Stadionzeitung_14-15-Nr1-Hannover
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
36<br />
Lars Stindl,<br />
der flexible Kapitän<br />
Lange war Lars Stindl genau das, was auf seinem Rücken stand.<br />
Einsilbig mit irgendeiner Rückennummer. Aus der Zweiten Liga<br />
gekommen, bei <strong>Hannover</strong> etabliert aber nicht weiter auffällig. Wer<br />
von der 96er Offensive sprach, sprach eher von saltoschlagenden<br />
Stürmern, die Tore per Fallrückzieher machen. Oder von filigranen<br />
Spielmachern, die Tore gerne mal mit strammen Schüssen machen.<br />
Deren Schatten war groß. So groß, dass sich Stindl quasi unbemerkt<br />
zum Führungsspieler und Kapitän entwickelte. Sein volles<br />
Potenzial zeigte er nur selten – auch wegen seine Flexibilität.<br />
Kaum eine Position, die Stindl in <strong>Hannover</strong> noch nicht spielte. Ab<br />
und an sogar als Innenverteidiger. Das ist jetzt vorbei.<br />
„Der Plan ist, mit mir das Zentrum stark zu machen“, sagt Stindl<br />
über seine neue, feste Rolle direkt hinter den Spitzen. Drei Tore<br />
machte der 25-Jährige vergangene Saison selbst, bereitete ganze<br />
zwei weitere vor. Auf dem Papier auch eher einsilbig. Auf dem<br />
Platz aber ist Stindl der, der bei 96 das Spiel bestimmt, fast jeder<br />
Angriff läuft über ihn. In der Vorbereitung glänzte er nun auch<br />
als Vollstrecker. „Lars hat sich richtig gut entwickelt. Er wirkt<br />
sehr, sehr selbstbewusst“, sagt sein Trainer Tayfun Korkut. Das<br />
Selbstbewusstsein spiegelt sich nun auch auf Stindls Rücken wider.<br />
Er trägt jetzt die Zehn. Auf den ersten Blick einsilbig, aber auf<br />
keinen Fall irgendeine Rückennummer.<br />
Ron-Robert Zieler,<br />
der weltmeisterliche Rückhalt<br />
Der dritte Mann war lange unbeteiligt. Überhaupt nicht zu sehen,<br />
sogar. Damit später, wenn er auftaucht, seine Wirkung steigt.<br />
Im weltberühmten Film war das vom Regisseur so gewollt, die<br />
Hauptfigur war in der ersten Stunde nur durch Dialoge eingeführt<br />
worden. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft wurde der dritte Mann<br />
überhaupt nicht eingeführt. Es war Ron-Robert Zielers Los, als<br />
Ersatz des Ersatz-Torwarts nach Brasilien zu fliegen, bereit einzuspringen<br />
im Fall der Fälle. Mit dann umso mehr Wirkung. Doch das<br />
Drehbuch der WM hielt nur die Statistenrolle für Zieler parat.<br />
Egal. Für <strong>Hannover</strong> 96 ist der 25-Jährige enorm wichtig.<br />
Ausgebildet bei Manchester United, wo Zieler als A-Jugendlicher die<br />
Bälle der Weltstars aufpumpte. „Das war eine Form von Respekt“,<br />
sagt er. Und er lernte von einem der größten Torhüter überhaupt.<br />
„Edwin van der Saar war fast zwei Meter groß, aber ich habe mir<br />
einige Dinge bei ihm abgeschaut. Seine Beidfüßigkeit etwa, oder<br />
wie er mit der Abwehrkette zusammenarbeitet.“<br />
In Manchester blieb ihm der Durchbruch verwehrt. Doch was Zieler<br />
sich bei ManU abschaute, machte ihn später umso wirkungsvoller.<br />
Die Statistenrolle unter Sir Alex Ferguson legte er ab, für Tayfun<br />
Korkut und ganz <strong>Hannover</strong> ist er die Starbesetzung im Tor. Nach<br />
der WM trug er sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Also, ins dritte,<br />
zwei andere waren schon voll. Aber als erster Fußball-Weltmeister<br />
der Stadt. Wichtige Menschen stehen manchmal nicht nur auf dem<br />
Platz relativ unbemerkt ganz hinten.