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60 Jahre Steirische Volkspartei

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kampf machte ihr die SPÖ die Freude, auf einem Plakat den „Austausch“ der zu Hause<br />

anwesenden „Nazis“ gegen die fern der Heimat internierten Kriegsgefangenen zu fordern;<br />

das lasen Frauen und Mütter der „Nazis“ mit Sicherheit gern. Schließlich ließ es die Volks-<br />

partei auch an Akzenten nicht fehlen, die die Leute zum Lachen reizten und ihr deren Auf-<br />

merksamkeit bescherten: Knapp vor dem Wahltag lud sie in Graz mittels Transparent<br />

„Ursteirer und Steirer ohne Uhr“ ein, sie zu wählen – eine Anspielung auf die Zustände wäh-<br />

rend der Wochen sowjetischer Besatzung zwischen 8. Mai und 24. Juli 1945. 7<br />

Am Wahltag entfielen in der Steiermark bei fast 93 % Wahlbeteiligung 53 % der gül-<br />

tigen Stimmen auf die <strong>Volkspartei</strong>, in absoluten Zahlen 261.065. Ihr Vorsprung auf die SPÖ<br />

machte 56.000 Stimmen aus. Ungeachtet regionaler Unterschiede – im Bezirk Radkers-<br />

burg erreichte sie 78 %, in der Stadt Graz 41 % – zeigte sich: Unter dem neuen Namen war<br />

die Partei überall geläufig geworden, sie war in der Bevölkerung verankert, sie hatte die<br />

Wahlberechtigten hervorragend motiviert, zur Wahl zu gehen und gültig zu wählen (es gab<br />

insgesamt nur 6.000 ungültige Stimmen, wenig mehr als 1 % der abgegebenen). Aller-<br />

dings: Dass es am 25. November 1945 im Land rund 147.000 Wahlberechtigte weniger<br />

gegeben hatte, als es dann 1949 geben sollte, dass beinahe zwei Drittel der Wahlberechtig-<br />

ten Frauen gewesen waren: das hatte der ÖVP auf einmalige Weise genützt. (1949 befand<br />

sich unter dem Plus von 147.000 die Masse der „minderbelasteten“ ehemaligen „Nazis“,<br />

die 1948 amnestiert worden waren und das Wahlrecht wieder erhalten hatten – insgesamt<br />

knapp 87.000 Personen in der Steiermark, darunter nur 26.000 Frauen. Auch die Kriegs-<br />

gefangenen waren 1949 zum großen Teil wieder zuhause und wählten selbstverständlich<br />

mit. Demgemäß sank der Frauenanteil an den Wahlberechtigten damals auf 57 %.) 8 So<br />

wurde der triumphale Erfolg der ÖVP im Lande, der ihr 26 von damals 48 Landtagsmanda-<br />

ten und 13 (von insgesamt 165) Nationalratssitze bescherte, 1945 nicht zuletzt durch<br />

einmalige Faktoren verursacht. 53 % Stimmenanteil hatten die Christlich-Sozialen im Land<br />

niemals auch nur annähernd erzielt und 53 % sollte auch die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> später<br />

nur mehr einmal erzielen: bei der Landtagswahl am 20. Oktober 1974 – freilich unter,<br />

gemessen an 1945, wesentlich erschwerten Konkurrenzverhältnissen. Den „schlechten<br />

Start“, den sie während der Wochen sowjetischer Besatzung im Land gehabt hatte, hatte<br />

die steirische ÖVP im November 1945 jedenfalls in vieler Hinsicht überwunden, besonders<br />

in der Wahrnehmung der Wählerschaft. Zwischen Mai und Juli hatten viele gezögert, sich<br />

für die ÖVP zu erklären, für sie einzutreten. Im Herbst 1945 zählte sie tausende Funktio-<br />

näre und Vertrauensleute sowie hunderttausende Wähler.<br />

Der Motor stottert – schwieriger Aufbau und chronische Konflikte<br />

Dabei war es all die Monate bis zum Wahlerfolg in den Führungskreisen drunter und<br />

drüber gegangen, hatten die internen Auseinandersetzungen nie aufgehört. 9 Was diese<br />

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