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nachbereitung extrem belastender einsätze bei der feuerwehr

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III<br />

Wissenschaftliche Untersuchungen (Gruppenstudien)<br />

über die psychologischen Auswirkungen<br />

von <strong>extrem</strong> belastenden Einsätzen<br />

Es gibt inzwischen in dem Forschungsgebiet <strong>der</strong> Psychotraumatologie eine ganze Reihe<br />

von wissenschaftlichen Untersuchungen, die sich zum Ziel gesetzt haben, in Berufsgruppen<br />

wie Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten, die Zusammenhänge zwischen<br />

einem potentiell traumatisierenden <strong>extrem</strong>en Einsatzgeschehen und den tatsächlich<br />

eintretenden psychologischen Folgewirkungen aufzuklären.<br />

Das bislang am intensivsten untersuchte Desaster ist das „Ash Wednesday Bushfire“,<br />

das in Süd-Australien am 16.02.1983 ausbrach und das, unter <strong>der</strong> Einwirkung von<br />

wechselhaften intensiven Stürmen, über 70 Meter hohe Flammenwellen erzeugte, die<br />

über Tage nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Über 5.000 Menschen mussten,<br />

unter teilweise chaotischen Bedingungen, evakuiert werden. Es kamen überwiegend<br />

Kräfte <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehren zum Einsatz, von denen McFarlane und seine<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter 469 Männer in eine kontrollierte Längsschnitt-Studie einbezog, die dem<br />

Desaster in einer beson<strong>der</strong>s intensiven Weise ausgesetzt waren (vgl. McFarlane 1988a,<br />

1988b, 1988c, 1992, MacFarlane & Papay 1992, MacFarlane et al. 1994). Die Männer<br />

<strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehren mussten häufig ohnmächtig und hilflos zusehen, wie ihre<br />

Bauernhöfe nie<strong>der</strong>brannten o<strong>der</strong> verletzte Viehbestände später notgeschlachtet werden<br />

mussten. Über 23% fühlten sich während des Einsatzes in ihrem eigenen Leben<br />

bedroht und über 25% <strong>der</strong> Mannschaftsmitglie<strong>der</strong> erlitten schwere Verletzungen.<br />

McFarlane erhob 3 Monate, 8 Monate, 11 Monate und 29 Monate (4 Messzeitpunkte)<br />

nach dem Desaster mit Hilfe von Fragebögen und Interviews die Persönlichkeitsstruktur,<br />

die biographische Vorgeschichte, die psychische Gesundheit und den Grad <strong>der</strong><br />

Traumatisierung <strong>der</strong> Männer. Die Studien ergaben folgende Trends (MacFarlane 1988c):<br />

• Von den 469 Feuerwehr-Leuten wurden 50 Männer infolge des Einsatzes als „hochbelastet“<br />

eingestuft („high-risk“), weil sie sich vom Tode bedroht fühlten, Verletzungen<br />

erlitten o<strong>der</strong> schwere Eigentumsverluste hinnehmen mussten.<br />

• In dieser Gruppe entwickelten 11 Männer eine ausgeprägte Posttraumatische Belastungsstörung<br />

(PTBS). Der Vergleich mit denjenigen in <strong>der</strong> hochbelasteten Gruppe,<br />

die keine PTBS entwickelten, ergab, dass die traumatisierten Feuerwehr-Männer in<br />

ihrer Persönlichkeit eine starke Irritabilität, Nervosität und Gespanntheit („Neurotizismus“)<br />

zeigten und grundsätzlich dazu neigten, sich von an<strong>der</strong>en zu isolieren und<br />

sich mit ihren Problemen alleine zu beschäftigen („Introversion“). Sie hatten in ihrer<br />

bisherigen Lebensgeschichte wesentlich mehr belastende Ereignisse erlebt, in ihren<br />

Herkunftsfamilien wurden seelische Erkrankungen häufiger berichtet und sie selbst<br />

litten unter seelischen Erkrankungen, die sie nicht behandeln ließen. Zwar nahm die<br />

PTBS-Symptomatik generell nach acht Monaten ab, so ließ z.B. <strong>der</strong> Erinnerungsdruck<br />

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