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MEDIAkompakt 22: Lust

Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien.

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2/2017 LUST UND SEX<br />

15<br />

Haben Männer<br />

immer <strong>Lust</strong>?<br />

Werden Männer tatsächlich von ihrem<br />

»besten« Stück getrieben oder handelt es sich<br />

dabei nur um ein Klischee?<br />

VON EDVIN IBRAHIMOVIC<br />

Die Fakten sprechen klar für sich.<br />

Männer denken 18 Mal am Tag an Sex<br />

und haben elf Mal über den Tag<br />

verteilt eine Erektion. Nächtliche<br />

Erektionen können sogar zwischen 20<br />

und 50 Minuten andauern. Genau so oft denken<br />

Männer auch an Essen und Schlafen, aber es wird<br />

im Allgemeinen nur über »18 Mal am Tag an Sex<br />

denken« gesprochen. Forscher sind dieser These<br />

ebenfalls nachgegangen und die ersten Ergebnisse<br />

bringen zum Teil Ernüchterung. Vielleicht sogar<br />

die Bestätigung.<br />

In der Wissenschaft wird kräftig diskutiert, ob<br />

diese Ergebnisse auf alle Männer zutreffen. Wenn<br />

es nach den Forschern geht, sind Frauen viel<br />

aktiver auf der Suche nach <strong>Lust</strong> und Begierde. Bis<br />

zu zehn Mal am Tag, denken Frauen an erotische<br />

Fantasien oder sogar an den Akt. Hierbei unter -<br />

scheidet sich grundlegend die Suche nach der<br />

Befriedigung dieser Lüste, sowie Gedanken<br />

zwischen Mann und Frau. Der Mann sucht die<br />

Befriedigung seiner <strong>Lust</strong> und ist eher in der Lage<br />

Sex von Gefühlen zu trennen als die Frau. Somit<br />

sind Männer, vor allem, wenn es um den Akt<br />

geht, weniger wählerisch.<br />

Doch ist das der Grund, weshalb die<br />

Behauptung »Männer haben immer <strong>Lust</strong>« so weit<br />

verbreitet ist? Frauen hingehen sind viel<br />

wählerischer. Falsch! Frauen können ebenso das<br />

Eine vom Anderen trennen. Sich der <strong>Lust</strong> frei und<br />

unkompliziert hinzugeben fällt den Damen in der<br />

heutigen Zeit leichter. Sie sind ebenfalls ex -<br />

perimentierfreudiger geworden und wissen ge -<br />

nau, was sie wollen. Der einzige Unterschied<br />

hierbei ist, Frauen machen dies zur Kopfsache<br />

und können nicht so schnell abschalten wie die<br />

Männer bis sie sich fallen lassen.<br />

Der amerikanische Autor Daniel Bergner stellt<br />

in seinem Buch »Die versteckte <strong>Lust</strong> der Frauen«,<br />

sogar die Behauptung auf, dass Frauen für<br />

monogame Beziehungen weniger geeignet seien<br />

als Männer. In einem Blogeintrag auf der Seite<br />

frauenmut.com spricht die Sexualpädagogin und<br />

Kabarettistin Barbara Balldini über ähnliche<br />

Thesen. Auf die Frage, ob Frauen weniger <strong>Lust</strong> als<br />

Männer haben antwortet sie: »Nein, genau das<br />

Gegenteil ist der Fall: Ich glaube sogar, dass<br />

Frauen noch viel mehr Sex haben wollen als<br />

Männer. Es gibt halt eine männliche und eine<br />

weibliche Sexualität und diese sind komplett<br />

unterschiedlich«. Beim Mann wird wenig<br />

zwischen »gutem« und »schlechtem« Sex<br />

unterschieden. Logischerweise führt dieses<br />

Verhalten öfter zum Geschlechtsverkehr.<br />

Frauen verzichten lieber auf schlechten Sex,<br />

egal ob sie die <strong>Lust</strong> dazu verspüren ihren<br />

sinnlichen Wünschen nachzugehen. Ob<br />

diese Thesen der Wahrheit entsprechen,<br />

wird wohl nie ganz geklärt werden können,<br />

denn diese würden unserem heutigen gesell -<br />

schaftlichen Bild nicht gerecht werden.<br />

Denn Frauen sind »fixiert« und auf der<br />

Suche nach dem »Richtigen«. Man könnte<br />

meinen, deren Verlangen seien konkreter und<br />

diskreter. Ein weiterer Unterschied liegt hierbei<br />

auch in der Evolution und der Biologie der<br />

unterschiedlichen Organismen. Im männlichen<br />

