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nachbereitung extrem belastender einsätze bei der feuerwehr

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Wissenschaftliche Untersuchungen<br />

Fullerton und seine Mitar<strong>bei</strong>ter kamen in einer zweiten Studie, in <strong>der</strong> eine Elite-Einheit<br />

<strong>der</strong> Feuerwehr von New York City untersucht wurde, die zur Unterstützung <strong>bei</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

schwierigen Einsätzen eingesetzt wird, zu denselben Ergebnissen. Auch sie empfehlen<br />

für die Feuerwehren eine Organisations- und Personalentwicklung, insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Entwicklung von psycho-sozialen Kompetenzen <strong>bei</strong> Führungskräften, die einen<br />

adäquaten Umgang mit <strong>bei</strong> <strong>extrem</strong>en Einsätzen durchschnittlich zu erwartenden psychischen,<br />

akuten Belastungsstörungen in den Mannschaften gewährleisten. Hervorgehoben<br />

wird auch, dass insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Ausbildung von Feuerwehrleuten die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit <strong>extrem</strong>en Einsätzen verstärkt geför<strong>der</strong>t werden sollte. Hierzu gehört<br />

auch die analytische Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>der</strong> Feuerwehrleute mit ihren eigenen<br />

persönlichen Motiven, gerade einen solchen riskanten Beruf zu ergreifen. Raphael<br />

(1986) weist darauf hin, dass <strong>bei</strong> Notfall- und Rettungsar<strong>bei</strong>tern („Disaster workers“),<br />

zu denen auch die Feuerwehrleute gehören, häufig narzisstische Größenphantasien<br />

eine Rolle spielen. In <strong>der</strong> Konfrontation mit Sterbenden und Toten identifizieren sie<br />

sich mit den Opfern in dem Sinne, dass sie unbewusst unterstellen, die Opfer wollten<br />

wie<strong>der</strong> zu einem/ihrem Leben zurückkehren, wie es vor dem Desaster war und sie tun<br />

dann alles, um dieser Phantasie zu entsprechen. In dem Maße, wie das aber nicht<br />

möglich ist, erleben die „Retter“, auf dem Hintergrund ihrer Größenphantasie, häufig<br />

unerträgliche Erlebniszustände von Kleinheit, Schuld, Versagen, Unzulänglichkeit,<br />

Wertlosigkeit und Selbstverachtung, also Zustände, die als Elemente einer schweren<br />

narzisstischen (traumatischen?) Kränkung verstanden werden können.<br />

Abschließend wollen wir aus dem deutschen Sprachraum noch zwei Untersuchungen<br />

vorstellen, die sich zum einen mit <strong>der</strong> allgemeinen psychischen Verfassung <strong>der</strong> Feuerwehrleute<br />

als einer Berufsgruppe, die häufig seelisch belastenden Ereignissen ausgesetzt<br />

ist, zum an<strong>der</strong>en mit den psychischen Auswirkungen eines <strong>extrem</strong>en Einsatzes<br />

auf die Mannschaften befassen.<br />

Teegen, Domnick und Heerdegen (1997) nennen Faktoren, die einen traumatischen<br />

Prozess begünstigen. Auschlaggebend sind die psychischen und sozialen Belastungen<br />

eines Feuerwehrmannes vor dem Einsatz, die vorhandene Lebensgefahr während des<br />

Einsatzes, ein geringes Lebensalter mit entsprechend geringer Berufserfahrung, ein<br />

niedriger Dienstgrad und eine nicht vorhandende soziale Unterstützung. Faktoren, die<br />

einen traumatischen Prozess verhin<strong>der</strong>n sind eine realitätsgerechte Vorbereitung auf<br />

Extrembelastungen, eine stabile Kooperation in <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsgruppe, eine klare Einsatzleitung,<br />

die präzise Aufgabenstellungen ausspricht, die Möglichkeit <strong>der</strong> Einsatznachbesprechung<br />

in <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsgruppe, eine ausgeprägte psycho-soziale Kompetenz des<br />

Einsatzleiters, <strong>der</strong> für die Mannschaften eine Vorbildfunktion für die emotionale Selbstaufklärung<br />

ausüben kann und die gesicherte Unterstützung von Gruppendiskussionen<br />

durch psychologische Experten. Teegen und ihre Mitar<strong>bei</strong>ter (1997) untersuchten auf<br />

5 von 17 Feuerwachen in Hamburg in Interviews und mit verschiedenen Fragebögen<br />

insgesamt 198 Personen, die in Feuerwehr und Rettungsdiensten tätig waren. Von Interesse<br />

war zunächst die „Traumaexposition“, d.h., es wurde nach <strong>der</strong> Häufigkeit, Art und<br />

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