Alpsommer&Viehscheid 2013
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Vor einigen Jahren war es noch schwieriger, die<br />
»Ur-Einheimischen« am Ort zu mehr Offenheit<br />
gegenüber den Gästen zu bewegen. Inwiefern hat<br />
sich das geändert?<br />
Ich empfinde die Oberstdorfer nicht als gastunfreundlich,<br />
absolut nicht. Wir haben jetzt gerade aktuell eine<br />
Imageanalyse mit dem Mittelstands-Institut (an der<br />
Fachhochschule Kempten, Anm. d. Red.) durchgeführt.<br />
Die Gäste haben hierbei eine Bewertung von<br />
80 Prozent für Gastfreundschaft in Oberstdorf gegeben.<br />
Der Oberstdorfer ist eben authentisch und identifiziert<br />
sich mit seinem Ort. Aber das ist ja auch der<br />
Grund, warum die Gäste kommen. Sie schätzen genau<br />
die Art, wie man in Oberstdorf »so ist«. Aber Freundlichkeit<br />
und Serviceorientierung sind das A und O.<br />
Wie würden Sie die Tourismus-Strategie für das<br />
Oberstdorf des 21. Jahrhunderts beschreiben?<br />
Es gibt in Oberstdorf zwei Schwerpunkte, das Wintererlebnis<br />
und die Wandervielfalt. Wir wollen uns künftig<br />
als Vier-Jahreszeiten-Urlaubsort präsentieren mit<br />
den Schwerpunkten »Bewegung«, »Erlebnis«, »Gesundheit«<br />
und »Dorf«. Hier wird in nächster Zeit ein<br />
Umbruch stattfinden – bisher waren wir ja hauptsächlich<br />
auf Ski Alpin und Wandern konzentriert. Nun<br />
wollen wir uns etwas breiter aufstellen und vor allem<br />
den Gast bei seiner Leidenschaft »abholen«. Warum<br />
kommt er nach Oberstdorf? Er will sich bewegen, er<br />
will etwas erleben, er will etwas für seine Gesundheit<br />
tun und er möchte das »Dorf-Flair« genießen.<br />
Was macht die Gemeinde zum authentischen<br />
Allgäuer Ort?<br />
verbracht werden. Die Leute wollen aber auch »die<br />
Welt sehen«.<br />
Wo steht der Ort derzeit im gesamtdeutschen Vergleich?<br />
Oberstdorf ist mit 2,4 Millionen mit Abstand die größte<br />
Destination im Allgäu, was die Übernachtungen angeht.<br />
Im Landkreis Oberallgäu erzielen wir ein Drittel<br />
aller Übernachtungen, in Bayern sind wir der größte<br />
Urlaubsort. Bad Füssing erzielt als einziger Ort mehr<br />
Übernachtungen in Bayern, wird aber von mir aufgrund<br />
seiner Schwerpunktsetzung als Kurort nicht als<br />
klassischer Urlaubsort definiert. Außerdem ist Oberstdorf<br />
als einzelner Ort (Regionen und Verbünde ausgenommen)<br />
mit Abstand die größte alpine Des tination<br />
Deutschlands. Und schließlich stehen wir unter<br />
den »Top 5« der Urlaubsorte Deutschlands – wobei<br />
es hier wiederum um einzelne Orte, nicht um Regionen<br />
geht.<br />
w<br />
Die Tradition spielt eine wichtige<br />
Rolle: Heidi Thaumiller bei der<br />
Übergabe des »Schtuimändle«<br />
(Steinmännchens), das die<br />
Meilensteine der touristischen<br />
Entwicklung von 1872 bis 2012<br />
symbolisiert, an das Heimat -<br />
museum Oberstdorf und den<br />
1. Vorsitzenden des Museums -<br />
vereins, Albert Vogler<br />
Authentizität ist für mich gelebte Tradition. Das haben<br />
wir in Oberstdorf. Wir haben eine gute Zusammenarbeit<br />
mit den hiesigen Vereinen, die ja die Tradition<br />
wahren und leben. Da wäre zum Beispiel der Trachtenverein<br />
in Oberstdorf oder unser jährliches Klausentreiben<br />
als gelebtes Brauchtum am Ort. Wir haben<br />
eine großartige Musikkapelle, die von den Gästen sehr<br />
geschätzt wird, und auch die Heimatabende sind sehr<br />
beliebt, weil sie eben noch »echt« sind.<br />
Wie unterscheidet sich das Publikum, das heute hier<br />
Urlaub macht, von dem früherer Jahre?<br />
Der gesamte Reisemarkt hat sich inzwischen geöffnet<br />
– früher ist niemand nach Tadschikistan oder nach<br />
Costa Rica gefahren, damals hat die Familie noch<br />
hauptsächlich im eigenen Land Urlaub gemacht. Als<br />
ich ein Kind war, hatten wir Gäste, die im Sommer<br />
drei Wochen und im Winter zwei Wochen nach<br />
Oberstdorf gekommen sind. Das gibt es jetzt so kaum<br />
mehr. Wir haben aber auch Gäste, die fünf bis sechs<br />
Wochen im Jahr kommen, und das immer wieder.<br />
Grundsätzlich geht die Aufenthaltsdauer aber generell<br />
zurück, nicht nur hier. Der Trend geht hin zu mehreren<br />
kürzeren Reisen, die auch gerne im eigenen Land<br />
Alpsommer<br />
&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2013</strong><br />
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