OW-2017_Sommer_ePaper

ERBSTÜCKE DER MENSCHHEIT
Erbstücke der
Menschheit
Was sie uns sagen, wo man sie findet,
wie man sich ihnen nähert
»WIR ÜBERLIEFERN KENNTNISSE, WIR ÜBERTRAGEN GESINNUNGEN
SO GUT ALS BESITZ.« DER DAS SCHRIEB WAR KEIN GERINGERER
ALS JOHANN WOLFGANG VON GOETHE IN »WILHELM MEISTERS
LEHRJAHRE«, DAS DER DICHTERFÜRST 1795-1796 VERFASSTE.
VERERBTES, SO VIEL IST SICHER, WURDE IN ALLEN KULTUREN IN
ALLEN GENERATIONEN ALS ETWAS »BESONDERES« BETRACHTET;
DABEI LIEGT DER SCHWERPUNKT NICHT AUF DEM NACHLASS
ZWISCHEN DEN INDIVIDUEN ALS VIELMEHR AUF DEM ERBE DER
KULTUREN UND GESELLSCHAFTEN, DEN HINTERLASSENSCHAFTEN
VON VÖLKERN, VOLKSGRUPPEN WIE AUCH IHREM UMGANG MIT
DER NATUR.
Fotos: Norbert Eisele-Hein
AUCH DORT WO NATUR, SEI ES DURCH MENSCHENHAND
GESTALTET, SEI ES DURCH DIE ABWESENHEIT DES MENSCHEN
ÜBERDAUERT, EINBLICKE IN DIE EVOLUTION ODER ERDGESCHICHTE
ERMÖGLICHT, SIND ERBSTÜCKE ZU VERORTEN. IHREN ERHALT FÜR
DIE NACHFOLGENDEN GENERATIONEN ZU SICHERN, MUSS DAHER
EINE AUFGABE FÜR DIE SEIN, DIE HEUTE UND MORGEN DIE WELT
BEVÖLKERN.
»DAS HEISST ZU ZEIGEN, DASS WELTERBE MEHR IST ALS
BAULICHE SUBSTANZ, GEWACHSENE LANDSCHAFTEN ODER
NATURRÄUME – WELTERBE IST GELEBTES ERBE UND TÄGLICHE
ARBEIT«, HEISST ES IM VORSPANN EINES INTERVIEWS MIT
NADYA KÖNIG-LEHRMANN, MANAGERIN DER UNESCO-WELT-
ERBEREGION OBERES MITTELRHEINTAL.
Was sich als Erbstück der
Menschheit empfiehlt,
bleibt zunächst jedem Einzelnen
überlassen. Freilich reicht der
individuelle Blick nicht um den ganzen
Globus, erfasst auch kaum die Interdependenz
der Kulturen. Man ist weder
Völkerkundler, Geologe, Historiker,
Ethnologe, Kulturwissenschaftler,
Architekt oder Biologe zugleich. Gut,
dass die UNESCO seit 1972 durch eingehende
Prüfungen den Titel Welterbe
(Weltkulturerbe und Weltnaturerbe)
an Stätten vergibt, die aufgrund
ihrer Einzigartigkeit, Authentizität
und Integrität weltbedeutend sind.
Der Titel beruht auf der von 190 Staaten
und Gebieten ratifizierten Welterbekonvention
von 1972.
OutdoorWelten | Sommer 2017 19