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<strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> <strong>2017</strong><br />
SÄNGERIN AUDREY ASSAD<br />
RICK WARREN<br />
«MATLOCK» WAR CHRIST<br />
BERATER M. ENGELI<br />
Das Herrliche an Gott ist<br />
seine Gnade<br />
«Glücklich vs.<br />
Gesetzlichkeit...»<br />
Gottes Gnade ist grösser<br />
als die Schwierigkeiten<br />
Es gibt immer einen<br />
Weg der Gnade
Editorial<br />
GNADE<br />
Von seiner Fülle<br />
haben wir alle<br />
genommen Gnade um<br />
Gnade. Johannes 1,16<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Voller Vorfreude erwarten wir den kommen Sonntag. (2. <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>)<br />
Neun Menschen haben sich entschieden, sich taufen zu lassen.<br />
Als Evangelische Freikirchliche Gemeinde Gottes praktizieren wir die<br />
Erwachsenentaufe, - und das aus gutem Grund.<br />
Die Taufe geschieht auf den Befehl Jesu (Matthäus 28,18-20). Deshalb<br />
ist sie keine Nebensache, sondern gehört nach dem Willen Jesu zum<br />
Christwerden dazu. Christ wurde im 1. Jahrhundert der, der nach dem<br />
Hören der frohen Botschaft aus eigenem Entschluss und buchstäblich<br />
auf eigenen Beinen kam, um die Taufe bat und getauft wurde.<br />
Der Taufbewerber hatte die christliche Botschaft mit eigenen Ohren,<br />
mit eigenem Verstand und eigenem Gewissen gehört.<br />
Er hatte durch die Hilfe des Heiligen Geistes den Kern des Evangeliums<br />
verstanden: Christus, von Gott gesandt, zur Vergebung meiner Sünden<br />
und zur Gabe des Ewigen Lebens; und der Taufbewerber hatte zur<br />
Einladung Gottes Ja gesagt (Apostelgeschichte 8,12.13.26-40; 16,16-<br />
34;).<br />
In den letzten sechs Monaten haben wir einen Glaubens- und Taufkurs<br />
angeboten, der mit großer Begeisterung angenommen wurde.<br />
Neben drei deutschen Staatsbürgern lassen sich auch sechs Iraner<br />
taufen. Und wir sind sicher, das werden keine Gefälligkeitstaufen für<br />
Konvertiten sondern wirkliche Bekenntnistaufen.<br />
Im Anschluss an den Taufgottesdienst werden wir ein Tauf-Fest für die<br />
ganze Gemeinde und Gäste haben.<br />
Die Urlaubszeit in NRW steht bevor. Deshalb haben wir ausnahmsweise<br />
eine Doppelausgabe unserer Zeitschrift aufgelegt. Wir wünschen<br />
unseren Lesern schöne Sommermonate und gute Erholung.<br />
In dieser Inkontakt Ausgabe werden wir die Facetten der<br />
„Gnade Gottes“ behandeln und wünschen viel Segen beim Lesen.<br />
Ich wünsche einen gesegneten <strong>Juli</strong> und <strong>August</strong><br />
Heinz Hepp<br />
Denn das Gesetz ist<br />
durch Mose gegeben;<br />
die Gnade und<br />
Wahrheit ist durch<br />
Jesus Christus<br />
geworden.<br />
Johannes 1,17<br />
Vielmehr glauben<br />
wir, durch die Gnade<br />
des Herrn Jesus selig<br />
zu werden, auf<br />
gleiche Weise wie<br />
auch sie.<br />
Apostelgeschichte<br />
15,11<br />
Und nicht verhält es<br />
sich mit der Gabe wie<br />
mit dem, was durch<br />
den einen Sünder<br />
geschehen ist. Denn<br />
das Urteil hat von<br />
dem Einen her zur<br />
Verdammnis geführt,<br />
die Gnade aber hilft<br />
aus vielen Sünden<br />
zur Gerechtigkeit.<br />
Römer 5, 16<br />
Ich will ihm ewiglich<br />
bewahren meine<br />
Gnade, und mein<br />
Bund soll ihm fest<br />
bleiben.<br />
Psalm 89,29<br />
2
IMPRESSUM<br />
EFGG Erkelenz,<br />
Am Schneller 8-10,<br />
41812 Erkelenz<br />
EFGG Erkelenz ist vereinsrechtlich<br />
organisiert im<br />
GiFBGG<br />
(Gemeinden im Freikirchlichen Bund<br />
der Gemeinde Gottes e.V.).<br />
Der GiFGG gehört zum FBGG<br />
(Freikirchlicher Bund der Gemeinde<br />
Gottes e.V.) als Dachverband.<br />
Beide Vereine sind als gemeinnützig<br />
anerkannt –<br />
Redaktion und Layout:<br />
Heinz Hepp<br />
<strong>inkontakt</strong>@efgg-erkelenz.de<br />
Bildnachweis: freie Bilder Pixabay<br />
Alle Artikel von externen Quellen sind<br />
entsprechend .gekennzeichnet<br />
Anschrift:<br />
Am Schneller 8-10,<br />
41812 Erkelenz<br />
Internet:<br />
www.efgg-erkelenz.de<br />
Gemeindepastor:<br />
Rüdiger Puchta,<br />
Am Schneller 10 *<br />
Telefon: 02431 / 5310<br />
Email: Pastor@efgg-erkelenz.de<br />
Seelsorger / Ältester: Heinz Hepp *<br />
Telefon: 02433 / 3079264<br />
Email: seelsorger@efgg-erkelenz.de<br />
Bankverbindung:<br />
Gemeinden im Freikirchlichen Bund<br />
der Gemeinde Gottes e.V.<br />
Hamburger Volksbank<br />
IBAN: DE30 2019 0003 0000 1910 35 *<br />
BIC: GENODEF1HH2<br />
INHALT<br />
Autor<br />
Seite<br />
Editorial Heinz Hepp 2<br />
Inhalt / Impressum 3<br />
„Liebesgrüße“ aus dem Rüdiger Puchta 4<br />
Gefängnis<br />
«DAS HERRLICHE AN GOTT IST Life 5<br />
SEINE GNADE»<br />
«ES GIBT IMMER EINEN WEG DER Life 6<br />
GNADE...»<br />
BILLY NEAL MOORE Aus den<br />
7<br />
Englischen<br />
DEINE SCHULD KANN NICHT Heinz Hepp 13<br />
GRÖSSER SEIN, ALS GOTTES<br />
GNADE.<br />
O Gnade Gottes wunderbar Rüdiger Puchta 17<br />
Wunder!<br />
20<br />
Gibt's das heute noch?<br />
Gnade ist das, was erfreut 21<br />
Gnade – Lebenselixier des<br />
23<br />
Christen<br />
VERGEBEN UND VERGESSEN? 24<br />
MÖRDER: «ICH LIEBE DICH UND<br />
26<br />
VERGEBE DIR»<br />
« NICHTS IM LEBEN IST ZU GROSS,<br />
28<br />
ALS DASS GOTT ES NICHT<br />
WIEDERHERSTELLEN KÖNNTE »<br />
VERGEBUNG 29<br />
Gottesdienste und<br />
30<br />
Veranstaltungen<br />
Seite 16eite 1
Monatsspruch <strong>Juli</strong><br />
<strong>2017</strong>:<br />
„Ich bete darum,<br />
dass eure Liebe<br />
immer noch reicher<br />
werde an Erkenntnis<br />
und aller Erfahrung.“<br />
Philipper 1,9<br />
„LIEBESGRÜßE“ AUS DEM<br />
GEFÄNGNIS<br />
Der Missionar und Apostel Paulus schreibt<br />
aus dem Gefängnis eine Art „Liebesbrief“<br />
an die Gemeinde in Philippi. Er hatte<br />
während seiner Missionsreisen diese<br />
Gemeinde gegründet und es bestand von<br />
Anfang an eine besonders herzliche<br />
Beziehung zwischen Paulus und den<br />
Philippern. Obwohl er selbst nicht weiß, wie<br />
seine weitere Zukunft aussehen wird –<br />
Exekution oder Freilassung – hadert er nicht,<br />
sondern findet warme, herzliche und<br />
ermutigende Worte für seine Gemeinde in<br />
Philippi.<br />
Das schafft die Gnade Gottes mit uns<br />
Menschen: Es entstehen besondere<br />
Herzensbeziehungen, die eine Tiefe und<br />
Beständigkeit aufzeigen, die man sonst<br />
nirgendwo findet. Und das nicht nur vor<br />
2000 Jahren, sondern auch heute noch.<br />
Das große Wort der Bibel: „Liebe“<br />
Neben vielen Grüßen und Wünschen<br />
bewegt Paulus ein großes Gebetsanliegen<br />
im Blick auf seine Gemeinde in Philippi: „Ich<br />
bete darum, dass eure Liebe immer noch<br />
reicher werde an Erkenntnis und aller<br />
Erfahrung.“ (Philipper 1,9)<br />
Im biblischen Sprachgebrauch ist Liebe ein<br />
Wort mit vielen Dimensionen: Zwischen Eros<br />
und Freundschaft, zwischen Selbst-,<br />
Nächsten- und Gottesliebe. Paulus spricht<br />
hier von der „Agape“. Dieses Wort für Liebe<br />
kommt in der klassischen griechischen<br />
Sprache selten vor, ist aber zum wichtigsten<br />
christlichen Ausdruck für die Liebe<br />
geworden. Agape nennen wir gerne die<br />
„göttliche Liebe“ – die Art, wie Gott uns<br />
liebt und welche Liebe Gott in uns durch<br />
seine Gnade erwecken will.<br />
Liebe ist „mehr als (nur) ein Wort“<br />
Wenn ich mir aus der Vogelperspektive das<br />
Neue Testament ansehe, bekomme ich<br />
eine Ahnung, dass diese „Agape – Liebe“<br />
mehr als (nur) ein Wort ist und eine<br />
unbeschreibliche Tiefe beinhaltet. Paulus<br />
will für die Gemeinde in Philippi, dass genau<br />
diese Tiefe der Liebe in der Gemeinde<br />
Raum und Entfaltungskraft bekommt.<br />
Deshalb betet er darum, dass eure „Agape<br />
– Liebe“ immer noch reicher an Erkenntnis<br />
und aller Erfahrung wird. Er betet so, weil er<br />
weiß, dass Gott diese Liebe unter uns<br />
bewirken kann und segnen will.<br />
Was heißt das aber am Ende ganz praktisch<br />
- für eine Gemeinde und den einzelnen<br />
Christen?<br />
Einige Umschreibungen dazu – ohne<br />
Anspruch auf Vollständigkeit:<br />
Diese Liebe macht sensibel für das Unrecht,<br />
weil sie das Angesicht der Anderen auf<br />
Augenhöhe sucht.<br />
Diese Liebe weckt alle Sinne, macht vital<br />
und im wahrsten Sinne des Wortes<br />
„revolutionär“: Diese Liebe will die<br />
Verhältnisse, die andere krank machen und<br />
ausbeuten und verachten, umkehren.<br />
Diese Liebe bringt uns in die Nähe Gottes<br />
und damit auch in die Nähe der Menschen<br />
– auch in die Nähe der für uns schwierigen<br />
Menschen.<br />
Diese Liebe kennt keine harten Worte wie<br />
Gier, Missgunst und Neid. Sie kennt kein<br />
„gegen dich“, sie kann und will nicht<br />
„hassen und verletzen“. Die Sprache dieser<br />
Liebe sucht immer wieder Worte wie „für<br />
dich“, „mit dir“, „halten“, „öffnen“ und<br />
„staunen“.<br />
Diese Liebe will deshalb gelebt, geteilt und<br />
mitgeteilt werden. Erst dann wird sie zu<br />
einem erfahrbaren und lebendigen Wort –<br />
für uns selbst und für den Anderen, den wir<br />
4
so lieben können, weil Gott diese Liebe in<br />
uns wirken kann und will.<br />
Diese Liebe hat ein großes Vorbild: Jesus<br />
Christus. Überall wo im großen „Hohelied<br />
der Liebe“ in 1. Korinther 13 von „Liebe“ die<br />
Rede ist, können wir seinen Namen<br />
einsetzen: Christus ist langmütig und<br />
freundlich, usw. Christus ist der erfahrbare<br />
Inbegriff der Liebe Gottes. Wer lernen will,<br />
so zu lieben, muss auf Christus sehen, ihm<br />
vertrauen und seinem Beispiel folgen.<br />
Mit den besten Segenswünschen für die<br />
anstehende Sommerzeit und vielen guten<br />
Erfahrungen – mit „einer von uns gelebten<br />
Liebe“ - ganz so, wie Paulus sie hier erbeten<br />
hat.<br />
Rüdiger Puchta, Gemeindepastor<br />
SÄNGERIN AUDREY ASSAD<br />
«DAS HERRLICHE AN<br />
GOTT IST SEINE<br />
GNADE»<br />
In diesen Tagen publiziert die Sängerin<br />
Audrey Assad ihr fünftes Album. In der Lyrik<br />
rückt sie die Gnade Gottes ins Zentrum.<br />
Gleichzeitig trauert die Künstlerin mit<br />
syrischen Wurzeln mit den Unterdrücken im<br />
Nahen Osten.<br />
Audrey Assad, Tochter einer USamerikanischen<br />
Mutter und eines syrischen<br />
Vaters, begann im Alter von zwei Jahren,<br />
Piano zu spielen. Ihr musikalisches Talent<br />
blieb nicht verborgen. 2010, beim Erstling,<br />
habe sie einen Plattenvertrag in der Tasche<br />
gehabt, bevor sie wusste, was das<br />
überhaupt bedeutet, welchen Einfluss dies<br />
auf den Kreativitätsprozess hat oder wie<br />
lange es dauert, bis ein Album fertig ist –<br />
doch sie liebe es.<br />
In diesen Tagen erscheint ihr jüngster<br />
Silberling «Inheritance» («Erbschaft»). Jedes<br />
Lied sei für sie wie ein kleiner, kurzer Film.<br />
Dazu habe sie Dan James als Produzenten<br />
mit an Bord geholt, weil sie die Stücke als<br />
moderne Hymnen habe aufnehmen<br />
wollen. «Das war anders als alles, was ich<br />
bisher getan habe.» Einzig gebe es eine<br />
Gemeinsamkeit mit ihrem Song «Fortunate<br />
