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VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2014

Wettbewerb - Sportverletzungen/Orthopädie / Zulassungsstopp / IFAS

Wettbewerb - Sportverletzungen/Orthopädie / Zulassungsstopp / IFAS

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inhalt<br />

Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />

EDITORIAL<br />

5 Triebfeder Wettbewerb<br />

Politik<br />

6 Gesundheitspolitik:<br />

Zulassungsstopp – immer und ewig?<br />

8 Auf den Punkt gebracht:<br />

Selber schuld – selber zahlen?<br />

Weiterbildung /<br />

arbeitsbedingungen<br />

10 And the winner is …<br />

12 Lesen lernen: Die drei Typen<br />

14 «200 Prozent Kreativität»<br />

<strong>VSAO</strong><br />

16 Sektion Basel<br />

16 Sektion Bern<br />

17 Sektion Genf<br />

18 Sektion Neuenburg<br />

19 Sekton Zürich<br />

20 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />

21 <strong>VSAO</strong>-Inside<br />

Fokus ▶ Wettbewerb<br />

24 Wenn die Wunderwaffe versagt<br />

26 «Wettbewerb fördert Qualität»<br />

28 Anpassen statt kämpfen<br />

30 Alles DRG – doch was bedeutet das?<br />

32 Wettbewerb und Wettbewerbs politik<br />

34 Wettbewerb in der Wissenschaft –<br />

Segen oder Fluch?<br />

Sonderteil Ifas <strong>2014</strong><br />

36 IFAS <strong>2014</strong><br />

Perspektiven<br />

42 Fachserie – Aktuelles aus der Sportmedizin<br />

– Trampolinunfälle bei Kindern:<br />

Hohe Sprünge – schwere Stürze<br />

45 Aus der «Praxis»<br />

Lumbale Spinal stenose: Klinische<br />

Diagnose und konservative Therapie<br />

53 Das erlesene Objekt: Strahlende Zähne<br />

Mediservice <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

54 Briefkasten<br />

55 Heisse Tipps für kalte Tage<br />

57 Neuerungen beim Abzug für<br />

Aus- und Weiterbildungskosten<br />

58 Impressum<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

3


editorial<br />

Foto: Severin Novacki<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Triebfeder Wettbewerb<br />

Das Leben beginnt mit einem Wettrennen, wie unser Titelbild<br />

eindrücklich zeigt. Wenn viele dasselbe Ziel erreichen wollen,<br />

entsteht Wettbewerb und damit einhergehend eine Dynamik.<br />

Fehlt Wettbewerb, entsteht Stagnation. So konnte man zu<br />

Sowjetzeiten in Moskau regelmässig leere Speiselokale antreffen.<br />

Die Kellner fläzten sich in Plüschsesseln, rauchten und<br />

spielten Karten. Hungrige Gäste wurden mit fadenscheinigen<br />

Ausreden abgewimmelt. Da die Angestellten ihren Lohn völlig<br />

unabhängig von den Einnahmen bekamen, konnte man auf<br />

störende Kundschaft bestens verzichten. Dass eine solche Wirtschaft<br />

zum Untergang verurteilt ist, erstaunt nicht weiter. Im<br />

Fokus legt Markus Saurer, Spezialist für Regulierungs- und<br />

Wettbewerbsökonomie, dar, welche Vorteile die freie Marktwirtschaft<br />

mit sich bringt. Allerdings muss Wettbewerb nicht in<br />

allen Bereichen zielführend sein, sondern kann sich auch<br />

kontraproduktiv auswirken. So äussert sich der Ökonom Mathias<br />

Binswanger kritisch zum Wettbewerb im Gesundheitswesen.<br />

Oftmals wird Wettbewerb als naturgegeben angesehen<br />

und automatisch mit Rivalität und Kampf konnotiert, ausgehend<br />

von Darwin und dessen Begriff vom «Kampf ums Dasein».<br />

Aber so einfach ist die Sache nicht, denn Darwin war erstens<br />

nicht der Schöpfer dieses Gedankens und hat zweitens in Anlehnung<br />

an seinen Vordenker eine sehr viel differenziertere<br />

Sicht vertreten. Ganz zu Recht, wie der Naturwissenschafter<br />

Christian Kropf aufzeigt. In andern Gebieten jedoch herrscht<br />

ein harter Verdrängungskampf, beispielweise unter Kulturschaffenden.<br />

Reta Guetg, Filmwissenschafterin und Mitbegründerin<br />

des internationalen Kurzfilmfestivals «shnit», spricht im<br />

Fokus über die Jurierung von Kunstwerken und Subventionsgelder.<br />

Wettbewerb soll zu besseren Produkten und Leistungen führen.<br />

Mit diesem Ziel vor Augen hat der <strong>VSAO</strong> einen Preis ins Leben<br />

gerufen. Erstmals konnte Ende September die «Spitalrose» verliehen<br />

werden. Die Auszeichnung steht für herausragende<br />

Leistungen in den Bereichen Weiterbildung oder Arbeitsbedingungen.<br />

Alles über den Preis, den Preisträger und die Feier ist<br />

in der Rubrik Weiterbildung/Arbeitsbedingungen nachzulesen.<br />

Nicht gerade preisverdächtig ist der jüngste Vorschlag des Bundesrats<br />

zum Zulassungsstopp. Anstelle der heute geltenden,<br />

gesamtschweizerisch einfach zu handhabenden Regelung soll<br />

ein komplexes Regelwerk mit allen möglichen Unwägbarkeiten<br />

und Fussangeln treten. Der <strong>VSAO</strong> hat den Entwurf unter die<br />

Lupe genommen. Über die Resultate dieses Unterfangens berichten<br />

wir im Politikteil.<br />

Wer Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern vor Ort<br />

erleben und Produktevergleiche anstellen möchte, dem sei ein<br />

Besuch an der IFAS empfohlen. Die Fachmesse für den Gesundheitsmarkt<br />

findet vom 21. bis am 24. <strong>Oktober</strong> in Zürich statt.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

5


Politik<br />

Gesundheitspolitik<br />

Zulassungsstopp –<br />

immer und ewig?<br />

Der Bundesrat verabschiedete sich mit einem grossen Paukenschlag in die Sommerferien, indem er<br />

seinen Vorschlag für einen neuen Zulassungsstopp präsentierte. Dieser soll ab Sommer 2016 gelten<br />

und unbefristet sein. Der neue, äusserst komplizierte Modus für die Zulassungssteuerung wird<br />

im Folgenden in seinen Grundzügen vorgestellt. Der <strong>VSAO</strong> lehnt den geplanten Zulassungsstopp<br />

vehement ab.<br />

Nico van der Heiden, stv. Geschäftsführer/Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />

Der aktuell und bis Ende Juni 2016 gültige<br />

Zulassungsstopp ist sehr einfach. Diejenigen<br />

Kantone, welche die Zulassung<br />

beschränken wollen, können denjenigen<br />

Ärztinnen und Ärzten eine Zulassung verweigern,<br />

welche nicht mindestens drei<br />

Jahre an einer Schweizer Weiterbildungsstätte<br />

gearbeitet haben. Aktuell machen<br />

18 (Halb-)Kantone von dieser Regelung<br />

Gebrauch, während 8 sogar ganz auf eine<br />

Steuerung verzichten (Details dazu auf<br />

der <strong>VSAO</strong>-Website). Aus Sicht des <strong>VSAO</strong> hat<br />

sich diese Form der Steuerung bewährt.<br />

Sie basiert auf einem einfachen, objektiven<br />

und national einheitlichen Qualitätsmerkmal.<br />

Kantonale<br />

Zulassungsstopps<br />

Nun hat der Bundesrat einen unbefristeten<br />

Zulassungsstopp vorgeschlagen, der<br />

ab Juli 2016 gelten soll. Im Gegensatz zur<br />

heutigen Regelung ist das neue Modell<br />

äusserst kompliziert. Es basiert auf einer<br />

kompletten «Kantonalisierung» der Zulassungssteuerung;<br />

eine Steuerung mit<br />

einem einheitlichen Kriterium für die<br />

gesamte Schweiz wird es folglich nicht<br />

mehr geben. Der Mechanismus, wie die<br />

Zulassung in Zukunft in einem Kanton<br />

ablaufen soll, ist vereinfacht in der Abbildung<br />

wiedergegeben.<br />

Als Erstes müssen die Kantone für ihr Gebiet<br />

festlegen, wie es um die medizinische<br />

Versorgung stehen soll. Sie können dabei<br />

zum Schluss kommen, dass für einzelne<br />

Gebiete eine Unterversorgung besteht (so<br />

wie dies heute beispielsweise bei den Hausärzten<br />

in gewissen Regionen diskutiert<br />

wird), dass die Versorgung dem Bedarf<br />

entspricht, oder dass eine Überversorgung<br />

besteht. Die Kantone sollen (müssen aber<br />

nicht) ihre Bedarfsplanung untereinander<br />

koordinieren.<br />

Stellt ein Kanton in einem Bereich eine<br />

Unterversorgung fest, so kann er Unterstützungsmassnahmen<br />

gewähren (z.B.<br />

zinslose Darlehen). Dies ist jedoch bereits<br />

heute möglich.<br />

Stellt ein Kanton eine optimale Versorgung<br />

fest, so wird er keine Zulassungsbeschränkung<br />

festlegen. Knacknuss hierbei<br />

ist jedoch, dass der Bund subsidiär bei<br />

jenen Kantonen, welche die Zulassung<br />

nicht beschränken, eine Überprüfung der<br />

gesamten Kosten des Gesundheitswesens<br />

vornehmen wird. Liegt dieser mehr als<br />

zwei Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt,<br />

so können die Tarmed-Tarife<br />

im entsprechenden Kanton vom Bund<br />

linear um bis zu zehn Prozent gekürzt<br />

werden.<br />

Überversorgung =<br />

Zulassungssteuerung<br />

Stellt ein Kanton in gewissen Bereichen<br />

eine Überversorgung fest, so kann er eine<br />

Zulassungssteuerung beschliessen. Die<br />

Steuerung kann an qualitative Kriterien<br />

wie die Teilnahme am Notfalldienst geknüpft<br />

werden. Die Beschränkung der<br />

Zulassung muss anschliessend von einer<br />

Kommission, bestehend aus «Versicherten,<br />

Leistungserbringern und Versicherern»<br />

besprochen werden. Die Kommission<br />

gibt danach eine nicht bindende Empfehlung<br />

zuhanden des Kantons ab, der<br />

abschliessend entscheidet. Gegen einen<br />

entsprechenden Entscheid des Kantons<br />

kann Beschwerde vor Bundesverwaltungsgericht<br />

erhoben oder geführt werden.<br />

Abbildung: Die Komplexität des vorgeschlagenen Zulassungsstopps<br />

Die Betroffenen<br />

Der Vorschlag für den neuen Zulassungsstopp<br />

betrifft keinesfalls nur die Ärzte-<br />

6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Politik<br />

schaft. Zur allgemeinen Überraschung<br />

schlägt der Bundesrat vor, dass neu sämtliche<br />

Berufsgruppen, welche zulasten der<br />

obligatorischen Krankenversicherung<br />

Leistungen abrechnen, in der Zulassung<br />

beschränkt werden können. Betroffen sind<br />

somit auch Ergotherapeuten, Physiotherapeuten,<br />

allenfalls künftig sogar das Pflegepersonal<br />

usw. Es wird also, wenn sich der<br />

Bundesrat mit seinen Plänen durchsetzen<br />

sollte, nicht nur 26 unterschiedliche Zulassungsstopps<br />

geben, sondern 26 mal x verschiedene<br />

Zulassungsstopps. Zur Verdeutlichung:<br />

Der eine Kanton wird bspw. die<br />

Zulassung zur Physiotherapie und zur<br />

Hausarztmedizin begrenzen, ein anderer<br />

die Zulassung zur Ergotherapie und zu den<br />

Orthopäden usw. Und auch die Spitäler<br />

sind betroffen, denn gemäss dem Vorschlag<br />

müssen die Kantone die Tätigkeiten<br />

der Spitäler im ambulanten Bereich mittels<br />

Leistungsaufträgen regeln.<br />

Fazit/Kritik<br />

Der bundesrätliche Vorschlag für diesen<br />

neuen, unbefristeten Zulassungsstopp<br />

enthält mehrere, hochproblematische<br />

Aspekte:<br />

• Die Kantone sind nicht in der Lage, die<br />

«optimale Versorgung» festzulegen.<br />

Hierzu fehlen klare Indikatoren, und es<br />

dürfte politisch hochumstritten sein,<br />

was darunter zu verstehen ist. Zudem<br />

sind die Schweizer Kantone einzeln viel<br />

zu kleine Einheiten für die Festlegung<br />

einer optimalen medizinischen Versorgung<br />

und Patienten können nicht entlang<br />

von Kantonsgrenzen behandelt<br />

werden.<br />

• Die geplanten Kommissionen sind<br />

reine Anhörungsgremien ohne jegliche<br />

Entscheidungsbefugnis. Selbst<br />

wenn es dem <strong>VSAO</strong> gelingen sollte,<br />

Einsitz in die entsprechenden Kommissionen<br />

zu erlangen (was keinesfalls<br />

garantiert ist), so bleibt die Mitarbeit<br />

in den Kommissionen ohne<br />

konkrete Auswirkungen.<br />

• Die subsidiäre Kompetenz des Bundes<br />

zu Tarifsenkungen um bis zu zehn<br />

Prozent ist ein massiver Eingriff in<br />

bewährte Verfahren zur Tariffestsetzung.<br />

Die drohenden Tarifsenkungen<br />

setzen Kantone und etablierte Leistungserbringer<br />

unter massiven Druck,<br />

einer Zulassungsbeschränkung zuzustimmen.<br />

Der <strong>VSAO</strong> lehnt deshalb die geplante Einführung<br />

eines dauerhaften Zulassungsstopps<br />

vehement ab. Er versteht nicht, wieso<br />

die aktuell gültige, sinnvolle Dreijahresregelung<br />

nicht weitergeführt werden kann.<br />

Stattdessen droht unseren Mitgliedern ein<br />

unübersichtlicher Spiessrutenlauf zwischen<br />

unterschiedlichsten kantonalen Voraussetzungen<br />

für eine Zulassung. Ein<br />

Szenario ohne jegliche Planungssicherheit<br />

für die junge Ärztegeneration wollen wir<br />

unbedingt verhindern.<br />

Nächste Schritte<br />

Gegenwärtig läuft das Vernehmlassungsverfahren,<br />

in dem die beteiligten Akteure<br />

ihre Haltung darlegen können. Der <strong>VSAO</strong><br />

wird hier seine ablehnende Haltung äussern.<br />

Anschliessend kann der Bundesrat<br />

die Vorlage zurückziehen (was er kaum<br />

tun wird), überarbeiten oder unverändert<br />

dem Parlament vorlegen (voraussichtlich<br />

2015). Der <strong>VSAO</strong> wird dann politisch aktiv<br />

werden und sich je nach Vorlage überlegen,<br />

welche Massnahmen zu ergreifen<br />

sind. Der abschliessende Beschluss des<br />

Parlaments unterliegt schliesslich dem<br />

fakultativen Referendum. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

7


Politik<br />

Auf den PUNKT gebracht<br />

Selber schuld – selber zahlen?<br />

Das Schweizer Gesundheitswesen ist ordentlich<br />

komplex; ganze Lehrbücher werden<br />

gefüllt mit den entsprechenden Entscheidungsmechanismen<br />

und nur wenige<br />

Menschen haben wirklich den Überblick.<br />

Kompliziert sind auch die entsprechenden<br />

Finanzströme: Bund, Kantone, Gemeinden,<br />

Krankenkassen und Patienten finanzieren<br />

in unterschiedlichster Zusammensetzung<br />

die verschiedenen Leistungen des<br />

Gesundheitswesens.<br />

Als Patient habe ich definitiv keine Ahnung,<br />

wer jetzt genau was bezahlt. Das<br />

interessiert mich eigentlich auch herzlich<br />

wenig. Mich interessiert die monatliche<br />

Krankenkassenprämie. Trotzdem fehlt<br />

mir ehrlicherweise die Zeit, jedes Jahr die<br />

Krankenkassenprämien zu vergleichen<br />

und die Grundversicherung zu wechseln.<br />

Und wozu brauche ich eigentlich diese<br />

Versicherung, obwohl ich momentan ja<br />

gar keine Leistungen von ihr beziehe?<br />

Muss ich doch einmal pro Jahr zum Arzt,<br />

dann bezahle ich die Rechnung ja trotzdem<br />

selbst, weil ich als «gutes Risiko»<br />

eine hohe Franchise gewählt habe. Die<br />

Antwort ist einfach: Es ist eine Versicherung!<br />

Sollte ich einmal ein ernsthaftes<br />

gesundheitliches Problem haben, dann<br />

weiss ich, dass mir eine hervorragende<br />

medizinische Behandlung zu Gute kommen<br />

wird, die ich mir aus meinem Ersparten<br />

niemals leisten könnte. Für diese<br />

Sicherheit, im Falle eines Falles wohl<br />

versorgt zu sein, bezahle ich gerne!<br />

In diesem Zusammenhang macht mir ein<br />

Vorschlag der Kommission für soziale Sicherheit<br />

und Gesundheit des Nationalrates<br />

Bauchweh: Sie möchte, dass jugendliche<br />

Rauschtrinker künftig die Kosten ihres<br />

Spitalaufenthalts selber bezahlen<br />

müssten. Diese Idee erscheint auf den<br />

ersten Blick verlockend und entspricht<br />

einem verständlichen Wunsch der Bevölkerung,<br />

nämlich etwas gegen die Alkoholexzesse<br />

Jugendlicher zu unternehmen.<br />

Und natürlich drängt sich die Frage auf,<br />

weshalb die Allgemeinheit für jemanden<br />

bezahlen soll, der bewusst so viel trinkt,<br />

dass er anschliessend hospitalisiert werden<br />

muss.<br />

Auf den zweiten Blick jedoch entpuppt sich<br />

der nationalrätliche Vorschlag als radikale<br />

Abkehr vom Solidaritätsprinzip in der<br />

medizinischen Grundversorgung. Je nach<br />

Verschulden soll man neu nicht mehr<br />

versichert sein für die beanspruchten medizinischen<br />

Leistungen. Damit beschreitet<br />

man einen gefährlichen Weg: Der Schritt<br />

wäre klein, auch von Rauchern, Base-<br />

Jumpern, Übergewichtigen usw. die Übernahme<br />

der Behandlungskosten zu verlangen,<br />

denn irgendwie sind die ja auch selber<br />

schuld an ihren medizinischen Problemen.<br />

Man kann den Gedanken noch<br />

weiter spinnen und sich fragen, ob plötzlich<br />

auch Träger von gewissen Erbkrankheiten<br />

ins Visier geraten könnten oder<br />

Eltern, die sich entscheiden, ein behindertes<br />

Kind zur Welt zu bringen. Mit der Aufhebung<br />

des Solidaritätsprinzips auch nur<br />

in einem Fall würde eine Barriere angehoben,<br />

die bislang ein gefährliches Territorium<br />

abgrenzte. Deshalb bin ich sehr<br />

froh, dass der <strong>VSAO</strong> gemeinsam mit vielen<br />

Akteuren des Gesundheitswesens diesen<br />

unsinnigen Vorschlag ablehnt! ■<br />

Nico van der Heiden,<br />

stv. Geschäftsführer/Leiter Politik<br />

und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />

8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

And the winner is …<br />

… das Kantonsspital St. Gallen (KSSG). Es erhielt zwar nicht den Oscar, aber die Spitalrose. Der Preis<br />

wurde vom <strong>VSAO</strong> ins Leben gerufen und dieses Jahr erstmals vergeben. Die Spitalrose zeichnet<br />

herausragende Leistungen in den Bereichen Weiterbildung oder Arbeitsbedingungen aus. Prämiert<br />

wurde das Projekt zur flächendeckenden Einführung der Arbeitsplatzbasierten Assessments (AbAs).<br />

Lisa Loretan Krummen, Projektassistentin Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong>. Bilder: Florian Brunner, Schalter & Walter.<br />

Erstmals konnte im vergangenen Frühling<br />

<strong>2014</strong> der Zentralvorstand des <strong>VSAO</strong><br />

Schweiz eine Spitalrose verleihen. Diese<br />

Auszeichnung vergibt der <strong>VSAO</strong> an ein<br />

Spital, eine Klinik oder eine Weiterbildungsstätte<br />

für herausragende Leistungen<br />

im Bereich Weiterbildung oder Arbeitsbedingungen.<br />

Am 23. September <strong>2014</strong> fand<br />

im Kantonsspital St. Gallen die offizielle<br />

Übergabe der Spitalrose 2013 statt.<br />

Das KSSG erhält die Spitalrose 2013 des<br />

<strong>VSAO</strong> für die flächendeckende Einführung<br />

der AbAs. Damit wird gewürdigt, dass<br />

im KSSG von guten Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />

nicht nur gesprochen,<br />

sondern diese auch gelebt werden.<br />

Das KSSG vertritt die Philosophie, dass<br />

alle im KSSG angestellten (Assistenz)ärztinnen<br />

und -ärzte über alle Kliniken und<br />

Zentren hinweg von den gleichen Bedingungen<br />

in der Weiterbildung profitieren<br />

sollen. Dass dieser Effort nun ausgezeichnet<br />

wurde, bestätigt die Spitalleitung in<br />

ihren Bestrebungen: «Wir haben uns gefreut<br />

und fühlen uns geehrt. Die Spitalrose<br />

2013 ist uns aber auch ein Ansporn und<br />

bestärkt uns in unseren Bemühungen mit<br />

allen Arbeiternehmervertretungen, nicht<br />

nur mit dem <strong>VSAO</strong>, partnerschaftliche<br />

Lösungen zu erarbeiten», betonte Daniel<br />

Germann, Direktor des KSSG, in seiner<br />

Ansprache anlässlich der Preisübergabe.<br />

Für alle ein Gewinn: Ralph Litschel, Präsident <strong>VSAO</strong> St. Gallen / Appenzell, Daniel Germann,<br />

Direktor und Vorsitzender der Geschäftsleitung KSSG, sowie Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />

<strong>VSAO</strong> CH, bei der Preisübergabe (v. l. n. r.)<br />

Projekt noch im Gang<br />

Das deutliche Bekenntnis in Sachen Weiterbildung<br />

war der Hauptgrund für die<br />

<strong>VSAO</strong>-Sektion St. Gallen/Appenzell, das<br />

KSSG für die Spitalrose zu nominieren.<br />

Ein weiterer, wichtiger Grund für die Nomination<br />

sei die hilfreiche und konstruktive<br />

Zusammenarbeit mit dem CEO, der<br />

Chefärztekonferenz und der Geschäftsleitung<br />

im Hinblick auf die Schulung und<br />

die Einführung der AbAs, wie der Präsident<br />

der Sektion St. Gallen/Appenzell,<br />

Ralph Litschel, erläuterte. Bei der Prämierung<br />

im Frühling <strong>2014</strong> wurde also ein<br />

Projekt ausgezeichnet, dessen Umsetzung<br />

aktuell noch im Gange ist. «Nach dem<br />

Entscheid zur flächendeckenden Einführung<br />

der AbAs haben wir für alle Kliniken,<br />

welche die AbAs noch nicht im Weiterbildungsprogramm<br />

integriert hatten, eine<br />

obligatorische Initialschulung durchgeführt.<br />

Seither gehören die AbAs in allen<br />

Kliniken zum fixen Bestandteil des Weiterbildungsprogrammes.<br />

Noch ist der<br />

Stand der Umsetzung auf Klinikstufe<br />

unterschiedlich weit. Wir sind mit dem<br />

10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Ein Hoch auf die Rose. Im Kantonsspital St. Gallen feiert man den Preis.<br />

aktuellen Verlauf aber sehr zufrieden. Die<br />

bisherigen Rückmeldungen zeigen, dass<br />

richtig durchgeführte AbAs deutlich mehr<br />

Möglichkeiten zulassen, Assistenzärzte<br />

positiv zu fördern und Verbesserungspotenziale<br />

anzusprechen. Wir sind denn<br />

auch überzeugt, dass die Einführung der<br />

AbAs insbesondere für die Assistenzarzt-<br />

Weiterbildung aber auch für unsere Kaderärzte<br />

ein Gewinn ist», führte Daniel<br />

Germann in seiner Ansprache weiter aus.<br />

Wichtiges Element<br />

AbAs sind ein wichtiges Element einer<br />

strukturierten, guten Weiterbildung für<br />

(Assistenz)ärzte. Der Weiterbildungsstand<br />

wird dokumentiert, was das Festlegen<br />

der nächsten Lernziele erleichtert.<br />

Das Schweizerische Institut für ärztliche<br />

Weiter- und Fortbildung (SIWF) schreibt<br />

diese Assessments schon seit einiger Zeit<br />

vor. Sie werden von den Fachgesellschaften<br />

aber in unterschiedlichem Mass<br />

realisiert.<br />

Mit Unterstützung durch das Institut für<br />

medizinische Lehre in Bern wurden im<br />

KSSG die einzelnen Kliniken in Workshops<br />

in der Anwendung der AbAs (DOPS<br />

und Mini-CEX als Feedbackinstrumente)<br />

geschult. Die Teilnehmer sollen als Multiplikatoren<br />

diese Feedbackinstrumente in<br />

die Weiterbildung ihrer Kliniken integrieren.<br />

«Das Konzept für die Evaluation in<br />

Zusammenarbeit mit dem Institut für<br />

medizinische Lehre wird derzeit vom<br />

SIWF überprüft. Nach Freigabe wird die<br />

Evaluation im Auftrag des SIWF stattfinden»,<br />

skizzierte Ralph Litschel die nächsten<br />

Schritte, und wie er die Umsetzung des<br />

Projektes von Seiten der <strong>VSAO</strong>-Sektion<br />

St. Gallen/Appenzell begleitet wird. ■<br />

Nomination für die <strong>VSAO</strong> spitalrose<br />

Die Spitalrose wird vom <strong>VSAO</strong> in der Regel jährlich an ein Spital, eine Klinik oder eine<br />

Weiterbildungsstätte vergeben, welche mit einem Projekt oder besonderen Leistungen<br />

zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Ärzte oder der Weiterbildung beiträgt.<br />

Die <strong>VSAO</strong>-Sektionen sind laufend aufgefordert, ihnen bekannte und für würdig befundene<br />

Projekte oder Leistungen zu nominieren. Im Frühling entscheidet dann der<br />

Zentralvorstand über die Vergabe der Spitalrose.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

11


weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

A B C D E F ...<br />

a b c d e f ...<br />

Die drei Typen<br />

Lukas Staub, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

LESEN LERNEN<br />

Es gibt drei grundlegende Typen von Daten,<br />

mit denen klinische Messungen beschrieben<br />

werden: nominale Daten, ordinale<br />

Daten und Intervalldaten.<br />

Nominale Daten stellen Kategorien<br />

dar, die nicht geordnet werden können.<br />

Mit diesen nominalen Daten werden Studienteilnehmer<br />

in gleichwertige (Namens-)Gruppen<br />

eingeteilt. Beispiele sind<br />

etwa das Geschlecht oder die ICD-Klassifizierung<br />

von Studienteilnehmern. Idealerweise<br />

sind die Kategorien gut zu unterscheiden,<br />

sodass Fehlklassifizierungen<br />

möglichst selten sind. Wenn nur zwei<br />

Kategorien vorhanden sind (ja/nein, lebend/tot),<br />

sprechen wir von dichotomen<br />

(oder binären) Daten.<br />

Ordinale Daten haben eine gewisse<br />

innere Ordnung; die Kategorien können<br />

also rangiert werden. Die Abstände zwischen<br />

den Kategorien sind qualitativer<br />

und nicht quantitativer Natur. Beispiele<br />

hierfür sind die Einstufung der Herzinsuffizienz<br />

in die NYHA-Stadien I (keine körperliche<br />

Limitation) bis IV (Beschwerden<br />

in Ruhe) oder die Beurteilung von Herzgeräuschen<br />

in den Stufen 1/6 (sehr leise)<br />

bis 6/6 (sehr laut).<br />

Intervalldaten sind geordnet, und der<br />

Abstand zwischen zwei Werten ist quantifizierbar.<br />

Sie werden weiter in kontinuierliche<br />

(stetige) oder diskrete Daten unterteilt.<br />

Stetige Daten können einen beliebigen<br />

Wert auf einem Kontinuum annehmen.<br />

Beispiele kontinuierlicher Daten<br />

sind Blutdruck, Gewicht oder Alter. Häufig<br />

wird aber nur eine begrenzte Zahl von<br />

Punkten auf dem Kontinuum verwendet.<br />

Auch wenn das exakte Gewicht eines Patienten<br />

83,192 Kilogramm ist, wird für die<br />

meisten Anwendungen eine Angabe auf<br />

ein Kilogramm genau ausreichen. Im<br />

Gegensatz zu stetigen Daten können diskrete<br />

Daten nur spezifische Werte annehmen,<br />

wie das Zählen von Ereignissen.<br />

Beispiele hier sind die Anzahl Schwangerschaften<br />

einer Frau oder die Anzahl epileptischer<br />

Anfälle, die ein Patient pro<br />

Monat erleidet.<br />

Bei Ordinal- und Intervalldaten stellt sich<br />

die Frage: Wo hört das Normale auf, und<br />

wo beginnt das Abnormale? Wann ist zum<br />

Beispiel eine in der Palpation grosse Leber<br />

zu gross, um noch als normal zu gelten?<br />

Oft muss der Kliniker diese Schwelle aufgrund<br />

der eigenen Erfahrung definieren.<br />

Manchmal kann die Epidemiologie Unterstützung<br />

bieten, wie wir im Beitrag zur<br />

Normalverteilung sehen werden. ■<br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />

Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an bertschi@vsao.ch.<br />

Deine Erfahrung zählt!<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />

der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />

SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />

besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />

und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />

ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />

mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />

Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />

12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

«200 Prozent Kreativität»<br />

Vera Stucki ist Leitende Ärztin am Spital Männedorf. Zusammen mit Anouk Chuffart ist sie<br />

in Co-Leitung verantwortlich für die interdisziplinäre Notfallstation. Familienfreundliche Arbeitsbedingungen<br />

traf sie bereits als Oberärztin an. Bis heute sind diese jedoch keine Selbstverständlichkeit,<br />

deshalb setzt sich Vera Stucki für ein Umdenken und Umstrukturieren ein.<br />

Mit Dr. med. Vera Stucki, Leitende Ärztin am Spital Männedorf, sprach Simone Burkhard Schneider, Stabsjuristin <strong>VSAO</strong>.<br />

Wieso setzen Sie sich für<br />

familienfreundliche Bedingungen<br />

in Ihrem Betrieb ein?<br />

Als ich als Oberärztin auf der Inneren<br />

Medizin angefangen habe, bestand bereits<br />

ein gut funktionierendes Team mit drei<br />

Oberärztinnen, die je zu 65 bis 70 Prozent<br />

gearbeitet haben. Zusätzlich waren in der<br />

Anästhesie, Gynäkologie und Chirurgie<br />

bei Oberärzten und Leitenden Ärzten<br />

ebenfalls Teilzeitpensen von 50 bis 80<br />

Prozent etabliert. Die erweiterten Arbeitszeitmodelle,<br />

welche übrigens nicht nur<br />

von Müttern, sondern auch von Familienvätern<br />

geschätzt werden, wurden also<br />

schon vor meiner Zeit geschaffen. Auch<br />

eine betriebseigene, sehr flexible Kita für<br />

Kinder bis zum Kindergartenalter war<br />

vorhanden.<br />

Mein Engagement für familienfreundliche<br />

Bedingungen betrifft folglich weniger<br />

unseren Betrieb, sondern Spitäler, welche<br />

diesen Schritt noch vor sich haben und<br />

politische Entscheidungsträger, die für die<br />

Schaffung familienfreundlicher Rahmenbedingungen<br />

verantwortlich sind.<br />

Persönlich befasse ich mich mit medizinethischen<br />

Themen, und diese beinhalten<br />

unter anderem die Auseinandersetzung<br />

mit Chancengleichheit und Care-Ethik.<br />

Nicht zuletzt ist es aus gesundheitspolitischer<br />

und volkswirtschaftlicher Perspektive<br />

wenig sinnvoll, motivierte, gut ausgebildete<br />

und aus öffentlichen Mitteln finanzierte<br />

Arbeitskräfte unbeschäftigt zu<br />

lassen.<br />

Welches ist die grösste<br />

Herausforderung bei der Einführung<br />

familienfreundlicher<br />

Strukturen?<br />

Häufig basieren Gegenargumente auf kulturell<br />

verankerten Vorurteilen. Die Feminisierung<br />

der Medizin wird aus dieser<br />

Perspektive daher öfters eher als Übel denn<br />

als Chance betrachtet. Mir geht es darum,<br />

aufzuzeigen, dass Gegenargumente nur<br />

dann gültig sind, wenn sie fundiert begründet<br />

und objektivierbar sind, reine<br />

Vermutungen dürfen nicht wegweisend<br />

sein. Oft existieren noch alte Zöpfe, wie<br />

«eine leitende Funktion kann nicht mit<br />

einem Teilzeitpensum vereinbart werden».<br />

Solche kategorischen Aussagen beinhalten<br />

unausgesprochene Bedenken und Ängste.<br />

Der eher trockene Markt an Fachkräften<br />

erleichtert jedoch den Einstieg in die Diskussion,<br />

so dass auch Teilzeitanstellungen<br />

erwogen werden und ein Dialog überhaupt<br />

stattfinden kann.<br />

Was würden Sie Kolleginnen<br />

und Kollegen in der gleichen<br />

Situation raten?<br />

Ein hohes Mass an Engagement ist wie<br />

überall im Arztberuf selbstverständlich.<br />

Zusätzlich müssen bei einem Teilzeitpensum<br />

die Schnittstellen besonders sorgfältig<br />

gepflegt werden, d.h. es braucht zusätzliche<br />

Energie für einen lückenlosen Informationsfluss.<br />

Was es nicht braucht, ist ein<br />

chronisch schlechtes Gewissen oder<br />

Dankbarkeit, dass man in einem Teilzeitpensum<br />

arbeiten darf. Mitarbeiter, die<br />

Teilzeit arbeiten, gelten als vollwertige<br />

Mitarbeiter mit den entsprechenden Rechten<br />

und Pflichten.<br />

Bei Schwierigkeiten ist es wichtig, nicht in<br />

der Opferrolle zu verharren, sondern die<br />

Diskussion zu suchen, am besten bereits<br />

mit einem Lösungsvorschlag. Dies braucht<br />

viel Kraft und oft auch eine Portion Mut.<br />

Ein Gespräch mit Kollegen in der gleichen<br />

Situation kann helfen, konkrete, praxiserprobte<br />

Lösungsvorschläge zu sammeln.<br />

Welches sind die drei wichtigsten<br />

Punkte, welche man bei<br />

der Einführung solcher Massnahmen<br />

beachten muss?<br />

Zur Person:<br />

Verheiratet, einen 6-jährigen Sohn. Kaufmännische Lehre bei der Swissair, danach<br />

Erfahrungen in Kundenbetreuung, Marketing und Projektleitung, parallel dazu<br />

berufsbegleitend Maturitätsschule und eidgenössische Matura. Medizinstudium,<br />

Staatsexamen und Promotion an der Medizinischen Fakultät Universität Zürich.<br />

Assistenzzeit in den Bereichen Anästhesie, Innere Medizin und als Flugärztin bei der<br />

Rega. Oberärztin Klinik Innere Medizin in Männedorf und Fachärztin für Allgemeine<br />

Innere Medizin. Nachdiplomstudium und Masterabschluss in Applied Ethics<br />

(MAE) Philosophische Fakultät Zürich. Seit Februar 2013 Leitende Ärztin, zusammen<br />

mit Dr. med. Anouk Chuffart in einer Co-Leitung verantwortlich für die interdisziplinäre<br />

Notfallstation des Spitals Männedorf. Zusätzlich Mitglied der Ethikkommission<br />

des Spitals Männedorf und Dozentenauftrag der Medizinischen Fakultät Zürich<br />

für Medizinethik.<br />

14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Konkret beim Modell Jobsharing müssen<br />

folgende Punkte beachtet werden, damit<br />

dieses auch in einer leitenden Funktion<br />

für die Patienten und das Team eine gute<br />

Lösung darstellt:<br />

––<br />

Es braucht zwischen den Jobsharingpartnern<br />

eine offene und aktive Kommunikation<br />

auch ausserhalb der Präsenzzeit,<br />

insbesondere die Schnittstellen<br />

müssen gepflegt werden.<br />

––<br />

Die Partner müssen über die gleichen<br />

Wertvorstellungen verfügen und sich<br />

einig sein, was eine gute Patientenbetreuung<br />

und Mitarbeiterführung beinhaltet.<br />

––<br />

Zusätzlich braucht es gegenseitiges Vertrauen,<br />

so dass jeder Partner für sich<br />

vollumfänglich und zeitnah entscheidungskompetent<br />

ist.<br />

Überwiegen aus Sicht des Betriebes<br />

nicht eher die Probleme<br />

eines Jobsharingmodelles?<br />

Werden obige Voraussetzungen erfüllt, ist<br />

ein Jobsharingmodell für alle Beteiligten<br />

ein Gewinn, weil konkrete Probleme mit<br />

doppelter Power bewältigt werden können.<br />

––<br />

Fachlich fliessen die Erfahrungen<br />

zweier Lebensläufe zusammen, so dass<br />

die Betreuung der Patienten und die<br />

Weiterbildung der Assistenzärzte direkt<br />

davon profitieren.<br />

––<br />

Für organisatorische Fragen, z.B. für<br />

die Optimierung von Prozessen auf der<br />

Notfallstation, stehen 200 Prozent Kreativität<br />

zur Verfügung.<br />

––<br />

Wenn die Ferienabwesenheit gestaffelt<br />

organisiert wird, entstehen nie zu lange<br />

Lücken, was wiederum ein Pluspunkt<br />

für die Kontinuität darstellt.<br />

––<br />

Emotionale Stresssituationen können<br />

gegenseitig abgefangen und besprochen<br />

werden, was sich positiv auf die<br />

Resilienz auswirkt.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

15


<strong>VSAO</strong><br />

Sektion Basel<br />

Retraite<br />

Einmal im Jahr zieht sich der <strong>VSAO</strong> Basel<br />

einen Tag lang zurück und hält eine Retraite<br />

ab. Dieser Rahmen ausserhalb des<br />

arbeitsintensiven Alltags gibt uns den<br />

Raum, einen Jahresrückblick zu machen,<br />

die eigenen Strukturen zu überdenken<br />

und wenn nötig anzupassen sowie neue<br />

Strategien zu entwickeln und Ziele und<br />

Umsetzungspläne für das kommende Jahr<br />

festzulegen. Wir haben viele Projekte und<br />

Aufgabenbereiche, die wir vier Ressorts<br />

zugeteilt haben. Geleitet werden diese jeweils<br />

von einem der 12 Vorstandsmitglieder,<br />

wobei wir alle an mehreren Projekten<br />

mitwirken. Die folgende Auflistung soll<br />

einen Einblick in die aktuellen Schwerpunkte<br />

des <strong>VSAO</strong> Basel geben.<br />

Arbeitsbedingungen<br />

––<br />

Familie und Teilzeit<br />

––<br />

10-Punkte-Plan an die Spitalleitung<br />

––<br />

Arbeitsgesetz<br />

––<br />

Verhandlungen GAV (Gesamtarbeitsverträge<br />

BL und BS)<br />

––<br />

Weiterbildung<br />

Marketing und Öffentlichkeit<br />

––<br />

<strong>VSAO</strong>-Website<br />

––<br />

<strong>VSAO</strong> Leaks<br />

––<br />

Präsenz<br />

Networking<br />

––<br />

Netzwerk zum <strong>VSAO</strong>-Schweiz/<br />

kantonale <strong>VSAO</strong>/Ärztekammer<br />

––<br />

Klinikvertretertreffen<br />

Nachwuchsförderung<br />

––<br />

Sympraxa<br />

––<br />

Studentenanlässe<br />

<strong>VSAO</strong> Leaks<br />

Unser jüngstes Projekt heisst <strong>VSAO</strong><br />

Leaks und ist auf unserer Website<br />

www.vsao-basel.ch zu finden. Das Projekt<br />

kam dadurch zustande, dass verständlicherweise<br />

viele Ärztinnen und Ärzte aus<br />

Angst vor persönlichen Nachteilen davor<br />

zurückschrecken, Meldung beim <strong>VSAO</strong> zu<br />

erstatten. Wir haben deshalb eine Möglichkeit<br />

erarbeitet, wie wir dieses Dilemma<br />

lösen können: <strong>VSAO</strong> Leaks. Über ein anonymes<br />

Onlineformular können Assistenzund<br />

Oberärzte über Missstände an ihren<br />

Spitälern, ähnlich dem CIRS, berichten.<br />

Jeder entscheidet, wie viele Informationen<br />

er oder sie preisgibt. Es sollten jedoch nach<br />

Möglichkeit detaillierte Angaben über<br />

Teamgrösse und Position und darüber<br />

hinaus über Teamplayer gemacht werden,<br />

sofern diese keine direkten Rückschlüsse<br />

auf die Person zulässt, denn die Anonymität<br />

soll absolut gewährt werden. Anhand<br />

dieser Meldungen soll der <strong>VSAO</strong> gezielt bei<br />

den Verantwortlichen nachhaken und<br />

diese mit Nachdruck auffordern können,<br />

die Missstände zu beseitigen.<br />

Wir hoffen, euch mit <strong>VSAO</strong> Leaks noch<br />

besser vertreten zu können. ■<br />

Lucia Schönenberger,<br />

Vorstandsmitglied <strong>VSAO</strong> Basel<br />

Sektion Bern<br />

Arbeits- und<br />

Ruhezeitkontrollen<br />

des beco<br />

<strong>2014</strong> hat das beco in 38 definierten Spitälern<br />

und Kliniken im Kanton Bern Nachkontrollen<br />

durchgeführt. Das beco teilt<br />

mit, dass die Auswertungen in vielen Bereichen<br />

bedeutende Verbesserungen gegenüber<br />

den Resultaten der Erstkontrollen<br />

aufwiesen. 16 Spitäler und Kliniken hätten<br />

die geforderten Massnahmen umgesetzt.<br />

In 18 Kliniken seien keine systematischen,<br />

wiederkehrenden Verstösse festgestellt<br />

worden. Vier Betriebe hätten die geforderten<br />

Massnahmen nicht erfüllt.<br />

Anlässlich der Nachkontrollen hat das<br />

beco zudem festgestellt, dass die Software<br />

Polypoint immer noch Schwachstellen<br />

aufweist und einige Parameter nicht gesetzeskonform<br />

abgebildet werden können,<br />

was nun korrigiert werden soll. Weiter<br />

wurde festgestellt, dass die Arbeitszeiterfassung<br />

der einzelnen Ärzte und die Pikettregelungen<br />

noch nicht vollständig<br />

umgesetzt werden konnten.<br />

Bern ist der erste Kanton, der die Umsetzung<br />

der arbeitsrechtlichen Vorgaben in<br />

Spitälern und Kliniken umfassend überprüft<br />

hat. Dafür sind wir dankbar, und wir<br />

stellen auch fest, dass die Kontrollen in<br />

einigen Kliniken zu Verbesserungen geführt<br />

haben. Allerdings darf nicht vergessen<br />

werden,<br />

––<br />

dass sehr viele Kliniken nicht kontrolliert<br />

wurden,<br />

––<br />

dass der Personalmangel laufend zunimmt<br />

und die Bemühungen oft zunichte<br />

macht,<br />

––<br />

dass im ärztlichen Bereich wirksame<br />

Kontrollen einiges Wissen über den Alltag<br />

und die besonderen Abhängigkeitsverhältnisse<br />

bedingen. Der <strong>VSAO</strong> Bern<br />

hat aus diesem Grund einige Tipps<br />

zusammengestellt und dem beco zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Wir müssen also weiter dranbleiben. Wer<br />

mit seinen Arbeitsbedingungen nicht zufrieden<br />

ist, sollte dies der vorgesetzten<br />

Stelle oder dem <strong>VSAO</strong> Bern melden. Verstösse<br />

gegen das Arbeitsgesetz können<br />

aber nicht nur der vorgesetzten Stelle oder<br />

dem <strong>VSAO</strong> gemeldet werden, sondern auch<br />

direkt dem kantonalen Arbeitsinspektorat,<br />

das eine Meldestelle «Sicherheit und Gesundheit<br />

am Arbeitsplatz» unterhält. Die<br />

Mailmeldungen an info.sga@vol.be.ch<br />

gehen direkt im zuständigen Fachbereich<br />

ein und werden selbstverständlich vertraulich<br />

behandelt.<br />

Bewährte Sozialpartnerschaft<br />

mit dem GAV<br />

Vor 15 Jahren, am 16. August 1999, unterzeichneten<br />

die ersten Berner Spitalgruppen<br />

(SZB, STS und fmi) und die Personalverbände<br />

SBK, VPOD und <strong>VSAO</strong> den Gesamtarbeitsvertrag<br />

für das Personal bernischer<br />

Spitäler. Der GAV war damals eine<br />

16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

Pioniertat und für die Deutschschweiz<br />

einzigartig in der Spitallandschaft. Das<br />

Vertragswerk wurde seit der Erstunterzeichnung<br />

laufend erneuert und gerade<br />

im ärztlichen Bereich massiv verbessert.<br />

Heute unterstehen die Beschäftigten von<br />

sieben Spitalgruppen (SZB Spitalzentrum<br />

Biel; STS Spitäler Thun und Zweisimmen;<br />

fmi Spitäler Interlaken und Frutigen, Gesundheitszentrum<br />

Meiringen; RSE Spitäler<br />

Burgdorf und Langnau; SRO Spital<br />

Langenthal und Gesundheitszentrum<br />

Niederbipp; SNB Spitäler Ziegler, Tiefenau,<br />

Aarberg, Belp, Münsingen und Riggisberg;<br />

HJB hôpitaux St. Imier et Moutier), ein<br />

Pflegezentrum (Wattenwil) und eine Spitex<br />

(Oberes Gürbetal) dem GAV.<br />

Für das Personal bedeutet der GAV nicht<br />

nur bessere Arbeitsbedingungen, sondern<br />

auch die Sicherheit, dass die Anstellungsbedingungen<br />

nicht einseitig vom Arbeitgeber<br />

abgeändert werden können. Änderungen<br />

müssen mit den Sozialpartnern<br />

verhandelt werden. Durch die Verankerung<br />

im Spitalversorgungsgesetz – das<br />

hat das Spitalpersonal mit seinen Verbänden<br />

mittels eines Volksvorschlags im Jahr<br />

2005 durchgesetzt – garantiert er auch,<br />

dass die Arbeitsbedingungen in allen Spitälern<br />

des Kantons vergleichbar sein müssen.<br />

Der Kanton Bern wird dies allerdings<br />

<strong>2014</strong> erstmals kontrollieren. Erst danach<br />

wissen wir, was «vergleichbar» genau bedeutet.<br />

Leider hat das Inselspital den GAV bis heute<br />

nicht unterzeichnet, weshalb er dort<br />

nicht gilt. Dank guter Sozialpartnerschaft<br />

sind die Bedingungen aber grösstenteils<br />

vergleichbar. Die 46-Stunden-Woche für<br />

Oberärzte wird allerdings erst auf 2016<br />

eingeführt. Die Insel gewährt zudem einen<br />

Tag weniger Ferien und nur 30 Minuten<br />

bezahlte Pause bei einer Arbeitszeit<br />

von mehr als neun Stunden pro Tag. Gemäss<br />

GAV wird eine Stunde Pause bezahlt.<br />

Award:<br />

«Attraktivster<br />

Arbeitgeber<br />

der Schweiz»<br />

Das Inselspital hat die Auszeichnung als<br />

«attraktivster Arbeitgeber der Schweiz» im<br />

Medizinbereich gewonnen. Das Topranking<br />

des Inselspitals stützt sich auf breit<br />

angelegte Befragungen von Medizinstudierenden<br />

und Studierenden im Bereich<br />

Pflege und medizinisch-therapeutischen<br />

und medizinisch-technischen Berufe.<br />

Dabei waren den Studierenden folgende<br />

fünf Kriterien für die Attraktivität eines<br />

Arbeitgebers besonders wichtig:<br />

1. Respektvolle und wertschätzende Unternehmenskultur<br />

2. Interessante und abwechslungsreiche<br />

Arbeitsinhalte<br />

3. Angenehme Arbeitsumgebung<br />

4. Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

5. Vereinbarkeit von Arbeit und persönlichen<br />

Interessen<br />

Vergeben wurde der Arbeitgeber-Award<br />

von der Firma Universum, welche jährlich<br />

die Top 100 Schweizer Unternehmen aus<br />

verschiedenen Branchen listet. Die Kategorie<br />

Medizin/Gesundheit wurde dieses<br />

Jahr zum ersten Mal bewertet.<br />

Der <strong>VSAO</strong> Bern gratuliert zu dieser Auszeichnung<br />

und kann nur hoffen, dass bei<br />

einer Befragung der Mitarbeitenden ein<br />

ähnlich gutes Resultat erzielt würde. ■<br />

Neuer Filmclip<br />

Im September wird ein neuer Filmclip<br />

«Arbeitsplatz Spital» zum Thema Weiterbildung/Arbeitszeit<br />

veröffentlicht.<br />

Die Links zum neuen und den bisherigen<br />

Clips findet ihr auf unserer Website<br />

www.vsao-bern.ch<br />

Sektion Genf<br />

Neuer Vorstand<br />

Unser Vorstand umfasst derzeit folgende<br />

Mitglieder: Christophe Gallay (Kopräsident<br />

ad interim), Hervé Spechbach (Kopräsident<br />

ad interim), Thomas Agoritsas,<br />

Stéphanie Alzuphar, Yan Beauverd, Marie-José<br />

Daly, Sylvain De Lucia, Anne-<br />

Laure Germond-Goncerut, Jérôme Goncerut,<br />

Daminao Mugnai, Sandra Marras,<br />

Natacha Premand, Laetitia Ribordy, Tatiana<br />

Roiron. Sie sitzen in zahlreichen<br />

Kommissionen: in der HUG (paritätische<br />

Kommission HUG-AMIG Yan Beauverd),<br />

im medizinischen Beirat (Natacha Premand),<br />

in der Kommission für Gesundheit<br />

und Arbeitssicherheit (Natacha Premand),<br />

im Treffen Gewerkschaften-<br />

Direktion (Hervé Spechbach, Christophe<br />

Gallay), an der medizinischen Fakultät<br />

(Fakultätsbeirat, Christophe Gallay),<br />

Kommission für Lehre und Forschung<br />

(Christophe Gallay), Berufungskommission<br />

(Hervé Spechbach), im Genfer Ärzteverband<br />

(Yan Beau verd), bei der kantonalen<br />

Gesundheitsdirektion (quadripartite<br />

Kommis sion, Hervé Spechbach),<br />

im Departement für regionale Angelegenheiten,<br />

Wirtschaft und Gesundheit<br />

(DARES, Yan Beauverd, Hervé Spechbach)<br />

und auf Bundesebene in der Delegiertenversammlung<br />

der FMH (Christophe<br />

Gallay, Hervé Spechbach), im<br />

<strong>VSAO</strong>-Geschäftsausschuss (Christophe<br />

Gallay, Hervé Spechbach) und im <strong>VSAO</strong>-<br />

Zentralvorstand (Christophe Gallay, Hervé<br />

Spechbach). Natürlich könnten die<br />

Aktivitäten noch weiter ausgebaut werden.<br />

Wir sind daher immer auf der Suche<br />

nach neuen Mitgliedern!<br />

Neuer Auftritt<br />

Die AMIG war rasant ins neue Jahr gestartet.<br />

Im Fokus unserer Arbeit stand zunächst<br />

die Steigerung unseres Bekanntheitsgrades:<br />

mit einer neuen Website, einem<br />

neuen grafischen Auftritt und der<br />

verstärkten Präsenz in den sozialen Netzwerken.<br />

All dies geschah unter der Leitung<br />

unseres früheren Präsidenten, Alexis Zawodnik.<br />

Gerne laden wir Euch ein, unse-<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

