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Online Version - Spanien aktuell - Juni 2017

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Seit Superpflanzen<br />

entdeckt<br />

wurden, die<br />

Metalle gewinnen<br />

können, liefern sich<br />

Wissenschaftler auf<br />

der ganzen Welt<br />

einen Wettlauf um<br />

die verschiedenen<br />

Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Mehr als<br />

500 verschiedene<br />

sogenannte Hyperakkumulatoren<br />

haben Wissenschaftler<br />

inzwischen<br />

identifiziert. Und<br />

niemand weiß, wie<br />

viele Pflanzen es<br />

insgesamt gibt. In<br />

den letzten Jahren<br />

hat auf der ganzen<br />

Welt ein Wettlauf um die Entdeckung neuer Superpflanzen<br />

begonnen.<br />

Um zu wachsen, ziehen Pflanzen Nährstoffe aus dem<br />

Boden. Doch manche Pflanzen haben dieses Prozedere<br />

im Laufe der Evolution abgewandelt und sind in der<br />

Lage, dem Boden giftige Schwermetalle zu entziehen.<br />

Die Hallersche Schaumkresse (Arabidopsis halleri) ist<br />

ein wahrer Meister darin. Forscher haben jetzt rund<br />

2.000 Exemplare dieser Art an 165 Standorten in Europa<br />

untersucht und eine überraschende Vielfalt an Eigenschaften<br />

vorgefunden, die die Pflanzen im Laufe der<br />

Evolution entwickelt haben – ein enormes Potenzial zur<br />

Entgiftung von Böden oder zur Gewinnung wirtschaftlich<br />

interessanter Metalle oder Erden.<br />

Um stillgelegte Minen herum ist der Boden oft so stark<br />

mit Schwermetallen angereichert, dass er als verseucht<br />

gilt und das Gebiet mit Zäunen abgesperrt und<br />

mit Warnschildern versehen wird. In den ehemaligen<br />

Industriegebieten an der Ruhr und im Harzgebirge sind<br />

ganze Landstriche kontaminiert; deutschlandweit sind<br />

rund drei Prozent der Nutzflächen unbrauchbar. Doch<br />

auf den Abbau von Schwermetallen kann nicht ohne<br />

weiteres verzichtet werden, da Nickel, Cobalt, Thallium<br />

und andere teure Erzmetalle bei Hightech-Firmen dringend<br />

benötige Rohstoffe sind.<br />

Hyperakkumulator-Pflanzen überleben auf schwermetallverseuchten<br />

Böden<br />

Auf einige Pflanzen wirken Schwermetalle nicht toxisch,<br />

wenn sie sie in<br />

ihren Blättern oder<br />

Wurzeln anreichern.<br />

Diese werden als<br />

Hyperakkumulatoren<br />

bezeichnet.<br />

Auf den ansonsten<br />

unfruchtbaren Böden<br />

am Rande stillgelegter<br />

Bergwerke, alter<br />

Stahlhütten und verlassener<br />

Industriegelände<br />

können nur<br />

Hyperakkumulator-<br />

Pflanzen überleben.<br />

Das sind Pflanzen,<br />

auf die Schwermetalle<br />

nicht toxisch<br />

wirken, wenn sie<br />

sie in ihren Blättern<br />

oder Wurzeln anreichern.<br />

Die Hallersche<br />

Schaumkresse (Arabidopsis<br />

halleri) nutzt die ansonsten giftigen Stoffe zur<br />

Abwehr von Fressfeinden.<br />

Forscher haben nun rund 2.000 Exemplare dieser Art<br />

an 165 Standorten in Europa untersucht. Dabei entdeckten<br />

sie eine überwältigende Vielfalt von Eigenschaften,<br />

welche die Pflanzen derselben Art im Laufe der Evolution<br />

entwickelt haben. Für jedes einzelne Individuum<br />

nahmen sie im Radius von 5 cm Boden- sowie Blattproben<br />

und verglichen unter anderem die Konzentration<br />

verschiedener Schwermetalle.<br />

Schwermetallsaug-Kapazitäten unterschiedlich<br />

Die Schwermetallkonzentrationen der untersuchten Böden<br />

schwankten. Die Mengen von Blei, Cadmium, Zink<br />

und Kupfer unterschieden sich an den verschiedenen<br />

Standorten um fast fünf Größenordnungen. Die Rekordwerte<br />

von Arabidopsis halleri lagen in dieser Studie bei<br />

5,4 Prozent Zink und 0,3 Prozent Cadmium relativ zum<br />

Trockengewicht. Die von den Pflanzen aufgenommene<br />

Menge an Schwermetallen stieg jedoch nicht proportional<br />

zur Menge der Schwermetalle im Boden an. „Einige<br />

Pflanzen waren in der Lage, aus geringsten Spuren im<br />

Boden die Schwermetalle Cadmium und Zink geradezu<br />

herauszusaugen“, beschreibt Studienleiterin Ute Krämer<br />

von der Ruhr Universität Bochum.<br />

Je nach Standort unterschiedliche Eigenschaften innerhalb<br />

derselben Art<br />

In Europa haben sich vier Unterarten der Hallerschen<br />

Schaumkresse herausgebildet, die unterschiedliche Ei-<br />

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