Fall» («Glücklicher Herbst»), der von<br />
manchen als «Soundtrack für das Gebet»<br />
bezeichnet wird.<br />
Das Licht gesehen<br />
Die neuen Songs können ebenfalls als<br />
Gebetskreislauf angesehen werden.<br />
Audrey Assad hebt das Stück «New every<br />
morning» («Jeden Morgen neu») hervor. Es<br />
gehe darum, dass Gottes Gnade jeden<br />
Morgen neu ist, «aus der Perspektive der<br />
ganzen Geschichte, begonnen bei der<br />
Schöpfung, die Gott durch seine Worte ins<br />
Dasein rief bis zum Tod von Christus.» Ihr sei<br />
wichtig gewesen, über die Gnade zu<br />
schreiben, die essentiell für die Existenz der<br />
Erde ist.<br />
Es gebe bei diesem Lied auch einen<br />
Zusammenhang zwischen 1. Mose, Kapitel<br />
1, Vers 1 und Johannes, Kapitel 1, Vers 1,<br />
bei ersterem Vers sprach Gott die Erde in<br />
ihre Existenz und jener aus dem Johannes-<br />
Evangelium dokumentiert, dass Gott das<br />
Wort ist. «Zudem kommt in einem Liedteil ein<br />
Satz vor, mit dem ich aufgewachsen bin:<br />
5
'AM KREUZ SAH ICH ZUM<br />
ERSTEN MAL DAS LICHT'.<br />
Gnade<br />
Partnerschaft enttäuscht worden sind,<br />
brauchen Rat und Unterstützung. Der<br />
Psychologe Manfred Engeli redet aus<br />
Erfahrung, wenn er über das Thema Gnade<br />
spricht.<br />
Sie habe gelernt, dass es immer wieder<br />
wichtig sei, zurück zur Gnade zu kommen.<br />
«Ich wuchs in einer Gemeinschaft auf, in<br />
der Gott als wütender Richter und böser<br />
Vater dargestellt wurde und Jesus ihn<br />
überzeugen musste, dass ich es wert sei,<br />
geliebt und gerettet zu werden.» In den<br />
letzten Jahren und besonders den letzten<br />
Monaten habe Gott an ihrem Herzen<br />
gearbeitet. Sie habe vorher weniger von<br />
der Natur Gottes, dem Vater, verstanden<br />
und wie er sie liebt und gnädig mit ihr ist. «Er<br />
hat mich geschaffen und zuerst geliebt.<br />
Jesus ist Gott, das hatte ich vergessen – die<br />
Dreieinigkeit ist real, und alle drei sind Gott.<br />
Das Herrliche an Gott ist seine Gnade.» Das<br />
sehe man am Kreuz und an der<br />
Bundeslade.<br />
Solidarität<br />
Sie trauert aber auch aufgrund der Lage im<br />
Nahen Osten. «Ich schrieb das Lied 'Even<br />
unto Death' ('Selbst bis in den Tod') als<br />
Adaption des Gebets der 21 Kopten, die im<br />
Februar 2015 sterben mussten.»<br />
Durch das Album solidarisiere sie sich mit<br />
Christen und Flüchtlingen. Darüber höre sie<br />
zu wenig auf den Kanzeln. «In den sozialen<br />
Medien fühle ich mich hierbei alleine. Ich<br />
sehe mich als Anwältin und fühle mich<br />
allein dabei.»<br />
BERATER MANFRED ENGELI<br />
«ES GIBT IMMER EINEN<br />
WEG DER GNADE...»<br />
Die heile Familie ist selten geworden.<br />
Menschen, die in ihrer Familie oder<br />
DR. MANFRED ENGELI<br />
Am Forum Ehe und Familie der<br />
Schweizerischen Evangelischen Allianz<br />
forderte der Psychologe und<br />
Psychoterapeut Manfred Engeli am 13.<br />
September die rund 200 Teilnehmenden<br />
auf, nicht bei der Frage «Warum?» stehen<br />
zu bleiben, wenn sie schwierige<br />
Erfahrungen machen oder gemacht<br />
haben. Er habe selbst schwierige<br />
Erfahrungen in seiner Familie gemacht und<br />
auf die Warum-Frage keine Antwort<br />
erhalten. Er wisse aber, dass die Liebe<br />
Gottes auch in diesen Geschehnissen<br />
wirksam sei, «denn Gott ist Liebe».<br />
Der Weg der Gnade steht jedem offen<br />
Engeli rät Menschen, die schwere<br />
Erfahrungen in ihrer Familie, mit Partner<br />
oder Kindern gemacht haben, den Weg<br />
der Gnade zu gehen. Dies bedeutet selbst<br />
Verantwortung zu übernehmen, die Schuld<br />
nicht abzuwälzen oder andern zuzuweisen,<br />
sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und<br />
bewusst Vergebung zu empfangen.<br />
Sodann braucht es die Bereitschaft, andern<br />
zu vergeben und sich mit den gegebenen<br />
Umständen zu versöhnen.<br />
Engeli formulierte dazu in Bern «Etappen<br />
auf dem Weg zur Gnade». Es gelte,<br />
diese Etappen eine nach der andern zu<br />
gehen und keine auszulassen. Das heisst<br />
konkret:<br />
6
Ich gestehe mir das Leiden ein und<br />
strecke mich danach aus, im Frieden<br />
leben zu können.<br />
Ich lerne zu verstehen, dass Gott etwas<br />
Besseres für mich bereit hat und<br />
entscheide mich dafür, es zu entdecken<br />
Ich schütte meinen Schmerz vor Gott<br />
aus und lasse ihn auch bei ihm zurück.<br />
Ich vergebe Menschen, die mir<br />
Schmerzen zugefügt haben und<br />
entlasse sie aus meinem Lebenshaus.<br />
Diesem Beschluss bleibe ich treu.<br />
Ich bitte Gott um die Heilung meiner<br />
inneren Verletzungen und um<br />
Wiederherstellung.<br />
Ich stelle mich meiner eigenen Schuld<br />
und bitte Gott um Vergebung – und<br />
empfange sie auch.<br />
Ich strecke mich nach Veränderung<br />
aus, lege ungute Charaktertendenzen<br />
und Verhaltensweisen ab und ziehe die<br />
von Gott geschenkten<br />
(Charaktereigenschaften) neu an und<br />
übe sie ein.<br />
Ich versöhne mich mit dem<br />
Vergangenen und seinen<br />
Konsequenzen und lasse sie hinter mir.<br />
Ich erkenne Gottes Ziel mit mir, öffne<br />
mich für Neues und laufe auf das Ziel zu.<br />
Ich bleibe diesen frei gewählten<br />
Entschlüssen und Schritten treu und<br />
lerne, über meine Gedanken und<br />
Gefühle zu wachen.<br />
In seinem Buch «Makarios – der Weg, ein<br />
glücklicher Menschen zu werden» hat<br />
Engeli diese Prinzipien weiter ausgeführt.<br />
gebracht hätten. Und darauf zu vertrauen,<br />
dass Gottes Ordnungen immer gut und zum<br />
Wohl des Menschen sind. Sie sind es, die<br />
dem Menschen Frieden bringen und ihn<br />
bewahren.<br />
Manfred Engelis Buch Makarios – Der Weg,<br />
ein glücklicher Mensch zu werden erschien<br />
erst im Frühjahr in der inzwischen dritten<br />
Auflage. Bei beiden Büchern wird gerade<br />
an Übersetzungen in weitere Sprachen<br />
gearbeitet.<br />
BILLY NEAL MOORE VERBRACHTE<br />
16 JAHRE IN DER TODESZELLE,<br />
NACHDEM ER EINEN MANN<br />
ERMORDET HATTE.<br />
Heute ist er ein ordinierter Pastor, der<br />
mit Gefängnisinsassen über einen<br />
Akt der Vergebung spricht, der sein<br />
Leben rettete.<br />
William "Billy" Neal Moore steht in der<br />
Turnhalle des mittelsicheren Floyd County<br />
Gefängnisses in Rome. Er schaut in die<br />
Augen der verurteilten Diebe und<br />
Drogendealer, wie sie in den Raum<br />
kommen.<br />
«AUS OPFERN WERDEN<br />
LEICHT TÄTER»<br />
Engeli ermunterte Betroffene, diesen Weg<br />
zu gehen, auch wenn sie dabei ihren<br />
Hauptgesprächsstoff mit Freunden verlieren<br />
sollten. Und er warnte: Aus Opfern werden<br />
leicht Täter. Er forderte stattdessen auf, die<br />
biblische Sicht zu übernehmen und zu<br />
praktizieren, dass Gottes Gnade uns mit<br />
Gutem beschenkt, das wir weder verdient<br />
noch mit unseren Möglichkeiten zustande<br />
7
Das Gefängnis, das seit den späten 1800er<br />
Jahren existiert, liegt an einer kurvenreichen<br />
Straße auf einem Felsvorsprung in der Nähe<br />
des Coosa River. Es beherbergt etwa 420<br />
Insassen.<br />
Viele der Insassen umarmen Moore, als sie<br />
in die Turnhalle kommen. Einige von ihnen<br />
eher zurückhaltend, weil jede<br />
Gefühlsregung ein Zeichen der Schwäche<br />
ist, die sie sich nicht im Gefängnis leisten<br />
können.<br />
Vor den Gefängnisinsassen steht der, mit<br />
sanfter Stimme sprechende Moore, ein<br />
ehemaliger Boxer im Weltergewicht. Er<br />
ähnelt sehr Lovie Smith, dem ehemaligen<br />
Cheftrainer der Chicago Bären. Er ist für<br />
eine dreitägige Evangelisation unter den<br />
Gefangenen hier. Die Gefangenen sehen,<br />
wie er seine Bibel aufschlägt und daraus<br />
eine Passage zitiert.<br />
Und wenn ihr steht und betet, so vergebt,<br />
wenn ihr etwas gegen jemand habt, damit<br />
auch euer Vater, der in den Himmeln ist,<br />
euch eure Übertretungen vergebe. Markus<br />
11, 25-26<br />
Dann pausiert er und begegnet ihrem Blick<br />
und schaut von einem zum<br />
anderen, direkt in ihre<br />
Augen.<br />
"Weißt du, was Vergebung<br />
ist?", Fragt er sie. Die<br />
meisten Männer nicken als<br />
Antwort. Aber dann trifft<br />
Moore sie mit einer Frage,<br />
die viele von ihnen<br />
unangenehm auf ihren<br />
Sitzen hin und her rutschen<br />
lässt: Was ist, wenn jemand<br />
eines deiner<br />
Familienmitglieder<br />
ermordet? Könntest du ihm<br />
dann verzeihen?<br />
Moore verbrachte 16 1/2<br />
Jahre in der Todeszelle,<br />
nachdem er zum Tode<br />
verurteilt wurde. Vor fast 40<br />
Jahren hat er einen Mann während eines<br />
bewaffneten Raubüberfalls ermordet.<br />
Erst als die Familie seines Opfers ihm<br />
vergeben hatte, konnte er sich selbst<br />
vergeben.<br />
Die Vergebung dieser Opferfamilie, rettete<br />
seine Seele und sein Leben.<br />
DAS VERBRECHEN<br />
Die Kleinstadt Wrens, 2.100 Einwohner, liegt<br />
32 Meilen südwestlich von <strong>August</strong>a. Am<br />
besten bekannt als Heimat von Erskine<br />
Caldwell, dem Autor von "Tobacco Road"<br />
und "God's Little Acre". Wrens ist die Art von<br />
Kleinstadt, aus der junge Menschen<br />
„flüchten“, sobald sie alt genug sind.<br />
Es war 1974, und Moore war ein 22-jähriger<br />
Armee-Angehöriger im nahe gelegenen<br />
Fort Gordon stationiert. Er und seine Frau,<br />
die in Ohio lebte, hatten eheliche<br />
Schwierigkeiten. Darum hatte er seinen 2-<br />
jährigen Sohn Billy bei sich. Aber Moore<br />
hatte ein Problem, er konnte seine<br />
Rechnungen nicht begleichen. Die Armee<br />
war ermächtigt, seine Gehaltsschecks an<br />
seine Frau zu schicken. Nun war er mit<br />
seiner Miete im Rückstand.<br />
Er brauchte Geld, und er brauchte es<br />
schnell.<br />
8
Er hörte von einem Mann, der viel Geld in<br />
seinem Haus hatte. In einer warmen Nacht<br />
im April, aufgeputscht mit Marihuana und<br />
Der Sheriff und das Georgia Bureau of<br />
Investigation kamen am nächsten Tag, und<br />
Moore gestand.<br />
Whiskey, brach Moore in das Haus des 77-<br />
jährigen Fredger Stapleton ein. Moore war<br />
bewaffnet mit einer Schrotflinte und einem<br />
38-Kaliber-Revolver. Er schoss und tötete<br />
Stapleton. Moore suchte im Haus herum<br />
und fand zwei Brieftaschen in einer Hose<br />
unter einem Kissen und steckte sie in seine<br />
Tasche. Dann packte er beide Waffen und<br />
floh.<br />
Als Moore nach Hause kam, entleerte er<br />
die Brieftaschen und entdeckte mehr als<br />
$ 5.000. Aber statt sich zu freuen, wurde er<br />
von Angst und Scham überwältigt.<br />
Er wusste, dass die Polizisten ihn verhaften<br />
würden. Er rief seine Schwester an und bat<br />
sie, den kleinen Billy zu holen. Dann wartete<br />
er.<br />
Der Mord schockierte die kleine Gemeinde,<br />
aber niemand war wirklich überrascht.<br />
Nachbar Hattie Johnson sagte, dass ihr<br />
verstorbener Ehemann Stapleton warnte, so<br />
viel Geld im Haus zu haben.<br />
Ein Offizier sagte, er würde sicherstellen,<br />
dass Moore die Todesstrafe bekommt, und<br />
Moore sagte, dass es ihm egal sei.<br />
"Es war total verheerend", sagte er. "Ich<br />
