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Lust auf Italien 2017 / 4

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der solchermaßen entstandene Bitter nicht<br />

nur von Völlegefühl, sondern auch von allen<br />

anderen Sorgen befreit. Für immer.<br />

Was, wann, wozu?<br />

Vor den Essen, nach dem Essen, klar. Und<br />

manchmal auch ohne Anlass. Aber nicht<br />

alles passt zu allem. Eine bittere Stilkunde.<br />

Wenn man, ohne dass Essen in erreichbarer<br />

Nähe wäre, Kräuterschnäpse kippt, dann<br />

Negroni –<br />

ein Klassiker<br />

Das ist drin: Bitterorange<br />

Die süßen Orangen kennt jeder: Rund<br />

und prall warten sie nur dar<strong>auf</strong>, versaftet<br />

oder im Ganzen gegessen zu werden. Bei<br />

Bitterorangen ist das ein wenig anders:<br />

Die kann man nicht vom Baum essen.<br />

Oder vielmehr nur dann, wenn man entsprechend<br />

hart im Nehmen ist. Die uralte<br />

Kreuzung aus Pampelmuse und Mandarine<br />

macht ihrem Namen alle Ehre. Vermutlich<br />

sind die Inhaltsstoffe wieder einmal appetitanregend<br />

und verdauungsfördernd.<br />

Aber vor allem schmecken sie in entsprechender<br />

Verdünnung sagenhaft. Das ist<br />

Grund genug, sie in die Amari zu stecken,<br />

wo sie den ganzen anderen Inhalten noch<br />

eine fruchtig-bittere Note hinzufügen.<br />

wirkt das ein bisschen seltsam. Ein wenig<br />

drängt sich der Gedanke <strong>auf</strong>, dass man dies<br />

des Alkohols wegen tut. Und die Kräuter<br />

nur ein gesundes Deckmäntelchen für die<br />

Prozente und anschließenden Promille sein<br />

sollen. Unbeschwerte Lebensfreude sieht<br />

anders aus. Um einen Amaro zu genießen,<br />

sollte auch etwas zum Verdauen da sein.<br />

Cynar, Fernet, Vecchio Amaro del Capo<br />

und die anderen bitteren Amari sind nicht<br />

dazu gemacht, eingelitert zu werden und<br />

solchermaßen Pegel zu erzeugen. Wer<br />

trotzdem nicht dar<strong>auf</strong> verzichten mag,<br />

beweist Stil und trinkt sie <strong>auf</strong> Eis oder<br />

im Caffé. Damit ist der Etikette halbwegs<br />

Genüge getan.<br />

Für Halbbitter, also die süßeren Kräuterliköre,<br />

gilt sinngemäß dasselbe. Allerdings<br />

wird jeder verstehen, wenn man<br />

sich des puren Genusses wegen mal ein<br />

Gläschen gönnt.<br />

Ganz anders die Aperitifs: Campari,<br />

Aperol und die anderen gehen immer.<br />

Selten pur, da sich der Geschmack am<br />

besten im Zusammenspiel mit Säften<br />

oder Soda entfaltet. Im Straßencafé sitzen<br />

und an einem Glas mit roter Flüssigkeit<br />

zu nippen, hat Stil. Und zeigt,<br />

dass man Zeit hat und nicht in Eile ist.<br />

Ein italienischer Grundzustand. Genauso,<br />

wie das Trinken eines Espresso<br />

nicht in fünf Minuten vonstattengehen<br />

darf. Man muss nichts müssen, ist die<br />

Devise. Und wenn Zeit das kostbarste<br />

Gut <strong>auf</strong> Erden ist, dann sollte man sie<br />

sich nehmen. Gerne auch tagsüber. Was<br />

übrigens zu jeder Zeit unverdünnt geht,<br />

ist ein Vermouth, ein Cinzano beispielsweise.<br />

Abends in der Bar ist sowieso alles erlaubt.<br />

Jedwedes Mixgetränk <strong>auf</strong> der<br />

Basis von Amaro ist eine kleine Zauberei,<br />

wenn der Barmann sein Handwerk<br />

versteht. Denn jeder Bitter ist anders<br />

und will sorgsam mit anderen Zutaten<br />

kombiniert werden, damit sein Charakter<br />

erhalten bleibt und trotzdem etwas<br />

ganz Neues daraus wird. Die Vermouths<br />

machen es dem Bartender leichter, denn<br />

sie sind weniger intensiv und seit jeher<br />

Grundbestandteil vieler Cocktails.<br />

BittersüSSe Cocktails für den<br />

Sommer<br />

Die Klassiker kennt jeder und viel muss<br />

man dazu auch nicht mehr erklären. Campari<br />

Orange wird je nach gewünschter<br />

Stärke aus den beiden namensgebenden<br />

Zutaten gemischt. Campari Soda ebenfalls.<br />

Aperol Spritz wird aus Weißwein,<br />

Soda und Aperol gemixt – ebenfalls Allgemeingut.<br />

Ein paar simple Variationen sind<br />

leicht gemacht und überraschend anders:<br />

So schmeckt Campari mit Ananassaft anstelle<br />

von Orangensaft sehr exotisch, ebenso<br />

mit Mango. Interessanterweise funktioniert<br />

das nicht mit allen roten Säften. Während<br />

Kirsche sehr gut harmoniert, geben Johannisbeeren<br />

(ob rot ob schwarz) nur einen mäßig<br />

guten Partner für die Bitter ab.<br />

Aber nun zu den etwas ausgefalleneren<br />

Varianten:<br />

Caipirol<br />

Hat mit dem Vogel nichts zu tun sondern<br />

ist eine Caipirinha mit Aperol statt<br />

Cachaca.<br />

• 5-6 cl Aperol<br />

• 2 Tl Rohrzucker<br />

• 1 kleine Limette<br />

Die Limette stückeln und zusammen<br />

mit dem Rohrzucker im Glas zerdrücken.<br />

Dazu den Aperol geben und mit<br />

Eis <strong>auf</strong>füllen. Nach Wunsch noch ein<br />

Schuss Sodawasser.<br />

Negroni<br />

Benannt nach dem Conte Camillo Negroni,<br />

ist dieser Aperitif-Cocktail ein zeitloser<br />

Klassiker.<br />

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