sowie interventionelle Massnahmen<br />
(Tab. 5). Leider besteht bis heute<br />
keine Evidenz, dass solche Therapieverfahren<br />
den natürlichen Verlauf der Beschwerden<br />
verbessern. Die meisten klinischen<br />
Studien sind von geringer Qualität<br />
und es fehlt derzeit das Wissen über die<br />
geeignete Behandlung dieser Patienten<br />
[1,15]. Die Pharmakotherapie zeigt lediglich<br />
schwache Evidenz, dass sie einen<br />
günstigen Langzeiteffekt aufweist [1]. Bei<br />
den Analgetika sind dabei nicht-steroidale<br />
Antirheumatika (NSAR) und Opioide<br />
(Tramadol, Codein, allenfalls Morphinderivate)<br />
Mittel der Wahl, wobei keine der<br />
Substanzen einer anderen überlegen ist<br />
[16], sodass die Wahl der Medikamente<br />
primär durch die Nebenwirkungen und<br />
das Risikoprofil des Patienten bestimmt<br />
wird. Hier sind vor allem das kardiovaskuläre<br />
Risiko der NSAR sowie deren Limitation<br />
bei Niereninsuffizienz bei älteren<br />
Menschen zu beachten. Bezüglich physikalischer<br />
Therapie besteht derzeit keine<br />
gesicherte Evidenz über deren Nutzen als<br />
Einzelmassnahme. Physikalische Therapie<br />
und Training können aber die Symptome<br />
bei einer Patientengruppe mit neurogener<br />
Claudicatio zusammen mit anderen<br />
therapeutischen Massnahmen bessern<br />
[1]. Auch der Nutzen spinaler Manipulationen<br />
konnte bislang nicht nachgewiesen<br />
werden [1]. Stabilisierende Bandagen<br />
können kurzfristig hilfreich sein, indem<br />
sie die Gehdistanz verbessern und den<br />
Schmerz reduzieren und so auch ein Aufbautraining<br />
fördern helfen. Es gibt aber<br />
48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
Perspektiven<br />
Symptome Vaskulär (C. intermittens) Neurogen (C. spinalis)<br />
Auslösung<br />
Muskeltätigkeit<br />
Aufwärtsgehen<br />
Velofahren<br />
Extension der LWS<br />
Abwärtsgehen<br />
Aufrecht stehen<br />
Lokalisation Muskeln Dermatom<br />
Ausstrahlung Nein Ja<br />
Charakteristik Krampfartig Schneidend<br />
Dys-/Parästhesien<br />
Reduktion Stehenbleiben Sitzen<br />
Flexion der LWS (Velofahren,<br />
Einkaufswagen stossen)<br />
Erholung sitzen/liegen Sofort Innert Minuten<br />
Motorische Schwäche Nein Ja (Gehen)<br />
Sensibilitätsausfälle Nein Möglich<br />
Periphere Pulse – +<br />
Tab. 2: Differenzialdiagnose zwischen PAVK und Spinalstenose<br />
funktionellen Beeinträchtigung, einem<br />
progressiven neurologischen Defizit sowie<br />
notfallmässig bei einer Cauda equina-<br />
Symptomatik, einem Conus medullaris-<br />
Syndrom oder einer neurogenen Blasenfunktionsstörung.<br />
Mit Ausnahme der<br />
Notfallindikationen ist bislang aber wenig<br />
bekannt, wer von einer Operation auch<br />
langfristig profitieren kann und wer nicht.<br />
Nach dem aktuellen Stand des Wissens<br />
kommt es hier vor allem auf den Schweregrad<br />
der Symptomatik an: Bei einer<br />
schwer ausgeprägten neurogenen Claudicatio<br />
ist eine Dekompressionsoperation in<br />
80% der Fälle wirksam, eine konservative/<br />
interventionelle Therapie aber nur in einem<br />
Drittel der Fälle. Bei geringer Symptomatik<br />
ist ein konservatives Vorgehen in<br />
70% der Fälle erfolgreich [1]. Bei einer<br />
Spondylolisthesis liefert die kombinierte<br />
Dekompression und Stabilisation bessere<br />
Resultate als eine alleinige Dekompression<br />
[1]. Schliesslich müssen auch allfäl<br />
Warnsymptom<br />
Nachtschmerzen<br />
Nachtschmerzen<br />
• mit Aufstehen<br />
• mit Morgensteifigkeit >1 Stunde<br />
Anamnese Malignom, Gewichtsverlust<br />
Intravenöser Drogenkonsum<br />
Urin-, Hautinfekt<br />
Fieber, BSR-/CRP-Erhöhung<br />
Gangstörung mit Paraspastik,<br />
pos. Babinski<br />
Blasen- und Sphinkterstörung<br />
keine Evidenz, dass der Effekt nach Entfernen<br />
der Bandage anhält [1]. Längerfristig<br />
können sie zudem die muskuläre Dekonditionierung<br />
fördern und dadurch<br />
einen gegenteiligen Effekt entwickeln. Zur<br />
Wirksamkeit epiduraler Steroidinjektionen<br />
besteht bislang ebenfalls keine klare<br />
Datenlage. Epidurale Injektionen können<br />
die Schmerzen für mehrere Wochen lindern,<br />
die Langzeitwirksamkeit bleibt aber<br />
widersprüchlich. Auf Funktion und die<br />