hatte etwas Schreckliches getan."<br />
Geschichte wiederholt sich<br />
Aufgewachsen in Columbus, Ohio, war<br />
Moore der jüngste von fünf Kindern. Seine<br />
Mutter, Margaret, war Kosmetikerin und sein<br />
Vater, James, dem er besonders nahe<br />
stand, arbeitete in einem Stahlwerk. Moore<br />
hat gute Erinnerungen daran, wenn sein<br />
Vater von der Arbeit nach Hause kam. Sein<br />
Vater hob oft einen Teil seines Mittagessens<br />
auf und gab es dem Jungen. "Es war unser<br />
kleines Geheimnis", sagte Moore.<br />
Aber eines Tages, als Moore 4 Jahre alt war,<br />
verschwand sein Vater. "Ganz plötzlich war<br />
er weg", sagte Moore. Die Sachen seines<br />
Vaters waren verschwunden. Seine Fotos<br />
waren weg. Und seine Mutter weigerte sich,<br />
darüber zu sprechen.<br />
9
Einige Jahre später, hat Moore<br />
herausgefunden, dass sein Vater im<br />
Gefängnis war.<br />
Als er älter wurde, schwänzte Moore oft die<br />
Schule, um seinen Vater zu besuchen, bis<br />
ein Gefängnisbeamter ihn abfing und zur<br />
Schule brachte. "Früher oder später wirst du<br />
in Schwierigkeiten geraten und du wirst in<br />
einem dieser Gefängnisse sein", sagte er<br />
Moore.<br />
Moore war ungefähr 17 Jahre alt, als sein<br />
Vater freigelassen wurde. Aber als Moores<br />
Vater entlassen wurde und nach Hause<br />
zurückkehrte, gab es Streit. Jahrelang hatte<br />
Moore zu Hause mehr Verantwortung<br />
übernommen. Jetzt war sein Vater da, der<br />
ihm sagen wollte, was er tun sollte. Es war<br />
klar, dass es keinen Platz für zwei<br />
willensstarke Männer gab. Also verließ<br />
Moore das Elternhaus und schloss sich<br />
schließlich der Armee an. Vor einem<br />
geplanten Einsatz in Deutschland, heiratete<br />
er seine langjährige Freundin, die kurz<br />
vorher entdeckte, dass sie schwanger war.<br />
Zu der Zeit kam Moore ins Ft. Gordon. Drei<br />
Jahre später fiel seine Ehe auseinander und<br />
er nahm seinen Sohn zu sich. Und jetzt ging<br />
er ins Gefängnis und wiederholte das von<br />
seinem Vater gesetzte Muster.<br />
GLAUBE UND VERGEBUNG<br />
Die ersten paar Stunden im Gefängnis<br />
waren für Moore furchtbar.<br />
"Mein Herz hat mich umgebracht", sagte er.<br />
"Es gab keine Möglichkeit, das zu beheben.<br />
Wenn du jemandes Leben nimmst, kannst<br />
du es nicht zurückgeben. Ich habe nicht<br />
nur einen Mann umgebracht, auch seine<br />
Familie habe ich tief verletzt. Ich habe das<br />
Leben meines Sohnes zerstört und meine<br />
Familie zerstört. "<br />
Er war so entsetzt über seine Schuld, dass er<br />
sich von einem Mitgefangenen ein<br />
Rasiermesser lieh und überlegte, seine<br />
Kehle zu durchschneiden. Er war kein<br />
religiöser Mann, aber Moore sagte, er hörte<br />
eine Stimme, die sagte, dass er sich selbst<br />
nicht von seiner Schuld, seiner Scham oder<br />
seinen Schmerzen befreien könne und nun<br />
dabei wäre, noch ein weiteres Leben zu<br />
beenden.<br />
Am 17. <strong>Juli</strong> 1974 wurde Moore zum Tode<br />
verurteilt. Die Vollstreckung sollte am 13.<br />
September 1974 sein.<br />
Ein Cousin aus Ohio sagte Moore, das er mit<br />
Jesus reden müsste, aber Moore hörte gar<br />
nicht hin - er war bereit, zu sterben. Eine<br />
Woche vor Moores Hinrichtungsdatum auf<br />
dem elektrischen Stuhl hat Pastor Nealon<br />
Guthrie von Rome den Gefangenen auf<br />
Wunsch eines Pastors aus Ohio besucht. Als<br />
der Pastor ankam, spielten Moore und<br />
einige andere Insassen Karten durch die<br />
Gitterstäbe ihrer Zellen.<br />
"Meine Augen fielen auf ihn und ich sagte:"<br />
Mein Gott, das könnte mein Sohn sein ",<br />
sagte Guthrie, der immer noch eine<br />
väterliche Beziehung zu Moore hat. Die<br />
beiden Männer mochten sich sofort. "Ich<br />
konnte sagen, er war sehr reumütig. Er hat<br />
nicht versucht, jemanden zu beschuldigen.<br />
Er war niemals ärgerlich. Er sagte nur, dass<br />
es ihm Leid tut. "<br />
Guthrie erzählte Moore, dass, obwohl ihn<br />
ein Richter in Georgien zum Tode verurteilt<br />
hatte, einen "gerechter Richter namens<br />
Jesus Christus" gab, der "starb, um<br />
Menschen wie dich zu retten". Er sagte<br />
Moore, dass Gott ihn durch diese schwere<br />
Zeit bringen würde. Dann beteten sie<br />
zusammen, und bevor Guthrie das<br />
Gefängnis verließ, taufte er Moore in einer<br />
Gefängniswanne mit zwei<br />
Gefängnisinsassen als Zeugen.<br />
Moore sagte, er habe einen Frieden<br />
gefühlt, den er noch nie erlebt hatte. Es hat<br />
mich von vielen Schmerzen befreit, die ich<br />
seit Jahren getragen habe ", sagte er.<br />
Moore's Hinrichtungsdatum kam und ging<br />
vorbei. Drei Tage später erhielt er einen<br />
Brief von seinem Anwalt. Er hatte versäumt,<br />
Moore zu berichten, dass es einen<br />
automatischen Einspruch gegen die<br />
Todesstrafe gibt. Moore beschloß, sich von<br />
jetzt ab selbst zu vertreten.<br />
Er bat um eine Kopie des Polizeiberichtes<br />
und entdeckte, dass er die Namen und<br />
Adressen der Familie des Opfers enthielt.<br />
Und dann hat er etwas getan, das den Lauf<br />
10
seines Lebens verändert hat. Er schrieb an<br />
Stapletons Nichte, Sara Stapleton Farmer,<br />
und entschuldigte sich, dass er ihren Onkel<br />
getötet hatte.<br />
Der Brief war einfach, aber schwer zu<br />
schreiben.<br />
"Ich möchte, dass Sie wissen, dass es mir<br />
wirklich leid tut für alle Schmerzen und<br />
Leiden, die ich jedem von Ihnen zugefügt<br />
habe", schrieb Moore. "Und wenn Sie es in<br />
Ihrem Herzen möglich ist, mir zu vergeben,<br />
würde ich es wirklich, wirklich schätzen.<br />
Aber wenn Sie es nicht können, kann ich<br />
das wirklich gut verstehen, denn ich selbst<br />
kann mir auch nicht vergeben.“<br />
Eine Woche später erhielt er eine Antwort.<br />
"Lieber Billy", schrieb sie, "wir sind Christen<br />
und wir vergeben dir und beten zu Gott für<br />
deine Seele und hoffen auf das Beste in<br />
deinem Leben."<br />
Moore war verblüfft<br />
"Das zeigte mir, was echte christliche Leute<br />
tun", sagte er. "Das hat mir wirklich<br />
geholfen, weil ich immer noch Schmerzen<br />
verursache indem ich diesen Brief<br />
geschrieben habe. Und diese Menschen,<br />
denen ich so großes Leid zugefügt habe,<br />
helfen mir. "<br />
Dann fing er an zu fragen: Wie können Sie<br />
das? Wie kommst du zu dieser Vergebung?<br />
Er schrieb zurück und begann damit eine<br />
Brief-Schreib-Beziehung, die viele Jahre<br />
bestand. Stapletons Familie haben sogar<br />
Moores Familienmitglieder unterstützt und<br />
ihnen Rechtsbeistand besorgt, damit sie ihn<br />
im Gefängnis besuchen konnten.<br />
"Es brauchte sechs Jahre, und viele Briefe,<br />
bis ich an den Punkt kam, wo ich mir selbst<br />
vergeben konnte", sagte Moore.<br />
Stapletons Familie hat selten öffentlich über<br />
den Mord gesprochen und mehrere<br />
Interviews abgelehnt. Aber Sara Farmer's<br />
Sohn Harold Farmer, 60, zeigte, dass Moores<br />
Reue und Glaube der Familie half, seine<br />
Schuld zu vergeben.<br />
"Es ist nicht meine Aufgabe, ihn zu richten",<br />
sagte Farmer. "Ich bin nicht Gott. Wenn er<br />
um Vergebung bittet, von dem Herrn seine<br />
Schuld gestanden hat, und einen neuen<br />
Anfang mit Gott macht, muß ich ihm<br />
vergeben. Wenn der Tag des Jüngsten<br />
Gerichts kommt, wird er beurteilt, was er<br />
getan hat oder nicht. "<br />
Menschen können zynisch über<br />
Gefängniskonvertierungen reden, aber<br />
Moore schien aufrichtig zu sein. Er wurde<br />
ein ordinierter Pastor über durch ein<br />
Fernstudium am Aenon Bible College.<br />
Er leitete eine Bibelgruppe für andere<br />
Insassen. Er betete mit ihnen. Er taufte<br />
einige. Er wurde als Friedensstifter bekannt<br />
und setzte sich als Vermittler bei<br />
Streitigkeiten unter den Häftlingen ein.<br />
Einige der Wächter, die ihn vorher stark<br />
bewachten, begannen ihn allein zu lassen.<br />
Sein Todesstrafe-Fall begann, bekam<br />
nationale Aufmerksamkeit, da seine<br />
Hinrichtung 13 Mal im Laufe von 16 Jahren<br />
verschoben wurde. Nicht nur bekannte<br />
Todesstrafe Gegner einschließlich Mutter<br />
Teresa setzten sich für Moore ein. Sogar<br />
Mitglieder der Opferfamilie Stapleton baten<br />
um Gnade.<br />
Trotzdem wurde seine Berufung weiter<br />
verweigert. Schließlich waren alle seine<br />
Appelle erschöpft, und seine Hinrichtung<br />
wurde für den 22. <strong>August</strong> 1990 festgesetzt.<br />
Doch 20 Stunden vor seiner geplanten<br />
Hinrichtung wurde Moores Einspruch durch<br />
das Georgia Board of Pardons and Parole<br />
statt gegeben. "Das war ein abscheuliches<br />
Verbrechen und wir entschuldigen Nichts",<br />
sagte der damalige Vorstandsvorsitzende<br />
Wayne Snow Jr. der New York Times. "Aber,<br />
der Vorstand war beeindruckt, dass die<br />
11
Familie des Opfers, auf Gnade drängte.<br />
Das ist nicht das, was wir oft sehen. "<br />
Moore wurde 1991 aus dem Gefängnis von<br />
Reidsville entlassen.<br />
"Gott war mit mir die ganze Zeit", sagte er.<br />
EIN LEBEN ERNEUERT<br />
Der alte Billy Moore existiert nicht mehr. Der<br />
neue Billy Moore reist um die Welt, und<br />
erzählt seine Geschichte in Kirchen,<br />
Colleges, Gefängnissen und Turnhallen. Er<br />
spricht an der Yale University, dem Berry<br />
College, der Cambridge University und<br />
Amnesty International. Er spricht über<br />
Erlösung, Vergebung und Glauben, und er<br />
ist ein begehrter Todesstrafen Gegner<br />
geworden.<br />
Als Moore zu einer Klasse spricht, hängen<br />
die Schülerinnen und Schüler buchstäblich<br />
an seinen Lippen, sagte Stephen B. Bright,<br />
Senior Counsel des Southern Centre for<br />
Human Rights.<br />
"Es ist wichtig für Studenten, von jemandem<br />
zu hören, der eigentlich schuldig ist", sagte<br />
Bright. "Billy ist eine lebendige<br />
Demonstration, dass es so etwas wie<br />
Erlösung gibt.<br />
FÜR MOORE IST ES EINE<br />
WIEDERGUTMACHUNG.<br />
"Ich denke immer noch an Stapleton und<br />
seine Familie und was sie für mich getan<br />
haben", sagte Moore. "Das ist einer der<br />
Gründe, warum ich tue, was ich tue. Es hilft,<br />
zurückzuzahlen, was sie mir gegeben<br />
haben.“<br />
Moore traf seine zweite Frau, Donna Jacks-<br />
Moore, die Pastorin ist, während einer 1992<br />
Pentacostal Assemblies der World National<br />
Convention in Chicago. Ihre Tochter und<br />
ein Kirchenmitglied hatten ihr von diesem<br />
Mann mit einem "Wunder-Zeugnis" erzählt.<br />
Sie hatte keine Angst, einen einst<br />
verurteilten Mörder zu treffen.<br />
"Es war aufregend für mich, ein lebendiges<br />
Wunder zu sehen", sagte sie.<br />
Das Paar wohnt in Rome mit zwei ihrer<br />
erwachsenen Töchter und einer Enkelin.<br />
Moore hat seinen Sohn seit vielen Jahren<br />
nicht gesehen. Er sitzt derzeit eine Haftstrafe<br />
in Ohio ab.<br />
"Er liest die Bibel", sagte Moore.<br />
Moore und seine Frau haben Gemeinden<br />
und evangelistische Organisationen<br />
gegründet. Bill hat ein Buch geschrieben<br />
und ein paar DVDs über sein Leben und<br />
seine Bekehrung gemacht.<br />
