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WIRTSCHAFT+MARKT 4/2017

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BRANDENBURG | 13<br />

Foto: Günter Wicker/Flughafen Berlin Brandenburg GmbH<br />

Der alte Flughafen Berlin-Schönefeld (SXF) wird auch nach der Eröffnung des BER weiter als Terminal für<br />

Billigflieger genutzt.<br />

der rund um Schönefeld, Königs Wusterhausen,<br />

Wildau, Waßmannsdorf und<br />

Ludwigsfelde noch in Berlin darauf vorbereitet.<br />

Im August 2016 hatte der Landrat des<br />

Dahme-Spreewald-Kreises Stephan<br />

Loge (SPD) vor einem Verkehrsinfarkt<br />

in der Flughafenregion gewarnt, wenn<br />

nicht umgehend etwas unternommen<br />

werde. Damals ging man noch von einer<br />

Flughafeneröffnung bis Ende <strong>2017</strong> aus.<br />

Loge setzte sich für ein neues Verkehrskonzept<br />

ein und brachte damit die Position<br />

des regionalen Dialogforums Airport<br />

Berlin Brandenburg (siehe Info-Kasten)<br />

auf den Punkt.<br />

Verkehrskollaps droht<br />

Das Dialogforum hatte das Gemeinsame<br />

Strukturkonzept (GSK) für das Flughafenumfeld<br />

aus dem Jahr 2006 auf den<br />

Prüfstand gestellt und das Planungsbüro<br />

Jahn, Mack & Partner mit dessen Evaluierung<br />

beauftragt. Das Ergebnis war am<br />

9. November 2016 in Form einer Studie<br />

vorgestellt worden. Darin wird einerseits<br />

konstatiert, dass die Flughafenregion<br />

Berlin-Brandenburg als Wohn- und<br />

Arbeitsstandort immer attraktiver werde.<br />

Durch die BER-Eröffnung sei mit einem<br />

Schub für die Region und „zunehmenden<br />

Verkehren durch Passagiere und Arbeitskräfte“<br />

zu rechnen. Aber: „Handlungsbedarf<br />

besteht vor allem bei der Ertüchtigung<br />

der Verkehrsinfrastruktur.“<br />

Sorge, dass mit der Eröffnung des BER<br />

das umgebende Verkehrssystem kollabieren<br />

könnte, äußerte auch Großbeerens<br />

Bürgermeister Carl Ahlgrimm (SPD),<br />

Vize-Chef des Dialogforums. Liege doch<br />

dem bisherigen Verkehrskonzept noch<br />

ein geschätztes Fluggastaufkommen in<br />

Schönefeld von 24 Millionen Passagieren<br />

pro Jahr zugrunde. Verkehrsexperten verwiesen<br />

auf schon jetzt in Spitzenzeiten<br />

regelmäßig auftretende Staus auf den Autobahnen<br />

A100 und A113. Landrat Loge<br />

machte sich beispielsweise für die überfällige<br />

zweigleisige Anbindung der Bahnstrecke<br />

von Cottbus über Königs Wusterhausen<br />

hinaus an die Berliner Stadtbahn<br />

stark. Mit großen Erwartungen verknüpft<br />

wird die Wiederherstellung der Dresdner<br />

Eisenbahn, die die Fahrzeit auf der Strecke<br />

zwischen dem Berliner Hauptbahnhof,<br />

Lichtenrade und Schönefeld bei Fertigstellung<br />

bis Mitte der 2020er-Jahre auf<br />

20 Minuten verkürzt.<br />

Zwar kommt die Studie zu dem Schluss,<br />

die 2006 geplanten Verkehrsmaßnahmen<br />

seien „im engeren Flughafenumfeld<br />

größtenteils umgesetzt worden. Die<br />

Erreichbarkeit des Flughafens mit dem<br />

Pkw, Bahn und Bus ist grundsätzlich gegeben.“<br />

Jedoch seien die Anforderungen<br />

an die Verkehrsinfrastruktur durch die gestiegenen<br />

Passagierzahlen sowie die längere<br />

Offenhaltung des alten Schönefelder<br />

Flughafenterminals gestiegen. Vor allem<br />

die Stadtautobahn ins Berliner Zentrum<br />

und der alte Schönefelder Bahnhof<br />

seien Engpässe, zudem seien „unvermeidbare<br />

Verkehrsbehinderungen durch<br />

den geplanten Regierungsflughafen“ zu<br />

erwarten.<br />

Einwohnerzahl steigt<br />

Die Bevölkerungsentwicklung<br />

verläuft auch ohne die<br />

Fertigstellung des BER positiv,<br />

lautet ein Fazit der GSK-<br />

Evaluierung. „Das südliche<br />

Berliner Umland profitiert<br />

einerseits durch den Zuzug<br />

und die Nachfrage in der<br />

Metropole Berlin. Andererseits<br />

ist der Standort Flughafenregion<br />

auch ein starker<br />

Wirtschaftsstandort mit<br />

Fachkräftezuzug.“<br />

Wie das konkret aussieht, erläuterte<br />

der Bürgermeister von Schönefeld<br />

Udo Haase (parteilos). „Schönefeld<br />

ist in der Tat eine rasant wachsende Kommune“,<br />

sagte er in einem dpa-Interview.<br />

Die Zahl der Einwohner habe sich seit der<br />

Wende auf 15.000 verdreifacht. „Ich rechne<br />

mit 30.000 bis 35.000 Einwohnern in<br />

den nächsten 15 bis 20 Jahren“, so Haase.<br />

„Wir haben jetzt 2.400 Firmen, die hier angemeldet<br />

sind. Und wir hoffen natürlich,<br />

dass sich mit dem Flughafen die positive<br />

Entwicklung fortsetzt.“ W+M<br />

DIALOGFORUM AIRPORT<br />

BERLIN BRANDENBURG<br />

Das Forum begleitet die Umfeld-Entwicklung<br />

des Flughafens Berlin Brandenburg<br />

Willy Brandt (BER). Im Gremium<br />

arbeiten die brandenburgischen<br />

Kommunen Blankenfelde-Mahlow,<br />

Eichwalde, Gosen-Neu Zittau, Großbeeren,<br />

Rangsdorf, Schönefeld, Schulzendorf,<br />

Zeuthen, die Städte Wildau,<br />

Königs Wusterhausen, Ludwigsfelde<br />

und Mittenwalde, die Berliner Bezirksämter<br />

Neukölln, Tempelhof-Schöneberg<br />

und Treptow-Köpenick, die Landkreise<br />

Dahme-Spreewald, Oder-Spree und<br />

Teltow-Fläming, das Ministerium für<br />

Infrastruktur und Landesplanung des<br />

Landes Brandenburg, die Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung und Umwelt<br />

des Landes Berlin, Vertreter des Bundes<br />

(BMVBS) sowie die Flughafen Berlin<br />

Brandenburg GmbH zusammen.<br />

Es wird in regionaler Verantwortung<br />

durch die Berliner Flughäfen finanziert<br />

und von einem externen Moderator geleitet.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>

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