Notwendigkeit einer Operation nach einem<br />
Jahr scheint eine epidurale Steroidinjektion<br />
keinen Einfluss zu haben [17] und<br />
Denken an<br />
Infekt, Tumor<br />
Fraktur bei Osteoporose<br />
Spondarthropathie<br />
Tumor<br />
Infekt<br />
Myelopathie auf Höhe HWS/BWS<br />
oder ZNS-Erkrankung<br />
Cauda equina-Syndrom<br />
Tab. 3: Warnzeichen bei Rückenschmerzen (sog. «red flags»)<br />
die Autoren einer systematischen Übersicht<br />
kommen zum Schluss, dass derzeit<br />
keine genügende Evidenz besteht, um die<br />
epidurale Steroidinjektion bei Spinalstenose<br />
zu empfehlen [18]. Wiederholte bildgebungsgesteuerte<br />
epidurale Steroidinjektionen<br />
können aber möglicherweise längerfristig<br />
die Schmerzen lindern [1].<br />
Wann ist eine Operation<br />
indiziert?<br />
Eine Indikation für ein operatives Vorgehen<br />
besteht bei fehlendem Ansprechen auf<br />
die konservative Therapie, einer starken<br />
Zusammenfassung<br />
Die lumbale Spinalkanalstenose stellt<br />
eine typische Erkrankung der zweiten<br />
Lebenshälfte dar und wird hauptsächlich<br />
durch mehrsegmentale degenerative<br />
Veränderungen der Wirbelsäule<br />
verursacht. Die klassische Symptomatik<br />
mit ins Bein ausstrahlenden<br />
Schmerzen beim Gehen und Besserung<br />
beim Sitzen lässt differenzialdiagnostisch<br />
vor allem an eine periphere<br />
arterielle Verschlusskrankheit<br />
denken, wobei Letztere mit vaskulären<br />
Veränderungen einhergeht und die<br />
Symptome der Spinalstenose sich bei<br />
Extension der Lendenwirbelsäule<br />
(LWS) verstärken und bei Flexion bessern.<br />
Die Diagnose kann in der Regel<br />
mittels Magnet resonanztomographie<br />
(MRT) bestätigt werden und das Ansprechen<br />
auf konservative Massnahmen<br />
(Analgesie, Physiotherapie und<br />
epidurale Infiltrationen) ist in der<br />
Mehrheit der Fälle gut. Nur eine Minderheit<br />
von etwa 20% der Patienten<br />
zeigt ein Fortschreiten der Beschwerden,<br />
die ein operatives Vorgehen erfordern.<br />
Schlüsselwörter: Spinalkanalstenose<br />
– lumbale Rückenschmerzen<br />
– Claudicatio spinalis – Epiduralinfiltration<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
49
Perspektiven<br />
Tab. 4: Ablauf bei Diagnose/Therapie der lumbalen Spinalstenose<br />
lige Kontraindikationen für ein operatives<br />
Vorgehen erwogen werden [19]. Um diese<br />
Fragen noch besser beantworten zu können,<br />
wird an der Universität Zürich derzeit<br />
eine multizentrische Kohortenstudie<br />
durchgeführt, bei der über 50-jährige Patienten<br />
mit einer Claudicatio spinalis über<br />
die Zeit beobachtet werden [3]. ■<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. med. Alexander Nydegger<br />
Rheumaklinik<br />
Universitätsspital Zürich<br />
Gloriastrassse 25<br />
8091 Zürich<br />
alexander.nydegger@usz.ch<br />
Bibliographie<br />
1. North American Spine Society (NASS): Evidence<br />
based clinical guidelines for multidisciplinary<br />
spine care: diagnosis and treatment<br />
of degenerative lumbar spinal stenosis. Burr<br />
Ridge, IL, USA: 2007. [http://www.spine.org/<br />
Documents/NASSCG_ Stenosis.pdf].<br />
2. Deyo RA, Rainville J, Kent DL: What can the<br />
medical history and physical examination<br />
tell us about low back pain? In: Simel DL,<br />
Drummond R, Keitz SA (Hrsg.). The rationale<br />
clinical examination. Evidence based<br />
clinical diagnosis. 1st ed. American Medical<br />
Association. Mc Graw Hill: 2009, 75–82.<br />
3. Steurer J, Nydegger A, Held U, et al.: Lumb<br />
Sten: The lumbar spinal stenosis outcome<br />
study. BMC Musculoskelet Disord 2010; 11:<br />
254–259.<br />
4. Kalichman L, Cole R, Kim DH, et al.: Spinal<br />
stenosis prevalence and association with<br />
symptoms: the Framingham Study. Spine J<br />
2009; 9: 545–550.<br />
5. Arnoldi C, Brodsky A, Cauchoix J: Definition<br />
and classification of lumbar spinal<br />
stenosis and nerve root entrapment syndromes.<br />
Clin Orthop Relat Res 1976; 115:<br />
4–5.<br />
6. Cadosch D, Gautschi OP, Fournier JY, Hildebrandt<br />
G: Lumbale Spinalkanalstenose –<br />
Claudicatio spinalis. Patophysiologie, Klinische<br />
Aspekte und Therapie. Praxis 2008;<br />
97: 1231–1241.<br />
