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Ratgeber Traumjob

Unsere Sonderausgabe Ratgeber Traumjob bietet interessanten Lese- und Informationsstoff für alle, die sich beruflich weiterbilden, verändern möchten oder einfach nur jene, die sich für den aktuellen Arbeitsmarkt interessieren.

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SEITE 28 FREITAG, 14. JULI 2017<br />

Frankreich, brasilien oder china? eine Weile im ausland zu arbeiten, ist für viele attraktiv.<br />

Foto: ©eisenhans -Fotolia.com<br />

befristeter einsatz imausland<br />

Von<br />

PeterNeitzsch<br />

münchen. Mehrere Monate<br />

oder gar Jahre für die Firma<br />

im Ausland zu arbeiten, erfordert<br />

Einsatz. Elisabeth<br />

Satzger weiß das aus eigener<br />

Erfahrung: Für ihren Arbeitgeber<br />

ging sie zwei Jahre<br />

nach Asien, tauschte München<br />

gegen Singapur. „Wer<br />

Interesse an einem Auslandseinsatz<br />

zeigt, bekommt oft<br />

auch ein Angebot“, erzählt<br />

die Ingenieurin. Bereits während<br />

des Studiums lebte sie<br />

einige Zeit in den USA –und<br />

bekam Lust auf mehr: „Meinem<br />

Unternehmen habe ich<br />

schon früh signalisiert, dass<br />

ich gerne im Ausland arbeiten<br />

würde.“<br />

2012 war es dann soweit:<br />

Für den Elektronikkonzern<br />

Rhode & Schwarz sollte<br />

Satzger in Singapur eine Abteilung<br />

für Hard- und Softwareentwicklung<br />

aufbauen.<br />

Mit Sprachkursen und interkulturellen<br />

Trainings bereitete<br />

ihr Arbeitgeber sie auf<br />

den Auslandsaufenthalt vor.<br />

Dennoch war die Umstellung<br />

anfangs groß: „Die deutsche<br />

Sichtweise bringt einen in<br />

Asien erst einmal von einem<br />

berlin. Auf Stellensuche<br />

und das passende Angebot<br />

ist nicht dabei? Dann kann<br />

eine Initiativbewerbung die<br />

Lösung sein. Der Vorteil:<br />

„Mit einer Initiativbewerbung<br />

macht man sich für<br />

Stellen sichtbar, die nicht<br />

ausgeschrieben sind“, erklärt<br />

Karriereberaterin Brigitte<br />

Scheidt.<br />

Mit einer gelungenen Initiativbewerbung<br />

zeigt der Absender<br />

außerdem, dass er von<br />

sich aus aktiv wird, dass er<br />

sich mit den Anforderungen<br />

des potenziellen Arbeitgebers<br />

auseinandergesetzt hat und<br />

dass er weiß, wo eigene Stärken<br />

und Neigungen liegen.<br />

Auf dem Wegdahin gibt es<br />

aber einiges zu beachten.<br />

Für das unternehmen ein projekt irgendwo inder Welt betreuen –viele arbeitnehmer<br />

