Georg Wydra Gesundheitsförderung im Kinderturnen
Georg Wydra Gesundheitsförderung im Kinderturnen
Georg Wydra Gesundheitsförderung im Kinderturnen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>im</strong> <strong>Kinderturnen</strong> 48<br />
2.2.2.5.4 Spätes Schulkindalter<br />
Das späte Schulkindalter beginnt mit etwa zehn Jahren und dauert bis zum Eintritt<br />
der Pubertät. Diese Altersstufe wird als das „beste Lernalter“ (Lernen auf Anhieb)<br />
bezeichnet. Die Unterschiede zur vorhergehenden Stufe sind jedoch nur graduell, die<br />
Übergänge sind fließend (WEINECK 1988). In dieser Altersstufe können schon hochgradig<br />
schwierige Bewegungen mit ausgeprägten räumlich-zeitlichen Orientierungsanforderungen<br />
gelernt und beherrscht werden. Aufgrund des nach wie vor ausgeprägten<br />
Bewegungsbedürfnisses, der hohen Mut- Risiko- und Einsatzbereitschaft stellt dieser<br />
Altersabschnitt eine Schlüsselphase für das spätere Bewegungskönnen dar. In dieser<br />
Phase Versäumtes ist später nur schwer und mit einem unvergleichbar höherem Aufwand<br />
nachzuholen. Die ausgezeichnete Lernfähigkeit sollte von Beginn an zu einem<br />
genauen Bewegungslernen ausgenutzt werden. Falsch gelernte automatisierte Bewegungen<br />
müssen später mühevoll umgelernt werden.<br />
2.2.2.5.5 Erste puberale Phase<br />
Die erste puberale Phase - auch als zweiter Gestaltwandel bezeichnet - beginnt mit<br />
11/12 Jahren bei Mädchen bzw. 12/13 Jahren bei Jungen und dauert bis etwa zum<br />
14/15 Lebensjahr. Die sprunghaften Veränderungen in der physischen Existenz verursachen<br />
auch eine ausgeprägte psychische Labilität. Mit dem Eintritt der Pubertät entstehen<br />
verstärkt Konflikte mit der Erwachsenenwelt, die auch zu einer Distanzierung<br />
von Eltern, Lehrern und Trainern einerseits und zu einer vermehrten Zuwendung von<br />
Gleichaltrigen andererseits führt. Von der sozialen Umgebung werden Expertentum<br />
und gegenseitige Respektierung verlangt. Demokratisches Mitspracherecht bei der<br />
Gestaltung des sportlichen Übungsbetriebes und aktive Mitgestaltung stellen Grundforderungen<br />
dieser Altersstufe dar. Das Sportinteresse läßt mit dem Eintritt der Pubertät<br />
sprunghaft nach und verliert an Stellenwert (SACK 1983, 39). Sportliche Betätigung<br />
stellt nun mehr ein Mittel dar um sozialen Kontakt zu pflegen, weniger um Wettkampf-<br />
und Konkurrenzbedürfnisse zu befriedigen - <strong>im</strong> Gegensatz zu den vorhergehenden<br />
Altersstufen.<br />
Die starke Größen- und Gewichtszunahme, die bisweilen zu einer ausgeprägten<br />
Verschlechterung der Last- Kraft Verhältnisse führen, bedingen zumeist eine Abnahme<br />
der koordinativen Leistungsfähigkeit. Andererseits ist dies die Phase der höchsten<br />
Trainierbarkeit der konditionellen Eigenschaften. Diese neuen Gegebenheiten erfordern<br />
eine entsprechende Ausrichtung <strong>im</strong> Training. Hier gilt es also die konditionellen<br />
Fähigkeiten zu verbessern und die koordinativen Fähigkeiten hingegen zunächst nur<br />
zu stabilisieren. Fehler in der Gestaltung des Trainings (zu hart, zu einseitig) und vor<br />
allem in der Führung des Jugendlichen führen häufig dazu, daß gerade in dieser Zeit<br />
die sportliche Betätigung eingestellt wird. Diese Phase erfordert vom Trainer bzw.<br />
Übungsleiter ein besonders pädagogisches Einfühlungsvermögen (WEINECK 1988).