17


<strong>VSAO</strong><br />

re neue Website zu besuchen (www.amig.<br />

ch). Die Jobplattform, die wir gemeinsam<br />

mit der Sektion Waadt betreiben, ist eine<br />

besonders häufig besuchte Rubrik. In dieser<br />

sind Stellenangebote, inklusive Teilzeitstellen,<br />

der Kantone Waadt und Genf<br />

aufgeführt.<br />

Rechtsberatung<br />

Seit Beginn des Jahres nimmt Fürsprecher<br />

Christian Bruchez an unseren Sitzungen<br />

teil. Er berät uns in wichtigen juristischen<br />

Angelegenheiten und hat bereits mehrere<br />

Fälle effizient und rasch bearbeitet. Alle<br />

unsere Mitglieder haben übrigens Anrecht<br />

auf eine kostenlose Erstberatung, und dies<br />

in der Regel innerhalb von 48 Stunden.<br />

Arbeitsbedingungen<br />

und Politik<br />

In den vergangenen Monaten haben wir<br />

zweimal die ärztliche Leitung der Hôpitaux<br />

Universitaires de Genève getroffen.<br />

Dabei haben wir sie insbesondere auf eine<br />

Reihe von Massnahmen hingewiesen, die<br />

wir demnächst umgesetzt sehen möchten.<br />

Die Mehrheit der Vorschläge sind nicht<br />

pekuniärer Art, sondern betreffen die Arbeitsbedingungen,<br />

die Einrichtung von<br />

Teilzeitangeboten, die strukturierte Weiterbildung,<br />

die Karriereplanung, die Anerkennung<br />

der Arbeit und die Ergonomie<br />

am Arbeitsplatz. Wir möchten, dass die<br />

Assistenz- und Oberärzte der HUG stolz<br />

darauf sind, beim grössten Arbeitgeber des<br />

Kantons arbeiten zu dürfen.<br />

Auf politischer Ebene, haben wir uns bei<br />

zwei Kampagnen engagiert. Im Februar<br />

hatte die AMIG offiziell gegen die Initiative<br />

«Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache»<br />

Stellung genommen. Sie tat dies mit einem<br />

Büchlein mit Empfehlungen sowie Plakaten.<br />

Im Juni hat der Vorstand der AMIG<br />

beschlossen, die Initiative für eine öffentliche<br />

Krankenkasse mithilfe von ähnlichen<br />

Massnahmen zu unterstützen. ■<br />

Sektion Neuenburg<br />

Erste Gespräche<br />

In La Chaux-de-Fonds sind die Ärzte mit<br />

einer Zunahme der Bettenzahl ohne entsprechende<br />

Stellenaufstockung bei den<br />

Assistenzärztinnen und -ärzten und einer<br />

wenig effizienten Digitalisierung des klinischen<br />

Prozesses konfrontiert. Auf ihre<br />

Initiative hin hat in Neuenburg ein erstes<br />

Treffen zwischen den Kollegen aus dem<br />

oberen und unteren Kantonsteil stattgefunden.<br />

In einem Kanton, in welchem die<br />

beiden Teile nur mit Mühe einen Dialog<br />

führen können, insbesondere im Gesundheitsbereich,<br />

ist ein solches Treffen ein<br />

bemerkenswertes Ereignis. Die Diskussion<br />

hat aufgezeigt, dass die Schwierigkeiten<br />

im oberen und unteren Kantonsteil Ähnlichkeiten<br />

und Unterschiede aufweisen.<br />

Beim Treffen wurde aber vor allem ein<br />

wichtiger Entscheid gefällt: Künftig sollen<br />

die effektiven Arbeitszeiten in sämtlichen<br />

öffentlichen Spitälern des Kantons erfasst<br />

werden. Damit wird man anhand konkreter<br />

Zahlen aufzeigen können, in welchem<br />

Ausmass die Arbeitsbelastung aufgrund<br />

des neuen Informatiksystems und der<br />

Zunahme der Bettenzahl gestiegen ist.<br />

Zudem werden wir auch die Einhaltung<br />

des Arbeitsgesetzes, der entsprechenden<br />

Verordnungen und des Gesamtarbeitsvertrages<br />

beurteilen können. Wir bitten all<br />

unsere Mitglieder, die zugestellten Formulare<br />

auszufüllen. Nur so können wir diese<br />

wichtigen Informationen sammeln. Falls<br />

Sie Fragen haben oder Formulare benötigen,<br />

zögern Sie nicht, mit uns Kontakt<br />

aufzunehmen.<br />

Inspektionen<br />

Diese Datensammlung steht in Zusammenhang<br />

mit den Inspektionen, die vom<br />

Kantonalen Arbeitsinspektorat und dem<br />

SECO im Hôpital Neuchâtelois durchgeführt<br />

wurden. Es fand ein Treffen mit den<br />

Arbeitgebern, aber nicht mit den Arbeitnehmern<br />

statt. Die AMINE hat deshalb<br />

mit den Inspektoren Kontakt aufgenommen.<br />

Sie wird sich darum bemühen, an<br />

den Gesprächen teilnehmen zu können.<br />

Die gesammelten Daten zu den Arbeitszeiten<br />

werden gezielte und unverfälschte<br />

Informationen liefern.<br />

Gesamtarbeitsvertrag<br />

Die Sommerferien haben die Arbeiten in<br />

Zusammenhang mit den Verhandlungen<br />

für den GAV etwas verzögert. Es bleiben<br />

jedoch nur noch wenige Punkte, die geregelt<br />

werden müssen. Wir sind also fast am<br />

Ziel. Schon bald wird ein neuer GAV die<br />

Arbeitsbedingungen aller Assistenz- und<br />

Oberärzte in den öffentlichen Spitälern im<br />

Kanton (Hôpital Neuchâtelois et Centre<br />

Neuchâtelois de Psychiatrie) regeln.<br />

Medienpräsenz<br />

In den vergangenen Monaten war die<br />

AMINE auch mehrmals in den Medien<br />

präsent. In der Tageszeitung «L’Express»<br />

ist ein Beitrag zur guten Qualität der Weiterbildung<br />

erschienen. Zudem hat das<br />

Radio RTS (Radio Télévision Suisse) eine<br />

Reportage vor Ort zu den Arbeitsbedingungen<br />

der Assistenzärzte des Hôpital<br />

Pourtalès realisiert. Dieses Medienecho ist<br />

wichtig, um die Aufmerksamkeit des breiten<br />

Publikums auf die momentane Situation<br />

unserer Mitglieder zu lenken und<br />

gewisse Vorurteile gegenüber den Ärzten<br />

aus dem Weg zu räumen.<br />

So sollte sich die Zukunft der Assistenzund<br />

Oberärztinnen und -ärzte des Kantons<br />

Neuenburg demnächst erhellen, trotz<br />

dem schlechten Wetter! ■<br />

Olivier Clerc, Präsident AMINE<br />

18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

Sektion Zürich<br />

Keine zeitgemässen<br />

Arbeitszeiten<br />

für Stadtzürcher Oberärzte am<br />

Triemli- und am Waidspital in Sicht<br />

An den meisten Spitälern der Schweiz gelten<br />

50 Stunden pro Woche auch für die<br />

Oberärzte und Oberärztinnen als Höchstarbeitszeit.<br />

Dieser Standard wird an den<br />

Zürcher Stadtspitälern Triemli und Waid<br />

deutlich verfehlt – dort gelten nach wie<br />

vor 65 Stunden pro Woche für Oberärzte<br />

mit Privathonoraren und 55 Stunden für<br />

jene ohne Privathonorare. Ohne Privathonorare<br />

sind die Löhne an den Zürcher<br />

Stadtspitälern allerdings nicht konkurrenzfähig.<br />

Vor mehr als zehn Jahren wurde im Zürcher<br />

Gemeinderat eine Motion eingereicht,<br />

welche dem gesamten städtischen<br />

Personal die Arbeits- und Ruhezeiten<br />

gemäss Arbeitsgesetz hätte bringen sollen.<br />

Der Stadtrat von Zürich hat sich stets<br />

dagegen gewehrt. Zwar hat der Gemeinderat<br />

die Motion im Jahre 2012 sinngemäss<br />

gutgeheissen. Doch schlägt der<br />

Stadtrat mit Weisung vom Mai <strong>2014</strong> bereits<br />

wiederum eine Abweisung vor, verbunden<br />

sogar noch mit einer zusätzlichen<br />

Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.<br />

Die bisherige Sollarbeitszeit<br />

der Oberärzte soll nämlich von 41 auf<br />

50 Stunden pro Woche angehoben werden<br />

... Mehrzeit über 55 oder 65 Stunden<br />

soll also künftig noch schlechter abgegolten<br />

werden, falls es überhaupt zu einer<br />

finanziellen Kompensation kommt.<br />

132 städtische Oberärztinnen und Oberärzte<br />

haben im Juli mit einer Petition<br />

beim Stadtrat von Zürich Verhandlungen<br />

mit dem <strong>VSAO</strong> ZH mit dem Ziel einer deutlichen<br />

Senkung der Arbeitszeiten verlangt.<br />

Der <strong>VSAO</strong> ZH ersucht seit Monaten um ein<br />

Sistieren des Geschäfts beim Gemeinderat<br />

und um die Aufnahme von Verhandlungen.<br />

Ob es dazu kommt, war bei Redaktionsschluss<br />

noch unklar. Immerhin ist<br />

dem <strong>VSAO</strong> ZH ein halbstündiges Gespräch<br />

mit der zuständigen Stadträtin eingeräumt<br />

worden.<br />

■<br />

Dr. iur. Rudolf M. Reck,<br />

Präsident und Geschäftsführer<br />

Verband Zürcher Spitalärzte und<br />

-ärztinnen <strong>VSAO</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

19


<strong>VSAO</strong><br />

§<br />

Rechtsberatung<br />

Das Arbeitszeugnis<br />

Ich arbeite seit zwei Jahren<br />

in einem Spital in der Südostschweiz.<br />

Ich habe nun<br />

gekündigt, um eine neue<br />

Stelle anzutreten. Der Arbeitgeber<br />

weigert sich, mir<br />

ein Arbeitszeugnis auszustellen,<br />

und verweist auf<br />

das FMH-Zeugnis. (Dieses<br />

wurde mir ausgestellt, damit<br />

ich meine Zeit als Assistenzarzt<br />

an meine Ausbildung<br />

zum Facharzt<br />

anrechnen lassen kann.) Ist<br />

das korrekt?<br />

Samuel Nadig, Sektionsjurist und Geschäftsführer<br />

<strong>VSAO</strong> Graubünden<br />

Das Verhalten des Arbeitgebers ist unzulässig.<br />

Das Arbeitszeugnis muss durch den<br />

Arbeitgeber ausgestellt werden. Es hat in<br />

erster Linie eine Auskunftsfunktion bei<br />

der Stellensuche und dient zukünftigen<br />

Arbeitgebern als Hilfsmittel zur Personalrekrutierung.<br />

Dies steht im Kontrast zu<br />

einer Mitarbeiterbeurteilung, welche nur<br />

intern verwendet wird und bei der Ziele<br />

wie Potentialnutzung, Verbesserung der<br />

Arbeitsqualität und des Arbeitserfolges im<br />

Vordergrund stehen.<br />

Damit der Zweck als Auskunftsmittel bei<br />

der Stellensuche erfüllt werden kann,<br />

müssen im Arbeitszeugnis bestimmte Informationen<br />

festgehalten werden: Zuerst<br />

sind dies die Personalien des Arbeitnehmers,<br />

die Dauer und die Art der Anstellung<br />

und selbstverständlich die Funktion und<br />

die wahrgenommenen Aufgaben des Arbeitnehmers.<br />

Allfällige Beförderungen<br />

müssen ebenfalls genannt werden. Wichtige<br />

Bestandteile des Zeugnisses sind die<br />

Leistungsbeurteilung in Bezug auf Qualität,<br />

Effizienz und Fachwissen sowie die<br />

Beurteilung des Verhaltens, sowohl gegenüber<br />

Kollegen als auch gegenüber Vorgesetzten.<br />

Darüber hinaus können besondere<br />

Kenntnisse, wie zum Beispiel der Umgang<br />

mit technischen Geräten, aufgelistet<br />

werden.<br />

Jeder Arbeitnehmer in der Schweiz hat<br />

Anspruch auf ein Arbeitszeugnis und<br />

kann ein solches jederzeit ohne Begründung<br />

von seinem Arbeitgeber verlangen.<br />

Dies hält Artikel 330a des Obligationenrechts<br />

(OR) ausdrücklich fest. Üblich sind<br />

Zeugnisse zum Zeitpunkt eines Stellenaustrittes,<br />

sogenannte Schlusszeugnisse,<br />

sowie Zeugnisse während einer Anstellung,<br />

die als Zwischenzeugnisse bezeichnet<br />

werden. Es wird angeraten, ein Zwischenzeugnis<br />

beim Arbeitgeber zu verlangen,<br />

wenn gewichtige Änderungen anstehen,<br />

wie eine Entwicklung der eigenen<br />

Anstellung (neue Funktion, Beförderung)<br />

oder wenn der Vorgesetzte wechselt. Es<br />

besteht auch die Möglichkeit, bloss eine<br />

Arbeitsbestätigung zu verlangen. Darin<br />

werden sämtliche Beurteilungen zur Leistung<br />

und zum Verhalten weggelassen. Die<br />

Entscheidung, welche Zeugnisart ausgestellt<br />

werden soll, liegt allein beim Arbeitnehmer.<br />

Wenn ein Vollzeugnis verlangt<br />

wird, muss ein solches vom Arbeitgeber<br />

auf alle Fälle ausgestellt werden.<br />

Für den Arbeitgeber bestehen bestimmte<br />

inhaltliche Anforderungen an das Arbeitszeugnis.<br />

Es muss vollständig sein, der<br />

Wahrheit entsprechen und wohlwollend<br />

sein. Das wirtschaftliche Fortkommen des<br />

Arbeitnehmers darf nicht unnötig erschwert<br />

werden. Das Wahrheitsgebot steht<br />

aber immer über dem Anspruch auf Wohlwollen.<br />

Ein FMH-Zeugnis kann ein Arbeitszeugnis<br />

nicht vollständig ersetzen. Das FMH-<br />

Zeugnis wird auf dem Weg zum Facharzt<br />

vom verantwortlichen Leiter der Weiterbildungsstätte<br />

ausgestellt. Es muss die gesetzlichen<br />

Regelungen zum Arbeitszeugnis<br />

nicht einhalten. Ziel ist einerseits ein<br />

Feedback an den Assistenzarzt, andererseits<br />

die Mitteilung an die FMH zur Anrechenbarkeit<br />

an die Weiterbildung. Damit<br />

ist zwar auch das FMH-Zeugnis eine Beurteilung<br />

der Arbeitsleistung, aber die<br />

unterschiedlichen Ziele und ein anderer<br />

beabsichtigter Adressat sind gewichtige<br />

Unterschiede.<br />

Deshalb denken Sie daran, ein Arbeitszeugnis<br />

von Ihrem Arbeitgeber zu verlangen,<br />

spätestens auf Ende Ihres Arbeitsverhältnisses.<br />

Es wird Ihnen auf dem Arbeitsmarkt<br />

sicher weiterhelfen. ■<br />

<strong>VSAO</strong> Spitalplattform<br />

– Suchen Sie nach einem Spital in der Schweiz?<br />

– Möchten Sie wissen, welche Spitäler eine Weiterbildungsstätte in Ihrer Fachrichtung<br />

haben?<br />

– Gibt es bei Ihrem zukünftigen Arbeitgeber eine hauseigene KiTa?<br />

Antworten auf Ihre Fragen finden Sie auf der <strong>VSAO</strong> Spitalplattform. Direkt unter<br />

http://spitalplattform.vsao.ch oder unter der Rubrik «Spitalplattform» auf der <strong>VSAO</strong><br />

Homepage!<br />

20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

-Inside<br />

Christophe Gallay<br />

Wohnort: Genf<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit: 2010, im GA seit<br />

Februar <strong>2014</strong><br />

Arbeitsort: Assistenzarzt im<br />

Universitätsspital Genf<br />

Der <strong>VSAO</strong> für Dich in drei Worten:<br />

innovativ, dynamisch, engagiert<br />

Christophe Gallay ist zusammen mit Karin<br />

Etter das jüngste Mitglied des <strong>VSAO</strong>-<br />

Geschäftsausschusses. Bereits während<br />

seines Studiums engagierte sich Christophe<br />

Gallay mit viel Herzblut als Präsident<br />

der AEMG (association des étudiants<br />

en médecine de Genève). Er merkte somit<br />

schon früh, dass ihm Verbandsarbeit liegt.<br />

Die logische Konsequenz war, dass er nach<br />

Antritt seiner ersten Assistenzarztstelle die<br />

Funktion als Vizepräsident der <strong>VSAO</strong>-<br />

Sektion Genf übernahm. Zudem engagiert<br />

er sich in der paritätischen Kommission<br />

von Unispital Genf (HUG) und medizinischer<br />

Fakultät der Universität Genf zur<br />

ärztlichen Aus- und Weiterbildung. Er ist<br />

auch Mitglied der Delegiertenversammlung<br />

der FMH.<br />

Christophe Gallay erkannte, dass er als<br />

Mitglied des Geschäftsausschusses des<br />

<strong>VSAO</strong> Schweiz das Umfeld, in welchem er<br />

die nächsten paar Jahre arbeiten wird,<br />

mitgestalten kann. Entsprechend stellte er<br />

sich im April <strong>2014</strong> zur Wahl in den <strong>VSAO</strong>-<br />

Geschäftsausschuss. Er möchte das Arbeitsumfeld<br />

der Spitalärzte stärker auf<br />

deren Bedürfnisse (Stichwort: Work-Life-<br />

Balance) ausrichten.<br />

Die ärztliche Weiterbildung ist Christophe<br />

Gallay ein grosses Anliegen, er interessiert<br />

sich aber auch für das Management von<br />

Spitälern und für das Gesundheitssystem<br />

allgemein. Dies war auch der Grund, weshalb<br />

er in seinem letzten Jahr als Medizinstudent<br />

am HEC (Département des<br />

hautes études commerciales) eine Zusatzausbildung<br />

im Bereich des Managements<br />

von Gesundheitsinstitutionen machte. Für<br />

ihn ist klar, dass die täglichen Reibereien<br />

im Spitalalltag in direktem Zusammenhang<br />

mit Strukturproblemen stehen: Vorgesetzte<br />

verfügen zwar häufig über exzellentes<br />

medizinisches Wissen, haben aber<br />

oftmals leider keine oder nur wenig Ahnung<br />

von Organisation.<br />

Nach Abschluss der Assistenzzeit möchte<br />

er einen etwas weniger «klinischen» Weg<br />

einschlagen und eventuell einen MBA,<br />

MHA, MPH oder ein PhD absolvieren. Dies<br />

in der Hoffnung, dadurch auch mehr Zeit<br />

zu haben für sein Engagement beim<br />

<strong>VSAO</strong>, für ein feines Essen, das er notabene<br />

selber zubereitet, für eine gute Lektüre<br />

oder auch für einen Telemarkskitag. Und<br />

irgendwann, ja irgendwann wird Christophe<br />

Gallay ein Gasthaus eröffnen, wenn<br />

nicht jetzt, dann spätestens nach der Pensionierung.<br />

■<br />

Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />

Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />

Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />

erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

21


<strong>VSAO</strong><br />

Rolando «Andy» Robles<br />

Wohnort: Bern<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit: Juni <strong>2014</strong><br />

Funktion im <strong>VSAO</strong>: Sachbearbeiter<br />

Service und Projekte, Bern<br />

Der <strong>VSAO</strong> für Dich in drei Worten:<br />

offen, hilfsbereit, familiär<br />

Seit Kindsbeinen trägt er sie, heute besitzt<br />

er 200 Paar davon und wird ganz leidenschaftlich,<br />

wenn er darüber spricht: Sneakers!<br />

Rolando Robles bezeichnet sich<br />

selbst als Sneaker-Fanatiker und erklärt<br />

noch so gerne alle Details zu Sohle,<br />

Schnürsenkel, Marken, Material etc. Und<br />

wussten Sie, dass es sogar eine Messe speziell<br />

für Sneakers gibt, wo sich die Szene<br />

trifft, um neue Sneakers zu kaufen, alte<br />

zu tauschen oder zu verkaufen und um<br />

sich über die aktuellsten Trends zu informieren?<br />

In seiner Freizeit muss er denn<br />

auch hin und wieder Ordnung und Übersicht<br />

in seine Schuhsammlung bringen.<br />

Trotzdem weiss Andy stets, welches Paar<br />

er besitzt und welches (noch) nicht. Es sei<br />

schon vorgekommen, dass er ein Paar<br />

gekauft habe, nur um es Jahre später wieder<br />

zu verkaufen – notabene ohne es auch<br />

nur einmal getragen zu haben. Er habe<br />

dabei noch einen stattlichen Gewinn einfahren<br />

können, erklärt er mit einem verschmitzten<br />

Ausdruck.<br />

Zum <strong>VSAO</strong> ist Rolando Robles durch einen<br />

glücklichen Zufall gestossen. Das Stelleninserat<br />

habe ihn auf Anhieb angesprochen.<br />

Zuvor war Andy lange Jahre in der<br />

Hotellerie tätig. Eine logische Konsequenz;<br />

schliesslich hatte er zuvor an der Feusi-<br />

Schule Bern die Ausbildung zum touristischen<br />

Kaufmann absolviert. Als einer der<br />

wenigen seiner Klasse hatte er sich nämlich<br />

entschieden, das Zusatzfach Tourismus<br />

zu besuchen, obwohl dies zusätzlichen<br />

Druck bedeutete. Damit legte er aber<br />

den Grundstein für seine abwechslungsreiche<br />

berufliche Laufbahn, welche als<br />

Erstes in keinem geringeren Lehrbetrieb<br />

als dem Mont Cervin Palace in Zermatt<br />

startete. Dass er anschliessend noch im<br />

Schweizerhof in Bern und im Grand Casino<br />

arbeitete, sei nur am Rande notiert.<br />

Angestellt sein in renommierten Betrieben<br />

hat jedoch auch seine Kehrseiten. Da seine<br />

ganze Familie im Gesundheitswesen tätig<br />

ist, war es für Andy ein Leichtes, sich für<br />

einen Branchenwechsel zu entscheiden.<br />

Diesbezüglich erste Erfahrungen hatte er<br />

bereits bei der Krankenversicherung Sanitas<br />

als Kundenberater gemacht, bevor er<br />

im Juni <strong>2014</strong> zum <strong>VSAO</strong> wechselte.<br />

Im Zentralsekretariat des <strong>VSAO</strong> verstärkt<br />

Rolando Robles die Abteilung Service und<br />

Projekte. Er wirkt im Mitgliedschaftswesen<br />

mit, entlastet die Leiterin der Abteilung<br />

bei Geschäften der Buchhaltung und<br />

ist zudem erste Ansprechperson bei Fragen<br />

rund um die Plattform Sharepoint. In der<br />

familiären Atmosphäre des Zentralsekretariats<br />

fühlt er sich sehr wohl. Sein Hauptanliegen<br />

ist, den Mitgliedern einen reibungslosen<br />

Service zu bieten – von Kopf<br />

bis Schuh.<br />

■<br />

COACHING<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben<br />

Telefonische Beratung:<br />

044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />

Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />

meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />

bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />

22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


fokus ▶ Wettbewerb<br />

Wenn die Wunderwaffe versagt<br />

Patienten sind keine Kunden und Spitäler keine Schuhgeschäfte: Was andernorts spielt, ist<br />

im Gesundheitswesen fehl am Platz. Perverse Anreize durch künstliche Wettbewerbe sorgen<br />

nicht für eine Verbesserung der Leistung und Effizienz. Im Gegenteil: Sie führen zu höheren<br />

Kosten und schlimmstenfalls zu einer schlechteren Versorgung.<br />

Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

Wettbewerb wird heute allgemein als eine<br />

grossartige Sache betrachtet. Denn Wettbewerb,<br />

so meint man, bedeute, dass sich<br />

der Beste, die Beste oder das Beste durchsetzt<br />

und alle sich stets bemühen, immer<br />

noch besser zu werden. Folglich hat sich<br />

der Glaube verbreitet, dass die Inszenierung<br />

künstlicher Wettbewerbe auch in<br />

jenen Bereichen der Wirtschaft für immer<br />

mehr Leistung und Effizienz sorgen wird,<br />

wo es keine Märkte gibt. Das betrifft vor<br />

allem auch das Gesundheitswesen, wo<br />

künstliche Wettbewerbe um ein möglichst<br />

gutes Abschneiden bei bestimmten Kennzahlen<br />

gang und gäbe sind.<br />

Wettbewerb soll's richten<br />

Über lange Zeit wurden Ärzten einfach<br />

ihre Behandlungskosten von den Krankenkassen<br />

bezahlt, und Spitäler wurden<br />

nach den von ihnen erbrachten Leistungen<br />

entschädigt. Ein solches System setzt<br />

allerdings keinen Anreiz, effizient zu arbeiten<br />

oder besonders qualitativ hochstehende<br />

Leistungen zu erbringen, da man<br />

seine Kosten ja unbeschränkt abrechnen<br />

kann und die Qualität der Leistung nicht<br />

berücksichtigt wird. Seit geraumer Zeit<br />

glaubt man deshalb auch hier, die neue,<br />

angebliche Wunderwaffe der künstlich<br />

inszenierten Wettbewerbe einsetzen zu<br />

können, um mehr Effizienz und bessere<br />

Qualität zu erzielen. Ein erster Schritt in<br />

diese Richtung ist auch in der Schweiz<br />

bereits erfolgt: die Einführung von Fallpauschalen.<br />

Seit dem Jahr 2012 haben wir<br />

dieses System ebenfalls in der Schweiz<br />

(Swiss DRG). Stationäre Behandlungen in<br />

Spitälern werden pauschal mit einem<br />

fixen Betrag abgegolten, egal wo und wie<br />

die Behandlung erfolgt. Auf diese Weise<br />

sollte ein Kostenwettbewerb zwischen den<br />

Spitälern in Gang gesetzt werden. Wenn<br />

nämlich für einen bestimmten Fall, wie<br />

zum Beispiel eine Blinddarmentfernung,<br />

überall gleich viel Geld (die Fallpauschale)<br />

bezahlt wird, dann müsste ein Anreiz<br />

bestehen, diesen Fall zu möglichst geringen<br />

Kosten abzuwickeln bzw. diesen Fall<br />

dort nicht mehr zu behandeln, wo es sich<br />

wegen zu hoher Kosten nicht mehr lohnt.<br />

So zumindest argumentierten die Befürworter<br />

dieses Systems.<br />

In Wirklichkeit wusste man im Jahr 2012<br />

aber bereits etwas ganz anderes. Wie langjährige<br />

Erfahrungen im Ausland zeigen,<br />

führen Fallpauschalen nicht zu Kostensenkungen,<br />

sondern zu Kostenerhöhungen.<br />

Diese Erfahrungen wurden in der<br />

Schweiz jedoch geflissentlich ignoriert. So<br />

können wir die negativen Folgen bereits<br />

nach zwei Jahren spüren. Gemäss neuester<br />

Zahlen von santésuisse setzte sich das<br />

seit langem vorhandene Kostenwachstum<br />

bei stationären Behandlungen nach der<br />

Einführung der Fallpauschalen in verstärktem<br />

Ausmass fort. Und bei den stationären<br />

Rehabilitationszentren stiegen die<br />

Kosten allein von 2012 auf 2013 um zehn<br />

Prozent an. Eine Überraschung ist das<br />

keineswegs. In Wirklichkeit «sparen» die<br />

Spitäler nach der Einführung von Fallpauschalen<br />

vor allem dadurch, dass sie<br />

ihre Kosten zulasten von Rehabilitationszentren,<br />

Pflegeheimen und der ambulanten<br />

Versorgung reduzieren, wo die Kosten<br />

dann entsprechend ansteigen. Und zweitens<br />

versuchen Spitäler, möglichst viele<br />

und möglichst hohe Fallpauschalen herauszuholen.<br />

OP-Weltmeister<br />

Den zweiten Effekt kann man vor allem<br />

in Deutschland erkennen. Dort wurden<br />

die Fallpauschalen bereits im Jahr 2004<br />

eingeführt mit teils drastischen Folgen.<br />

Allein von 2005 bis 2011 hat die Zahl der<br />

Operationen in den Krankenhäusern von<br />

12,1 Millionen auf 15,4 Millionen zugenommen,<br />

was einer Zunahme um rund<br />

27 Prozent entspricht. Und das besonders<br />

bei den Operationen, für die es hohe Fallpauschalen<br />

gibt. Das ist etwa der Fall bei<br />

Herzoperationen und auch bei Kniegelenk-<br />

und Hüftgelenkoperationen. Die<br />

Zahl der Knieoperationen nahm von 2005<br />

auf 2011 um rund 75 Prozent zu. So ist<br />

Deutschland inzwischen zum OP-Weltmeister<br />

geworden, nachdem es die Rolle<br />

des Exportweltmeisters an China abtreten<br />

musste.<br />

Da diese Effekte dermassen offensichtlich<br />

sind, werden sie inzwischen auch von den<br />

Verfechtern der Fallpauschalen nicht<br />

mehr bestritten. Diese versuchen stattdessen,<br />

die Zunahme mit Sondereinflüssen<br />

zu erklären. Im Onlineportal des Deutschen<br />

Ärzteblattes behauptet etwa der<br />

Hauptgeschäftsführer der Deutschen<br />

Krankenhausgesellschaft (DKG) Georg<br />

Baum, dass die enorme Zunahme der<br />

Operationszahlen einerseits mit dem demographischen<br />

Wandel und andererseits<br />

durch den medizinischen Fortschritt und<br />

durch die Qualität und Leistungsfähigkeit<br />

des Gesundheitssystems erklärt werden<br />

könne. Doch warum dann der Anstieg<br />

gerade seit dem Jahr 2005? Gab es ab diesem<br />

Jahr mehr technischen Fortschritt in<br />

der Medizin und setzte da ein neuer Qualitätsschub<br />

ein? Wohl kaum.<br />

Verdienen statt heilen<br />

Auch in der Schweiz wird versucht, das<br />

neueste Wachstum der Gesundheitskosten<br />

unabhängig von den Fallpauschalen<br />

zu begründen. So erklärt Verena Nold, die<br />

Direktorin von santésuisse, in einem Interview<br />

mit der «Handelszeitung» vom 15.<br />

Mai, dass der Kostenschub darauf zurückzuführen<br />

sei, dass mit den Fallpauschalen<br />

neu auch Investitionen und die<br />

nicht universitäre Ausbildung des Personals<br />

in Spitälern finanziert werden muss.<br />

Doch das ist letztlich nur ein Nebenschauplatz.<br />

Der entscheidende Punkt ist der folgende:<br />

Mit den Fallpauschalen wird die Logik des<br />

ganzen Gesundheitswesens umgekehrt.<br />

Früher bestand das Hauptziel eines Spitals<br />

darin, kranke Menschen zu heilen. Und<br />

24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


fokus ▶ Wettbewerb<br />

als Nebenbedingung musste man schauen,<br />

dass die Kosten nicht aus dem Ruder<br />

liefen. Mit der Einführung der Fallpauschalen<br />

wird die Erwirtschaftung eines<br />

möglichst guten finanziellen Resultates<br />

de facto zum Hauptziel eines Spitals. Umgekehrt<br />

werden die Patienten zunehmend<br />

zu einem Portfolio, das es zu optimieren<br />

gilt. Es geht darum, möglichst lukrative<br />

Patienten zu akquirieren und ihnen möglichst<br />

lukrative Diagnosen zu stellen. Und<br />

nicht lukrative Patienten gilt es möglichst<br />

schnell loszuwerden, zum Beispiel in dem<br />

man sie an Rehabilitationszentren weiterreicht.<br />

Fallpauschalen sind ein Beispiel für einen<br />

künstlich inszenierten Wettbewerb in einem<br />

Bereich, wo der Markt nicht spielt. Die<br />

eigentlichen Nachfrager nach medizinischen<br />

Dienstleistungen, also die Patienten,<br />

treten gar nicht in Erscheinung, und<br />

ihre Bedürfnisse spielen demzufolge auch<br />

keine Rolle. Die Hauptakteure bei diesem<br />

Wettbewerb sind die Spitäler, deren Anreiz<br />

darin besteht, sich über möglichst viele<br />

und möglichst lukrative Fallpauschalen<br />

zu finanzieren. Dass dadurch die gesamten<br />

Gesundheitskosten weiter steigen, ist<br />

dann nur die logische Folge. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

