14-15_Stadionmagazin_Nr8_Bayern
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Unser heutiger Gast 33<br />
Mannschaft, die einzig ist, in der Art zu spielen, deren Lust auf<br />
Erfolg nie versiegt, die sich anschickt, Rekorde im Dutzend zu<br />
brechen.<br />
So fragte man sich im Sommer, was ein Spieler wie<br />
Sebastian Rode bei solch einem Starensemble will. Drohte er<br />
nicht der nächste Jan Schlaudraff zu werden, der nächste Tobias<br />
Rau? Einer, der begabt ist, aber nicht begabt genug, der auf der<br />
Bank oder der Tribüne sitzt und frustriert weiterzieht, mit der<br />
Bürde, gescheitert zu sein? Rode ist dabei, die Argumente der<br />
Skeptiker zu entkräften. Von seinen Einsatzzeiten her ist der<br />
24-jährige Hesse ein Ergänzungsspieler, bis zum Derby beim FC<br />
Augsburg am vergangenen Samstag stand er in der Bundesliga<br />
im <strong>Bayern</strong>-Dress 333 Minuten auf dem Rasen. Doch die lobenden<br />
Stimmen werden lauter. Vor Wochen schon sagte Trainer<br />
Pep Guardiola, Rode sei sein Lieblingsspieler; egal, ob er eine<br />
Minute spiele, zwei, eine Halbzeit oder eine komplette Partie:<br />
Er sei immer gut. Rode wolle sich stets verbessern, beklage sich<br />
nie, versuche beharrlich, der Mannschaft zu helfen. Das kommt<br />
auch bei den Teamgefährten gut an. Nach dem 3:0 gegen ZSKA<br />
Moskau, als Rode sein erstes Tor in der Champions League<br />
Pep Guardiola weiß, wo der FC <strong>Bayern</strong> hingehört:<br />
an die Spitze des europäischen Fußballs.<br />
erzielte, sagte Thomas Müller in seiner humorigen Art: „Es ist<br />
überdurchschnittlich, wie Sebastian seine Zweikämpfe führt. Da<br />
muss sich der Rasen in Acht nehmen, dass er nicht verschmort.“<br />
Aus gutem Grund nennt ihn Sportvorstand Matthias Sammer<br />
gerne Giftzwerg. Rode schufte in jedem Training, als gebe es<br />
kein morgen, sagt Sammer. Manch einer zieht Vergleiche zu<br />
einem gewissen Hasan Salihamidzic. Als dieser 1998 vom<br />
Hamburger SV nach München kam, trauten ihm wenige etwas<br />
zu. Doch „Brazzo“ malochte sich mit kolossaler Leidenschaft<br />
zu einem unverzichtbaren Allrounder. Krönung: der Champions-<br />
League-Titel 2001.<br />
Nichts weniger als das haben sich die <strong>Bayern</strong> in dieser<br />
Saison zum Ziel gesetzt. Ein realistisches Ziel. Man darf ja nicht<br />
vergessen, welche Namen derzeit noch das<br />
Krankenblatt zieren: Alaba, Lahm, Martinez,<br />
Thiago. Für Bastian Schweinsteiger hat die<br />
Leidenszeit ein Ende: Mittwoch vor einer<br />
Woche schritt er gegen ZSKA als Kapitän auf<br />
den Platz – der erste Startelfeinsatz nach 2<strong>14</strong><br />
Tagen und einer langwierigen Entzündung der<br />
Patellasehne. Schweinsteiger, Symbol des WM-Titels von Rio,<br />
fand sofort in seine Rolle als Direktor des Mittelfeldes zurück,<br />
gab ein großartiges Comeback. <strong>15</strong>6 Ballkontakte – persönlicher<br />
Rekord in der Königsklasse.<br />
Den Gipfel seiner Karriere hat der 30-Jährige erklommen.<br />
Das bedeutet nicht, dass er des Siegens überdrüssig wäre. Dem<br />
Focus sagte er unlängst: „Durch den WM-Titel bin ich noch gieriger<br />
auf Titel geworden. Diese Momente, den Pokal in die Höhe<br />
zu halten, will ich wieder haben. Immer und immer wieder. Ich<br />
gebe sogar zu: Große Titel machen süchtig.“<br />
Dufte, werden sich die Wettbewerber denken. Bald ist<br />
Weihnachten. Würde nicht verwundern, lägen in Dortmund,<br />
Schalke oder Leverkusen Ferngläser unterm Baum…