7. Levin K, Aminoff MJ, Atlas SJ, et al.: Lumbar<br />
spinal stenosis: Pathophysiology, clinical<br />
features, and diagnosis. Up to Date 2012,<br />
Version 7.0 (May 2012).<br />
50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
Perspektiven<br />
Therapieform<br />
Medikamente<br />
Physiotherapie<br />
Hilfsmittel<br />
Epidurale Infiltration (Sakralblock<br />
oder auf Niveau der Läsion)<br />
ggf. periradikuläre Infiltration<br />
Operation<br />
Tab. 5: Therapeutische Optionen<br />
Anmerkungen<br />
• Analgesie: NSAR oder Opioide<br />
(Wahl richtet sich nach Risikoprofil Patient)<br />
• Myorelaxanzien<br />
• Evtl. Schmerzdistanzierung (SSRI, SNRI, Trizyklika)<br />
und/oder Medikamente gegen neuropathischen Schmerz<br />
• Manuelle Behandlung (Mobilisation, Dehnung)<br />
• Physikalische Massnahmen (zurückhaltend)<br />
• Instruktion Heimübungen<br />
• Medizinische Trainingstherapie<br />
• Bandagen – nur kurzzeitig einsetzen<br />
• Unter Bildverstärker mit Kontrastmittel<br />
• Wiederholung nur bei guter Wirkung nach frühestens<br />
1–2 Monaten<br />
• Notfallmässig bei Cauda equina Syndrom oder<br />
neurogener Blasenfunktionsstörung<br />
• Andere Situationen elektiv nach eingehender Abklärung<br />
und Aufklärung (Technik: selektive Fenestration ohne<br />
Laminotomie, idR keine Stabilisation)<br />
Abstract<br />
Lumbar Spinal Stenosis is a typical<br />
disease of the elderly patient that<br />
mainly originates in degenerative<br />
multisegmental changes of the lumbar<br />
vertebral column. The classical<br />
symptom of pain irradiation into the<br />
legs whilst walking and relief with<br />
standing is similar to peripheral arterial<br />
disease presentation but differs in<br />
the sense that symptoms can be triggered<br />
through lumbar extension and<br />
relieved with lumbar flexion whereas<br />
arterial disease is correlated with pathological<br />
arteriovascular findings.<br />
Diagnosis is usually confirmed<br />
through magnetic resonance imaging<br />
(MRI) and response to conservative<br />
treatment (analgetics, physiotherapy,<br />
epidural injections) is usually good in<br />
the majority of cases. Only a minority<br />
of about 20% of all cases show progressive<br />
disease and may necessitate surgical<br />
interventions.<br />
8. Kim SL, Lim RD: Spinal stenosis. Dis Mon<br />
2005; 51: 6–17.<br />
9. Spivak JM: Degenerative lumbar spinal stenosis.<br />
J Bone Joint Surg Am 1998; 80: 1053–<br />
1066.<br />
10. Porter RW, Ward D: Cauda equina dysfunction.<br />
The significance of two-level pathology.<br />
Spine (Phila Pa 1976) 1992; 17: 9–15.<br />
11. Hall S, Bartleson JD, Onofrio BM, et al.: Lumbar<br />
spinal stenosis. Clinical features, diagnostic<br />
procedures, and results of surgical<br />
treatment in 68 patients. Ann Intern Med<br />
1985; 103: 271–275.<br />
12. Suri P, Rainville J, Kalichman L, Katz JN:<br />
Does this older adult with lower extremity<br />
pain have the clinical syndrome of lumbar<br />
spinal stenosis? JAMA 2010; 304: 2628–2636.<br />
13. Katz JN, Dalgas M, Stucki G, et al.: Degenerative<br />
lumbar spinal stenosis. Diagnostic<br />
value oft he history and physical examination.<br />
Arthritis Rheum 1995; 38: 1236–1241.<br />
14. Weinstein JN, Tosteson TD, Lurie JD, et al.:<br />
Surgical versus nonoperative treatment for<br />
lumbar spinal stenosis four-year results of<br />
the Spine Patient Outcomes Research Trial.<br />
Spine (Phila Pa 1976) 2010; 35: 1329–1338.<br />
15. Tran DQH, Duong S, Finlayson RJ: Lumbar<br />
spinal stenosis: a brief review of the nonsurgical<br />
management. Can J Anesth 2010; 57:<br />
694–703.<br />
16. Roelofs PD, Deyo RA, Koes BW, et al.: Nonsteroidal<br />
anti-inflammatory drugs for low<br />
back pain: an updated Cochrane review.<br />
Spine (Phila Pa 1976) 2008; 33: 1766–1774.<br />
17. Armon C, Argoff CE, Samuels J, et al.: Assessment:<br />
use of epidural steroid injections to<br />
treat radicular lumbosacral pain: report of<br />
the therapeutics and technology assessment<br />
subcomittee of the American Academy of<br />
Neurology. Neurology 2007; 68: 723–729.<br />
18. Parr AT, Diwan S, Abdi S: Lumbar interlaminar<br />
epidural injections in managing<br />
chronic low back and lower extremity pain:<br />