25


fokus ▶ Wettbewerb<br />

«Wettbewerb fördert Qualität»<br />

Die Filmwissenschafterin Reta Guetg kennt den Wettbewerb im Kulturbetrieb bestens. Als<br />

künstlerische Leiterin des internationalen Kurzfilmfestivals shnit entschied sie jahrelang über<br />

die Auswahl der gezeigten Filme. Zugleich kämpfte sie im harten Verdrängungswettbewerb<br />

um die knappen Fördergelder.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Marco Zanoni.<br />

Sind Sie ein kompetitiver<br />

Mensch?<br />

Reta Guetg: Nein, ich denke nicht.<br />

Grundsätzlich bin ich ein kooperativer<br />

Mensch und arbeite gerne in Teams. Aber<br />

offenbar muss man etwas in sich haben,<br />

wenn man etwas Aussergewöhnliches machen<br />

will. Etwas, das einen antreibt, an<br />

die Grenzen zu gehen.<br />

Das Aussergewöhnliche war in<br />

Ihrem Fall das internationale<br />

Kurzfilmfestival shnit. Sie<br />

waren zehn Jahre lang künstlerische<br />

Leiterin von shnit und<br />

mussten aus Tausenden von<br />

Einsendungen eine Auswahl<br />

von knapp hundert Filmen<br />

treffen. Wie lange brauchten<br />

Sie für die Selektion?<br />

Das Auswahlverfahren ist ein äusserst<br />

aufwändiger Prozess, da jeweils mehr als<br />

6000 Filme angemeldet werden. Jeden<br />

Sommer sitzt man wochenlang in einem<br />

Raum und sichtet über Stunden die eingereichten<br />

Beiträge.<br />

Wie lange darf ein Film<br />

an einem Kurzfilmfestival<br />

eigentlich sein?<br />

Das ist höchst umstritten. Eigentlich läuft<br />

alles, was unter sechzig Minuten lang ist,<br />

unter dem Begriff Kurzfilm. Der klassische<br />

Kurzfilm dauert in der Regel jedoch<br />

zwischen fünf und zwanzig Minuten. Bei<br />

shnit ziehen wir die Grenze bei vierzig<br />

Minuten.<br />

Das ist ein erstes Kriterium.<br />

Welche weiteren Kriterien<br />

bestimmen Ihre Auswahl?<br />

Das ist eine spannende und zugleich<br />

knifflige Frage. Letztlich ist es beim Film<br />

wie immer in der Kunst: Ein Werk spricht<br />

uns an oder nicht. Ein Funke muss überspringen,<br />

eine Kommunikation muss<br />

stattfinden. Bei einem Werk kann dies<br />

mehr auf der technischen Ebene geschehen,<br />

bei einem andern ist es die interessante<br />

Geschichte, die den Ausschlag gibt.<br />

Über die Jahre hinweg steigen natürlich<br />

die Ansprüche der Auswählenden, hat<br />

man doch schon so viel gesehen und kann<br />

immer besser vergleichen. Wenn man<br />

beispielsweise zum Thema Trennung bereits<br />

tausend Filme gesehen hat, muss der<br />

tausendunderste wirklich originell sein,<br />

damit man ihn am Festival zeigt. Exakte<br />

Kriterien aber existieren nicht.<br />

Kunst ist demnach nicht<br />

messbar?<br />

Nein, das ist sie nicht. Letztlich ist das<br />

Programm auch eine Frage der Ausrichtung.<br />

Der Kurzfilm besetzt eine Nische.<br />

Wir wollten diese Filme aus der Nische<br />

hervorholen und dem Publikum zeigen,<br />

dass solche Filme wie das «grosse Kino»<br />

funktionieren, dass sie unterhaltsam und<br />

zugänglich sind und nicht ausschliesslich<br />

Freunde des Experimentalfilms ansprechen.<br />

Am Ende des Festivals werden<br />

von einer internationalen<br />

Fachjury drei Filme ausgezeichnet,<br />

zudem gibt es zwei<br />

Publikumspreise. Haben aus<br />

Ihrer Sicht immer die Besten<br />

gewonnen?<br />

Jeder Film, den wir ins Programm aufnehmen,<br />

ist für uns ein Gewinner. Trotzdem<br />

teilte ich nicht zwingend immer die<br />

Meinung der Jury. Interessant sind auch<br />

die Abweichungen zwischen den Fachleu­<br />

Zur Person<br />

Reta Guetg (geb. 1983) hat das Studium der Filmwissenschaft, Publizistik und Linguistik<br />

in Zürich absolviert. Während mehr als zehn Jahren hat sie das Internationale<br />

Kurzfilmfestival shnit aufgebaut und als künstlerische Leiterin geführt. Daraus<br />

ist die Stiftung shnit FOUNDATION entstanden, welche den Kulturaustausch<br />

zwischen der Schweiz und anderen Ländern im Bereich der Filmkultur fördert. <strong>2014</strong><br />

erhält das Festival den renommierten Kulturpreis der Burgergemeinde Bern. Für die<br />

Anliegen der Filmschaffenden setzt sich Reta Guetg als Vorstandsmitglied des Branchenverbandes<br />

Bern für den Film ein. Ihre Leidenschaft für bewegte Bilder und<br />

Geschichten pflegt sie weiterhin als Freischaffende.<br />

26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


shnit: von Bern in die Welt<br />

2003 wurde in Bern erstmals das Kurzfilmfestival shnit durchgeführt.<br />

Es dauerte damals zwei Tage. Im Laufe der Zeit wuchs die<br />

Zahl der Austragungsorte sowie die Dauer des Festivals. Seit 2009<br />

wird das Festival international ausgerichtet. Heute werden an acht<br />

Spielorten in Europa, Asien, Afrika und Südamerika zeitgleich<br />

während zwölf Tagen die über hundert ausgewählten Filme gezeigt.<br />

Eine internationale Jury vergibt in drei Kategorien je einen<br />

«Flaming Faun»; der Preis ist mit 20 000 Franken dotiert. Daneben<br />

gibt es zwei Publikumspreise. Heute gehört shnit mit rund 40 000<br />

Besuchern zu den grössten Kurzfilmveranstaltungen weltweit.<br />

ten und dem Publikum. Die Experten<br />

sprechen oftmals Aspekten einen hohen<br />

Stellenwert zu, die das Publikum gar nicht<br />

interessieren. Dieses entscheidet zu Recht<br />

einfach, ob ihm ein Film gefällt oder<br />

nicht. Kommt hinzu, dass sich unter den<br />

Juroren eine Eigendynamik entwickelt. Je<br />

nach Zusammensetzung der Jury werden<br />

manchmal eher gefällige Filme ausgezeichnet,<br />

ein anderes Jahr liegen sperrige<br />

Werke vorn.<br />

Fördert Wettbewerb die<br />

Qualität?<br />

Ja, Wettbewerb fördert unabhängig vom<br />

jeweiligen Bereich die Entwicklung. Man<br />

sieht die Leistungen der Konkurrenten<br />

und kann evtl. von ihnen lernen. Dennoch<br />

ist es vor allem auch die eigene<br />

Triebkraft, die Qualität ermöglicht. In den<br />

kreativen Berufen ist dank des Internets<br />

eine riesige Palette von Werken aller Art<br />

zugänglich. Natürlich kann das auch<br />

hemmend wirken, sieht man doch, was<br />

alles bereits gemacht und unter Umständen<br />

besser gemacht worden ist, als man<br />

es selbst könnte. Gleichzeitig kann es aber<br />

auch ein Antrieb sein, die Herausforderung<br />

anzunehmen.<br />

Was bedeutet eine Auszeichnung<br />

an Ihrem Festival für die<br />

Gewinner?<br />

Kurzfilme sind oftmals ein Einstieg ins<br />

Filmschaffen, d.h., die meisten Kurzfilmer<br />

sind noch ziemlich jung und stehen am<br />

Beginn ihrer Karriere. Die Auszeichnungen<br />

sind mit je 20 000 Franken dotiert, das ermöglicht<br />

vielen, weiterzuarbeiten. Neben<br />

der Finanzspritze ist die Publizität wichtig.<br />

Die prämierten Filme werden an andern<br />

Festivals gezeigt und erreichen dadurch ein<br />

sehr grosses Publikum. Eine Auszeichnung<br />

am shnit wirkt wie eine Initialzündung:<br />

Viele der Ausgezeichneten fahren auf ihrem<br />

Weg weiter, kehren evtl. nach einigen Jahren<br />

wieder auf einem noch besseren Niveau<br />

ans Festival zurück oder können erstmals<br />

einen Kinofilm realisieren.<br />

Ihr Festival steht selbst in<br />

Konkurrenz zu andern<br />

Festivals. Wie erleben Sie<br />

diesen Wettbewerb?<br />

shnit entstand quasi am Küchentisch in<br />

Eigeninitiative. Im Freundeskreis wurden<br />

Filme gemacht, die wir einem etwas grösseren<br />

Publikum zeigen wollten. Von Beginn<br />

weg hatten wir viele Eingaben und ein interessiertes<br />

Publikum. In der ersten Zeit<br />

kümmerten wir uns wenig um Sponsoren<br />

oder Konkurrenten. Mit den Jahren nahm<br />

die Zahl der Besucher und der Filme enorm<br />

an und wir mussten versuchen, infrastrukturell<br />

mitzuhalten und die hierfür notwendigen<br />

Mittel aufzubringen.<br />

Im Kulturbetrieb herrscht ein harter Verdrängungskampf,<br />

vor allem ums Geld. Die<br />

Fördergelder sind begrenzt und es leuchtet<br />

ein, dass man nicht alles unterstützen<br />

kann und auch nicht muss. Uns wurde<br />

folglich schnell bewusst, dass niemand<br />

darauf gewartet hatte, ein Kurzfilmfestival<br />

zu finanzieren, zumal es in Winterthur<br />

bereits ein renommiertes Kurzfilmfestival<br />

gab. Wir mussten uns in den vergangenen<br />

Jahren wirklich die Sporen abverdienen<br />

und beweisen, dass shnit ein professionelles<br />

Festival ist. Letztes Jahr konnten wir<br />

nun erstmals eine Leistungsvereinbarung<br />

mit dem Bund für die kommenden Festivalausgaben<br />

eingehen. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

27


fokus ▶ Wettbewerb<br />

Anpassen statt kämpfen<br />

In der Natur gilt scheinbar das Gesetz des Stärkeren. Aber so banal ist die Sache nicht. Erfolgreich<br />

überlebt, wer am besten mit den jeweils herrschenden Bedingungen zurechtkommt. Und so wird<br />

der Kampf ums Dasein vielmehr zu einem Bemühen, bestehende Ressourcen optimal zu nutzen, als<br />

zu einem Wettbewerb zwischen Starken und Schwachen. Als Preis winkt der Fortpflanzungsvorteil.<br />

Prof. Dr. Christian Kropf, Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern<br />

Wer hat noch nicht vom «Kampf ums Dasein»<br />

in der Natur gehört? Demnach sollen<br />

die lebenden Organismen in einem<br />

gnadenlosen Wettbewerb stehen. Die Starken<br />

und Besseren sollen die Schwachen<br />

und Schlechteren eliminieren, «höher»<br />

entwickelte Tiere sollen die «niederen»<br />

Tiere verdrängen und so weiter.<br />

Diese leider weit verbreiteten Vorstellungen<br />

sind grundfalsch. Zunächst ist festzuhalten,<br />

dass der Begriff im Deutschen missverständlich<br />

ist: Im Jahr 1798 formulierte<br />

der britische Pfarrer und politische Ökonom<br />

Thomas Malthus seine Vorstellungen<br />

vom «struggle for life», was unglücklicherweise<br />

mit «Kampf ums Dasein» ins<br />

Deutsche übersetzt wurde. Malthus meinte<br />

damit jedoch vor allem einen Wettbewerb<br />

zwischen den Individuen einer Generation<br />

um begrenzte Ressourcen. Man<br />

beachte, dass die englische Sprache hier<br />

in feiner Weise zwischen einem «struggle»<br />

und einem «fight» differenziert. Der<br />

«struggle for life» ist normalerweise kein<br />

Kampf zwischen Individuen, sondern ein<br />

«Sichabmühen» der individuellen Organismen<br />

mit den jeweils herrschenden<br />

Bedingungen. Die Lektüre von Malthus’<br />

Werk war von entscheidender Bedeutung<br />

für die Entwicklung der Selektionstheorie<br />

durch Charles Darwin. Er hat den Begriff<br />

«struggle for life» in seinem berühmten<br />

Buch «On the origin of species» (1859)<br />

auch folgerichtig von Malthus übernommen.<br />

Fähigkeiten, Nahrung zu finden und sie<br />

mehr oder minder effizient zu verdauen,<br />

Geschlechtspartner zu finden und sich mit<br />

ihnen erfolgreich zu verpaaren, Krankheiten<br />

und Parasiten zu bekämpfen, Hunger,<br />

Hitze und Kälte zu ertragen oder vor<br />

Feinden zu fliehen. Die entscheidende<br />

Bedeutung der Verschiedenheit von Individuen<br />

einer Art oder Population als «Ausgangsmaterial»<br />

für Selektionsprozesse<br />

hatte vor Charles Darwin niemand in<br />

ihrer Tragweite erkannt.<br />

Die unterschiedliche Eignung der Individuen<br />

einer Generation resultiert in ihrer<br />

unterschiedlichen Fortpflanzung – gut<br />

geeignete Individuen pflanzen sich im<br />

allgemeinen besser fort als weniger gut<br />

geeignete. Diese Gesetzmässigkeit gilt jedoch<br />

– wie fast alles in der Biologie –<br />

«nur» statistisch. Auch ein sehr gut geeignetes<br />

Individuum kann durch einen Zufall<br />

umkommen, bevor es sich fortgepflanzt<br />

hat, und auch ein schlechter<br />

geeignetes kann sich beispielsweise bei<br />

wenig Konkurrenz erfolgreich vermehren.<br />

Der evolutionäre Wettbewerb wird also<br />

über den unterschiedlichen Fortpflanzungserfolg<br />

der einzelnen Individuen<br />

ausgetragen.<br />

Je blauer, desto besser<br />

Der australische Seidenlaubenvogel (Ptilonorhynchus<br />

violaceus) lebt im Regenwald<br />

von Nordostaustralien. Die blauviolett<br />

bis violettschwarz schillernden Männchen<br />

bauen am Waldboden aufwändige<br />

Lauben aus Ästen und Zweigen, die sie mit<br />

blauen Gegenständen dekorieren und die<br />

sie sogar mit dem Saft blauer Beeren anfärben.<br />

Blau ist im natürlichen Lebensraum<br />

des Vogels die seltenste Farbe. Entsprechend<br />

verwendet das Männchen viel<br />

Zeit und Energie auf das Aufsammeln<br />

blauer Blüten, Früchte usw., um damit<br />

seine Laube zu schmücken. Unterernähr­<br />

Umwelt entscheidet<br />

Da die Individuen einer Generation sich<br />

immer in verschiedenen Merkmalen unterscheiden,<br />

ist jedes Individuum auch<br />

unterschiedlich gut geeignet (englisch:<br />

fit), mit den jeweils herrschenden Bedingungen<br />

zurande zu kommen und im<br />

Wettbewerb um die gerade vorhandenen<br />

Ressourcen gut zu bestehen. So unterscheiden<br />

sich die verschiedenen Individuen<br />

einer Art beispielsweise in ihren<br />

28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


fokus ▶ Wettbewerb<br />

te oder kranke Männchen sind darin aus<br />

leicht einsehbaren Gründen weniger erfolgreich;<br />

entsprechend ist der Blauanteil<br />

ihrer Lauben geringer als bei gut genährten,<br />

gesunden Männchen. Auch ihr Gefieder<br />

schillert weniger blau, sondern schlägt<br />

in ein eher dumpfes Violettschwarz um.<br />

Die Weibchen dieses Vogels paaren sich<br />

normalerweise innerhalb einer Saison nur<br />

mit einem einzigen Männchen. Sie wählen<br />

ihren Partner sehr sorgfältig aus, und<br />

dabei spielen sowohl der Blauanteil an der<br />

Farbe der Laube als auch der des Gefieders<br />

des Männchens die entscheidenden Rollen.<br />

Männchen, die aufgrund ihrer individuellen<br />

Eigenschaften mit den herrschenden<br />

Bedingungen (Verfügbarkeit<br />

von Nahrung, Auftreten von Krankheitserregern<br />

und Parasiten) am besten zurande<br />

kommen, signalisieren dies dem Weibchen<br />

durch den Blauanteil ihrer Lauben<br />

und ihres Gefieders und erreichen damit<br />

einen höheren Fortpflanzungserfolg.<br />

Ausserdem bezieht sich die unterschiedliche<br />

Eignung der Individuen, wie schon<br />

gesagt, immer nur auf die jeweils herrschenden<br />

Bedingungen. Diese Bedingungen<br />

ändern nicht nur ständig, sondern sie<br />

können auch in verschiedenen Regionen<br />

sehr unterschiedlich sein. Daher gibt es in<br />

der Natur keine absolut «besseren» oder<br />

«höheren» Organismen, wie dies beispielsweise<br />

von rassistischen Ideologien<br />

stets behauptet wird. Ein und dasselbe<br />

Individuum kann also unter verschiedenen<br />

Bedingungen unterschiedlich gut<br />

geeignet sein und daher hängt auch sein<br />

Fortpflanzungserfolg von den gerade<br />

herrschenden Bedingungen ab.<br />

Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Sichelzellanämie,<br />

eine Erbkrankheit des Menschen,<br />

die ich hier nicht weiter erklären<br />

muss. Die mit der Sichelzellanämie verbundene<br />

Symptomatik lässt es schwer<br />

vorstellbar erscheinen, dass Träger des<br />

krankmachenden Gens im evolutionären<br />

Wettbewerb erfolgreicher sein könnten, als<br />

Gesunde. Und doch kann das zutreffen:<br />

In manchen Gebieten Afrikas, in denen<br />

die gefährlichste Form von Malaria (Malaria<br />

tropica) gehäuft auftritt, ist nämlich<br />

der Anteil Sichelzellanämischer an der<br />

Gesamtbevölkerung signifikant erhöht.<br />

«Gesunde», also Personen, die nicht Träger<br />

des Sichelzellanämiegens sind, haben<br />

in diesen Gebieten einen messbaren Selektionsnachteil.<br />

Der Grund dafür ist, dass<br />

die Sichelzellanämie Resistenz verleiht<br />

gegenüber der gefährlichen und oft tödlich<br />

endenden Malaria. In solchen Malariagebieten<br />

ist daher der Sichelzellanämische<br />

der «Bessere» im evolutionären<br />

Wettbewerb, derjenige, der sich mit höherer<br />

Wahrscheinlichkeit fortpflanzt!<br />

Partnerwahl via Nase<br />

Auch die Anteile genetisch verschiedener<br />

paarungsbereiter Weibchen gehören für<br />

die Männchen einer bestimmten Population<br />

zu diesen «unterschiedlichen Bedingungen».<br />

Der Schweizer Evolutionsbiologe<br />

Claus Wedekind hat herausgefunden, dass<br />

im individuellen menschlichen Körpergeruch<br />

Information über den zum Immunsystem<br />

gehörenden MHC-Genkomplex<br />

steckt. Dies ist insofern von Bedeutung, als<br />

schon lange bekannt ist, dass Nachkommen<br />

von Eltern mit ähnlichen Basensequenzen<br />

des MHC gesundheitlich benachteiligt<br />

sind. Wedekind konnte zeigen, dass<br />

Frauen den Körpergeruch von Männern<br />

mit ähnlichem MHC als unattraktiv empfinden,<br />

den von Männern mit einem von<br />

ihrem MHC stark verschiedenen MHC<br />

hingegen als sehr attraktiv. Dies bedeutet,<br />

dass ein und derselbe Mann für eine bestimmte<br />

Frau attraktiv sein kann, für eine<br />

andere hingegen nicht (was wir ja eigentlich<br />

schon immer dachten…). Dass Attraktivität<br />

in einer erhöhten Paarungswahrscheinlichkeit<br />

resultiert, liegt auf der<br />

Hand. Nicht einmal in der Liebe gibt es<br />

also absolut «bessere» oder «schlechtere»<br />

Individuen!<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

29


fokus ▶ Wettbewerb<br />

Alles DRG –<br />

doch was bedeutet das?<br />

Sie sind alltäglich und umstritten. Sie sollen für Transparenz, Vergleichbarkeit und Wettbewerb<br />

in der Schweizer Spitallandschaft sorgen und als Kostendämpfer wirken. Doch was steckt hinter<br />

den drei Buchstaben? Was sind DRG eigentlich, und wie funktioniert das Finanzierungssystem als<br />

Ganzes? Nachfolgend eine kleine Wegleitung durch den DRG-Dschungel.<br />

Lisa Loretan Krummen, Projektassistentin Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />

Bis 2011 war alles klar. Bis dahin wurden<br />

den Spitälern die Kosten mittels Tagespauschalen<br />

vergütet, und die Kantone deckten<br />

das Defizit der öffentlichen Spitäler. Seit<br />

dem 1. Januar 2012 jedoch werden in der<br />

Grundversicherung stationäre, akutsomatische<br />

Spitalleistungen nach Swiss-DRG-<br />

Fallpauschalen (Diagnosis Related<br />

Groups) abgerechnet. Das Tarifsystem gilt<br />

in der ganzen Schweiz, wodurch sich Spitalleistungen<br />

besser vergleichen lassen<br />

(sollen). Die Behandlungskosten sind direkt<br />

von den effektiven medizinischen<br />

Diagnosen abhängig und nicht wie bisher<br />

von der Verweildauer im Spital.<br />

Die Schweiz ist keine Pionierin in Sachen<br />

DRG. DRG werden seit Mitte der 1980er<br />

Jahre in verschiedenen Ländern zur Finanzierung<br />

verwendet. In den meisten<br />

Ländern werden die DRG spitalbezogen<br />

zur Verteilung von staatlichen Budgets<br />

bzw. Geldern von Versicherungen verwendet.<br />

Nicht so in Deutschland. Dort wurde<br />

das 2003 eingeführte G-DRG-System zu<br />

einem Fallpauschalensystem umgestaltet<br />

und wird seither zur Abrechnung von<br />

Preisen für die einzelnen Behandlungstypen<br />

der einzelnen Behandlungsfälle verwendet.<br />

Die Schweizer Version basiert auf<br />

dem System German DRG (G-DRG), es<br />

Wichtige Begriffe kurz erklärt<br />

DRG oder DRG-System<br />

Diagnosis Related Groups. DRG-Systeme sind Patientenklassifikationssysteme, welche die stationär<br />

akutsomatisch behandelten Patienten von Akutspitälern in medizinisch und ökonomisch homogene<br />

Fallgruppen einteilen. Weitere Klassifikationsmerkmale sind Nebendiagnosen, Prozeduren, Alter, Geschlecht,<br />

Art des Spitalaustritts, Schweregrad, bei Neugeborenen das Geburtsgewicht und weitere Faktoren.<br />

Die Höhe jeder Swiss-DRG-Fallpauschale wird anhand der tatsächlich anfallenden Kosten der<br />

Schweizer Spitäler berechnet.<br />

Grouper<br />

Die Zuweisung einer Hospitalisierung zu einer bestimmten DRG erfolgt über diese Gruppierungssoftware,<br />

den so genannten «Grouper». Der Klassifizierungsalgorithmus basiert auf den medizinischadministrativen<br />

Falldaten.<br />

Kostengewicht<br />

Jeder Fallgruppe (DRG) wird ein empirisch ermitteltes, relatives Kostengewicht zugeordnet, das den<br />

durchschnittlichen Behandlungsaufwand der betreffenden Fallgruppe beschreibt. Die Kostengewichte<br />

werden auf der Grundlage der Fallkostendaten ausgewählter Spitäler, den so genannten Netzwerkspitälern,<br />

ermittelt.<br />

Baserate/Basispreis<br />

Die Baserate ist der zwischen Versicherern und Spitälern ausgehandelte Tarif. Dieser Wert wird mit dem<br />

Kostengewicht der DRG multipliziert und ergibt so den Preis, der für einen bestimmten Fall vergütet<br />

wird.<br />

Netzwerkspital<br />

Als Netzwerkspital werden die Spitäler bezeichnet, die an der SwissDRG-Erhebung der Fallkosten und<br />

der medizinisch-administrativen Daten teilnehmen und sich zur Datenlieferung gegenüber der<br />

SwissDRG AG verpflichten.<br />

wurde jedoch den Besonderheiten des föderalistisch<br />

strukturierten Gesundheitssystems<br />

hierzulande angepasst.<br />

Wie funktioniert es?<br />

In einem DRG-System werden Behandlungsfälle<br />

zu Gruppen zusammengefasst,<br />

die hinsichtlich medizinischer und ökonomischer<br />

Kriterien möglichst homogen<br />

sind. Jede Hospitalisierung wird aufgrund<br />

der Diagnosen und der Prozeduren codiert<br />

und einer solchen Fallgruppe (DRG) zugeordnet.<br />

Diese Fallgruppen sind in der<br />

ganzen Schweiz identisch. Das wichtigste<br />

Kriterium für die Zuordnung eines Patienten<br />

zu einer Fallgruppe ist die Hauptdiagnose<br />

bei Spitalaustritt. Die Zuweisung einer<br />

Hospitalisierung zu einer bestimmten<br />

DRG erfolgt über eine Gruppierungssoftware<br />

(Grouper). Für jede Fallgruppe wird<br />

ein sogenanntes Kostengewicht errechnet.<br />

Multipliziert man das Kostengewicht mit<br />

dem Basispreis, ergibt sich daraus die leistungsbezogene<br />

Fallpauschale, die das<br />

Spital für die Behandlung dieses Patienten<br />

erhält. Der Basispreis ist ein Durchschnittswert<br />

für stationäre Behandlungen<br />

in einem bestimmten Spital; seine Höhe<br />

kann je nach Spital variieren. Der Basispreis<br />

wird durch die Tarifpartner (Versicherer<br />

und Leistungserbringer) verhandelt<br />

oder durch die Kantone festgelegt. Um<br />

dem wirtschaftlichen Anreiz einer verfrühten<br />

Entlassung zu begegnen, müssen<br />

Spitäler einen Abschlag auf ihre Fallpauschale<br />

in Kauf nehmen, falls der Patient<br />

kürzer als bei der vorliegenden Erkrankung<br />

üblich im Spital bleibt. Bestimmte<br />

Leistungen können aber nicht sachgerecht<br />

pauschal finanziert werden (z.B. teure<br />

Medikamente, Blutprodukte, Implantate<br />

und kostenintensive Behandlungsmethoden,<br />

die über mehrere Fallgruppen<br />

streuen), daher werden diese teilweise über<br />

sogenannte Zusatzentgelte vergütet.<br />

30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


fokus ▶ Wettbewerb<br />

Wer hat entschieden?<br />

National- und Ständerat haben das neue<br />

Tarifsystem mit Fallpauschalen in der<br />

Wintersession 2007 angenommen. Seither<br />

ist es im Artikel 49 des Krankenversicherungsgesetzes<br />

verankert. Die darauf aufbauende<br />

Tarifstruktur wurde von der<br />

SwissDRG AG erarbeitet. Die SwissDRG AG<br />

wurde am 18. Januar 2008 von den Kantonen,<br />

H+, FMH, MTK und den Krankenversicherungen<br />

in Bern gegründet. Die<br />

jährliche Weiterentwicklung der gesamtschweizerisch<br />

einheitlichen Tarifstruktur<br />

ist eine der zentralen Aufgaben der Swiss­<br />

DRG AG.<br />

dieser Kriterien würde voraussichtlich<br />

vom Schweizerischen Institut für ärztliche<br />

Weiter- und Fortbildung (SIWF) überprüft.<br />

Das geplante Konkordat konnte<br />

bisher von der GDK noch nicht verabschiedet<br />

werden.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Der Bundesrat hat die Tarifpartner verpflichtet,<br />

die Auswirkungen von SwissDRG<br />

auf die Kosten- und Leistungsentwicklung<br />

in den Spitälern zu überwachen. Die FMH<br />

untersucht mit ihrer jährlich durchgeführten<br />

Begleitstudie kritisch die direkten und<br />

indirekten Auswirkungen des SwissDRG-<br />

Systems im Spitalalltag. Das Bundesamt<br />

für Gesundheit sowie der Nationale Verein<br />

für Qualitätsentwicklung in Spitälern und<br />

Kliniken (ANQ) überwachen die Entwicklung<br />

der Behandlungsqualität. Die GDK ist<br />

daran, eine interkantonale Lösung für die<br />

Umsetzung des Finanzierungsmodells<br />

«PEP» zu suchen.<br />

■<br />

Wer macht was?<br />

Die neue Spitalfinanzierung ist an das<br />

Fallpauschalen-System Swiss DRG geknüpft.<br />

Diese bürdet den Kantonen einige<br />

Aufgaben auf. Beispielsweise müssen sie<br />

neue Spitallisten führen, die sich primär<br />

an den Kriterien Qualität und Effizienz<br />

ausrichten sollen. Die Kantone sind mit<br />

der neuen Spitalfinanzierung verpflichtet,<br />

allen öffentlichen und privaten Spitälern<br />

auf der Spitalliste ihren kantonalen Anteil<br />

an den stationär medizinischen Behandlungen<br />

der Patienten zu bezahlen. Neu<br />

sind auch die Kosten für Operationstische,<br />

Geräte, Medikamente, Immobilien etc. in<br />

den Fallpauschalen eingerechnet. Mit den<br />

DRG-Pauschalen müssen die Spitäler in<br />

der neuen Spitalfinanzierung auch die<br />

berufliche Aus- und Weiterbildung der<br />

nicht universitären Berufe finanziell abdecken.<br />

Im Gegenzug sind Beiträge an die<br />

Forschung und universitäre Lehre nicht<br />

eingerechnet. Im Klartext: Die Spitäler<br />

erhalten aus den DRG keinen Beitrag an<br />

die Weiterbildungskosten von Assistenzärztinnen<br />

und -ärzten. Die Kantone unterstützen<br />

die Weiterbildung der Assistenzärzte<br />

teilweise mit einer Pauschalzahlung<br />

pro Kopf und Jahr. Die GDK (Schweizerische<br />

Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen<br />

und -direktoren) strebt<br />

aktuell ein einheitliches Finanzierungsmodell<br />

«PEP» (pragmatisch, einfach,<br />

pauschal) an. «PEP» soll im Grundsatz<br />

alle auf der Spitalliste aufgeführten Spitäler<br />

und Kliniken dazu verpflichten, die<br />

ihrem Potential entsprechende Anzahl<br />

Assistenzärzte weiterzubilden. Die Auszahlung<br />

des Unterstützungsbeitrages wäre<br />

abhängig von der Erfüllung bestimmter<br />

Qualitätskriterien (z.B. Vorliegen eines<br />

Weiterbildungskonzepts). Die Einhaltung<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