Wenn er mit Insassen spricht, spricht er über<br />
das Leben auf der anderen Seite der<br />
Gefängnismauer und wie es anders sein<br />
kann, wenn sie freigelassen werden.<br />
Er fühlt sich am lebendigsten, wenn er mit<br />
Leuten spricht, die denken, dass sie nicht<br />
viele Möglichkeiten haben.<br />
"Das erlaubt mir, ihnen beizubringen, was<br />
wirkliche Vergebung ist, was Gott für uns<br />
getan hat und was eine Familie für mich<br />
getan hat", sagte Moore. "sie haben mir<br />
nicht nur vergeben, sie gingen auch zum<br />
Bewährungsamt und sagten, dass ich ihr<br />
Bruder sei und der Staat mich nicht<br />
umbringen kann."<br />
Sara Farmer starb letztes Jahr, aber sie<br />
konnte vorher noch ein letztes Mal mit<br />
Moore sprechen.<br />
Moore erzählte ihr, dass die Geschichte<br />
über die Vergebung durch ihre Familie auf<br />
der ganzen Welt gehört wurde.<br />
"An jedem Ort, wo ich bin, rede ich über<br />
Sara Farmer und ihre Familie<br />
und ich möchte noch eine Frage stellen:"<br />
Bist du offen und bereit für diese Art von<br />
Vergebung? "<br />
Anmerkung zu diesem Artikel:<br />
Diesen Artikel habe ich vor einigen<br />
Monaten in der: „The Atlanta Journal-<br />
Institution“ gefunden. Ich war so gefesselt,<br />
dass ich ihn gespeichert und für diese<br />
Ausgabe übersetzt habe.<br />
Natürlich bin ich mir bewusst, wie groß und<br />
mächtig Willen und Kraft zur Vergebung<br />
sein müssen, um eine so ungeheure Tat<br />
nicht nur zu vergeben, sondern sich auch<br />
noch für den Täter einzusetzen. Kann Gott<br />
das von mir verlangen?<br />
Aber da sind ja auch noch die alltäglichen,<br />
manchmal banalen Dinge, bei denen wir<br />
12
schon Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />
des Vergebungswillens haben.<br />
Eins weiß ich sicher: Ohne die Kraft Gottes<br />
bin ich hilflos.<br />
Heinz Hepp<br />
DEINE SCHULD<br />
KANN NICHT<br />
GRÖSSER SEIN, ALS<br />
GOTTES GNADE.<br />
von Heinz Hepp<br />
Im Juni habe ich an einem Mittwoch (im<br />
Glaubenskurs für unsere iranischen<br />
Geschwister) über Johannes 8, 2-11<br />
gepredigt. Sicher ist dir diese Begebenheit<br />
bekannt: die Pharisäer bringen die<br />
Ehebrecherin zu Jesus, damit er sie<br />
verurteilt. Wir wissen, dass unsere neuen<br />
Gemeindeglieder erst vor einiger Zeit eine<br />
bewusste Entscheidung für Jesus getroffen<br />
haben. Vorher haben sie in einem anderen<br />
Kultur- und Religionskreis gelebt. Die Gnade<br />
ist kein Bestandteil des islamischen<br />
Glaubens. Aber Gnade, die Gnade und<br />
Vergebung durch den Kreuzestod unseres<br />
Herrn und Erlösers JESUS CHRISTUS, ist der<br />
Kern des Neuen Testamentes und unserer<br />
persönlichen Beziehung zu Jesus. Für unsere<br />
iranischen Geschwister war das eine<br />
schwierige Lektion. Gnade statt Gesetz?<br />
Gnade statt Verurteilung? Gnade statt<br />
Gerechtigkeit? Die Gnade Gottes zu<br />
begreifen und anzunehmen muss das<br />
Schlüsselerlebnis jedes wiedergeborenen<br />
Christen sein. Wie sonst könnte ich die<br />
Erlösung durch sein Blut begreifen? Das<br />
war die Botschaft an unsere neuen<br />
Geschwister.<br />
Die Begebenheit in Johannes 8 enthält<br />
auch eine der bekanntesten Aussagen<br />
Jesu. Bevor wir das näher betrachten,<br />
wollen wir uns mit der Situation vertraut<br />
machen.<br />
HINTERGRUND<br />
Es ereignete sich in Galiläa. Das<br />
Laubhüttenfest war gerade vorbei und die<br />
Hohepriester und Pharisäer waren 'traurig zu<br />
sehen', dass die Tempelpolizei Jesus nicht<br />
verhaftet hat. Nikodemus stellte sich<br />
öffentlich vor Jesus. Wir lesen in Joh. 7,<br />
„Nikodemus aber, einer aus ihren eigenen<br />
Reihen, der früher einmal Jesus aufgesucht<br />
hatte, sagte zu ihnen: Verurteilt etwa unser<br />
Gesetz einen Menschen, bevor man ihn<br />
verhört und festgestellt hat, was er tut? Sie<br />
erwiderten ihm: Bist du vielleicht auch aus<br />
Galiläa? Lies doch nach: Der Prophet<br />
kommt nicht aus Galiläa.“<br />
DER TEXT<br />
Am nächsten Tag versuchten die<br />
Schriftgelehrten und Pharisäer wieder, Jesus<br />
zu verhaften und ihn vor Gericht zu stellen.<br />
Sie brachten eine Frau zu Ihm. Der Text sagt<br />
uns nicht ihren Namen, aber er spricht über<br />
ihre Sünde. Sie wurde in Tatausübung beim<br />
Ehebruch erwischt und Jesus wurde<br />
aufgefordert, das Urteil zu fällen.<br />
Jetzt gibt es drei ungewöhnliche,<br />
fragwürdige Aspekte in dieser Geschichte:<br />
1. Zuerst sagt das mosaische Gesetz,<br />
dass, wenn jemand Ehebruch<br />
13
egangen hatte, sowohl der Mann<br />
als auch die Frau bestraft werden<br />
sollen. Wenn man die Beiden nun in<br />
flagrante erwischt hätte wäre es ein<br />
Leichtes gewesen, sowohl die Frau<br />
wie auch den Mann zu verhaften.<br />
Aber nur die Frau wurde zu Jesus<br />
gebracht.<br />
2. Ehebruch ist eine Straftat<br />
(Kapitalverbrechen) in der jüdischen<br />
Gemeinde. (5. Mose 22,22) Wenn ein<br />
Mann dabei ertappt wird, wie er bei<br />
einer verheirateten Frau liegt, dann<br />
sollen beide sterben, der Mann, der<br />
bei der Frau gelegen hat, und die<br />
Frau.<br />
3. Vielleicht war das alles ein<br />
abgekartetes Spiel. Man hat den<br />
Mann auf die Frau angesetzt und ihn<br />
dann ganz diskret gehen lassen. Die<br />
Frau blieb als Alleinschuldige zurück<br />
und wurde von Menschen in Roben<br />
der Gerechtigkeit verhaftet.<br />
4. Viertens wurden die<br />
erforderlichen zwei oder drei<br />
Zeugen, um eine Anklage zu<br />
bestätigen, niemals identifiziert; Das<br />
war eine Anklage, die nicht<br />
explizit von Zeugen bestätigt<br />
wurde. Kurz gesagt, hier ist etwas<br />
falsch. Die Ehebrecherin war die<br />
Angeklagte, sozusagen der Köder,<br />
um Jesus in die Falle laufen zu lassen.<br />
Die religiösen Führer waren bereit,<br />
dafür die Frau zu töten. Sie waren<br />
bereit, sie umzubringen, nur um<br />
Christus vor dem Volk zu<br />
diskreditieren.<br />
Aber unverantwortlicher Moral, krimineller<br />
Motive und Methoden zum Trotz, die<br />
Schriftgelehrten und Pharisäer stellten eine<br />
Frage an Jesus, die ihn als Heuchler<br />
kennzeichnen sollte, unabhängig davon,<br />
wie er antwortete. Wenn er die Frau<br />
steinigen ließ, widersprach er seiner<br />
Botschaft der Liebe. Wenn er die Anklage<br />
fallen lässt, widerspricht er dem mosaischen<br />
Gesetz.<br />
Jesu Antwort war anders, als sie die<br />
Schriftgelehrten und Pharisäer erwarteten.<br />
Statt einer Antwort stellte Jesus den<br />
Anklägern eine Gegenfrage. Jesus erklärte<br />
die Frau indirekt für schuldig. Aber nur die<br />
sollten das Urteil vollstrecken, die moralisch<br />
über der Frau standen, also ohne Sünde<br />
waren. Aber obwohl sie schuldig war,<br />
wurde ihr vergeben und sie erhielt die<br />
Chance zur Erlösung.<br />
WAS BEDEUTET DIESES<br />
URTEIL FÜR DIE ANKLÄGER?<br />
Es bedeutete, dass sie genauso schuldig<br />
waren wie die Angeklagte. Jesus half ihnen<br />
zu erkennen, dass diese Sünderin von ihnen<br />
be- und verurteilt wurde. Das Urteil Jesu<br />
zwang sie zu<br />
in<br />
sehen,<br />
dass<br />
das,<br />
was sie<br />
mit ihr<br />
der<br />
Öffentlichkeit<br />
taten, genauso schlimm war wie<br />
das, was die Frau heimlich tat.<br />
VERGEBUNG IST KEINE<br />
EINMALIGE SACHE.<br />
VERGEBUNG IST EIN<br />
LEBENSSTIL. (M.L. KING)<br />
14
Ja, das war eine patriarchalische<br />
Gesellschaft, aber auch diese männlichen<br />
Ankläger mußten sich unter Gottes<br />
Verständnis von Gerechtigkeit stellen. Sie<br />
verdienten das Schicksal ihrer Demütigung<br />
und Niederlage. Sie waren nicht besser als<br />
diese Frau und verdienten ebenfalls das<br />
Gericht Gottes.<br />
WAS BEDEUTET DIESES<br />
URTEIL FÜR DIE<br />
ANGEKLAGTE?<br />
Es bedeutete, dass Gott ihre Handlungen<br />
nicht gut hieß, aber er verurteilte auch nicht<br />
ihre Schwächen. Es lehrte sie, dass Gott die<br />
Sünde hasst, aber die Sünder liebt;<br />
Johannes 3,16-17 sagt uns:<br />
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass<br />
er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass<br />
alle, die an ihn glauben, nicht verloren<br />
werden, sondern das ewige Leben haben.<br />
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt<br />
gesandt, dass er die Welt richte, sondern<br />
dass die Welt durch ihn gerettet werde.“<br />
anderer zu entfernen. Wir sollten<br />
darüber nachdenken, ob die Dinge, die<br />
wir bei anderen verurteilen, wirklich<br />
Dinge sind, die wir bei uns selbst finden.<br />
Wir sollten dafür sorgen, dass wir<br />
Mücken nicht vertreiben, dafür aber<br />
dann Kamele schlucken. Wir sollten bei<br />
anderen nicht ihren Lebenswandel<br />
verurteilen, wenn unser eigenes Leben<br />
nicht in Ordnung ist.<br />
2. Zweitens erinnert uns dieses Urteil daran,<br />
dass wir alle Sünder in den Augen eines<br />
heiligen Gottes sind. Wir können gut<br />
aussehende Sünder sein, wir können<br />
finanziell gesicherte Sünder sein, und wir<br />
können gut ausgebildete Sünder sein.<br />
Wir können große Sünder sein und wir<br />
können kleine Sünder sein. Wir können<br />
junge, mittelalte oder alte Sünder sein.<br />
Wir können verheiratet sein oder Single.<br />
Wir können Kanzel-Sünder,<br />
Gemeindemitarbeiter-Sünder oder<br />
Gemeindebesucher-Sünder sein. Im<br />
Römerbrief, Kap. 3, 23-24 lesen wir: „Alle<br />
sind schuldig geworden und haben die<br />
Herrlichkeit verloren, in der Gott den<br />
Menschen ursprünglich geschaffen<br />
hatte. Ganz unverdient, aus reiner<br />
WAS BEDEUTET<br />
DIESES URTEIL FÜR<br />
UNS?<br />
Ich möchte hier drei Punkte<br />
ansprechen:<br />
1. Zuerst bedeutet dieses Urteil,<br />
dass wir uns selbst prüfen<br />
sollten, bevor wir andere<br />
anklagen. Wir sollten die<br />
Telefonmasten aus unseren<br />
eigenen Augen entfernen,<br />
bevor wir versuchen, die<br />
Zahnstocher aus den Augen<br />
15
Gnade, lässt Gott sie vor seinem Urteil<br />
als gerecht bestehen – aufgrund der<br />
Erlösung, die durch Jesus Christus<br />
geschehen ist“<br />
3. Drittens bedeutet dieses Urteil, dass wir<br />
alle Vergebung in der Liebe und Gnade<br />
Gottes durch Jesus Christus finden<br />
können. Es bedeutet, dass wir von der<br />
Dunkelheit ins Licht gesetzt werden<br />
können. Es bedeutet, dass, wenn wir die<br />
falsche Richtung eingeschlagen haben,<br />
Gott uns erlaubt umzukehren. Es<br />
bedeutet, dass, wenn jemand in Christus<br />
ist, alte Dinge vergeben sind und alles ist<br />
neu geworden. Es bedeutet, dass mein<br />
Morgen nicht von meinem Gestern<br />
abhängig ist. Es bedeutet, dass das Bild,<br />
das ich früher abgegeben habe, nicht<br />
mehr als Blaupause meiner Zukunft ist.<br />
Das bedeutet, dass die<br />
Windschutzscheibe meiner Zukunft<br />
wichtiger ist als der Rückspiegel meiner<br />
Vergangenheit. Es bedeutet, dass es<br />
Gott viel wichtiger ist wo ich hingehe, als<br />
wo ich herkomme. Es bedeutet, dass,<br />
egal wie tief unten, schmutzig und<br />
sündig ich war, Gott mich<br />