a systematic review. Pain Physician 2009; 12:<br />
163–188.<br />
19. Aalto TJ, Malmivaara A, Kovacs F, et al.: Preoperative<br />
predictors for postoperative clinical<br />
outcome in lumbar spinal stenosis: systematic<br />
review. Spine (Phila Pa 1976) 2006; 31:<br />
E648–663.<br />
Antworten zu den Lernfragen<br />
1. Antworten a), c) und d) sind richtig.<br />
2. Antworten b), c) und e) sind richtig.<br />
3. Antworten a) und d) sind richtig.<br />
Key words: Spinal Stenosis – low<br />
back pain – spinal claudication – epidural<br />
injection<br />
Résumé<br />
La sténose du canal lombaire est une<br />
maladie fréquente des patients au-delà<br />
de 50 ans et, dans la plupart des cas,<br />
causée par des lésions dégénératives<br />
plurisegmentaires. La symptomatologie<br />
classique avec une douleur irradiante<br />
dans les jambes en marchant qui<br />
disparaît au repos est semblable aux<br />
symptômes de la maladie périphérique<br />
artérielle, mais se diffère du fait que la<br />
douleur peut être provoquée par<br />
l'extension de la colonne lombaire et<br />
que la maladie artérielle nécessite une<br />
pathologie vasculaire. La sténose est<br />
normalement confirmée grâce à une<br />
tomographie magnétique. La réponse<br />
aux traitements conservateurs (analgésie,<br />
physiothérapie, infiltrations<br />
épidurales) est bonne dans la majorité<br />
des cas. Une minorité d'environs 20%<br />
montre une progression qui peut nécessiter<br />
une intervention chirurgicale.<br />
Mots-clés: sténose lombaire – lombalgie<br />
– claudication spinale – infiltration<br />
épidurale<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
51
Perspektiven<br />
Key messages<br />
––<br />
Die lumbale Spinalkanalstenose wird häufig durch mehrsegmentale degenerative Veränderungen der LWS verursacht und tritt<br />
gehäuft erst bei Personen über 50 Jahren auf.<br />
––<br />
Typische Symptome sind meist asymmetrisch in beide Beine ausstrahlende Schmerzen und Dysästhesien beim Gehen, die im<br />
Stehen abklingen, durch Extension der LWS provoziert werden können und in Flexion sofort bessern. Die Bestätigung der Diagnose<br />
erfolgt in der Regel mittels MRT.<br />
––<br />
Meist ist die Prognose gut, was ein primär konservatives Vorgehen (Analgesie mit NSAR und Opiaten, Physiotherapie, epidurale<br />
Infiltration) rechtfertigt. Die Auswahl der Therapie richtet sich dabei nach dem Ausmass der Behinderung und der Aktivitätseinschränkung<br />
des Patienten sowie dessen Risikoprofil.<br />
Lernfragen<br />
1. Welche der nachfolgenden Aussagen zur Symptomatik der Spinalkanalstenose sind korrekt? (Mehrfachauswahl, mehrere richtige<br />
Antworten)<br />
a) Die Schmerzen strahlen bei körperlicher Aktivität vom Gesäss in eines oder beide Beine aus und verschwinden in Ruhe.<br />
b) Die lumbale Spinalstenose führt meistens zu neurologischen Ausfällen (pathologische Reflexe, positiver Lasègue).<br />
c) Die Klinik lässt sich von einer peripher arteriellen Verschlusskrankheit unter anderem durch die bei der PAVK fehlenden<br />
Fusspulse unterscheiden.<br />
d) Die Patienten beklagen manchmal ein diffuses Schwächegefühl in den Beinen beim Gehen mit plötzlichem Kraftverlust.<br />
2. Welche der nachfolgenden Aussagen zur Diagnostik sind falsch? (Mehrfachauswahl, mehrere richtige Antworten)<br />
a) Zur Diagnosesicherung sollte ein MRT oder CT durchgeführt werden.<br />
b) Die klinische Untersuchung liefert keine sicheren Hinweise auf eine Spinalkanalstenose.<br />
c) Die meisten Patienten weisen einen pathologischen Lasègue auf.<br />
d) Weiterführende Abklärungen (Szintigraphie etc.) sind besonderen Situationen vorbehalten.<br />
e) Ein fehlendes Ansprechen auf eine epidurale Infiltration schliesst eine Spinalstenose aus.<br />
3. Welche Therapiemassamen sind bei degenerativ verursachter Spinalkanal stenose ohne cauda equina Syndrom oder neurogene<br />
Blasenstörung zu empfehlen? (Mehrfachauswahl, mehrere richtige Antworten)<br />
a) Analgesie mit NSAR und Opioiden<br />
b) Bettruhe<br />
c) Implantation einer Schmerzpumpe<br />
d) Epidurale Infiltration<br />
e) Sofortige Operation<br />
52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
Perspektiven<br />
Das erleseneObjekt<br />
Strahlende Zähne<br />
