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nachbereitung extrem belastender einsätze bei der feuerwehr

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Der <strong>extrem</strong> belastende Einsatz: Ein Einzelfall<br />

brennenden Wohnung. Der Rettungsversuch musste wegen <strong>der</strong> enormen Wärmeströmung<br />

abgebrochen werden. Durch diese Namensverwechslung bzw. durch die Tatsache,<br />

dass nicht klar war, welcher Kamerad nun vermisst war, entstand eine zusätzliche<br />

sehr belastende Desorientierung. Hinzu kam, dass über einen Zeitraum von ca.<br />

einer halben Stunde alle Versuche scheiterten, den Kameraden, <strong>der</strong> mit einem an<strong>der</strong>n<br />

verwechselt wurde, zu retten:<br />

„Wir kamen nicht in den Flur rein, wir dachten, jetzt verrecken wir alle. Wir waren alle<br />

hilflos. Im Atemschutzgerät haben wir nur für 30 Minuten Luft und danach erstickt<br />

man, wie kriegt man den raus? Was machen? Wasser, Schaum?“<br />

An <strong>der</strong> Einsatzstelle herrschte ein solches Chaos, dass <strong>der</strong> vermisste Kollege in Sicherheit<br />

gebracht werden konnte, ohne dass dies von Herrn A. bemerkt wurde. Herr A. versuchte<br />

unterdessen weiter alles, um dessen Leben zu retten.<br />

Zusätzlich entwickelte sich ein weiterer hoch<strong>belasten<strong>der</strong></strong> Konflikt zwischen den Einsatzgruppen<br />

<strong>der</strong> Feuerwehr und <strong>der</strong> Polizei, <strong>der</strong> die bereits bestehende Desorientierung,<br />

Unsicherheit und Hilflosigkeit noch verstärkte. Die Polizei gab per Megaphon bekannt:<br />

„Verlassen Sie das Gebäude!“ Genau zu diesem Zeitpunkt war Zugführer A. im Gespräch<br />

mit einem Paar auf dem Balkon und meinte, dass sie da bleiben sollen, es zu gefährlich<br />

wäre, wenn sie jetzt das Gebäude verlassen würden. Herrn A. war es klar, dass<br />

diese Menschen verloren wären, wenn man die Türe durchbrechen würde, um sie zu<br />

befreien. Zu diesem Zeitpunkt wusste Herr A. noch nichts von zwei an<strong>der</strong>en Personen,<br />

die sich ebenfalls aus ihren Appartements auf die Balkone geflüchtet hatten und hochgefährdet<br />

gewesen wären, wenn sie <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Polizei Folge geleistet hätten.<br />

Herr A. war in einer verzweifelten Situation von Ratlosigkeit, Ohnmacht und Hilflosigkeit.<br />

Er hatte mittlerweile die Kontrolle über die Situation verloren. In <strong>der</strong> Zwischenzeit<br />

waren über 65 Atemschutzgeräte leergeatmet und man konnte, aufgrund<br />

eines plötzlich aufgetretenen Defekts in <strong>der</strong> Wasserversorgung, nicht weiter in den<br />

Stichflur vorstoßen. Herr A. hatte nun die Überlegung, von dem darüber liegenden<br />

Geschoss herunterzuklettern, in das Appartement einzudringen und von innen heraus<br />

die Türe zu öffnen.<br />

Es folgte eine weitere, dritte Konfliktkonstellation mit dem Einsatzleiter. Der Einsatzleiter<br />

brüllte: „Seid ihr verrückt! Beim Sturm klettern!“. Herr A. entschließt sich, unter<br />

dem Druck des Einsatzgeschehens, die Kletteraktion gegen die Entscheidung des Einsatzleiters<br />

dennoch durchzuführen, da er besessen war von <strong>der</strong> Vorstellung, nicht nur<br />

seinen Kollegen, son<strong>der</strong>n auch die auf ihren Balkonen ängstlich verharrenden Personen,<br />

die aus dem Flur nicht entkommen konnten, zu befreien. Es gab zwischen Herrn<br />

A. und dem Einsatzleiter ein intensives Streitgespräch, in dem sich ein Kamerad mit<br />

Herrn A. solidarisierte und sich bereit erklärte, mit ihm diese Aktion durchzuführen.<br />

Herr A. hatte seine geplante Aktion dann aber doch abgebrochen, weil er daran dachte,<br />

dass das tatsächlich zu riskant sein könnte:<br />

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