bedingungslos liebt. Es bedeutet, als<br />
Jesus am Kreuz starb, ich in seinen<br />
Gedanken war.<br />
WAS BEDEUTET DAS FÜR<br />
DICH UND MICH?<br />
Identifiziere ich mich mit den Anklägern, als<br />
jemand, der Schuld bei anderen sucht um<br />
seine eigenen Schwächen zu verdecken?<br />
Will ich andere steinigen, weil sich die Tiefe<br />
meiner eigenen Sünde im Gegenüber<br />
spiegelt? Vielleicht habe ich niemals<br />
jemanden gesteinigt, aber habe ich mit<br />
dem Mund jemandes Selbstwertgefühl und<br />
öffentliches Ansehen getötet? Versuche<br />
ich, andere für die Bosheit und Schwächen<br />
in meinem eigenen Leben zu bestrafen? Ist<br />
meine Kritik an anderen eine Projektion<br />
meiner eigenen Selbstverachtung? Will ich<br />
andere verletzen, weil mich vielleicht<br />
jemand einmal verletzt hat? Verletzte<br />
Menschen neigen dazu, andere zu<br />
verletzen.<br />
Oder identifiziere ich mich mit dem<br />
Angeklagten, der schuldig ist? Der im<br />
Geheimen sündigt und hofft, dass er<br />
niemals entdeckt wird? Bin ich schuldig,<br />
weil ich einen Lebensstil zu habe, der<br />
unvereinbar mit meinem Glaubenszeugnis<br />
ist<br />
Bin ich wie Nikodemus, jemand, der Christus<br />
nachts sucht, aber ihn während des Tages<br />
nicht anerkennt? Ist mein Charakter im<br />
Mondschein und im Sonnenlicht gleich?<br />
Wenn das Christentum für illegal erklärt<br />
würde, wäre ich als Christ erkannt worden?<br />
EGAL, OB WIR UNS ALS<br />
ANKLÄGER ODER<br />
ANGEKLAGTEN SEHEN,<br />
WIR SIND SCHULDIG<br />
UND BRAUCHEN DIE<br />
VERGEBUNG GOTTES.<br />
WIR BRAUCHEN GOTT,<br />
UM EINANDER ZU<br />
VERGEBEN,<br />
WIR BRAUCHEN GOTTES<br />
KRAFT, UM ANDEREN ZU<br />
VERGEBEN UND<br />
WIR BRAUCHEN GOTTES<br />
HILFE, UM UNS SELBST ZU<br />
VERGEBEN.<br />
16
Und Gnade wird mich nach Hause führen.<br />
O GNADE GOTTES<br />
WUNDERBAR:<br />
„ERSTAUNLICHE UND<br />
GNADENREICHE“<br />
HINTERGRÜNDE<br />
DER CHORAL DER<br />
„SUPERLATIVE“<br />
Jeden Tag rührt er in den<br />
unterschiedlichsten Situationen Herzen in<br />
aller Welt an. Ob bei Trauerfeiern, in<br />
persönlichen Glücksmomenten oder<br />
während der schlichten Andacht Einzelner<br />
irgendwo auf der Welt: „Amazing Grace –<br />
O Gnade Gottes wunderbar.“<br />
Dazu kommt: Er ist der wohl<br />
meistgesungene, am häufigsten<br />
aufgenommene und beliebteste Choral<br />
auf der Welt. Die internationale Beliebtheit<br />
über 6 Kontinente hinweg und die kulturelle<br />
Langlebigkeit (237 Jahre alt) sprechen für<br />
sich.<br />
Der Choral in seiner ursprünglichen Form und<br />
in einer wörtlichen Übersetzung<br />
Erstaunliche Gnade! (welch lieblicher Klang)<br />
Die einen Schuft wie mich errettet hat.<br />
Einst war ich verloren, doch nun bin ich<br />
gefunden;<br />
war blind, doch nun sehe ich.<br />
Es war Gnade, die meinem Herzen Furcht<br />
lehrte.<br />
Und Gnade, die meine Ängste von mir<br />
nahm.<br />
Wie kostbar erschien jene Gnade<br />
in der Stunde, als ich zu glauben begann!<br />
Durch viele Gefahren, Mühsal und Fallstricke<br />
bin ich schon gegangen;<br />
es ist die Gnade, die mich sicher bis hierher<br />
gebracht hat.<br />
Der Herr hat mir Gutes verheißen,<br />
sein Wort macht meine Hoffnung gewiss.<br />
Er wird mein Schild und mein Teil sein,<br />
solang das Leben dauert.<br />
Ja, wenn mein Fleisch und Herz versagen<br />
und das sterbliche Leben aufhört,<br />
besitze ich hinter dem Vorhang<br />
ein Leben voller Freude und Frieden.<br />
Die Erde wird sich bald auflösen wie Schnee.<br />
Die Sonne aufhören zu scheinen,<br />
doch Gott, der mich hier unten gerufen hat,<br />
wird für immer mein sein.<br />
Der Choral und John Newton:<br />
Sklavenhändler, Pastor und Liederdichter<br />
John Newton ist der Dichter von „Amazing<br />
Grace“. Seine Biografie liest sich wie ein<br />
Abenteuerroman: Der Seefahrer John<br />
Newton (1725 – 1807) landete als<br />
Sklavenhändler in Westafrika. Bei einer<br />
Stammesprinzessin fiel er in Ungnade und<br />
wurde selbst zum Sklaven. Durch viele<br />
glückliche Fügungen und Umstände kam er<br />
1747 wieder zurück nach England. Auf dem<br />
Weg dorthin geriet er in einen heftigen<br />
Sturm und öffnete sich in seiner Not für den<br />
Glauben an Jesus Christus. Sein späteres<br />
persönliches Glück fand er in seiner<br />
Jugendliebe Mary Catlett. Nach einer<br />
weiteren Lebenswende entschied er sich<br />
dafür, anglikanischer Geistlicher zu werden<br />
und sagte zudem der Sklaverei den Kampf<br />
an.<br />
Die Idee zu dem Choral „Amazing grace“<br />
kam ihm Ende Dezember 1772. Er bereitete<br />
sich für die Neujahrspredigt am 01. Januar<br />
1773 vor und wollte durch einen<br />
selbstgeschriebenen Choral die Gedanken<br />
der Predigt für seine Zuhörer verstärken.<br />
John Newton war für seine Zeit ein<br />
einfallsreicher „Erneuerer der geistlichen<br />
Kommunikation“. Wir würden heute sagen:<br />
Er war sehr „kreativ und innovativ“. Seit 2<br />
Jahren hatte er sich schon mit dem<br />
Schreiben von sogenannten<br />
17
„Volkschorälen“ beschäftigt. Die<br />
Gemeindeglieder seiner Gemeinde in<br />
Olney waren in aller Regel einfache<br />
Handwerkerfamilien: Spitzenklöppeler,<br />
Landarbeiter, Mälzer, Schmiede, Tischler<br />
und andere Handwerker seiner Zeit.<br />
Newton war davon überzeugt, ihnen zu<br />
einem besseren Schriftverständnis verhelfen<br />
zu können, indem er seine Predigten durch<br />
schlichte Choräle erweiterte und verstärkte.<br />
Jede Zeile seiner Choräle sollte für seine<br />
Gemeindeglieder leicht zu singen, zu<br />
verstehen und auswendig zu lernen sein.<br />
Das traf besonders auf seinen bekanntesten<br />
Choral „Amazing Grace“ zu. Ein Analytiker<br />
geistlicher Musik stellte dazu fest: „Die<br />
Reime und Rhythmen seiner Strophen sind<br />
klar und eingängig, dass sie keiner<br />
Kommentierung bedürfen. Eine weitere<br />
Stärke des Chorals ist aber die Tatsache,<br />
dass nicht mehr als 126 der 146 Worte aus<br />
nur einer Silbe bestehen.“<br />
John Newton hatte eine eindrucksvolle<br />
Begabung als „Versschmied“ seiner<br />
Choräle. Doch etwas anderes war ihm bei<br />
der Entwicklung seiner Choräle noch<br />
wichtiger: Er wollte die Bibel<br />
zusammenführen mit der persönlichen<br />
Glaubenserfahrung und dem Zeugnis<br />
darüber. Für die anstehende<br />
Neujahrspredigt am 1. Januar 1773<br />
entschloss er sich über den Text aus 1.<br />
Chronik 17,16-17 zu predigen. Diese Verse<br />
bilden die Einleitung des Gebets, das David<br />
zu Gott sprach, unmittelbar nachdem der<br />
Prophet Nathan ihm Gottes Verheißung<br />
ausgerichtet hatte: Er und seine<br />
Nachkommen würden für immer als Israels<br />
Könige auf dem Thron sitzen und durch<br />
Gottes Liebe und Gnade gesegnet<br />
werden. Voller Staunen darüber, dass Gott<br />
ihn so sehr liebte, betet David: „Wer bin ich,<br />
Herr, Gott und was ist mein Haus, dass du<br />
mich bis hierher gebracht hast? ... Du hast<br />
mich schauen lassen, wie ein Mensch ein<br />
Gesicht empfängt und hast mich hoch<br />
erhöht, HERR, Gott.“<br />
Es ist kaum zu bezweifeln, dass John<br />
Newton in Gottes Gnade gegenüber dem<br />
König David Parallelen zur erfahrenen<br />
Gnade und Liebe Gottes in seinem eigenen<br />
Leben entdeckte. So konnte er sich gut mit<br />
David identifizieren: Beide waren die<br />
schlimmsten Sünder gewesen. Beide hatten<br />
stürmische<br />
Lebenswege<br />
mit tiefen<br />
Abgründen<br />
menschlichen<br />
Versagens<br />
hinter sich<br />
gebracht. Und<br />
beide<br />
empfingen<br />
ohne Verdienst<br />
Gottes<br />
Barmherzigkeit,<br />
Erlösung und<br />
Gnade.<br />
Jedem, der<br />
sich ganz<br />
bewusst darauf<br />
einlässt, den Choral mitzusingen, darf es<br />
ähnlich ergehen: Wir werden mit<br />
hineingenommen und dürfen die<br />
ehrfürchtige Freude von David und John<br />
Newton für uns persönlich aufnehmen und<br />
entdecken, das Gottes Gnade auch uns<br />
gilt, dass sie uns trägt und nie verlässt. Beim<br />
Singen und Staunen dürfen wir zu unserem<br />
persönlichen „Turmerlebnis“ kommen, wie<br />
18
einst Martin Luther vor 500 Jahren auf der<br />
Wartburg, als er beim Studium und<br />
Übersetzen des Römerbriefes „neu“<br />
entdecken durfte: „Ja, auch ich mit all<br />
meinen Fehlern und Sünden bin von Gott<br />
geliebt und bin aus Gnade gerettet.“ Diese<br />
geistliche Entdeckung hatte sich John<br />
Newton für seine Zuhörer gewünscht und<br />
deshalb den Choral verfasst.<br />
Jonathan Aitken, Autor einer Biografie über<br />
John Newton, vermutet einen besonderen<br />
Grund, warum Newton ausgerechnet den<br />
1. Januar 1773 als Datum für diese Predigt<br />
mit den Parallelen zu Davids Leben<br />
ausgewählt hatte: Newton hatte die<br />
Angewohnheit, jeden Neujahrstag als<br />
Meilenstein für eine geistliche Bilanz zu<br />
nutzen. Der Jahresbeginn 1773 fiel für ihn<br />
mit dem Abschluss seiner täglichen Einträge<br />
in einem dicken Tagebuch zusammen, das<br />
er schon mehrere Jahre führte. Die letzte<br />
Seite dieses umfangreichen Tagebuches<br />
erreichte er Ende Dezember 1772.<br />
Offensichtlich hatte er in den Tagen zuvor in<br />
seinen Aufzeichnungen der vergangenen<br />
Jahre gelesen und wurde regelrecht<br />
überrollt von einer Welle staunender<br />
Dankbarkeit. Seine Empfindungen fasste er<br />
mit diesen Worten zusammen<br />
(Tagebucheintrag am 31. Dezember 1772<br />
auf der letzten Seite seines Tagesbuches):<br />
„Wie viele Schauplätze habe ich in dieser<br />
Zeit durchschritten! Welch ein Weg hat<br />
mich der Herr geführt! Welche Wunder hat<br />
er mir gezeigt! Mein Buch ist nun fast voll,<br />
und ich werde ein neues für das nächste<br />
Jahr beschaffen. O Herr, nimm meinen<br />
Lobpreis für alles Vergangene. Mach mich<br />
fähig, dir zu vertrauen für alles, was kommt<br />
und segne alle, die diese Berichte von<br />
deiner Güte und meiner Gemeinheit<br />
vielleicht einmal lesen werden. Amen und<br />
Amen.“<br />
Newtons Predigtnotizen für den<br />
Neujahrstag 1773 zeigen, dass er darin<br />
seine Gedanken des Tagebucheintrags<br />
vom 31. Dezember 1772 weiterentwickelt<br />
hatte. Er betonte in seiner Predigteinleitung<br />
die Wichtigkeit der Dankbarkeit Gott<br />
gegenüber, für all seine Gnadenerweise in<br />
unserer Vergangenheit. Dann stellt er<br />
dieselbe rhetorische Frage, die David vor<br />
gut 3000 Jahren auch stellte: „Wer bin ich,<br />
Herr?“ In Newtons Antwort finden sich dann<br />
viele biografische Töne, die sich auch in<br />
seinem dazu passenden Choral<br />
wiederfinden: „Es war Gnade, die meinem<br />
Herzen Furcht lehrte. Und Gnade, die<br />
meine Ängste von mir nahm. Wie kostbar<br />
erschien jene Gnade in der Stunde, als ich<br />
zu glauben begann! Durch viele Gefahren,<br />
Mühsal und Fallstricke bin ich schon<br />
gegangen; es ist die Gnade, die mich<br />
sicher bis hierher gebracht hat. Und Gnade<br />
wird mich nach Hause führen.“<br />
Wenn wir „Amazing Grace“ dazu<br />
analysieren, finden wir in der<br />