Prof. Dr. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />
Doramad. Radioaktive Zahncreme. Hergestellt von der Auergesellschaft<br />
Oranienburg bis 1945.<br />
Strahlung.<br />
Die zwei Gesichter<br />
der Radioaktivität<br />
2. September <strong>2014</strong> bis<br />
31. Januar 2015<br />
Vor siebzig Jahren war sie ein Verkaufsschlager,<br />
die Zahnpasta Doramad. Sie<br />
brachte nicht nur die Zähne zum Strahlen,<br />
sondern regte den Zellstoffwechsel an<br />
und steigerte die Abwehrkräfte. So zumindest<br />
versprach es die Werbeanzeige. Diese<br />
wundersamen Wirkungen verdankte das<br />
Produkt den radioaktiven Substanzen, die<br />
der Paste beigemengt wurden.<br />
Noch bis in die 1960er Jahre versprachen<br />
verschiedene Kosmetika wie Lippenstifte,<br />
Gesichtspuder und Lotionen durch ihre<br />
radioaktiven Inhaltsstoffe eine verjüngende<br />
und gesundheitsfördernde Wirkung.<br />
Zum vielfältigen Angebot radioaktiver<br />
Alltagskonsumgüter gehörten auch Getränke<br />
und Nahrungsmittel, etwa Zwieback<br />
oder Schokolade.<br />
Die Epoche der Begeisterung ist inzwischen<br />
zu Ende. Doch die Radioaktivität<br />
prägt trotz ihrer Risiken bis heute die medizinische<br />
Diagnostik und Therapie. Das<br />
Pharmaziehistorische Museum in Basel<br />
macht in einer eindrücklichen Sonderausstellung<br />
mit viel Sachverstand und<br />
Liebe zum Detail dieses unsichtbare Agens<br />
sichtbar. <br />
■<br />
Katalog von Christiane<br />
Valerius-Mahler, Basel <strong>2014</strong><br />
Pharmazie-Historisches<br />
Museum der Universität Basel<br />
Totengässlein 3, 4051 Basel<br />
www.pharmaziemuseum.ch<br />
Dienstag bis Freitag<br />
10.00–18.00 Uhr,<br />
Samstag 10.00–17.00 Uhr,<br />
sonntags, montags und an<br />
Feiertagen geschlossen<br />
Auf der Suche nach<br />
dem idealen Job?<br />
Werden Sie jetzt fündig auf der<br />
Online-Stellenvermittlungsbörse<br />
www.jobmed.ch<br />
Personenversicherung<br />
Sach-/Vermögensversicherung<br />
Laufbahnplanung<br />
Vorsorge-/Finanzberatung<br />
Exklusive Lösungen für MEDISERVICE<br />
<strong>VSAO</strong>-ASMAC-Mitglieder<br />
• 031 350 44 22 – wir sind für Sie da.<br />
• www.mediservice-vsao.ch – und ich weiss mehr.<br />
• www.medizinkarriere.ch – die Karriereplattform<br />
mit Entscheidungshilfen.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
53
mediservice <strong>VSAO</strong>-asmac<br />
Briefkasten<br />
Ich trage seit vier Jahren dieselbe Brille. Beim Autofahren habe ich<br />
nun bemerkt, dass ich die Schilder nicht mehr so gut sehe. Deswegen<br />
war ich bei der Augenkontrolle. Meine Augen haben sich verschlechtert,<br />
so dass ich eine Anpassung der Korrektur meiner Gläser vornehmen<br />
muss. Bezahlen Krankenkassen etwas an meine neue Brille?<br />
Das ist eine der beliebtesten Fragen an Krankenversicherer. Die Antwortet lautet: ja und<br />
nein. Die Grundversicherung bezahlt seit gut drei Jahren keine Beiträge mehr an Brillen<br />
und Kontaktlinsen bei Erwachsenen. Im Gegensatz dazu vergüten aber viele Zusatzversicherungen<br />
Leistungen für Sehhilfen. In der Regel bezahlen die Krankenversicherer<br />
aus diesen Zusatzversicherungen einen Anteil an die Brillengläser und die Linsen, nicht<br />
aber an das Gestell. Je nach Krankenversicherung variiert die Höhe des Beitrags an die<br />
Gläser, und meistens bezahlen die Kassen nicht jährlich, sondern im Drei- oder Fünfjahresrhythmus.<br />
Die Grundversicherung übernimmt bei Erwachsenen nur nach einer Augenoperation<br />
oder bei bestimmten Krankheiten einen Teil der Kosten. Auskünfte über die genauen<br />
Bestimmungen erteilen die Krankenkassen oder die Augenärztinnen und Augenärzte.<br />
Dwaine Flotzinger, Kundenberater Sympany<br />
(Tel. 0800 455 455, www.sympany.ch/vsao)<br />
Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre erbringen die Krankenversicherer jedoch Leistungen<br />
an Sehhilfen und steuern bei ihnen 180 Franken pro Jahr an ärztlich verordnete<br />
Brillengläser und Kontaktlinsen bei. Diese Regelung war vorübergehend eingestellt,<br />
gilt seit 1. Juli 2012 aber wieder. Das Eidgenössische Departement des Innern führte sie<br />
aufgrund der Ergebnisse eines medizinischen Gutachtens und in Beantwortung einer<br />