31


fokus ▶ Wettbewerb<br />

Wettbewerb und<br />

Wettbewerbspolitik<br />

Wirksamer Wettbewerb setzt die Anbieter einem ständigen Effizienz- und Innovationszwang aus,<br />

während er die Nachfrager in Form der freien Wahl aus immer besseren und günstigeren Produkten<br />

profitieren lässt. Wettbewerbspolitik hingegen ist eine höchst fehleranfällige Angelegenheit, die<br />

dem Wettbewerb oft mehr schadet als nützt.<br />

Markus Saurer, selbständiger Berater für Regulierungs- und Wettbewerbsökonomie, www.industrieoekonomie.ch, Steffisburg<br />

Wettbewerb ist ein dynamischer Prozess.<br />

Je nach Gut, um den er sich dreht, je nach<br />

Stand und Entwicklung der Produktionstechnologie<br />

und vielen weiteren technischen,<br />

ökonomischen und institutionellen<br />

Gegebenheiten kann er als «Such- und<br />

Entdeckungsverfahren» (F.A. Hayek) oder<br />

«schöpferische Zerstörung» (J.A. Schumpeter)<br />

viele unterschiedliche Formen annehmen.<br />

Doch in welchen Marktstrukturen<br />

und in welcher Form auch immer<br />

Wettbewerb herrscht – vom bestreitbaren<br />

natürlichen Monopol oder vom mehr oder<br />

weniger engen Oligopol bis hin zum Polypol<br />

mit vielen kleineren Anbietern –,<br />

zwingt er die Anbieter, immer bessere<br />

Verfahren und Produkte zu entdecken.<br />

Ineffiziente Lösungen oder Anbieter fallen<br />

aus dem Markt. Wettbewerb ist somit ein<br />

System des (Effizienz- und Innovations-)<br />

Zwangs der Anbieter und der (Wahl-)Freiheit<br />

der Nachfrager (C.C. von Weizsäcker).<br />

Wissen oder anmassen?<br />

In fast allen Staaten gibt es Gesetze gegen<br />

Wettbewerbsbeschränkungen sowie Behörden<br />

und Gerichte, die sie vollziehen. In<br />

der Schweiz haben wir das Kartellgesetz<br />

und die Wettbewerbskommission (Weko)<br />

32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


fokus ▶ Wettbewerb<br />

als Vollzugsinstanz. Die Weko soll unter<br />

anderem Unternehmen verurteilen, die<br />

durch den Missbrauch einer marktbeherrschenden<br />

Stellung oder durch Kartellabsprachen<br />

den Wettbewerb beeinträchtigen<br />

oder beseitigen. Die Verurteilten<br />

können das Urteil beim Bundesverwaltungsgericht<br />

und bei Bedarf beim Bundesgericht<br />

anfechten. Somit müsste man<br />

annehmen dürfen, dass die Weko und die<br />

beiden Rekursinstanzen ziemlich klare<br />

Vorstellungen davon haben, was Wettbewerb<br />

ist. Wie sollten sie sonst im konkreten<br />

Fall beurteilen können, ob eine bestimmte<br />

Verhaltensweise oder Abrede den Wettbewerb<br />

beeinträchtigt oder beseitigt?<br />

Die Behörden benötigen also eine adäquate<br />

kompetitive Referenz, d.h. wettbewerbsökonomisch<br />

fundiertes Wissen darüber,<br />

wie sich der Wettbewerb ohne einen fraglichen<br />

Tatbestand präsentieren würde. Ein<br />

Blick auf die Vollzugspraxis im In- und<br />

Ausland legt freilich eher die Vermutung<br />

nahe, dass sich die Behörden in der Mehrzahl<br />

ihrer wettbewerbsrechtlichen Verfahren<br />

Wissen anmassen, über das sie in Tat<br />

und Wahrheit nicht verfügen. Oder wie<br />

könnte man sonst die durchwegs meistens<br />

um die 50 Prozent liegende Quote an Urteilen<br />

von Vorinstanzen erklären, die jeweils<br />

durch die Rekursinstanzen aufgehoben<br />

oder zur neuen – besseren! – Beurteilung<br />

an die Vorinstanzen zurückgewiesen<br />

werden? Was würden Sie, liebe<br />

Leserinnen und Leser, von einer Schulmedizin<br />

halten, bei der Erst- und Zweitmeinungen<br />

in der Diagnostik in vergleichbarem<br />

Umfang widersprüchlich wären?<br />

Es sind nicht die geringsten plausiblen<br />

Gründe dafür ersichtlich, weshalb Rekursinstanzen<br />

systematisch über adäquatere<br />

Referenzvorstellungen verfügen sollten als<br />

Vorinstanzen. Erstere scheinen einfach<br />

Wissensanmassung auf einer höheren<br />

rechtlichen Hierarchiestufe zu betreiben<br />

als Letztere. Die Wettbewerbsbehörden<br />

haben auf der ganzen Welt aus politischökonomischen<br />

Gründen eine hohe Interventionsneigung.<br />

Sie können ihre Nützlichkeit<br />

nur dadurch «dokumentieren»,<br />

dass sie möglichst viel intervenieren. Rekursinstanzen<br />

scheinen dagegen besonders<br />

nützlich zu sein, wenn sie «bissige»<br />

Wettbewerbshüter in nicht allzu wenig<br />

Fällen «zurückpfeifen». Die Rekursbehörden<br />

stellen dazu oft strengere Beweisanforderungen<br />

an die Wettbewerbsbehörden<br />

und halten so immerhin die negativen<br />

Folgen der Wissensanmassung in gewissen<br />

Grenzen. Einfacher ausgedrückt, neigen<br />

die Wettbewerbsbehörden im Zweifelsfall<br />

dazu, «gegen den Angeklagten» zu<br />

plädieren, während die Rekursgerichte<br />

eher die übliche Losung «für den Angeklagten»<br />

hochhalten.<br />

Nützlich oder schädlich?<br />

Dass die Wettbewerbsbehörden inadäquate<br />

Referenzvorstellungen haben können, hat<br />

der letztes Jahr 103-jährig verstorbene Wirtschaftsnobelpreisträger<br />

Ronald Coase auf<br />

den Punkt gebracht: «Coase said he had<br />

gotten tired of antitrust because when the<br />

prices went up the judges said it was monopoly,<br />

when the prices went down they said<br />

it was predatory pricing, and when they<br />

stayed the same they said it was tacit collusion.»<br />

1 Coase dachte offenbar an einen<br />

Markt mit einem marktführenden Unternehmen<br />

und einigen weiteren Konkurrenten<br />

(wie z.B. in der schweizerischen Mobilkommunikation).<br />

Erhöht die Marktführerin<br />

ihren Preis, riskiert sie Klagen wegen<br />

Preismissbrauchs. Senkt sie ihn, droht ihr<br />

der Vorwurf einer unzulässigen Verdrängungsstrategie.<br />

Bleiben die Preise im Markt<br />

über längere Zeit stabil, dann wird der<br />

Marktführerin und ihrer Konkurrenz stillschweigende<br />

Kooperation vorgeworfen.<br />

Es braucht keine industrieökonomische<br />

Analyse, um festzustellen, dass diese «interventionistische<br />

Bedrohungslage» nicht<br />

auf adäquaten Marktvorstellungen der<br />

Behörden beruhen kann. Nicht nur die<br />

Marktführerin, sondern auch die Behörde<br />

steckt im Dilemma: Steigen die Preise oder<br />

bleiben sie längere Zeit unverändert, dann<br />

fordern Konsumentenorganisationen eine<br />

Intervention (auch sie wollen ihre Nützlichkeit<br />

regelmässig unter Beweis stellen).<br />

Fallen die Preise, dann klagen weniger<br />

effiziente Konkurrenten. Die Marktführerin<br />

wird unter diesen Umständen auf<br />

grössere Preis- und Leistungsveränderungen<br />

verzichten und ab und zu nur kleine<br />

Veränderungen vornehmen. Das ist aber<br />

bei genauer Betrachtung nichts anderes<br />

als ein Verzicht auf harten Wettbewerb.<br />

Obwohl wir gar nicht wissen, welche Folgen<br />

wirksamer Wettbewerb in diesem<br />

Markt zeitigen würde, haben wir gute<br />

Gründe für die Annahme, dass ihn gerade<br />

die Wettbewerbspolitik beeinträchtigen<br />

oder sogar beseitigen könnte.<br />

Wettbewerbspolitik kann durchaus nötig<br />

und sinnvoll sein. Aber es ist wünschenswert,<br />

dass ihr künftig in Politik und Öffentlichkeit<br />

eine gesunde Portion Skepsis<br />

gegenübergebracht wird. Dies könnte ihre<br />

Fehleranfälligkeit ebenfalls reduzieren.<br />

<br />

■<br />

Kontakt: markus.saurer@<br />

industrieoekonomie.ch<br />

(Der Autor freut sich auf kritische Rückmeldungen.)<br />

1 Zitiert nach William Landes in «The Fire of<br />

Truth: A Remembrance of Law and Econ at<br />

Chicago», Journal of Law and Economics<br />

1981, S. 193.<br />

Partnervermittlung mit Charme<br />

persönlich∙seriös∙kompetent<br />

Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />

044 534 19 50 oder 079 774 00 84<br />

Ich freue mich auf Ihren Anruf.<br />

Kathrin Grüneis<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

33


fokus ▶ Wettbewerb<br />

Wettbewerb in der Wissenschaft –<br />

Segen oder Fluch?<br />

Zunehmend wird Kritik laut: Forschende sollen dem Wettbewerb entsagen und einhellig zum Wohle<br />

der Menschheit tätig sein. Sind solche Ideen bloss fromme Wünsche ohne jeden Realitätsgehalt? Ist<br />

Wettbewerb wirklich des Teufels, oder entspringt er der menschlichen Natur und sorgt für ein generelles<br />

Weiterkommen? Und wie viel Wettbewerb mag es leiden?<br />

Thomas F. Lüscher, Klinik für Kardiologie, Universitäres Herzzentrum, UniversitätsSpital und Center for Molecular Cardiology,<br />

Schlieren Campus, Universität Zürich<br />

Der Ausdruck Wettbewerb enthält zwei<br />

Aussagen: Zum einen bewirbt man sich<br />

um etwas, und zum anderen streitet man<br />

um die Wette. Es gibt also Mit-Bewerber,<br />

kurz Konkurrenten. Und wenn man sich<br />

bewirbt, betreibt man – so der Sinn des<br />

Begriffs – Werbung für sich selbst, man<br />

will seine Sache gut darstellen, will gewinnen.<br />

Im Sport ist das selbstverständlich: Was<br />

wäre die Fussballweltmeisterschaft, wenn<br />

es keine Gewinner gäbe? Die Einschaltquoten<br />

würden sich gegen null bewegen,<br />

denn erst das Fiebern für die eigene<br />

Mannschaft, macht das Ganze zum Ereignis.<br />

Mit Roger Federer und seinen Gegnern<br />

ist es nicht anders – kurz: Wettbewerb<br />

gehört seit je zur Natur des Menschen,<br />

man denke nur an die Gladiatorenkämpfe<br />

oder die Turniere der Ritter.<br />

Umso erstaunlicher ist, dass seit kurzem<br />

Wettbewerb in vielen Lebensbereichen<br />

negativ konnotiert ist. Dieser kulturelle<br />

Wandel betrifft unsere Gesellschaft allgemein,<br />

ganz besonders aber die Schweiz.<br />

Immer häufiger sind es die Verlierer, denen<br />

die medial vermittelte Sympathie<br />

gehört. Erfolgreiche Manager und Politiker<br />

werden nicht selten als machtbesessen,<br />

eigensüchtig und rücksichtslos dargestellt.<br />

Was ist los mit unserer Wahrnehmung<br />

des Wettbewerbs? Braucht es ihn<br />

nur noch im Sport, oder auch in der Politik,<br />

Wirtschaft und Gesellschaft? Diese<br />

Frage eröffnet ein (zu) weites Feld, wir<br />

wollen uns daher auf die Forschung konzentrieren.<br />

Forschung und<br />

Wettbewerb<br />

Forschung ist das Bemühen, die Welt zu<br />

verstehen. In der Medizin geht es um den<br />

menschlichen Körper, seine Krankheiten<br />

und deren Behandlung. Die Motivation<br />

sollte aus sich selbst entstehen. «Science<br />

must be fun!», wie der Mentor des Schreibenden<br />

es fasste. 1 Und gewiss, Medizin,<br />

klinische oder experimentelle Forschung<br />

am Menschen, gehört zum Faszinierendsten,<br />

was das Leben zu bieten hat. Braucht<br />

es mehr als das?<br />

Wettbewerb wurde von Bernard Manderville<br />

2 , Adam Smith 3 und ihren Nachfolgern<br />

zum Motor wirtschaftlicher Entwicklung<br />

erkoren. Eigeninteressen und Gewinnsucht,<br />

Laster also, werden danach im<br />

Wettbewerb zwischen Konkurrenten zu<br />

gesellschaftlichen Tugenden – zu einer<br />

«unsichtbaren Hand», die Konkurrenz in<br />

Wirtschaft und Gesellschaft zum Nutzen<br />

werden lässt. Wettbewerb ist aus dieser<br />

Sicht, was Mephisto von sich selber meinte:<br />

«Ich bin ein Teil von jener Kraft, die<br />

stets das Böse will und stets das Gute<br />

schafft.» 4 Karl Marx 5 versuchte, dies alles<br />

auf den Kopf zu stellen, scheiterte aber<br />

posthum an den Realitäten, wie uns die<br />

Geschichte lehrt. 6<br />

Wettbewerb in der<br />

forschung<br />

Gilt dieses Gesetz der «unsichtbaren<br />

Hand» auch für die Forschung? Auf den<br />

ersten Blick vielleicht nicht: Weder Kopernikus<br />

noch Newton oder Darwin starben<br />

als reiche Leute, ja einige der bedeutendsten<br />

Forscher wie Gregor Mendel erfuhren<br />

zu Lebzeiten weder Anerkennung noch<br />

Ruhm. Die wenigsten Zeitgenossen von<br />

Galilei und Kepler vernahmen von deren<br />

Erkenntnissen oder verstanden sie gar. 7<br />

Einzig die Kirche fürchtete sich vor den<br />

Folgen ihres Tuns. Einige dieser Helden der<br />

Forschung zahlten folglich mit ihrem Leben,<br />

so Giordano Bruno, der auf dem Campo<br />

Fiori auf dem Scheiterhaufen starb.<br />

Forschung entsteht aus Interesse: Interesse<br />

heisst inmitten von etwas sein, davon<br />

eingenommen sein – ohne Leidenschaft<br />

ist Forschung undenkbar. 8,9 Die intellektuelle<br />

Erfüllung, die Forschen bietet, ist<br />

aber nicht alles: Man will der Erste sein<br />

– kurz, man träumt von Anerkennung<br />

und Ruhm. Ja, die Begabtesten suchen der<br />

Vergänglichkeit zu entrinnen: «Tod, wo ist<br />

dein Stachel?», notierte Thomas Mann 10 ,<br />

als ein Bildhauer für eine Büste Mass an<br />

ihm genommen hatte. «Dauer in Sonne,<br />

Regen und Schnee. Eigentümlich beruhigend<br />

über den Tod und die Existenz festigend.»<br />

Ruhm als Ersatz für Unsterblichkeit.<br />

11 Nicht jeder erreicht diese Weihe,<br />

weder in der Kunst und Literatur noch in<br />

der Forschung. Doch auch die weniger<br />

Erfolgreichen wollen eine Kerbe hinterlassen,<br />

und dies gelingt nur dem Ersten. Die<br />

Bestätigung von Ergebnissen anderer ist<br />

zwar wichtig, ja ein zentrales Element der<br />

wissenschaftlichen Erkenntnis, 12 doch<br />

wollen die meisten die Ersten sein. Das zu<br />

erreichen, ist anspruchsvoller geworden<br />

als zu Kopernikus’ Zeiten. In der globalen<br />

Welt werden Neuigkeiten sekundenschnell<br />

verbreitet. Und nie zuvor in der Weltgeschichte<br />

waren so viele Forscher aktiv,<br />

kurz: Noch nie waren so viele Konkurrenten<br />

auf Entdeckungen aus wie gerade<br />

jetzt.<br />

Wert des Wettbewerbs<br />

Was soll dieses Gerangel? Hat Wettbewerb<br />

in der Forschung überhaupt einen Wert?<br />

Wird dadurch mehr entdeckt, oder treiben<br />

Forscher sich gegenseitig nur sinnlos an?<br />

Kürzlich wandte sich die Kritik auch gegen<br />

sinnlose Wettbewerbe in der Wissenschaft.<br />

13 Produzieren Forscher wirklich<br />

immer mehr Unsinn? Wer den beeindruckenden<br />

Fortschritt der Medizin verfolgt<br />

34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


fokus ▶ Wettbewerb<br />

oder im Berufsalltag erleben darf, kann<br />

solch überzeichneten Thesen nicht zustimmen.<br />

Gewiss gibt es Unsinn, wo gibt<br />

es den nicht? Ja, Sinn kann es nur durch<br />

Unsinn geben – Licht braucht Schatten.<br />

Ohne Zweifel treibt Wettbewerb nicht nur<br />

Unternehmer, sondern auch Entdecker<br />

an, beschleunigt den Erkenntnisprozess<br />

und schafft Mehrwert für Pa tien ten und<br />

Gesellschaft. Die meisten Forscher sind<br />

keine selbstlosen Wohltäter, sondern suchen<br />

Erfolg und Anerkennung und geben<br />

dafür ihr Bestes. Würde man Publikationen<br />

nur noch im Namen der Institution<br />

veröffentlichen, ohne diejenigen zu nennen,<br />

die die Entdeckung machten, würde<br />

die Kreativität versiegen.<br />

Dann gibt es auch finanzielle Interessen:<br />

Nur der Erste kann ein Patent anmelden.<br />

Nur wer ein Patent besitzt, kann es kommerziell<br />

verwerten. Ohne diese Regel wären<br />

jedoch wenig Medikamente und Devices<br />

entdeckt und entwickelt worden –<br />

auch hier überwiegt der gesellschaftliche<br />

Nutzen die egoistische Motivation der<br />

Beteiligten.<br />

Ist Wettbewerb also gut? Was Paracelsus<br />

über Heilmittel sagte, gilt auch hier: «Alle<br />

Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift,<br />

allein die Dosis macht, dass ein Ding kein<br />

Gift ist.» Zu viel Wettbewerb, zu viel Druck<br />

ist ungesund; nicht nur für Körper und<br />

Seele, auch für die Forschung selbst.<br />

Hängt zu viel am Ergebnis, aus finanziellen<br />

oder existentiellen Gründen, können<br />

Genauigkeit und Ehrlichkeit, 14 die Kerntugenden<br />

jeden Forschens, auf der Strecke<br />

bleiben. Ja, für viele Forscher sind Grants<br />

und Publikationen lebenswichtig. Dies<br />

mag erklären, weshalb in der heutigen<br />

Welt mit mehr Wettbewerb denn je, auch<br />

die Retractions wissenschaftlicher Publikationen<br />

gerade in High Impact Journals<br />

zugenommen haben. 15<br />

Fazit<br />

Wettbewerb ist ein wichtiger Antrieb von<br />

Erkenntnis und Erfolg. In Massen ist er<br />

unentbehrlich, ja seine Entsorgung würde<br />

Erkenntnis und Entwicklung zum Stillstand<br />

bringen. Im Übermass kann Wettbewerb<br />

aber auch die Qualität der Forschung<br />

gefährden – hängt zu viel am<br />

Erfolg, können die entscheidenden Tugenden<br />

jeden Forschens unter die Räder geraten:<br />

Genauigkeit, Ehrlichkeit und Augenmass.<br />

1 Paul M. Vanhoutte, Hongkong University,<br />

PRC.<br />

2 Bernard Manderville: The fables of the bees.<br />

3. Auflage 1724<br />

3 Adam Smith: Untersuchung über das Wesen<br />

und Ursachen des Reichtums der Völker.<br />

Band 1 und 2. Verlag Wirtschaft und Finanzen.<br />

Düsseldorf, 1999.<br />

4 J.W. von Goethe: Faust. Der Tragödie erster<br />

Teil. Reclam, Stutgart, 1971.<br />

5 Karl Marx: Das Kapital. Band I. Kritik der<br />

politischen Ökonomie. Karl Marx – Friedrich<br />

Engels. Werke, Band 23, Dietz-Verlag,<br />

Berlin 1962.<br />

6 F. Fukuyama: The end of history and the last<br />

man. Pinguin Books, London, 1992.<br />

7 T. de Padova: Das Weltgeheimnis. Kepler,<br />

Galilei und die Vermessung des Himmels.<br />

Piper, München 2009.<br />

8 T.F. Lüscher: «Conflict of Interest» oder Interesse<br />

am Konflikt? Vom Umgang mit Erkenntnis<br />

und Interesse in der Medizin. In:<br />

Gedankenmedizin, Springer 2011, S. 123.<br />

9 T.F. Lüscher. «Conflict of Interest» oder Interesse<br />

am Konflikt? Schweiz. Ärztezeitung.<br />

2001; 82: 2137.<br />

10 T. Mann: Tagebücher 1953–1955, S. Fischer,<br />

Frankfurt am Main 1995, S. 285.<br />

11 T.F. Lüscher: Annäherung an den Tod. In:<br />

Gedankenmedizin, Springer 2011, S. 123.<br />

12 K.R. Popper: Logik der Forschung. 5. Auflage.<br />

J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen<br />

1973.<br />

13 M. Binswanger: Sinnlose Wettbewerbe. Warum<br />

wir immer mehr Unsinn produzieren.<br />

Verlag Herder, Freiburg i. Brsg., 2010.<br />

14 T.F. Lüscher: The codex of science. Eur. Heart<br />

J. 2013; 34, 1018.<br />

15 B. Nallamothu, T.F. Lüscher: From impact to<br />

influence: Measurement and the changing<br />

role of medical journals. Eur. Heart J. 2012;<br />

33: 2892.<br />

Tempus fugit – stehlen wir Ihre Zeit?<br />

Zeit ist ein enorm kostbares Gut. Sie lässt sich nicht vermehren noch erwerben. Speziell umkämpft<br />

ist die sogenannt freie Zeit. Medien stehen dabei im Wettbewerb untereinander, aber<br />

auch mit allen andern möglichen Angeboten: Soll ich ein Buch lesen, ins Kino oder mit Freunden<br />

essen gehen?<br />

Auch das <strong>VSAO</strong>-Journal macht hier keine Ausnahme. Es buhlt um Ihre wertvolle Zeit und<br />

konkurriert dabei mit anderen Medien, die Ihnen ebenfalls wichtige oder spannende Informationen<br />

weitergeben wollen. Wie stehen wir in diesem Vergleich da? Wie zufrieden sind Sie?<br />

Antworten auf diese Fragen, können Sie uns geben, wenn wir Sie dafür begeistern können, an<br />

unserer Umfrage teilzunehmen. Denn die Lektüre soll eine Bereicherung und kein Stehlen<br />

Ihrer Zeit sein, so zumindest verstehen wir unseren Auftrag.<br />

Belohnt wird die uns geschenkte Zeit zwar nicht mit einem Wettbewerb, aber mit einer Verlosung,<br />

bei der Sie automatisch teilnehmen, wenn Sie sich an unserer Umfrage beteiligen. Der Preis ist<br />

attraktiv – wir schenken Ihnen ein iPad Air WiFi/Cellular 32 GB im Wert von CHF 789.–.<br />

Übrigens: Sie brauchen für die 11 Fragen maximal 10 Minuten – die Teilnahme lohnt sich: für<br />

Sie, für uns und natürlich für das <strong>VSAO</strong>-Journal.<br />

Hier geht es zur Onlineumfrage: www.mediservice-vsao.ch/journal-umfrage<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

35


ifas <strong>2014</strong><br />

Willkommen an der IFAS <strong>2014</strong><br />

Surfen zur Informationsbeschaffung gehört zu unserem Alltag. Apps downloaden auch und Onlineeinkäufe<br />

sowieso. Aber wer von Ihnen skypt? Wer twittert? Und wer von Ihnen ist in den sozialen<br />