„Originalfassung“ 15-mal Pronomen in der<br />
ersten Person – ich, mich, mir, mein. Diese<br />
Pronomen deuten nicht auf eine Art<br />
„Egotrip“ von John Newton hin, sondern<br />
wollen anschaulich seine persönlichen<br />
Glaubenserfahrungen auf dem Weg zu<br />
seiner Erlösung beschreiben. Durch den<br />
Choral sollten seine Zuhörer persönlich mit<br />
eintauchen in die Davidgeschichte aus 1.<br />
Chronik 17 und die Entdeckung machen:<br />
Das gilt auch mir. Gottes Gnade und<br />
Barmherzigkeit darf auch mich aus aller<br />
meiner Schuld aufheben und in die<br />
befreiende Gegenwart Gottes führen.<br />
Damals, 1773, war es der Choral „Amazing<br />
Grace“ – heute sind es vielleicht<br />
Gemeinde- oder Lobpreislieder, wie „Allein<br />
deine Gnade genügt“, die uns verstärkend<br />
helfen können, dass Gottes Wort in unserem<br />
Herzen und Leben Wurzeln schlägt. Und<br />
dass Gnade nicht nur ein großer<br />
theologischer Begriff ist, der fern ab von<br />
unserer Wirklichkeit das Wesen Gottes<br />
beschreibt, sondern wirklich erfahrbare<br />
Güte, Liebe und Barmherzigkeit Gottes, die<br />
uns allen ausnahmslos gilt. Wenn das<br />
passiert, dann fangen wir auf unsere Weise<br />
an, Gott zu ehren und die Gnade zu<br />
preisen.<br />
19
In tiefer Dankbarkeit für Gottes Gnade in<br />
meinem Leben, Rüdiger Puchta<br />
Inspiriert zu diesem Text wurde ich durch die<br />
Biographie von Jonathan Aitken „Amazing<br />
Grace und John Newton, Sklavenhändler,<br />
Pastor, Liederdichter.“<br />
WUNDER!<br />
GIBT'S DAS HEUTE<br />
NOCH?<br />
Der Kassier, der Buchhalter und der Chef<br />
waren ratlos. Über Monate hinweg zeigten<br />
die Kasse und die Buchhaltung grosse<br />
Differenzen, und trotz allem Suchen war der<br />
Fehler nicht zu finden. Bis die drei Männer<br />
ihren professionellen Stolz überwanden und<br />
zusammen die Hände falteten. Was dann<br />
geschah, war verblüffend.<br />
Diese Geschichte ist nicht erfunden,<br />
sondern in der letzten Woche geschehen.<br />
Kasse und Buchhaltung waren kompliziert,<br />
und seit Wochen hatte man den Fehler<br />
gesucht. Alle drei Männer waren Christen,<br />
und schliesslich entschlossen sie sich,<br />
zusammen für das Problem zu beten. Das<br />
Stichwort hier ist «zusammen». Sie baten<br />
Gott um eine Lösung.<br />
Daraufhin buchte der Kassier alle offenen<br />
Rechnungen ein, machte einen<br />
Kassenabschluss und verglich den<br />
Kassenstand mit dem Soll. Drei Stunden<br />
nach dem gemeinsamen Gebet stellte sich<br />
heraus: Die beiden Beträge unterschieden<br />
sich derart unwesentlich, dass man von<br />
einer fast hundertprozentigen<br />
Übereinstimmung reden konnte! Der Mann<br />
konnte es fast nicht glauben. Er checkte<br />
und zählte nochmal. Es stimmte. Der<br />
Alptraum war vorbei.<br />
Wunder sind möglich<br />
Was die drei hier im beruflichen Alltag<br />
erlebten, kann man getrost als Wunder<br />
bezeichnen. Hier war etwas geschehen,<br />
das sie nicht auf ihre eigenen Bemühungen<br />
zurückführen konnten. Und zwar direkt auf<br />
ihr Gebet hin.<br />
Das Wort «Wunder» ist heute sehr<br />
strapaziert, klar. Aber die Frage ist ganz<br />
einfach: Entweder gibt es einen Gott, der<br />
reagiert, handelt und der eingreifen kann –<br />
oder unsere Welt ist ein geschlossenes<br />
System, das nach seinen eigenen Gesetzen<br />
funktioniert, und der «Liebe Gott» ist<br />
ausserhalb und hält seine Finger raus aus<br />
diesem System.<br />
Klar, der «Liebe Gott» ist kein Lückenbüsser.<br />
Er verlangt saubere Arbeit, gesundes Leben<br />
und unser Engagement, wo es möglich ist.<br />
Aber wir kommen heute in unserer<br />
komplexen Welt – trotz all unseren<br />
hochentwickelten Möglichkeiten – immer<br />
wieder an Grenzen, wo wir einfach sagen<br />
müssen: «Jetzt komm ich nicht mehr weiter».<br />
Und hier bietet Gott seine Hilfe an. «Ruf<br />
mich in der Not doch an», sagt er (Psalm<br />
50,15 – Gottes Telefonnummer).<br />
Jeder, der schon einmal solch ein Wunder<br />
im Alltag erlebt hat, weiss: Man muss sich<br />
demütigen und zugeben, dass man am<br />
Ende seines Lateins ist. Vor allem anderen<br />
gegenüber ist das oft gar nicht so einfach.<br />
20
Und dann kommt die andere Frage: Was,<br />
wenn nun doch nichts geschieht?<br />
Da muss man durch. Bei allem<br />
theoretischen Gottvertrauen leben wir ja oft<br />
einen praktischen Atheismus. Wenn man<br />
nicht weiter weiss, stehen wir knallhart vor<br />
der Frage: Wagen wir es, uns an diesen<br />
Gott zu wenden, der nicht nur ungeahnte<br />
Möglichkeiten hat, sondern uns auch<br />
zugetan ist (sprich: uns liebt)? Hier waren<br />
drei gestandene Männer, die es wagten,<br />
ihren praktischen Atheismus (und ihren<br />
Stolz) zu durchbrechen und ihr Problem<br />
gemeinsam vor Gott zu tragen. Und etwas<br />
geschah.<br />
Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben,<br />
nicht verloren sind, sondern ewiges Leben<br />
bekommen», verspricht der wohl<br />
bekannteste Vers der Bibel (Johannes-<br />
Evangelium, Kapitel 3, Vers 16). Kein<br />
Mensch, der sich an Jesus wendet, wird<br />
zurückgewiesen.<br />
Gott will nicht nur Lösungen geben,<br />
sondern erlösen. Er hat den Weg zu sich frei<br />
gemacht. Der Zugang ist offen. Wer sich<br />
auf Jesus einlässt, wird das dramatischste<br />
Wunder erleben, das möglich ist: eine<br />
Lebensveränderung, die kein Mensch selbst<br />
schafft.<br />
Wunder sind Hinweisschilder<br />
Etwas zieht sich wie ein roter Faden durch<br />
die vielen Wunderberichte des Neuen<br />
Testaments: Neben dem wunder-baren<br />
Geschehen an sich sind sie wie<br />
Hinweisschilder. Sie lassen eine Realität<br />
aufblitzen und zeigen: Da ist ein Gott, der<br />
eine neue Geschichte mit den Menschen<br />
angefangen hat; der begonnen hat, nicht<br />
nur Probleme zu lösen, sondern die Welt zu<br />
erlösen. Alle Wunder und Heilungen, die<br />
Jesus tat, waren solche «Zeichen»: Gottes<br />
neue Welt hat angefangen. Gott holt seine<br />
Schöpfung zurück.<br />
Noch leben wir in der Zwischenzeit. Wunder<br />
sind nicht garantiert. Auch Enttäuschungen<br />
sind möglich. Man kann aus Wundern kein<br />
Prinzip machen. Darum ist Glaube immer<br />
wieder die Entscheidung, es «trotzdem» zu<br />
versuchen – ein trotziger Aufstand gegen<br />
die Diktatur des Normalen.<br />
Das eine Wunder, das garantiert ist<br />
Ein Wunder wird in der Bibel garantiert: Wer<br />
von Gott nicht nur Lösung seiner Probleme,<br />
sondern Erlösung seines Lebens erbittet, der<br />
bekommt es. Garantiert. «So sehr hat Gott<br />
die Welt geliebt, dass er seinen einzigen<br />
GNADE IST<br />
DAS,<br />
WAS ERFREUT<br />
Gnade heisst auf griechisch: cháris. Der<br />
Ausdruck ist eines Stammes mit chaírein -<br />
sich freuen - chará - Freude. Cháris<br />
bedeutet: etwas, was erfreut oder freudig<br />
überrascht. Oft wird damit gemeint: Anmut,<br />
Lieblichkeit. Dasselbe haben wir ja im<br />
Lateinischen: gratia, Grazie.<br />
Häufig bedeutet Gnade die Haltung eines<br />
Menschen, die erfreut (überwältigt),<br />
Wohlwollen, Gunst (Luk. 2,52; Apg. 2,47),<br />
Geneigtheit, persönliche Teilnahme,<br />
Vergeben. Besonders bezieht sich das auf<br />
hochgestellte Personen, am meisten auf<br />
den König. Zu denken ist dabei an die<br />
unumschränkten Herrscher des Orients, an<br />
deren Gunst oder Ungunst das Schicksal<br />
der Menschen hing; die Gnade eines<br />
solchen Königs brachte Fülle, Glanz und<br />
Erhöhung mit sich.<br />
21
GNADE IST EIN<br />
UNMITTELBARES<br />
EINGREIFEN GOTTES<br />
Dass ein König jemandem Gnade erwies,<br />
bedeutete immer, dass er ganz persönlich<br />
eingriff in sein Leben, ihm unmittelbar etwas<br />
schenkte oder ihm über alle bestehenden<br />
Behörden und Gesetze hinweg Schuld und<br />
Strafe erliess (der »Gnadenweg« in der<br />
Rechtsprechung).<br />
Das Neue Testament versteht unter der<br />
Gnade Gottes immer sein unmittelbares<br />
Eingreifen, Helfen und Geben. In der<br />
Gnade stehen heisst: in unmittelbarer<br />
Beziehung zu Gott stehen. Johannes sagt:<br />
»Das Gesetz ist durch Mose gegeben; die<br />
Gnade und Wahrheit ist durch Christus<br />
geworden« (Joh. 1,17).<br />
Durch das Gesetz hat der Mensch auch ein<br />
Verhältnis zu Gott, aber nur ein mittelbares.<br />
Was auf dem mittelbaren Wege (durch so<br />
viele Zwischenpersonen und Behörden)<br />
vom Kaiser an den Bürger kommt, ist in<br />
seiner Wirkung unendlich abgeschwächt<br />
und verdünnt im Vergleich zu dem, was<br />
vom Monarchen persönlich kommt. Unter<br />
dem Gesetz sickert es nur spärlich von oben<br />
nach unten, - aber wo Gnade ist, ist eine<br />
göttliche Fülle.<br />
GNADE IST FÜLLE, SIE<br />
BEFLÜGELT ZU GÖTTLICHEM<br />
TUN<br />
unwiderstehlicher Siegesgewalt schwierige<br />
Aufgaben löst.<br />
Das meinen wir doch auch, wenn wir von<br />
einem Künstler sagen: »Er ist gottbegnadet.«<br />
Das bedeutet: ihm ist ein göttlicher<br />
Überfluss gegeben; und das, was andere<br />
mit allen Kraftanstrengungen nicht<br />
bewältigen können, geht bei ihm zwanglos.<br />
Wem Gnade gegeben ist (unmittelbares<br />
Stehen vor Gott), der darf sich nicht mehr<br />
unters Gesetz stellen (in die ganz mittelbare<br />
Beziehung zu Gott); damit wäre die Fülle,<br />
die von oben kommt, verscherzt, und der<br />
Mensch wäre aus der Gemeinschaft Gottes<br />
gefallen (Gal. 2,21; 5,4).<br />
GNADE IST VERGEBUNG,<br />
ABER AUCH EIN<br />
SICHGEBEN GOTTES<br />
Oft hat Gnade auch die Bedeutung von<br />
Begnadigung, von Erlass der Schuld,<br />
Befreiung aus dem Kerker der Gottesferne.<br />
Gnade bedeutet aber niemals blosses<br />
Vergeben, sondern immer auch ein<br />
„Sichgeben“ Gottes.<br />
Bezeichnend ist auch, dass die Gaben des<br />
Geistes Gnadengaben (chárisma) heissen.<br />
Die Grundbedeutung des Wortes (»Gnade<br />
ist, was erfreut«) bleibt im Neuen Testament<br />
überall bestehen - auch in dem Sinn, dass<br />
ein Mensch, dem Gnade gegeben ist,<br />
erfreuend, ermutigend auf seine<br />
Mitmenschen wirkt.<br />
Paulus spricht wiederholt von dem<br />
Reichtum, den die Gnade bringt (Eph. 1,7;<br />
1. Tim. 1,14); wo Gnade ist, kann man also<br />
aus dem Vollen schöpfen. Ein anderes Mal<br />
spricht er vom Lichtglanz der Gnade (Eph.<br />
1,6): Sie gibt dem Menschen etwas<br />
Strahlendes; sie beflügelt ihn, dass er mit<br />
göttlicher Leichtigkeit und<br />
22
OFT GEHÖRT – NEU<br />
VERSTANDEN<br />
GNADE –<br />
LEBENSELIXIER<br />
DES CHRISTEN<br />
«Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin»<br />
– das sagt kein Versager, sondern ein superintelligenter<br />
und erfolgreicher Forscher. Wie<br />
kann er so etwas behaupten? Mit diesem –<br />
für viele abgegriffenen – Wort «Gnade»<br />
beginnen wir eine neue Serie, in der wir in<br />
unregelmässiger Folge bekannte Begriffe<br />
der Bibel neu beleuchten.<br />
Projekte, Ziele, Aufgaben, Dienste – unser<br />
Leben ist voll und mancher fragt sich «wie<br />
lange halte ich das so durch?» Auch als<br />
Christen fragen sich viele: Was ist die<br />
