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60 Jahre Steirische Volkspartei

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voll von Misstrauenskundgebungen gegen Pirchegger und voll von Krisensitzungen.<br />

Schließlich zwang die Partei durch eine hochrangige Delegation dem Landeshauptmann<br />

Ehrenerklärungen für Bauer und Mrazek ab. Beide machten nicht nur im Landtag weiter,<br />

sie wurden im Frühjahr in den Grazer Stadtsenat entsandt. Der Vorgang war symptoma-<br />

tisch für Pircheggers Neigung zu spontanen Alleingängen, für seine „Beratungsresistenz“.<br />

Dass der Landeshauptmann und die oberen Etagen seiner Partei nicht gut miteinander<br />

harmonierten, sollte sich als eine der „Mühen“ herausstellen. Aber bis das wahrgenom-<br />

men werden konnte, dauerte es noch. Die erste <strong>Jahre</strong>shälfte 1946 stand für die Partei im<br />

Zeichen von „Mühen“, die nicht frustrierten, sondern sich lohnten. Es galt ihren personel-<br />

len Aufbau zu vervollständigen bzw. zu verdichten, es galt ihn demokratisch zu legitimie-<br />

ren und auf dem Wege dahin aus unterschiedlichen Gründen nicht ganz selten auch per-<br />

sonelle Wechsel vorzunehmen. Im Detail sind diese Prozesse kaum jemals gut zu verfol-<br />

gen, am besten wohl für die Stadt Graz. 28 Gewöhnlich gingen sie mehr oder weniger<br />

Hand in Hand mit der Besetzung der Gemeinderäte aufgrund des bereits am 4. Jänner<br />

1946 im Landtag beschlossenen Gesetzes über die „Konstituierung der provisorischen<br />

Gemeindevertretungen“. 1945 waren die Gemeindeorgane oft ziemlich willkürlich besetzt<br />

worden, in der Regel mit überproportionalem Einfluss der KPÖ. Dabei konnte es nach<br />

dem 25. November 1945 nicht bleiben. Da man separate Gemeinderatswahlen nicht für<br />

zweckmäßig hielt, behalf man sich mit einem Landesgesetz; es war bezeichnend, dass die<br />

KPÖ es im Landtag ablehnte. Es sah vor, dass die Mandate im jeweiligen Gemeinderat sich<br />

auf die drei Parteien in dem Verhältnis verteilten, in dem auf sie in der Gemeinde bei der<br />

Nationalratswahl vom 25. November die gültigen Stimmen entfallen waren. Zur Nominie-<br />

rung befugte es die Bezirksorganisationen der jeweiligen Partei. Bei damals mehr als<br />

1.000 steirischen Gemeinden, von denen es in den meisten absolute ÖVP-Mehrheiten<br />

gegeben hatte, erforderte das die Rekrutierung von tausenden Personen, die große Mehr-<br />

zahl von ihnen in den Klein- und Kleinstgemeinden. Ganz von selbst bewirkte das einen<br />

Aktivierungsschub im bäuerlichen Bevölkerungssegment, innerhalb der <strong>Volkspartei</strong> de<br />

facto im Bauernbund. In der Entwicklung von dessen Mitgliederzahlen – und demgemäß<br />

von dessen Finanzkraft – schlug sich das dann nieder. Freilich kamen für Bünde- bzw.<br />

Parteifunktionen nicht allein Gemeindemandatare in Betracht; aber diese bildeten doch<br />

einen fruchtbaren Fundus für deren Besetzung. Über die Auswahlvorgänge auf Orts- und<br />

Bezirksparteitagen und über deren Ergebnisse verlangte die „Landesparteileitung“, so<br />

hieß die Zentrale seit 1946, aus den Bezirken eingehende Berichte. Viele von ihnen sind<br />

erhalten. In Summe listen sie hunderte Personen mit ihren Funktionen auf – von der<br />

Bezirks- hinunter auf die Gemeindeebene und in vielen Gemeinden weiter bis zu den<br />

Wahlsprengeln. (Ausdrücklich sollte nämlich auch erreicht werden, dass der Parteiapparat<br />

jederzeit fähig war, alle Wahlbehörden mit Vertrauensleuten zu besetzen.)<br />

Das alles hatte lokal bzw. regional erhebliche Bedeutung. Es diente aber auch der<br />

Vorbereitung des ersten regulären Landesparteitages der steirischen ÖVP. Der fand<br />

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