Netzwerken präsent und kann mitreden? Wer von Ihnen verlinkt sich regelmässig oder nutzt täglich<br />

die Services der Clouds?<br />

Auch wenn wir keine Digital Natives sind,<br />

sind diese Begriffe für die meisten unter<br />

uns bestimmt kein Fachchinesisch. Und<br />

falls doch, ist es umso wichtiger, dies nicht<br />

als Bedrohung zu sehen, denn die Devise<br />

im Alltag heisst je länger je mehr: Schritt<br />

halten mit der technologischen Entwicklung.<br />

Umso wichtiger ist dies im beruflichen<br />

Umfeld, denn genau da kann ein<br />

Wissensrückstand im schlimmsten Fall<br />

einen Behandlungsfehler nach sich ziehen.<br />

Darum heisst es auch im Gesundheitswesen,<br />

sich einen Überblick zu verschaffen,<br />

was die aktuellsten technologischen<br />

Trends und Entwicklungen sind.<br />

Die IFAS <strong>2014</strong> bietet den perfekten Anlass<br />

dazu, denn hier wird unter anderem die<br />

wohl grösste IT-Plattform im Gesundheitswesen<br />

zu sehen sein, wo Hard- und<br />

Softwarelösungen für Arztpraxen, Spitäler,<br />

Kliniken und Heime präsentiert werden.<br />

Würden Sie sich zum Beispiel bei einer<br />

anstehenden Renovation, einem anstehenden<br />

Umbau oder beim Bezug einer<br />

neuen Wohnung ausschliesslich online<br />

informieren? Klar ist, dass uns das digitale<br />

Zeitalter vieles in Sachen Informationsbeschaffung<br />

erleichtert. Können wir damit<br />

doch ein erstes Mal sondieren. Wenn es<br />

aber um Details und Beratung geht, ist ein<br />

persönlicher Kontakt unumgänglich. Gerade<br />

für junge Ärztinnen und Ärzte ist es<br />

vor einer allfälligen Praxiseröffnung<br />

wichtig, sich einen umfassenden Branchenüberblick<br />

zu verschaffen. Denn es<br />

gibt ein riesiges Angebot an innovativen<br />

Produkten und Entwicklungen kennenzulernen,<br />

um die eigenen Bedürfnisse<br />

ideal abdecken zu können. Und wenn<br />

man gleich die ergänzende Beratung<br />

dazu erhält, lässt sich eine Entscheidung<br />

oft schneller und leichter fällen.<br />

An der IFAS <strong>2014</strong> lassen sich also so viele<br />

Informationen und Neuheiten finden, wie<br />

es online innert nützlicher Frist bestimmt<br />

nicht möglich wäre – und noch mehr. So<br />

kann man zum Beispiel weitere Highlights<br />

am Forum miterleben. Ein halber<br />

Tag wird vom FASMED 1 und fmCh 2 gestaltet,<br />

mit Themen wie «Neue Lösungen im<br />

Beschaffungswesen» oder die Sonderschau,<br />

welche gezielt «Hotellerie im Gesundheitswesen»<br />

beleuchtet. Seit Juli findet<br />

man auf der Messewebsite Detailinformationen<br />

zum Forum und zur Sonderschau,<br />

welche laufend aktualisiert werden.<br />

Um aber beim digitalen Zeitalter zu bleiben,<br />

hier noch ein letzter Tipp: Sichern Sie<br />

sich über www.ifas-messe.ch ein Gratisticket.<br />

Sie können sich Ihr Ticket online<br />

entweder direkt auf Ihr Handy laden oder<br />

als E-Mail ausdrucken lassen. Damit<br />

kommen Sie gratis zum umfassenden<br />

Branchenüberblick und den persönlichen<br />

Kontakten – verlinken ist garantiert!<br />

Ich freue mich auf Ihren Besuch an der<br />

IFAS <strong>2014</strong>.<br />

Ihr Heinz Salzgeber,<br />

Messeleiter IFAS<br />

1 Dachverband der schweizerischen Handelsund<br />

Industrievereinigung der Medizintechnik<br />

2 Verband chirurgisch und invasiv tätiger Fachgesellschaften<br />

Schweiz<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

37


Ifas <strong>2014</strong><br />

«Ich habe hart verhandelt»<br />

Hausarzt werden wollte Urs Sieber eigentlich immer. Doch während der Weiterbildung kamen ihm<br />

Zweifel, was die eigene Praxis betraf. Gemeinsam mit einem Kollegen wagte er den Schritt dennoch<br />

und betreibt heute eine prosperierende Grundversorgerpraxis in der Agglomeration von Bern.<br />

Das schriftliche Interview führte Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal.<br />

Wann hast Du Dich entschlossen,<br />

eine eigene Praxis zu eröffnen?<br />

Urs Sieber: Eigentlich wollte ich von<br />

Anfang an Hausarzt werden. Im Verlauf<br />

meiner Weiterbildung kamen mir allerdings<br />

Zweifel. Ich wusste nicht mehr so<br />

recht, ob dies wirklich eine gute Idee sei.<br />

So fragte ich mich beispielsweise, ob ich<br />

angesichts der Investitionen einen ausreichenden<br />

Verdienst erzielen würde. Folglich<br />

arbeitete ich nach Erlangen des Facharzttitels<br />

zuerst als angestellter Arzt in<br />

einer Praxis. Bald merkte ich, dass es<br />

Spass machte und ich gerne selbständig<br />

tätig sein würde. Ich entschloss mich also,<br />

gemeinsam mit einem Kollegen eine eigene<br />

Praxis zu eröffnen.<br />

Und wie lange hat es gedauert,<br />

bis aus der Planung Realität<br />

wurde?<br />

Es dauerte ca. eineinhalb Jahre bis zur<br />

Eröffnung. Diese Zeit brauchten wir, um<br />

Ideen zu sammeln und eine geeignete<br />

Lokalität an einem für uns passenden Ort<br />

zu finden.<br />

Welche drei Kriterien waren<br />

bei der Wahl der Praxis unverzichtbar?<br />

Für uns absolut entscheidend waren die<br />

Lage der Praxis, ihre Grösse und die Möglichkeit<br />

der Selbstdispensation.<br />

Wie bist Du konkret<br />

vorgegangen?<br />

Ich habe Inserate studiert und schliesslich<br />

in der Schweizerischen Ärztezeitung selbst<br />

ein Inserat geschaltet. Dieses Vorgehen hat<br />

schliesslich zum Ziel geführt. Wir haben<br />

eine bestehende Praxis samt Patientenstamm<br />

gekauft, aber dann neu gebaut.<br />

Welches waren die grössten<br />

Hindernisse auf dem Weg zur<br />

eigenen Praxis?<br />

Es war nicht einfach, einen geeigneten Ort<br />

und dort eine entsprechende Liegenschaft<br />

zu finden. Schwierig war nicht zuletzt die<br />

Finanzierung. Die Banken sind heute zurückhaltender<br />

als früher, wenn es um<br />

Kredite geht.<br />

Hast Du professionelle<br />

Beratung beigezogen?<br />

Nein. Ich habe zusammen mit meinem<br />

Kollegen alles alleine gemacht.<br />

Was hat Dich bei der Umsetzung<br />

am meisten überrascht (positiv<br />

und negativ)?<br />

Positiv überrascht war ich vom Tempo. Als<br />

die Sache ins Rollen kam, ging plötzlich<br />

alles sehr schnell. Negativ überrascht war<br />

ich vom grossen administrativen Aufwand<br />

(Bewilligungen etc.) und der mangelnden<br />

Unterstützung seitens der Gemeinde, in<br />

der die Praxis hinkommen sollte. Es wurden<br />

uns eher Hindernisse in den Weg gelegt<br />

als geholfen. Schwieriger als gedacht<br />

war wie erwähnt auch die Finanzierung<br />

durch die Banken.<br />

Was würdest Du anders<br />

machen?<br />

Ich weiss nicht, ob man bei der Planung<br />

etwas hätte anders machen sollen. Im<br />

Nachhinein denke ich eher nicht.<br />

Welches ist der wichtigste<br />

Ratschlag, den Du Kolleginnen<br />

und Kollegen in derselben<br />

Situation geben möchtest?<br />

Das wichtigste ist die Lage einer Praxis.<br />

Der Ort muss in verschiedener Hinsicht<br />

geeignet sein. Dann muss man sich darauf<br />

einstellen, gute, d.h. harte, Verhandlungen<br />

mit der Pharma und den Laboranbietern<br />

zu führen. Das ist mir Gott sei<br />

Dank gelungen, weil ich hart verhandelt<br />

habe.<br />

38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


ifas <strong>2014</strong><br />

Praxisübernahme – jetzt und richtig<br />

Sie wollen sich niederlassen und einen vernünftigen Preis für Ihre Praxis bezahlen? Dann freuen<br />

Sie sich, denn die Chancen stehen gerade jetzt gut. Aktuell ist der Praxenmarkt aufgrund der vielen<br />

abgabewilligen Inhaber und der zu geringen Zahl potenzieller Nachfolger ein Käufermarkt, der<br />

ihnen viele Trümpfe in die Hand gibt.<br />

Dr. Jakob Walbert, Partner ACADEMIX Consult AG & Leiter PRAXSUISSE<br />

Für viele angestellte Medizinerinnen und<br />

Mediziner ist sie ein wichtiges Ziel und ein<br />

grosser Wunsch: die eigene Praxis. Grundsätzlich<br />

können niederlassungswillige<br />

Ärzte wählen, ob sie in eine alteingesessene<br />

Praxis investieren oder ihre eigenen<br />

Ideen im Rahmen einer Praxisneugründung<br />

verwirklichen wollen. Daher sind<br />

folgende Überlegungen ein allererster<br />

Schritt in die richtige Richtung:<br />

• Wie hoch sind die realistisch erzielbaren<br />

Erträge im Vergleich zum Salär im<br />

Spital?<br />

• Welche Kosten und Gewinne fallen bei<br />

der Neugründung einer Praxis an?<br />

• Wie hoch sind die Kosten einer Neugründung<br />

im Vergleich zu den Kosten<br />

einer Übernahme?<br />

• Wie schnell sind die Kosten beider Varianten<br />

amortisiert?<br />

• Welchen Einfluss auf Umsätze und Gewinne<br />

haben Gesundheitspolitik, Krankenkassen<br />

und die Konkurrenzsituation?<br />

Fällt die Entscheidung für die Übernahme<br />

einer bestehenden Praxis, dann bieten<br />

sich zurzeit sehr attraktive Chancen.<br />

Der Praxenmarkt ist<br />

aktuell ein Käufermarkt<br />

Naturgemäss möchte ein Abgeber einen<br />

möglichst hohen Preis für seine Praxis<br />

erzielen. Die grundsätzlich zu geringe<br />

Nachfrage im Markt, die Bereitschaft<br />

vieler junger Mediziner zur Neugründung<br />

anstelle einer Praxisübernahme<br />

sowie der Trend zu Gruppenpraxen wandeln<br />

den Praxenmarkt aber zu einem<br />

Käufermarkt, in dem die wenigen verbleibenden<br />

Kaufinteressenten ihre Vorstellungen<br />

– auch hinsichtlich der Kaufpreise<br />

– besser durchsetzen können als<br />

die Praxisverkäufer.<br />

Mit Durchsetzung der Zulassungseinschränkungen<br />

verbleiben in einigen Kantonen<br />

zudem nur noch Ärzte für die Übernahme<br />

einer Praxis, die dem Zulassungsstopp<br />

durch die sog. Heimatschutzklausel<br />

nicht unterliegen. Sie erhalten eine kantonale<br />

Praxisbewilligung, die aber nicht<br />

gleichzusetzen ist mit der wirtschaftlich<br />

notwendigen Genehmigung, zu Lasten<br />

der OKP abrechnen zu dürfen. Ob die Praxis<br />

inkl. einer ZSR-Zulassung übernommen<br />

werden darf, bestimmt die Gesundheitsdirektion<br />

des jeweiligen Kantons.<br />

Wertgutachten müssen<br />

den Marktgegebenheiten<br />

Rechnung tragen<br />

Aufgrund der neuen rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

und der teils veränderten<br />

Nachfrage (Käufermarkt und Angebotsüberhang<br />

in einigen Fachrichtungen und<br />

Regionen) empfiehlt es sich für niederlassungswillige<br />

Ärzte auf jeden Fall, ein eigenes<br />

Wertgutachten zur Bestimmung des<br />

Praxiswertes erstellen zu lassen. Vorliegende<br />

Gutachten und somit die Preisvorstellungen<br />

der Praxisabgeber spiegeln nur<br />

selten die aktuelle Marktlage wider und<br />

sind häufig deutlich überhöht.<br />

Eine den Marktbedingungen angepasste,<br />

aktuelle Praxisbewertung sollte die Interessen<br />

beider Parteien angemessen berücksichtigen<br />

und als Entscheidungshilfe<br />

für einen potenziellen Praxiskäufer verständlich,<br />

umfassend, plausibel und<br />

nachvollziehbar sein.<br />

Der Wert einer Praxis setzt sich nicht nur<br />

aus der Summe aller zur Praxis gehörenden<br />

materiellen Vermögensgegenstände<br />

zusammen. Der Name, die Reputation<br />

und der Patientenstamm einer Praxis<br />

stellen einen echten Wert dar. Dieser sogenannte<br />

Goodwill kann einen wesentlichen<br />

Teil des zu veranschlagenden Verkehrswertes<br />

ausmachen.<br />

Mit Erfahrung richtig<br />

beraten<br />

Die Übernahme einer Praxis ist im Leben<br />

eines Arztes in der Regel ein einmaliges<br />

Unterfangen. Ein kompetenter Berater mit<br />

guten Marktkenntnissen verfügt hingegen<br />

über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz<br />

in der Branche. Anhand von Angebot<br />

und Nachfrage an Praxen einzelner<br />

Fachrichtungen sowie Berücksichtigung<br />

spezieller Besonderheiten der Regionen<br />

ermittelt er den Sättigungsgrad des Marktes.<br />

Ein seriöses Wertgutachten auf Basis<br />

dieser Analyse liefert eine objektive Verhandlungsbasis<br />

und verringert die Unsicherheit<br />

für beide Seiten. Das erleichtert<br />

die Entscheidung für den Käufer und liefert<br />

zudem einen wichtigen Input für die<br />

Finanzplanung inklusive der Praxisfinanzierung.<br />

Es gibt derzeit gute Gründe, die für eine<br />

Praxisübernahme sprechen. Und es<br />

spricht noch mehr dafür, die Praxisbewertung<br />

von Anfang an richtig zu planen und<br />

professionell zu gestalten. Die Investition<br />

in eine fundierte Bewertung durch einen<br />

erfahrenen, standesnahen Partner mit<br />

Gesamtmarktkenntnissen ist eine Entscheidung,<br />

die sich in der Regel schon<br />

über den realistischen Verkaufspreis deutlich<br />

auszahlt.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

39


Ifas <strong>2014</strong><br />

Ärztekasse an der IFAS<br />

Omniprax AG<br />

FEDERER & PARTNERS<br />

Ärztekasse Genossenschaft<br />

An der IFAS <strong>2014</strong> feiert die Ärztekasse<br />

Genossenschaft ihr 50-jähriges<br />

Bestehen und zeigt, warum sie in den<br />

vergangenen 50 Jahren zur Marktleaderin<br />

avanciert ist. Wie es sich für<br />

einen Geburtstag gehört, gibt es Kaffee<br />

und Kuchen für alle.<br />

Gleichzeitig präsentiert die Ärztekasse<br />

eine Premiere: «Rockethealth», die<br />

erste elektronische Krankengeschichte<br />

auf dem Tablet. Speziell<br />

entworfen für die Arztpraxen in der<br />

Schweiz. Rockethealth ist direkt mit<br />

der aktuellen Software der Ärztekasse<br />

MediWin CB8 verbunden. Damit<br />

können Ärztinnen und Ärzte aktuelle<br />

Patientendaten und komplette Krankengeschichten<br />

per Touchscreen auf<br />

ihrem Tablet abrufen und bearbeiten.<br />

Die Ärztekasse informiert an ihrem<br />

Stand auch über die «Xundheitszentren».<br />

Derzeit gibt es in der Schweiz<br />

sieben dieser Gemeinschaftspraxen,<br />

die von der Ärztekasse Genossenschaft<br />

betrieben werden. Weitere<br />

sind in Planung. Für die «Xundheitszentren»<br />

werden laufend Fachärztinnen<br />

und -ärzte für allgemeine<br />

innere Medizin und Hausarztmedizin<br />

gesucht. Die «Xundheitszentren» bieten<br />

fortschrittliche Anstellungsbedingungen,<br />

flexible Arbeitszeitmodelle<br />

und topmodern eingerichtete Arbeitsplätze.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.xundheitszentrum.ch.<br />

Herzlich willkommen in der Halle 7 am<br />

Stand 128.<br />

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Gut zu wissen, dass mit Omniprax ein<br />

verlässlicher Partner zur Seite steht.<br />

Omniprax ist eine von den Herstellern<br />

unabhängige Handelsfirma mit über<br />

30 Jahren Erfahrung im Gesundheitsmarkt<br />

und garantiert eine persönliche<br />

und fachlich kompetente Rundum-Betreuung.<br />

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Medizintechnik sowie ein breites Sortiment<br />

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Fax. +41 56 616 60 61<br />

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40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Perspektiven<br />

Fachserie: Aktuelles aus der Sportmedizin – Trampolinunfälle bei Kindern<br />

Hohe Sprünge – schwere Stürze<br />

Jeder von uns ist als Kind schon auf einer Bettmatratze herumgehüpft und hat dabei sehr viel Spass<br />

gehabt. Das Gefühl von Schwerelosigkeit, die Verstärkung der eigenen Kraft beim Absprung und<br />

die darauffolgende weiche Landung können ein grosses Glücksgefühl auslösen. Leider verführen<br />

solche Glücksmomente häufig zu immer mutigeren Sprüngen mit gelegentlich schweren Stürzen.<br />

Peter Klimek, Kinderchirurgie, Kantonsspital Aarau,<br />

Enno Stranzinger, Universitätsinstitut für Diagnostische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie, Inselspital Bern<br />

Die Idee zur Entwicklung eines Trampolins<br />

entstand aus den Auffangnetzen der<br />

Zirkusartisten. Das moderne Trampolin,<br />

wie wir es heute kennen, erfand der amerikanische<br />

Turner George Nissen (1914–<br />

2010). Nissen realisierte, dass eine ähnliche<br />

Einrichtung wie im Zirkus komplexere<br />

Kunststücke ermöglichen würde. Nissen<br />

überzeugte sogar das Militär, dass sein<br />

Gerät Fallschirmspringern, Piloten und<br />

Tauchern helfen kann, eine bessere Kontrolle<br />

über ihren Körper und ihre Lage im<br />

Raum zu erhalten. Durch Einführung des<br />

Trampolinturnens an den olympischen<br />

Sommerspielen 2000 in Sydney gewannen<br />

Trampoline weiter an Popularität.<br />

Nachdem Trampoline anfangs nur im<br />

professionellen Bereich eingesetzt wurden<br />

und für den privaten Gebrauch in den USA<br />

sogar verboten werden sollten (Eberl,<br />

2009; Smith, 1998; Chalmers, 1994), kamen<br />

vor 20 Jahren die Gartentrampoline<br />

auf den europäischen Markt. Durch die<br />

zunehmende Beliebtheit und sinkenden<br />

Preise steigt seither die Anzahl der privaten<br />

Gartentrampoline und somit auch der<br />

Trampolinunfälle aktuell massiv an.<br />

Zahlen sprechen für sich<br />

Wegen der zunehmenden Unfallzahlen<br />

auch in der Schweiz wurde im Inselspital<br />

Bern in Zusammenarbeit mit der BFU<br />

(Beratungsstelle für Unfallverhütung)<br />

eine retrospektive Arbeit zu Gartentrampolinunfällen<br />

bei Kindern durchgeführt<br />

(Klimek, 2013). Die Auswertung der Daten<br />

bestätigte eine starke Zunahme der Unfälle<br />

seit 2003 (Bild 1).<br />

In dieser Untersuchung wurden insgesamt<br />

286 Unfälle registriert. Der Altersmedian<br />

lag bei sieben Jahren.<br />

In 81 Prozent der Fälle stand das Trampolin<br />

auf Gras, in 11 Prozent auf Asphalt<br />

oder Steinboden und in 4 Prozent auf Kies<br />

(4 Prozent andere).<br />

26 Prozent der Verletzungen resultierten<br />

durch Sturz auf den Boden, 28 Prozent<br />

ereigneten sich auf der Sprungfläche und<br />

13 Prozent am Rahmen des Trampolins.<br />

In 20 Prozent gab es eine Kollision mit<br />

einer anderen Person, in 13 Prozent der<br />

Fälle war die Ursache unbekannt.<br />

Die meisten (mehr als 45 Prozent) der Unfälle<br />

passierten nach einer Spielzeit von 10<br />

bis 20 Minuten. Vier von fünf der verletzten<br />

Kinder hatten eine Erfahrung von mehr<br />

als sechs Tagen. Kinder mit einer Erfahrung<br />

von mehr als 100 Tagen hatten ein<br />

kleineres Risiko für schwere Verletzungen.<br />

In den meisten Fällen (44 Prozent) passierte<br />

ein Unfall auf einem Trampolin mit<br />

Sicherheitsnetz. In 69 Prozent der Fälle<br />

betrug der Trampolindurchmesser mehr<br />

als drei Meter.<br />

Bei genauerer Untersuchung der Patientendaten<br />

und des an die Eltern verschickten<br />

Fragebogens zeigte sich, dass 75 Prozent<br />

der Kinder während eines Unfalls<br />

und 90 Prozent der Kinder, welche sich<br />

beim Unfall eine Fraktur zugezogen haben,<br />

nicht alleine auf dem Trampolin<br />

gesprungen sind.<br />

Nur in 27 Prozent der Fälle waren die Eltern<br />

der Kinder beim Unfall anwesend.<br />

Die meisten Unfälle führten zu Verletzungen<br />

an der oberen Extremität, gefolgt von<br />

Verletzungen der unteren Extremität.<br />

Bild 1: Anzahl der Gartentrampolinunfälle im Inselspital Bern im Jahr 2003–2009,<br />

(n = 286).<br />

Spezialfall Tibiafraktur<br />

Interessanterweise wurde bei jüngeren Kindern<br />

zwischen zwei bis fünf Jahren in 13<br />

Prozent der Fälle eine proximale Tibiafraktur<br />

(«Trampolinfraktur») diagnostiziert.<br />

Diese Fraktur ist normalerweise eine<br />

sehr seltene Fraktur im Kindesalter (Bild 2).<br />

Diese Fraktur entsteht vor allem, wenn ein<br />

schwereres Kind gerade abspringt und das<br />

kleinere Kind nun auf dieser nach oben<br />

schnellenden Fläche landet. Hierbei wirkt<br />

ein massiver, nach oben gerichteter Druck<br />

auf die Beine des nach unten fallenden<br />

Kleinkindes, und es kommt zur Hypertension<br />

des Kniegelenkes und Kompression<br />

42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Perspektiven<br />

<br />

Bild 2: Zweijähriges Kind mit proximaler Tibiafraktur rechts und zwei Monate später erneut<br />

mit proximaler Tibiafraktur links auf einem Gartentrampolin (Pfeil). Beachte den<br />

vorderen Neigungswinkel der Tibiaepiphyse im seitlichen Strahlengang beidseits.<br />

<br />

der proximalen ventralen Tibia (Boyer,<br />

1986).<br />

Diese Fraktur kann schwer zu diagnostizieren<br />

sein und wird häufig (in unserer<br />

Untersuchung bis zu 25 Prozent) übersehen.<br />

Sie kann sich zum Teil ausschliesslich<br />

durch eine erhöhte Sklerose im Röntgenbild<br />

manifestieren (Schwischuk,<br />

2009). Um die Diagnostik der proximalen<br />

Tibiafrakturen zu verbessern, wurde <strong>2014</strong><br />

eine Folgestudie in Bern und Aarau durchgeführt<br />

(Stranzinger, <strong>2014</strong>). Hierbei wurden<br />

die Winkel der Wachstumsfugen des<br />

Unterschenkels im seitlichen Strahlengang<br />

(vorderer Neigungswinkel, anterior<br />

tilt) bei Kindern ohne (Bild 3) und mit<br />

einer Trampolinfraktur gemessen und<br />

ausgewertet (Bild 4).<br />

Der vordere Neigungswinkel der Epiphysenfugen<br />

beträgt bei gesunden Kleinkindern<br />

(zwei bis fünf Jahre) etwa – 3,2° SD<br />

+/– 2,8° und ist somit physiologisch nach<br />

hinten geneigt. Bei Kindern mit einer<br />

Trampolinfraktur ist dieser mit etwa<br />

+ 4,4° SD +/– 2,9° nach vorne geneigt<br />

(Bild 3, 4, 5). Diese Differenz ist statistisch<br />

signifikant (p < 0,0001).<br />

Da beim aktuellen Wissensstand Spätfolgen<br />

im Sinne von Wachstumsstörungen<br />

nicht ausgeschlossen werden können, sind<br />

adäquate Erstversorgung und weitere Verlaufskontrollen<br />

notwendig.<br />

Wichtig ist, bei Schmerzen im Bereich der<br />

proximalen Tibia an eine «Trampolinfraktur»<br />

zu denken und diese auszuschliessen.<br />

Hierbei kann die Messung der<br />

Winkel der Epiphysenfugen als Hilfsmittel<br />

zur Diagnostik der proximalen Tibiafrakturen<br />

benutzt werden.<br />

Bild 3: Zweijähriges Kind mit normaler linker Tibia. Der vordere Neigungswinkel<br />

beträgt – 4,5° und ist physiologisch nach hinten geneigt. Die Linien<br />

zeigen die Messmethode des vorderen Neigungswinkels im seitlichen Bild<br />

der Tibia.<br />

Warnhinweise beachten<br />

Zusammenfassend sollten alle Eltern, die<br />

eine Gartentrampolin kaufen oder besitzen,<br />

als Erstes die Warnhinweise des Herstellers<br />

und der BFU befolgen.<br />

Die Eltern sollten darauf hingewiesen<br />

werden, dass das unbeobachtete Spielen<br />

vor allem von Kleinkindern auf den Gartentrampolinen<br />

nicht ungefährlich ist<br />

und zu schwereren Verletzungen führen<br />

kann. Mehrere Kinder auf der Sprungfläche<br />

erhöhen vor allem für das leichtere<br />

und jüngste Kind das Unfallrisiko. Somit<br />

sollten die Kinder immer alleine auf einem<br />

Trampolin spielen. Die Eltern sollten<br />

die Kinder beim Spielen beaufsichtigen<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

43


Perspektiven<br />

Bild 4: Fünfjähriges Kind mit einer Trampolinfraktur.<br />

Einknickung der vorderen Tibia (kleiner Pfeil)<br />

und Kerbe in der Tuberositas tibiae (grosser Pfeil).<br />

Der vordere Neigungswinkel beträgt +10°.<br />

und das Trampolin nicht als «Babysitter»<br />

missbrauchen. Das Seitennetz ist sehr<br />

wichtig, schützt jedoch nicht vor schweren<br />

Verletzungen, sondern verführt sogar<br />

manchmal zu mutigeren Sprüngen.<br />

Trotz den zunehmenden Unfälle auf den<br />

Gartentrampolinen ist es jedoch nicht das<br />

Ziel dieser Untersuchungen, das Spielen<br />

auf dem Trampolin zu verbieten, sondern<br />

die Eltern vor den möglichen Gefahren zu<br />

warnen und Tipps zu geben, wie Verletzungen<br />

minimiert werden können. Wir<br />

dürfen nicht vergessen, dass vor allem in<br />

der heutigen Zeit, in der Übergewicht ein<br />

zunehmendes Problem bei Kindern darstellt,<br />

das Spielen an der frischen Luft und<br />

auf dem Trampolin auch positive Effekte<br />

wie Kraftentwicklung, Verbesserung der<br />

Koordination, des Lage- und Raumsinns<br />

und des körperlichen Wohlbefindens hat.<br />

Zu guter Letzt macht es Spass, auf einem<br />

Trampolin zu hüpfen, und es gibt den<br />

Kindern ein gutes Selbstgefühl! ■<br />

Literaturangaben:<br />

Eberl R, Schalamon J, Singer G, Huber SS, Spitzer<br />

P, Höllwarth ME. Trampoline-related injuries in<br />

childhood. Eur J Pediatr 2009; 168:1171–1174.<br />

Smith GA, Shields BJ. Trampoline-Related Injuries<br />

to Children. Arch Pediatr Adolesc Med<br />

1998; 152:694–699.<br />

Chalmers DJ, Hume PA, Wilson BD. Trampolines<br />

in New Zealand: a decade of injuries. Br J<br />

Sports Med 1994; 28:234–238.<br />

Klimek PM, Juen D, Stranzinger E, Wolf R,<br />

Slongo T. Trampoline related injuries in children:<br />

risk factors and radiographic findings.<br />

World J Pediatr. 2013 May; 9(2):169–74.<br />

Boyer RS, Jaffe RB, Nixon GW, Condon VR.<br />

Trampoline Fracture of the Proximal Tibia<br />

in Children. AJR 1986; 146:83–85.<br />

Swischuk LE: Jumped off the trampoline: fell on<br />

knee: pain. Pediatr Emerg Care 25:366–7, 2009.<br />

Stranzinger E, Leidolt L, Eich G, Klimek PM. The<br />

anterior tilt angle of the proximal tibia epiphyseal<br />

plate: A significant radiological finding in<br />

young children with trampoline fractures.<br />

Eur J Radiol. <strong>2014</strong> Aug;83(8):1433–6. doi:<br />

10.1016/j.ejrad.<strong>2014</strong>.05.013. Epub <strong>2014</strong> May 17.<br />