Energie, die mich vorwärts treibt? Was lässt<br />
mich durchhalten und im Alltag sowie in<br />
besonderen Situationen kraftvoll leben –<br />
und was verhindert, dass ich mich<br />
irgendwann enttäuscht zurückziehe?<br />
Irgendwo pendeln wir immer wieder<br />
zwischen den Polen «Alles geschenkt» und<br />
«Anstrengung» Wie bringen wir diese<br />
beiden Seiten – Gottes Handeln und unsere<br />
Aktivität – zusammen?<br />
Paulus war ein Aktivist erster Güte und hat<br />
diese Spannung unübertrefflich<br />
beschrieben: «Alles, was ich bin, bin ich<br />
allein durch Gottes vergebende Gnade.<br />
Und seine Gnade hat er mir nicht<br />
vergeblich geschenkt. Ich habe mich mehr<br />
als alle anderen eingesetzt, aber das war<br />
nicht meine Leistung, sondern Gott selbst<br />
hat alles in seiner Gnade bewirkt» (Die<br />
Bibel, erster Korintherbrief, Kapitel 15, Vers<br />
10) Knapp und präzise drückt er aus, was<br />
die Triebkraft seines Lebens war: die Gnade<br />
Gottes.<br />
VIER ELEMENTE FALLEN AUF:<br />
1. Gnade ist Gottes Antwort für Menschen,<br />
die nichts mehr von sich halten<br />
Im Vers 9 sagt Paulus: «Ich bin der<br />
Geringste, gar nicht wert, ein Apostel zu<br />
heissen» Hier war ein Mann, der alles<br />
gegeben hatte und eines Tages von Gott<br />
buchstäblich «vom hohen Ross» geholt<br />
wurde. Ein religiöser Eiferer, wie wir sie heute<br />
wieder vermehrt antreffen. Gerade Religion<br />
kann zu Höchstleistungen antreiben – man<br />
gibt alles, quasi mit göttlicher Legitimation.<br />
Bis bei Paulus der Augenblick kam, wo das<br />
alles in Sekunden zusammenstürzte. Wo er<br />
plötzlich die Wahrheit traf, Christus<br />
persönlich, und blitzartig erkannte, dass er<br />
auf der falschen Seite gestanden war.<br />
Seine Selbstachtung, gegründet auf<br />
Leistung, stürzte zusammen.<br />
Kein Mensch kann die Gnade Gottes<br />
wirklich erleben, der sich auf seine Leistung<br />
und sein Gut-Sein stützt. Vor der<br />
Himmelfahrt der Gotteserkenntnis steht die<br />
Höllenfahrt der Selbsterkenntnis: «ich kann<br />
mit all meinen Qualitäten vor Gott nichts<br />
bieten. Ich kann mir die Zuwendung Gottes<br />
nicht erarbeiten» Das ist eine bittere<br />
Erkenntnis, die aber die Tür zur Gnade<br />
öffnet.<br />
2. Gnade ist Gottes grosses «Aber»<br />
«Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich<br />
bin» Ich liebe dieses Wort «Aber». Wir<br />
rechnen unsere Zeitrechnung seit Christus –<br />
mit ihm kam Gottes grosses «Aber» in die<br />
Welt. «Aber» verändert alles. «Aber» ist<br />
Widerspruch: so soll es nicht mehr sein. Ich<br />
bin unwürdig und ein grosser Sünder - aber<br />
Gott hat eingegriffen. Gott hat gegen die<br />
Macht des Bösen, der Schuld und des<br />
23
Versagens protestiert, seinen Sohn sterben<br />
und wieder auferstehen lassen und damit<br />
die Basis geschaffen, dass etwas völlig<br />
Neues möglich wird: ein Leben, das nicht<br />
auf Leistung aufbaut, sondern auf Bejahung<br />
und Annahme. Das ist Gnade – nicht etwas<br />
Billiges, sondern ein sehr teurer Weg. Sie hat<br />
Gott seinen Sohn gekostet – darum ist sie<br />
garantiert gültig!<br />
Gnade gibt Identität<br />
«Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin»<br />
Hier stellt sich einer hin, der genau weiss: ich<br />
bin ein Sünder, ich habe es verbockt, ich<br />
habe in all meiner religiösen Leistung aufs<br />
falsche Pferd gesetzt – ABER Gott hat mich<br />
begnadigt, voll angenommen und damit<br />
bin ich jemand! Gnade gibt einen festen<br />
Boden unter die Füsse – gerade weil sie<br />
nicht auf meinem Gut-Sein und meinen<br />
Bemühungen, sondern auf Gottes<br />
unbedingter, umfassenden Bejahung<br />
aufbaut.<br />
gehorsam ist, steht die ganze Kraft der<br />
Gnade. Und das Schönste ist: Gnade ist<br />
eine Energie, die unbeschränkt verfügbar<br />
ist. «Aus seiner Fülle haben wir genommen<br />
Gnade um Gnade» sagt Johannes im<br />
Rückblick auf ein langes Leben mit Jesus<br />
(Die Bibel, Johannes-Evangelium, Kapitel 1<br />
Vers 16) Die Tatsache, dass Gott mich<br />
immer wieder bejaht, ist eine Energie, die<br />
für die vielen kleinen und grossen<br />
Aufgaben, aus denen mein Leben besteht,<br />
mehr als ausreicht. Amazing Grace!<br />
GOTT UND MEINE SCHULD<br />
VERGEBEN UND<br />
VERGESSEN?<br />
4. Gnade ist Antrieb zu höchster Aktivität<br />
Wer meint, dass man sich auf dieser Gnade<br />
nun wie auf einem Ruhekissen ausruhen<br />
kann, täuscht sich gewaltig: «Seine Gnade<br />
hat er mir nicht vergeblich geschenkt. Ich<br />
habe mich mehr als alle anderen<br />
eingesetzt, aber das war nicht meine<br />
Leistung, sondern Gott selbst hat alles in<br />
seiner Gnade bewirkt» Gnade macht nicht<br />
faul, sondern regt ungeheuer an. Sie ist wie<br />
Backpulver oder wie ein Zaubertrank. Ich<br />
bin aktiv, setze mich ein und leiste etwas –<br />
und muss doch ganz ehrlich sagen, dass es<br />
die Gnade Gottes ist, die da in mir ihr Werk<br />
treibt. Die gewöhnliche Arbeit des Tages,<br />
die Gestaltung der Familie, das Leben in<br />
der Ehe und der private Bereich vor Gott -<br />
die normalen Arbeiten des Tages sind der<br />
Prüfstein eines Charakters, der durch die<br />
Gnade Gottes geformt wurde. Hinter den<br />
kleinsten Einzelheiten, in denen ein Christ<br />
Eine geläufige Vorstellung ist, dass Gott<br />
sauer auf die Menschen ist und es kaum<br />
erwarten kann, sie für ihre Sünden zu<br />
bestrafen. Die Wahrheit ist, dass Gott den<br />
Menschen vergibt, wenn sie es wollen.<br />
«Vergeben und vergessen» ist ein altes<br />
Sprichwort. Aber ist das so einfach? Ein<br />
Junge dessen Freundin mit ihm Schluss<br />
gemacht hat sagt, «Sie hat meine Gefühle<br />
tief verletzt. Wie kann ich ihr jemals<br />
vergeben?» Ein Drogenhändler der sein<br />
Leben ändern möchte denkt vielleicht:<br />
24
«Wird Gott mir wirklich für alles, was ich<br />
getan habe, vergeben?»<br />
Was ist Sünde?<br />
Die Bibel gebraucht das Wort «Sünde» für<br />
Böses tun. Sünde bezeichnet aber auch die<br />
Trennung von Gott. Sünde ist der Bruch<br />
dieser Beziehung. Die vielen einzelnen<br />
Sünden (sündhaften Handlungen) werden<br />
in der Bibel als Symptome der einen Sünde<br />
gesehen, die aus einem Leben ohne<br />
Gottesbeziehung resultieren.<br />
Erkennen<br />
Bewusste Sünden sind all die Fehler, die uns<br />
bewusst sind – das Gewissen meldet sich ja<br />
manchmal doch. Unbewusste Sünden sind<br />
all die Sünden, die wir tun, ohne ein<br />
Bewusstsein dafür zu haben, dass es Sünde<br />
ist.<br />
Reue<br />
Wenn man sein Leben noch einmal leben<br />
könnte, würde man vieles anders machen,<br />
wird immer wieder behauptet.<br />
Möglicherweise würde man «anständiger»<br />
Leben das Böse möglichst meiden, dafür<br />
viele gute Taten tun. Das würde jedoch das<br />
Grundproblem auch nicht lösen. Stück für<br />
Stück würde sich erneut ein umfangreiches<br />
«Strafregister» aufbauen, auch in einem<br />
«verbesserten» Leben.<br />
Die wirklich gute Nachricht dabei ist: Man<br />
kann jederzeit Gott um Verzeihung bitten<br />
und damit sein «Strafregister» löschen. Das<br />
funktioniert aber nur, wenn man es selber<br />
als nötig erachtet, Reue verspürt.<br />
Vollkommen ehrlich muss man in dieser<br />
Sache mit sich selbst sein, nichts<br />
beschönigen und mal objektiv überlegen,<br />
wer man wirklich ist.<br />
Vergebung<br />
Jeder ist angewiesen auf die Vergebung<br />
von Menschen und von Gott. Jesus warnte<br />
davor: «Euer Vater im Himmel wird euch<br />
vergeben, wenn ihr den Menschen<br />
vergebt, die euch Unrecht getan haben.<br />
Wenn ihr ihnen aber nicht vergeben wollt,<br />
dann wird euch Gott eure Schuld auch<br />
nicht vergeben.»<br />
Wer selber keine Vergebung erfahren hat,<br />
hat es schwer anderen zu vergeben. Wer<br />
sich aber seinen eigenen Sünden bewusst<br />
wird und Gottes Vergebung erlebt, der<br />
kann den Menschen leichter vergeben.<br />
Der Vergebung folgt das Vergessen. An das<br />
Unrecht erinnert man sich zwar noch, aber<br />
es wühlt nicht mehr auf. Vergebung heilt<br />
die Zukunft und löst von der Vergangenheit.<br />
Wie bekomme ich Vergebung der Sünden?<br />
Durch ein Gebet. Dieses Gebet braucht<br />
keine besondere Vorbereitung oder<br />
vorgeschriebenen Floskeln. Man kann<br />
schnell und unverzüglich mit Gott reden.<br />
Es gibt Millionen von Varianten, die man<br />
formulieren kann. Wichtig ist, dass man es<br />
wirklich will: «Jesu, mir ist klar geworden,<br />
dass ich mein Leben selbst bestimme und<br />
bisher nichts von Dir hören wollte. Vergib mir<br />
meine Schuld. Bitte komm in mein Leben<br />
und verändere mich so, wie Du mich<br />
haben willst» – um doch ein Beispiel zu<br />
erwähnen. Jesus betonte einmal, wie seine<br />
Regel dafür aussieht: «...dass sie Vergebung<br />
der Sünden empfangen durch den<br />
25
Glauben an mich!» Vergeben – Vergebung<br />
erfahren, eine wunderbare<br />
Lebenserfahrung.<br />
KAMBODSCHA<br />
LAPEL VOR DEM<br />
MÖRDER: «ICH LIEBE<br />
DICH UND VERGEBE<br />
DIR»<br />
Er verlor Eltern und zwei Geschwister durch<br />
die Hand der Roten Khmer. Jahre später<br />
führte Christopher LaPel, der selbst im<br />
Arbeitslager dienen musste, einen<br />
gebrochenen Mann zu Gott. Zu diesem<br />
Zeitpunkt wusste er nicht, wer vor ihm stand:<br />
Kein Geringerer als Kriegsverbrecher Kaing<br />
Guek Eav. Doch das war erst der Anfang<br />
der Geschichte.<br />
«Ich bin in einer buddhistischen Familie<br />
aufgewachsen», erinnert sich Christopher<br />
LaPel, Gründer der Organisation «Hope for<br />
Cambodia». Sein Vater arbeitete im Palast<br />
von König Sihanouk. Oft hatte sich<br />
Christopher in seinen jungen Jahren im<br />
edlen Prunkstück aufgehalten. Einmal sah<br />
er einen Graveur bei der Arbeit. Diesen bat<br />
er, ihm ein Kreuz anzufertigen. Auf<br />
Abbildungen hatte er schon Kreuze<br />
gesehen und von da an trug er dieses unter<br />
der Kleidung.<br />
Gerade war Christopher in seinen späten<br />
Teenagerjahren, als die Rote Khmer unter<br />
der Führung von Pol Pot die Macht an sich<br />
riss. Er wurde Zeuge, wie Menschen aus<br />
ihren Dörfern und Städten getrieben<br />
wurden. Nach langen Märschen erreichten<br />
sie unmenschliche Arbeitslager. Die Khmer<br />
zerstörte Tempel und Büchereien. Westliche<br />
Einflüsse wurden vernichtet. Selbst die 2,3-<br />
Millionen-Stadt Phnom Penh wurde<br />
innerhalb von drei Tagen geleert.<br />
«Keiner kehrte zurück»<br />
In den folgenden drei Jahren starben viele<br />
an Hunger, Hinrichtung oder Überarbeitung<br />
– auch Christophers Eltern sowie sein Bruder<br />
und seine Schwester. «Mein Vater war<br />
gezwungen zu arbeiten, bis er starb.»<br />
Mutter und Schwester mussten bis zu 16<br />
Stunden hart zupacken, bis auch sie den<br />
Tod fanden. Sein Bruder wurde exekutiert.<br />
Auch Christopher musste 16-Stunden-<br />
Schichten schieben.<br />
Sein Körper wurde schwächer und<br />
schwächer durch die Arbeitsbelastung und<br />
