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Ratgeber Traumjob

Unsere Sonderausgabe Ratgeber Traumjob bietet interessanten Lese- und Informationsstoff für alle, die sich beruflich weiterbilden, verändern möchten oder einfach nur jene, die sich für den aktuellen Arbeitsmarkt interessieren.

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FREITAG, 14. JULI 2017<br />

SEITE 31<br />

gregor knak (links) und uwe schefferski lassen alte möbelstücke imneuen glanz erstrahlen.<br />

Foto: marina spreemann<br />

tischler in einem kleinen dorf<br />

zwei aus gleichem holz geschnitzt<br />

dass uwe schefferski und gregor knak zusammengefunden haben, war eigentlich ein zufall.<br />

doch eine leidenschaft verbindet die beiden, wie sie schnell erkannt haben.<br />

VonMarina Spreemann<br />

grapzow. Die erste Gemeinsamkeit<br />

der beiden Männer<br />

liegt in ihren Familien. Jeder<br />

hat zwei Kinder, jeweils<br />

im gleichen Alter. Und die<br />

Größeren und die Kleineren<br />

gehen jeweils in eine Klasse.<br />

„Darüber haben wir uns<br />

eigentlich kennengelernt“,<br />

erzählt Gregor Knak aus<br />

Grapzow bei Altentreptow.<br />

Wie das so läuft; man trifft<br />

sich mal beim Kinderabholen,<br />

redet ein paar Sätze, die<br />

Frauen kennen sich. Dass sich<br />

aber ihr beruflicher Wegeinmal<br />

verknüpfen würde, stand<br />

da noch lange nicht fest.<br />

Uwe Schefferski war aus<br />

Neubrandenburg ins Nachbardorf<br />

Kessin gezogen. Für<br />

den gelernten Tischler war<br />

das auch mit einer „schöpferischen<br />

Pause“ verbunden. Er<br />

hatte die Werkstatt des Neubrandenburger<br />

Puppentheaters<br />

geleitet, war danach eine<br />

Zeit lang in der Stadt als selbstständiger<br />

Tischler tätig. Nach<br />

dem Umzug kümmerte er<br />

sich vor allem erst mal um die<br />

Kinder und baute an seinem<br />

Haus.<br />

Gregor Knak steckte zu<br />

dieser Zeit mitten in seiner<br />

zweiten Berufsausbildung<br />

zum Umweltschutztechniker.<br />

„Das wollte ich eigentlich<br />

schon nach der Schule<br />

werden. Klappte aber nicht.“<br />

Deshalb hatte er sich für den<br />

Dachdeckerberuf entschieden.<br />

„Ich habe das auch gern<br />

gemacht, wollte dann aber<br />

weg vom Bau, weil ich nicht<br />

mehr ausliegen mochte“, erzählt<br />

der 38-Jährige. Er hatte<br />

auf Baustellen in Stuttgart<br />

oder Hamburg gearbeitet und<br />

wünschte sich, mehr Zeit für<br />

die Familie zu haben. Also<br />

Umweltschutztechniker.„Die<br />

Ausbildung habe ich zwar<br />

beendet, stellte aber schnell<br />

fest: Das ist gar nicht mein<br />

Ding.“<br />

Natürlich haben die beiden<br />

Männer darüber geredet,<br />

wenn sie gemeinsam an<br />

Schefferskis Haus werkelten.<br />

Nachbarschaftshilfe, klar.<br />

Schefferski brauchte nach<br />

der Auszeit einen beruflichen<br />

Neustart, und Knak<br />

stand vor der Entscheidung:<br />

Weggehen oder bleiben?<br />

„Eigentlich wollte ich bleiben,<br />

bin eben sehr heimatverbunden“,<br />

sagt er.<br />

interesse für alte möbel<br />

führt zur firmengründung<br />

So wurden sich die beiden<br />

schnell einig, dass sie zusammen<br />

etwas unternehmen<br />

wollten. Etwas mit Holz, denn<br />

gerade in Sachen alte Möbel<br />

trafen sich ihre Interessen.<br />

Knak hatte ein paar Erbstücke<br />

von der Oma aufgearbeitet<br />

und Spaß daran gefunden.<br />

Und Schefferski hatte sich<br />

damit beschäftigt, weil seine<br />

erste Frau alte Möbel liebte.<br />

„Wir hatten keine dieser<br />

typischen DDR-Anbauwände<br />

zu Hause, nichts von der<br />

Stange, sondern alte Stücke,<br />

ganz individuell“, erzählt der<br />