Bild 5: Box plot des Neigungswinkels der Tibia<br />

bei Kindern mit Trampolinfraktur (1) und ohne<br />

Fraktur (0), (n = 62, p < 0,0001).<br />

44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Perspektiven<br />

Aus der «Praxis» *<br />

Lumbale Spinalstenose:<br />

Klinische Diagnose und konservative<br />

therapie<br />

Lumbar Spinal Stenosis: Diagnosis and Conservative Treatment<br />

Alexander Nydegger 1,2 , Pius Brühlmann 1 , Johann Steurer 2<br />

Bedeutung und Klinik<br />

der lumbalen Spinalkanalstenose<br />

Bedeutung<br />

In die Beine ausstrahlende Schmerzen<br />

sind häufig geklagte Beschwerden vor allem<br />

bei älteren Personen und die lumbale<br />

Spinalkanalstenose (LSS) ist eine der<br />

möglichen Ursachen. Sie äussert sich als<br />

Schmerz im Gesäss oder in den unteren<br />

Extremitäten mit oder ohne lumbale Rückenschmerzen,<br />

der durch eine Verminderung<br />

des verfügbaren Raums für neurale<br />

und vaskuläre Strukturen der Lendenwirbelsäule<br />

(LWS) verursacht wird [1].<br />

Die Verengungen können dabei im zentralen<br />

Spinalkanal, im lateralen Rezessus<br />

oder in den Neuroforamina liegen. Die<br />

LSS tritt typischerweise ab 50 Jahren auf<br />

mit einem medianen Erkrankungsbeginn<br />

von 55 Jahren und zunehmender Häufigkeit<br />

mit fortschreitendem Alter [2]. Bei<br />

unter 50-jährigen Personen ist dieses<br />

Krankheitsbild selten und kommt nur bei<br />

entsprechender Prädisposition vor (angeboren<br />

enger Spinalkanal, Spondylolisthesis,<br />

ausgeprägte Skoliose, nach Wirbelsäulentrauma<br />

oder Operationen an der Lendenwirbelsäule).<br />

Inzidenz und Prävalenz<br />

dieser Erkrankung sind nicht bekannt.<br />

Aus amerikanischen Daten kann aber<br />

geschlossen werden, dass sich jedes Jahr<br />

90 von 100 000 Personen über 60 Jahren<br />

einer Operation der LWS unterziehen und<br />

dass dabei lumbale Spinalstenosen die<br />

häufigste Indikation darstellen. Auf den<br />

Kanton Zürich (1,3 Millionen Einwohner)<br />

umgerechnet bedeutet dies, dass jährlich<br />

über 300 Operationen wegen einer LSS<br />

durchgeführt werden dürften [3]. Aus verschiedenen<br />

Bildgebungsstudien weiss<br />

man, dass die Prävalenz der erworbenen<br />

Spinalstenose mit dem Alter zunimmt<br />

und ein substanzieller Anteil asymptomatischer<br />

Personen über 60 Jahre eine erhebliche<br />

Einengung des Spinalkanals aufweist.<br />

Nur eine absolute Stenose (meist<br />

definiert als antero-posteriorer Spinalkanaldurchmesser<br />

L5/<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />

«Praxis» (2013; 102 (7): 391-398). <strong>VSAO</strong>-<br />

Mitglieder können die «Praxis» zu äusserst<br />

günstigen Konditionen abonnieren. Details s.<br />

unter www.verlag-hanshuber.com/vsao.<br />

1 Rheumaklinik und Institut für Physikalische<br />

Medizin, Universitätsspital Zürich;<br />

2 Horten-Zentrum für praxisorientierte Forschung<br />

und Wissenstransfer, Universität Zürich<br />

Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />

ASR Achillessehnenreflex<br />

BWS Brustwirbelsäule<br />

CT Computertomographie<br />

DISH Diffuse idiopathische skelettale<br />

Hyperostose<br />

LWS Lendenwirbelsäule<br />

LSS Lumbale Spinalkanalstenose<br />

MRT Magnetresonanztomographie<br />

NSAR Nicht-steroidale Antirheumatika<br />

PAVK Peripher arterielle<br />

Verschlusskrankheit<br />

PSR Patellarsehnenreflex<br />

SIG Sakroiliakalgelenk<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

45


Perspektiven<br />

Abb. 2: Degenerative Spinalstenose, MRT axial T2,<br />

Verengung des Spinalkanals durch Bandscheibenvorfall<br />

und hyper trophe ligamenta flava.<br />

Abb. 3: Spinalstenose bei diffuser idiopathischer<br />

skelettaler Hyperostose (DISH).<br />

S1>L3/4). Seltenere Ursachen sind Raumforderungen<br />

(Lipome, Zysten und Neoplasien),<br />

andere Traumafolgen, postoperative<br />

Fibrosen oder Skeletterkrankungen wie<br />

Morbus Paget, Spondylitis ankylosans,<br />

Rheumatoide Arthritis und die diffuse<br />

Idiopathische Skelettale Hyperostose<br />

(DISH, Abb. 3) [7]. Die anatomische Einteilung<br />

nach Lokalisation der Spinalkanalstenose<br />

unterscheidet zwischen zentralen<br />

(Verengung im zentralen Spinalkanal)<br />

und lateralen Formen (Stenose im<br />

lateralen Rezessus oder in den Neuroforamina)<br />

[9]. Die pathophysiologische Ursache<br />

der symptomatischen Spinalstenose<br />

ist noch ungeklärt. Diskutiert werden<br />

entzündliche Reizungen der Nervenwurzel<br />

und/oder eine mechanische Kompression<br />

und Ischämie der Nervenwurzeln<br />

analog zu den radikulären Syndromen.<br />

Im Gegensatz zum lumboradikulären<br />

Syndrom sind bei einer symptomatischen<br />

Spinalkanalstenose aber in der Regel<br />

mehrsegmentale Stenosierungen notwendig<br />

[7,10].<br />

Symptomatik der<br />

Claudicatio spinalis<br />

Das Leitsymptom der LSS ist die Claudicatio<br />

spinalis oder neurogene Claudicatio. Die<br />

Patienten beklagen Schmerzen im Gesäss<br />

und den unteren Extremitäten mit oder<br />

ohne Rückenschmerzen, die durch Gehen<br />

oder Stehen mit Aufrichtung der LWS provoziert<br />

werden und sich durch eine Gehpause,<br />

Absitzen oder Vorbeugung der LWS<br />

bessern. Ein- oder beidseitige Beinschmerzen<br />

treten dabei bei fast allen Betroffenen<br />

(93%) auf, bei zwei Dritteln (68%) sind<br />

beide Beine betroffen. Meist sind mehrere<br />

Dermatome betroffen, was den Eindruck<br />

erweckt, das ganze Bein schmerze und oft<br />

ist die Ausprägung asymmetrisch, das<br />

heisst ein Bein ist stärker betroffen als das<br />

andere. Die Mehrzahl der Betroffenen<br />

(63%) leidet an Parästhesien und Dysästhesien<br />

und knapp die Hälfte (43%) beklagen<br />

Gangunsicherheit und ein Schwächegefühl<br />

in den Beinen. Kreuzschmerzen treten<br />

zwar bei zwei Dritteln (65%) der Betroffenen<br />

auf, sind aber meist gering [11]. Oft<br />

treten die Beschwerden auch nur bei körperlicher<br />

Aktivität auf [12]. Bei einer fortgeschrittenen<br />

LSS kann es auch zu einer<br />

autonomen Blasenfunktionsstörung kommen<br />

– die sich mit rezidivierenden Harnwegsinfekten,<br />

Inkontinenz und selten episodischem<br />

Harnverhalt manifestiert [6].<br />

Nur ganz selten treten ein Cauda equinaauf<br />

oder ein Conus medullaris-Syndrom<br />

(bei Läsion auf Höhe Th 11/12). Dies stellt<br />

dann aber eine Notfallsituation dar und<br />

erfordert die sofortige Zuweisung in ein<br />

wirbelsäulenorthopädisches/neurochirurgisches<br />

Zentrum. Neben der klassischen<br />

Claudicatio spinalis bei zentraler Stenose<br />

gibt es auch eine laterale Spinalstenosesymptomatik,<br />

die sich durch eine neurogene<br />

Claudicatio einer oder mehrerer Nervenwurzeln<br />

mit intermittierenden radikulären<br />

Zeichen äussert. Selten tritt die Stenosesymptomatik<br />

isoliert lumbal auf mit dann<br />

gehstrecken- und positionsabhängigen<br />

lumbalen Rückenschmerzen.<br />

Diagnose und Differen zialdiagnose<br />

der<br />

lumbalen Spinalstenose<br />

Diagnostik<br />

Wegweisend für die Diagnose ist die typische<br />

Anamnese von in Gesäss und Beine<br />

ausstrahlenden Schmerzen, die nach einer<br />

gewissen Gehstrecke oder beim sich<br />

Aufrichten (mit Extension der LWS) auftreten<br />

und beim Stehenbleiben sowie bei<br />

Flexion der LWS (Velo fahren, Einkaufswagen<br />

schieben) verschwindet. Diese Symptome<br />

lassen sich in der klinischen Untersuchung<br />

durch körperliche Belastung<br />

oder durch Einnehmen der Auslöseposition<br />

in typischen Fällen dann auch reproduzieren.<br />

Ein weiterer typischer Untersuchungsbefund<br />

mit einer Sensitivität von<br />

90% ist ein breitbasiger Gang und/oder ein<br />

positiver Rhombergtest bei lumbalen Rückenschmerzen<br />

[13]. Zusammen mit der<br />

typischen Anamnese lässt sich so die Diagnose<br />

stellen. Die neurologische Untersuchung<br />

ist dagegen oft unauffällig: Nur<br />

10% aller Patienten haben einen pathologischen<br />

Lasègue, manchmal treten aber<br />

Zeichen einer mehrsegmentalen Wurzelreizung<br />

auf und gelegentlich fehlen die<br />

Muskeleigenreflexe (ASR bei 43%, PSR bei<br />

18%), was aber nicht spezifisch ist [11].<br />

Durch Multimorbidität und Äusserungsschwierigkeiten<br />

im Alter kann es in der<br />

Praxis allerdings schwierig sein, die Diagnose<br />

zu stellen, da die Anamnese praktisch<br />

das erste und einzige diagnostische<br />

Indiz darstellt. Die Diagnose lässt sich am<br />

zuverlässigsten mit der Magnetresonanztomographie<br />

(MRT) bestätigen. Gelegentlich<br />

(besonders bei Diabetes mellitus) ist<br />

die Klinik allerdings viel eindrücklicher<br />

als die geringen Veränderungen in<br />

Schichtbildverfahren vermuten lassen.<br />

Die Computertomographie (CT) mit<br />

Myelo graphie kommt als Alternative in<br />

Betracht, falls Kontraindikationen für<br />

eine MRT vorliegen, die Befunde der MRT<br />

unklar sind oder eine schlechte Korrelation<br />

zwischen MRT-Befunden und Klinik<br />

vorliegt [1]. Angesichts der grossen Zahl<br />

klinisch asymptomatischer Personen mit<br />

Spinalkanalstenose ist es aber nicht angezeigt,<br />

eine solche bildgebende Untersuchung<br />

ohne entsprechende Anamnese<br />

und dazu passende klinische Befunde zu<br />

veranlassen.<br />

Differenzialdiagnose der<br />

lumbalen Spinalkanalstenose<br />

Aufgrund der Klinik sind andere Ursachen,<br />

die einen in die Beine ausstrahlenden<br />

Schmerz auslösen, in die Differenzialdiagnose<br />

einzubeziehen (Tab. 1). Am<br />

wichtigsten ist dabei die periphere<br />

arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), die<br />

mit dem klinischen Bild einer Claudicatio<br />

46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Perspektiven<br />

intermittens oder vaskulären Claudicatio<br />

einhergeht (Tab. 2). Wichtigstes Unterscheidungskriterium<br />

ist dabei die Art der<br />

Schmerzen: Bei der Spinalkanalstenose<br />

haben sie neuropathischen Charakter<br />

(Dys- und Parästhesien, schneidender<br />

Schmerz), sind oft dermatombezogen,<br />

werden im Stehen in aufrechter Position<br />

(Extension der LWS) und beim Abwärtsgehen<br />

ausgelöst und bessern sich durch<br />

Sitzen und eine vorgebeugte Haltung (Flexion<br />

der LWS) innert einiger Minuten.<br />

Man spricht deshalb auch von einer neurogenen<br />

Claudicatio. Die Claudicatio intermittens<br />

ist dagegen vaskulärer Genese<br />

und die Schmerzen treten bei intensiver<br />

Betätigung der Beinmuskulatur vorwiegend<br />

in den Waden auf (z. B. beim Bergaufgehen<br />

oder Velofahren), sind krampfartig<br />

und bessern rasch nach Stehenbleiben.<br />

Eine motorische Schwäche tritt bei<br />

vaskulärer Claudicatio nicht auf, ist aber<br />

bei der neurogenen Claudicatio im Gehen<br />

möglich. Die Patienten berichten dann<br />

über Gangunsicherheit und Schwäche in<br />

den Beinen. Fehlende oder reduzierte<br />

Fusspulse sind typisch für die PAVK. Allerdings<br />

kommt es nicht selten vor, dass bei<br />

älteren Personen mit einer Claudicatio<br />

spinalis ebenfalls die Fusspulse abgeschwächt<br />

sind oder fehlen, da auch das<br />

gemeinsame Auftreten von PAVK und<br />

Claudicatio spinalis besonders im fortgeschrittenen<br />

Alter möglich ist [7]. Weitere<br />

häufige Differenzialdiagnosen sind Lumbospondylogene<br />

Beschwerden oder eine<br />

Meralgia parästhetica nocturna. Nicht<br />

vergessen darf man auch andere Ursachen<br />

für Schmerzausstrahlung in die<br />

Beine (sogenannter «referred pain») wie<br />

z. B. bei retroperitonealen Prozessen oder<br />

bei einer Arthrose in Hüft- und Kniegelenken,<br />

wobei die Beidseitigkeit der Beschwerden<br />

und der neuropathische Charakter<br />

der Schmerzen differenzialdiagnostisch<br />

oft weiterhilft. Schliesslich sind Veränderungen<br />

des Rückenmarks (z. B. bei neurogenen<br />

Leiden wie Multiple Sklerose,<br />

Syringomyelie usw.) und Entzündungen<br />

der Nervenwurzeln (Polyradikulitiden)<br />

als mögliche Ursachen für neuropathische<br />

respektive polyradikuläre Schmerzen<br />

mit Ausstrahlung in beide Beine zu erwähnen.<br />

Seltene aber potenziell gefährliche<br />

Ursachen für lumbale Rückenschmerzen<br />

können ebenfalls zu ähnlichen<br />

Ausstrahlungen führen (Tab. 3).<br />

Therapie der Spinalstenose<br />

Wie behandeln – konservativ<br />

oder operativ?<br />

Der Entscheid über das therapeutische<br />

Vorgehen sollte berücksichtigen, dass die<br />

Prognose bei degenerativer Ursache der<br />

Spinalkanalstenose meistens günstig ist:<br />

In 70% der Fälle ändern sich die Beschwerden<br />

über Jahre auch ohne Operation<br />

nicht, bei 15% bessert sich die Symptomatik<br />

und nur 15% wei sen eine zunehmende<br />

Verschlechterung auf [14]. Amerikanische<br />

Empfehlungen kommen zum


Perspektiven<br />

Ursache (geordnet nach<br />

Bedeutung bei DD LSS)<br />

Sehr wichtig<br />

Claudicatio intermittens (PAVK)<br />

Wichtig respektive häufig<br />

Lumboradikuläres Syndrom<br />

Lumbospondylogenes Syndrom<br />

Wirbelkörperkompressionsfraktur<br />

Hüftgelenkspathologie<br />

Periphere Neuropathie<br />

Bursitis Trochanterica<br />

Meralgia paraesthetica nocturna<br />

Viszerale Schmerzprojektion<br />

Weniger wichtig/häufig<br />

SIG-Pathologie<br />

Kompartementsyndrom<br />

Piriformissyndrom<br />

Muskelzerrungen oder -risse<br />

Myofasziale Schmerz ausstrahlung<br />

Typische Klinik<br />

Muskelkrämpfe und -verhärtung (va. Waden), ausgelöst durch<br />

körperliche Belastung (typisch nach bestimmter Gehstrecke), in<br />

Ruhe rasch besser, nicht beeinflusst durch LWS-Position<br />

Fehlende/stark abgeschwächte Fusspulse<br />

Neuropathischer Schmerz im betroffenen Dermatom (meist einseitig,<br />

ein Dermatom)<br />

Positive Nervendehntests (Lasègue, Femoralisdehntest), nicht intermittierend<br />

Schmerz in LWS mit pseudoradikulärer Ausstrahlung (ohne Dermatombezug),<br />

meist nur bis zum Knie<br />

Schmerz in LWS oder BWS bei älterer Person<br />

Akuter Beginn ohne Unfallanamnese<br />

Leisten- und Gesässschmerz mit/ohne LWS Schmerz, Ausstrahlung<br />

bis distal Knie<br />

Schmerzen bei Belastung (Gehen, Stehen)<br />

Evtl. reduzierte Innenrotation der Hüfte<br />

Schmerz, Taubheitsgefühl und Kribbeln distal der Knie, meist<br />

beidseitig, durch Position oder Belastung nicht beeinflussbar<br />

Seitliche Hüft- und Leistenschmerzen<br />

Druckschmerz über Trochanter maior<br />

Neuropathische Schmerzen bei längerem Stehen<br />

oder gestrecktem Bein (nachts!) Sensibilitätsstörung am lateralen<br />

Oberschenkel<br />

Pathologie im Becken oder Bauchraum mit entsprechender Symptomatik<br />

LWS- und Kreuzschmerz mit Ausstrahlung ins Gesäss und ins<br />

Bein<br />

Schmerz bei SIG-Belastung verstärkt (Menell)<br />

Evtl. pathologische SIG-Beweglichkeit (Vorlaufphänomen)<br />

Wadenschmerzen nach starker Anstrengung,<br />

bei Hochlagern des Beins langsam gebessert<br />

Schmerz im Bereich des M. piriformis<br />

evtl. mit Ausstrahlung ins Gesäss und ins Bein<br />

Hüftaussenrotation evtl. eingeschränkt<br />

Lokalisierter Schmerz der Hüftadduktoren, der Hüft abduktoren<br />

(Glutaei) oder Hüftflexoren mit evtl. Ausstrahlung ins Bein oder<br />

die LWS<br />

Schmerz kann durch Druck auf Triggerpunkt in betroffenen<br />

Muskeln ausgelöst werden.<br />

Tab. 1: Differenzialdiagnose für Beinschmerzen mit/ohne lumbalen Schmerz<br />

Schluss, dass bei milder bis mässiger<br />

Ausprägung der Spinalstenose der natürliche<br />

Verlauf bei einem Drittel bis zu der<br />

Hälfte der Betroffenen günstig ist und dass<br />

progrediente neurologische Verschlimmerungen<br />

bei diesen Patienten selten sind<br />

[1]. Allerdings wird bei etwa 20–40% der<br />

anfangs konservativ oder interventionell<br />

behandelten Patienten im Langzeitverlauf<br />

(innert 2–10 Jahren) eine Operation nötig.<br />

Bei den nicht-operierten Patienten<br />

bessern sich die Schmerzen aber bei etwa<br />

50–70% [1]. Ein primär konservatives<br />

Vorgehen ist deshalb gerechtfertigt. Der<br />

Entscheid über die Art der Therapie sollte<br />

sich dabei auf das Ausmass der Behinderung<br />

und Aktivitätseinbusse für den einzelnen<br />

Patienten abstützen (Tab. 4) [15].<br />

Konservative Therapieoptionen<br />

Im Vordergrund stehen hier die medikamentöse<br />

Analgesie und physikalische<br />

Therapie sowie interventionelle Massnahmen<br />

(Tab. 5). Leider besteht bis heute<br />

keine Evidenz, dass solche Therapieverfahren<br />

den natürlichen Verlauf der Beschwerden<br />

verbessern. Die meisten klinischen<br />

Studien sind von geringer Qualität<br />

und es fehlt derzeit das Wissen über die<br />

geeignete Behandlung dieser Patienten<br />

[1,15]. Die Pharmakotherapie zeigt lediglich<br />

schwache Evidenz, dass sie einen<br />

günstigen Langzeiteffekt aufweist [1]. Bei<br />

den Analgetika sind dabei nicht-steroidale<br />

Antirheumatika (NSAR) und Opioide<br />

(Tramadol, Codein, allenfalls Morphinderivate)<br />

Mittel der Wahl, wobei keine der<br />

Substanzen einer anderen überlegen ist<br />

[16], sodass die Wahl der Medikamente<br />

primär durch die Nebenwirkungen und<br />

das Risikoprofil des Patienten bestimmt<br />

wird. Hier sind vor allem das kardiovaskuläre<br />

Risiko der NSAR sowie deren Limitation<br />

bei Niereninsuffizienz bei älteren<br />

Menschen zu beachten. Bezüglich physikalischer<br />

Therapie besteht derzeit keine<br />

gesicherte Evidenz über deren Nutzen als<br />

Einzelmassnahme. Physikalische Therapie<br />

und Training können aber die Symptome<br />

bei einer Patientengruppe mit neurogener<br />

Claudicatio zusammen mit anderen<br />

therapeutischen Massnahmen bessern<br />

[1]. Auch der Nutzen spinaler Manipulationen<br />

konnte bislang nicht nachgewiesen<br />

werden [1]. Stabilisierende Bandagen<br />

können kurzfristig hilfreich sein, indem<br />

sie die Gehdistanz verbessern und den<br />

Schmerz reduzieren und so auch ein Aufbautraining<br />

fördern helfen. Es gibt aber<br />

48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Perspektiven<br />

Symptome Vaskulär (C. intermittens) Neurogen (C. spinalis)<br />

Auslösung<br />

Muskeltätigkeit<br />

Aufwärtsgehen<br />

Velofahren<br />

Extension der LWS<br />

Abwärtsgehen<br />

Aufrecht stehen<br />

Lokalisation Muskeln Dermatom<br />

Ausstrahlung Nein Ja<br />

Charakteristik Krampfartig Schneidend<br />

Dys-/Parästhesien<br />

Reduktion Stehenbleiben Sitzen<br />

Flexion der LWS (Velofahren,<br />

Einkaufswagen stossen)<br />

Erholung sitzen/liegen Sofort Innert Minuten<br />

Motorische Schwäche Nein Ja (Gehen)<br />

Sensibilitätsausfälle Nein Möglich<br />

Periphere Pulse – +<br />

Tab. 2: Differenzialdiagnose zwischen PAVK und Spinalstenose<br />

funktionellen Beeinträchtigung, einem<br />

progressiven neurologischen Defizit sowie<br />

notfallmässig bei einer Cauda equina-<br />

Symptomatik, einem Conus medullaris-<br />

Syndrom oder einer neurogenen Blasenfunktionsstörung.<br />

Mit Ausnahme der<br />

Notfallindikationen ist bislang aber wenig<br />

bekannt, wer von einer Operation auch<br />

langfristig profitieren kann und wer nicht.<br />

Nach dem aktuellen Stand des Wissens<br />

kommt es hier vor allem auf den Schweregrad<br />

der Symptomatik an: Bei einer<br />

schwer ausgeprägten neurogenen Claudicatio<br />

ist eine Dekompressionsoperation in<br />

80% der Fälle wirksam, eine konservative/<br />

interventionelle Therapie aber nur in einem<br />

Drittel der Fälle. Bei geringer Symptomatik<br />

ist ein konservatives Vorgehen in<br />

70% der Fälle erfolgreich [1]. Bei einer<br />

Spondylolisthesis liefert die kombinierte<br />

Dekompression und Stabilisation bessere<br />

Resultate als eine alleinige Dekompression<br />

[1]. Schliesslich müssen auch allfäl­<br />

Warnsymptom<br />

Nachtschmerzen<br />

Nachtschmerzen<br />

• mit Aufstehen<br />

• mit Morgensteifigkeit >1 Stunde<br />

Anamnese Malignom, Gewichtsverlust<br />

Intravenöser Drogenkonsum<br />

Urin-, Hautinfekt<br />

Fieber, BSR-/CRP-Erhöhung<br />

Gangstörung mit Paraspastik,<br />

pos. Babinski<br />

Blasen- und Sphinkterstörung<br />

keine Evidenz, dass der Effekt nach Entfernen<br />

der Bandage anhält [1]. Längerfristig<br />

können sie zudem die muskuläre Dekonditionierung<br />

fördern und dadurch<br />

einen gegenteiligen Effekt entwickeln. Zur<br />

Wirksamkeit epiduraler Steroidinjektionen<br />

besteht bislang ebenfalls keine klare<br />

Datenlage. Epidurale Injektionen können<br />

die Schmerzen für mehrere Wochen lindern,<br />

die Langzeitwirksamkeit bleibt aber<br />

widersprüchlich. Auf Funktion und die<br />

Notwendigkeit einer Operation nach einem<br />

Jahr scheint eine epidurale Steroidinjektion<br />

keinen Einfluss zu haben [17] und<br />

Denken an<br />

Infekt, Tumor<br />

Fraktur bei Osteoporose<br />

Spondarthropathie<br />

Tumor<br />

Infekt<br />

Myelopathie auf Höhe HWS/BWS<br />

oder ZNS-Erkrankung<br />

Cauda equina-Syndrom<br />

Tab. 3: Warnzeichen bei Rückenschmerzen (sog. «red flags»)<br />

die Autoren einer systematischen Übersicht<br />

kommen zum Schluss, dass derzeit<br />

keine genügende Evidenz besteht, um die<br />

epidurale Steroidinjektion bei Spinalstenose<br />

zu empfehlen [18]. Wiederholte bildgebungsgesteuerte<br />

epidurale Steroidinjektionen<br />

können aber möglicherweise längerfristig<br />

die Schmerzen lindern [1].<br />

Wann ist eine Operation<br />

indiziert?<br />

Eine Indikation für ein operatives Vorgehen<br />

besteht bei fehlendem Ansprechen auf<br />

die konservative Therapie, einer starken<br />

Zusammenfassung<br />

Die lumbale Spinalkanalstenose stellt<br />

eine typische Erkrankung der zweiten<br />

Lebenshälfte dar und wird hauptsächlich<br />

durch mehrsegmentale degenerative<br />

Veränderungen der Wirbelsäule<br />

verursacht. Die klassische Symptomatik<br />

mit ins Bein ausstrahlenden<br />

Schmerzen beim Gehen und Besserung<br />

beim Sitzen lässt differenzialdiagnostisch<br />

vor allem an eine periphere<br />

arterielle Verschlusskrankheit<br />

denken, wobei Letztere mit vaskulären<br />

Veränderungen einhergeht und die<br />

Symptome der Spinalstenose sich bei<br />

Extension der Lendenwirbelsäule<br />

(LWS) verstärken und bei Flexion bessern.<br />

Die Diagnose kann in der Regel<br />

mittels Magnet resonanztomographie<br />

(MRT) bestätigt werden und das Ansprechen<br />

auf konservative Massnahmen<br />

(Analgesie, Physiotherapie und<br />

epidurale Infiltrationen) ist in der<br />

Mehrheit der Fälle gut. Nur eine Minderheit<br />

von etwa 20% der Patienten<br />

zeigt ein Fortschreiten der Beschwerden,<br />

die ein operatives Vorgehen erfordern.<br />

Schlüsselwörter: Spinalkanalstenose<br />

– lumbale Rückenschmerzen<br />

– Claudicatio spinalis – Epiduralinfiltration<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

49


Perspektiven<br />

Tab. 4: Ablauf bei Diagnose/Therapie der lumbalen Spinalstenose<br />

lige Kontraindikationen für ein operatives<br />

Vorgehen erwogen werden [19]. Um diese<br />

Fragen noch besser beantworten zu können,<br />

wird an der Universität Zürich derzeit<br />

eine multizentrische Kohortenstudie<br />

durchgeführt, bei der über 50-jährige Patienten<br />

mit einer Claudicatio spinalis über<br />

die Zeit beobachtet werden [3]. ■<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. med. Alexander Nydegger<br />

