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Alpsommer&Viehscheid 2013

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Landschaftswandel<br />

Wenn der Wald<br />

die Idylle verändert<br />

Die Kulturlandschaft des Oberallgäus und des Tannheimer Tals lebt<br />

vom Zusammenspiel von Wiesen, Wald und Bergen. Die einzigartige<br />

Landschaft zieht jährlich Hunderttausende von Urlaubern an. Allmählich<br />

droht durch den Rückgang der Weidebewirtschaftung und die Aufgabe<br />

der landwirtschaftlichen Nutzung eine »Verwaldung« dieser Region<br />

Schon vor 2000 Jahren begannen Bauern, ihr<br />

Vieh auf Bergwiesen zu weiden (Josef H.<br />

Reichholf, Warum die Menschen sesshaft<br />

wurden, S. Fischer Verlag, Frankfurt 2008). In Sagen,<br />

die im 1. Jahrhundert n.Chr. entstanden, heißt es, die<br />

Weiden seien dort so fett gewesen, dass die Kühe<br />

»dreimal am Tag« gemolken werden konnten. Aus der<br />

Milch wurde bereits in der Zeit um Christi Geburt ein<br />

Weichkäse hergestellt, mit dem die Bauern Handel mit<br />

den Römern betrieben, deren Heere durch das »Allgäu«<br />

zogen.<br />

Kühe contra Bäume<br />

Ab 600 n.Chr. wurde die Oberallgäuer Landschaft<br />

erstmals durch Rodungen und Ackerbau der Alemannen<br />

beeinflusst. Im 12. Jahrhundert stieg die Bevölkerung<br />

so stark an, dass Bauern ihr Vieh auch im Tannheimer<br />

Tal weideten, das bis dahin nur zur Jagd<br />

genutzt worden war. Gerodete Flächen nahmen deutlich<br />

zu. Die einstmals »fetten Weiden« verschwanden<br />

mit der »kleinen Eiszeit«, einer Periode relativ kühlen<br />

Klimas, die von Anfang des 15. bis ins 19. Jahrhundert<br />

andauerte. Gewaltige Einschnitte in die Landschaft<br />

verursachte der Erzabbau im 16. Jahrhundert am<br />

Grünten und im Ostrachtal. Für die Verhüttung wurden<br />

Unmengen von Holzkohle benötigt, viele Berghänge<br />

wurden kahl geschlagen.<br />

Produktionsmacht Bauernstand<br />

Milch- und Ackerwirtschaft mit Gerste, Hafer und<br />

Kartoffeln, später ergänzt durch Flachsanbau und die<br />

Produktion von Leinen, brachten nur das Notwendigs -<br />

te zum Leben. Noch heute sind besonders an den Südhängen<br />

als charakteristische Überbleibsel die Terrassen<br />

der Ackerwirtschaft zu erkennen.<br />

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde im Allgäu<br />

die Hartkäserei eingeführt. Da die Region durch die<br />

Eisenbahn verkehrstauglich wurde, konnte der Käse<br />

exportiert werden, was einen gewissen Reichtum<br />

schuf. Die Sennalpen entstanden, auf denen Milchpro-<br />

38 Alpsommer<br />

&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2013</strong>

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