heute 55-jährige Schefferski.<br />

Im April 2010 meldeten<br />

die beiden Männer ihr Gewerbe<br />

für Tischlerei und Restaurierung<br />

an. Im ehemaligen<br />

Tanzsaal der<br />

alten Grapzower<br />

Gaststätte richteten<br />

sie ihre<br />

Werkstatt ein. „Die ersten<br />

Maschinen haben wir übrigens<br />

über ein Inserat im<br />

Nordkurier gefunden“, erinnert<br />

sich Schefferski. Eine<br />

Unterstützung für Existenzgründer<br />

half ihnen finanziell<br />

in der ersten Zeit. „Das Geld,<br />

das wir eingenommen haben,<br />

wurde gleich wieder investiert“,<br />

erklärt Knak.<br />

Den beiden Männern war<br />

natürlich klar,dass Spaß und<br />

Hobby nur eine Seite ist. Die<br />

andere ist es, von der Arbeit<br />

auch leben zu können. Noch<br />

dazu mit einer kleinen Firma<br />

in einem kleinen Dorf, ziemlich<br />

weit ab vom Schuss. „Die<br />

Kunden mussten uns ja auch<br />

erst mal finden.“ Mit Güte,<br />

Qualität und Kundenfreundlichkeit<br />

zu punkten, haben<br />

sie als ihre Chance erkannt.<br />

Ohne eine Internetseite geht<br />

natürlich auch nichts. Und<br />

die beiden haben eine kleine<br />

alljährliche Kulturreihe mit<br />

Musik- und Theaterveranstaltungen<br />

aufgelegt.<br />

Heute restaurieren, renovieren<br />

und bauen sie Möbel<br />

aus Holz für ihre Kunden.<br />

Viele restaurierte Stücke<br />

sind in einer Ausstellung in<br />

Siedenbollentin zu sehen und<br />

stehen zum Verkauf. Zwei bis<br />

drei Mal im Jahr sind die beiden<br />

auch auf größeren Baustellen,<br />

etwa bei der Sanierung<br />

von Fachwerkhäusern,<br />

im Einsatz. Sie arbeiten in<br />

Kirchen und denkmalgeschützten<br />

Häusern. „Wir haben<br />

auch schon alte Treppen,<br />

Holzdielen oder Bauelemente<br />

wie Fenster aufgearbeitet.“<br />

auch kunden aus der<br />

region gönnen sich luxus<br />

Die zahlungskräftige Kundschaft<br />

kommt oft aus Berlin,<br />

Hamburg oder Bremen. „Mit<br />

den alten Möbeln verkaufen<br />

wir natürlich Luxus. Da<br />

steht viel Aufwand dahinter.<br />

Wenn ineinem Schrank<br />

80 oder 110 Arbeitsstunden<br />

stecken, kostet das schon sein<br />

Geld“, sagt Schefferski.<br />

Trotzdem sind aber auch<br />

Stücke, die in ihrer Werkstatt<br />

zu neuem Glanz kamen, in<br />

der Region zu finden. Das<br />

freut die Tischler besonders.<br />

„Es gibt hier Kunden, die gar<br />

nicht in so ein Luxusschema<br />

passen, sich aber auch mal ein<br />

schönes Stück gönnen. Oder<br />

Familien, die eine ganze Menge<br />

Geld für die Restaurierung<br />

eines Erbstücks von der Oma<br />

in die Hand nehmen, weil es<br />

ihnen das einfach wert ist“,<br />

berichtet Schefferski.<br />

Dass es für sie gut laufen<br />

würde, konnten die beiden<br />

2010 natürlich nicht wissen.<br />

Bereut haben sie ihre Entscheidung<br />

von damals nicht.<br />

„Dabei habe ich früher immer<br />

gesagt, dass ich mich nie<br />

selbstständig machen werde“,<br />

erzählt Knak. Er wisse<br />

von Bekannten, die gute Jobs<br />

mit ordentlicher Bezahlung<br />

haben, dass sie mit ihrer<br />

Arbeitssituation aber unzufrieden<br />

sind. „Auch wenn wir<br />

vielleicht weniger Geld verdienen,<br />

wir müssen niemanden<br />

fragen und können unser<br />

Ding machen.“ Das habe er<br />

sehr schätzen gelernt. Sicher<br />

sei man freier, das sieht auch<br />

Schefferski so. Aber Selbstständigkeit<br />

bedeute immer<br />

auch, sich selbst ganz schön<br />

auszubeuten.<br />

Kontaktzur Autorin<br />

m.spreemann@nordkurier.de<br />

Foto: © FotoFabrika - Fotolia.com

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