sehen das als traumjob. doch bei aller vorfreude auf das abenteuer:<br />

Wichtig ist, bereits beim start die Weichen für die rückkehr zu stellen.<br />

Fettnäpfchen ins nächste“,<br />

erzählt Satzger. „Wir Deutschen<br />

sind sehr direkt –im<br />

asiatischen Raum wird das<br />

schnell als demütigend empfunden.“<br />

Keine Sprachschule der<br />

Welt vermittele vergleichbare<br />

Sprachkenntnisse und<br />

interkulturelle Kompetenz<br />

wie ein Auslandsaufenthalt,<br />

sagt Ina Kayser vom Verein<br />

Deutscher Ingenieure (VDI)<br />

in Düsseldorf. Doch nicht<br />

immer wird dieses Wissen<br />

in der Heimat geschätzt: „Ob<br />

ein Auslandseinsatz gut für<br />

die Karriere ist, hängt stark<br />

von der Branche ab.“ In der<br />

exportorientierten Industrie<br />

Besonders wichtig ist die<br />

gründliche Recherche, erklärt<br />

Karriereberaterin Julia<br />

Funke. Bewerber sollten Größe,<br />

Struktur und Heimatregion<br />

des Unternehmens<br />

kennen und sich mit seiner<br />

Philosophie vertraut machen.<br />

Im nächsten Schritt gleichen<br />

sind Auslandserfahrungen<br />

enorm wichtig – etwa im<br />

Maschinen- und Fahrzeugbau<br />

oder in der Elektrotechnik.<br />

Für Bau- oder Vermessungsingenieure<br />

spielen sie dagegen<br />

kaum eine Rolle.<br />

Werfür dieFirma ins Ausland<br />

geht, sollte sich fragen:<br />

„Was bringt mir das dort erworbene<br />

Know-how – und<br />

nutzt es auch meiner Firma<br />

etwas?“, rät Cornelia Banisch.<br />

Sie ist Auslandsberaterin<br />

beim Raphaelswerk in Hamburg.<br />

Der Fachverband der<br />

Caritas berät Auswanderer<br />

und Menschen, die Deutschland<br />

vorübergehend verlassen,<br />

aber auch Rückkehrer.<br />

Vordem Auslandsaufenthalt<br />

sollte geklärt werden,<br />

ob das Gastland ein Sozialversicherungsabkommen<br />

mit<br />

Deutschland geschlossen hat.<br />

„Im EU-Ausland ist das in der<br />

Regel der Fall“, sagt Banisch.<br />

Es gibt vier Möglichkeiten,<br />

für die Firma ins Ausland<br />

zu gehen, erläutert<br />

Kayser: „Die Geschäftsreise,<br />

so gelingt die initiativbewerbung<br />

Von Marie Blöcher<br />

gründliches recherchieren<br />

und kluges Formulieren<br />

können interesse im<br />

unternehmen wecken.<br />

eine initiativbewerbung kann der richtige Weg zum lang ersehnten<br />

traumjob sein.<br />

Foto: ©alexander raths -Fotolia.com<br />

eine Kurzzeit-Entsendung,<br />

eine Langzeit-Entsendung<br />

oder die sogenannte Lokalisierung.“<br />

Welche Variante<br />

infrage kommt, hängt unter<br />

anderem von der Dauer des<br />

Aufenthalts ab. Werbereits<br />

für die Tochterfirma im Ausland<br />

arbeitet, also zum Beispiel<br />

die Produktion vor Ort<br />

koordiniert, befindet sich<br />

nicht mehr auf Dienstreise,<br />

sondern auf einer Kurzzeitentsendung.<br />

Dauert der Aufenthalt<br />

länger als ein halbes<br />

Jahr, handelt es sich um eine<br />

Langzeit-Entsendung. Ein Teil<br />

des Einkommens ist dann im<br />

Gastland zu versteuern.<br />

Vertragliche regelungen<br />

noch zu hause klären<br />

Die direkte Entsendung<br />

durch den Arbeitgeber ist allerdings<br />

rückläufig, erzählt<br />

Banisch. Der Grund: „Der<br />

Arbeitnehmer profitiert bei<br />

diesem Modell davon, dass<br />

sie diese Informationen mit<br />

den eigenen Voraussetzungen<br />

ab. Ratsam ist es, schon vor<br />

dem Absenden der Bewerbung<br />

die Personalabteilung<br />

zu kontaktieren, so Scheidt.<br />

So erfahren Jobsuchende, ob<br />

Initiativbewerbungen überhaupt<br />

erwünscht sind, welche<br />

Unternehmensbereiche<br />

dafür infrage kommen und<br />

wer der richtige Ansprechpartner<br />

ist.<br />

Die Formalitäten einer<br />

Initiativbewerbung sind laut<br />

Funkedieselben wie bei einer<br />

regulären Bewerbung. In der<br />

Betreffzeile des Anschreibens<br />

sollte aber unbedingt stehen,<br />

dass es sich um eine Initiativbewerbung<br />

handelt. Dort<br />

sollten Bewerber auch den<br />

Bereich des Unternehmens<br />

benennen, in dem sie arbeiten<br />

möchten –und zwar so<br />

konkret wie möglich.<br />

weiterhin Sozialabgaben<br />

bezahlt werden. Für den<br />

Arbeitgeber ist das aber relativ<br />

teuer.“ Immer häufiger<br />

schließt der Mitarbeiter deshalb<br />

direkt mit der Firma im<br />

Einsatzland einen Vertrag.<br />

Bei so einer Lokalisierung ist<br />

es umso wichtiger,dass auch<br />

die Rückkehr ins Unternehmen<br />