Rheumaklinik<br />

Universitätsspital Zürich<br />

Gloriastrassse 25<br />

8091 Zürich<br />

alexander.nydegger@usz.ch<br />

Bibliographie<br />

1. North American Spine Society (NASS): Evidence<br />

based clinical guidelines for multidisciplinary<br />

spine care: diagnosis and treatment<br />

of degenerative lumbar spinal stenosis. Burr<br />

Ridge, IL, USA: 2007. [http://www.spine.org/<br />

Documents/NASSCG_ Stenosis.pdf].<br />

2. Deyo RA, Rainville J, Kent DL: What can the<br />

medical history and physical examination<br />

tell us about low back pain? In: Simel DL,<br />

Drummond R, Keitz SA (Hrsg.). The rationale<br />

clinical examination. Evidence based<br />

clinical diagnosis. 1st ed. American Medical<br />

Association. Mc Graw Hill: 2009, 75–82.<br />

3. Steurer J, Nydegger A, Held U, et al.: Lumb­<br />

Sten: The lumbar spinal stenosis outcome<br />

study. BMC Musculoskelet Disord 2010; 11:<br />

254–259.<br />

4. Kalichman L, Cole R, Kim DH, et al.: Spinal<br />

stenosis prevalence and association with<br />

symptoms: the Framingham Study. Spine J<br />

2009; 9: 545–550.<br />

5. Arnoldi C, Brodsky A, Cauchoix J: Definition<br />

and classification of lumbar spinal<br />

stenosis and nerve root entrapment syndromes.<br />

Clin Orthop Relat Res 1976; 115:<br />

4–5.<br />

6. Cadosch D, Gautschi OP, Fournier JY, Hildebrandt<br />

G: Lumbale Spinalkanalstenose –<br />

Claudicatio spinalis. Patophysiologie, Klinische<br />

Aspekte und Therapie. Praxis 2008;<br />

97: 1231–1241.<br />

7. Levin K, Aminoff MJ, Atlas SJ, et al.: Lumbar<br />

spinal stenosis: Pathophysiology, clinical<br />

features, and diagnosis. Up to Date 2012,<br />

Version 7.0 (May 2012).<br />

50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Perspektiven<br />

Therapieform<br />

Medikamente<br />

Physiotherapie<br />

Hilfsmittel<br />

Epidurale Infiltration (Sakralblock<br />

oder auf Niveau der Läsion)<br />

ggf. periradikuläre Infiltration<br />

Operation<br />

Tab. 5: Therapeutische Optionen<br />

Anmerkungen<br />

• Analgesie: NSAR oder Opioide<br />

(Wahl richtet sich nach Risikoprofil Patient)<br />

• Myorelaxanzien<br />

• Evtl. Schmerzdistanzierung (SSRI, SNRI, Trizyklika)<br />

und/oder Medikamente gegen neuropathischen Schmerz<br />

• Manuelle Behandlung (Mobilisation, Dehnung)<br />

• Physikalische Massnahmen (zurückhaltend)<br />

• Instruktion Heimübungen<br />

• Medizinische Trainingstherapie<br />

• Bandagen – nur kurzzeitig einsetzen<br />

• Unter Bildverstärker mit Kontrastmittel<br />

• Wiederholung nur bei guter Wirkung nach frühestens<br />

1–2 Monaten<br />

• Notfallmässig bei Cauda equina Syndrom oder<br />

neurogener Blasenfunktionsstörung<br />

• Andere Situationen elektiv nach eingehender Abklärung<br />

und Aufklärung (Technik: selektive Fenestration ohne<br />

Laminotomie, idR keine Stabilisation)<br />

Abstract<br />

Lumbar Spinal Stenosis is a typical<br />

disease of the elderly patient that<br />

mainly originates in degenerative<br />

multisegmental changes of the lumbar<br />

vertebral column. The classical<br />

symptom of pain irradiation into the<br />

legs whilst walking and relief with<br />

standing is similar to peripheral arterial<br />

disease presentation but differs in<br />

the sense that symptoms can be triggered<br />

through lumbar extension and<br />

relieved with lumbar flexion whereas<br />

arterial disease is correlated with pathological<br />

arteriovascular findings.<br />

Diagnosis is usually confirmed<br />

through magnetic resonance imaging<br />

(MRI) and response to conservative<br />

treatment (analgetics, physiotherapy,<br />

epidural injections) is usually good in<br />

the majority of cases. Only a minority<br />

of about 20% of all cases show progressive<br />

disease and may necessitate surgical<br />

interventions.<br />

8. Kim SL, Lim RD: Spinal stenosis. Dis Mon<br />

2005; 51: 6–17.<br />

9. Spivak JM: Degenerative lumbar spinal stenosis.<br />

J Bone Joint Surg Am 1998; 80: 1053–<br />

1066.<br />

10. Porter RW, Ward D: Cauda equina dysfunction.<br />

The significance of two-level pathology.<br />

Spine (Phila Pa 1976) 1992; 17: 9–15.<br />

11. Hall S, Bartleson JD, Onofrio BM, et al.: Lumbar<br />

spinal stenosis. Clinical features, diagnostic<br />

procedures, and results of surgical<br />

treatment in 68 patients. Ann Intern Med<br />

1985; 103: 271–275.<br />

12. Suri P, Rainville J, Kalichman L, Katz JN:<br />

Does this older adult with lower extremity<br />

pain have the clinical syndrome of lumbar<br />

spinal stenosis? JAMA 2010; 304: 2628–2636.<br />

13. Katz JN, Dalgas M, Stucki G, et al.: Degenerative<br />

lumbar spinal stenosis. Diagnostic<br />

value oft he history and physical examination.<br />

Arthritis Rheum 1995; 38: 1236–1241.<br />

14. Weinstein JN, Tosteson TD, Lurie JD, et al.:<br />

Surgical versus nonoperative treatment for<br />

lumbar spinal stenosis four-year results of<br />

the Spine Patient Outcomes Research Trial.<br />

Spine (Phila Pa 1976) 2010; 35: 1329–1338.<br />

15. Tran DQH, Duong S, Finlayson RJ: Lumbar<br />

spinal stenosis: a brief review of the nonsurgical<br />

management. Can J Anesth 2010; 57:<br />

694–703.<br />

16. Roelofs PD, Deyo RA, Koes BW, et al.: Nonsteroidal<br />

anti-inflammatory drugs for low<br />

back pain: an updated Cochrane review.<br />

Spine (Phila Pa 1976) 2008; 33: 1766–1774.<br />

17. Armon C, Argoff CE, Samuels J, et al.: Assessment:<br />

use of epidural steroid injections to<br />

treat radicular lumbosacral pain: report of<br />

the therapeutics and technology assessment<br />

subcomittee of the American Academy of<br />

Neurology. Neurology 2007; 68: 723–729.<br />

18. Parr AT, Diwan S, Abdi S: Lumbar interlaminar<br />

epidural injections in managing<br />

chronic low back and lower extremity pain:<br />

a systematic review. Pain Physician 2009; 12:<br />

163–188.<br />

19. Aalto TJ, Malmivaara A, Kovacs F, et al.: Preoperative<br />

predictors for postoperative clinical<br />

outcome in lumbar spinal stenosis: systematic<br />

review. Spine (Phila Pa 1976) 2006; 31:<br />

E648–663.<br />

Antworten zu den Lernfragen<br />

1. Antworten a), c) und d) sind richtig.<br />

2. Antworten b), c) und e) sind richtig.<br />

3. Antworten a) und d) sind richtig.<br />

Key words: Spinal Stenosis – low<br />

back pain – spinal claudication – epidural<br />

injection<br />

Résumé<br />

La sténose du canal lombaire est une<br />

maladie fréquente des patients au-delà<br />

de 50 ans et, dans la plupart des cas,<br />

causée par des lésions dégénératives<br />

plurisegmentaires. La symptomatologie<br />

classique avec une douleur irradiante<br />

dans les jambes en marchant qui<br />

disparaît au repos est semblable aux<br />

symptômes de la maladie périphérique<br />

artérielle, mais se diffère du fait que la<br />

douleur peut être provoquée par<br />

l'extension de la colonne lombaire et<br />

que la maladie artérielle nécessite une<br />

pathologie vasculaire. La sténose est<br />

normalement confirmée grâce à une<br />

tomographie magnétique. La réponse<br />

aux traitements conservateurs (analgésie,<br />

physiothérapie, infiltrations<br />

épidurales) est bonne dans la majorité<br />

des cas. Une minorité d'environs 20%<br />

montre une progression qui peut nécessiter<br />

une intervention chirurgicale.<br />

Mots-clés: sténose lombaire – lombalgie<br />

– claudication spinale – infiltration<br />

épidurale<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

51


Perspektiven<br />

Key messages<br />

––<br />

Die lumbale Spinalkanalstenose wird häufig durch mehrsegmentale degenerative Veränderungen der LWS verursacht und tritt<br />

gehäuft erst bei Personen über 50 Jahren auf.<br />

––<br />

Typische Symptome sind meist asymmetrisch in beide Beine ausstrahlende Schmerzen und Dysästhesien beim Gehen, die im<br />

Stehen abklingen, durch Extension der LWS provoziert werden können und in Flexion sofort bessern. Die Bestätigung der Diagnose<br />

erfolgt in der Regel mittels MRT.<br />

––<br />

Meist ist die Prognose gut, was ein primär konservatives Vorgehen (Analgesie mit NSAR und Opiaten, Physiotherapie, epidurale<br />

Infiltration) rechtfertigt. Die Auswahl der Therapie richtet sich dabei nach dem Ausmass der Behinderung und der Aktivitätseinschränkung<br />

des Patienten sowie dessen Risikoprofil.<br />

Lernfragen<br />

1. Welche der nachfolgenden Aussagen zur Symptomatik der Spinalkanalstenose sind korrekt? (Mehrfachauswahl, mehrere richtige<br />

Antworten)<br />

a) Die Schmerzen strahlen bei körperlicher Aktivität vom Gesäss in eines oder beide Beine aus und verschwinden in Ruhe.<br />

b) Die lumbale Spinalstenose führt meistens zu neurologischen Ausfällen (pathologische Reflexe, positiver Lasègue).<br />

c) Die Klinik lässt sich von einer peripher arteriellen Verschlusskrankheit unter anderem durch die bei der PAVK fehlenden<br />

Fusspulse unterscheiden.<br />

d) Die Patienten beklagen manchmal ein diffuses Schwächegefühl in den Beinen beim Gehen mit plötzlichem Kraftverlust.<br />

2. Welche der nachfolgenden Aussagen zur Diagnostik sind falsch? (Mehrfachauswahl, mehrere richtige Antworten)<br />

a) Zur Diagnosesicherung sollte ein MRT oder CT durchgeführt werden.<br />

b) Die klinische Untersuchung liefert keine sicheren Hinweise auf eine Spinalkanalstenose.<br />

c) Die meisten Patienten weisen einen pathologischen Lasègue auf.<br />

d) Weiterführende Abklärungen (Szintigraphie etc.) sind besonderen Situationen vorbehalten.<br />

e) Ein fehlendes Ansprechen auf eine epidurale Infiltration schliesst eine Spinalstenose aus.<br />

3. Welche Therapiemassamen sind bei degenerativ verursachter Spinalkanal stenose ohne cauda equina Syndrom oder neurogene<br />

Blasenstörung zu empfehlen? (Mehrfachauswahl, mehrere richtige Antworten)<br />

a) Analgesie mit NSAR und Opioiden<br />

b) Bettruhe<br />

c) Implantation einer Schmerzpumpe<br />

d) Epidurale Infiltration<br />

e) Sofortige Operation<br />

52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


Perspektiven<br />

Das erleseneObjekt<br />

Strahlende Zähne<br />

Prof. Dr. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />

Doramad. Radioaktive Zahncreme. Hergestellt von der Auergesellschaft<br />

Oranienburg bis 1945.<br />

Strahlung.<br />

Die zwei Gesichter<br />

der Radioaktivität<br />

2. September <strong>2014</strong> bis<br />

31. Januar 2015<br />

Vor siebzig Jahren war sie ein Verkaufsschlager,<br />

die Zahnpasta Doramad. Sie<br />

brachte nicht nur die Zähne zum Strahlen,<br />

sondern regte den Zellstoffwechsel an<br />

und steigerte die Abwehrkräfte. So zumindest<br />

versprach es die Werbeanzeige. Diese<br />

wundersamen Wirkungen verdankte das<br />

Produkt den radioaktiven Substanzen, die<br />

der Paste beigemengt wurden.<br />

Noch bis in die 1960er Jahre versprachen<br />

verschiedene Kosmetika wie Lippenstifte,<br />

Gesichtspuder und Lotionen durch ihre<br />

radioaktiven Inhaltsstoffe eine verjüngende<br />

und gesundheitsfördernde Wirkung.<br />

Zum vielfältigen Angebot radioaktiver<br />

Alltagskonsumgüter gehörten auch Getränke<br />

und Nahrungsmittel, etwa Zwieback<br />

oder Schokolade.<br />

Die Epoche der Begeisterung ist inzwischen<br />

zu Ende. Doch die Radioaktivität<br />

prägt trotz ihrer Risiken bis heute die medizinische<br />

Diagnostik und Therapie. Das<br />

Pharmaziehistorische Museum in Basel<br />

macht in einer eindrücklichen Sonderausstellung<br />

mit viel Sachverstand und<br />

Liebe zum Detail dieses unsichtbare Agens<br />

sichtbar. <br />

■<br />

Katalog von Christiane<br />

Valerius-Mahler, Basel <strong>2014</strong><br />

Pharmazie-Historisches<br />

Museum der Universität Basel<br />

Totengässlein 3, 4051 Basel<br />

www.pharmaziemuseum.ch<br />

Dienstag bis Freitag<br />

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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

53


mediservice <strong>VSAO</strong>-asmac<br />

Briefkasten<br />

Ich trage seit vier Jahren dieselbe Brille. Beim Autofahren habe ich<br />

nun bemerkt, dass ich die Schilder nicht mehr so gut sehe. Deswegen<br />

war ich bei der Augenkontrolle. Meine Augen haben sich verschlechtert,<br />

so dass ich eine Anpassung der Korrektur meiner Gläser vornehmen<br />

muss. Bezahlen Krankenkassen etwas an meine neue Brille?<br />

Das ist eine der beliebtesten Fragen an Krankenversicherer. Die Antwortet lautet: ja und<br />

nein. Die Grundversicherung bezahlt seit gut drei Jahren keine Beiträge mehr an Brillen<br />

und Kontaktlinsen bei Erwachsenen. Im Gegensatz dazu vergüten aber viele Zusatzversicherungen<br />

Leistungen für Sehhilfen. In der Regel bezahlen die Krankenversicherer<br />

aus diesen Zusatzversicherungen einen Anteil an die Brillengläser und die Linsen, nicht<br />

aber an das Gestell. Je nach Krankenversicherung variiert die Höhe des Beitrags an die<br />

Gläser, und meistens bezahlen die Kassen nicht jährlich, sondern im Drei- oder Fünfjahresrhythmus.<br />

Die Grundversicherung übernimmt bei Erwachsenen nur nach einer Augenoperation<br />

oder bei bestimmten Krankheiten einen Teil der Kosten. Auskünfte über die genauen<br />

Bestimmungen erteilen die Krankenkassen oder die Augenärztinnen und Augenärzte.<br />

Dwaine Flotzinger, Kundenberater Sympany<br />

(Tel. 0800 455 455, www.sympany.ch/vsao)<br />

Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre erbringen die Krankenversicherer jedoch Leistungen<br />

an Sehhilfen und steuern bei ihnen 180 Franken pro Jahr an ärztlich verordnete<br />

Brillengläser und Kontaktlinsen bei. Diese Regelung war vorübergehend eingestellt,<br />

gilt seit 1. Juli 2012 aber wieder. Das Eidgenössische Departement des Innern führte sie<br />

aufgrund der Ergebnisse eines medizinischen Gutachtens und in Beantwortung einer<br />

parlamentarischen Motion erneut ein. Die Korrektur einer Fehlsichtigkeit im Kindesalter<br />

entspreche der Behandlung einer Krankheit, so das Gutachten. Die meisten Sehfehler<br />

müssen im Kindesalter behandelt werden, um eine Verminderung der Sehschärfe zu<br />

vermeiden.<br />

■<br />

54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>


mediservice Vsao-asmac<br />

Heisse Tipps für kalte Tage<br />

In den Wintermonaten sind Verkehrsunfälle auf Schweizer Strassen an der Tagesordnung.<br />

Gut ausgerüstet und mit einem angepassten Fahrstil können Autofahrer den widrigen Bedingungen<br />

aber trotzen. Ein wintertaugliches Fahrzeug ist die Voraussetzung, um sicher unterwegs zu sein.<br />

Entscheidend aber bleiben die Fahrkenntnisse des Lenkers.<br />

Mit der richtigen Ausrüstung und einem<br />

angemessenen Fahrstil könnten viele Unfälle<br />

vermieden werden. Das beginnt mit<br />

der Kontrolle der Wintertauglichkeit des<br />

Autos. Das ist ein kleiner Aufwand, der auf<br />

Wunsch gerne der Fachmann oder die Vertrauensgarage<br />

übernimmt. Geprüft werden<br />

zum Beispiel Reifenprofil, Motor, Batterie,<br />

Beleuchtung, Frostschutzmittel, Scheibenwischer<br />

und Dichtungen. Und falls nötig,<br />

lohnt es sich, Teile auszuwechseln.<br />

Fit für den Winter<br />

Zwar gilt in der Schweiz keine Pflicht für<br />

Winterreifen. Verursacht ein auf Sommerreifen<br />

fahrender Lenker aber einen Unfall,<br />

so muss er mit zivil- wie auch strassenverkehrsrechtlichen<br />

Folgen rechnen. Gute<br />

Winterreifen bewähren sich auf nasser wie<br />

auf schneebedeckter Fahrbahn. Optimal<br />

ist eine Profiltiefe von mindestens vier<br />

Millimetern. Das sorgt für einen kürzeren<br />

Bremsweg, mehr Zugkraft und besseren<br />

Schutz vor Aquaplaning. Wer in die Berge<br />

fährt, sollte für den Fall der Fälle Schneeketten<br />

griffbereit haben – und das Montieren<br />

vorgängig «trocken» geübt haben.<br />

Neben den Reifen wird im Winter auch die<br />

Batterie stark gefordert. Denn bei niedrigen<br />

Temperaturen braucht der Motor<br />

mehr Energie, um anzuspringen. Springt<br />

der Motor schon bei schwachem Frost nur<br />

schwer an, sollten Autofahrer die Batterie<br />

spätestens jetzt überprüfen lassen.<br />

Sehen und gesehen<br />

werden<br />

Eine saubere und uneingeschränkte Sicht<br />

ist vor allem bei Dämmerung und Dunkelheit<br />

entscheidend. Mit ausreichend Frostschutzmittel<br />

bleibt die Waschanlage für<br />

Scheibenwischer und Scheinwerfer auch<br />

bei tiefen Temperaturen funktionstüchtig.<br />

Ausserdem sind im Winter Windschutzscheiben,<br />

Rückspiegel, Scheinwerfer,<br />

Nummernschilder und das Dach von<br />

Schnee und Eis zu befreien. Darüber hinaus<br />

hilft das Fahren mit Abblendlicht, um<br />

von den Verkehrsteilnehmern besser erkannt<br />

zu werden, dies ist seit dem 1. Ja nuar<br />

<strong>2014</strong> auch tagsüber gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Zu einer umfassenden Winterausrüstung<br />

gehören neben dem Eiskratzer und<br />

einem Besen auch Decken, Handschuhe,<br />

Enteiser sowie Salz oder Split.<br />

Fahren mit<br />

«Zehenspitzengefühl»<br />

Das Auto kann noch so gut ausgerüstet<br />

sein: Entscheidend für eine unfallfreie<br />

Fahrt ist und bleibt der Lenker. Auf nasser,<br />

schneebedeckter oder gar eisiger Fahrbahn<br />

verlängert sich der Bremsweg um<br />

ein Vielfaches. Daher ist es wichtig, die<br />

Geschwindigkeit den Strassen- und Wetterverhältnissen<br />

anzupassen und den Sicherheitsabstand<br />

zu vergrössern. Das gilt<br />

insbesondere bei Brücken, Kreuzungen<br />

und schattigen Abschnitten. Da auf winterlichen<br />

Strassen eine Fahrt länger dauern<br />

kann, empfiehlt es sich, etwas mehr<br />

Zeit einzuplanen.<br />

Trotz guter Vorbereitung und angepasstem<br />

Fahrstil kann immer etwas passieren.<br />

Daher ist der passende Versicherungsschutz<br />

unerlässlich. Die Haftpflichtversicherung<br />

ist für jeden Autofahrer obligatorisch.<br />

Sie deckt Schäden, wenn z.B. ein<br />

Lenker auf glatter Fahrbahn in ein anderes<br />

Auto rutscht. Der Schaden am eigenen<br />

Fahrzeug ist allerdings nur gedeckt, wenn<br />

der Halter eine Kaskoversicherung abgeschlossen<br />

hat. Eine unverbindliche Beratung<br />

beim Versicherungsexperten lohnt<br />

sich auf jeden Fall. <br />

■<br />

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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

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mediservice Vsao-asmac<br />

Neuerungen beim Abzug für<br />

Aus- und Weiterbildungskosten<br />

Ab dem 1. Januar 2016 wird schweizweit eine wesentlich grosszügigere Regelung für den<br />

Abzug von Aus- und Weiterbildungskosten in Kraft treten. Möglicherweise lohnt es sich deshalb,<br />

eine geplante berufliche Weiterbildung etwas aufzuschieben.<br />

Werner A. Räber, Xantrium Consulting AG (www.xantrium.ch)<br />

Im geltenden Steuerrecht können beim<br />

Bund und den meisten Kantonen lediglich<br />

die Kosten für die mit dem gegenwärtigen<br />

Beruf zusammenhängende Weiterbildung,<br />

für die durch äussere Umstände<br />

bedingte Umschulung und für den beruflichen<br />

Wiedereinstieg vom Einkommen<br />

abgezogen werden. Ausbildungskosten<br />

sind heute mit Ausnahmen in wenigen<br />

Kantonen generell nicht abzugsfähig,<br />

denn sie zählen zu den Lebenshaltungskosten.<br />

Diese Regelung hatte immer wieder<br />

zu Abgrenzungsproblemen geführt<br />

und viele Steuerpflichtige fühlten sich zu<br />

Recht benachteiligt. Selbst die Kostenübernahme<br />

durch den Arbeitgeber ist im<br />

noch geltenden Recht nicht unproblematisch:<br />

Vergütet der Arbeitgeber den Steuerpflichtigen<br />

Kosten, die bei diesen in der<br />

privaten Steuererklärung nicht abzugsfähig<br />

wären, gilt dies als geldwerter Vorteil,<br />

welcher mit der Einkommenssteuer belegt<br />

wird.<br />

Den beschriebenen Missstand hatte die<br />

ständerätliche Kommission für Wirtschaft<br />

und Abgaben erkannt und am 1. September<br />

2008 eine Kommissionsmotion erlassen,<br />

welche anschliessend sowohl vom<br />

Stände- als auch vom Nationalrat angenommen<br />

und als Gesetzgebungsauftrag<br />

an den Bundesrat überwiesen wurde. Als<br />

Ergebnis wird nun am 1. Januar 2016 das<br />

Bundesgesetz über die steuerliche Behandlung<br />

der berufsorientierten Aus- und<br />

Weiterbildungskosten in Kraft treten, mit<br />

Verbindlichkeit sowohl für die direkte<br />

Bundessteuer wie auch für die kantonalen<br />

Steuern. Ab 2016 wird somit gesamtschweizerisch<br />

eine einheitliche Regelung<br />

gelten, lediglich bei der Festsetzung der<br />

zulässigen Höchstbeträge haben die Kantone<br />

noch Regelungsspielraum.<br />

Auf Bundesebene ist der Abzug allerdings<br />

auf maximal CHF 12000 pro Jahr begrenzt.<br />

Welche Begrenzungen die Kantone<br />

festlegen werden, bleibt abzuwarten. Nicht<br />

abzugsfähig bleiben weiterhin nicht berufsorientierte<br />

Lehrgänge, welche der<br />

Liebhaberei oder der Selbstentfaltung dienen.<br />

Erfreulich ist zudem, dass die vom Arbeitgeber<br />

getragenen Kosten der berufsorientierten<br />

Aus- und Weiterbildung einschliesslich<br />

Umschulungskosten keinen<br />

geldwerten Vorteil mehr darstellen können,<br />

unabhängig von der Höhe der übernommenen<br />

Kosten.<br />

■<br />

Neu spielt es keine Rolle mehr, ob die Weiterbildungskosten<br />

im direkten Zusammenhang<br />

mit der Erzielung des gegenwärtigen<br />

Erwerbseinkommens stehen.<br />

Damit sind insbesondere auch Schulungskosten<br />

abzugsfähig, die zu einem eigentlichen<br />

Berufswechsel führen, auch wenn<br />

dieser Wechsel freiwillig ist. Zusätzlich gilt<br />

für Ausbildungskosten eine flexiblere Lösung<br />

als heute. Die Kosten für die eigentliche<br />

Grundausbildung, d.h. abgeschlossene<br />

Berufslehre oder Matura, gelten zwar<br />

weiterhin als nicht abzugsfähige Lebenshaltungskosten,<br />

doch darüber hinaus<br />

gehende Ausbildungskosten sind zum<br />

Abzug zugelassen.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

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Impressum<br />

Kontaktadressen der sektionen<br />

<strong>Nr</strong>. 5 • 33. Jahrgang • <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bahnhofplatz 10 A, Postfach 7255, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin/ca),<br />

Christiane Arnold (cra), Franziska Arnold (fa),<br />

Jan Vontobel (jv), Sophie Yammine (sy), Lukas Staub (ls)<br />

BL/BS<br />

BE<br />

FR<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />

Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />

Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao.basel.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin,<br />

Schwarztorstrasse 22, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />

bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

ASMAF Section Fribourg, case postale, 1708 Fribourg,<br />

webmaster@asmaf.ch, www.asmaf.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Daniel Schröpfer, Präsident<br />

Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />

Christoph Bosshard, Cyrill Bühlmann, Karin Etter,<br />

Lars Frauchiger, Christophe Gallay, Gert Printzen,<br />

Miodrag Savic, Hervé Spechbach, Raphael Stolz, Sonja<br />

Trüstedt, Marino Urbinelli, Felix Widmer (swimsa)<br />

GR<br />

JU<br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte Sektion<br />

Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG, RA Geschäftsführer/<br />

Verbandsjurist, Tel. +41 78 880 81 64, info@vsao-gr.ch / www.vsao-gr.ch<br />

ASMAC Sektion Jura, Dr. med. Carlos Munoz,<br />

Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy, Telefon 032 465 65 65,<br />

cfmunoz@bluewin.ch<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout: Tom Wegner<br />

Inserate<br />

Axel Springer Schweiz AG, Fachmedien<br />

Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich<br />

Telefon 043 444 51 02, Fax 043 444 51 01<br />

vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 21 730 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung <strong>2014</strong>: 21 009 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6/<strong>2014</strong> erscheint im Dezember <strong>2014</strong>.<br />

Thema: Ursprung (Verbandsjournal)<br />

© <strong>2014</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

NE<br />

amine@asmac.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St.Gallen-Appenzell, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMACT, Associazione Medici Assistenti e Capiclinica Ticinesi,<br />

Avv. Marina Pietra Ponti, Viale S. Franscini 17, 6904 Lugano,<br />

telefono 091 922 95 22, fax 091 923 61 71, pietraponti@ticino.com<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

www.asmav.ch, asmav@asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Jean Bonnemain, Avenue du Bietschhorn 21 A, 1950 Sion,<br />

secretaire@asmaval.ch, president@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

ZH<br />

Zürcher Spitalärzte und Spitalärztinnen <strong>VSAO</strong>, Dr. R. M. Reck,<br />

Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster, Telefon 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67,<br />

info@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />

58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong>

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