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Peggy Ahwesh Oliver van den Berg Wafaa Bilal ... - Mathildenhöhe

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= Ohne Aufhebung<br />

=> Without Suspension<br />

Wenn Gewalt dargestellt wird, so beginnt<br />

ein Prozess der Mitteilung von Gewalt durch<br />

Zeichen. Die erste Teilung der Gewalt geschieht<br />

durch ihre Darstellung – man könnte<br />

auch sagen durch die Nachahmung der Gewalt<br />

am anderen, am signifikanten Schauplatz.<br />

Daher kann es keine neutrale Gewaltrepräsentation<br />

geben, keine unschuldige<br />

Erinnerung an sie, keine harmlose Wiedergabe<br />

im Bild oder in der Geschichte. Wo<br />

immer sie zitiert und abgebildet wird, dort<br />

ist sie als zitierende und bildfordernde<br />

Macht selbst mit im Spiel. Ihr Erzähler ist<br />

immer ihr Komplize, ihr Chronist ist Mitspieler,<br />

ihr Kritiker ihr Partner, ihr Maler ihr Delegierter.<br />

Wer mitteilt, teilt die Sache selbst<br />

und schafft damit die Gewalt-Teilung. Ihr<br />

Bild zerschneidet gewissermaßen die rohe<br />

und absolute Gewalt in zwei Teile, nämlich<br />

in sie selbst in ihrer präsymbolischen oder<br />

prämedialen Existenz und ihren Reflex im<br />

Bild, einen Reflex, der nunmehr und für die<br />

Zukunft zweideutig als immer noch sie<br />

selbst oder auch schon als ihr Widerpart<br />

gedeutet wer<strong>den</strong> kann. Das Bild der Gewalt<br />

kann wirken und gelesen wer<strong>den</strong> zum einen<br />

als ihre Fortsetzung und Verdoppelung,<br />

gleichsam als wären die Bilder die Gefolgsleute<br />

der Ursache, oder aber auch als ihre<br />

Brechung und Schwächung, als ihre Spiegelung<br />

in etwas, was nicht sie selbst ist und<br />

was ihr als Gegenmacht widersteht.<br />

Hier stoßen wir auf <strong>den</strong> Doppelcharakter<br />

aller Darstellung als Teilhabe und als Übersetzung<br />

in ein anderes Medium. Wenn Gewalt<br />

erscheint, so nimmt sie immer schon<br />

das Risiko auf sich, entweder in ihr Bild<br />

überzutreten, um sich in diesem fortzusetzen,<br />

oder sich in ihrem Bild zu brechen, um<br />

<strong>den</strong> Widerstand der Darstellung gegen das<br />

Dargestellte zu erfahren.<br />

Peter Sloterdijk, »Gewalt-Erscheinung.<br />

Über heftige Bilder in <strong>den</strong> Medien der<br />

Massendemokratie«, in: Peter Weibel und<br />

Günther Holler-Schuster (Hrsg.), M_ARS.<br />

Kunst und Krieg, Ausst.-Kat. Neue Galerie<br />

Graz am Landesmuseum Joanneum,<br />

Ostfildern (Hatje Cantz) 2003, S. 225 f.<br />

.<br />

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