Alpsommer&Viehscheid 2013
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Alpwirtschaft<br />
Was Walli und Angie<br />
am Berg unterscheidet<br />
Seitdem der Mensch Tiere domestiziert, gibt er ihnen auch<br />
Namen. Dies ist zwar heute bei Nutztieren wie Rindern nicht<br />
mehr notwendig, im Allgäu jedoch immer noch weit verbreitet.<br />
Neben dem Namen nutzen Alphirten noch zahlreiche weitere<br />
Merkmale, um die Tiere voneinander zu unterscheiden<br />
Die Hirten, die die Kühe auf den Senn- und<br />
Jungviehalpen (Galtalpen) im Allgäu versorgen,<br />
müssen sich innerhalb kürzester<br />
Zeit mit einer Menge von unterschiedlichen Tieren<br />
vertraut machen und diese auseinanderhalten können.<br />
Es können kleinere Herden mit etwa 20 bis 30 Tieren<br />
oder auch weniger sein, manchmal bewegt sich die<br />
Anzahl aber auch in ganz anderen Dimensionen:<br />
»Einige Alpen können mit 200 bis<br />
300 Tieren ‚beschlagen’, das heißt,<br />
für die Zeit des Alpsommers<br />
bestückt sein«, erklärt der Geschäftsführer<br />
des Alpwirtschaftlichen<br />
Vereins im Allgäu e.V., Dr.<br />
Michael Honisch. Zur eindeutigen Zuordnung trage<br />
jede Kuh Ohrmarken, die anhand von sogenannten<br />
Beschlägerlisten Aufschluss über die Identität eines<br />
Tieres geben.<br />
»Doch die Älpler wissen immer, von welchem Bauern<br />
die Tiere kommen. Tiere aus demselben Betrieb gruppieren<br />
sich oft auch auf der Alp zueinander«, führt<br />
Honisch aus. Daneben gebe es eine Reihe von weiteren<br />
Merkmalen wie Größe, Färbung des Fells, spezielle<br />
Zeichnungen im Fell, Exemplare mit oder ohne Hörner.<br />
Darüber hinaus spiele auch das Geläut, besonders<br />
bei Nebel, eine wichtige Rolle, da die Kuhschellen unterschiedliche<br />
Tonhöhen besitzen.<br />
Auch Andi Dengel, Hirt auf der Alpe Stockach bei<br />
Rettenberg, weiß aus langjähriger praktischer Er -<br />
fahrung, worauf es beim Benennen und Erkennen der<br />
Tiere ankommt: »Die Kühe<br />
»Größe, Fellfärbung,<br />
Zeichnungen, Hörner und das<br />
Geläut spielen eine Rolle«<br />
erhalten ihre Namen nicht<br />
nur, um sie auseinanderhalten<br />
zu können. Bei Kälbern<br />
ist es so, dass sie den Anfangsbuchstaben<br />
des Mutterkuh-Namens<br />
bekommen, um die Linie weiterverfolgen<br />
zu können.« So heiße das Kalb von Kuh Walli<br />
dann zum Beispiel Wanda.<br />
Eine weitere wichtige Regel bei der Namensgebung<br />
fügt der Alphirt hinzu: »Eine Kuh bekommt ihren Namen<br />
erst, nachdem sie ihr erstes Kalb geboren hat.«<br />
Somit sei Jungvieh, im Allgäu als Schumpen bezeichnet,<br />
grundsätzlich namenlos. Zu den beliebten Namen bei<br />
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Alpsommer<br />
&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2013</strong>