VSAO JOURNAL Nr. 4 - August 2013
2. Akt - Zulassungsstopp light / Gastroenterologie/Rheumatologie
2. Akt - Zulassungsstopp light / Gastroenterologie/Rheumatologie
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Politik<br />
Letzte Hoffnung Organimport?<br />
Nach wie vor hat die Schweiz eine der tiefsten Organspenderraten in Europa. Dies, weil zum Thema<br />
Organspende noch immer Unsicherheiten bestehen. Um diese Situation zu verbessern, sind auch<br />
und gerade medizinische Fachpersonen gefordert. Andernfalls ist die Schweiz weiterhin dringend<br />
auf Organe aus dem Ausland angewiesen, was nur ein Zustand auf Zeit sein kann.<br />
Franz Immer, Facharzt für Herzchirurgie FMH und Direktor Swisstransplant<br />
Die Statistik von Swisstransplant spricht<br />
eine klare Sprache: Wurden 2010 annähernd<br />
gleich viele Organe importiert wie<br />
exportiert, so hat sich dieses Verhältnis in<br />
den letzten zwei Jahren mehr und mehr<br />
verschoben. 2012 wurden insgesamt 37<br />
Organe importiert, während nur gerade<br />
sieben Organe aus der Schweiz einem ausländischen<br />
Empfänger zugeteilt werden<br />
konnten. Auch <strong>2013</strong> hält dieses Ungleichgewicht<br />
an – allein im ersten Quartal<br />
wurden zwölf Organe importiert und wurde<br />
lediglich ein Organ exportiert. Einer<br />
engen Zusammenarbeit von Swisstransplant<br />
mit den Partnerorganisationen im<br />
Ausland, allen voran mit der Agence de la<br />
Biomédecine in Paris, ist es zu verdanken,<br />
dass oftmals in letzter Minute das lebensrettende<br />
Organ eingeführt werden kann.<br />
Über 80 Prozent der importierten Organe<br />
stammen aus Frankreich, wobei vor allem<br />
Lebern importiert werden (rund 50 Prozent),<br />
zumeist für Patienten im Dringlichkeitsstatus,<br />
gefolgt von Herz und Lunge,<br />
welche beide rund 20 Prozent des importierten<br />
Organvolumens 2012 ausmachen.<br />
Was bedeutet dies in Zahlen für die Transplantationsmedizin?<br />
Wurden 2011 noch<br />
504 Patienten transplantiert (inkl. Lebendspender),<br />
so belief sich der Anteil der<br />
transplantierten Patienten 2012 noch gerade<br />
auf 453 (–10 Prozent) und ohne die<br />
importierten Organe auf 416 transplantierte<br />
Patienten (–17 Prozent).<br />
Unsicherheiten und mangelnde<br />
Information<br />
Es stellt sich die Frage, wie es zu dieser<br />
Entwicklung kommen konnte. Eine kürzlich<br />
vorgestellte Studie des Ausschusses für<br />
Organspende (CNDO) von Swisstransplant<br />
konnte aufzeigen, dass in der Schweiz vorsichtig<br />
geschätzt rund 300 potentielle Organspender<br />
jedes Jahr auf Intensivstationen<br />
versterben. Dies sind mehr als drei Mal<br />
so viele wie von den Spitälern gemeldete<br />
Spender (2012 waren es 89 hirntote Leichenspender).<br />
Obwohl die Intensivmediziner<br />
in der Schweiz im europäischen Vergleich<br />
überdurchschnittlich häufig an die<br />
Organspende denken, gehen dann doch<br />
viele potentielle Spender im Spenderprozess<br />
verloren. Hauptursache hierfür ist sicherlich<br />
eine überdurchschnittlich hohe<br />
Ablehnungsrate des Spitalpersonals von 52<br />
Prozent (mit Schwankungen in grossen<br />
Spitälern zwischen 23 Prozent und 89 Prozent),<br />
oftmals aber auch fehlende Ressourcen<br />
in den Spitälern. Es fällt zudem auf,<br />
dass es in der Medizin zu wenig bekannt<br />
ist, dass es kaum Ausschlussgründe für<br />
eine Organspende gibt. Im Gegensatz zur<br />
Blutspende ist die Organspende bis ins<br />
hohe Alter möglich, und einzig metastasierende<br />
Tumorleiden sowie unklare<br />
schwere Infektionen und gewisse Raritäten<br />
(z.B. Prionenerkrankung) sind Ausschlussgründe<br />
für eine Spende. Auch die<br />
Vorstellung, dass eine Transplantation<br />
beim Empfänger das Leiden nur verlängert,<br />
hält sich hartnäckig. Dem ist in der<br />
überwiegenden Mehrzahl der Fälle nicht<br />
so, wie die aktuelle Kampagne von Swisstransplant<br />
aufzeigt (siehe Kasten).<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
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