parlamentarischen Motion erneut ein. Die Korrektur einer Fehlsichtigkeit im Kindesalter<br />
entspreche der Behandlung einer Krankheit, so das Gutachten. Die meisten Sehfehler<br />
müssen im Kindesalter behandelt werden, um eine Verminderung der Sehschärfe zu<br />
vermeiden.<br />
■<br />
54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>
mediservice Vsao-asmac<br />
Heisse Tipps für kalte Tage<br />
In den Wintermonaten sind Verkehrsunfälle auf Schweizer Strassen an der Tagesordnung.<br />
Gut ausgerüstet und mit einem angepassten Fahrstil können Autofahrer den widrigen Bedingungen<br />
aber trotzen. Ein wintertaugliches Fahrzeug ist die Voraussetzung, um sicher unterwegs zu sein.<br />
Entscheidend aber bleiben die Fahrkenntnisse des Lenkers.<br />
Mit der richtigen Ausrüstung und einem<br />
angemessenen Fahrstil könnten viele Unfälle<br />
vermieden werden. Das beginnt mit<br />
der Kontrolle der Wintertauglichkeit des<br />
Autos. Das ist ein kleiner Aufwand, der auf<br />
Wunsch gerne der Fachmann oder die Vertrauensgarage<br />
übernimmt. Geprüft werden<br />
zum Beispiel Reifenprofil, Motor, Batterie,<br />
Beleuchtung, Frostschutzmittel, Scheibenwischer<br />
und Dichtungen. Und falls nötig,<br />
lohnt es sich, Teile auszuwechseln.<br />
Fit für den Winter<br />
Zwar gilt in der Schweiz keine Pflicht für<br />
Winterreifen. Verursacht ein auf Sommerreifen<br />
fahrender Lenker aber einen Unfall,<br />
so muss er mit zivil- wie auch strassenverkehrsrechtlichen<br />
Folgen rechnen. Gute<br />
Winterreifen bewähren sich auf nasser wie<br />
auf schneebedeckter Fahrbahn. Optimal<br />
ist eine Profiltiefe von mindestens vier<br />
Millimetern. Das sorgt für einen kürzeren<br />
Bremsweg, mehr Zugkraft und besseren<br />
Schutz vor Aquaplaning. Wer in die Berge<br />
fährt, sollte für den Fall der Fälle Schneeketten<br />
griffbereit haben – und das Montieren<br />
vorgängig «trocken» geübt haben.<br />
Neben den Reifen wird im Winter auch die<br />
Batterie stark gefordert. Denn bei niedrigen<br />
Temperaturen braucht der Motor<br />
mehr Energie, um anzuspringen. Springt<br />
der Motor schon bei schwachem Frost nur<br />
schwer an, sollten Autofahrer die Batterie<br />
spätestens jetzt überprüfen lassen.<br />
Sehen und gesehen<br />
werden<br />
Eine saubere und uneingeschränkte Sicht<br />
ist vor allem bei Dämmerung und Dunkelheit<br />
entscheidend. Mit ausreichend Frostschutzmittel<br />
bleibt die Waschanlage für<br />
Scheibenwischer und Scheinwerfer auch<br />
bei tiefen Temperaturen funktionstüchtig.<br />
Ausserdem sind im Winter Windschutzscheiben,<br />
Rückspiegel, Scheinwerfer,<br />
Nummernschilder und das Dach von<br />
Schnee und Eis zu befreien. Darüber hinaus<br />
hilft das Fahren mit Abblendlicht, um<br />
von den Verkehrsteilnehmern besser erkannt<br />
zu werden, dies ist seit dem 1. Ja nuar<br />
<strong>2014</strong> auch tagsüber gesetzlich vorgeschrieben.<br />
Zu einer umfassenden Winterausrüstung<br />
gehören neben dem Eiskratzer und<br />
einem Besen auch Decken, Handschuhe,<br />
Enteiser sowie Salz oder Split.<br />
Fahren mit<br />
«Zehenspitzengefühl»<br />
Das Auto kann noch so gut ausgerüstet<br />
sein: Entscheidend für eine unfallfreie<br />
Fahrt ist und bleibt der Lenker. Auf nasser,<br />
schneebedeckter oder gar eisiger Fahrbahn<br />
verlängert sich der Bremsweg um<br />
ein Vielfaches. Daher ist es wichtig, die<br />
Geschwindigkeit den Strassen- und Wetterverhältnissen<br />
anzupassen und den Sicherheitsabstand<br />
zu vergrössern. Das gilt<br />
insbesondere bei Brücken, Kreuzungen<br />
und schattigen Abschnitten. Da auf winterlichen<br />
Strassen eine Fahrt länger dauern<br />
kann, empfiehlt es sich, etwas mehr<br />
Zeit einzuplanen.<br />
Trotz guter Vorbereitung und angepasstem<br />
Fahrstil kann immer etwas passieren.<br />
Daher ist der passende Versicherungsschutz<br />
unerlässlich. Die Haftpflichtversicherung<br />
ist für jeden Autofahrer obligatorisch.<br />
Sie deckt Schäden, wenn z.B. ein<br />
Lenker auf glatter Fahrbahn in ein anderes<br />
Auto rutscht. Der Schaden am eigenen<br />
Fahrzeug ist allerdings nur gedeckt, wenn<br />
der Halter eine Kaskoversicherung abgeschlossen<br />
hat. Eine unverbindliche Beratung<br />
