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nachbereitung extrem belastender einsätze bei der feuerwehr

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Wissenschaftliche Untersuchungen<br />

Posttraumatische Belastungsstörung zusätzlich stabilisiert wird. Zu den depressiven<br />

Entwicklungen gehören auffällige Ausbildungen körperlicher Störungen („Somatisierung“)<br />

des Herzkreislauf-Systems, <strong>der</strong> Atemwege, sowie Störungen des Muskel-Skelettsystems<br />

und die Entwicklung neurologischer Schmerz-Syndrome. Mit <strong>der</strong> Chronifizierung<br />

<strong>der</strong> PTBS ist auf diese Weise das Risiko verknüpft, dass von den Medizinern<br />

schließlich nur noch körperliche Symptome – nach <strong>der</strong> Untersuchung von McFarlane<br />

(1994) zufolge überwiegend Kopfschmerzen – diagnostiziert werden und <strong>der</strong> ursprüngliche<br />

Zusammenhang mit dem Prozess <strong>der</strong> Traumatisierung verloren geht.<br />

Neben diesen umfassenden Studien von MacFarlane, gibt es weitere wichtige Forschungsar<strong>bei</strong>ten.<br />

So untersuchten Bryant und Harvey (1996) 751 Feuerwehrleute, die<br />

ebenfalls an <strong>der</strong> Bekämpfung des „Ash Wednesday Bushfire“ teilnahmen mit Fragebögen,<br />

die den Grad <strong>der</strong> seelischen Gesundheit bzw. <strong>der</strong> seelischen Belastung („psychological<br />

distress“) und den Grad <strong>der</strong> Traumatisierung erfassen. Zusätzlich wurden<br />

Alter, Dienstgrad, die Berufserfahrung und das Ausmaß an bisher erlebten belastenden<br />

Ereignissen erfasst. Ziel war es, einen allgemeinen Überblick über die psychosoziale<br />

Verfasstheit <strong>der</strong> Mannschaften zu gewinnen. Es stellte sich heraus, dass über<br />

56% <strong>der</strong> Männer bereits in als hoch belastend eingestufte Situationen geraten waren,<br />

in denen sie sich in ihrer Sicherheit schwer bedroht fühlten. Diese standen meistens<br />

im Zusammenhang mit Maßnahmen <strong>der</strong> Feuerbekämpfung (69%) und erzeugten insbeson<strong>der</strong>e<br />

dadurch einen intensiven „Stress“, dass man sich in diesen Einsätzen sehr<br />

hilflos und schließlich erschöpft fühlte. Dies war darin begründet, dass man nicht über<br />

eine ausreichende Ausrüstung verfügte o<strong>der</strong> bemerkte, dass man in <strong>der</strong> Einsatzsituation<br />

mit Problemstellungen konfrontiert wurde, auf die man durch die Ausbildung nicht<br />

ausreichend vorbereitet worden war (60%). Insbeson<strong>der</strong>e wurde sehr häufig eine intensive<br />

Angst vor Verletzungen o<strong>der</strong> dem eigenen Tod erlebt (89%), wo<strong>bei</strong> diese Erlebniszustände<br />

häufiger in den unteren Diensträngen berichtet wurden. Grundsätzlich zeigten<br />

über 17% <strong>der</strong> Mannschaften gravierende psychische Symptome, die sie mit lebensbedrohlichen<br />

Einsätzen in Zusammenhang brachten und welche die Autoren mit <strong>der</strong><br />

PTBS in Zusammenhang bringen.<br />

Auch Bryant und Harvey kommen wie McFarlane und seine Mitar<strong>bei</strong>ter zu dem Schluss,<br />

dass die Entwicklung einer posttraumatischen Syndromatik in keinem kausal-linearen<br />

Verhältnis zu dem kritischen Einsatzereignis steht und vor allem subjektive Faktoren,<br />

die in <strong>der</strong> psychischen und sozialen Verfassung <strong>der</strong> einzelnen Feuerwehrmänner begründet<br />

sind, eine ausschlaggebende Rolle dafür spielen, ob ein <strong>extrem</strong> <strong>belasten<strong>der</strong></strong><br />

Einsatz zu einem traumatischen Prozess (PTBS) führt o<strong>der</strong> ob dies nicht <strong>der</strong> Fall ist. Sie<br />

stellen fest, dass die Art und Weise, wie die Lebensbedrohung, die Hilflosigkeit und<br />

vor allem <strong>der</strong> Kontrollverlust gegenüber dem kritischen Ereignis im einzelnen persönlich<br />

erlebt wird, für die Verar<strong>bei</strong>tung und Bewältigung des Ereignisses hoch bedeutsam<br />

sind. Hatte McFarlane angenommen, dass vor allem Persönlichkeitsmerkmale wie<br />

„Neurotizismus“ und „Introversion“ für die Traumatisierung von Bedeutung sind, nehmen<br />

Bryant und Harvey an, dass das Ausmaß des Gefühls, im Einsatzgeschehen die<br />

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