schlechte Ernährung. Drei Tage konnte er<br />
nicht arbeiten. «Dafür wurde man<br />
normalerweise getötet.» Nachts wurde er<br />
auf das Hauptquartier der Roten Khmer<br />
zitiert. «Keiner von denen, die in der Nacht<br />
dorthin gerufen wurden, kamen je zurück.»<br />
Er musste niederknien. «Bist du wirklich<br />
krank?», brüllte ihn ein Offizier an.<br />
Christopher konnte sich wegen des Fiebers<br />
kaum aufrecht halten. «Er schaut wirklich<br />
krank aus, warum lassen wir ihn nicht<br />
ruhen?», fragte ein anderer Offizier.<br />
26
Die Bedeutung des Kreuzes<br />
Christopher traute seinen Ohren kaum. Er<br />
wurde sogar ins Spital gebracht. Er verstand<br />
die Bedeutung des Kreuzes, das er noch<br />
immer bei sich hatte, nicht. Doch er spürte,<br />
dass es ihm Gnade brachte. Bald hatte er<br />
sich erholt und arbeitete wieder, bis wenig<br />
später Vietnam in Kambodscha<br />
einmarschierte. Eines Nachts waren die<br />
Wächter der Roten Khmer verschwunden.<br />
«Wir rannten um unser Leben.» Sie<br />
erreichten die 35 Kilometer entfernte<br />
Grenze zu Thailand. In einem UNO-<br />
Flüchtlingslager angekommen, realisierte er,<br />
dass er sein Kreuz im Chaos der Flucht<br />
verloren hatte.<br />
In einem Center arbeitete auch eine<br />
Missionarin aus England. «Sie erklärte mir,<br />
dass Jesus Christus für mich am Kreuz für<br />
meine Sünden gestorben ist.» Erstmals<br />
verstand Christopher die Bedeutung des<br />
Kreuzes. «Es war die Antwort, auf die ich<br />
lange gewartet hatte.» Er wollte ebenfalls<br />
eine persönliche Beziehung zu Christus.<br />
Kriegsverbrecher kommt in Kirche<br />
1980 wanderte er in die USA aus, wo er sich<br />
theologisch weiterbildete. Zwölf Jahre<br />
später kehrte er erstmals nach<br />
Kambodscha zurück. Hier stellte er fest, dass<br />
vier seiner Geschwister noch lebten. In den<br />
Staaten wirkte er für eine amerikanischkambodschanische<br />
Gemeinde. Mit dieser<br />
begann er nun in seiner Heimat christliche<br />
Gemeinden zu gründen. «Wir begannen mit<br />
einer Gemeinde, die Bewegung wuchs<br />
rasch auf fünf und heute sind es 150<br />
Gemeinden.»<br />
Wo einst der Tod regierte, hat neues Leben<br />
begonnen. Zu einem Seminar, das<br />
Christopher LaPel durchführte, erschien<br />
1995 auch Kiang Guek Eav. Einst war er für<br />
die Rote Khmer Leiter des berüchtigten<br />
Gefängnisses «S-21». Von mindestens 14'000<br />
Insassen sollen nur knapp zehn überlebt<br />
haben.<br />
Der Mann fiel Christopher sofort auf, auch<br />
wenn Eav seine wahre Identität verbarg. «Er<br />
hatte erst vor kurzem seine Frau verloren, er<br />
war depressiv und ohne Hoffnung.»<br />
«Meine Sünde ist so tief»<br />
CHRISTOPHER LAPEL TAUFT EINE FRAU<br />
«Meine Sünde ist so tief», sagte Kaing Guek<br />
Eav. Christopher erklärte ihm, dass die<br />
Erlösung und Vergebung durch Christus für<br />
jeden Menschen gilt. Mit Tränen der Reue<br />
brachte Eav seine Schuld zu Jesus ans<br />
Kreuz. «Am nächsten Tag taufte ich ihn und<br />
sein Leben änderte sich komplett.»<br />
Wenig später zog Eav in sein Dorf zurück<br />
und gründete eine Hausgemeinde, die<br />
bald auf 14 Familien wuchs. Er wurde<br />
Laienpastor.<br />
Rund vier Jahre später schrieb Eav einen<br />
Brief an Christopher. Er bat um Gebet und<br />
hielt fest, dass er seine Verbrechen<br />
öffentlich machen und sich vor der<br />
Regierung verantworten wolle. Erst jetzt<br />
erkannte Christopher, dass es sich um eine<br />
der Schlüsselpersonen der Roten Khmer<br />
gehandelt hatte.<br />
Vergebung<br />
Eav wurde zu lebenslanger Haft ohne<br />
Möglichkeit zur Berufung verurteilt. Beim<br />
Prozess bat er die Öffentlichkeit um<br />
27
Vergebung: «Ich weiss, dass ihr mir nicht<br />
vergeben könnt, aber ich bitte darum, mir<br />
die Hoffnung zu lassen, dass Vergebung<br />
möglich sein könnte.» Auch Christopher<br />
sagte im Fall aus. Er sprach über die Gnade<br />
Gottes und den Wandel im Leben von Eav.<br />
Er bat nicht um mildernde Umstände,<br />
sondern sprach über die bemerkenswerte<br />
Veränderung.<br />
Zum ersten Mal sahen sich die beiden<br />
Männer wieder. Christopher, der Eltern und<br />
zwei Geschwister durch die Hand der Roten<br />
Khmer verloren hatte, sagte zu Eav: «Ich<br />
liebe dich und vergebe dir.»<br />
Jedes Mal wenn Christopher LaPel in<br />
Kambodscha weilt, besucht er Eav im<br />
Gefängnis. «Wir beten zusammen und<br />
nehmen das Abendmahl. Wir sind alles<br />
schuldige Sünder. Jesus Christus ist die<br />
einzige Hoffnung für die Menschen in<br />
Kambodscha. Er ist der einzige, der einen<br />
Killer in eine gläubige Person verwandeln<br />
kann.»<br />
JOSH MCDOWELL<br />
« NICHTS IM LEBEN IST ZU<br />
GROSS, ALS DASS GOTT<br />
ES NICHT<br />
WIEDERHERSTELLEN<br />
KÖNNTE »<br />
Er gehört zu den bekanntesten christlichen<br />
Autoren unserer Zeit: Josh McDowell.<br />
Bücher wie «Wer ist dieser Mensch», «Die<br />
Tatsache der Auferstehung» oder «Die Bibel<br />
im Test» des Bibel-Apologeten wurden in<br />
diverse Sprachen übersetzt und vielfach auf<br />
der ganzen Welt gekauft. Dass sein Leben<br />
überhaupt nicht vielversprechend begann,<br />
wissen viele nicht.<br />
Er wollte sich mit elf Jahren sogar<br />
umbringen, gestand der mittlerweile 76-<br />
jährige Evangelist kürzlich auf dem Kongress<br />
«Together 2016». Grund war, dass er im Alter<br />
von 6 bis 13 Jahren jede Woche von einem<br />
Mann vergewaltigt wurde, den seine Mutter<br />
als Haushälter angestellt hatte.<br />
JOSH MCDOWELL<br />
Jedes Mal, wenn die Mutter über das<br />
Wochenende die Stadt verliess, verlangte<br />
sie von ihrem Sohn, dass er dem Mann aufs<br />
Wort gehorchen sollte; wenn nicht, drohten<br />
ihm harte Strafen.<br />
«Ich werde dich töten!»<br />
Mit neun Jahren fand McDowell den Mut,<br />
seiner Mutter von dem Missbrauch zu<br />
erzählen, doch sie glaubte ihm nicht.<br />
Vielmehr nahm sie ihn mit sich in den<br />
Garten und begann, 30 Minuten lang mit<br />
einem Stock auf ihn einzuschlagen. Erst, als<br />
er endlich «Ich lüge, das stimmt doch nicht»<br />
schrie, hörte sie auf.<br />
Mit 13 Jahren spitzte sich die Situation zu, bis<br />
Josh eines Tages, als der Mann sich wieder<br />
an ihm vergreifen wollte, dessen Hals<br />
zwischen die Finger bekam, ihn gegen die<br />
Wand stemmte und ihm drohte: «'Wenn du<br />
mich je noch einmal anfasst, werde ich<br />
dich töten!' … Und das hätte ich auch<br />
getan», erinnert sich McDowell heute.<br />
Der jahrelange Missbrauch liess ihn in<br />
absoluter Angst vor Männern aufwachsen.<br />
Auch, als eine Gruppe von Christen an der<br />
28
Uni ihm vom liebenden Vater im Himmel<br />
erzählten, prallte das von ihm ab, war doch<br />
sein leiblicher Vater ein Alkoholiker, der ihn<br />
ebenfalls misshandelt hatte. Erst deutlich<br />
später begann er, sich dem christlichen<br />
Glauben gegenüber zu öffnen und nahm<br />
Jesus Christus in sein Leben auf.<br />
Vergebung<br />
Zu dem Zeitpunkt wusste er, dass er mit<br />
jemandem darüber sprechen musste, und<br />
erzählte einem Freund von dem<br />
Missbrauch. Im Gegensatz zu allen<br />
anderen, die von seiner Vergangenheit<br />
wussten, glaubte ihm sein Freund – das war<br />
alles gewesen, wonach sich McDowell<br />
gesehnt hatte, jemand, der ihm glaubt.<br />
Doch sein Freund drängte ihn dazu, dass er<br />
dem Mann vergeben sollte, der ihn so oft<br />
vergewaltigt hatte. Irgendwann fand<br />
McDowell den Mut, ging zum Haus des<br />
Mannes und vergab ihm.<br />
«ES GIBT NICHTS IN DEINEM LEBEN,<br />
DAS ZU GROSS WÄRE, ALS DASS<br />
GOTT ES NICHT WIEDER<br />
HERSTELLEN KÖNNTE, ODER ZU<br />
KLEIN, ALS DASS ES IHN NICHT<br />
INTERESSIEREN KÖNNTE»,<br />
erklärte McDowell vor den Tausenden von<br />
Zuhörern der «Together 2016»-Konferenz.<br />
VERGEBUNG<br />
Recht behalten oder nachgeben?<br />
Wenn ein Schloss klemmt, dann braucht es<br />
ein paar Tropfen Öl. Ein solches «Öl» gibt es<br />
auch für unsere Beziehungen…<br />
Neulich kam ich um halb zwölf von einem<br />
Hauskreis heim. Als ich aufschliessen wollte,<br />
hakte der Schlüssel, und ich kam trotz aller<br />
Bemühungen nicht ins Haus. Zum Glück<br />
stand eins meiner Fenster «auf Kipp». Da<br />
war es leicht, durch den schrägen Spalt zu<br />
greifen und den Hebel umzulegen. Das<br />
Fenster war offen, und ich konnte bei mir<br />
selbst einbrechen.<br />
Am nächsten Morgen wollte ich das Schloss<br />
auswechseln, versuchte es aber vorher<br />
noch einmal mit ein paar Tropfen Öl. Und<br />
siehe da! Der Schlüssel drehte sich<br />
anstandslos. Es heisst ja: «Öl wirkt Wunder»,<br />
und ich hatte es wieder einmal praktisch<br />
erfahren. Da dachte ich an so manche<br />
Beziehungen zwischen uns Menschen, wo<br />
auch «nichts mehr geht». Es gibt<br />
Verletzungen auf beiden Seiten,<br />
Rechthaberei, Streit und sogar<br />
Magengeschwüre, und von allen Seiten<br />
hört man den Rat: «Das hat doch keinen<br />
Zweck mehr. Trennt euch doch einfach!»<br />
In der Bibel wird der Heilige Geist oft mit Öl<br />
verglichen. Wenn wir nun Gott um seinen<br />
Geist bitten würden, dass er uns zeigt, was<br />
wir bei uns selbst ändern müssten, und auch<br />
um Kraft, das dann zu tun, wäre ein grosser<br />
Teil der Schwierigkeiten beseitigt. Ein<br />
offenes Schuldeingeständnis unsererseits<br />
bringt auch auf der anderen Seite oftmals<br />
die Verteidigungsmauern zum Einsturz, und<br />
man kann sich wieder die Hand reichen.<br />
Wäre das nicht, was wir alle gern wollen?<br />
Ja, aber wo bleibt unser Recht? Die Sache<br />
können wir getrost Gott überlassen. Wenn<br />
er auf unserer Seite ist, können wir auf seine<br />
Durchhilfe vertrauen.<br />
29
Gottesdienste und Veranstaltungen im <strong>Juli</strong> / <strong>August</strong><br />
DATUM UHRZEIT<br />
GOTTESDIENST /<br />
GOTTESDIENSTE IM JULI<br />
VERANSTALTUNG<br />
ANLASS / THEMA<br />
PREDIGER<br />
2.7. 10:00 Taufgottesdienst<br />
Rüdiger Puchta<br />
12:00 Gemeindefest<br />
3.7. 20:00 Hauskreis Aufwind<br />
4.7. 18:00 ASE – EFGG Sozialarbeit<br />
5.7. 19:00 Bibelgespräch<br />
9.7. 10:00 Gottesdienst Heinz Hepp<br />
11.7. 18:00 ASE – EFGG Sozialarbeit<br />
16.7. 10:00 Gottesdienst Heinz Hepp<br />
18.7. 18:00 ASE – EFGG Sozialarbeit<br />
19.7. 19:00 Bibelgespräch<br />
23.7. 10:00 Gottesdienst Rüdiger Puchta<br />
25.7. 18:00 ASE – EFGG Sozialarbeit<br />
30.7. 10:00 Gottesdienst mit<br />
Rüdiger Puchta<br />
Abendmahl<br />
Gottesdienste im <strong>August</strong><br />
1.8. 18:00 ASE – EFGG Sozialarbeit<br />
2.8. 19:00 Bibelgespräch<br />
6.8. 10:00 Gottesdienst Rüdiger Puchta<br />
8.8. 18:00 ASE – EFGG Sozialarbeit<br />
13.8. 10:00 Gottesdienst Rüdiger Puchta<br />
15.8. 18:00 ASE – EFGG Sozialarbeit<br />
16.8. 19:00 Bibelgespräch<br />
20.8. 10:00 Gottesdienst Heinz Hepp<br />
22.8. 18:00 ASE – EFGG Sozialarbeit<br />
27.8. 10:00 Gottesdienst mit<br />
Rüdiger Puchta<br />
Abendmahl<br />
29.8. 18:00 ASE - Sommerfest<br />
30.8. 19:00 Bibelgespräch
BIBELLESEPLAN<br />
<strong>Juli</strong><br />
AUGUST<br />
31
32