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der solchermaßen entstandene Bitter nicht<br />
nur von Völlegefühl, sondern auch von allen<br />
anderen Sorgen befreit. Für immer.<br />
Was, wann, wozu?<br />
Vor den Essen, nach dem Essen, klar. Und<br />
manchmal auch ohne Anlass. Aber nicht<br />
alles passt zu allem. Eine bittere Stilkunde.<br />
Wenn man, ohne dass Essen in erreichbarer<br />
Nähe wäre, Kräuterschnäpse kippt, dann<br />
Negroni –<br />
ein Klassiker<br />
Das ist drin: Bitterorange<br />
Die süßen Orangen kennt jeder: Rund<br />
und prall warten sie nur dar<strong>auf</strong>, versaftet<br />
oder im Ganzen gegessen zu werden. Bei<br />
Bitterorangen ist das ein wenig anders:<br />
Die kann man nicht vom Baum essen.<br />
Oder vielmehr nur dann, wenn man entsprechend<br />
hart im Nehmen ist. Die uralte<br />
Kreuzung aus Pampelmuse und Mandarine<br />
macht ihrem Namen alle Ehre. Vermutlich<br />
sind die Inhaltsstoffe wieder einmal appetitanregend<br />
und verdauungsfördernd.<br />
Aber vor allem schmecken sie in entsprechender<br />
Verdünnung sagenhaft. Das ist<br />
Grund genug, sie in die Amari zu stecken,<br />
wo sie den ganzen anderen Inhalten noch<br />
eine fruchtig-bittere Note hinzufügen.<br />
wirkt das ein bisschen seltsam. Ein wenig<br />
drängt sich der Gedanke <strong>auf</strong>, dass man dies<br />
des Alkohols wegen tut. Und die Kräuter<br />
nur ein gesundes Deckmäntelchen für die<br />
Prozente und anschließenden Promille sein<br />
sollen. Unbeschwerte Lebensfreude sieht<br />
anders aus. Um einen Amaro zu genießen,<br />
sollte auch etwas zum Verdauen da sein.<br />
Cynar, Fernet, Vecchio Amaro del Capo<br />
und die anderen bitteren Amari sind nicht<br />
dazu gemacht, eingelitert zu werden und<br />
solchermaßen Pegel zu erzeugen. Wer<br />
trotzdem nicht dar<strong>auf</strong> verzichten mag,<br />
beweist Stil und trinkt sie <strong>auf</strong> Eis oder<br />
im Caffé. Damit ist der Etikette halbwegs<br />
Genüge getan.<br />
Für Halbbitter, also die süßeren Kräuterliköre,<br />
gilt sinngemäß dasselbe. Allerdings<br />
wird jeder verstehen, wenn man<br />
sich des puren Genusses wegen mal ein<br />
Gläschen gönnt.<br />
Ganz anders die Aperitifs: Campari,<br />
Aperol und die anderen gehen immer.<br />
Selten pur, da sich der Geschmack am<br />
besten im Zusammenspiel mit Säften<br />
oder Soda entfaltet. Im Straßencafé sitzen<br />
und an einem Glas mit roter Flüssigkeit<br />
zu nippen, hat Stil. Und zeigt,<br />
dass man Zeit hat und nicht in Eile ist.<br />
Ein italienischer Grundzustand. Genauso,<br />
wie das Trinken eines Espresso<br />
nicht in fünf Minuten vonstattengehen<br />
darf. Man muss nichts müssen, ist die<br />
Devise. Und wenn Zeit das kostbarste<br />
Gut <strong>auf</strong> Erden ist, dann sollte man sie<br />
sich nehmen. Gerne auch tagsüber. Was<br />
übrigens zu jeder Zeit unverdünnt geht,<br />
ist ein Vermouth, ein Cinzano beispielsweise.<br />
Abends in der Bar ist sowieso alles erlaubt.<br />
Jedwedes Mixgetränk <strong>auf</strong> der<br />
Basis von Amaro ist eine kleine Zauberei,<br />
wenn der Barmann sein Handwerk<br />
versteht. Denn jeder Bitter ist anders<br />
und will sorgsam mit anderen Zutaten<br />
kombiniert werden, damit sein Charakter<br />
erhalten bleibt und trotzdem etwas<br />
ganz Neues daraus wird. Die Vermouths<br />
machen es dem Bartender leichter, denn<br />
sie sind weniger intensiv und seit jeher<br />
Grundbestandteil vieler Cocktails.<br />
BittersüSSe Cocktails für den<br />
Sommer<br />
Die Klassiker kennt jeder und viel muss<br />
man dazu auch nicht mehr erklären. Campari<br />
Orange wird je nach gewünschter<br />
Stärke aus den beiden namensgebenden<br />
Zutaten gemischt. Campari Soda ebenfalls.<br />
Aperol Spritz wird aus Weißwein,<br />
Soda und Aperol gemixt – ebenfalls Allgemeingut.<br />
Ein paar simple Variationen sind<br />
leicht gemacht und überraschend anders:<br />
So schmeckt Campari mit Ananassaft anstelle<br />
von Orangensaft sehr exotisch, ebenso<br />
mit Mango. Interessanterweise funktioniert<br />
das nicht mit allen roten Säften. Während<br />
Kirsche sehr gut harmoniert, geben Johannisbeeren<br />
(ob rot ob schwarz) nur einen mäßig<br />
guten Partner für die Bitter ab.<br />
Aber nun zu den etwas ausgefalleneren<br />
Varianten:<br />
Caipirol<br />
Hat mit dem Vogel nichts zu tun sondern<br />
ist eine Caipirinha mit Aperol statt<br />
Cachaca.<br />
• 5-6 cl Aperol<br />
• 2 Tl Rohrzucker<br />
• 1 kleine Limette<br />
Die Limette stückeln und zusammen<br />
mit dem Rohrzucker im Glas zerdrücken.<br />
Dazu den Aperol geben und mit<br />
Eis <strong>auf</strong>füllen. Nach Wunsch noch ein<br />
Schuss Sodawasser.<br />
Negroni<br />
Benannt nach dem Conte Camillo Negroni,<br />
ist dieser Aperitif-Cocktail ein zeitloser<br />
Klassiker.<br />
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