beim Versicherungsexperten lohnt<br />
sich auf jeden Fall. <br />
■<br />
Zurich Connect – einfach online abschliessen!<br />
Im Internet finden Sie unter www.zurichconnect.ch/partnerfirmen alle Informationen<br />
zu den Angeboten von Zurich Connect. Hier können Sie Ihre individuelle<br />
Prämie berechnen und Ihre persönliche Offerte erstellen. Dafür benötigen Sie folgendes<br />
Login:<br />
ID: vsao Passwort: doktor<br />
Oder Sie verlangen über die für MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder exklusive Telefonnummer<br />
0848 890 190 eine unverbindliche Offerte. Das Kundencenter von Zurich<br />
Connect ist von Montag bis Freitag von 8.00 bis 17.30 durchgehend geöffnet.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
55
mediservice Vsao-asmac<br />
Neuerungen beim Abzug für<br />
Aus- und Weiterbildungskosten<br />
Ab dem 1. Januar 2016 wird schweizweit eine wesentlich grosszügigere Regelung für den<br />
Abzug von Aus- und Weiterbildungskosten in Kraft treten. Möglicherweise lohnt es sich deshalb,<br />
eine geplante berufliche Weiterbildung etwas aufzuschieben.<br />
Werner A. Räber, Xantrium Consulting AG (www.xantrium.ch)<br />
Im geltenden Steuerrecht können beim<br />
Bund und den meisten Kantonen lediglich<br />
die Kosten für die mit dem gegenwärtigen<br />
Beruf zusammenhängende Weiterbildung,<br />
für die durch äussere Umstände<br />
bedingte Umschulung und für den beruflichen<br />
Wiedereinstieg vom Einkommen<br />
abgezogen werden. Ausbildungskosten<br />
sind heute mit Ausnahmen in wenigen<br />
Kantonen generell nicht abzugsfähig,<br />
denn sie zählen zu den Lebenshaltungskosten.<br />
Diese Regelung hatte immer wieder<br />
zu Abgrenzungsproblemen geführt<br />
und viele Steuerpflichtige fühlten sich zu<br />
Recht benachteiligt. Selbst die Kostenübernahme<br />
durch den Arbeitgeber ist im<br />
noch geltenden Recht nicht unproblematisch:<br />
Vergütet der Arbeitgeber den Steuerpflichtigen<br />
Kosten, die bei diesen in der<br />
privaten Steuererklärung nicht abzugsfähig<br />
wären, gilt dies als geldwerter Vorteil,<br />
welcher mit der Einkommenssteuer belegt<br />
wird.<br />
Den beschriebenen Missstand hatte die<br />
ständerätliche Kommission für Wirtschaft<br />
und Abgaben erkannt und am 1. September<br />
2008 eine Kommissionsmotion erlassen,<br />
welche anschliessend sowohl vom<br />
Stände- als auch vom Nationalrat angenommen<br />
und als Gesetzgebungsauftrag<br />
an den Bundesrat überwiesen wurde. Als<br />
Ergebnis wird nun am 1. Januar 2016 das<br />
Bundesgesetz über die steuerliche Behandlung<br />
der berufsorientierten Aus- und<br />
Weiterbildungskosten in Kraft treten, mit<br />
Verbindlichkeit sowohl für die direkte<br />
Bundessteuer wie auch für die kantonalen<br />
Steuern. Ab 2016 wird somit gesamtschweizerisch<br />
eine einheitliche Regelung<br />
gelten, lediglich bei der Festsetzung der<br />
zulässigen Höchstbeträge haben die Kantone<br />
noch Regelungsspielraum.<br />
Auf Bundesebene ist der Abzug allerdings<br />
auf maximal CHF 12000 pro Jahr begrenzt.<br />
Welche Begrenzungen die Kantone<br />
festlegen werden, bleibt abzuwarten. Nicht<br />
abzugsfähig bleiben weiterhin nicht berufsorientierte<br />
Lehrgänge, welche der<br />
Liebhaberei oder der Selbstentfaltung dienen.<br />
Erfreulich ist zudem, dass die vom Arbeitgeber<br />
getragenen Kosten der berufsorientierten<br />
Aus- und Weiterbildung einschliesslich<br />
Umschulungskosten keinen<br />
geldwerten Vorteil mehr darstellen können,<br />
unabhängig von der Höhe der übernommenen<br />
Kosten.<br />
■<br />
Neu spielt es keine Rolle mehr, ob die Weiterbildungskosten<br />
im direkten Zusammenhang<br />
mit der Erzielung des gegenwärtigen<br />
Erwerbseinkommens stehen.<br />
Damit sind insbesondere auch Schulungskosten<br />
abzugsfähig, die zu einem eigentlichen<br />
Berufswechsel führen, auch wenn<br />
dieser Wechsel freiwillig ist. Zusätzlich gilt<br />
für Ausbildungskosten eine flexiblere Lösung<br />
als heute. Die Kosten für die eigentliche<br />
Grundausbildung, d.h. abgeschlossene<br />
Berufslehre oder Matura, gelten zwar<br />
weiterhin als nicht abzugsfähige Lebenshaltungskosten,<br />
doch darüber hinaus<br />
gehende Ausbildungskosten sind zum<br />