Wesen ist seit Begin der Zeit die Streuung seines<br />

Erbguts fest verankert und somit ist er immer auf<br />

der Suche nach potentiellen Partnern, um dieses<br />

weiterzugeben. Doch diese These wurde nicht<br />

eindeutig belegt und darf somit auch angezweifelt<br />

werden.<br />

Hingegen ist die Theorie des Biorhythmus<br />

handfester und nachweisbarer. Was sich nach<br />

komplizierter Biologie anhört, ist aber schlicht weg<br />

den Hormonen zuzuschreiben. Der männliche<br />

Körper produziert wesentlich mehr Testosteron.<br />

Trotz dem bedeutet dies nicht, dass Männer durch<br />

ihren Testosterongehalt stärker getrieben werden.<br />

Die ungleiche Verteilung der Hormone sagt noch<br />

nichts über die <strong>Lust</strong> aus. Frauen reagieren auf<br />

kleine Mengen viel intensiver, insbesondere<br />

während ihr Menstruation und den dazu -<br />

gehörigen Hormonschwankungen. Nach einer<br />

Entbindung wird die <strong>Lust</strong> der Frau durch das<br />

Milchhormon »Prolaktin« sogar »nur« gebremst.<br />

Beim Mann sind solche starken Schwankungen<br />

kaum vorhanden, was somit die <strong>Lust</strong> ein stückweit<br />

immer aufrecht erhält.<br />

Die Tageszeiten spielen ebenfalls eine große<br />

Rolle. Männer sind morgens lustvoller, da ihr<br />

Hormonhaushalt um etwa 30 Prozent ansteigt.<br />

Ein Anzeichen dafür ist die berühmte »Morgen -<br />

latte«. Wohingehen Frauen abends das Verlangen<br />

nach Hingabe und Zärtlichkeit verspüren. Frauen<br />

geben sich leichter hin, wenn sie einen freien Kopf<br />

haben. Dies bedeutet nicht, dass Männer<br />

schmerzfreier und resistenter gegenüber Stress<br />

sowie auch Druck wä -<br />

ren. Neusten Studien<br />

zufolge leiden so immer<br />

mehr Männer an <strong>Lust</strong> -<br />

losigkeit als an Potenz stö -<br />

rungen. Sie wer den schlicht -<br />

weg zu »Sex-Muffeln«, die<br />

auch einfach mal klar »Nein!«<br />

sagen. Gründe hierzu gibt es<br />

viele, die eindeutigsten darunter<br />

sind Stress, Druck und Anzeichen<br />

auf Krankheiten und die immer<br />

höhere Erwartungshaltung. Aber<br />

auch die Jahreszeiten spielen<br />

eine wichtige Rolle für das<br />

<strong>Lust</strong> empfinden. Die britische<br />

Leeds Uni versity führte eine<br />

Studie durch, um dieser<br />

Tatsache auf den Grund zu<br />

gehen. In der wird besagt,<br />

dass Frauen anziehender<br />

auf Män ner wirken,<br />

wenn sie 40 Pro zent<br />

ihrer Haut zeigen.<br />

Auch das könnte<br />

eine plausible Er -<br />

klärung sein, wa -<br />

r um die Sommer -<br />

zeit für die Männer<br />

am lust vollsten ist.<br />

Die lustvollste Zeit für<br />

Frauen hingegen ist der Frühling.<br />

Häufig werden die Signale der Männer auch<br />

einfach falsch gedeutet. Frauen fühlen sich zu Sex<br />

bedrängt oder animiert, wenn ein Mann im Bett<br />

eine Erektion hat. Dies muss aber nicht zwingend<br />

ein Indiz dafür sein, dass »Er« in dieser Situation<br />

wirklich Geschlechtsverkehr haben will. Wenn<br />

der Mann sich entspannt und zur Ruhe kommt,<br />

bekommt er manchmal eine Erektion. Hierbei<br />

reicht dem männlichen Körper allein ein Gefühl<br />

des Wohlbehagens oder der Freude aus. Somit<br />

spielen die Gedanken und Gefühle bei Männern<br />

also auch eine Rolle dafür, ob sie auf Touren<br />

kommen oder einfach nur Zärtlichkeit und<br />

Wärme genießen wollen.<br />

Die Frage, ob Männer immer <strong>Lust</strong> haben, ist<br />

schwer zu beantworten – da sind sich Forscher<br />

einig. Es spielen viele Faktoren eine Rolle und<br />

zwar sowohl beim Mann als auch bei der Frau,<br />

damit die <strong>Lust</strong> entfacht wird.Beide Geschlechter<br />

sind auf der Suche nach Geborgenheit und Nähe.<br />

Auf welchem Weg dies zum Ausdruck gebracht<br />

wird ist individuell.

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