in Deutschland vertraglich<br />

vereinbart wird. „Die<br />

Vertragssituation sollte man<br />

noch im Vorfeld klären, das<br />

ist nichts, was man vor Ort<br />

tun kann“, bestätigt Satzger.<br />

Viele Arbeitnehmer würden<br />

mit einem Entsendevertrag<br />

im Ausland arbeiten.<br />

„Ich selbst hatte einen<br />

Arbeitsvertrag mit dem<br />

Unternehmen in Singapur.“<br />

Gleichzeitig schloss die Angestellte<br />

mit Rhode &Schwarz<br />

in Deutschland einen Ruhevertrag,der<br />

ihrdie Rückkehr<br />

auf eine vergleichbare Stelle<br />

im Raum München zusicherte.<br />

„Zu so einem Vertrag würde<br />

ich jedem raten, der für<br />

die Firma ins Ausland geht.“<br />

Doch nicht nur der Auslandsaufenthalt<br />

selbst ist<br />

eine Herausforderung für<br />

viele Expats, wie die Auslandsarbeiter<br />

genannt werden.<br />

Auch der Neuanfang in<br />

Deutschland gestaltet sich oft<br />

schwierig. „Der Schwerpunkt<br />

derBeratung liegt derzeit bei<br />

den Rückkehrern“, sagt Ba-<br />

Vage formulierungen<br />

setzen falsche signale<br />

„Viele Bewerber glauben,<br />

dass sie höhere Chancen auf<br />

eine Stelle haben, wenn sie<br />

nur vage formulieren, wo<br />

sie sich selbst im Unternehmen<br />

sehen“, so Funke. Doch<br />

damit setzen sie ein falsches<br />

Signal. „Wer keinen konkreten<br />

Bereich benennt, vermittelt<br />

den Eindruck, er würde<br />

jeden Job in dem Unternehmen<br />

annehmen.“<br />

In der Initiativbewerbung<br />

sollten vor allem zwei Punkte<br />

deutlich werden, erklärt Lothar<br />

Wolf, der Menschen bei<br />

der beruflichen Neuorientierung<br />

berät: Unbedingt<br />

sollten Bewerber erklären,<br />

warum sie sich genau für<br />

das jeweilige Unternehmen<br />

interessieren. „Im Gegensatz<br />

zu einer Bewerbung auf eine<br />

Stellenausschreibung gibt es<br />

keine Kriterien, auf die ich<br />

mich beziehen kann“, sagt<br />

der Experte.<br />

Außerdem sollte die<br />

Initiativbewerbung deutlich<br />

erklären, welchen Wert der<br />

Absender mit seinen Qualifikationen<br />

für das Unternehmen<br />

hat. „Schreibt eine<br />

Firma eine Stelle aus, ist klar,<br />

dass dort Bedarf besteht“, so<br />

Wolf. „Bei einer Initiativbewerbung<br />

muss ich als Bewerber<br />

das Bedürfnis wecken.“<br />

nisch. Dabei geht es häufig<br />

um sozialrechtliche Fragen:<br />

Was ist für die Sozialversicherung<br />

nötig? Habe ich Anspruch<br />

auf Arbeitslosengeld?<br />

„Man sollte schon vor der<br />

Abreise immer auch an die<br />

Rückkehr denken“, warnt<br />

die Auslandsberaterin daher.<br />

Wer im Ausland arbeitet,<br />

sollte sich weiter über die<br />

Ereignisse zu Hause und in<br />

der Firma informieren und<br />

den Kontakt zu ehemaligen<br />

Kollegen pflegen.<br />

Oft wird auch die kulturelle<br />

Rückanpassung unterschätzt:<br />

„Man verändert<br />

sich durch den Auslandsaufenthalt,<br />

dann kommt man<br />

zurück, und alles ist vermeintlich<br />

gleich geblieben“,<br />

erzählt Ingenieurin Satzger.<br />

Im Ausland sei die ganze Zeit<br />

klar, dass man sich anpassen<br />

muss. Doch auch Rückkehrer<br />

müssen sich wieder einfügen.<br />

„Ich kenne Expats, die nach<br />

dem Auslandsaufenthalt<br />

nicht wieder Fuß gefasst haben.“<br />

Ihr eigener Wiedereinstieg<br />

lief dagegen ohne Probleme:<br />

Die 36-Jährige arbeitet<br />

heute bei ihrem alten Arbeitgeber<br />

in München –als Abteilungsleiterin.<br />

testarbeit<br />

rettet vor<br />

fixer job-idee<br />

weinheim. Nicht zu früh kündigen:<br />

Wenn Berufstätige<br />

darüber nachdenken, ihren<br />

Arbeitsplatz wegen eines<br />

vermeintlichen <strong>Traumjob</strong>s<br />

in einer anderen Branche<br />

aufzugeben, sollten sie dort<br />

eine Woche testweise arbeiten.<br />

So bekommt man zumindest<br />

Anhaltspunkte, ob<br />

man für die andere Tätigkeit<br />

überhaupt geeignet ist, heißt<br />

es von Experten. Mancher finde<br />

tatsächlich seinen <strong>Traumjob</strong>.<br />

Häufiger komme aber<br />

vor, dass Berufstätige nach<br />

der Praxiserfahrung Abstand<br />

nehmen von ihrer Idee, weil<br />

sie sich die Tätigkeit anders<br />

vorgestellt haben.<br />

Für manchen Wechselwilligen<br />

sei der vermeintliche<br />

<strong>Traumjob</strong> eine fixe Idee. Oft<br />

brauche es gar keinen Branchenwechsel,<br />

sondern nur<br />

eine kleine Kurskorrektur.

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