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nachbereitung extrem belastender einsätze bei der feuerwehr

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Der <strong>extrem</strong> belastende Einsatz: Ein Einzelfall<br />

macht und dadurch die ganzen Komplikationen die eingetreten waren, verhin<strong>der</strong>t.<br />

Man hätte dann von oben aus durch das Fenster Wasser reingeschickt!“<br />

Mit dem Einsatz sind für den Zugführer Herrn A. in seelischer Hinsicht die folgenden<br />

Erlebenszustände zentral:<br />

1. Durch die Verknüpfung völlig unvorhersehbarer Ereignisse und durch den vorübergehenden<br />

Verlust und die Verletzungen von Kameraden, wurde er schwer geschockt<br />

(Schock, Aufschrei).<br />

2. Herr A. war von dem Gefühl beherrscht, dass er noch etwas hätte tun müssen, um<br />

die „Katastrophe“ zu verhin<strong>der</strong>n. Unerträglich war für ihn, dass ihm so etwas passieren<br />

konnte. Wenn etwas schief läuft, dann passiert es woan<strong>der</strong>s, aber nicht <strong>bei</strong><br />

ihm (Schuldgefühl, Narzissmus, psychotraumatische Abwehr).<br />

3. Noch unerträglicher war es, dass ein kleiner Wohnzimmerbrand nicht sofort unter<br />

Kontrolle gebracht werden konnte und man über mehrere Stunden dem Brand hilflos<br />

gegenüber stand (Kontrollverlust, Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit).<br />

4. Herr A. hatte auch das Gefühl, dass er sozusagen Schuld hat, dass seine Kameraden<br />

verletzt wurden (Schuldgefühle).<br />

5. Über 4 Jahre nach diesem Einsatz leidet er unter Schlafstörungen und Alpträumen,<br />

in denen er den Einsatz immer wie<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holte und Schreckensvisionen hatte<br />

(Explosionen), die er mit diesem Einsatz in Verbindung brachte (Schlafstörungen,<br />

Alpträume).<br />

6. Auch tagsüber drängten sich ihm in diesem Zeitraum immer wie<strong>der</strong> Erinnerungsbil<strong>der</strong><br />

auf, in denen er den Einsatz wie<strong>der</strong>holte, ohne dass er sich dagegen wehren<br />

konnte, (Erinnerungsdruck/Intrusionen, „Flash-backs“).<br />

7. Die fehlende Unterstützung und Fürsorge <strong>der</strong> Vorgesetzten gegenüber den Mannschaften<br />

nach diesem verheerenden Einsatz, erzeugten nicht nur <strong>bei</strong> den Kollegen,<br />

son<strong>der</strong>n in beson<strong>der</strong>em Maße <strong>bei</strong> Herrn A. eine hochaufgeladene, ohnmächtige<br />

Aggressivität, die ein lähmendes Entsetzen zur Folge hatte.<br />

Fasst man die Erlebniszustände von Herrn A., die während und nach dem Einsatz für<br />

ihn von Bedeutung waren, zusammen – Schock, Kontrollverlust, Ohnmachts- und Hilflosigkeitsgefühle,<br />

Schuldgefühle, Schlafstörungen und Alpträume, Intrusionen und<br />

„Flash-backs“ und zieht man das Ereigniskriterium hinzu („die Person wurde mit einem<br />

traumatischen Ereignis konfrontiert, <strong>bei</strong> dem die <strong>bei</strong>den folgenden Kriterien vorhanden<br />

waren: 1. die Person beobachtete, erlebte o<strong>der</strong> war mit einem o<strong>der</strong> mehreren Ereignissen<br />

konfrontiert, die den tatsächlichen o<strong>der</strong> drohenden Tod o<strong>der</strong> ernsthafte Verletzungen<br />

o<strong>der</strong> eine Gefahr <strong>der</strong> körperlichen Unversehrtheit <strong>der</strong> eigenen Person o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Personen <strong>bei</strong>nhalten. 2. Die Reaktion Depression umfasst intensive Furcht, Hilflosigkeit<br />

und Entsetzen“), so wird klar, dass Herr A. im Sinne einer Posttraumatischen<br />

Belastungsstörung (PTBS) durch diesen Einsatz schwer traumatisiert wurde. Zu je<strong>der</strong><br />

Zeit war we<strong>der</strong> von Seite <strong>der</strong> Führung und Leitung <strong>der</strong> Feuerwehr noch von Seiten<br />

externer Berater ein unmittelbares Hilfsangebot o<strong>der</strong> eine professionelle psychologi-<br />

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