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Es geht auch ohne<br />
Alkohol: Die italienischen<br />
Bitterini sind alkoholfreie<br />
Limonaden und kleine<br />
Geschmacksexplosionen.<br />
Mit viel Eis ideal für<br />
den Sommer.<br />
kümmert es niemanden, ob der Alkoholgehalt<br />
40 Prozent übersteigt. Es kann aber<br />
auch eine echte Überraschung sein, wenn<br />
das Gebräu so herb ist, dass man anschließend<br />
eine Zunge hat wie ein Waschlappen.<br />
Und während man verzweifelt um Fassung<br />
ringt und die Gesichtsfarbe von Kreidebleich<br />
nach Dunkelrot changiert, biegen<br />
sich die anderen Gäste vor Lachen. Kein<br />
Wunder, die haben ihren Schock vermutlich<br />
bereits seit der Kindheit hinter sich.<br />
Die Ouvertüre<br />
Die Reihenfolge stimmt nicht ganz, zugegeben.<br />
Denn die Aperitivi gehören in der<br />
zeitlichen Abfolge vor die Digestivi. Aber<br />
der Spannungsbogen von den ernsten,<br />
dunklen Amari zu den bunten und spritzigen<br />
Kollegen von Campari und Co. ist<br />
einfach schöner.<br />
Bitter sind sie auch. Der Grund dafür ist<br />
sogar derselbe: Wermut. Aber da, wo die<br />
medizinischen Digestivi Erleichterung<br />
bringen sollen, sind die Aperitivi dazu da,<br />
den nüchternen Magen <strong>auf</strong> ein wunderbares<br />
Essen vorzubereiten. Da die enthaltenen<br />
Bitterstoffe beides können, ist es eine Frage<br />
der Komposition, was daraus werden soll.<br />
Zudem sollen die Getränke den Esser nicht<br />
müde machen. Deshalb haben Campari,<br />
Aperol und ähnliche Getränke kaum mehr<br />
als 25 Prozent Alkohol – oft deutlich weniger.<br />
Außerdem werden sie nur selten unverdünnt<br />
genossen.<br />
Kaum etwas Trinkbares verbreitet so viel<br />
italienische Leichtigkeit wie diese Aperitifs.<br />
Ja, sie sind bitter. Aber daneben sind<br />
sie auch noch von einer eleganten Süße und<br />
voll von dem Geschmack nach Sommer.<br />
Das anschließende Essen ist gar nicht nötig,<br />
um einen Campari zu trinken. Und der<br />
Appetit, den er entfacht, ist der <strong>auf</strong><br />
Leben, <strong>auf</strong> Sonne, <strong>auf</strong> Straßencafés,<br />
<strong>auf</strong> einen Flirt, <strong>auf</strong> ein Lächeln.<br />
Kein Wunder also, dass diese Getränke<br />
ideal zum Mixen sind,<br />
denn bereits in der Kombination<br />
mit einfachen<br />
Säften werden<br />
Das ist drin: Wermut<br />
Artemisia Absinthium heißt das Kraut, das<br />
<strong>auf</strong> trockenen Böden in praller Sonne gedeiht.<br />
Wermut ist der klassische Lieferant<br />
von Bitterstoffen für die italienischen<br />
Amari. Mitunter kann man es sogar<br />
getrocknet als Tee k<strong>auf</strong>en. Um dann festzustellen,<br />
dass der Absud kaum trinkbar<br />
ist. Grund: So etwas Bitteres kriegt man<br />
kaum runter. Wenn man es allerdings<br />
schafft, ein Tasse warmen Wermutkrauttee<br />
sich einzuflößen (Zucker hilft nicht wirklich<br />
– das schmeckt eher noch ekelhafter),<br />
wird man durch Wohlbefinden belohnt.<br />
Grund sind die Stoffe Absinthin und<br />
Thujon, die verdauungsfördernd und appetitanregend<br />
sind. Das ist auch der Grund,<br />
warum sowohl Digestivi als auch Aperitivi<br />
Wermutextrakte enthalten. Und überhaupt:<br />
Nach dem Essen ist vor dem Essen. Thujon<br />
ist übrigens (möglicherweise zu Unrecht)<br />
in Verruf geraten. Als Bestandteil von<br />
Absinth soll es verantwortlich gewesen<br />
sein, dass zahlreiche Konsumenten dieses<br />
hochpotenten Getränks dem Wahnsinn anheimfielen.<br />
Wahrscheinlicher ist allerdings,<br />
dass die Betreffenden die rosa Elefanten<br />
eher <strong>auf</strong>grund ihres majestätischen<br />
Alkoholkonsums gesehen haben.<br />
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