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60 Jahre Steirische Volkspartei

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zungsmacht geben, konnte keine Parteiarbeit in Angriff genommen werden, gab es für<br />

diese keine Infrastruktur usw. Es ist durchaus glaubwürdig, dass die Sowjets die umge-<br />

hende Parteigründung von Dienstleder verlangten. So berief er für den 18. Mai 1945 eine<br />

Zusammenkunft zur „Eröffnung der Österreichischen <strong>Volkspartei</strong>“ ein – der in Wien<br />

beschlossene neue Name der Partei war also inzwischen in Graz bekannt geworden. Die<br />

Versammlung fand im Provinzhaus der Kreuzschwestern, Kreuzgasse 34, statt, das Solda-<br />

ten der Roten Armee zum größeren Teil beschlagnahmt hatten und das von den Sowjets<br />

anschließend der ÖVP als erstes Hauptquartier zur Verfügung gestellt wurde. 12 Ob, wie<br />

das „Gründungsprotokoll“ uns wissen lässt, etwa <strong>60</strong> Personen erschienen oder – Dienstle-<br />

der eingeschlossen – nur die 28 Männer (keine Frau!), die die Anwesenheitsliste ausweist,<br />

muss offen bleiben. Bedeutsamer ist, dass, von Dienstleder und Adolf Leskovar, dem sei-<br />

nerzeitigen Landesobmann der christlichen Gewerkschafter, abgesehen, niemand<br />

anwesend war, der vor 1938 einige Statur im „schwarzen“ Lager gehabt hätte, und nur<br />

einer, der nicht in Graz wohnte, namentlich Adolf Enge aus Weiz. Pirchegger, obwohl nach-<br />

weislich den ganzen Tag in Graz, war nicht dabei. In einem Satz: Die Versammlung war<br />

gewiss nicht repräsentativ. Zwar konnte sie das unter den damaligen Verhältnissen keines-<br />

falls sein. Aber es ist nicht auszuschließen, dass manche, die hätten kommen können,<br />

nicht eingeladen wurden bzw. dass manche Eingeladenen sie boykottierten. Jedenfalls<br />

begnügte sie sich damit, das absolut erforderliche Minimum zu erledigen: Sie akzeptierte<br />

Dienstleder als „Landesleiter“ und, wohl auf dessen Vorschlag, mit Hollersbacher und<br />

Pirchegger zwei Bauern, mit Leskovar einen Gewerkschafter, mit Schneeberger einen<br />

Gewerbetreibenden als simple „Beisitzende“ der „Landesleitung“ (auf Vertretung der spä-<br />

teren Bünde wurde also geachtet, auch auf das Übergewicht der Bauern). – Dazu kamen<br />

Beschlüsse über die Innengliederung der „Landesleitung“, über Bezirks- bzw. Haupt-<br />

bezirksleitungen, die eingerichtet werden sollten, sowie vier weniger belangvolle Nominie-<br />

rungen. Kober wurde nicht durch die Versammelten, sondern anschließend von Dienst-<br />

leder zum „Organisationsleiter“ bestimmt. Anscheinend ist Dienstleder sehr bald vorge-<br />

worfen worden, dass er damals vollendete Tatsachen geschaffen und in der Landesregie-<br />

rung eine quantitativ zu schwache Vertretung der ÖVP hingenommen habe – besonders<br />

im Vergleich zur KPÖ. Den Kritikern kam er als zu wenig durchsetzungskräftig nach außen<br />

vor; bald wurde verbreitet, er wäre nur ein Geschöpf der Sowjets bzw. in Wahrheit eines<br />

von Machold. 13 Gleichzeitig fanden sie deshalb und wegen Dienstleders geringer Rolle in<br />

den 1930er <strong>Jahre</strong>n seinen Anspruch, als Parteiführer zu fungieren und als solcher perso-<br />

nelle und strukturelle Entscheidungen zu fällen, als anmaßend. Wie die Konflikte ausgetra-<br />

gen wurden, verraten die Quellen nicht. Erkennbar ist nur, dass am 9. Juni eine Sitzung<br />

stattfand, die die „Landesleitung“ erweiterte – um Viktor Notar, Hermann Quanditsch und<br />

Josef Krainer. Zwei Tage später schrieb Dienstleder an Kober, dieser habe seine Aufgaben<br />

nun „unter der Leitung und Anordnung der Obmänner, im besonderen auch des nunmehr<br />

berufenen Obmannstellvertreters oder Geschäftsführers, des Herrn Präsidenten Krainer“<br />

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