Abzug zugelassen.<br />
<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
57
Impressum<br />
Kontaktadressen der sektionen<br />
<strong>Nr</strong>. 5 • 33. Jahrgang • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
Herausgeber/Verlag<br />
AG<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Bahnhofplatz 10 A, Postfach 7255, 3001 Bern<br />
Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />
journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />
www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />
Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />
Redaktion<br />
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin/ca),<br />
Christiane Arnold (cra), Franziska Arnold (fa),<br />
Jan Vontobel (jv), Sophie Yammine (sy), Lukas Staub (ls)<br />
BL/BS<br />
BE<br />
FR<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />
Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />
Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />
Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao.basel.ch<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin,<br />
Schwarztorstrasse 22, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />
bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />
ASMAF Section Fribourg, case postale, 1708 Fribourg,<br />
webmaster@asmaf.ch, www.asmaf.ch<br />
GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />
Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />
Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />
Daniel Schröpfer, Präsident<br />
Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />
Christoph Bosshard, Cyrill Bühlmann, Karin Etter,<br />
Lars Frauchiger, Christophe Gallay, Gert Printzen,<br />
Miodrag Savic, Hervé Spechbach, Raphael Stolz, Sonja<br />
Trüstedt, Marino Urbinelli, Felix Widmer (swimsa)<br />
GR<br />
JU<br />
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte Sektion<br />
Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG, RA Geschäftsführer/<br />
Verbandsjurist, Tel. +41 78 880 81 64, info@vsao-gr.ch / www.vsao-gr.ch<br />
ASMAC Sektion Jura, Dr. med. Carlos Munoz,<br />
Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy, Telefon 032 465 65 65,<br />
cfmunoz@bluewin.ch<br />
Druck, Herstellung und Versand<br />
Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />
Telefon +41 31 300 66 66<br />
info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />
Layout: Tom Wegner<br />
Inserate<br />
Axel Springer Schweiz AG, Fachmedien<br />
Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich<br />
Telefon 043 444 51 02, Fax 043 444 51 01<br />
vsao@fachmedien.ch<br />
Auflagen<br />
Druckauflage: 21 730 Expl.<br />
WEMF/SW-Beglaubigung <strong>2014</strong>: 21 009 Expl.<br />
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />
Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />
ISSN 1422-2086<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6/<strong>2014</strong> erscheint im Dezember <strong>2014</strong>.<br />
Thema: Ursprung (Verbandsjournal)<br />
© <strong>2014</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />
Printed in Switzerland<br />
NE<br />
amine@asmac.ch<br />
SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St.Gallen-Appenzell, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
SO<br />
TI<br />
TG<br />
VD<br />
VS<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
ASMACT, Associazione Medici Assistenti e Capiclinica Ticinesi,<br />
Avv. Marina Pietra Ponti, Viale S. Franscini 17, 6904 Lugano,<br />
telefono 091 922 95 22, fax 091 923 61 71, pietraponti@ticino.com<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />
www.asmav.ch, asmav@asmav.ch<br />
ASMAVal, p.a. Jean Bonnemain, Avenue du Bietschhorn 21 A, 1950 Sion,<br />
secretaire@asmaval.ch, president@asmaval.ch<br />
Zentralschweiz<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
Gütesiegel Q-Publikation<br />
des Verbandes Schweizer Medien<br />
ZH<br />
Zürcher Spitalärzte und Spitalärztinnen <strong>VSAO</strong>, Dr. R. M. Reck,<br />
Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster, Telefon 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67,<br />
info@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />
58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>