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Seit Superpflanzen<br />
entdeckt<br />
wurden, die<br />
Metalle gewinnen<br />
können, liefern sich<br />
Wissenschaftler auf<br />
der ganzen Welt<br />
einen Wettlauf um<br />
die verschiedenen<br />
Anwendungsmöglichkeiten.<br />
Mehr als<br />
500 verschiedene<br />
sogenannte Hyperakkumulatoren<br />
haben Wissenschaftler<br />
inzwischen<br />
identifiziert. Und<br />
niemand weiß, wie<br />
viele Pflanzen es<br />
insgesamt gibt. In<br />
den letzten Jahren<br />
hat auf der ganzen<br />
Welt ein Wettlauf um die Entdeckung neuer Superpflanzen<br />
begonnen.<br />
Um zu wachsen, ziehen Pflanzen Nährstoffe aus dem<br />
Boden. Doch manche Pflanzen haben dieses Prozedere<br />
im Laufe der Evolution abgewandelt und sind in der<br />
Lage, dem Boden giftige Schwermetalle zu entziehen.<br />
Die Hallersche Schaumkresse (Arabidopsis halleri) ist<br />
ein wahrer Meister darin. Forscher haben jetzt rund<br />
2.000 Exemplare dieser Art an 165 Standorten in Europa<br />
untersucht und eine überraschende Vielfalt an Eigenschaften<br />
vorgefunden, die die Pflanzen im Laufe der<br />
Evolution entwickelt haben – ein enormes Potenzial zur<br />
Entgiftung von Böden oder zur Gewinnung wirtschaftlich<br />
interessanter Metalle oder Erden.<br />
Um stillgelegte Minen herum ist der Boden oft so stark<br />
mit Schwermetallen angereichert, dass er als verseucht<br />
gilt und das Gebiet mit Zäunen abgesperrt und<br />
mit Warnschildern versehen wird. In den ehemaligen<br />
Industriegebieten an der Ruhr und im Harzgebirge sind<br />
ganze Landstriche kontaminiert; deutschlandweit sind<br />
rund drei Prozent der Nutzflächen unbrauchbar. Doch<br />
auf den Abbau von Schwermetallen kann nicht ohne<br />
weiteres verzichtet werden, da Nickel, Cobalt, Thallium<br />
und andere teure Erzmetalle bei Hightech-Firmen dringend<br />
benötige Rohstoffe sind.<br />
Hyperakkumulator-Pflanzen überleben auf schwermetallverseuchten<br />
Böden<br />
Auf einige Pflanzen wirken Schwermetalle nicht toxisch,<br />
wenn sie sie in<br />
ihren Blättern oder<br />
Wurzeln anreichern.<br />
Diese werden als<br />
Hyperakkumulatoren<br />
bezeichnet.<br />
Auf den ansonsten<br />
unfruchtbaren Böden<br />
am Rande stillgelegter<br />
Bergwerke, alter<br />
Stahlhütten und verlassener<br />
Industriegelände<br />
können nur<br />
Hyperakkumulator-<br />
Pflanzen überleben.<br />
Das sind Pflanzen,<br />
auf die Schwermetalle<br />
nicht toxisch<br />
wirken, wenn sie<br />
sie in ihren Blättern<br />
oder Wurzeln anreichern.<br />
Die Hallersche<br />
Schaumkresse (Arabidopsis<br />
halleri) nutzt die ansonsten giftigen Stoffe zur<br />
Abwehr von Fressfeinden.<br />
Forscher haben nun rund 2.000 Exemplare dieser Art<br />
an 165 Standorten in Europa untersucht. Dabei entdeckten<br />
sie eine überwältigende Vielfalt von Eigenschaften,<br />
welche die Pflanzen derselben Art im Laufe der Evolution<br />
entwickelt haben. Für jedes einzelne Individuum<br />
nahmen sie im Radius von 5 cm Boden- sowie Blattproben<br />
und verglichen unter anderem die Konzentration<br />
verschiedener Schwermetalle.<br />
Schwermetallsaug-Kapazitäten unterschiedlich<br />
Die Schwermetallkonzentrationen der untersuchten Böden<br />
schwankten. Die Mengen von Blei, Cadmium, Zink<br />
und Kupfer unterschieden sich an den verschiedenen<br />
Standorten um fast fünf Größenordnungen. Die Rekordwerte<br />
von Arabidopsis halleri lagen in dieser Studie bei<br />
5,4 Prozent Zink und 0,3 Prozent Cadmium relativ zum<br />
Trockengewicht. Die von den Pflanzen aufgenommene<br />
Menge an Schwermetallen stieg jedoch nicht proportional<br />
zur Menge der Schwermetalle im Boden an. „Einige<br />
Pflanzen waren in der Lage, aus geringsten Spuren im<br />
Boden die Schwermetalle Cadmium und Zink geradezu<br />
herauszusaugen“, beschreibt Studienleiterin Ute Krämer<br />
von der Ruhr Universität Bochum.<br />
Je nach Standort unterschiedliche Eigenschaften innerhalb<br />
derselben Art<br />
In Europa haben sich vier Unterarten der Hallerschen<br />
Schaumkresse herausgebildet, die unterschiedliche Ei-<br />
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www.spanien<strong>aktuell</strong>.es - <strong>Juni</strong> <strong>2017</strong>